John Sinclair Tonstudio Braun - 2 - Der schwarze Henker

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    • John Sinclair Tonstudio Braun - 2 - Der schwarze Henker



      John Sinclair Tonstudio Braun - 2 - Der schwarze Henker

      Zum Inhalt:
      Geisterjäger John Sinclair will es sich zuhause gerade so richtig gemütlich machen, als die Türklingel geht. Seine in Tränen aufgelöste Sekretärin Glenda Perkins braucht Hilfe. Ihre Freundin Valerie Paine ist in dem kleinen Örtchen Pitlochry geköpft worden. Die Dorfbewohner behaupten steif und fest, daß es sich bei dem Täter um Moro, den schwarzen Henker handelt. Dieser wurde vor 400 Jahren von den Dörflern getötet und soll nun wieder auferstanden sein. John Sinclair und Glenda Perkins beschließen, zusammen dort hinzufahren, um das Geheimnis zu ergründen.

      Zur Produktion:
      Schon lange forderten die Fans der legendären John Sinclair-Hörspiele des Tonstudios Braun eine Neuauflage auf CD. Dieser Wunsch ist beinahe so alt wie die Serie selbst, da die Folgen damals nur in Form von MCs veröffentlicht wurden. Genau wie viele andere Labels auch, begann Tonstudio Braun zunächst damit, Märchen zu vertonen. 1981 starteten sie ihre Hörspielserie John Sinclair, welche es innerhalb von 10 Jahren auf beachtliche 107 Folgen brachte. Anfang der 1990er Jahre kam es dann leider zu einem Rechtsstreit mit dem Verlagshaus Bastei Lübbe, und die Produktion wurde eingestellt. Umso erfreulicher ist es, daß man sich inzwischen doch noch geeinigt und die Auseinandersetzung ganz im Sinne der vielen Fans beigelegt hat. Knapp 10 Jahre später rief Lübbe dann unter dem Titel "John Sinclair Edition 2000" mit der Folge "Nachtclub der Vampire" selbst eine Hörspielserie um den bekannten Geisterjäger ins Leben, die bis dato 104 Folgen umfasst. Und hier liegt auch schon der erste Unterschied zwischen beiden Reihen: Während Lübbe die Numerierung der Romane beibehält, hat man im Tonstudio Braun scheinbar willkürlich ausgewählt. Die jetzt vorliegende, knapp eine Stunde dauernde zweite Folge basiert auf Band 14 der Romane und wurde von Lübbe bisher nicht vertont.
      Den Fans der alten Serie habe ich hier sicher nicht viel Neues erzählt, aber Lübbe erwartet ja, auch jüngere Hörer zu gewinnen, die hoffentlich zahlreich ein Ohr riskieren werden. Allerdings sollte man wissen, daß beide Serien nicht unterschiedlicher sein könnten. Das liegt zum einen natürlich an den vollkommen anderen Produkionsbedingungen und zum anderen am unterschiedlichen Fokus. Während die Edition 2000 dazu tendiert, actionlastig und rasant auszufallen, legt das Tonstudio Braun zwar eine eher ruhige Gangart an den Tag, kann dafür aber meiner Meinung nach mit weitaus mehr Grusel punkten. Noch deutlicher wird die Gegensätzlichkeit aber bei den Sprechern. In der Edition 2000 werden die Rollen beinahe ausschließlich von Synchronsprechern übernommen, die meist schon Hörspielerfahrungen gesammelt haben. Dagegen arbeitete das Tonstudio Braun nur mit Theaterschauspielern. Wer schon einmal ein Theater besucht hat, weiß, daß Schauspieler zum einen sehr laut und deutlich sprechen müssen, zum anderen manchmal auch ein wenig überagieren, damit Mimik und Akustik auch die hinteren Ränge erreichen.
      Für die Adaptionen der Heftromane von Helmut Rellergerd alias Jason Dark, war Studioleiter Max Braun zuständig. Sein Skript von "Der schwarze Henker" finde ich sehr gelungen. Es beinhaltet alle wesentlichen Elemente der literarischen Vorlage und hält die Spannungskurve bis zum Schluß aufrecht. Um nicht ganz so düster und gruselig zu wirken, wird die Handlung mit auch heute noch durchaus witzigen Sprüchen ("Wir wollen Blut sehen") aufgelockert. Etwas gewöhnungsbedürftig sind dagegen die vielen Beschreibungen seitens der Sprecher.
      Das reduziert zwar den Anteil der Erzählerin, klingt jedoch für das heutige Hörpublikum ein wenig unbeholfen. Immerhin weiß man so aber, was gerade passiert und muss nicht, wie in vielen neueren Produktionen, darüber rätseln.
      So wie für das Dialogbuch, war Max Braun auch für die Produktion zuständig, und was er zusammen mit dem Tontechniker Hans G. Schmidt und dem Musiker Peter Seidel geschaffen hat, kann sich hören lassen, auch wenn es ein paar nicht zu verhehlende Schwachstellen gibt. Da ist zunächst die Vielzahl an unterschiedlichen Geräuschen, die zum Einsatz kommen. Bei den Schritten hört man deutlich, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, die Kirchenglocke läutet, Grillen zirpen, Türen knarren und auch so kleine Töne, wie das Klappern eines Schlüsselbundes, wurden nicht vergessen. Bedauerlicherweise scheint aber die zur Verfügung stehende Soundbibliothek nicht besonders groß gewesen zu sein, und so gibt es schon innerhalb der ersten Folge mehrfach die selben etwas dumpf klingende Schussgeräusche zu hören.
      Das mag vielleicht nicht wirklich wichtig zu sein, aber bedingt durch die Tatsache, daß einer der Schüsse eindeutig ein Querschläger ist, ergibt sich nicht nur ein hoher Wiedererkennungswert, sondern es passt oft einfach nicht. Querschläger kommen vor allem in engen Räumen vor, und wenn man sie dann auch draußen bei freier Schussbahn hört, wirkt das unfreiwillig komisch. Noch schlimmer aber ist, daß sich die Schußgeräusche der Schrotflinte genauso anhören, wie Johns Pistole. Apropos komisch. Ich frage mich, warum die Schrittgeräusche beim schwarzen Henker so klingen, als liefe er auf Schnee? Richtig lächerlich, und damit auch das komödiantische Highlight, ist aber das Geräusch, welches den abgeschossenen Pfeil darstellen soll, denn da hört man deutlich, wie einer der Sprecher einfach "Fiu" macht.
      Alles in allem ergibt sich aber gerade aus diesen kleinen "Unzulänglichkeiten" auch ein Teil des besonderen Charmes, den die Serie bis heute für ihre Fans hat.
      Auf Effekte wurde weitgehend verzichtet, lediglich die Dialoge innerhalb desr Kirche sind mit Hall unterlegt.
      Die Musik von Peter Seidel ist ein eindeutiges Markenzeichen des Labels. Das liegt zum einen an ihrer Eingängigkeit und zum anderen daran, daß sie sich so anhört, als stammte sie von einer Bontempiorgel, was mich schon in den 1980er Jahren zum Schmunzeln brachte. Die Melodien selbst sind sehr abwechslungsreich und fallen thematisch mal düster und mal fröhlich aus. Interessanterweise gebraucht man die Musik nicht nur, um Szenen zu akzentuieren, sondern teilweise auch dazu, sie zu kontrastieren. So erklingt beispielsweise eine fröhliche Melodie unmittelbar vor oder nach einer Gruselszene. Vermutlich hat man die Themen so arrangiert, um das zum Teil grausige Geschehen etwas zu relativieren.

      Zu den Sprechern:
      Bis vor kurzem waren die Sprecher, die in dieser Serie agieren, weitestgehend unbekannt. Auf den MCs gab es dazu gar keine Angaben, und nur mit Hilfe besonders engagierter Fans konnten inzwischen etliche Sprecher benannt werden. Da diese Informationen auch weiterhin nicht in den Booklets zu finden sind, verlasse ich mich dabei auf die Informationen, welche ich im Internet auf der Seite tsb-sprecher.audioroman.de/ dazu gefunden habe. Irrtümer/Schreibfehler was die Personen angeht, sind also nicht ausgeschlossen.
      Marianne Mosa(Erzählerin) macht ihre Sache sehr gut. Sie beweist ein gutes Gespür für das Erzähltempo und beeindruckt, wie alle anderen Sprecher auch, durch ihre klare Aussprache. Peter Bongartz(John Sinclair) ist für mich einfach perfekt in seiner Rolle als cooler Oberinspektor mit menschlichen Schwächen. Er klingt immer vollkommen natürlich, und es macht ihn sehr sympathisch, wenn er sich z.B. über die gestörte Ruhe auslässt, oder sich um die Dorfprolls sorgt, die wissenden Auges unbedingt in ihr Verderben rennen wollen.
      Das sprecherische Highlight bildet für mich aber ganz klar Anfried Krämer(Der schwarze Henker), der hörbaren Spaß daran hat, den Oberschurken zu geben, der sich über jedes seiner Verbrechen diebisch freut und dies mit dämonischem Gelächter quittiert. Wer die beiden Constables Tim Archer und Bellow gesprochen hat, ist leider nicht bekannt. Beide machen ihre Sache aber sehr gut, Archer ist schroff und genervt, während Bellow Interesse an seiner Arbeit zeigt und eher freundlich klingt. Hans Joachim Heist(O´Casey) passt gut auf seine Rolle des Dorfbewohners, der fest entschlossen ist, dem Henker den Garaus zu machen, genau wie Werner Hanfgarn(Pfarrer) der den Seelsorger mit unerschütterlicher Ruhe in der Stimme intoniert. Helmut Winkelmann(James und Flint Riley[Vorfahr]) und Wolfram Weniger(Jack und Neill Cromwell[Vorfahr]) haben jeweils eine Doppelrolle als Vorfahre und Figur in der Gegenwart und sind damit besonders gefordert. Winkelmann ist als Flint eher ängstlich und voller düsterer Vorahnungen, in der Gegenwart agiert er finster und brutal. Noch extremer fällt der Gegensatz der Figuren bei Weniger aus. In seinem Part als Neil ist er sachlich, kühl und zurückhaltend, als Jack ist er der vollkommene Kontrast: ein angeberischer Macho, der üble Witze reißt. Karin Dieck(Glenda Perkins) ist prima als Johns Sekretärin, die gern mit ihrem Chef flirtet. Das gilt auch für Jutta Popp(Valerie Paine) die ihre Rolle als unbekümmerte junge Frau voll ausfüllt. Ebenfalls sehr gelungen ist Theo Maier-Körners(Inspektor Harris) Portrait des Leiters der Mordkommission, der Sinclair und seine Arbeit anfangs so gar nicht ernst nimmt, aber aufgrund der Ereignisse schnell eines Besseren belehrt wird. In weiteren Nebenrollen treten auf: Margit Schulte – Tigges(Linda) als jugendliche Dorfschlampe, die Unruhe stiftet, Liselotte Quilling(Mrs. O´Casey) als ältere, zuvorkommende Pensionswirtin sowie Christl Pfeil-Scherschel(Mrs. Cromwell und 1. Frau) als besorgte Mutter und Discogast. Studioleiter Max Braun(Charley) übernimmt einen kurzen Part als freundlicher Discjockey, und Musiker Peter Seidel ist einer der leicht angetrunkenen Discogäste. Die Sprecher der beiden Mitarbeiter von Inspektor Harris, deren Einsatz sich auf "Hallo"und "Ok" beschränkt, sind ebenfalls unbekannt.

      Fazit:
      Die legendäre erste John Sinclair Reihe ist wieder da, und sie klingt besser als je zuvor.

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    • Alles in allem ergibt sich aber gerade aus diesen kleinen "Unzulänglichkeiten" auch ein Teil des besonderen Charmes, den die Serie bis heute für ihre Fans hat.
      Ja, selbstgemachte Geräusche, Orgel-Peter (obwohl wir ihn ja, in Ermangelung des richtigen Namens, jahrelang nur Orgel-Paule genannt haben ;) ), Aua-schreiende Dämonen, "Selbsterklärungen" der Figuren etc.pp. - alles das gehört zu den TSBs einfach dazu!
      Ich denke, mir würden sie weitaus weniger gut gefallen, wenn sie diesbezüglich "professioneller" produziert worden wären.
      Sie müssen genau so sein weil es so einfach passt. Fertig!

      :danke: für die ausführliche Rezi.