Was darf, was muss und was sollte ein Hörspiel kosten?

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    • Ein sehr guter Einwand. @Cherusker

      Das stimmt wohl. 90€ hätte ich dann doch auch sehr happig gefunden für ein Hörspiel, selbst bei langer Lauflänge. Das ist schon richtig. Aber mal abgesehen davon, dass es viele als einen extrem hohen Preis empfänden, wird es auch viele geben, die diesen Preis in einem Rutsch vielleicht auch gar nicht oder nur unter größtem Magengrimmen in einem Rutsch für ein Hörspiel aufwenden können.

      Insofern macht es tatsächlich auch Sinn, Hörspiele aufzuspitten, um sie konsumentenfreundlicher darreichen zu können. Zur Not kaufe ich mir dann eben erst die ersten beiden Folgen und den Rest dann später. Die Alternative dazu wäre wohl, dass viele sich die Hörspiel-Boxen dann gar nicht kaufen würden. Insofern empfinde ich das gar nicht bloß als limitierte Weltsicht bzw. dem Rechnung-Tragen derselben, auch wenn Du mit Deiner Analyse bezüglich der Käufer-Psychologie ganz sicher goldrichtig liegst.

      Und es ist natürlich auch die Frage, welches der adäquate Preis für ein Hörspiel überhaupt ist. Und das ist ja so einfach gar nicht zu beantworten, weil diese Frage ja immer auch mit der Reichweite zusammenhängt. Erreiche ich bloß 500 Hörer, muss ich natürlich anders kalkulieren, als wenn ich die Hörerschaft von den drei ??? oder auch nur John Sinclair hinter mir weiß.

      Nichtsdestotrotz ändert es natürlich nichts am grundsätzlichen Dilemma: Wenn die Summe, bei der größtenteils Bereitschaft besteht, sie für ein Hörspiel aufzuwenden, zu weit entfernt ist von der Summe, die ein Hörspiel nun mal von Produktion und allem redlichen Drumherum kostet, dann gerät da natürlich etwas in Schieflage.

      Und wenn es in einer solchen Situation zu viele Hörer gibt, die eine bestimmte Serie lieben, aber doch nicht gewillt sind, den vollen Preis zu bezahlen, sondern sich die Hörspiele lieber leihen, illegal besorgen, Second Hand kaufen oder über Streaming-Dienste zu einem Minimalpreis anhören, dann kann es nun mal geschehen, dass diese Serie nicht fortgeführt werden kann - obwohl sie gemocht wird.

      Und so war dieser Teilaspekt des Themas Wertschätzung zu verstehen: Wie weit geht sie?
      Und für mich ist bei einem Nischenprodukt wie dem Hörspiel die Wertschätzung im Sinne eines regulären Kaufs eine ganz wesentliche, denn den mitwirkenden Künstlern nützt es im Endeffekt nichts, wenn zehn Hörer ihre Werke wunderbar finden, letztlich aber nichts oder so gut wie nichts dafür bezahlt haben.

      Natürlich ist das nicht die einzig und alleingültige Form der Wertschätzung, aber doch bei einem so klamm kalkulierten Medium für mich so eine Art Fundament.

      Und was die Wertschätzung angeht und den Vergleich zu anderen Medien, da hast Du sicher insofern recht, als man sicher nicht Hörspiele am Band kaufen kann. Aber das ist ja eigentlich mit allem so. Ich gehe auch nicht jede Woche drei Mal ins Kino oder kaufe mir alle drei Tage fünf Bücher. Aber das will ich eigentlich auch gar nicht.

      Hier kommt vielleicht auch zum Tragen, wieviele Hörspiel man hört - und vor allem auch: wie man hört.

      Ich bin eigentlich nie einer dieser Weg-Hörer gewesen, die sich schnell zwischendurch mal ein neues Hörspiel anmachen, um sich berieseln zu lassen, und wenn ich das jetzt flapsig formuliert habe, dann meine ich das jedoch nicht abwertend - ich finde es okay, das so zu praktizieren, nur meins ist es nicht. Ich beschäftige mich eigentlich immer gedanklich und emotional intensiv mit Hörspielen. Darum ist es mir auch so wichtig, dass sie mir etwas "geben", und ich kaufe nur solche, von denen ich denke, dass sie dieses Kriterium auch erfüllen.
      Insofern kaufe ich nicht alles. Und im Vergleich zu anderen wohl auch nicht überbordend viel.
      Es gibt Zeiten, da wird ganz viel Tolles auf einmal angeboten. Und wieder andere Zeiten, da findet sich nüscht.
      Im Jahresschnitt geht das dann für mich gut auf.

      Aber selbst wenn das nicht so wäre, wäre es für mich keine Alternative, meinen Hunger dauerhaft und vollumfänglich auf Kosten der Produktion zu stillen.

      Und dabei geht es ja nicht darum, dass man mal was Gebrauchtes bei ebay kauft oder sich mal ein Hörspiel von einem Freund leiht. Mir geht es um diejenigen, die das zur Methode werden lassen, zum Prinzip - und das obwohl sie durchaus kaufen könnten.

      So etwas wie Spotify würde ich dabei sogar ganz rausnehmen. Natürlich rechnet sich das nicht. Und natürlich kann sich das auch jeder Kunde ausrechnen. Aber wenn Hörspielmacher so blöd sind, neue Hörspiele dort anzubieten, dann sind sie selbst dran Schuld. Wie ich schon mal schrieb: Das ist Selbstmord aus Angst vor dem Tod.

      Grundsätzlich gehört aber zur Wertschätzung auch der Gedanke daran, dass hinter dieser Kunstform als Fundament auch die ökonomisch sinnvolle Kalkulationn steht. Rausreden zählt da nicht. (Allgemein gemeint, nicht auf Dich oder jemand Bestimmten bezogen! :) ) Vor unserem Gewissen und unseren Einsichten können wir nicht den Blick verschließen. Auch wenn unser Verhalten nach dem Buchstaben des Gesetzes nicht zu beanstanden ist - und vielleicht nicht mal nach den Prinzipien der Moral.
    • @Cherusker:



      Cherusker schrieb:

      Ich verstehe @Markus G. Standpunkt, dass man die Laufzeit des Hoerspiels multiplizieren sollte mir der Haeufigkeit wie oft man das Hoerspiel hoert. Das macht Sinn. Aber vorher weiss man auch nicht, ob einem das Hoersoiuel gefaellt und ob ich das Hoerspiel nochmal hoeren moechte. Da ist ein grosses Risiko dabei.
      Ich muss zugeben, dass ich diesen Aspekt gar nicht berücksichtigt habe. Mein Fehler. Wobei man dieses Risiko deutlich minimieren kann. Bei den meisten Labels/Verlagen/Hörspielmachern kann man von vorn herein erahnen was einem erwartet und ob einem die Art und Weise liegt. Daneben ist natürlich "Mundpropaganda" ein weiteres Hilfsmittel. Wir hier haben die Möglichkeit uns auszutauschen, unsere Meinungen Kund zu tun und Hörspiele weiter zu empfehlen oder abzuraten bzw. die Stärken und Schwachstellen zu erzählen. Auch Rezensenten können hier sehr große Hilfe leisten, sofern man mit diesen "auf einer Meinungswelle" liegt. Und dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit in Hörproben rein zu hören. Manche Labels spendieren manchmal auch sehr lange Hörproben oder stellen eine Folge einer Serie auch gratis zur Verfügung. Und zu guter letzt kann man auch sehr viele Serien und Hörspiele damit testen, in dem man sie sich vor dem Kauf via Streaming anhört. Streaming kann nämlich nicht nur der Tod des Hörspiels sein sondern auch eine Starthilfe. Ein letztes Restrisiko bleibt natürlich ob das Hörspiel genau das wert ist, was es kostet.

      Und um noch einmal kurz dieses "was ist mir ein Hörspiel wert" zu streifen. Wir haben alle eine andere Wertvorstellung und handeln alle nach unseren subjektiven Kriterien. Man kann mMn keinen objektiven Wertemassstab aufstellen und behaupten, dass jemand, der für Hörspiele den Betrag X ausgibt, das Hörspiel mehr schätzt, als jemand der für das Hörspiel y ausgibt. Das mag nach dem subjektiven Wertemassstab der Person, die das behauptet durchaus stimmen, muss aber noch lange nicht für alle Hörspielhörer gelten. Ich habe Menschen kennen gelernt, die definieren sich selbst über ihr Gehalt, also wie viel Geld sie haben. Das würde ich nie machen. Und aus dem selben Grund würde ich Hörspiele, Hörpielhören oder Hörspielfans niemals danach beurteilen, wie viele Hörspiele sie kaufen (können) oder nach dem wie viel Geld sie bereit sind dafür auszugeben.
    • Markus G. schrieb:

      Wir haben alle eine andere Wertvorstellung und handeln alle nach unseren subjektiven Kriterien. Man kann mMn keinen objektiven Wertemassstab aufstellen und behaupten, dass jemand, der für Hörspiele den Betrag X ausgibt, das Hörspiel mehr schätzt, als jemand der für das Hörspiel y ausgibt. Das mag nach dem subjektiven Wertemassstab der Person, die das behauptet durchaus stimmen, muss aber noch lange nicht für alle Hörspielhörer gelten. Ich habe Menschen kennen gelernt, die definieren sich selbst über ihr Gehalt, also wie viel Geld sie haben. Das würde ich nie machen. Und aus dem selben Grund würde ich Hörspiele, Hörpielhören oder Hörspielfans niemals danach beurteilen, wie viele Hörspiele sie kaufen (können) oder nach dem wie viel Geld sie bereit sind dafür auszugeben.

      Aber das ist doch nicht der Punkt!

      Niemand sagt: Der, der sich monatlich zwanzig Hörspiele zu jeweils 10 Euro kauft, ist ein guter Mensch mit einem anständigen Wertekonzept. Und der, der sich nur eins leisten kann, ist weniger gut.

      Ich habe wiederholt betont, dass es darum geht, ob Menschen wertschätzen, dass hinter einem Hörspiel auch Kosten stehen, die angefallen sind, um es zu produzieren.

      Und ich habe wiederholt betont, dass es mir bei der Frage des Kaufens in erster Linie um jene geht, die nicht regulär kaufen, OBWOHL SIE ES KÖNNTEN.

      Es ging mir ausdrücklich nicht um jemanden, der kein Geld hat und sich darum seine Hörspiele zu einem günstigen Preis besorgt. Denn das dürfte auch nicht die breite Masse sein.

      Es ging einfach ganz grundsätzlich darum, ob es das Bewusstsein dafür gibt, was ein Hörspiel mindestens kosten muss, um für die, die als Kreative dahinter stehen, tragbar zu sein, und die Bereitschaft, einen angemessenen Preis dafür zu bezahlen. WIEVIELE Hörspiele jemand kauft, war hier nie Thema. Das kann auch eins im Jahr sein.

      (Um es mal an einem anderen Beispiel zu verdeutlichen: Wenn ich will, dass das Tier auf meinem Teller halbwegs ordentlich behandelt wird, reicht es auch nicht, die Kreatur an sich grundsätzlich zu wertschätzen. Ich muss dann mein Konsumverhalten eben auch anpassen, wenn ich die bessere Tierhaltung "wertschätzen" möchte. Sonst nützt alles nix.)

      So, ich hoffe, jetzt ist dieser Punkt endlich angekommen. :sterne:

      :zwinker: =)
    • Das war mir schon von Beginn weg klar. Trotzdem verstehst Du nicht, dass das was ich geschrieben habe, denn ich schließe in meinem Posting auch jene ein, die Hörspiele nicht immer "regulär" kaufen (illegale downloader schließe ich hier aber aus), also streamen, am Flomarkt kaufen und gebraucht kaufen. Trotzdem können diese viel Zeit für Hörspiele investieren und alles was dazu gehört (wie ich ja schon mehrfach gepostet habe). Sie haben nur eine andere Wertvorstellung. Trotzdem kann ihnen das Hörspiel "lieb und teuer" wert sein. Aber auf eine andere Art und Weise als dies bei Dir der Fall ist. Trotzdem kann man nicht hergehen und indirekt behaupten, sie schätzen die Arbeit der Hörspielschaffenden nicht.
    • Dass ihnen das Hörspiel lieb und teuer ist, bestreitet ja auch keiner.

      Aber man darf ja wohl freundlich hinterfragen, wie weit ihre Wertschätzung geht (und ob es überhaupt echte Wertschätzung ist), wenn sie dauerhaft auf eine für den Künstler unrentable Weise seine knapp kalkulierte Kunst verfolgen, obwohl sie durchaus imstande wäre, auch zu kaufen.

      Wenn ich wüsste, Sassenberg hat Schwierigkeiten, GB zu produzieren, weil er zu wenig damit einnimmt, und mir wäre die Serie so lieb und teuer, wie Du es schreibst, dann würde ich mir seine Hörspiel eben nicht per Hörspielk(l)auf oder Second Hand besorgen oder sie mir aus der Bücherei leihen, sondern dann würde ich mir die Hörspiele zum regulären Preis kaufen. (Sofern ich finanziell dazu in der Lage wäre.) Weil nur dann die Kalkulation auch aufgehen kann.

      Und da nicht jeder Hörspielmacher seine ökonomische Situation im Internet veröffentlicht, kann man als Liebhaber eines Nischenmediums niemals wissen, wie gut sich eine Reihe, eine Serie oder ein Einzelhörspiel rechnet.

      Sich dann einfach blind und taub zu stellen und grundsätzlich zu wertschätzen, ist mir da zu billig - sorry.

      Mich darauf zu verlassen, dass andere mit ihrem regulären Kauf meine Sparsamkeit quasi mitfinanzieren (denn auf nichts anderes läuft es letztlich hinaus), empfinde ich als grundsätzliche Einstellung eben nicht als korrekt.

      Du darfst das aber natürlich sehr gern anders sehen. Aber dadurch wird meine Sicht noch lange nicht falsch! :zwinker:

      (Und nochmal: Es geht hier nicht um gelegentliche Käufe bei ebay oder finanzielle Armut, sondern um die Vermeidung des Zahlens des regulären Preises als Handlungsprinzip.)
    • Hardenberg schrieb:

      Das stimmt wohl. 90€ hätte ich dann doch auch sehr happig gefunden für ein Hörspiel, selbst bei langer Lauflänge.
      Du wirst sicher lachen, aber ich habe in den 90ern ca. 250 DM ausgegeben für die erste CD-Version von "Herr der Ringe"
      Auch die ersten Harry Potter Hörbücher waren Arschteuer.



      Markus G. schrieb:

      Und zu guter letzt kann man auch sehr viele Serien und Hörspiele damit testen, in dem man sie sich vor dem Kauf via Streaming anhört. Streaming kann nämlich nicht nur der Tod des Hörspiels sein sondern auch eine Starthilfe.
      Das ist es eben was ich stark bezweifele.

      Wenn der Mensch etwas umsonst bekommt ist es sehr schwer ihn später dazu zu bewegen dafür zu zahlen.
      Im Gegensatz zur Musik, hört man ein Hörbuch oder Hörspiel nur 1-2 mal. Warum sollte man es dann nach dem hören noch kaufen?

      Im Gegenteil, es wird doch fast schon verlangt das der Stream-Release zeitgleich mit dem Verkaufsstart liegt.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Mein "Problem" ist, dass ich nicht nur Hörspiele als Unterhaltung mag sondern auch Filme und Serien und ich aktuelle neue Hörspiele im Gegensatz zu meiner Kindheit nicht mehrfach anhöre.

      Das heisst ich stehe immer vor der Wahl ne DVD oder eine CD zu kaufen. Wobei gerade Serien DVDs preis/Leistungsmäßig die Hörspiele doch deutlich schlagen. Abgesehen von Audible vekauft niemand eine Hörspiel Staffel mit 9 Std Spielzeit für 10 Euro.

      Klar hat das Hörspiel weniger kunden und Vermarktungswege und ist deshalb teurer aber ich hab das Geld halt auch nur einmal. Für mich sind 7,99€ pro Hörspiel die Schmerzgrenze. Mehr gebe ich für ne CD nicht aus.

      Dank Streaming kaufe ich nur noch sehr wenig auf Datenträgern. Egal ob Video oder Audio, da ich wie gesagt das meiste eh nur einmal anhöre oder anschaue. Das muss dann schon was sein was mir wirklich genial gefällt das ich mir das noch kaufen und ins Regal zum Verstauben stellen möchte :)

      Ist halt so.
    • @ATRACor

      Ist ja auch okay, es so zu tun. :] Aber dann muss man auch wissen, dass sich die Hörspiele, die man gerne hört, auf diese Weise nicht rechnen würden, wenn alle es so handhabten. Und ohne die regulär zahlenden Kunden eine aktuelle Serie wohl mit ziemlicher Sicherheit eingestampft werden müsste.

      Bei der Zweitverwertung von älteren Hörspielen sieht es natürlich ganz anders aus. Es geht einzig um aktuelle Hörspiele, bei denen das wohl problematisch ist. Und da haben die Macher letztlich selbst schuld, wenn sie sie gleich bei Spotify einstellen. Aber das enthebt ja nicht der persönlichen Verantworten des aufgeklärten Kunden. :)
    • Ben Kenobi schrieb:

      Markus G. schrieb:

      Und zu guter letzt kann man auch sehr viele Serien und Hörspiele damit testen, in dem man sie sich vor dem Kauf via Streaming anhört. Streaming kann nämlich nicht nur der Tod des Hörspiels sein sondern auch eine Starthilfe.
      Das ist es eben was ich stark bezweifele.
      Wenn der Mensch etwas umsonst bekommt ist es sehr schwer ihn später dazu zu bewegen dafür zu zahlen.
      Im Gegensatz zur Musik, hört man ein Hörbuch oder Hörspiel nur 1-2 mal. Warum sollte man es dann nach dem hören noch kaufen?

      Im Gegenteil, es wird doch fast schon verlangt das der Stream-Release zeitgleich mit dem Verkaufsstart liegt.

      Dem würde ich mich anschließen.
      Es mag sein, dass es bei einzelnen wie Dir @Markus G. diesen positiven Effekt gibt, aber in der breiten Masse wird es wohl eher dazu führen, dass eine Gewöhnung eintritt: Wenn ich die neuen Hörspiele für meinen kleinen Beitrag via Spotify jederzeit aufs Ohr kriege, wieso soll ich sie mir dann überhaupt noch kaufen?
      Sammler wie Du (oder in Ansätzen auch ich), die gute Hörspiele dann auch als CD im Regal stehen haben wollen, dürften nicht die Mehrheit der Kunden sein...
    • Die Diskussion scheint in die Richtung zu laufen, dass Hörspielfans, die Hörspiele hauptsächlich via Streaming kaufen, weniger Wert schätzen als CD-Käufer. Dies stimmt für mein Dafürhalten nur dann wenn man es rein auf das Geld reduziert. Dann kann man natürlich mit Fug und Recht behaupten, dass einem Streamhörer das Hörspiel weniger „wert“ ist als einem CD-Käufer, der deutlich mehr kauft. Aber wie schon mehrfach ausgeführt, ist das Geld nur ein Aspekt der Wertschätzung, die ich einem Hobby entgegen bringen kann. Es gibt noch viel, viel mehr. Und dies schreibe ich als jemand, der seit jeher propagiert hat, dass der Preis für mich keine Rolle spielt und ich gerne bereit wäre mehr für Hörspiele auszugeben (sofern es mich überzeugt). Ich habe mich nie dem Diktat des Preises oder eines Limits unterworfen. Und genau deshalb kann ich für mich auch nicht die Wertschätzung für ein Medium mit Geld gleich setzen. Für mich ist es Zeit, Hingabe, Aufmerksamkeit und vieles mehr.

      Abgesehen davon schreien zwar in Foren viele gegen streaming und wie schlecht dies für Labels und Hörspiele ist und trotzdem kommen täglich neue Hörspiele dazu. Das widerspricht sich. Warten wir einmal 5 Jahre ab und schauen wir wie sich der Markt entwickelt hat. Vielleicht liegt die Branche darnieder, vielleicht haben wir einen Boom oder es ist alles gleich geblieben. Aktuell habe ich nicht den Eindruck, dass die Branche darunter leidet.
    • Markus G. schrieb:

      Die Diskussion scheint in die Richtung zu laufen, dass Hörspielfans, die Hörspiele hauptsächlich via Streaming kaufen, weniger Wert schätzen als CD-Käufer.
      Ich sehe nicht das Streaming-User Hörspiele kaufen, schon gar nicht die Gratis-User.
      Wenn ich Eigentümer von z.B. einem Auto bin, dann schätze ich es doch auch wesentlich mehr als einen Mietwagen.



      Markus G. schrieb:

      Dies stimmt für mein Dafürhalten nur dann wenn man es rein auf das Geld reduziert.
      Das ist es aber worauf es im Endeffekt reduziert wird. Der kleinste gemeinsame Nenner.


      Und es ist wirklich noch abzuwägen ob sich die Industrie mit Streams schadet oder ob es quasi ein "kleines Zubrot" zu den Verkäufen ist.
      Ich tippe das es dadurch weniger Verkäufe gibt. Aber das können nur die Label beantworten, was sie aber ganz sicher nicht tun werden.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Siehst Du, da bin ich eben anderer Ansicht. Wertschätzung kann man nicht nur das Geld sondern auch durch andere Verhaltensweisen in Bezug auf ein Hobby zeigen. Ist das Geld der kleinste gemeinsame Nenner? Sehe ich auch so. Zeit, Aufmerksamkeit und und und spielen beim Hobby Hörspiel hören eine gleich oder sogar größere Rolle. Es gibt also größere gemeinsame Nenner. Und diese lasse ich beim Feststellen wie „wert“ jemand unser Hobby schätzt auch miteinfliessen. Aber sicher nicht (nur) die Geldausgabe oder welches Medium für ihn das praktikabelste ist.
    • ATRACor schrieb:

      Mein "Problem" ist, dass ich nicht nur Hörspiele als Unterhaltung mag sondern auch Filme und Serien und ich aktuelle neue Hörspiele im Gegensatz zu meiner Kindheit nicht mehrfach anhöre.

      Das heisst ich stehe immer vor der Wahl ne DVD oder eine CD zu kaufen.
      Ist halt so.
      Dito, kann ich da nur sagen. Hätte ich nur (!) Hörspiele als Hobby, würde ich auch mehr als mein festgelegtes Limit ausgeben. Aber da meine Sammelleidenschaft viele Dinge sind und ich aktuell ein Haus zu renovieren habe mit all den Werkzeug- und Materialkosten, ertappe ich mich immer wieder, dass ich lieber 2 CDs zu je 7,99 € in den Warenkorb lege, anstelle die eine CD für 10,95 € zu bestellen und auf eine weitere CD zu verzichten.

      Weil das Geld nicht mehr so locker sitzt musste leider auch TAKIMO darunter leiden. Die ersten Hörspiele der Serie hatte ich mir gekauft. Aber zwischenzeitlich muss ich einer CD die (im Falle Takimo) 12,95 € kostet eine Absage erteilen.

      Ein Hörspiel ist mir locker mehr wert als 13,-€, aber ich kann es einfach nicht mehr bezahlen. Wenn nun alle Hörspiellabel die Preise anziehen auf über 10,-€ pro CD, dann wird es halt aus sein mit dem Hobby. Oder zumindest werden nur noch die Top 3 Lieblingsserien gekauft und mehr halt nicht.

      Wie ATRACor schreibt, habe ich auch immer die Wahl: Entweder die nächste Staffel meiner Lieblingsserie kaufen, oder 6 Hörspiel-CDs diverser Serien. Wenn ich mich GEGEN die Hörspiele entscheide, wertschätze ich diese trotzdem.

      Hoerspielecho.de - Reden wir darüber.
    • @Markus G.
      Das ist ja jetzt mit Dir wie weiland mit Ben Kenobi. =) Niemand sagt doch oder hat jemals gesagt, dass der Kauf die einzige Form der Wertschätzung ist. Aber bei einer aktuell laufenden Reihe oder Serie in einem Nischenmedium, bei dem jeder weiß, wie knapp z.T. die Kalkulation ist, ist diese Form der Wertschätzung einfach elementar.

      Ohne diese Form der Wertschätzung macht jede andere letztlich keinen Sinn, denn ohne sie gibt es nichts zu wertschätzen. Dann ist die Produktion nämlich tot.

      Oder willst Du das abstreiten?!

      Aber niemand sagt, dass jeder alles kaufen muss.

      Dass man sich entscheiden muss, ist klar.

      Und mir läuft das hier auch zu persönlich ab. Niemand hat Dich wegen Spotify angegriffen. @Markus G. Auch nicht zwischen den Zeilen. Mir kommt es aber so vor, als gälte Deine Leidenschaft bei dieser Diksussion in erster Linie der eigenen Rehabilitierung. Aber die stand und steht hier gar nicht zur Debatte.

      Dass Du ausreichend Wertschätzung in der von mir definierten Form zeigst, steht für mich gar nicht in Zweifel.

      Aber unstrittig dürfte wohl auch sein, dass es um das Hörspiel schlecht bestellt wäre, wenn alle ausschließlich via Spotify konsumierten.

      Oder zweifelst Du das an?!
    • Also eines vorweg: Ich selbst fühle mich durch diese pecuniäre Wertschätzung in keiner Weise angegriffen. Dazu habe ich in der Vergangenheit zu viel Geld für Hörspiele ausgegeben, gebe ich aktuell zu viel Geld aus und gebe ich in der Zukunft zu viel Geld für Hörspiele aus, als dass man mir nach dem Massstab des Geldausgebens nach sagen könnte, meine Wertschätzung für das Hörspiel sei zu gering. Wenn es mir also um meine Person gehen würde und darum, dass ich von manch einem den Ritterschlag erhalte, ich schätze das Hörspiel hoch, dann würde ich auf meine 10000 Hörspiele verweisen und auf das Geld, das ich pro Monat dafür ausgebe. Aber ich darf einige Hörspielfans meine Freunde nennen, die aus verschiedensten Gründen keine so große Sammlung haben, viel weniger Geld dafür ausgeben und auch seit es Streaming gibt, vermehrt Hörspiele über dieses Medium hören (aus verschiedensten Gründen) und bei denen ich weiß dass sie das Hörspiel, Labels und das Hören, also alles was das Hobby so ausmachen, mehr wert schätzen als manch andere Hörspielkäufer. Und diesen gegenüber empfinde ich es schlicht und ergreifend falsch wenn man ihnen die Wertschätzung absprechen oder gering schätzen möchte, nur weil sie vielleicht von einem neuen Medium mehr begeistert sind, als von einem alten Medium.

      @Ben Kenobi hat vollkommen recht, nur das Geld ist messbar, vieles andere von mir aufgezählte nur sehr schwierig bis gar nicht. Trotzdem widerstrebt es mir auf das Geld zu reduzieren, weil es für mein Dafürhalten trotz messbaren Ergebnisses kein richtiges Bild von der Wertschätzung einem Hobby gegenüber abbilden kann.



      Hardenberg schrieb:

      Aber unstrittig dürfte wohl auch sein, dass es um das Hörspiel schlecht bestellt wäre, wenn alle ausschließlich via Spotify konsumierten.

      Oder zweifelst Du das an?!
      Ja. Dazu müsste ich sehr weit ausholen. Vieles habe ich schon in meiner Kolumne geschrieben: Hörspielerfahrungen Teil 1: 1 Monat SPOTIFY

      Das ist alles sehr hypothetisch. Es gäbe 3 Möglichkeiten. Die Hörspielmacher würden Pleite gehen, weil sie zu wenig verdienen würden. Die Hörspielmacher würden über die Jahre hinweg mit einem Produkt gleich viel verdienen, weil sie ja für jedes Hören bezahlt werden und nicht einmalig. Oder die Hörspielmacher würden mehr verdienen, weil sich auf den Streamingplattformen alle Fans von Musik, Hörbüchern und Hörspielen tummeln und auf einmal würde der Pool der Hörspielhörer viel größer werden, weil mehr plötzlich hören würden und könnten. Ich persönlich könnte mir alle 3 Varianten vorstellen, wobei ich das Pleite gehen nur bei kleinen Labels mit kleinem Portfolio erwarten würde. Die „Großen“ mit 500 Hörspielen oder mehr, würden über Jahre hinweg gut daran verdienen.

      Genau so könnte man natürlich auch die Prognose stellen, was passieren würde, wenn man Hörspiele nur mehr auf CD kaufen könnte (während es Filme und Musik als Downloads und Streaming gäbe). Dann wäre es für das Hörspiel genau so schlecht bestellt, weil es sich viele nicht mehr leisten könnten viel zu hören. Man müsste sich auf ein paar wenige beschränken, die kleinen Labels würden genau so darunter leiden. Dazu würde kommen, dass viele aufhören würden Hörspiele zu hören, weil CD nun mal ein aussterbendes Medium ist und damit müssten weitere Labels verschwinden, weil der Pool an Hörern immer kleiner werden würde. Dazu käme, dass die neuen Genereationen erst gar nicht mit dem Hörspiel in Berührung käme, denn welcher Teenager wird in 5 Jahren noch CDs hören?

      „Monokultur“ ist immer schlecht. Und so denke ich, dass Streaming als Nummer 1, Download als Nummer 2, CD als Nummer 3 und LP/MC als Nummer 4 und 5 für jeden das Richtige bietet. Und der Hörer kann für sich entscheiden welches Medium er wählt. In Wahrheit wird man sich nicht ausschließlich für ein Medium entscheiden sondern eine Mischform anvisieren (so wie ich und sehr viele andere es machen). Davon profitieren dann viele Labels und nicht nur einige wenige. Und somit müsste man eigentlich nicht fragen wie viel ein Hörspiel kosten darf/kann/muss, sondern wie viel der monatliche Hörspielkonsum kosten darf/muss. Aber unabhängig davon würde ich auch nicht in Zukunft auf Grund der monatlichen Ausgaben für Hörspiele auf Wertschätzung und Leidenschaft dem Medium gegenüber schließen. Womit wir wieder am Anfang der Diskussion wären...
    • Sorry, das hat doch alles nichts mit dem Ist-Zustand zu tun, sondern ist eine Analyse auf Grundlage von könnte, müsste, würde.

      Wenn Du tatsächlich glaubst, aktuelle Hörspielreihen und -serien wären heute allein über Spotify finanzierbar, dann sei Dir diese Sicht unbenommen. Ich halte sie für absolut an der Realität vorbeigehend.

      Ich zeige jedenfalls meine Wertschätzung für Hörspiele weiterhin zuallererst (aber eben nicht: einzig!) dadurch, nicht dass ich über sie schwadroniere, sondern dass ich sie ganz regulär kaufe - in Form von CDs und Downloads. :zwinker:
    • Hardenberg schrieb:

      Wenn Du tatsächlich glaubst, aktuelle Hörspielreihen und -serien wären heute allein über Spotify finanzierbar, dann sei Dir diese Sicht unbenommen. Ich halte sie für absolut an der Realität vorbeigehend.
      Das sehe ich ähnlich.
      Bei Streaming als einziger Verwertungsform wird wohl keine Unterhaltungsform langfristig überleben können.

      Nur wenn man davon ausgeht das die Zahl der zahlenden Sammler immer annähernd konstant bleibt, dann werden sich auch Produktionen halten können.

      Ich weiß nicht mal ob es z.B. bei "Fallen" so clever war Boxen zeitlich so nah raus zubringen, denn das könnte der nächsten Staffel bei Release evtl. auch einige Käufer kosten. Denn so bitter es sich anhört, da spielt dann der Preis auch eine Rolle. Gerade bei Sammlern die noch viele Hörspiele auf "Halde" haben, kann es so leicht passieren das sie abwarten und sich die Boxen kaufen.

      Eigentlich ist die gestellte Frage "Was darf ein Hörspiel kosten" recht einfach aus Sicht der Konsumenten zu beantworten.
      Immer das was man gerade bereit ist dafür auszugeben. Ist ein Konsument nicht bereit sich die CD neu zu kaufen, schwenkt er auf den Stream um und/oder kauft sich die Sache ggf. noch Gebraucht.

      Nur die Zeit kann zeigen welche finanziellen Konsequenzen das Ganze für die Label hat.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"