SciFi Watchman schrieb:
@Hardenberg
Solltest Du den Eindruck gewonnen haben, ich hätte explizit Dich gemeint, als ich von Doppelmoral geredet habe, dann täuscht Dich Dein Eindruck. Denn hätte ich explizit Dich gemeint, dann hätte ich Dich auch direkt angesprochen.
Naja, Du sprichst ja offensichtlich jemanden an, benennst ihn aber nicht. Da Du Deinen indirekten Vorwurf jedoch auf ein Zitat von mir folgen lässt, entsteht natürlich ein Zusammenhang zwischen dem, was ich geschrieben habe, und dem, was darauf von Dir folgt. Nicht jeder, der hier liest, weiß zu jeder Zeit die Position aller Nutzer zu gewissen Themen auswendig - insofern wird bei vielen durchaus der Eindruck entstehen können, es beziehe sich auf mich.
Aber gut, dass Du es jetzt noch einmal aufgeklärt hast.
Auf Verdrehungen dessen, was man ausführlich darzulegen versucht hat, reagiere ich, wie man vielleicht merkt, äußerst allergisch. Das ein Gift, das gern bewusst oder zumindest fahrlässig eingesetzt wird innerhalb von Diskussionen in Foren, um das Gegenüber zu zermürben, wenn man inhaltlich nicht weiterkommt, oder weil die Leute verlernt haben, aufmerksam auch merh als drei Sätze hintereinander inhaltlich zu erfassen. Leider. So etwas ist immer sehr mühsam und steht einem fruchtbaren, sachlichen Austausch im Weg.
Aber zu der Kategorie User gehörst Du ja nun ganz und gar nicht; das ist mir schon klar. Deshalb war ich über Deinen Beitrag auch sehr erstaunt. Insofern gut, dass es jetzt klar geworden ist.
Was nun das Thema angeht, muss man vielleicht differenzieren, wer was warum ablehnt, damit die Diskussion nicht ständig zerfasert. Und damit es nicht wieder missverständlich wird, schreibe ich nicht von einem diffusen Wir, sondern ausschließlich von mir:
Es geht nicht um das Streaming als "Technologie".
Es geht um das Streaming als finanziell inadäquater Ersatz für den CD- und Downloadverkauf.
Insofern ist auch der Hinweis von Befürwortern, man werde ja in ein paar Jahren sehen, wer im Nachhinein recht hatte, völlig abwegig: Wenn das Streaming so organisiert ist, dass Hörspielmacher für ihre Leistung adäquat vergütet werden, gibt es keinen Dissens mehr.
Denn das ist alles, worum es mir geht.
Und im Moment scheint es wohl leider danach auszusehen, dass Streaming statt Kauf dazu führen würde, dass sich Hörspiele nicht mehr rechneten. Und ob das Streaming sich zwangsläufig so entwickelt, dass es anders läuft, ist reine Spekulation. Vielleicht ändert sich in der Organisation auch nichts, und über kurz oder lang führt die sich durchsetzende Streaming-Nutzung dazu, dass der Hörspielmarkt ganz erheblich schrumpft - oder zu einer reinen Ramschveranstaltung wird: Wenn sich nämlich irgendwann nicht mehr genügend Käufer finden sollten, die das Ganze finanzieren, und übers Streaming nicht genug reinkommt. Was geschieht denn dann?
Glaubt jemand, dass dann die vielen Streamingnutzer, die sich an diesen Weg gewöhnt haben, plötzlich aufwachen werden und sagen: Oh, wenn das so ist, dann kaufe ich wieder Download, damit genug bei der Produktion ankommt?
Unter Umständen wird es dann darauf hinauslaufen, dass nur die dicksten Fische überleben, und alle anderen verschwinden, und am Ende bleiben dann Europa und Audible, vielleicht noch Lübbe übrig, und das war's dann.
Natürlich muss es nicht so sein. Aber es gibt keinen Grund, auf das neoliberale Mantra Der Markt wird's schon richten zu vertrauen. Der entfesselte Markt hat noch nie irgendwas langfristig zu Besten gerichtet. Unreguliert frisst der Markt am Ende immer seine Kinder.
Ich fürchte einfach, dass jetzt Tatsachen geschaffen werden, die später nicht mehr umzukehren sind - zum Schaden einer Hörspielvielfalt, die wir alle hier zu schätzen gelernt haben.
Sollte es anders kommen - schön!
Aber das ist nicht zwangsläufig ausgemacht.
Ich habe da Zweifel.
Hörspiel ist nicht Musik. Diese beiden Inhalte funktionieren völlig verschieden. Und müssen darum auch verschieden betrachtet werden. Und die Frage, wie es mit der Vergütung zukünftig aussehen wird, hängt ja auch zusammen mit der Wirtschaftlichkeit der Anbieter, die das Streaming anbieten. Werden die tatsächlich willens und in der Lage sein, zukünftig so viel an die Macher abführen zu können, damit die Hörspielproduktion rentabel bleibt?
Ich denke, da ist Skepsis durchaus angebracht.
Und das alles hat eben nicht damit zu tun, dass sich irgendwelche technophoben Nostalgiebratzen nicht auf ein neues Medium einlassen können oder wollen. Es geht um die Frage, die hinter dieser Nutzung stehen. Und um die Folgen, die das Ganze hat.
Und wenn es so sein sollte, dass Streaming dem Hörspielproduzenten ebenso viel einbringt wie die normalen CD- oder Download-Abverkäufe, dann gibt es kein Problem mehr. Ich denke jedoch, dass ein Hörspiel schon sehr, sehr, sehr oft angeklickt werden müsste, um den Gegenwert eines CD-Verkaufs einzubringen, vor allem auch hinsichtlich des Betrags, der am Ende dann auch beim Macher wirklich landet.
Es hilft jedoch keinem Macher, wenn Streaming dazu verführt, das Geld, das man vorher für eine begrenzte Anzahl von Hörspielen ausgegeben hat, nun unzählige Streams zu stecken, so dass am Ende nach der Zerfledderung des Kuchens bei jedem Einzelproduzenten nur ein paar Krümel übrigbleiben.
Und das ist doch das Problem beim Streaming: Dass dasselbe Geld unter Umständen anders verteilt wird, und zwar so, dass bei den jeweiligen Hörspielmachern am Ende nicht genügend ankommt (zumal die Streaminganbieter ja auch noch einen Riesenbatzen für sich abzwacken).
Leuten vorzuwerfen, nicht mehr als 10 Euro für ein Hörspiel ausgeben zu wollen, finde ich, derart pauschal, auch, ehrlich gesagt, nicht in Ordnung. Denn das ist ja auch eine Frage der Finanzen. Am Anfang steht doch die Frage, was ein Hörspiel kosten muss. Das kann nur der Hörspielmacher beantworten und findet Niederschlag im Preis, den er für den Kauf verlangt. Und als nächstes kommt, für jeden ganz individuell, die Frage, was es kosten darf. Nicht jeder hat das Geld, beliebig viele Hörspiele zu einem beliebig hohen Preis zu kaufen. Wenn ich jedoch davon ausgehe, dass die Produzenten ihre Werke zu einem vernünftig kalkulierten Preis verkaufen, dann ist es doch völlig legitim, für sich zu entscheiden, einem Hörspiel, das 10 Euro kostet, den Vorzug zu geben gegenüber einem Hörspiel, das fünfzehn Euro kostet. Hier mit Dünkel drauf zu blicken, finde ich angesichts der Tatsache, dass man nie weiß, wieviel jemand zur Verfügung hat, auch ein wenig anmaßend.
Vor allem auch im Kontext zum Streaming: Wie sieht denn da die Alternative aus? Ich zieh mir beide Hörspiele zu 'nem Schnäppchenpreis rein, und bei den Machern kommt weder im einen noch im anderen Fall genügend rum von dem, was ich dafür bezahle.
Und ich lehne mich dann zurück und ruhe mich darauf aus, dass das alles rentabel wäre, wenn dasselbe Hörspiel fünf Millionen mal geklickt würde. Das greift mir zu kurz.
Es ist ja in Ordnung, sich dafür einzusetzen, dass die Bereitschaft da sein muss, für hochwertige Hörspielproduktionen noch mehr als zehn Euro zu bezahlen. Dies aber ausgerechnet als Argument bei der Kritik an Streaming anzuführen, um Kritikern Doppelmoral vorzuwerfen, finde ich nicht nachvollziehbar.
Denn selbst wenn das Argument mit der 10€-Marke stimmte: Ein falscher Zustand macht einen noch falscheren doch nicht wett.
Und der, der das eine kritisiert, steht doch nicht automatisch schlechter da als der, dem alles wurst ist.
Und nochmal: Bei dieser Thematik geht es um Streaming statt Kauf.
Nicht Streaming nach Kauf.
Für mich gibt es da einfach Fragestellungen, die nicht ausreichend geklärt sind.
Man kann es sich natürlich leicht machen und sagen: Ich sehe die Risiken nicht als Risiken, sondern als Chancen und für sich beschließen...
GrimReaper schrieb:
Wie Vetrieb und "Künstler" die Tantiemen aufteilen, das ist deren Sache.
...aber ob die Methode Kopf-in-den-Sand hier zielführend ist, um das Für und Wider des Streamings im Hinblöick auf die Wirtschaftlichkeit von Hörspielproduktionen zu erörtern, wage ich mal zu bezweifeln.
Also: Differenzierung ist angesagt.
Es geht nicht darum, Streaming um des Streamings willen abzulehnen. Darum ging es mir nie, darum geht es mir nicht - und darum wird es mir auch in drei Wochen noch nicht gehen. Es geht um das Wie und nicht um das Was.