Gruselkabinett - 120 & 121 - Der Unsichtbare

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    • Gruselkabinett - 120 & 121 - Der Unsichtbare



      Gruselkabinett - 120 & 121 - Der Unsichtbare

      Zum Inhalt:
      Im Winter 1896 taucht in dem kleinen englischen Dorf Iping ein geheimnisvoller Mann mit bandagiertem Kopf auf. Dieser bezieht ein Zimmer im Gasthof, und die Dorfbewohner staunen nicht schlecht über sein ungewöhnliches Gepäck, welches lediglich die Ausrüstung für ein Labor enthält. Da er sehr zurückgezogen lebt und nur abends sein Zimmer verlässt, wird er schnell zum Gesprächsthema.
      Man munkelt allerlei, aber niemand weiß, was es wirklich mit dem unheimlichen Fremden auf sich hat. Nachdem der Pfarrer bestohlen wird, fällt der Verdacht natürlich sofort auf den "Neuen" im Dorf.
      Doch als ihn seine misstrauische Wirtin zur Rede stellt, verschwindet der Mann auf unerklärliche Weise...

      Zur Produktion:
      Mit der Vertonung von Herbert Goerge Wells'(21.09.1866-13.08.1946) "The invisible Man", so der englische Originaltitel, eröffnet das Label Titania-Medien seine kleine Reihe von Audio-Adaptionen des berühmten britischen Autors. Der Roman ist 1897, ursprünglich als Fortsetzungesgeschichte, in dem britischen Magazin "Pearson's Weekly" erschienen und wurde noch im selben Jahr auch als Buch veröffentlicht. Obwohl es mittlerweile bereits unzählige Verfilmungen gibt, die erste stammt aus dem Jahr 1933, ist dieses Buch erst 2001 für das amerikanische Radio vertont worden, eine deutsche Hörspielfassung gab es bisher nicht. Das hat sich nun, dank Titania-Medien, geändert. Um der literarischen Vorlage gerecht zu werden, haben die Produzenten beschlossen, die Handlung auf zwei Folgen zu verteilen. Das macht einerseits Sinn, da der Roman gut 240 Seiten umfasst und zeugt andererseits von der Achtung, die Marc Gruppe und Stephan Bosenius gegenüber Wells' Buch empfinden. Übrigens mag sich so mancher, der die Geschichte im Internet gelesen hat (zu finden unter gutenberg.org/files/5230/5230-h/5230-h.htm) darüber gewundert haben, daß Wells seinen Roman mit "A grotesque Romance" untertitelte. Schliesslich gibt es weder im Buch noch hier im Hörspiel eine, wie auch immer geartete, Liebesgeschichte. Diese "Verwirrung" entsteht durch den im Laufe der Jahre veränderten Sprachgebrauch des Wortes "Romance", welches zum Ende des 19 Jahrhunderts noch mit "Abenteuer" gleichgesetzt wurde. Anders als bei seinen übrigen Werken, wie beispielsweise "Die Zeitmaschine" oder "Krieg der Welten", die aus der "Ich-Perspektive" erzählt werden, nutzt Wells hier den Blickpunkt einer dritten Person. Diesem Umstand trägt auch Skriptautor Marc Gruppe mit der Inklusion eines "Erzählers" Rechung. Das bedeutet jedoch nicht, daß das Hörspiel deshalb besonders "erzähllastig" ist - im Gegenteil! Gruppe setzt den Erzähler so sparsam wie möglich ein. Nachdem ich das Ganze gehört habe, komme ich allerdings zu dem Schluß, das man diesen eigentlich ganz hätte weglassen können. Wells "brauchte" die Erzähler-Perspektive, um Ereignisse, die gleichzeitig stattfinden, zu schildern. Da Marc Gruppe die Handlung aber chronologisch ablaufen lässt, ist dieser Part redundant, denn die Passagen hätten auch als innerer Monolog bzw. Gedanken inszeniert werden können.
      Trotz der üppig bemessenen Laufzeit von insgesamt ca. 128 Minuten, sah sich der Skriptautor gezwungen, Kürzungen vorzunehmen. Diese betreffen aber vor allem den Erzählanteil, also die Textstellen, in denen die Umgebung beschrieben oder berichtet wird, was andernorts geschieht, und fallen deshalb nicht weiter ins Gewicht. Um die Handlung möglichst Hörspiel-gerecht zu gestalten, hat Gruppe diverse Teile, wie beispielsweise Griffins Bericht über die Ereignisse in seiner Wohnung, in Spielszenen umgewandelt. Da es sich hier ja eigentlich um einen SF-Roman handelt, der innerhalb einer "Gruselreihe" erscheint, ist es schon ein wenig verwunderlich, daß man sich entschlossen hat, ausgerechnet die Stellen herauszunehmen, in denen ein schauriges Gefühl aufkommen könnte.
      So fehlt nicht nur der brutale Mord an Wicksteed, auch das Ende wurde völlig verändert und entschärft. Zwar kommt Griffin auch hier recht bestialisch zu Tode, aber sein Ende im Buch, bei dem er erschlagen wird wie ein toller Hund, fällt ungleich grausamer aus. Apropos Hund. Gruppes Idee, den Hund "Timmy" zu nennen, ist eine nette Homage an eine bekannte Jugendserie. Ich bedaure zutiefst, daß Gruppe sich hier nicht dichter an den Grundtext gehalten und den Schluß dermaßen verkürzt hat. Zumal dies aus rein technischer Sicht gar nicht notwendig gewesen wäre, denn es ist noch genug Platz auf der CD frei. Auf diese Weise wurde die Chance vertan, auch den Grusel- und Horrofreunden gerechtzuwerden. So ist das Ergebnis zwar immer noch eine aufregende Geschichte, die zumindest ich gern bis zum Schluß verfolgt habe, aber es bleibt das Gefühl, daß da noch etliches mehr drin gewesen wäre.
      Eine solche Geschichte akustisch umzusetzen, ist schon eine echte Herausforderung, schließlich kann man nicht mit Bildern arbeiten, um Gegenstände wie von Geisterhand zu bewegen oder ähnliches. Der Erzähleranteil sollte auch nicht zu groß sein, da der Hörer ansonsten zu sehr aus der Handlung gerissen wird. Ich finde, die beiden Produzenten und Regisseure Stephan Bosenius und Marc Gruppe haben diese Aufgabe souverän gemeistert. So erklingt beispielsweise Griffins Stimme von unterschiedlichen Seiten, um seine Bewegung innerhalb des Raumes zu verdeutlichen. Geräusche von Gegenständen, welche auf die Protagonisten zufliegen, werden unvermittelt eingespielt. Überhaupt lässt die Soundkulisse keine Wünsche offen. Zu Beginn des Hörspiels sind sämtliche Szenen durchgehend mit einem pfeifenden Wind unterlegt, um den Hörer daran zu erinnern, daß gerade Winter herrscht, während die letzten Sequenzen mit einem leichten Nieselregen untermalt werden, da die Geschichte bis in den Frühling fortdauert. Natürlich wird jede Szene auch noch mit weiteren Tönen zum Leben erweckt. Neben quietschenden und knarrenden Türen, blubbernden Tinkturen, krächzenden Möwen und Vogelgezwitscher, darf natürlich auch das "Maskottchen" des Labels, das rufende Käuzchen, nicht fehlen. Besonders bemerkenswert finde ich die Tatsache, daß selbst auf so kleine Geräusche, wie das Klappern des Bestecks geachtet worden ist. Lediglich die Schussgeräusche wirken nicht so gelungen, sondern klingen zu "flach". Die musikalische Begleitung ist dem dramatischen Geschehen angepasst, daher wirken alle Melodien düster und bewegend. Vor allem das letzte Stück mit dem Choral ist in Anbetracht der vorangegangenen Ereignisse mehr als ergreifend. Selbstverständlich kommen auch diverse Effekt zum Einsatz, von denen mich einer ausnehmend beeindruckt hat. Als die Protagonisten vor die Tür treten, "öffnet" sich ein ganzes Soundspektrum, und man erlebt sofort das Gefühl von Weite.

      Zu den Sprechern:
      Die etwas älter klingende Stimme von Sascha von Zambelly(Erzähler) passt seht gut auf den Part, und seine Betonung ist punktgenau, allerdings war mir sein Vortrag insgesamt ein wenig zu emotionslos. Schon mit seinem ersten Auftritt gelingt es Hauptdarsteller Simon Böer(Griffin), umgehend das Bild eines getriebenen, ehrgeizigen Mannes zu entwerfen. Während er anfangs das Geschehen allein durch Schroffheiten dominiert, die man noch entschuldigen könnte, ist es sein Verhalten nach der Enttarnung, das dem Hörer Schauer über den Rücken jagt. Völlig ungerührt berichtet er vom Tod des Vaters, an dem er Schuld hatte, und seine Skrupellosigkeit wird nur noch von seiner Verachtung gegenüber der Menschheit übertroffen. Böer gelingt eine ungeheuer intensive Darstellung des stetigen geistigen Verfalls, und dieser Leistung ist es zu verdanken, daß sein letzter Amoklauf, der starke Assoziationen mit Jack Nicholson in "Shining" auslöst, nicht ins Lächerliche abgleitet. Marianne Mosa(Janny Hall) ist klasse als geldgierige Wirtin, die das Verhalten ihres neuen Mieters zunächst irritiert und dann pikiert, und auch Matthias Lühn(George Hall) als leicht genervter Ehemann und jovialer Wirt, kann restlos überzeugen. Großes Kompliment auch an Philine Peters-Arnolds(Millie), die es allein mit ihrer Stimmlage schafft, ihrer Rolle als Schankkraft einen geistig eingeschränkten Horizont zu verleihen. Claus Thull-Emden(Teddy Henfrey) glänzt in seinem Part des hilfsbereiten, durch Griffins grobe Art hörbar aufgebrachten Uhrmachers, und das gilt auch für Lutz Riedel(Dr. Cuss), der den intelligenten Dorfarzt spielt, der als Erster die drohende Gefahr erkennt. Ebenfalls mit viel Spielfreude dabei, sind Horst Naumann(Vicar Bunting) und Eva-Maria Werth(Mrs. Bunting) als Pastorenehepaar. Naumann ist die Verkörperung des Klischees vom beruhigenden, immer gesetzten Landgeistlichen und Werth die der ängstlich flüsternden Gattin. Lutz Reichert(Constable Jaffers) leiht seine Stime dem völlig überforderten, beinahe hysterischen Polizeibeamten, während Louis Friedemann Thiele(Matrose) den freundlichen und sympathischen jungen Seemann spricht. Bodo Primus(Thomas Marvel) als angetrunkener, gegenüber Griffin unterwürfiger Landstreicher, ist eine ebenso passende Besetzung, wie Michael-Che Koch(Dr. Kemp) als junger Gelehrter, der seine Hilfe erst dann einstellt, als er erkennt, was für ein wahnsinniges Monster sein ehemaliger Studienkollege geworden ist. Rainer Gerlach(Wirt) besticht mit seinem Portrait des gemütlichen, aber couragierten Kneipiers und Daniela Reidies(Sally) mit ihrer Darstellung der freundlichen, ein wenig verwunderten Haushälterin. Zum Schmunzeln gebracht hat mich die zwischen Keifen und Jammern alterniernden Art und Weise, wie Sabina Trooger(Nachbarin) die ältere Katzenliebhaberin spricht, da ich mich unwillkürlich an die verrückte "Katzenlady" aus den "Simpsons" erinnert fühlte. In weiteren Nebenrollen treten noch Hans Bayer(Hauswirt) als konsternierter, verärgerter Vermieter und Rolf Berg(Oberst Adye) als entschlossener Offizier auf.

      Fazit:
      Unterm Strich eine zufriedenstellende Inszenierung, die allerdings weit harmloser ausfällt, als es der Roman erlaubt hätte.

      Das Hörspiel Gruselkabinett - 120 & 121 - Der Unsichtbare
      gibt es bei
      Amazon.de
      oder bei
      POP.de


      OTR-Fan
    • Danke für die Rezi.
      Ich werde die Folge im Laufe der Woche hören.
      Habe gesehen, dass es einen Rezensenten bei Amazon gibt, der fordert, das Hörspiel bei PETA zu melden, weil man schon auf dem Cover sieht, dass eine Katze für die Versuche des Unsichtbaren benutzt wird.
      Bin ja nun wirklich auch Katzenfreundin, aber das halte ich für leicht übertrieben!
      Man darf doch nicht vergessen, wann die Vorlage entstanden ist - und diese Szene gibt es nun mal darin!
      Schließlich ist das Ganze eine SciFi-Geschichte, kein Aufruf zur Tierquälerei oder eine Verherrlichung selbiger! :augenroll: :thumbdown:
      Spoiler anzeigen
      Außerdem macht die Katze danach - als erste unsichtbare ihrer Art - sicher besonders erfogreich Jagd auf Mäuse, denn sie überlebt ja.
    • Agatha schrieb:

      Bin ja nun wirklich auch Katzenfreundin, aber das halte ich für leicht übertrieben!
      Übertrieben? Sorry, das ist einfach nur krank.
      Ich geh´ mal schnell das Sammlerstück kaufen, wenn bald die geänderten Cover in den Handel kommen. :hirni:

      Und selbst wenn man das! Cover eigens für das Hörspiel entworfen hätte, Leute. Macht euch doch nicht in die Hose (allgemein gesprochen). Muss dann alles und jedes heutzutage eine Nische haben?
    • Agatha schrieb:

      Habe gesehen, dass es einen Rezensenten bei Amazon gibt, der fordert, das Hörspiel bei PETA zu melden, weil man schon auf dem Cover sieht, dass eine Katze für die Versuche des Unsichtbaren herhalten muss.

      Sicher doch. Und ich gehe morgen zur Polizei und zeige den Typen an, der Bambis Mutter erschossen hat. Die Sache muss nämlich auch endlich einmal aufgeklärt werden. ;)

      Manche Leute haben wirklich den Schuss nicht gehört... :wirr2:
    • Ich kenne der Roman zum Hörspiel nicht, und dass ich einen der Filme gesehen habe, ist auch schon etwas her...wusste also nicht mehr wirklich, was da inhaltlich auf mich zukommt.
      Hm...ja...was soll ich sagen...
      Es wurde wahrscheinlich aus der Vorlage herausgeholt, was herauszuholen war, denn man hatte immerhin 2 CDs Zeit dazu, und MoAs schreibt ja auch in seiner Rezi, das Skript orientiere sich, vom Ende abgesehen, stark an ihr.
      Aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich bei dieser Serie schon mal einen Protagonisten unsympathischer und abstoßender fand, als den größenwahnsinnigen, gefühlskalten Griffin!
      Man wünscht ihm ja geradezu das Schlechteste, leidet nicht mit ihm, sondern eher mit denen, die seinen Weg kreuzen!
      Mir hat das Hörspiel entsprechend inhaltlich keinen Spaß gemacht, aber das lag ganz einfach daran, dass es so (enttäuschend) anders war, als ich vermutet hätte. Mein Problem. :schulter: ;)
      Die Produktion an sich ist wie üblich perfekt. Gut ausgesuchte Sprecher, passende Sounds und Melodien, alles stimmig.
      Aber "Die Insel des Dr Moreau" bleibt ganz klar mein Favorit unter den beiden Neuerscheinungen!
    • Ich habe mir noch kein endgültiges Urteil gebildet, aber auf den ersten Hör fand ich CD 1 jedenfalls besser als CD 2, obwohl da handlungsmäßig nicht viel passiert (und sogar für Gruselkabinett-Verhältnisse wahnsinnig viel angestoßen und getrunken wird :morebeer: ). Trotzdem fand ich die Konzentration auf (weitgehend) einen Handlungsort und dieser unglaublich dichte Soundteppich extrem spannungsfördernd. Irgendwie hatte alles auch etwas "Schweres" an sich, was ebenfalls zur gelungenen Atmosphäre beitrug. Auf der zweiten CD allerdings wurde mir persönlich zu viel erklärt, und vor allem Dinge, die man sich sowieso schon denken konnte. Das finde ich in doch schon recht vielen Produktionen der Reihe generell eine Schwäche. So wird meiner Meinung nach viel Zeit verschwendet, was dann nicht selten ein viel zu kurzes Finale zur Folge hat.
      All work and no play makes tuace a dull boy.
    • Das ging mir ähnlich. :zustimm: Die 1. CD hat mir auch besser gefallen als die Zweite. Das lag aber auch daran, daß die Geschichte bis dahin fast 100 % mit dem Buch übereinstimmt. Bei CD 2 hat sich Titania für meine Geschmack dann doch etwas zu sehr von der ursprünglichen Handlung gelöst, aber das steht ja auch in meiner Rezi. :biggrin:


      OTR-Fan
    • MonsterAsyl schrieb:

      Bei CD 2 hat sich Titania für meine Geschmack dann doch etwas zu sehr von der ursprünglichen Handlung gelöst, aber das steht ja auch in meiner Rezi.
      Genau. Ich kenne halt die Vorlage nicht, aber hatte es während des Hörens auch schon vermutet. Gruppe ist halt kein Wells... :nein:



      Bei dieser oben erwähnten Amazon-Kritik handelt es sich meiner Meinung nach doch eher um einen Scherz. Nicht, dass ich nicht glaube, es gäbe solche Menschen nicht, die sowas ernsthaft schreiben würden, aber so, wie das formuliert ist... Ich finde das aber ebenfalls so oder so ziemlich daneben, das ist natürlich klar. :schulter:
      All work and no play makes tuace a dull boy.
    • Also ich habe mich bei der 1. CD tierisch gelangweilt. Da passiert ja fast gar nichts, ausser das der Unsichtbare in einer Tour unverschämt und aggressiv auftritt. Erstaunlich wie Meinungen so auseinader driften können. 8o
      In meinen Augen ist die Handlung irgendwie so.... belanglos.
    • Ahtan schrieb:

      Da passiert ja fast gar nichts, ausser das der Unsichtbare in einer Tour unverschämt und aggressiv auftritt.
      Das hast Du schon ganz gut zusammen gefasst. :zustimm: So unterschiedlich sind unsere Meinungen gar nicht. Allerdings fand ich es eben nicht langweilig, sondern habe es als gute Einführung des Charakters empfunden. Agatha hat ja auch schon geschrieben, daß Sie Griffin von Anfang an nicht leiden kann. =) Bei mir ist das anders. Ich sehe ihn als einen von seiner Vision Besessenen, dessen Genie eben an Wahnsinn grenzt und genau das wird er ja dann auch.


      OTR-Fan
    • Ich habe mir dieses Hoerspiel nun auch angehoert und ich finde das Hoerspiel eher maessig. Nicht schlecht (dafuer ist das Gruselkabinett handwerklich und sprechertechnisch einfach zu gut), aber insgesamt lahmt die Geschichte doch einiges. Den Anfang fand ich noch ganz gut, nachdem der Unsichtbare einzieht und die Personen dort immer neugieriger werden. Das ist spannend, da man selber mehr erfaehrt. Aber dann zieht sich das ganze recht lang und es wird kein richtiges Drama erzeugt.

      Und zum Schluss hat ein Satz das gesamte Hoerspiel ein paar Stufen runtergezogen:

      Spoiler anzeigen
      Als dann gesagt wird: "Dann errichte ich eine Schreckensherrschaft" war das Hoerspiel noch ein paar Stufen nach unten gefallen. So etwas plattes trifft man leider immer wieder in Hoerspielen, Filmen und Buechern. Aber kein Mensch einschliesslich aller Diktatoren und Schlaechter, haben jemals von sich selber als Schreckensherrscher gesehen. Wenn in Geschichten der "Boese" sich selber als Boeser Schreckensherrscher bezeichnet ist das Unsinn. Das kann man auch viel besser machen. Z.B. Kapitaen Nemo hat auch viele Menschen getoetet aber er hat sich selber nicht als Boesewicht gesehen, sondern als Opfer, das gerechte Rache nimmt. Das ist eine komplexe und wuerdige Darstellung eines "Boesewichtes" wenn man sie als solche bezeichnen will. Aber dass hier bei dem Unsichtbaren am Ende der Plan erklaert wird, dass man eine Schreckensherrschaft errichten will, da habe ich nur mit dem Kopf geschuettelt. Ich weiss nicht, ob das von Wells kommt und nur von Titania so uebernommen wurde (was ich annehme) oder ob Titania das so geschrieben hat, aber das zieht die gesamt Komplexitaet der Geschichte runter und zieht es ins banale (gut-boese Schema, welches ich als realitaetsfremd einstufe).


      Ich weiss nicht, ob ich vielleicht mit Wells Hoerspielen generell nichts anfangen kann oder ob dieses eher an der traegen Inszienierung liegt. Ich denke, dass man dieses Hoespiel locker und besser auf eine CD komprimieren haette koennen. Da war viel zu viel Laenge ohne Tiefe. Ich habe nichts gegen Laenge, wenn das mit inhaltlicher Tiefe und komplexem Drama gemischt ist. Aber hier ging mal nur lang aber nicht tief.

      Ich frage mich, ob das Gruselkabinett mal wieder an die Hoehepunkte anschliessen kann. Die letzten Folgen fand ich nicht so doll. Vielleicht gehen die guten Vorlagen aus? Und ich denke, dass nur ganz wenige Geschichten von der Laenge von zwei CDs profitieren. Ich plediere auf kurz und knackig. Die meisten Gruselkabinett Klassiker sind alle auf einer CD herausgekommen.

      Insgesamt: Nicht schlecht, aber auch nichts dolles. Fuer das Geld kann man leicht ein besseres Hoerspiel bekommen.