Hörspiele sollen stets politisch korrekt inszeniert werden? - Viel Spaß beim hinterherjagen eines Phantoms.

Bodyshaming bei den drei ??? !

Aber du hast schon recht, Deo. Klar hat jeder der drei Stärken und Schwächen, aber als Mädchen fand ich definitiv Peter oder Bob anziehender als den "dicken Just". In der Schule hatten es die dicken Kinder ja nun auch meistens schwerer (haha) und sie waren - bei uns zumindest - nicht die ersten oder zweiten, die Freundinnen "abbekommen haben". Da nützt auch der Intellekt nichts, ich glaube, den finden Kinder ohnehin nicht so anziehend. Ich weiß auch nicht, ob der dicke gehänselte Musterschüler sich tröstend sagt: Hey, ich werde zwar fies verspottet und man wirft gerade mein Handy ins Klo, aber Mann, ich bin wenigstens clever und werde mal ein erfolgreicher Akademiker/Manager/...also alles halb so wild. Insofern wirklich mal eine Überlegung wert, ob diese Dicken-Sprüche sein müssen.

Mir ist das nicht negativ aufgefallen. Für mich waren das freundschaftliche Neckereien. So wie Peter mit seiner Angst geneckt wurde. Außerdem war Justus für mich immer der Beweis, dass es auf die Figur nicht ankommt. Man kann super Freunde haben und Abenteuer erleben, egal wie man aussieht.

Und auch Justus bekam eine Freundin, und auch die hatte mit seiner Figur kein Problem.

Ich glaube dies ist eher ein Running Joke, die jeder (Fremd-)Autor dazu nutzt, um ein familiäres Element in die Geschichte einzuweben.

So, als würde Suko in der Serie John Sinclair jeden zweiten Roman seine Peitsche schwingen, obwohl ein Kinnhaken auch helfen würde. Daraus leitet der Hörer / Leser im Hirn ab, dass er gerade eine Sinclair-Geschichte vor sich hat, die sich so liest als wäre sie von Herrn Rellergerd verfasst, obwohl jemand anderes dahinter steckt.

Ich liebe dich ob deiner stets freundlich-liebevollen Art und deiner diplomatischen Redegewandtheit, lieber Freund, Haupterbe, Lieblingsneffe....!

Justus seinerseits teilt übrigens auch ziemlich political incorrect aus, man denke nur an seine abfälligen Kommentare über Vegetarier - als hätte man's mit einer Geisteskrankheit zu tun

Und Anarchisten oder gar - Gott bewahre - KOMMUNISTEN....sind eh PACK!

Oh, Mann! Jetzt machen wir DDF endlich politisch korrekt?
Und als nächstes dann TKKG, denn da liegt ja noch viel mehr im Argen, wie wir alle wissen.
Also, irgendwann isses aber auch mal gut!
Ich habe als Kind/Teenager NIE darüber nachgedacht, dass Just ja ein fetter Klops ist und deshalb als Freund indiskutabel wäre, und ich wüsste auch sonst niemanden aus meinem Freundeskreis, der damals über die Neckereien in der Serie oder den Büchern gelacht hätte.
Just ist einfach ein durch und durch ungewöhnlicher Junge, eigentlich kaum mit normalen Maßstäben messbar, da intelligenzmäßig weit über dem Durchschnitt, photographisches Gedächtnis, riesen Ego (trotz seiner Körperfülle ) - und er kann ja seine Pfunde bzw. sein Aussehen sogar dazu verwenden, als vermeintlicher Neffe von Alfred Hitchcock in dessen Büro vorgelassen zu werden, was für die Fragezeichen den eigentlichen Beginn ihrer Karriere bedeutet.
Er ist eine Art "kleiner" Hitchcock und von Robert Arthur wohl keinesfalls als Zielscheibe für fiese Spötteleien konzipiert!
Dass auch er einen "Makel" hat und gerne isst, macht ihn doch viel eher noch sympathisch!
Peter, der ständig die "Schisser"-Rolle übernehmen muss und von dem in den ersten Büchern regelrecht gesagt wird, Denkleistungen seien ja nicht seine Stärke, aber dafür habe er Kraft und sei sportlich , könnte dann genauso beleidigt sein.
Wenn schon, denn schon, dann dürfte in Medien für Kinder keiner mehr wegen irgendetwas von seinen Freunden aufgezogen werden, denn das ist dann ja immer eine Form von Bashing und kann das Selbstvertrauen zerstören.
Tja, so isses aber halt leider im wirklichen Leben nicht, denn wir sind nicht auf dem Ponyhof , auch da müssen Kinder, jedes wegen anderer Probleme, lernen, sich gegenüber ihrer Umwelt durchzusetzen und trotzdem zu erkennen: "Ich bin etwas wert!"
Und ich habe bei Peter und Bob NIE den Eindruck gehabt, dass sie direkt über ihren cleveren Kumpel lachen, man witzelt gegenseitig miteinander, wie es alle Kinder/ Jugendlichen tun, auch wenn sie befreundet sind.
Ohne sich glreich deshalb "auf die Fresse" zu hauen!
Einzige Ausnahme (für mich): "Der heimliche Hehler", da sind Peter und Bob schon ziemlich fies, als Just im Aufzugschacht steckenbleibt.
Aber ich denke, das ist irgendwo ein Ausgleich dafür, dass ihr Chef sie sonst so oft antreibt und es immer nach seinem Kopf gehen muss.
Gut, im Falle von Skinny Norris sind seine "Fettsack"-Sprüche schon so abfällig gemeint, wie sie klingen, aber gerade er ist ja auch die Figur, die sich Kinder eigentlich NICHT als Vorbild nehmen sollen und die am Ende regelmäßig durch Justs Überlegenheit einen drauf kriegt. Ausgleichende Gerechtigkeit.
Außerdem: In den neueren Folgen spielt Justs Gewicht doch kaum noch eine Rolle, wann wird denn darauf überhaupt noch groß eingegangen?
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass heutzutage auch nur noch ein einziges Kind denkt: 'Hey, DDF sind meine großen Vorbilder, und wenn da sogar Peter und Bob ihren besten Kumpel wegen seiner Wampe hänseln dürfen, dann gehe ich jetzt gleich mal hin und mache den dicken Leon aus meiner Klasse fertig!'
Soviel Einfluss traue ich der Serie beim allerbesten Willen nicht (mehr) zu.

Was heißt denn Aufregung? Es ist ein Gedanke bzw. eine Meinung - den/die ich nicht abwegig finde - und es wird darüber geredet. Das hier ist ein Hörspiel-Forum - passt.

Ich sehe hier auch keine grenzüberschreitende political/social uncorrectness.
Und dies wird im Besonderen durch einen Vergleich mit den alten TKKG-Folgen deutlich:

Justus ist der Anführer der ??? und superklug und sehr selbstbewusst.
Es macht ihn menschlich und sympathisch, eine Schwäche (zB für Kirschkuchen) zu haben.
Ähnlich ist es ja beim großen und sportlichen Peter, der eben "Schisser Shaw" ist, und sich seine Verfolgten meist nicht "schnappt".
Gerade, dass es bei Bob keinen "running gag" über eine solche Schwäche gibt, zeigt,
dass man bei ihm nicht solchen auffälligen Stärken entgegenwirken muss.
Dass es sich bei Justus Dicksein und Peters Angst auch tatsächlich nur um Humor handelt,
kann man daran erkennen, dass ihnen das nie wirklich zum Nachteil gereicht. Peter überwindet seine Angst letztlich meistens,
und Justus hat dennoch genauso eine Freundin, wird mal als Model engagiert und kann sehr gut schwimmen.

Schauen wir zum Vergleich auf die alten TKKG-Folgen:
Tarzan ist groß, gutaussehend, schlank, sehr sportlich und auch noch klug und löst die Fälle im Grunde allein.
Er hat überhaupt keine Schwächen, niemand macht sich über ihn lustig.
Karl und Gabi hingegen werden meist belächelt und als Nerd und Mädchen nicht ernst genommen,
und Klößchen ist wie eine Antithese zu Tarzan: klein, nervig, dick, unsportlich und doof.
Er ist ständig das Ziel von Spott und hat keine Stärke, die er dem entgegensetzen kann.
Hier haben wir wirklich ein schlechtes Vorbild für Kinder & Jugendliche.
Genauso wie darin, dass das einzige Mädchen am Ende ständig gerettet werden muss
wie eine "damsel in distress" aus Pulp Magazinen der USA aus den 40ern.
Und die Verbrecher der frühen Folgen werden oft sehr bewusst und klar als "böse Ausländer" beschrieben,
wobei schon bei den Verdächtigungen der Schluss klar wird: Er sieht aus wie ein Italiener, also hat er bestimmt was zu verbergen.

Nun könnte man auch an ausländische Verbrecher bei den ??? erinnern, doch da liegt der Fall anders:
Ersten gab es im Californien der 70er deutlich mehr Ausländer als in Deutschland der 80er,
sodass es viel wahrschleinlicher war, mal einem Asiaten zu begegnen und nur "gerecht", dass die auch mal die Verbrecher waren,
zumal es in der selben Geschichte dann aber immer auch die "guten Asiaten" gab,
und niemals Ausländer = Verbrecher impliziert wurde.

Ich möchte hier also die ??? ausdrücklich in Sachen political/social correctness verteidigen, selbst in den alten Folgen,
sei es nun in Sachen Bodyshaming oder Rassismus.

Vor geraumer Zeit hatte ich im Hörspieltalk mal einen Wunsch nach einem O-Ton-Hörspiel gepostet, der eigentlich auch als Diskussionsbeitrag zu diesem Thema passt. Ich zitiere mich mal selbst:

"INJUSTUS - DER FALL DES ERSTEN DETEKTIVS

Gerade aufgrund der spezialgelagerten Fallhöhe des ersten Detektivs: wer liebt sie heimlich eigentlich nicht, die ungerechten Beleidigungen und Schmähungen, die Justus Jonas in der Hörspielserie Die drei ??? regelmäßig von seinen ihm unterlegenen Gegenspielern erdulden muss, weil diese einfach nicht in der Lage sind, seiner Wissensfülle und Intelligenz etwas anderes entgegenzusetzen, als gemeine Anspielungen auf seine Körperfülle oder vermeintliche Altklugheit? Der Autor hat für diese O-Ton-Collage sämtliche Folgen der EUROPA-Reihe nocheinmal auf Verbaliniurien gegen den "neunmalklugen" "Fettfrosch" abgehört und diese sowie Justus Jonas' Reaktionen darauf zu einem Hörspiel verdichtet, das einen Jungen zeigt, der unbeirrt seinen Weg zu gehen scheint und dennoch ist es am Ende kaum zu glauben, dass das sich stetig steigernde Sperrfeuer verbaler Gewalt, dem er hier ausgesetzt ist, nicht doch letztendlich zu seinem Untergang führen muss... so ist das aus unzähligen O-Ton-Schnipseln montierte Hörspiel, auch wenn es sich ganz und gar nicht danach anhört, am Ende doch zu einem einzigartigen Plädoyer für Toleranz geraten!

Natürlich von... EUROPA!"

Gibt vielleicht schon Hinweise auf meine Haltung zu dem Thema... ist tatsächlich nicht als Witz gemeint, das Hörspiel würde ich tatsächlich gern mal von einem Hörspielkünstler verwirklicht sehen...

@Milena_S volle Zustimmung zu Deinem letzten Satz, vor allem wenn man DDF im Kontext seiner Entstehungszeit betrachtet;-)

Die in meinen Augen eher harmlosen und neckischen "Dickenwitze" unter Freunden bei den ??? fand ich nie schlimm,
schon gar nicht im Vergleich zu den (mir) extremst unsympathischen Geschichten um TKKG, die ich schon als Kind komplett daneben fand.

Geschieht ein Verbrechen war es fast immer ein "Ausländer", zumindest wird ein solcher sofort verdächtigt.
Mädchen können eh nix ausser blond sein und sich in Gefahr bringen,
jeder der nicht optisch der Norm entspricht (Punks, "Rocker"...) ist eh asozial, und Gewalt ist immer eine gute Lösung.

Dass sich dieser Dreck so gut verkauft hat war mir schon immer ein Rätsel, dagegen sind die ??? wahre heilige.

Übrigens: Dünne sind nur zu blöd zum essen.

Die Neckereien unter Freunden sind bei DDF in jedem Fall harmlos gegenüber den Beleidigungen, die Just immer wieder auch von seinen Gegenspielern Hören muss... das sind mE zwei paar Schuhe

1. Mobbing ist ein reales Problem. Wenn man mal in der eigenen Familie gesehen hat, wie es ist, wenn beispielsweise eine Schulklasse den eigenen Sohn mobben, dann fühlt man sich hilflos. Nichtsdestotrotz kann man das im wahrsten Sinne des Wortes bekämpfen und somit beenden.

2. Romanfiguren sind nicht real; sie können also nicht wirklich gemobbt werden. Dennoch muss man verhindern, dass Verhaltensmuster in Romanen, speziell Jugendreihen als Blaupause für Mobbing in der Realität dienen können.

3. Betrachten wir speziell die ???. Robert Arthur hat diese entwickelt und dabei explizit eine Gruppe von drei Jungen konzipiert- keine Mädchen sind integriert (wie z.B. bei den Fünf Freunden). Der erste Akteur, der in den Romanvorlagen erwähnt wird, ist Robert "Bob" Andrews. An Journalismus interessiert ist der Detektiv verantwortlich für Recherche und Archiv ein jüngeres Pendant von Robert Arthur, der ja selbst lange als Journalist tätig war, sofern ich mich nicht irre.
Zwei Plätze waren im Team noch frei. Bob sollte bewusst - obwohl abenteuerlustig und wissbegierig - nicht der Anführer sein. Diese Rolle bekam Justus Jonas. Dessen Charaktereigenschaften bzw. Merkmale sind aber nicht nur "fett" und "schlau", sondern
a) beharrlich b) schlau c) pummelig und vor allem in den ersten Romanen d) schauspielerisch bewandert.
Justus Leibesfülle bremst ihn an der Stelle aus, dass er eben - im Gegensatz zu TKKG - nicht der Alleinunterhalter ist. Das Necken seiner Freunde ist auch ein Zeichen von Respekt, aber mit dem Wunsch dem ersten Detektiv etwas Bodenhaftung zu verleihen. Dass Skinny Norris eine schärfere Zunge bzw. markantere Worte hat, ist seiner Rolle als Erzfeind geschuldet: Justus geht aber in diesen Dialogen meist als Sieger hervor, weiß sich also zu behaupten und ist keinesfalls das Opfer. Das gilt selbstredend auch für die anderen Bösewichte. Dass spätere Autoren es hin und wieder mit Diätplänen und Sprüchen übertrieben, steht auf einem anderen Blatt: Jedes der drei ??? ist wichtig und in den Augen der Leser sind die drei Detektive eher Helden, aber niemals wehrlose Opfer. Ein Mobbing findet daher aus meiner Sicht bei den ??? nicht statt; dass Sprüche hin und wieder daneben gehen, ist bedauerlich, aber kein Thema für "political correctness".