Gruselkabinett - 118 & 119 - 20.000 Meilen unter dem Meer

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Thema Cookies finden Sie hier und in unserer Datenschutzerklärung

    • Gruselkabinett - 118 & 119 - 20.000 Meilen unter dem Meer



      Enttäuschendes Hörspiel ohne jeden Höhepunkt


      Auf der Suche nach einem Seeungeheuer gerät der französische Meeresbiologe Professor Annorax in die Fänge des mysteriösen Kapitäns Nemo, der sich verbittert in einem hochtechnisierten Unterseeboot eine Parallelwelt erschaffen hat, um von dort aus bittere Rache üben zu können an einer Menschheit, die ihm alles genommen hat.


      Mit 20.000 Meilen unter dem Meer nehmen sich Titania Medien in ihrer erfolgreichen Reihe Gruselkabinett erstmals des französischen Schriftstellers Jules Verne (1828-1905) und mit ihm eines seiner bekanntesten Werke an. Die Geschichte des ebenso rätselhaften wie finsteren Kapitäns Nemo auf seinem machtvollen Unterseebot, der Nautilus, hat bereits viele Vertonungen gefunden, von denen allerdings die meisten deutlich weniger üppig geraten sind. Die Version des Gruselkabinetts wartet mit einer Gesamtlauflänge von über 116 Minuten auf, was zu der Frage führt, ob Vorlage und Umsetzung genügend Raum bieten, um diese lange Spielzeit auch zu tragen.


      An dieser Stelle sei unbedingt angeführt, dass ich die Vorlage selbst nicht kenne. Die nachfolgende Auseinandersetzung mit der Geschichte bezieht sich also allein auf die Umsetzung durch die Herren Gruppe und Bosenius. Eventuelle Abweichungen von der Originalgeschichte finden keine Berücksichtigung. Auch wird bei der Betrachtung der einzelnen Handlungselemente dem Umstand Rechnung getragen, dass das Original von Verne auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgeht. Eine Betrachtung des Plots unter dem Aspekt (heutiger) Plausibilität, wenigstens in Bezug auf den Stand der Technik, verbietet sich darum. Der fiktive Rahmen selbst erscheint in sich durchaus stimmig und konsequent.


      Die Handlung dieses Zweiteilers schreitet langsam voran. Ehe es zur ersten Begegnung mit Kapitän Nemo kommt, gehen erst zehn komplette Tracks des Hörspiels dahin, und ein weiteres Mal entscheidet sich Marc Gruppe dafür, die wichtigsten Handlungselemente über lange Dialoge zu transportieren, indem er den Protagonisten Annorax erst mit seinem Diener Conseil, dann mit einem Reporter und schließlich ein weiteres Mal mit seinem Diener plaudern lässt, wobei nicht wirklich fesselnde Dialoge entstehen, sondern der Austausch über kurz oder lang zu einem Monolog Annorax gerinnt, dem das jeweilige Gegenüber lediglich als eine Art Stichwortgeber dient. Diese Praxis der Exposition haben wir nun schon sehr oft bei Herrn Gruppes Skript- und Dialoggestaltung beobachten müssen, und wie so oft trifft sie auch dieses Mal nicht. Der von ihm gewählte mag der einfachste Weg sein, den notwendigen Rahmen einer Geschichte, die sich im folgenden erst noch entfalten soll, für den Hörer darzustellen, leider zeigt er sich in der Umsetzung ohne jeden Reiz, da den Dialogen eine eigene Dramaturgie fehlt: Sie erschaffen und offenbaren keine Rätsel, es gibt in ihnen kaum gegenläufige Motivationen oder gar Konflikte, und auch eine alles würzende Prise Humor suchen wir vergebens. Alles plätschert Track für Track dahin, und man atmet erleichtert auf, als die handelnden Personen endlich auf dem Schiff Abraham Lincoln angekommen sind, und die Geschichte nicht nur im übertragenden Sinne an Fahrt zu gewinnen scheint. Diese Hoffnung hält sich jedoch nur kurz. Zwar schafft es Dietmar Wunder in seiner Rolle als Ned Land, durch die leicht abweisende und beinahe rüde Intonation innerhalb der Dialoge einen kleinen Kontrapunkt zu setzen, doch die Inszenierung greift diese einsetzende Dynamik nicht auf, sondern ergeht sich wieder in endlosen Dialogen und Beschreibungen, anstatt den Fortlauf der Handlung in einer intensiven und mitreißenden szenischen Abfolge zu transportieren. So werden zum Beispiel Ned Lands Wechsel auf den Walfänger und die anschließenden Aktionen nicht direkt in Szene gesetzt, sondern im Hintergrund platziert, während Annorax und Farragut dies alles beschreiben und kommentieren. Ebenso verhält es sich bei der Konfrontation mit dem vermeintlichen Seeungeheuer. Der Hörer bekommt kaum Gelegenheit, in die Handlung einzutauchen, weil schon allein durch die Art der Umsetzung eine übergroße Distanz des Hörers zum Geschehen geschaffen und gehalten wird. Dadurch verschenken die Herren Gruppe und Bosenius leider eine Menge an Potential, die hier für spannende und mitreißende Szenen gelegen hätte.


      Auch die Lage der Schiffbrüchigen wird erst lang und breit mit launigen Dialogen ausgewalzt, ohne jede Dramatik aufkommen zu lassen, und wenn sich endlich die entscheidende Luke des Unterseeboots öffnet, wird zunächst ausschweifend darüber diskutiert, ob man einsteigen will, ehe die Handlung endlich fortschreiten darf. Hier wird mit einer Opulenz ein Plot zerdehnt, die, um mal eine Dauer-Floskel aus dem Repertoire des Gruselkabinetts zu benutzen, tatsächlich seinesgleichen sucht. Jeder sanfte Anklang von Spielhandlung erstickt förmlich unter dem Dauer-Gerede der handelnden Personen.


      Hinzu kommt, dass sie in der Art, wie sie durch den Plot geführt werden, zunehmend unglaubwürdiger werden. Gerade noch der Katastrophe entkommen, sind sie schon wieder zu launigen Plaudereien und heiteren Betrachtungen aufgelegt, der Professor freut sich über die meeresbiologische Fachliteratur, die er an Bord des U-Boots entdeckt, und Conseil frönt ausgiebig seinen übertrieben servilen Bekundungen. Über diesen Reigen an Banalitäten ist es zwischenzeitlich schwierig, die Konzentration zu halten, und als Nemo endlich zum Ende der ersten CD selbst auftaucht, was vermutlich in der Absicht geschah, durch die späte Präsenz des mysteriösen Antipoden einen dramatischen Höhepunkt zum Ende des ersten Teils zu erzeugen, verpufft auch dieser Moment unter langen Wortwechseln, die keinerlei Dramatik in sich bergen, keinerlei Handlungsfortschritt und keinerlei eigenen Reiz, sondern über weite Strecken bloß das bisherige Geschehen noch einmal aufbereiten. Vor allem aber hätte es nicht des überlangen Erläuterns der technischen Details der Nautilus gebraucht, denn was im Erscheinungsjahr des Romans noch auf ganzer Linie verblüffen musste, erscheint heutzutage als Allgemeinplatz, so dass hier eine andere Akzentuierung, vor allem auch eine größere Pointiertheit, wünschenswert gewesen wäre.


      Und so zieht es sich durch das gesamte Hörspiel. Überall hätte Stoff für reizvolle und mitreißende Spielszenen gelegen, doch das Potential wird nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft. Der Besuch der Unterwassergärten, Konfrontationen mit gefährlichen Tieren, die Ereignisse bei den Perlentauchern, ein untersseeischer Vulkanausbruch und schließlich sogar ein Besuch in der versunkenen Stadt Atlantis – all dies wird kurz und beinahe beiläufig mit ein, zwei blumigen Sätzen erwähnt, ehe sich wieder in elender Breite dem nächsten ermüdenden Dialog hingegeben wird. Selbst beim Angriff der Riesenkalmare kommt nicht einmal der Funken von Spannung auf. Wieder entscheidet sich Marc Gruppe dafür, diesen aus der Distanz zu schildern, indem er es Annorax überlässt, das Geschehen zu beschreiben, während sein Diener Conseil diesen eigentlich doch dramatischen Moment durch seine übertrieben servile Haltung wieder verflachen lässt.


      Offensichtlich findet Skriptautor Marc Gruppe für sich keine geeigneten Möglichkeiten, das Geschehen auf eine überzeugende Weise szenisch umzusetzen und verfällt darum immer wieder in seine alte Gewohnheit, die Spielhandlung mittels weit ausschweifender Dialoge ohne eigene Dramaturgie umzusetzen, was die Hörspiele der Reihe Gruselkabinett im Ganzen viel zu oft zäh und langatmig erscheinen lässt. Wenn er dann zum Ende hin sogar seinen Protagonisten Annorax in einem leise vorgetragenen Monolog über die Motive des Kapitäns sinnieren lässt, wirkt die dargebotene Hörspielumsetzung erst recht angestaubt und begrenzt in ihren Mitteln, und man möchte dringend auf aktuelle Produktionen verweisen, die dem Medium Hörspiel immer wieder bisher ungekannte und höchst beeindruckende gestalterische Mittel abringen, um die unterschiedlichsten Plots auf überraschende und neue Art in Szene zu setzen. Das Skript, dem 20.000 Meilen unter dem Meer offensichtlich folgt, erscheint mir dagegen eher uninspiriert. Beinahe wie der Weg des geringsten Widerstandes. Dass Marc Gruppe es auch anders kann, hat er erst bei der letzten Folge der Reihe, dem wunderbaren Hörspiel Ewige Jugend, vortrefflich unter Beweis gestellt. Bei diesem Werk nach Jules Verne verfällt er jedoch leider wieder in die alten Muster, und man fragt sich unweigerlich, ob die vielen Längen nicht auch der CD-Lauflänge geschuldet sein könnten und es nicht im Ganzen vorteilhafter wäre, eine Geschichte, die man umzusetzen versucht, im Zweifel eher zu kurz als zu lang auszuarbeiten. Bei Titania hat man sich in der Vergangenheit leider oft für die zweite Alternative entschieden. Vielleicht sollte man es in Zukunft mit der ersten versuchen, um dauerhaft Produktionen von der Klasse einer Ewigen Jugend hinzubekommen.
    • Fortsetzung:


      So reißt die Handlung leider nur mäßig mit, was nicht zuletzt auch der recht blassen Ausgestaltung der handelnden Personen zuzuschreiben ist. So haben wir es hier mit einem beeindruckend kaltschnäuzigen und angesichts menschlichen Leides doch recht abgebrühten Protagonisten zu tun, der erst zum Ende hin sein Gewissen entdeckt – wobei man sich allerdings fragt, warum das so ist, da das Ausmaß dessen, zu dem der Kapitän fähig ist, von Beginn an nie in Zweifel stand. Hinzu kommt eine Dienergestalt, die über die gesamte Lauflänge nichts als eine Witzfigur bleibt und in ihrer übertriebenen Unterwürfigkeit eigentlich bei jedem Einsatz der Dramatik der Handlung entgegenwirkt. Mag sein, dass diese kleinen Kapriolen innerhalb der Romanhandlung amüsant erscheinen, bei diesem Hörspiel jedoch nehmen sie viel zu viel Raum ein und sind zudem noch extrem flach und übertrieben dargeboten, so dass die Figur des Conseil sehr schnell unerträglich wird. Ein wenig erinnert dieser Charakter an den des Pierre Gingoire aus dem Glöckner von Notre Dame, doch was seinerzeit noch halbwegs funktionierte, weil der Rahmen, in den seine Anteile eingebettet waren, auch hinsichtlich der Vielzahl der eingesetzten Sprecher, so reichhaltig bestückt war, misslingt in dieser Produktion gründlich, denn aufgrund des überschaubaren Kreises der Sprecher und der reduzierten Spielhandlung bleiben seine Sottisen flach und in der Wiederholung schließlich sogar ärgerlich.


      Auch Nemo selbst erscheint seltsam farblos. Man schafft es nicht, seinen Auftritten eine Aura des Rätselhaften, des Mysteriösen zu verleihen, wie es doch notwendig gewesen wäre bei einer solchen Figur. Seine Motive, die halb verborgenen, werden kaum herausgearbeitet, um mit voller Kraft zu wirken. Alles, sein Verdruss, sein Menschenhass, ja sogar sein Wahnsinn, wirkt am Ende seltsam eindimensional und lau, die finale Wendung, die das Hörspiel beschließt, kommt wie aus dem Nichts und entzieht sich jedem Versuch, sie schlüssig nachzuvollziehen, vor allem auch angesichts der Tatsache, wie sehr den Kapitän die Verluste unter den Seinen vorher jedes Mal aus der Bahn geschlagen haben. Und so bleibt der Regie am Ende nur noch ein abgedroschenes Klischee, um die Fragilität von Nemos Geisteszustand aufzuzeigen: Man bedient sich einfach (wie so oft in der Geschichte des Geisteskranken-Motivs in der darstellenden Kunst) ausgerechnet Bachs Toccata und Fuge in d-Moll und lässt dies Nemo wie von Sinnen in seine Orgel hämmern. Mehr braucht es offenbar nicht, um dem Wahnsinn Ausdruck zu verleihen. Hier hätte ich mir deutlich mehr Sorgfalt bei der Ausarbeitung gewünscht.


      Das Sounddesign ist, wie zu erwarten beim Gruselkabinett, auch dieses Mal hochsolide, wenn auch die vollen Möglichkeiten, die sich handlungstechnisch geboten hätten, nicht ausgeschöpft werden. Konfrontationen mit Meeresungeheuern, Schlachten auf offener See, Tauchgänge in mysteriöse Welten – dies alles hätte ein gefundenes Fressen für einen Hörspiel-Künstler sein müssen. In der vorliegenden Umsetzung scheint es dagegen, als wäre man das eine ums andere Mal dieser Herausforderung aus dem Weg gegangen, um die Ereignisse bloß in langen, von Musikstücken umspülten Dialogen zu zerreden. Schade, denn da war wirklich mehr zu erwarten. Hier bleibt dieser Zweiteiler weit, weit unter seinen Möglichkeiten.


      Die Musikauswahl ist jederzeit angemessen, vielfach sogar sehr gelungen. Die traumwandlerischen Klänge, die dem Spaziergang im Unterwassergarten unterlegt sind, oder das Grundthema, das sich als Leitmotiv durch das gesamte Hörspiel zieht, sind hervorragend ausgewählt und eingesetzt. In diesem Punkt gibt es keinerlei Grund zur Klage. Besser geht es nicht.


      Die Sprecher erscheinen zu jeder Zeit hochmotiviert, können aber leider nicht alle auf die gleiche Weise überzeugen. Herauszustreichen ist ganz sicher der wunderbare Jürgen Thormann, der sich beeindruckend souverän durch die schiere Masse an Text arbeitet, ohne dabei auch nur einen Moment der Ermüdung oder Langeweile zu zeigen. Leider schreibt das Skript seiner Figur einige emotionale Wendungen zu, die wenig überzeugend erscheinen und denen er als Sprecher nichts entgegenzusetzen hat, aber dennoch ist seine Leistung im Ganzen mehr als überzeugend und verleiht diesem ansonsten durchaus in weiten Teilen kritikwürdigen Hörspiel eine eigene Note, die es ein Stückweit hervorhebt, ganz ähnlich wie es sich seinerzeit mit Judy Winter bei dem inhaltlich doch eher schwachen Allerseelen verhielt.


      Eine echte Bereicherung ist auch Dietmar Wunder in seiner Rolle als Ned Land, der der Handlung durch seine manchmal etwas rohe Darbietung wenigstens ein geringes Maß an Knistern zwischen den Figuren abringt. Ohne ihn wäre diese Aneinanderreihung an Dialogen wohl beinahe unerträglich geworden. Ganz ähnlich verhält es sich übrigens auch mit Hans Beyer als Farragut.


      Weniger warm geworden bin ich dagegen mit Uli Krohm als Kapitän Nemo. Sicher, er ist ein guter und professioneller Sprecher, doch die Anzahl an Facetten, die er aufzubieten hat, um einer Figur Leben einzuhauchen, sind doch, bei aller Prägnanz seiner Stimmfarbe, eher begrenzt, und so gelingt es ihm auch nur unzureichend, der Figur des Nemo einen Hauch des Rätselhaften zu verleihen, unter dessen distanzierter Oberfläche sich ein gebrochener und von unermesslichen Seelenqualen geschundener Mann verbirgt. Die vielen Seiten, die der Kapitän im Laufe der Spielhandlung offenbart, die des machtvollen Gegenspielers ebenso wie die des charmanten Gastgebers, des hasszerfressenden Zerstörers und auch des unberechenbaren Wahnsinnigen, vermag er nicht auf überzeugende Weise darzustellen. Sein Nemo bleibt im Ungefähren, so dass sein verzweifelter Schrei zum wirren Orgelspiel schließlich wie aus dem Nichts zu kommen scheint und den Eindruck hinterlässt, dass wir es hier mit einer Speise zu tun haben, die nur halbgar zubereitet wurde.


      Als misslungen möchte ich die Darstellung Julian Tennstedts als Conseil bezeichnen, wobei ich jedoch hinzufügen möchte, dass ich nicht sicher bin, ob diese Kritik nicht eher an die Regie als an den Sprecher selbst zu richten ist. Seine Darstellung als dauerhaft unterwürfiger Diener des Professors wirkt in seiner lächerlichen Ausgestaltung wie die grelle Karikatur eines dienenden Mitglieds innerhalb der noch ausgeprägten Ständegesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und er trägt dieses Übermaß an Servilität auch noch so überbetont und innerhalb der einzelnen Szenen oft völlig unangemessen vor, dass diese beständige Wiederholung sehr bald schon kein Running Gag mehr ist, sondern ein reines Ärgernis. Das zudem noch der Dramaturgie und dem Spannungsbogen schadet.


      Und ein kurzer Satz auch zum Einstieg in die Folge und damit zu Marc Gruppe als Zeitungsjunge, wie es im Booklet steht. Ich freue mich jedes Mal über die kurzen Auftritte des kreativen Kopfes hinter dem Gruselkabinett, doch dieses Mal fällt dieser reichlich hölzern aus. Und in der Tat: man erwartet bei Figuren wie diesen tatsächlich einen Zeitungsjungen. Als ein solcher geht die Stimme des Hörspiel-Regisseurs allerdings nun wahrlich nicht durch.


      Die Cover zu den beiden Teilen dieses Hörspiels nähern sich auf zwei Wegen demselben Motiv. Blickt man mit dem ersten Teil noch mit den abgebildeten Figuren aus der Nautilus in die Weite des Meeres, wechselt der Standpunkt mit dem Cover zum zweiten Teil nach draußen, und wir blicken von dort auf das riesenhafte Bullauge der Nautilus, aus dem vermutlich Annorax und seine Begleiter in die Ferne blicken. Es ist dies vielleicht nicht die beste Arbeit des Ertugrul Edirne, aber doch ganz sicherlich eine der stimmungsvolleren. Gerade das Cover zu Teil 2, das auch den Pappschuber ziert, schafft es vortrefflich, Vorfreude und hohe Erwartung beim Betrachter auszulösen.


      So bleibt alles in allem am Ende Enttäuschung zurück angesichts der Vertonung eines Klassikers, die ein Highlight des ausklingenden Hörspieljahres erwarten ließ, auf ganzer Länge jedoch kaum zu überzeugen weiß. Ein Skript, das überlangen Dialogen den Vorzug gibt gegenüber spannenden und mitreißenden Spielszenen, ein nur mäßig ansteigender Spannungsbogen, der viel zu oft wieder unter dem Wortgeplänkel der Protagonisten verflacht, dramatische Momente, deren Wirkung verpufft, weil, statt szenisch in sie einzutauchen, bloß aus der Distanz von ihnen berichtet wird, und eine nur mäßig reizvolle Figurengestaltung trüben das Hörerlebnis doch gewaltig. Im Vergleich zum hervorragenden Hörspiel Ewige Jugend muss man 20.000 Meilen unter dem Meer daher als massiven Rückschritt betrachten. Die Hoffnung auf ein grundsätzliches Umdenken bei der Machern von Titania Medien, was die inhaltliche Dynamik ihrer Hörspiele angeht, die mit der letzten Folge noch genährt wurde, ist somit auf ganzer Linie enttäuscht. Man mag wünschen, dass das Skript zu 20.000 Meilen unter dem Meer schon älteren Datums ist und vor dem zur Ewigen Jugend geschrieben wurde, doch ob dies so ist, werden erst die nächsten Veröffentlichungen zeigen, von denen einige wieder Zweiteiler sein werden. Es bleibt innig zu wünschen, dass diese inhaltlich und dramaturgisch besser umgesetzt sein werden als diese Folge des Gruselkabinetts und insofern an eine Tradition hervorragender Hörspielunterhaltung anknüpfen, die diese Reihe von Beginn an eigentlich stets garantierte.


      :st: :st: :st2: :st2: :st2:
    • Danke. :)
      Ich bin schon sehr gespannt auf Deine Einschätzung. @MonsterAsyl Das ist ja das schöne bei mehreren Rezis zum selben Thema: Man hat einen direkten Vergleich. Deswegen hätte ich es ja auch schön gefunden, wenn sie direkt hintereinander platziert würden. Bessere Übersichtlichkeit.

      Eigentlich wollte ich übrigens meine Einschätzung gar nicht so üppig ausfallen lassen, doch gerade, wenn ich an einem Hörspiel harsche Kritik übe, ist es mir wichtig, dies auch angemessen und nachvollziehbar zu begründen und nicht einfach bloß schnell (und saftig) aus der Hüfte zu schießen.

      Ich mag Pseudo-Rezis nicht, bei denen spürbar ist, dass sie hauptsächlich von der Lust am Verriss und der Eitelkeit des Rezensenten getragen sind.
    • Hardenberg schrieb:

      Eigentlich wollte ich übrigens meine Einschätzung gar nicht so üppig ausfallen lassen, doch gerade, wenn ich an einem Hörspiel harsche Kritik übe, ist es mir wichtig, dies auch angemessen und nachvollziehbar zu begründen und nicht einfach bloß schnell (und saftig) aus der Hüfte zu schießen.
      Ich denke genau diesen Ansatz haben die Macher auch verdient. :zustimm:

      Ich hab das Hörspiel gerade zu Ende gehört und muss mich jetzt erstmal sammeln, bevor ich was zu "Papier" bringe. :biggrin:


      OTR-Fan
    • Mir ist diese Rezension zu persönlich und zu negativ. Das Hörspiel sollte doch auch an der Vorlage gemessen werden. Will es eine moderne Nacherzählung oder dicht an der Vorlage sein? Das sind zwei verschiedene Ansprüche und das sollte berücksichtigt werden. Das Buch ist eine Erzählung aus der Ich-Perspektive und es handelt viele Ereignisse sehr schnell ab. Dieses dann dem Hörspiel zum Vorwurf zu machen geht für mich garnicht. Das kann man mögen oder eben nicht, ist aber auch nur ein Teilaspekt und der rechtfertigt für mich nicht so eine Rezension. So viel zum Sinn oder Unsinn von Rezensionen.
    • Ein Hörspiel ist ein Hörspiel - und insofern ein eigenes Medium. Es ist nicht bloß ein Buch mit Geräuschen. Das Äquivalent zum Buch ist noch am ehesten das Hörbuch.

      Bedient man sich eines Stoffes, um daraus ein Hörspiel zu machen, macht man sich als Skriptautor auch mit diesem gemein. Darum kann ich mich hinterher, wenn ich mit Kritik konfrontiert bin, nicht auf den Autor der Vorlage herausreden. Das wäre zu schlicht.

      Ein Hörspiel ist etwas völlig anderes als das Buch, auf das es zurückgeht. Natürlich kann und darf man Parallelen ziehen. Man muss es jedoch nicht. Da das Werk ein "Hörspiel von Marc Gruppe nach dem Roman von Jules Verne" ist, löst es sich von der Vorlage und darf insofern auch gesondert betrachtet werden.

      Und nichts anderes tue ich.

      Weichspül-Rezensionen sind nicht meine Welt. In einer Welt, in der alles irgendwie okay ist, ist nichts wirklich großartig. Ich sehe das anders. Mein Lob für Ewige Jugend war aufrichtig und überbordend. Nun ist meine Kritik an 20.000 Meilen unter dem Meer ebenso deutlich. (Zumal hier Dinge zum Tragen kommen, die leider eine gewisse Tradition bei Titania haben.) Für mich gibt es eine Bandbreite von fünf Sternen bei der Einschätzung von Hörspielen - und die nutze ich auch.

      Das muss nicht jedem gefallen. Man kann es auch völlig anders sehen. Das ist völlig okay für mich. Denn ich fand immer, auch ein Rezensent sollte kritikfähig sein. :)
    • Wobei ich, ohne das Hörspiel gehört zu haben, 2 Sterne und doch die eine oder andere positive Erwähnung in der Rezi, als nicht kompletten Verriss sondern als leicht unterdurchschnittliches Hörvergnügen für den Rezensenten betrachte. Warum es nur 2 Sterne und eine Enttäuschung für Hardenberg war, wurde hinreichend erklärt und begründet. Von daher gefällt mir die Rezension. Ob sie meine Meinung wiedergibt, werde ich erst nach dem Hören wissen. Nachdem für mich die Hörspiel-DVD von 20.000 Meilen unter dem Meer ein Referenzhörspiel ist, wird es Titania sicher nicht einfach haben. Aber ich freue mich trotz der eher negativen Kritik daran auf dieses Hörspiel.
    • Die Darstellung von Qualität könnte nach vorher festgelegten Kriterien erfolgen. Diese könnte der Rezensent als Schlüssel für die Beurteilung nehmen.
      Fast ausschließlich das eigene Empfinden zu beschreiben, egal wie ausführlich und genau, hat für mich wenig Aussage und sollte nicht alleine zur Bewertung genommen werden. Das hat nichts mit "Weichspül" zu tun, sondern mit Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Sonst sind Ergebnisse nicht reproduzierbar.
    • In letzter Konsequenz ist es eine Meinung eines Hörspielfans, der sich mit einem Hörspiel sehr genau auseinander gesetzt hat. Ein Rezensent, der für seine Tätigkeit bezahlt oder zumindest das Hörspiel umsonst bekommen hat, ist Hardenberg meines Wissens ja nach nicht. Diese Meinung, die ich für mich als durchaus sachlich und begründet erlebe (im Gegensatz zu vielen anderen, die im Netz in der Vergangenheit und auch aktuell herumgeistern), sehe ich auch nicht als festgeschriebenes Gesetz "ala" "Das Hörspiel ist schlecht und damit basta, keine anderen Meinungen werden geduldet". Seine Meinung kann man teilen oder auch nicht. Die Kritikpunkte, die genannt wurden, kann man widerlegen. @Maggie: Ich fände es durchaus spannend, wenn Du diese Kritikpunkte mit deiner Meinung oder Deinen Empfinden widerlegst bzw. ein anderes Licht auf das Gehörte legst. Dann hätten wir eine schöne "inhaltliche" Diskussion. Nur zu schreiben "es ist zu negativ oder persönlich" ist mir zu wenig um wirklich über das Hörspiel inhaltlich zu diskutieren. Ich bin gespannt was @MonsterAsyl für eine Meinung hat. Und danach könnten wir uns ja auch gerne in einem "Extra-Thread Spoilerfrei" über Inhalt und Inszenierung unterhalten und versuchen Argumente zu finden, die sich für oder gegen die hier angeführten Kritikpunkte aussprechen. Vielleicht habe ich bis dahin auch dieses Hörspiel gehört bzw. ich schiebe es einfach ein, weil ich eine solche sachliche, inhaltliche Diskussion sehr spannend und schön finden würde. :winke:
    • Danke, @Markus G., Du hast vieles von dem, was ich auch schreiben wollte, bereits vorweggenommen.

      Ich finde es auch sehr befremdlich, wenn jemand auf so oberflächliche Weise eine Kritik kritisiert, für die ich mir ja nicht ohne Grund sehr viel Zeit genommen habe, um das Hörspiel eben nicht in einem spontanen Schnellschuss abzukanzeln, sondern ausführlich begründet darzulegen, warum ich dieses Hörspiel für eher nicht gelungen halte. Letztlich wäre Deine Kritik viel eher auf Deine eigenen Worte anwendbar als auf die meinen, denn Du bleibst dabei sehr oberflächlich. So dass ich mir nicht mal sicher bin, ob Du auch den ganzen Text mit voller Aufmerksamkeit gelesen hast.

      Gerade weil ich Respekt vor der Leistung desjenigen habe, der sie erbringt (auch wenn sie mich im Ergebnis nicht überzeugt), mache ich mir die Mühe einer so ausführlichen Auseinandersetzung. Und einen ebensolchen Respekt und eine ebensolche Sorgfalt würde ich mir dann ebenfalls, zumindest in Ansätzen, wünschen - jedenfalls für den Fall, dass man möchte, dass ich mich dann auch mit dieser Kritik an meiner Kritik befasse. Sonst betrachte ich das eben als einen von diesen typischen Internet-Schnellschüssen Marke "Find ick voll knorke" oder "Find ick total plöd". Das ist dann auch okay für mich. Kann ich mit leben. Aber damit muss ich mich dann ja nicht ausführlich befassen, denn so etwas entzieht sich ja einer echten Diskussion.

      Grundsätzlich habe ich nämlich auch nichts dagegen, in eine Diskussion darüber einzusteigen, was eine gute Rezension können muss und was Dir aus welchen Gründen an meiner Rezension nicht gefallen hat, um den Versuch zu unternehmen, Dir zu erläutern, warum ich was so geschrieben habe, wie ich es geschrieben habe, und warum ich glaube, meiner Sorgfaltspflicht als Rezensent nachgekommen zu sein - wenn ich nicht wieder einmal das Gefühl hätte, dass hinter der Kritik in erster Linie Persönliches steckte, wie schon so oft in den vergangenen Monaten: ein weiterer Versuch, sich - aus welchen Gründen auch immer - an mir abzuarbeiten. Das letzte Mal, als Du Dich empörtest, machtest Du mir ein Zitat zum Vorwurf, das gar nicht von mir stammte, und hast dann über Nacht all Deine Beiträge, in denen Du Dich wortreich und deftig mir gegenüber echauffiertest, so editiert, dass die Anwürfe und der Ursprung im Nachhinein nicht mehr nachvollziehbar waren.

      Hier erscheint mir das Thema leider ein weiteres Mal nur Vehikel. Die Art, wie Du die Kritik rüberbringst, ohne argumentative Tiefe, ohne direkten Bezug auf Text und/oder Thema, sowie die Tatsache, dass Du auf Erwiderungen gar nicht wirklich eingehst, lässt mich das so wahrnehmen. Und dies bremst meine Leidenschaft an einer echten Diskussion, an der ich sonst immer hochinteressiert bin, denn das ist der Grund, warum ich dieses Forum aufsuche, doch immens.

      Und @Markus G. hat natürlich völlig recht: Ich bin kein hauptberuflicher Rezensent, der dies für Geld macht. Ich kriege auch keine Freiexemplare zur Bewertung - und will dies auch ganz ausdrücklich nicht! Ich bin einfach "nur" ein Hörspiel-Freund, der Spaß an gut gemachten Hörspielen hat und der für sich und für alle, die es interessiert, zu analysieren versucht, warum er im einen Fall ein Hörspiel für gelungen und im anderen für weniger gelungen hält.

      Natürlich gibt es dafür Kriterien. Aber es ist doch aberwitzig, einzufordern, jeder Rezensent möge doch bitte zunächst die Grundlage seiner Bewertung ganz objektiv darlegen und diese erst dann als Maßstab an ein Hörspiel anlegen, um Transparenz herzustellen. Mal abgesehen davon, dass ein künstlerisches Werk ja keine Schraube oder ein anderes industrielles Produkt ist, das womöglich noch einer DIN-Norm unterliegt, so dass man sie eines streng objektiven Vergleichs unterziehen könnte. Jedes künstlerische Werk ist eine Welt für sich, und das Ergebnis weit mehr als die Summe seiner Einzelteile. Und jedes künstlerische Werk tritt in einen Dialog mit demjenigen, der sich damit befasst. Insofern kann es gar nicht ausschließlich objektiv betrachtet werden. Dies ist unmöglich. Selbst die objektivsten Kriterien müssten die Schwelle meines höchstpersönlichen Bewusstseins/Empfindens, meiner Betrachtung passieren. Dadurch bleibt die ganze Sache subjektiv.
      Mit diesem Mangel an Objektivität hat sich jeder Rezensent auseinanderzusetzen. Und er kann nur versuchen, ihn dadurch auszugleichen, dass er die Punkte, die er als besonders gelungen oder eben auch als besonders kritikwürdig hervorhebt, aus der Welt des eigenen höchstpersönlichen Erlebens heraushebt, indem er sich müht, sie mit dem größtmöglichen Maß an Objektivität zu analysieren und eine Begründung für sie zu finden, die es anderen ermöglich, die Gedankengeänge nachzuvollziehen.

      Klar, bei einer Schraube habe ich einen Katalog von Eigenschaften, die sie erfüllen muss, um eine voll funktionsfähige und darum gelungene und marktfähige Schraube zu sein. Bei einem künstlerischen Werk ist ein solcher Ansatz jedoch nichts als Illusion.

      Die Tatsache aber, dass Du einen solchen Katalog objektiver Kriterien ausgerechnet und ausschließlich bei mir einforderst, bestärkt mich übrigens in meinem Verdacht, dass Dich etwas anderes antreibt als nur der Kampf um das Gute und Wahre, denn diesen Vorwurf könntest Du im Grunde allen Rezensenten machen, selbst den professionellen. Das machst Du aber nicht. Und das sagt ebenfalls einiges aus.

      Und noch in einem anderen Punkt hat Markus G. recht: Ich verkünde keine absoluten Wahrheiten, auch wenn Du das bereits in der Vergangenheit schon öfters unterstellt hast. Ich gebe meine begründete Meinung wieder. Und ich bin kein Mensch, der andere begründete Meinungen abwertet, weil er glaubt, er allein habe die Weisheit mit Löffeln gefressen. Sehr gern lese ich andere Ansätze, konträre Meinungen und trete darüber in den Austausch. Gerade darum freue ich mich ja, wie ich schon bekundet habe, auf die Rezension von @MonsterAsyl. Möglichst große Objektivität erreicht man nämlich erst dadurch, dass man möglichst viele begründete Standpunkte zu einem speziellen Thema sammelt, und als Leser mittels Beschäftigung mit diesen vielen Meinungen für sich zu extrahieren versucht, wie das Empfinden der anderen oder eines speziellen Teils mit dem eigenen Empfinden korrelieren könnte. Da verhält es sich wie mit Nachrichtenmedien: Man sollte nie nur einer Quelle vertrauen. Im Abgleich verschiedener Quellen nähert man sich am ehesten möglichst objektiven Wahrheiten.

      ******************************

      Und noch an @Markus G.:

      Was die Sternevergabe angeht, so habe ich tatsächlich lange überlegt, ob ich zwei, zweieinhalb oder sogar noch drei Sterne vergeben sollte. Halbe Sterne möchte ich nur im äußersten Notfall vergeben, denn die sind für mich nicht Fisch, nicht Fleisch, wie man so schön sagt. Da muss ich schon völlig ratlos sein und zwischen den Stühlen hängen. Oft unterscheiden zwischen zwei Sternen auch nur Nuancen. In diesem Fall habe ich letztlich tatsächlich mein Bauchgefühl zuhilfe genommen: Ich habe mich nämlich gefragt, mit welcher Wahrscheinlichkeit ich dieses Hörspiel ein weiteres Mal hören werde. Und da war mir klar: das ist so gut wie ausgeschlossen. Das hat mir geholfen, meine argumentative Einschätzung in diese Sterne-Skala einzuordnen, denn ein Hörspiel, das mit drei Sternen, also solidem Durchschnitt, bewertet wird, ist eines, das ich durchaus noch einmal gern zur Hand nehme. Erst mit zwei Sternen kippt die Tendenz ins Negative - mit entsprechenden Folgen. Deswegen habe ich meine Bewertung noch lange nicht allein aus dem Bauch heraus getroffen, aber - ja! - ich habe den Bauch zuhilfe genommen. :zwinker:

      Ein kompletter Verriss ist meine Rezension zu 20.000 Meilen unter dem Meer ganz sicher nicht, wie Du ganz richtig schreibst, denn es gibt ja durchaus positive Aspekte, die ich auch deutlich benenne. Allerdings können sie die von mir genannten Kritikpunkte in meinen Augen bei weitem nicht ausgleichen.

      Wie ich ja schon schrieb, ist ein künstlerisches Werk insgesamt mehr als die Summe seiner Einzelteile, und deswegen finde ich den Einfluss des persönlichen Empfindens als eigenen Wert auf die Gesamtbeurteilung nicht etwa problematisch, sondern sogar enorm wichtig. Denn genau dieser Punkt ist es doch, der Kunst zu Kunst macht, wenigstens auch: dass es sich nicht bis zum Letzten rational aufschlüsseln lässt, sondern immer ein letzter Zauber verbleibt - wenigstens in den besten Fällen -, der sich eines verkopften Zugangs verschließt.

      So verhielt es sich ja z.B. mit Der Ebenholzrahmen, einem Hörspiel, bei dem es für mich rational viel zu kritisieren gibt, das aber bei all diesen Unzulänglichkeiten, die es mir erlaubt sein muss zu benennen, viele ergreifende und bezaubernde Momente bietet, so dass es diesem Hörspiel eben ganz dezidiert nicht gerecht würde, es bloß als die Summe seiner Einzelteile zu betrachten und auf dieser Grundlage zu bewerten.
    • *seufzt* Das ist echt hart.....

      Ich versuche mich zu erklären. Rezensionen bestehen typischerweise aus folgenden Komponenten: einem inhaltlichen Überblick, einer zeitgeschichtlichen oder kontextuellen Einordnung und einer Bewertung bzw. Kritik. Da Rezensionen grundsätzlich auf subjektiven Meinungen beruhen, können sie daher zu ein und demselben Werk sehr unterschiedlich ausfallen.
      Genau das: subjektive Meinung. Und die ist doch jedem gegönnt. Du hast daraus eine Bewertung gemacht. Das wollte ich aufzeigen und diesen Umstand finde ich für mich eben nicht vollständig nachvollziehbar. Und egal wie sehr die eigenen Empfindungen geschildert und betrachtet werden es bleibt eben "Finde ich gut" oder Finde ich schlecht". Nein, ich arbeite nichts ab.....ich habe mich doch für meinen Fehler entschuldigt und auch erklärt was passiert ist. Das hat doch mit meiner jetzigen Meinung nichts zu tun. Und ich will doch auch nicht deine Meinung ändern. Ich schrieb nur, dass ich deine Rezemsion zu persönlich und negativ finde. Und was mir fehlte habe ich auch geschrieben....die Auseinandersetzung mit der Vorlage...
      Nochmal.... ich will nicht einfach Kritik üben, nur um dich zu kritisieren... Nochmal... ich schätze deine Meinung PUNKT. Aber hier hat mir eben besagtes gefehlt. Mehr nicht. Daraus muss doch nicht wieder eine emotionale Diskussion werden oder?

      Der ganze Punkt meiner Kritik ist: Welche Kriterien nutzt du wie für eine Bewertung?
      An deiner Meinung ist nichts falsch, ich finde sie nur zu negativ, weil ich persönlich nichts gegen lange Dialoge/ Monologe habe...

      Ja, du hast dir sehr viel Mühe gegeben deine Meinung zu schreiben. Meinen Respekt. Ich kann mich nicht so ausdrücken.... was, wieder mal und immer wieder, zu Missverständnissen führt... sieh es mir nach und schwing nicht direkt die verbale Keule.... so sollte nicht diskutiert werden. Ich will dir doch garnichts....
    • Ja, das mit den Missverständnissen scheint so eine Sache zwischen uns zu sein. :zwinker:

      Wenn Du es auf die langen Dialoge herunterbrichst, dann triffst Du damit nicht ansatzweise den Kern dessen, um was es bei meiner Kritik geht. Und zeigst auch, dass Du meine Rezension nur sehr flüchtig gelesen haben kannst. Ich habe nichts gegen Monologe oder auch gegen lange Dialoge. Ich liebe zum Beispiel das Hörspiel Der Name der Rose (Hörverlag), um nur mal ein Beispiel zu nennen, da werden lange Passagen vom alten Adson vorgetragen, ohne dass es auch nur für einen Moment langweilig würde. Und warum: Weil es nicht bloß Monologe oder dann im Folgenden lange Dialoge sind, die aus den Beschreibungen der Vorlage herausdestilliert sind und Spielhandlung ersetzen - sondern weil in ihnen eine eigene Dramaturgie zum Tragen kommt und sie sich innerhalb des Spannungsbogens der einzelnen Teilabschnitte sowie der Geschichte im Ganzen befinden.

      Es gibt nun mal gelungene Dialoge und weniger gelungene. Und diese sind dann mehr oder weniger gut in den Handlungsbogen des Hörspiels eingearbeitet.

      Warum ich die Dialoge bei 20.000 Meilen unter dem Meer für weniger gelungen halte, benenne ich nun wirklich mehr als ausführlich im Text. Das kann man dort alles nachlesen.

      Ich werde jetzt aber den Teufel tun, dies hier alles noch einmal gesondert aufzudröseln und zu wiederholen, um einzelnen Lesern die Mühe zu ersparen, sich mit dem langen Ursprungstext zu befassen. =)

      Und was die Vorlage angeht: Die gehört eben nicht zwingend in aller Ausführlichkeit in eine Hörspiel-Rezension, schon gar nicht im Hinblick auf die Frage, ob das Hörspiel als gelungen oder nicht gelungen zu betrachten ist. Die Bewertungskriterien gehen mit der Umsetzung von der Vorlage auf das Hörspiel über. So sehe ich es. Aber natürlich kommt es immer darauf an, worauf man seinen Fokus legen will. Die Auseinandersetzunge mit der Vorlage kann eine Bereicherung sein, und ich schätze es sehr, wenn eine solche zu finden ist, doch Aufschluss über die Frage, ob das Hörspiel als solches gelungen ist, kann mir die Beschäftigung mit der Vorlage nicht geben. Es ist halt ein zusätzliches Schmankerl.
      Als Beispiel möchte ich hier gern Das Bildnis des Dorian Gray in den Versionen des Hörverlags und Titanias anführen. Zwei Hörspiele nach derselben Vorlage - aber im Ergebnis zwei völlig unterschiedliche Welten. Da hilft mir die Vorlage bei der Frage, welches Hörspiel warum welche Vorzüge und welche Nachteile aufweist, überhaupt nicht weiter.

      Ich muss doch auch zum Beispiel nicht die Vorlage von Robert Bloch kennen, um zu beurteilen, ob ich Psycho für einen gelungenen Film halte. Der Film ist ein eigenes Medium. Und eine gelungene Umsetzung erfordert, dass man den Stoff der Vorlage mit den jeweils zur Verfügung stehenden Mitteln in ein anderes Medium transportiert. Und nicht indem man bloß stur der Vorlage folgt - und wenn diese eben aus Monologen besteht, dann muss ich eben auch einen vorne hinstellen, der alles referiert. :wirr2:

      Ich hielte es sogar für ein gerüttelt Maß an Unvermögen, der Umsetzung nur unter dem Vorbehalt Rechnung zu tragen, dass sie stets im Schatten der Vorlage bleiben muss. Wie ich schon schrieb, ist das Hörspiel ein Hörspiel von Marc Gruppe. Das steht sogar auf den Hörspielen selbst. Und es wird sogar betont, dass es nur nach dem gleichnamigen Roman von Jules Verne entstanden ist. Hiermit findet die entscheidende Distanzierung statt. Das Hörspiel ist eben nicht das Hörspiel zum Buch, sondern ein Hörspiel nach einem Roman von. Das sind so Feinheiten der Sprache, die manchmal alles entscheiden. Finde ich jedenfalls.

      Und so kommt es eben immer auf den jeweiligen Standpunkt an. Wenn ich den Fokus unbedingt auf die Vorlage richten will, z.B. weil ich die Romanvorlage liebe und mir eine werkgetreue Umsetzung darum besonders wichtig ist, dann muss eine Rezension natürlich anders angegangen werden, als wenn man den Fokus auf das Hörspiel als verarbeitete Form des Ursprungsstoffes richtet und es darum als eigenständiges Kunstwerk betrachtet. Letzteres war mein Ansatz. Den ich auch explizit so beschreibe.

      Du magst Dir einen anderen Ansatz wünschen. Aber berechtigte Einwände, meinen Ansatz als falsch zu bezeichnen, kann ich nicht erkennen.

      Und ich teile Deine Ansicht zu den Erfordernissen einer guten Rezension ganz einfach nicht. Ich halte sie für zu oberflächlich und insgesamt für unzutreffend.

      Insofern mag Deine Meinung legitim sein. Die meine ist es aber ebenso.

      Mit Sätzen wie: "So viel zum Sinn oder Unsinn von Rezensionen." und Vergleichbarem wertest Du meinen Text jedoch ab bzw. stellst Deinen Standpunkt über den meinen (was Du ja eigentlich indirekt (mal wieder) mir vorwerfen willst) - damit bist jedoch Du es, die den Austausch von Anfang an auf eine unsachliche und persönliche Ebene bringt. Dann musst Du Dich auch nicht wundern, wenn man Dir mangelnde Sachlichkeit unterstellt.

      Für sich dann einen gewissen Grad an sprachlichem Unvermögen als Entschuldigung ins Feld zu führen, ist mir dann zu billig. Niemand zwingt Dich, solche Sätze zu schreiben und erst beim dritten Beitrag argumentativ wenigstens etwas in die Tiefe zu gehen.
    • Kopf----> Tisch Ich habe deinen Ansatz nicht als falsch bezeichnet.... ich schrieb "könnte"...... ich schrieb: Will es eine moderne Nacherzählung oder dicht an der Vorlage sein? <-----Fragezeichen!

      Ich habe doch nur meine Meinung geschrieben ....... Ist das direkt der Weltuntergang? Deine Rezension ist mir zu persönlich und negativ...... ist das ein persönlicher Angriff? Musst du deshalb direkt unsachlich werden?

      Das hat wieder alles nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun und gehört eigentlich auch nicht in die Diskussion.

      Ich kann mit deiner Rezension, deiner Meinung leben, ich teile sie nur nicht ganz wie beschrieben..... Das heißt nicht, dass ich deinen Text schlecht finde oder machen will. Kannst du damit einfach leben ohne, dass ich jetzt alles haarklein erklären muss? Ich mag Diskussionen, aber das ist mir einfach zu anstrengend und geht mir zu weit.... das ist nur ein Hörspiel und eine Meinung dazu....so soll es sein... wie du magst...ich gebe auf.
    • Mit Sätzen wie: "So viel zum Sinn oder Unsinn von Rezensionen." und Vergleichbarem wertest Du meinen Text jedoch ab bzw. stellst Deinen Standpunkt über den meinen (was Du ja eigentlich indirekt (mal wieder) mir vorwerfen willst) - damit bist jedoch Du es, die den Austausch von Anfang an auf eine unsachliche und persönliche Ebene bringt. Dann musst Du Dich auch nicht wundern, wenn man Dir mangelnde Sachlichkeit unterstellt.

      NEIN....Himmel! Das sollte ein Bezug auf das Thema "Sinn von Rezensionen" hier im Forum sein. Ich wollte damit sagen, dass Rezensionen Meinungen sind. Mehr nicht.... Musst du alles direkt hart auf dich beziehen und mir einen bösen Willen unterstellen? So ist das nicht gemeint gewesen..... es ist doch nicht alles direkt ein Angriff gegen dich...meine Güte....
    • Sorry, jetzt wird es hier langsam echt ein wenig wirr.

      Es geht ja eben nicht um eine inhaltliche, auf das Hörspiel bezogene Meinungsdifferenz, sondern Du schriebst die ganze Zeit, warum Du die Rezension als solche nicht anerkennen kannst: weil nämlich eine Rezension dies haben sollte und jenes - und meine dies eben nicht aufzeigt.

      Schon Markus G. hat darauf hingewiesen, dass der inhaltliche Bezug und Austausch fehlt. Und das sehe ich ebenso.

      Willst Du über unterschiedliche Ansichten zum Hörspiel selbst diskutieren?
      Oder über die Frage, was Rezensionen müssen und was nicht.


      Beide Alternative wären von Reiz, wenn es dabei sachlich zugeht.

      Aber beides auf einmal geht nun mal nicht. Und das eine ist nicht gleich das andere. Darum muss und sollte man das scharf trennen.


      Vielleicht ist Dir Dein Subtext manchmal selbst nicht bewusst, aber wo man merkt, dass man evtl. missverstanden wurde, kann man dies auch in angemessenem Ton klären und muss nicht mit Kinderkram wie "Kopf - Tisch" und "seufz" um die Ecke kommen.

      Ich hätte gern sachlich über Meinungsunterschiede diskutiert, aber mit uns beiden scheint das - wieder mal - nicht möglich. Lassen wir es also einfach. :)