Gruselkabinett - 117 - Ewige Jugend
Zum Inhalt:
Bei einem Besuch in Wien verliebt sich der junge, in der Liebe noch unerfahrene Graf Emmerich Kemen unsterblich in die faszinierende, geheimnisumwitterte Gräfin Elisabeth Báthory, verwitwete Nádasdy. Diese soll angeblich über 50 Jahre alt sein, obwohl sie aussieht wie 20, und es geht das Gerücht, sie erhalte sich ihre jugendliche Schönheit durch Bäder im Blut von Jungfrauen. Selbst als er Zeuge der Grausamkeiten der Gräfin wird, schmälert das Kemens beinahe schon sklavische Verehrung in keiner Weise, und er reagiert geradezu euphorisch, als ihn die Angebetete auf ihr Schloß in den Karpaten einlädt...
Zur Produktion:
Nach "Gruselkabinett - 99 - Die Toten sind unersättlich" wagt sich das Label Titania nun zum zweiten Mal an die Vertonung einer Geschichte des skandalumwitterten Autors Leopold Ritter von Sacher-Masoch(27.01.1836-09.03.1895), der unter anderem auch eine Zeit in Wien (dem Ausgangspunkt der Erzählung) gelebt hat. "Ewige Jugend" erschien erstmals 1886, dem Jahr, als sich Sacher-Masoch auf dem Höhepunkt seiner schriftstellerischen Tätigkeit befand und in Frankreich sogar einen Orden erhielt, was Zeitungen wie "Le Figaro" zu Stürmen der Begeisterung hinriss. Im Gegensatz zu anderen Autoren, befindet sich das Werk Sacher-Masochs nur in begrenztem Umfang im internationalen Public Domain, und gerade diese Geschichte habe ich leider vergeblich gesucht. Entsprechend ist es mir diesmal auch nicht möglich, einen Vergleich zwischen der Vorlage und dem Hörspiel zu ziehen. Ich gehe jedoch davon aus, daß sich Skriptautor Marc Gruppe relativ dicht an Sacher-Masoch gehalten hat. Herausgekommen ist auf jeden Fall eine bemerkenswerte Geschichte mit überaus interessanten Figurenkonstellationen. Die Handlung mag heutzutage nicht mehr besonders originell wirken, und in der Tat sind Ort und Motivik bereits in anderen zeitgenössischen Erzählungen verarbeitet worden, aber meiner Meinung nach nicht mit einer solchen Intensität.
Eine Verknüpfung von körperlicher Gewalt bzw. Erniedrigung und Erotik herzustellen, ist heute noch fast so gewagt wie damals, und ich finde es gut, daß der immer latent vorhandene "erotische" Unterton beibehalten wurde. Auf die Symbolik des "Jungfrauenblutes" in diesem Zusammenhang, will ich allerdings nicht näher eingehen, da es den Rahmen einer Rezension sprengen würde.
(Aufgrund der Zeichenlimitierung auf 10.000 pro Post, muss dieser Text in dem nächsten Post fortgeführt werden. :augenroll:)
OTR-Fan