Schön, dass sich hier alle einig in ihrer Begeisterung über den Abschluss dieser Serie zu sein scheinen. Leider kann ich mich nicht in diesen allgemeinen Tenor einreihen. Das Beste, was ich über diese Folge sagen kann, ist, dass sie nicht so offensichtlich misslungen war wie die Vorgänger-Folge. Aber das war's dann auch schon mit meinem Lob, so leid es mir tut.
Ein weiteres Mal stört mich ganz massiv das Wie.
Die einzelnen Plotpunkte, zu denen die Handlung führt, sind okay. Sie überraschen zu einem großen Teil zwar nicht, aber sie gehen völlig in Ordnung.
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Das Ende um Bran als König war sogar sehr überraschend. Aber auch hier sage ich: geht völlig in Ordnung.
Aber WIE das umgesetzt wurde, ist nun wirklich zum Haareraufen.
Das ging ja nun wirklich in Richtung schlechter Soap. Keine Mühen darauf verwandt, die einzelnen Wandlungen und Wendungen adäquat herzuleiten. Alles holterdipolter und überstürzt - und eben auch oft mit der Brechstange. Lausig. Jedenfalls in meinen Augen.
Ich weiß da auch wirklich nicht, wo ich anfangen soll: dabei, dass Daenerys kaum ihre neue Rolle als Siegerin mal darstellen darf, da wird sie dann schon niedergemetztelt. Oder dabei, dass Jon noch immer keine Einsicht zeigt, nicht angesichts der vielen unschuldigen Toten, auch nicht angesichts des bevorstehenden Todes Tyrions oder der Aussicht auf den eigenen, aber dann plötzlich der radikale Schwenk, als es um seine Schwestern geht (tolles Wertesystem übrigens, das da offenbart wird). Oder dabei, dass seine Herkunft, die uns zwei Staffeln lang als wesentlich für die Handlung in Aussicht gestellt wurde, in der letzten Folge keine Erwähnung mehr fand und völlig wurscht war - und Jon stattdessen an eine Mauer geschickt wird, die überhaupt keinen Sinn mehr hat, so dass seine ganze Entwicklung der letzten Staffeln mal eben über den Haufen geworfen wurde. Oder dabei, dass Grauer Wurm mit seiner militärischen Übermacht zunächst auch weiter als Vollstrecker von Daenerys' Willen auftritt, dann aber die Macht aus heiterem Himmel und ohne Probleme weitergibt an all die Menschen, die zum Ende hin in Gegnerschaft zu seiner Königin standen. Oder dabei, dass die hohen Lords und Ladys es einfach so zulassen, dass sich Sansa mit dem Norden vom Reich lossagt, auf der anderen Seite aber ihren Bruder als König über Westeros akzeptieren - das alles wird in drei Minuten bekakelt und von jemandem vorgeschlagen, der vorgeführt wurde, um bestraft zu werden. Oder dabei, dass Tyrion zur Hand des neuen Königs wurde - und das auch noch als "Strafe" benannt wird, um ihn so ein Stück weit von seinen plotinternen Verfehlungen der letzten zwei Staffeln zu rehabilitieren - jedoch ist diese Figur spätestens durch die letzten Folgen völlig verbrannt und ganz sicher kein guter Anwärter für den Posten des zweitwichtigsten Amtes im Reich; oder dabei, dass dann kurz nach der neuen Holterdipolter-Königsfindung schon launig im Rat zusammengetreten wird und gescherzt und geulkt - mit Bronn im Kleinen Rat, der dort ja nun mal überhaupt nichts zu suchen hat - ein reiner Dienst am Fan, um ihm die Möglichkeit zu geben noch einmal in der Handlung aufzutreten: Bronn ist und war moralisch immer eine völlig nichtige Gestalt, wendehälsisch,. rein auf den eigenen Vorteil bedacht, ausgestattet mit der Mentalitität eines Raubmörders - selbst wenn ein Lannister immer seine Schulden begleicht: eine Notwendigkeit, ihn in den Rat zu berufen, hätte es sicher nicht gegeben - und ich zweifle auch jeden optimistischen Blick in eine Zukunft an, an deren Gestaltung er federführend beteiligt ist; oder, um ein Letztes zu nennen, dabei, dass Brans Wandlung zum König plotintern völlig blödsinnig vorbereitet wurde: Es war schon immer unverständlich, warum man Bran seinen dreiäugigen Raben als emotionslosen Quasi-Zombie hat spielen lassen, mit der Wendung am Ende wird es jedoch völlig widersinnig, denn wenn man vorgehabt hätte, ihn als die Chance für das zerstörte Reich in Position zu bringen, dann hätte es Sinn gemacht, ihm auch Geist und Seele zu geben und nicht wie ein ferngesteuertes Robotermännchen durch die Gegend stieren zu lassen; der erste dreiäugige Rabe war ja schließlich auch nicht gefühlskalt, sondern ganz normal.
Nein, nein, das war alles nichts, was die Ausgestaltung anging. Wie gesagt: DASS es darauf hinauslief, war okay. Aber WIE das durch Skript und Schaupieler umgesetzt wurde:
Für George R. R. Martin die beste Voraussetzung: Bei einem glorreichen Finale hätte es keine Notwendigkeit mehr gegeben, seine Bücher zu lesen. Pünktlich zum Finale der TV-Show hat er aber nun schon verlautbaren lassen, dass sein Ende sicherlich sehr seitenstark ausfallen wird, viele Handlungsstränge relevnat sein werden, die in der TV-Serie gar nicht auftauchen und es auch Abweichungen geben wird.
Insofern werden sicherlich alle enttäuschten Fans die Bücher herbeisehnen, um für dieses lausige Ende mit dem echten, wahren, durchdachten Ende entschädigt zu werden. Ich jedenfalls werde diese Bücher sicherlich lesen, wenn sie irgendwann erscheinen. Und vielleicht verfilmt die dann ja jemand - wer weiß? Nicht als offiziell neues Ende der Serie, sondern als "Variante". Das Potential böte sich sicher. Und fetter Gewinn stände in Aussicht. Warum also nicht?
Und bevor jetzt hier die wilden Diskussionen wieder losgehen: Ich finde es völlig okay, wenn man das alles völlig anders sieht. Und wir können auch gern darüber in Austausch treten. Aber ich fände es nett, wenn man darauf verzichtete, direkt oder indirekt diejenigen, die es anders sehen, zu diskreditieren, indem man ihnen versucht klarzumachen, warum sie zu doof, zu unkundig, zu naiv, zu unfähig sind, es richtig (also im eigenen Sinne) zu sehen, sondern einfach der abweichenden Meinung die eigene Meinung gegenüberstellte.
Das Herabwürdigen abweichender Meinungen ist nämlich weder sympathisch noch ist es der Atmosphäre förderlich.
Hier übrigens noch ein paar Gedanken zum Finale, die in vielen (nicht in allen) Punkten meine Sicht ganz gut darstellen:
Denis Scheck: "Das ist, wie wenn Shakespeare der englischen BBC erlaubt hätte, einen Schlussakt für Hamlet zu schreiben."
Die 17 fatalen Probleme des "Game of Thrones"-Finales
28 offene Fragen, die "Game of Thrones" wohl nie mehr beantworten wird
"Starke Bilder, schwache Handlung – unlogisch, vorhersehbar, leidenschaftslos."
Damit ist für mich eigentlich alles gesagt.
Schön für Euch, wenn Ihr es anders seht.
Ein weiteres Mal stört mich ganz massiv das Wie.
Die einzelnen Plotpunkte, zu denen die Handlung führt, sind okay. Sie überraschen zu einem großen Teil zwar nicht, aber sie gehen völlig in Ordnung.
Das Ende um Bran als König war sogar sehr überraschend. Aber auch hier sage ich: geht völlig in Ordnung.
Aber WIE das umgesetzt wurde, ist nun wirklich zum Haareraufen.
Das ging ja nun wirklich in Richtung schlechter Soap. Keine Mühen darauf verwandt, die einzelnen Wandlungen und Wendungen adäquat herzuleiten. Alles holterdipolter und überstürzt - und eben auch oft mit der Brechstange. Lausig. Jedenfalls in meinen Augen.
Ich weiß da auch wirklich nicht, wo ich anfangen soll: dabei, dass Daenerys kaum ihre neue Rolle als Siegerin mal darstellen darf, da wird sie dann schon niedergemetztelt. Oder dabei, dass Jon noch immer keine Einsicht zeigt, nicht angesichts der vielen unschuldigen Toten, auch nicht angesichts des bevorstehenden Todes Tyrions oder der Aussicht auf den eigenen, aber dann plötzlich der radikale Schwenk, als es um seine Schwestern geht (tolles Wertesystem übrigens, das da offenbart wird). Oder dabei, dass seine Herkunft, die uns zwei Staffeln lang als wesentlich für die Handlung in Aussicht gestellt wurde, in der letzten Folge keine Erwähnung mehr fand und völlig wurscht war - und Jon stattdessen an eine Mauer geschickt wird, die überhaupt keinen Sinn mehr hat, so dass seine ganze Entwicklung der letzten Staffeln mal eben über den Haufen geworfen wurde. Oder dabei, dass Grauer Wurm mit seiner militärischen Übermacht zunächst auch weiter als Vollstrecker von Daenerys' Willen auftritt, dann aber die Macht aus heiterem Himmel und ohne Probleme weitergibt an all die Menschen, die zum Ende hin in Gegnerschaft zu seiner Königin standen. Oder dabei, dass die hohen Lords und Ladys es einfach so zulassen, dass sich Sansa mit dem Norden vom Reich lossagt, auf der anderen Seite aber ihren Bruder als König über Westeros akzeptieren - das alles wird in drei Minuten bekakelt und von jemandem vorgeschlagen, der vorgeführt wurde, um bestraft zu werden. Oder dabei, dass Tyrion zur Hand des neuen Königs wurde - und das auch noch als "Strafe" benannt wird, um ihn so ein Stück weit von seinen plotinternen Verfehlungen der letzten zwei Staffeln zu rehabilitieren - jedoch ist diese Figur spätestens durch die letzten Folgen völlig verbrannt und ganz sicher kein guter Anwärter für den Posten des zweitwichtigsten Amtes im Reich; oder dabei, dass dann kurz nach der neuen Holterdipolter-Königsfindung schon launig im Rat zusammengetreten wird und gescherzt und geulkt - mit Bronn im Kleinen Rat, der dort ja nun mal überhaupt nichts zu suchen hat - ein reiner Dienst am Fan, um ihm die Möglichkeit zu geben noch einmal in der Handlung aufzutreten: Bronn ist und war moralisch immer eine völlig nichtige Gestalt, wendehälsisch,. rein auf den eigenen Vorteil bedacht, ausgestattet mit der Mentalitität eines Raubmörders - selbst wenn ein Lannister immer seine Schulden begleicht: eine Notwendigkeit, ihn in den Rat zu berufen, hätte es sicher nicht gegeben - und ich zweifle auch jeden optimistischen Blick in eine Zukunft an, an deren Gestaltung er federführend beteiligt ist; oder, um ein Letztes zu nennen, dabei, dass Brans Wandlung zum König plotintern völlig blödsinnig vorbereitet wurde: Es war schon immer unverständlich, warum man Bran seinen dreiäugigen Raben als emotionslosen Quasi-Zombie hat spielen lassen, mit der Wendung am Ende wird es jedoch völlig widersinnig, denn wenn man vorgehabt hätte, ihn als die Chance für das zerstörte Reich in Position zu bringen, dann hätte es Sinn gemacht, ihm auch Geist und Seele zu geben und nicht wie ein ferngesteuertes Robotermännchen durch die Gegend stieren zu lassen; der erste dreiäugige Rabe war ja schließlich auch nicht gefühlskalt, sondern ganz normal.
Nein, nein, das war alles nichts, was die Ausgestaltung anging. Wie gesagt: DASS es darauf hinauslief, war okay. Aber WIE das durch Skript und Schaupieler umgesetzt wurde:
Für George R. R. Martin die beste Voraussetzung: Bei einem glorreichen Finale hätte es keine Notwendigkeit mehr gegeben, seine Bücher zu lesen. Pünktlich zum Finale der TV-Show hat er aber nun schon verlautbaren lassen, dass sein Ende sicherlich sehr seitenstark ausfallen wird, viele Handlungsstränge relevnat sein werden, die in der TV-Serie gar nicht auftauchen und es auch Abweichungen geben wird.
Insofern werden sicherlich alle enttäuschten Fans die Bücher herbeisehnen, um für dieses lausige Ende mit dem echten, wahren, durchdachten Ende entschädigt zu werden. Ich jedenfalls werde diese Bücher sicherlich lesen, wenn sie irgendwann erscheinen. Und vielleicht verfilmt die dann ja jemand - wer weiß? Nicht als offiziell neues Ende der Serie, sondern als "Variante". Das Potential böte sich sicher. Und fetter Gewinn stände in Aussicht. Warum also nicht?
Und bevor jetzt hier die wilden Diskussionen wieder losgehen: Ich finde es völlig okay, wenn man das alles völlig anders sieht. Und wir können auch gern darüber in Austausch treten. Aber ich fände es nett, wenn man darauf verzichtete, direkt oder indirekt diejenigen, die es anders sehen, zu diskreditieren, indem man ihnen versucht klarzumachen, warum sie zu doof, zu unkundig, zu naiv, zu unfähig sind, es richtig (also im eigenen Sinne) zu sehen, sondern einfach der abweichenden Meinung die eigene Meinung gegenüberstellte.
Das Herabwürdigen abweichender Meinungen ist nämlich weder sympathisch noch ist es der Atmosphäre förderlich.
Hier übrigens noch ein paar Gedanken zum Finale, die in vielen (nicht in allen) Punkten meine Sicht ganz gut darstellen:
Denis Scheck: "Das ist, wie wenn Shakespeare der englischen BBC erlaubt hätte, einen Schlussakt für Hamlet zu schreiben."
Die 17 fatalen Probleme des "Game of Thrones"-Finales
28 offene Fragen, die "Game of Thrones" wohl nie mehr beantworten wird
"Starke Bilder, schwache Handlung – unlogisch, vorhersehbar, leidenschaftslos."
Damit ist für mich eigentlich alles gesagt.
Schön für Euch, wenn Ihr es anders seht.