[BR] Inga Helfrich: Rettet das Geld

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    • [BR] Inga Helfrich: Rettet das Geld

      Wer, so wie ich, sehnsüchtig auf die Bluray von Blutiger Freitag wartet, kann die Zeit mit dieser Hörspielcollage version verkürzen. Der BR hat das Hörspiel im Moment in der Mediathek, Link ist unten.

      Inhalt:
      Zwei bewaffnete Bankräuber mit Sturzhelmen. 5.000 Zuschauer. Eine Riesenwatschn für einen Feuerwehrmann in spe. Blitzlichtgewitter. Eine Maschinenpistole und ein Revolver. Achtzehn Geiseln. Köche mit hohen, weißen Mützen. Eine „Rote Front“, die nicht politisch ist. Lösegeldforderung: 2 Millionen DM. Live-Übertragung im Fernsehen. Catering vom besten Feinkostgeschäft der Stadt. Pfiffe für den Ministerpräsidenten. Hobby-Jäger als Scharfschützen der Polizei. Was klingt wie die Zutaten für eine groteske Kriminalkomödie, war am Mittwoch, den 4. August 1971 grausame Realität. Zwei bewaffnete Männer überfallen die Filiale der Deutschen Bank in der Münchner Prinzregentenstraße und verüben den ersten bewaffneten Banküberfall mit Geiselnahme in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Für die Freilassung der Geiseln verlangen sie 2 Millionen D-Mark. Auf ihre Forderungen lässt sich die Kriminalpolizei nur zum Schein ein. Beim Sturmangriff der Polizei sterben eine Geisel und ein Geiselnehmer. Die Tasche mit den zwei Millionen wird noch während der Schießerei sichergestellt. Der Innenminister stellt fest: „Nach Sachlage, blieb keine andere als die getroffene Entscheidung.“ In den Medien wird sowohl in einem bis dahin einzigartigen Spektakel live über das Geschehen berichtet, als auch anschließend die Geschichte bis ins kleinste Detail ausgeschlachtet: Zwei Männer gehen über Leichen. Die demokratische Staatsmacht ist überfordert. Es ist der alte Kampf zwischen Gut und Böse. Das Gericht statuiert ein Exempel. Der überlebende Täter wird wegen fünffachen Mordversuchs und räuberischer Geiselnahme zu 22 Jahren Haft verurteilt. Das Hörspiel Rettet das Geld basiert auf dokumentarischem Material und den Befragungen von Beteiligten. Ein Ereignis in mehreren Perspektiven: Der Junge, der im Radio von dem Überfall hörte und spontan beschloss, zum Schauplatz des Verbrechens zu fahren, wo er sich unter tausende Schaulustige einreihte. Der Polizist, der frisch von der Polizeischule kam und für den die Geiselnahme der erste spektakuläre Fall seiner Karriere wurde. Der Täter, der 22 Jahre hinter Gittern verbracht hat. Und die Aussagen einer Geisel wenige Tage nach dem Schreckenstag. Aus ihren teils lakonischen, teils emotionalen Erinnerungen wird eine Erzählung über die Macht und Erotik des Geldes. Zugleich entsteht ein Porträt der Stadt München in den Siebziger Jahren.

      Sprecher:
      Wiebke Puls, Edmund Telgenkämper u.a.

      Produktion:
      Komposition: Rosalie Eberle
      Realisation: Inga Helfrich
      BR 2015
      Länge: 53'16 Minuten

      :wegweiser: :download: :wegweiser2:
    • Das Ding habe ich letzte Woche gehört, fand's aber nicht so prickelnd.
      Sicherlich, ein paar Dinge sind aus heutiger Sicht interessant zu hören, z. B., was die damaligen Lebensumstände angeht. Aber ich bin möglicherweise auch etwas zu euphorisch an die Sache rangegangen. Ich dachte tatsächlich, dass das Hörspiel (im Grunde genommen sind's nur ein paar Kommentare und Schilderungen, mehr nicht) mehr in Richtung Blutiger Freitag geht und vielleicht ein ganz klein wenig exploitationmäßig auf die Sahne haut. Aber nein, das gibt es nicht.
      So bleibt am Ende eine - für mich, wohlgemerkt - relativ mittelprächtig interessante Aufarbeitung des ersten Banküberfalls mit Geiselnahme der Bundesrepublik. Die schönste Stelle ist die, wo die Geisel berichtet, ein paar Flaschen (sechs, glaube ich) und Kurze getrunken zu haben, dadurch aber nicht mal wirklich ein bißchen angetrunken gewesen zu sein :respekt: .

      Dennoch: Rettet das Geld rockt leider nicht so wirklich, Heinz Klett dafür umso mehr: "Toleranz: Null! Rücksicht: Null!" :baseball:
    • Ich hab es gestern gehört und fand es - nach anfänglicher Irritation - sehr gut.
      Ich hatte tatsächlich wenig konkrete Vorstellung, ws mich erwarten würde, am ehesten hatte ich pseudointellektuellen Hörkot, Verzeihung, Hörkunst erwartet.
      Stattdessen gab es eine Art Dokufeature, sehr ruhig und sachlich, was sehr gut zum Inhalt passte. Ein eigentlich spektakulärer Fall, der sich in dieser Erzählweise als relativ banal und aus heutiger Sicht langweilig entpuppt. Das hilflose Vorgehen der Polizei, das volksfestartige Begaffen durch die Anwohner, der merkwürdige Umgang von Geiseln und Geiselnehmern. Das alles scheint eine ganz ander Welt zu sein und ist doch gerade mal ein Paar Jahrzehnte her.
      Ein faszienierendes Hörstück ohne Zeigefinger oder sonstige pädagogische An- und Zumutungen, sauber inszeniert.
    • Ich hab es gerade gehört und muss sagen es gefällt mir. Den Film hab ich noch nie gesehen, von daher kann ich (zum Glück?) keine Vergleich anstellen.

      @dark_clouds:
      Also ich finde schon, daß der Überfall in dem HSP doch ziemlich ausführlich behandelt wird. Wie gesagt ich kenn den Film noch nicht, aber wird da auch so auf die Hintergründe der Charaktere eingegangen? Ich kanns mir irgendwie nicht vorstellen, würde mich aber freuen wenn ich falsch liege. Von daher fühle ich mich durch das HSP optimal auf den Film vorbereitet. Mehr Exploitation hätte ich war schön gefunden, aber da das vom BR kommt hab ich nicht wirklich sowas erwartet. =) Ich finde den Macher ist es wirklich gelungen, das Zeitgefühl von damals einzufangen. :thumbsup: Allein schon am Anfang, wenn die Songs im Sendersuchlauf angespielt werden. :love:
      Besonders cool finde ich, daß ich am Tag des Geschehens meinen 5 Geburtstag gefeiert habe. :feuerwerk2: =) Die Aussage von der Partie bez. des unwesentlichen Alkoholkonsums und ihr Verhalten :sabber: im Anschluss ist auf jeden Fall DAS Highlight. :lach2:

      @marc50:
      Was hat Dich denn irritiert? Das es eine Soundkollage ist wurde doch Eingangs schon angekündigt? :biggrin: Wenns vom WDR produziert worden wäre, ja dann wärs bestimmt "pseudointellektuellen Hörkot, Verzeihung, Hörkunst" geworden. :zustimm: Die machen sowas gern. :biggrin:
      Ein faszienierendes Hörstück ohne Zeigefinger oder sonstige pädagogische An- und Zumutungen, sauber inszeniert.

      Gut zusammen gefasst!
    • MonsterAsyl schrieb:



      @marc50:
      Was hat Dich denn irritiert? Das es eine Soundkollage ist wurde doch Eingangs schon angekündigt? :biggrin: Wenns vom WDR produziert worden wäre, ja dann wärs bestimmt "pseudointellektuellen Hörkot, Verzeihung, Hörkunst" geworden. :zustimm: Die machen sowas gern. :biggrin:
      Ein faszienierendes Hörstück ohne Zeigefinger oder sonstige pädagogische An- und Zumutungen, sauber inszeniert.

      Gut zusammen gefasst!


      Ja, was hat mich irritiert...
      Das es eine Soundkollage ist, habe ich tatsächlich überlesen, Schande über mich! =)
      Ich denke, die unterkühlte Inszenierung, der langsame und abschweifende Einstieg, der häufige Perspektivwechsel - also alles Dinge, die letztendes auch die Qualität ausmachen.
    • Heute habe ich mir diese Hörcollage zum ersten mal angehört. Das Verbrechen war mir bisher unbekannt, bis ich vor ein paar Tagen einen Zeitungsartikel darüber gelesen habe aufgrund des 50. Jahrestages.

      Die Hörcollage war meiner Meinung nach sehr gut. Eine bemerkenswerte Geschichte, faszinierend als Hörcollage umgesetzt.