Artikel: Waren TKKG wirklich rechts?

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    • Und überhaupt ist vieles in den TKKG Geschichten von damals eine auch heutige Situation in der Gesellschaft.

      Als Deutschland nach dem Krieg die Italiener ins Land geholt hat, hat man diese in ehemaligen KZ-Schuppen untergebracht. Und mittels Mundpropaganda sagten viele Mütter ihren Töchtern, dass diese Männer Verführer und Mädchenschänder wären.

      TKKG und rassistisch? Ich kann da was anderes erzählen:

      Meine Frau ist Ausländerin.
      Vor geraumer Zeit in der Bäckerei war meine Frau die vierte in der Kundenschlange. Jede Kundin wurde von der Verkäuferin herzlich begrüßt und mit einem lächeln verabschiedet.
      Als meine Frau an der Reihe war, grüßte meine Frau, aber als Rückantwort kam nüchtern "Ja? Was soll es sein?".

      Als sie dann mit dem Einkauf fertig war sagte meine Frau "Wiedersehen!". Und die Verkäuferin schaute ihr ohne eine Miene zu verändern kurz nach. Und begrüßte mit einem Lächeln die nächste Kundin.

      Ich kann vieles berichten. Wenn ich als Deutscher mit dabei bin und als Ehegatte / Freund erkennbar bin ist alles gut. Wenn ich mich mit ein paar Metern Distanz von meiner Frau weg bewege (absichtlich), solltet ihr mal die abscheulichen und bei Männern widerwärtig-lustvollen Blicke sehen.
      Obwohl meine Frau normale Figur und Aussehen hat (also kein Püppchen ist), gibt es sooo viele klischeehafte Menschen hier in Deutschland, dass die Charakterzeichnungen in TKKG noch immer der Realität entsprechen.

      Hoerspielecho.de - Reden wir darüber.
    • Mir scheint es, dass hier ein wenig aneinander vorbei "geredet" wird. Ich muss sagen, ich bin da in weiten Teilen bei @Horace Pinker .

      Es geht ja nicht darum, in TKKG den Versuch zu sehen, die deutsche Jugend ideologisch zu unterwandern. Sondern es geht darum, zu hinterfragen, ob aus der Art und Weise der Darstellung, in der Ausgestaltung und Verwendung von Stereotypen Rückschlüsse zu ziehen sind. Der Verweis auf die AfD ist natürlich Provokation pur. Aber es geht im Grunde darum, ob ein reaktionäres Weltbild (zunächst einmal beim Autoren) vorherrscht und dies Einzug hält in die Geschichten. Und ich finde durchaus, dass es da einige Hinweise darauf gibt. Manches empfinde ich auch als stark grenzwertig, gerade in Bezug auf Kinder, die noch nicht das Vermögen haben, Elemente von Geschichten zu abstrahieren, Zuspitzungen und Stereotype als solche zu erkennen. In diese pflanzt man durch die stete Wiederholung gewisser Scharzweiß-Zeichnungen und Klischees vielleicht eine ebensolche Sicht. Ob man dies nun beabsichtigt oder nicht. Und wenn es tatsächlich stimmen sollte, was im von Horace Pinker verlinkten Artikel steht, dass nämlich Wendungen wie Endlösung der Taubenfrage benutzt wurden, egal von welcher Figur, dann finde auch ich das mehr als haarsträubend - und da sage mir dann niemand, daraus lasse sich nicht eine gewisse reaktionäre Haltung herauslesen. Wir sprechen hier immerhin von einer Buch- und Hörspielreihe, die sich an Kinder richtet. Und das von einem Fließbandschreiber. Und nicht von jemanden, der in einem ausgereiften und wohlkomponierten literarischen Werk verschiedene Geisteshaltungen darstellt.

      Und sorry!, ich weiß ja nicht, wo Ihr aufgewachsen seid, aber ich, sozialisiert in urbanem Umfeld nahe einer Millionenstadt, kann nicht bestätigen, dass die Haltung, die aus den genannten Punkten spricht, exemplarisch gewesen ist für die Geisteshaltung bei Erscheinen der Serie. Das mag für die Zeit vor den 68'ern zutreffen, als noch der 50'er-Jahre-Muff vorherrschte, aber in den späten Siebzigern und in den Achtzigern war es durchaus nicht mehr üblich, sogenannte "Negerwitze" zu reißen oder soziale Randgruppen verächtlich zu machen. Das habe ich ganz entschieden anders erlebt! Da war auch bereits klar, dass schon das Wort allein rassistisch geprägt ist, ganz gleich welchen Ursprungs es ist, denn es kommt ja nicht allein auf die Herkunft und die Bedeutung im Wortsinne an, sondern genauso um die Verwendung und insofern eben auch um den Bedeutungswandel, den ein Begriff im Laufe der Zeit erfährt. Das kann man doch nicht einfach außer acht lassen.

      Jetzt einfach zu sagen: So hat man das damals nun mal gemacht; war die Zeit; sind Klischees - das greift mir zu kurz. Denn es gibt solche Klischees und solche. Und der Autor sagt, ob er nun will oder nicht, etwas über sich aus in der Art und Weise, ob er und wie er Klischees benutzt. Richtig, Klischees kommen in der Literatur für die Jüngsten fast immer vor. Aber nicht immer offenbart sich ein so rückständiges Menschenbild aus dem, was da geboten. Natürlich muss man das nicht beachten. Man kann auch versuchen, jenseits dessen die Geschichte zu sehen - und es gibt einige, die in meiner Erinnerung einen gewissen Charme hatten -, aber es fällt doch im Ganzen deutlich auf, dass die Gruppe sehr hierarchisch strukturiert ist, dass es einen Überflieger gibt, der den Ton angibt, dem die anderen, die Schwächeren, die sich hinter ihm versammeln, zu folgen haben. Und das Mädchen hat hübsch und schwach und beschützenswert zu sein. Und fast nichts mehr. Es fällt auch mir wirklich schwer, dies nur als simple, zufällig beiläufige Figurenzeichnung zu sehen. Gerade im Kontext zu der Negativzeichnung "randständiger" Figuren sehe ich da mehr drin als nur eine Spielart, die der damaligen Zeit verhaftet ist. Nein, das war schon damals reaktionär. Und vielleicht war Wolf da einfach ein Produkt seiner eigenen Sozialisation. Ob ihm das nun bewusst war oder nicht, ob dies von ihm gesteuert war oder sich unbewusst vollzog, sei mal dahingestellt.

      Dass die Serie grundsätzlich sehr zugespitzt und klischeebeladen daherkommt, ist sicher richtig. Das allein mag noch nicht besonders kritikwürdig sein, sofern diese Klischees sich nicht gesellschaftlich oder historisch problematischer Stereotype bedient. Und was das angeht, sollte gerade bei Literatur und Hörspielen, die sich an Kindern richten, besondere Sorgfalt aufgewandt werden, denn Kinder verarbeiten die meisten Eindrücke unbewusst und somit auch unreflektiert. Da darf kritisch hinterfragt werden. Da muss dies sogar geschehen. Das ist nicht verwerflich. Und schon gar nicht Müll. Die Art, wie dies geschieht, muss sich dann aber auch kritisch hinterfragen lassen. Und das ist ja durchaus auch hier gestattet.

      Dass es anders geht, sieht man ja an diversen anderen Kinder- und Jugendserien. Und selbst da könnte man ja kritisch hinterfragen. Bei den drei Fragezeichen wurde, zum Beispiel, sofern ich das richtig erinnere, auch mal angemerkt, es handle sich dabei um eine sehr "weiße" Serie. Afroamerikaner spielten so gut wie keine Rolle. Auch Mexikaner und andere Einwanderer seien kaum präsent. Das mag man durchaus auch kritisch sehen. Oder wenigstens hinterfragen, warum das so ist. Aber wenigstens gibt es bei dieser Serie keine breit ausgewalzten und stet wiederholten Negativ-Klischees, außer vielleicht Vegetariern gegenüber - und das würde ich nun tatsächlich dem zeitlichen Kontext zuschieben ( :D ).
      Gerade was die Tätertypen angeht, sind Die drei Fragezeichen sehr breit gefächert. Da ist schon in den Anfängen alles dabei: vom listigen Hugenay über den im Grunde gutmütigen Mr. Shelby bis hin zum gewissenlosen Mr. Hammond ist eigentlich alles vertreten. Und mit Tante Mathilda ist zwar eine eher traditionell angelegte Frauenfigur im Fokus der Geschichten, aber eine, die die Hosen anhat und weit mehr ist als nur ein Heimchen am Herd. Von Allie Jameson als krasser Gegensatz zu Gaby Glockner mal ganz zu schweigen - und Allie ist immerhin deutlich älter als Tarzans schwächliches Anhängsel. Also ich finde, da liegen ganz einfach Welten dazwischen. Und diese Welten dürften sich aus den jeweiligen Autoren selbst ergeben.

      Ob man da jetzt mit dem ganz großen Nazi-Hammer draufhauen muss, würde ich auch nach wie vor hinterfragen.
      Aber ich denke schon, dass man genügend Hinweise findet, der Serie, zumindest in den Anfängen, ein reaktionär geprägtes Menschenbild zu attestieren.

      Deswegen muss man diese Serie nicht aus dem Verkehr ziehen. Aber ich würde mir schon gut überlegen, ob ich die meinen Sohn so ohne weiteres hören lassen würde. Ich glaube, eher nicht. Anders als zB Die drei Fragezeichen, die er heute schon mit Begeisterung hört - und zwar die alten Klassiker wie die neueren Kids-Folgen.

      Edit:
      @Audioromane
      Das ist bitter, aber gerade deshalb sollte man umsichtig sein bei der Verwendung von Klischees und Stereotypen. Um sie eben nicht auch noch in den Köpfen der Kleinsten zu zementieren. Finde ich.
    • hardenberg schrieb:

      So hat man das damals nun mal gemacht; war die Zeit; sind Klischees
      Das ist jetzt aber eine sehr kurze Interpretation der Postings, die "so" im Grunde niemand geschrieben hat :D Für meinen persönlichen Geschmack wird hier von Seiten des Artikel-Schreibers zu viel hinein interpretiert und bewusst in eine bestimmte Richtung manipulierend gelenkt. Von daher kann ich dessen Einschätzung als betroffener Hörer, sowohl als Kind als auch als Erwachsener, nicht teilen. Selbstverständlich kann man jedes und alles in eine gewisse Richtung interpretieren. Man kann es aber auch einfach als Kinder- und Jugendhörspiel ansehen und es nicht bis in die "Einzelteile" sezieren um damit eine These, die man aufgestellt hat, auf Teufel komm raus zu bestätigt zu wissen.
    • Klar, war eine Verkürzung, die aber durchaus den Kern dessen trifft, was teilweise ausgesagt wurde. Jedenfalls habe ich es so verstanden.

      Und ich bin ja durchaus bei Dir, wenn Du sagst, TKKG ist mehr als nur das. Das ist sicher richtig. Aber diese Serie trägt eben auch das in sich - und zwar nicht irgendwie am Rand, sondern in der Serienprämisse.

      Dass die Autorin handwerklich nicht überzeugt, finde ich auch. Sie greift einzelne Zitate heraus, um mit der Brechstange zu argumentieren. Sie geht dabei nicht sehr sorgfältig und handwerklich nicht sauber vor - und dennoch bleibt bei dem, was sie vorbringt, Bedenkenswertes übrig. Und ich verweise auch gern nochmal auf den Link, den @Horace Pinker gepostet hat. Der widmet sich derselben Thematik.

      Aber davon ab: Natürlich kann man die Geschichten auch einfach so hören, ohne diesen Rahmen näher zu betrachten oder gar zu deuten. Aber auch wenn ich mich nicht damit befasse, ist er ja da. Und kann gesehen werden. :zwinker:

      Sagen wir so: Ich hätte gern noch einmal eine Analyse von jemandem, der handwerklich sauberer vorgeht.
    • Ich fand auch schon in den frühen 80ern, als (zuerst) die Bücher populär wurden, die Geschichten gestapelt voll Klischees. Ich meine, das fing ja schon bei den vier Hauptpersonen an, die stereotyp bis zum Anschlag waren: sportlich/fett/geekig/süß. Sich darüber jetzt PC-mäßig so aufzuregen finde ich übertrieben. Es erfordert ja auch keinen Mut, das zu tun.

      Ob sich möglicherweise das Weltbild von Stefan Wolf darin wiederfand oder ob das einfach der Maxime entsprach, dass eine einfach gestrickte Geschichte mit Klischees sich schneller erzählen und abschließen lässt, sei mal dahingestellt. Das Ergebnis war aber für mich immer schon, dass mir das Ganze sehr schnell langweilig wurde und ich mit der Hörspielserie nicht einmal angefangen habe -- ich habe es bei den in den Tramp-Büchern veröffentlichten Stories belassen.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Einiges lässt sich nicht wegdiskutieren. Ich finde das allerdings auch nicht schlimm, denn es wurde ja schon geschrieben, dass Hörspiele eben auch ein Spiegel der Gesellschaft bzw. ein Spiegel der Zeit sind. Diese hat sich gewandelt und ich bin der festen Überzeugung, dass wenn heute eine derartige Serie gemacht werden würde einer der Akteure einen Migrationshintergrund hätte, einer wäre homosexuell, einer käme aus einer eher ärmlichen Familie und das Mädchen wäre emanzipiert und mit Sicherheit nicht ausgerechnet blond und blauäugig.
    • Hardenberg schrieb:

      Und sorry!, ich weiß ja nicht, wo Ihr aufgewachsen seid, aber ich, sozialisiert in urbanem Umfeld nahe einer Millionenstadt, kann nicht bestätigen, dass die Haltung, die aus den genannten Punkten spricht, exemplarisch gewesen ist für die Geisteshaltung bei Erscheinen der Serie. Das mag für die Zeit vor den 68'ern zutreffen, als noch der 50'er-Jahre-Muff vorherrschte, aber in den späten Siebzigern und in den Achtzigern war es durchaus nicht mehr üblich, sogenannte "Negerwitze" zu reißen oder soziale Randgruppen verächtlich zu machen. Das habe ich ganz entschieden anders erlebt!

      Kurz Off-Topic: Ich bin da anscheinend in einer sehr konservativen, dörflichen Gegend aufgewachsen. Ich beneide dich ganz ehrlich um deine Kindheit.

      Noch in den 80ern gab es bei uns in der Gegend (was mir sehr leid tat) Witze über Neger, aber auch Behinderte, Frauen und -ich sag mal spaßeshalber- Ostfriesen. Und unter dem Jahr (nicht nur an Fasching / Karneval) hießen die Knallfrösche in der roten Schachtel nicht Knallteufel, oder sowas, sondern "Judenfürze".
      Ich kann mich auch erinnern, dass eine Schaumzucker-Firma noch "Mohrenköpfe" auf der Schachtel erwähnte. Und manch ein Erwachsener bot mir als Kind auch gerne mal einen Negerkuss an. Was ein "Mohr" und ein "Neger" war, das wollte ich gar nicht so wissen.
      Im Kindergarten Mitte der 70er lernten wir auch noch das Lied der "10 kleine Negerlein", die alle nacheinander starben.

      Gott möge mir verzeihen diverse Worte gerade geschrieben zu haben, aber es geht nicht anders um die präsante Situation zu verdeutlichen.

      Ich will nur damit ausdrücken, dass zu Zeiten von TKKG (Ende 70er bis Mitte 80er) solche Bezeichnungen durch Erwachsene auf Kinder abgefärbt sind. Kinder erfinden nämlich keine vulgären, Frauenfeindliche, oder rassistische Witze. Das haben wir damals von den Erwachsenen abgehört, wenn die sich irgendwo auf der Kirchweih unterhielten. Da waren damals sicherlich so alte Soldaten dabei, die extrem rechts waren.
      Nur, naiv wie man als Kind war, hat man es halt unüberlegt nachgeplappert und weiter erzählt. Ganz klar war Stefan Wolf und auch andere Autoren mit so einem Gedankengut behaftet. Das war so hart es klingt in manchen Regionen Deutschlands im Sprachgebrauch drin. Und Wolf hat dies in Textform nieder geschrieben. Sicherlich nicht mit der Absicht übles damit anzurichten, sondern aus rein dramaturgischer Sicht, um (wie im Märchen) Gut und Böse zu definieren. Auch wenn in der Wirklichkeit und Gegenwart sehr häufig Gut = böse ist und Böse = gut!

      Zum Glück hatte ich als Kind in meiner Umgebung nie Kontakt mit Farbigen, Behinderten, oder Ostfriesen. Sonst hätte ich diese dummen Redewendungen und Gedankenklischees auch noch unüberlegt weiter geplappert.

      Und zum Glück hat es nicht abgefärbt: Ich wurde befreit von diesem Gedankengut und habe letzte Woche das erste mal seit Anfang der 80er wieder EUROPAs "Onkel Toms Hütte" gehört. Da zuckte ich aber gewaltig zusammen wie oft dort die Anrede mit "N----" zu hören ist.
      Hätte man damals auch abmildern sollen, um Kindern dieses Wort nicht zu lehren. Aber wurde wahrscheinlich der Dramaturgie wegen und der Überlieferung wegen ins Dialogbuch des Hörspiels übernommen.

      Hoerspielecho.de - Reden wir darüber.
    • Oha, ja das klingt wirklich nach einer ganz anderen Welt. Das war bei uns in der Stadt tatsächlich anders. (Auch wenn es solche Tendenzen sicher auch gegeben haben mag; sie waren jedoch nicht salonfähig.)

      Aber ich weiß von meiner Frau, die aus einem Dorf "weit ab vom Schuss" kommt, dass sich da solche und andere überholte oder altertümliche Dinge auch lange hielten. Ich glaube, da sitzen heute noch Männlein und Weiblein getrennt in der Kirche. :arg4:

      Zum berühmt-berüchtigten "Negerkuss" nochmal: dieser Ausdruck war mir natürlich auch geläufig, aber ich habe mir als Kind über den Sinn nie auch nur eine Sekunde Gedanken gemacht. Das war für mich ein Name wie Tempo oder Fanta. Dass da noch mehr dahinter steckt, ist mir erst sehr spät klar geworden. Vorher gab es da für mich nie einen Bezug zu Menschen und ihrer Hautfarbe.
      Mein Sohn wächst heute wie selbstverständlich mit Schokoküssen auf, und ich habe nicht den Eindruck, dass das den Appetit mindert. =)

      Interessante Frage, inwieweit solche Dinge vielleicht unbewusst bei Vielschreiber Wolf miteinflossen. Er ist ja in den 30'ern geboren, also mitten in die Nazizeit hinein, und war wie Tarzan und Klößchen in einem Internat, von dem man nachlesen kann, dass dort bereits ab 1951 wieder ein Rektor das Regiment führte, der wohl zuvor strammer Nazi gewesen war. Keine Ahnung, wie sehr das Umfeld Wolf in dieser Zeit fürs Leben prägte und wie seine persönliche Anschauung davon beeinträchtigt bzw. bestimmt wurde.
    • @Horace Pinker: Man kann die Klischees und die damit in Verbindung stehenden Vorurteile zu Recht kritisieren. Mir hat dieses Merkmal ähnlich wie @Fader schon nicht so gut gefallen, weshalb ich auch nicht regelmäßig gehört und gekauft habe, sondern nur "hie und da". Aber der Artikel ist populistisch und klaubt sich nur die negativen Dingen raus. Mir fehlt die Sachlichkeit und der Wunsch Positiva und Negativa gegenüber zu stellen. Somit ist er für mich einseitig und wird bewusst in eine Richtung interpretiert. Dies würde ich einen manipulierenden Journalismus bezeichnen. Schade, dass man sich dafür Hörspiele ausgesucht hat. Wie auch schon eingangs gesagt, hat für mich Politik in und bei einem Hörspiel keinen Platz.
    • Naja, aber wenn das nicht wirklich ein auffallend herausstechendes Merkmal dieser Serie (gewesen) wäre, hätten diese mindestens 2 Autoren das nicht unabhängig voneinander so thematisiert (und mir isses ja auch aufgefallen).
      Es sei denn natürlich, man unterstellt konspirative Geschäftsschädigung als Motiv =)
    • Wie geschrieben, man kann die Klischees thematisieren und kritisieren. Aber dann sollte man sich auch die Mühe machen pro und Contra aufzuzählen, denn das Bild, das durch den Artikel “gezeichnet“ wird, ist sehr einseitig. Auf die Courage für die Schwächeren da zu sein, das soziale Engagment, Menschen, jedweden Geschlechts und Herkunft in Notlagen zu helfen, die grosse Bedeutung von Freundschaft, wird überhaupt nicht eingegangen. Weil dieses einfach den “Tenor des Artikels“ hinterfragen würde. Die Autorin möchte ja krampfhaft versuchen eine Verbindung zu einer politischen Richtung herzustellen. Diese Serie liefert einfach mehr Botschaften als jene die in dem Artikel aufgezählt werden. Und eine politische Botschaft, im Sinne von Tim, Karl, Klöschen und Gabi hätten AfD gewählt sehe ich in dieser Serie definitiv nicht!
    • Auf E-S gab es die Burner & Luschen. Und ich wage mich zu erinnern, dass TKKG sehr viele Luschen beigesteuert hatte. Den einzigen bzw. ersten (ich weiß nicht, ob noch weitere folgten) Burner #3 "Das leere Grab im Moor" hatte ich einst beschrieben. Bei den Luschen ging es oftmals um fehlende Logik, mangelnde Dramaturgie, aber auch um Gewaltverherrlichung - von Peter/Tarzan/Tim) angewendet - bzw. Vorurteilen gegenüber "Spaghettifresser", "Penner" etc. Dieser Kritikpunkt ist somit nicht neu. Da es aber auch Beispiele für Fremdenfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft etc. gab, würde ich es nicht pauschal überbewerten wollen.

      Natürlich darf man eine Fremdenfeindlichkeit nicht mit der "damaligen Zeit" entschudligen. Die Funk Füchse waren damals schon sehr viel weiter (z.B. "Kemals letzte Chance" oder "Der Unglücksrabe aus Fernost"). Von daher empfehle ich meinen Kindern nicht TKKG, sondern die ???, Funk Füchse und andere Serien. Bei TKKG gibt es aus meiner Sicht leider einfach zuviel Mist.
    • Ich habe mit TKKG-Hörspielen erst als Erwachsene Bekanntschaft gemacht, als Teenager kannte ich nur die TV-Serie, die ich mir mal ansah, mal nicht. :schulter:
      Aber das ist ja hier nicht die Frage.
      Dass die Geschichten voller Klischees und die Hauptcharaktere totale Stereotype sind, hat nicht erst diese bento-Autorin festgestellt :gaehn: , das Thema war schon häufiger Gegenstand irgendwelcher Artikel/Diskussionen im Netz.
      Sie gräbt in ihren Beispielen natürlich auch genau nach dem, was zu ihren Thesen passt, denn es gibt, wie Belphanior schreibt, auch gegenteilige Szenen.
      Aber ich will hier ganz bestimmt keine Lanze für diese Serie brechen und würde sie auch meinen Kindern nicht empfehlen, denn, und das hat ja Hardenberg bereits erwähnt, sie hören sehr viel unreflektierter als wir, saugen noch auf "wie die Schwämme", und ich würde nicht wollen, dass sie vieles von dem, was die Stories an Verhalten und Gedankengut wiedergeben, als normal und richtig ansehen.
    • Gerade lese ich mal wieder mit Vergnügen in diesem Thread, und nun juckt es mich in den Fingern, nochmal ein paar Sätze dazu zu schreiben.

      Für mich bleibt hier am problematischsten, dass die Hörspiele und Bücher sich an Kinder richten, die Geschichten natürlich unreflektiert zur Kenntnis nehmen. Wenn ich meinem Sohn Medien zur Verfügung stelle, dann solche, denen ich vertraue - die er also autonom genießen kann, ohne dass ich daneben sitzen und die Kontexte einordnen muss, damit er versteht, warum da wie agiert wird.

      Die kritisierten Punkte bei TKKG sind für mich dagegen von einem Kaliber, dass ich ich ihn das nicht kommentarlos konsumieren lassen würde. Und da geht es, wie oben geschrieben, in erster Linie um die Serienprämisse, bei der mich schon die Figurenkonstallation völlig abtörnt. Anderes, storyintern, tritt dann hinzu.

      Die geschilderten Welten in Kindermedien sind eigentlich immer einfach strukturiert. Das ist auch richtig so, weil die volle Komplexität der Welt Kinder überfordern würde. Daher ist es wichtig zu akzentuieren, zu pointieren. Große Zusammenhänge auf kleine, einfach verständliche Geschichten zu verdichten, das ist die große Kunst. Bei TKKG wird aber nicht verdichtet, sondern eher versimpelt, indem man schwarzweiß zeichnet. Und ganz abgesehen davon, ob ich nun rechtes Gedankengut darin finden kann oder nicht, ist mir diese Art der Versimplung der Welt einfach zuwider.

      Ich sehe diese Erörterung auch nicht als Produkt einer hysterischen Diskussion von überbesorgten Helikopter-Müttern, sondern eher als legitimen Beitrag zu der Frage, wie man heute mit Dokumenten der Zeitgeschichte umgeht, die sich explizit an Kinder richten, jedoch eine "Moral" transportieren, die vielleicht schon bei Erscheinen fragwürdig, heute aber als völlig überkommen gelten kann.

      Wobei ich den Zeitbezug nach wie vor problematisch finde, wenn man ihn zur Verteidigung anführt. Wie schon vielfach erwähnt: Es gibt so viele Geschichten, die keinerlei problematische Figurenzeichnungen aufweisen, manche davon, wie die drei Fragezeichen, sind sogar noch deutlich älter als TKKG. Es ist also nicht so, dass man eben damals so schrieb. Im Gegenteil, mir scheint eher, das war damals schon in seiner Zuspitzung quasi einmalig. Und lässt vielleicht gerade deshalb heute die Augen reiben: wie konnte so etwas früher bloß durchgehen?!

      +++

      Schade, dass @Cherusker im Moment nicht mehr aktiv ist, denn ich hätte gern mal erfragt, wie sich diese Art der Fragestellung in den USA darstellt, wo es ja einen ganz anderen Umgang etwa mit dem Thema Gewalt gibt, aber auch eine durchaus sehr hohe Sensibilität in Bezug auf Rassismus. Gibt es dort ähnliche Debatten? Und wie wird damit umgegangen?
    • Hardenberg schrieb:

      [...] Gibt es dort ähnliche Debatten? [...]
      Ich denke eher nicht, denn darin seit ihr Deutschen wirklich Weltmeister. Eine eigentlich schon zu den Akten gelegte Angelegenheit hervorkramen, in der Vermutung, dass der darin zu verhandelnde Sachverhalt/Personenkreis ein bestehendes/erneutes Interesse daran hat, dies erneut "durchzuspielen", ohne dabei zu erkennen, dass die Debatten einzig und allein dazu dienen, seinen eigenen Seelenfrieden finden zu wollen.
    • Hardenberg schrieb:

      Oha, TKKG-Fan-Girl? [...]
      In der Tat höre ich insbesondere die Geschichten um die ersten 20 Folgen sehr, sehr gern. Aber bei einem Besitz von etwa 40 Kassetten, die sich ausschließlich auf die ersten 60 Episoden verteilen, wäre es in tatsächlich ein Irrglaube dahinter ein Fan-Girl zu vermuten. Mein "Einwurf" war allgemein gehaltenen Natur.