Titania Special - 12 - Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Zum Inhalt:
Es ist der bitterkalte Winterabend vor Neujahr, an dem ein armes, kleines Mädchen durch die Straßen der Stadt zieht, um Schwefelhölzer zu verkaufen. Zu ihrem großen Kummer hat sie an diesem Tage kein Glück, und niemand nimmt ihr etwas ab. Da sie sich deshalb nicht traut, heim zu ihrem brutalen Vater zu gehen, beschließt sie, die Nacht im Freien zu verbringen. Als es dann auch noch zu schneien anfängt und immer frostiger wird, beginnt sie, ihre Schwefelhölzer nach und nach abzubrennen, um ein wenig die Kälte zu vertreiben. Mit dem Entzünden des dritten Hölzchens erscheint plötzlich der Geist ihrer verstorbenen Großmutter und fängt an, der Kleinen Märchen zu erzählen...
Zur Produktion:
Obwohl der dänische Schriftsteller und Dichter Hans Christian Andersen (02.04.1805 - 04.08.1875) insgesamt 156 Märchen, etliche Romane, Gedichte und Novellen verfasst hat, ist der überwiegende Teil seiner Werke hierzulande fast unbekannt. Wohl auch aus diesem Grund vertont das Label Titania nun bereits zum dritten Mal (Titania Specials 08 - Die Schneekönigin & 11 - Die kleine Meerjungfrau) Erzählungen aus den beiden Bänden "Gesammelte Märchen". Als "Rahmenhandlung" hat Skriptautor Marc Gruppe "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" ausgewählt, welches Andersen 1845 schrieb, und drei weitere Märchen ("Der Schneemann"/1861, "Der standhafte Zinnsoldat"/1838 und "Der Tannenbaum"/1844) in sie eingebettet. Wer nun befürchtet, Gruppe habe die vier Geschichten "durchmischt", den kann ich beruhigen. Wie gewohnt bleibt er dicht an den Vorlagen und nimmt nur kleine Veränderungen vor. Auch die Sprache wurde leicht modernisiert und behutsam angepasst. Um die Märchen für das hier vorliegende Medium gefälliger zu machen, wird ihr Inhalt teilweise in Dialogform oder, statt vom Erzähler, von den Protagonisten wiedergegeben. "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" eröffnet das Hörspiel, und sein Inhalt wird bis zum vorletzten Absatz der Originalgeschichte geschildert. An dieser Stelle übernimmt dann der Geist der Großmutter den Erzählerpart für die drei anderen Märchen. Danach kommt Marc Gruppe auf die "Basisgeschichte" zurück und beendet sie so, wie bei Andersen beschrieben.
Da ich als Kind ausschließlich die Märchen der Gebrüder Grimm kannte, bei denen eigentlich immer das Gute siegt, haben mich die Märchen von H.C. Andersen, mit ihren teils doch sehr traurigen Schlüssen, zunächst irritiert und an deren Tauglichkeit für den Nachwuchs zweifeln lassen. Inzwischen weiß ich jedoch, daß Kinder, aufgrund ihrer Unbedarftheit bzw. Naivität gegenüber dem Leben, diese Erzählungen ganz anders wahrnehmen, den Fokus eher auf die gesamte Handlung richten und das negative Ende weniger stark gewichten.
Wie die Eröffnungsgeschichte, so hat Marc Gruppe auch die anderen drei Märchen zurückhaltend bearbeitet. Beispielsweise wurde beim "Schneemann" die Beschreibung von dessen Aussehen verändert, und der Ofen wird nur noch als "liebliches Wesen" und nicht mehr als "liebliches weibliches Wesen" bezeichnet. Beim "Zinnsoldaten" singt der Kanarienvogel, statt, wie bei Andersen, in Versen mitzusprechen, und im "Tannenbaum" werden die Meisen zu Sperlingen und die Sätze der Ratten von den Mäusen übernommen. All diese kleinen Abweichungen spielen aber für das Hörvergnügen, und ein solches ist dieses 'Titania Special' in jedem Fall, keine Rolle. Ich hatte zunächst die Befürchtung, daß mir das Hörspiel mit seinen fast 74 Minuten Laufzeit etwas lang werden könnte, aber durch den geschickten Aufbau ist das absolut nicht der Fall gewesen. Die Zeit verging wie im Flug!
Grmbl und auch diese Rezension ist zu lang, um sie in einem Post unterzubringen. Fortsetzung siehe unten:
OTR-Fan