Agatha Christie - Vier Hörspiele

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    • Ich habe mir die Box nun auch zugelegt und habe den Fall Roger Ackroyd* gehört. Hmm, der hat mir schon mal nicht gefallen, da mag ich die 3-CD-Lesung viel lieber. Der Sprecher von Poirot hat mich nicht so recht überzeugt (von der Stimme her, nicht von der Art zu sprechen) und insgesamt wirkte die Geschichte beschnitten - insofern meine Zustimmung zu gruenspattz' Meinung. Ich hoffe, die anderen Hörspiele machen mir mehr Laune.

      *Krass eigentlich, wie Poirot dem Täter zum Selbstmord rät, oder?
    • Ich habe bisher aus dieser Box nur "Die Fuchsjagd" und "Die spanische Truhe" gehört und fand beide HSPe okay.
      Nicht weltbewegend ;) , aber unterhaltsam.
      Vielleicht sollte ich mir die beiden anderen auch mal endlich zu Gemüte führen, denn MoAs hat die Box ja.
      Muss sagen, dass die mir irgendwie völlig aus den Augen und dem Sinn gekommen war mittlerweile :gruebel: , weiß auch nicht... danke fürs nochmal Erinnern. =)
    • Agatha schrieb:

      Nicht weltbewegend ;) , aber unterhaltsam.


      Das ist ein Punkt, den ich auch nicht wirklich verstehen kann. Es gibt jede Menge guten Stoff von Agatha Christie, und wenn man zum Beispiel hört, was der BBC für tolle Hörspiele daraus macht, dann ist es unverständlich, dass es so wenige gute deutsche Christie-Hörspiele gibt. Wenn ich allein an "Murder on the Orient Express" denke mit dem wunderbaren John Moffatt :one: :applaus: : ein Hörspiel der Extraklasse mit toller Atmo... dass es sowas nicht auf Deutsch gibt... :schulter:
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • Könnte ggf. daran liegen, dass Christie-Rechte sehr teuer sind. Und das vermutlich potentiert auf die Klasse der Stories. Der BBC wird wohl keine Geldprobleme haben. Deutscher Rundfunk und Labels werden diese Kosten nur schwer aufbringen können.

      Sad but true
      .


      Ersteller des 1. Beitrages : 2010,11,12+13


      :nex1: :nex2:
    • Mir gefallen, was Agatha Christie angeht, sowieso die Hörbücher fast immer besser.
      @Sylphida: Was erwartest Du? Es handelt sich um ein Hörspiel aus dem Jahr 1958, was Geräusche und Musik angeht, so spartanisch ;) ausgestattet , wie die damals in der Regel alle waren.
      Das ist für uns heute einfach "old fashioned" und gemessen daran, wie sich das Hörspielmachen inzwischen verändert hat, halt für viele auch wenig interessant.
      Ich versuche da ganz einfach, das Alter zu berücksichtigen und nicht mit meinen Maßstäben von 2012 zu messen. :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Agatha ()

    • Ja, das weiß ich schon und ich stelle sicher nicht dieselben Ansprüche an so eine Produktion wie an eine heutige. Ich mag z.B. auch alte sw-Filme, aber ich hätte erwartet, dass man tonmäßig doch ein bisschen mehr aufbereiten kann. Und die Sprecherauswahl finde ich eben auch nicht so schön...:schulter:
    • Agatha Christie - Vier Hörspiele



      Agatha Christie - Vier Hörspiele


      Der Mord an Roger Ackroyd aka Alibi
      Zum Inhalt:
      Im kleinen Dorf King's Abbot kommt es innerhalb kürzester Zeit zu zwei Todesfällen. Im Falle von Mrs Ferras geht der ortsansässige Arzt Dr. Sheppard von einem möglichen Selbstmord aus. Roger Ackroyd, der zweite Tote, wurde von hinten erstochen. Ackroyds Tochter Flora bittet den kürzlich zugezogenen Hercule Poirot, das Verbrechen aufzuklären.

      Zur Produktion:
      Agatha Christie(15.09.1890-12.01.1976) hat durch achtzig Kriminalromane weltweit Millionen von Lesern in ihren Bann gezogen. Am beliebtesten sind dabei die Geschichten mit Miss Marple oder dem belgischen Detektiv Hercule Poirot. Während die Erzählungen von Edgar Wallace bereits mehrfach von verschiedenen Labels vertont wurden, gibt es erstaunlich wenig Hörspielumsetzungen, die auf Originalvorlagen von Christie basieren. Umso erfreulicher ist diese Veröffentlichung einiger Radioadaptionen durch den Hörverlag. Da die Titel chronologisch nach ihrer Entstehungszeit sortiert sind, bildet diese Produktion des NDR aus dem Jahr 1956 den Auftakt. Die Handlung bleibt den ganzen Verlauf über spannend und mündet nach ca. 58 Minuten in eine wirklich verblüffende Auflösung. Während alte Radiohörspiele zwar fast immer mit einer hochkrätigen Besetzung auffahren, wirken sie, was die Sounduntermalung angeht, doch eher blass. Auf den Einsatz von Musik wird komplett verzichtet, und bei den Geräuschen beschränkt man sich auf das gelegentliche Schließen oder Öffnen von Türen und dergleichen.

      Zu den Sprechern:
      Die komplette Sprecherriege besteht aus Schauspielveteranen mit Hörspielerfahrung, was sich mehr als positiv auswirkt. Charles Regnier(Dr. Sheppard), hat nicht nur die Hauptrolle inne, sondern übernimmt auch gleichzeitig den Part des Erzählers. Letzteres gelingt ihm auch gut, und es macht Spaß seiner angenehmen Stimme zu lauschen. Sein Spiel als Dr. Sheppard hätte für meinen Geschmack jedoch noch etwas intensiver ausfallen können. Joseph Offenbach(Hercule Poirot) war später auch als Hörspielregisseur aktiv und produzierte 1964 "Der Schut" nach der Buchvorlage von Karl May. Hier gibt er, mit leichtem, aber nie aufgesetzt wirkendem Akzent, eine überzeugende Interpretation des blasierten Detektivs. Hans Paetschs(Roger Ackroyd) Stimme wird wohl jeder Hörer kennen. Obwohl sein Auftritt bedauerlicherweise sehr kurz geraten ist, gelingt es ihm doch mühelos, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Besetzung kann bis in die kleinsten Nebenrollen glänzen. Neben Holger Hagen(Raimunds), dem verschwiegenn Sekretär Ackroyds, agieren noch Josef Dahmen als zwielichtiger Butler Parker, Herbert Steinmetz(Inspektor) und Inge Stolten(Flora). Es ist jedoch Liselotte Willführs(Caroline) glaubhafte Darstellung der extrem neugierigen und tratschhaften Schwester von Dr. Sheppard, die besonders heraussticht.

      Fazit:
      Eine hörenswerte Umsetzung, deren großer Charme nicht zuletzt von der altertümlich anmutenden Wortwahl bzw. Satzstellung herrührt.


      Die Fuchsjagd
      Zum Inhalt:
      Das kleine Hotel Monkswell Manor, das von dem frischvermählten Ehepaar Ralston geführt wird, ist einem schweren Schneesturm ausgesetzt. Ihre vier angemeldeten Gäste, Christopher Wren, Major Metcalf, Miss Casewell und Mrs. Boyle schaffen es gerade noch, dorthin zu gelangen, bevor sie eingeschneit und damit von der Außenwelt abgeschnitten werden. Das schlechte Wetter zwingt auch den durchreisenden Mr. Paravicini, im Hotel zu übernachten. Zur Überraschung aller hat sich auch Sergeant Trotter durch den Schnee zu Ihnen gekämpft, da er befürchtet, daß einer der Anwesenden einem Mordanschlag zum Opfer fallen könnte.

      Zur Produktion:
      Interessanterweise wurde die Geschichte, die ein Geschenk für Queen Mary zu deren achtzigstem Geburtstag im Jahr 1947 darstellt, von Agatha Christie direkt als zwanzigminütiges BBC-Hörspiel konzipiert. Später erweiterte sie ihr Werk und machte daraus einen Kurzkrimi, sowie einen Zweiakter für das Theater. Das Bühnenstück wird seit 1952 aufgeführt und gilt damit als das am längsten laufende Theaterstück der Welt. Übrigens, wer sich dieses einmal live ansehen möchte, kann das zur Zeit im großartigen Hamburger Kriminaltheater Imperial tun. Der ursprüngliche Titel "Three blind mice" bezieht sich auf ein in England sehr geläufiges altes Kinderlied. Aus rechtlichen Gründen musste der Name dann von Christie in "Die Mausefalle" umbenannt werden. Da der Song in Deutschland unbekannt ist, aber für die Handlung eine wichtige Rolle spielt, hat man in der Übersetzung auf "Fuchs, Du hast die Gans gestohlen" zurückgegriffen und das Ganze dementsprechend "Die Fuchsjagd" genannt. Die Geschehnisse laufen flüssig ab, und die bohrenden Fragen des Sergeanten, die alle Beteiligten immer mehr in die Ecke drängen, sorgen dafür, daß der Spannungsbogen stets straff gespannt bleibt. Zwischen dieser Produktion des bayrischen Rundfunks aus dem Jahr 1958 und dem vorangeganenen Hörspiel liegen zwar zeitlich gesehen nur zwei Jahre, aber was die Ausarbeitung angeht, könnten es genausogut zwanzig sein. Während die Inszenierung von "Der Mord an Roger Ackroyd" noch sehr nüchtern ausgefallen ist, erkennt man hier schon die Grundlagen späterer Hörspielproduktionen. Da wäre zunächst der Einsatz von Musik zu nennen. Es werden nicht nur zu Beginn, sondern auch die gesamte Laufzeit über, immer wieder Originalkompositionen von Joachim Faber eingespielt. Gegen Ende ertönen diese so laut, daß die Dialoge darin fast unterzugehen drohen. Auch der Rest der akustischen Bildkomposition entspricht ganz den modernen Hörgewohnheiten. Der Einsatz von Geräuschen ist sowohl zahl- als auch abwechslungsreich und trägt damit zu einer glaubhaften Gestaltung der Atmosphäre bei. Mit dieser Bearbeitung und Regie war Walter Purucker auf jeden Fall seiner Zeit weit voraus. Die aufwendige Gestaltung lässt sich aber wahrscheinlich auch auf den verstärkten Druck durch das immer populärer werdende Konkurrenzmedium Fernsehen zurückführen.

      Zu den Sprechern:
      Für dieses Hörspiel wurden vom bayrischen Rundfunk ebenfalls nur Schauspieler verpflichtet. Kurt Ludwig(Erzähler) dürfte dabei, aufgrund seines stark begrenzten Einsatzes, wohl kaum jemandem im Gedächtnis bleiben. Ernst Höchstätter(Ansager) ist zwar eine prominente, aber letztendlich verschwendete Besetzung, da er nur zwei relativ kurze Radiomeldungen vorliest, bei denen eine besondere Betonung unangebracht wäre. Ilse Petri(Mollie Ralston) und John Pauls-Harding(Giles Ralston) sind absolut überzeugend in ihrer Rolle als junges Paar, das erst kürzlich in den Ehestand getreten ist. Petri gibt die glaubhafte Darstellung einer Frau, der es schmeichelt, daß sie immer noch auch von anderen Männern begehrt wird, und Pauls-Harding brilliert als Ehemann, der seine Unsicherheit mit Eifersucht kaschiert. Peter Vogel(Christopher Wren) legt seinen Charakter so undurchsichtig an, daß man bis zuletzt nicht wirklich aus ihm schlau wird. Obwohl eigentlich eher eine Randfigur, schafft es Vogel, sich durch sein intensives Portrait den anderen abzusetzen. Auch alle übrigen Sprecher, von Wolf Ackva(Major Mecalf) und Eleonore Noelle(Miss Casewell) über Hans Magel(Mr. Paravicini), bis hin zu Robert Graf(Sergeant Trotter), entsprechen den in sie gesetzten Erwartungen. Kurioserweise wird der Part von Mrs. Boyle weder in den schriftlichen Credits im Cover noch bei der Aufzählung der Sprecher im Hörspiel erwähnt. Das ist überaus bedauerlich, da die Sprecherin eine tolle Vorstellung als überkandidelter Gast, der immer etwas auszusetzen hat, gibt.

      Fazit:
      Sehr gut gemachtes Hörspiel, das auf einem absoluten Klassiker der Kriminalgeschichte beruht und trotz der Abwesenheit von Poirot oder Marple ein Genuß ist.



      Mord im Pfarrhaus
      Zum Inhalt:
      Oberst Hampton, der bei der ganzen Dorfgemeinschaft unbeliebt war, wird ausgerechnet im Pfarrhaus erschossen. Nachdem Lawrence Redding den Mord gestanden hat, scheint der Fall erledigt zu sein. Da meldet sich Anne Hampton, die Gattin des Oberst und behauptet, ebenfalls für den Tod ihres Ehemanns verantwortlich zu sein. Ausgerechnet Miss Marple kann jedoch beiden ein Alibi geben.

      Zur Produktion:
      Auch 81 Jahre nach der Erstveröffentlichung hat "Mord im Pfarrhaus" nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt. Selbst heutzutage gibt es regelmäßig Theateraufführungen, das Buch wurde bereits zweimal fürs Fernsehen verfilmt, und seit 2005 existiert eine französische Comicversion, die zudem 2008 bei Harper Collins in englisch erschienen ist. Die Hörspielbearbeitung von Otto Kurth, die er 1970 für den bayrischen Rundfunk angefertigt hat, ist ordentlich, wenn auch ohne sonderliche Höhepunkte, gelungen. Die anfänglich geschaffene Spannung bleibt kontinuierlich erhalten, doch erst gegen Ende wird die Dramatik noch einmal gesteigert. Offensichtlich bildet hier nicht der Roman selbst, sondern das Theaterstück, von Moie Charles und Barbara Toy 1949 verfasst, die Grundlage für Kurths Adaption. Dementsprechend ist das Pfarrhaus auch der einzige Handlungsort. Produktionstechnisch hat man einen gewaltigen Rückschritt gemacht. Auf Musik wurde komplett verzichtet, die Geräusche sind längst nicht mehr so vielfältig und beschränken sich hauptsächlich auf Türen oder Schritte. Ein Toneffekt sticht aber heraus, denn anscheinend schleppt der Hilfspfarrer einen stattlichen Schlüsselbund mit sich herum, dessen lautes Rasseln jedes Auf- und Abtreten des Charakters begleitet. Diese akustische Untermalung wird dermaßen übertrieben eingesetzt, daß sie für unfreiwillige Komik sorgt. Auch die Abmischung selbst ist nicht unproblematisch. Wenn Charaktere sich beim Sprechen entfernen, werden sie teilweise so leise, daß es schwerfällt, sie überhaupt noch zu verstehen. Da die Laufzeit satte 95 Minuten beträgt, hat der hörverlag die Geschichte auf zwei CDs verteilen müssen. Somit beinhaltet die vierte CD die verbleibenden Minuten und das komplette Hörspiel "Die spanische Truhe".

      Zu den Sprechern:
      Bei den Sprechern hat sich der bayrische Rundfunk wieder einmal nicht lumpen lassen. Erika von Thellmann(Miss Marple) ist freilich etwas gewöhnungsbedürftig. Zum einen irritiert die dialektische Einfärbung ihrer Stimmt und zum anderen benimmt sie sich doch gänzlich anders, als man die Detektivin beispielsweise von der berühmten Darstellung durch Margeret Rutherford her kennt. Thellmanns Auftreten ist regelrecht herrisch, und ihre großspurigen Kommentare passen eigentlich eher zu Poirot statt zu Miss Marple. Der bis heute schauspielerisch sehr aktive Elmar Wepper(Dennis) spricht seinen Part gekonnt, wenn auch ein wenig kraftlos. Es ist aber Edith Hancke(Mary) in der Rolle des schnippischen Dienstmädchens, die mit ihren spöttischen Kommentaren allen anderen die Show stiehlt. Wolfgang Weiser(Ronald Hawes) macht seine Sache als unter der Schlafkrankheit leidender Hilfspfarrer sehr gut, und auch Paula Denks(Price Ridley) Portrait der älteren, leicht hysterischen Dame kann vollends überzeugen. Hanne Wieder(Anne Hampton) spielt die Geliebte mit viel Gefühl, und Carin Braun(Virginia Hampton) gelingt es, eine ordentliche Portion Boshaftigkeit und Häme in ihre Stimme zu legen. Jürgen Goslar(Lawrence Redding) ist einfach großartig in seiner Darstellung des undurchsichtigen Künstlertyps. Die verbleibenden drei Sprecher Alf Tamin(Dr. John Haycock), Günther Sauer(Inspektor Slack) und Alexander Malachovsky(Jenning, ein Polizist) können das hohe Niveau ebenfalls mühelos halten.

      Fazit:
      Insgesamt solides Hörspiel, mit einer alles überragenden Edith Hancke.



      Die spanische Truhe
      Zum Inhalt:
      Nach einer Feier bei Major Charles Rich, findet dessen Diener Burgess am nächsten Tag die Leiche von Mr. Clayton in einer spanischen Truhe. Ausgerechnet der hatte aber gar nicht an der Gesellschaft teilgenommen, da er aufgrund eines Telegramms nach Schottland reisen musste. Für die Polizei ist sofort klar, daß nur der Major selbst als Täter in Frage kommt. Doch der von Mrs. Clayton beauftragte Detektiv Hercule Poirot hat da so seine Zweifel.

      Zur Produktion:
      Da die Erzählung "Die spanische Truhe" erst 1960 dem Publikum zugänglich gemacht wurde und damit die jüngste der vier hier zugrundeliegenden Geschichten ist, passt auch der Umstand sehr gut, daß es sich um die mit Abstand neueste Hörspielproduktion von 1994 handelt. Diesmal hat der österreichische Rundfunk die Version in Szene gesetzt. Das Drehbuch von Derda Eisendle und Reinhard Prosser ist so angelegt worden, daß Poirot in jeder Szene vorkommt und man ihn somit quasi "live" bei den Ermittlungen bzw. Befragungen der Verdächtigen begleitet. Das macht Spaß, und die ca.58 Minuten Laufzeit vergehen wie im Flug. Kriminologisch geschulte Hörer werden den wahren Täter möglicherweise schnell finden, aber das Wie und Warum bleibt bis zur Auflösung im Dunkeln. Es ist unüberhörbar, daß zwischen diesem und dem vorangegangenen Hörspiel beinahe ein Vierteljahrhundert liegt. Alles klingt viel klarer, und Musik wird nicht nur als In- bzw. Outro eingespielt, sondern auch für Szenenübergänge benutzt. Wer die Stücke komponiert hat, bleibt allerdings leider unerwähnt. Die etwas sparsam ausgefallene Geräuschkulisse ähnelt der von "Mord im Pfarrhaus". Im Wesentlichen beschränkt man sich auf Türenklappen und Schritte, lediglich ein Zeitungsrascheln kommt noch als Sound dazu. Vermehrt auf einen großzügigeren Einsatz von Geräuschen geachtet, wird aber bei Radiohörspielen ja ohnehin erst seit dem neuen Jahrtausend.

      Zu den Sprechern:
      Den 2008 verstorbenen Gustl Weishappel(Hercule Poirot) werden viele von seiner Arbeit als Fernsehschauspieler und Hörspielsprecher für den bayrischen Rundfunk kennen. Auch wenn ich seine Arbeit eigentlich schätze, so hat er mir hier als Detektiv nicht wirklich gefallen. Das liegt zum einen an seiner Darstellung. Er spricht mir einfach zu bedächtig und erinnert mich mehr an Kommissar Maigret als an den doch recht energiegeladenen Hercule Poirot. Zum anderen ist da dieser unüberhörbare Akzent, der jedoch nicht in Frankreich, sondern eher in Österreich anzusiedeln ist. Vermutlich liegt das daran, daß das Ganze vom ORF produziert wurde, denn der gleiche Dialekt klingt auch noch bei anderen Charakteren an. Alexandra Tichy(Miss Lemon), Poirots Sekretärin, kann mit ihrer trockenen und spröden Art überzeugen, und Klaus Martin Heim(Inspector Miller) ist ein Genuß als gut gelaunter Polizeibeamter, dessen markante Stimme einem noch lange im Ohr bleibt. Signe Seidel(Lady Chatterton) kann mit ihrer Darbietung als etwas überdrehte Adlige genauso überzeugen wie Helma Gautier(Mrs Clayton) in der Rolle der Femme Fatale. Brigitte Quadlbauer(Mrs. Spence) glänzt in ihrem Part als leicht hinterhältige Klatschtante, und Leo Braune(Mr. Spencer) spielt den von der ganzen Angelegenheit ziemlich genervten Ehemann mit viel Intensität. Im Hinblick darauf, daß Gerhard Peilstein(Major Charles Rich) lebenslange Haft wegen Mordes droht, bewahrt er dermaßen die Ruhe, daß er einen beinahe schon zu distanzierten Eindruck macht. Karl Heinz Glaser(Burgess) gefällt durch seine sorgfältige und emotionsvolle Betonung, und auch Hubert Berger(Commander) gibt ein gutes Portrait des stillen Verehrers.

      Fazit:
      Kurzweiliges Kriminalstück, das angenehm zu unterhalten weiß.


      Gesamtfazit:
      Nicht nur erstklassige Kriminalgeschichten, sondern gleichzeitig auch eine nostalgische Zeitreise durch die Radiohörspielgeschichte, für die man dem Hörverlag nur danken kann.

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    • Also bei dieser Rezension hast Du Dich selber übertroffen - RESPEKT! Danke für den schönen Tipp. Ich dachte, ich habe die Hörspiele alle schon einmal gehört, ausgeborgt aus der Bibliothek. Aber dem war scheinbar nicht so, denn ich kenne zwar zum Teil die Geschichten, Sprecher und Inszenierung klingen für mich jedoch ziemlich unbekannt klingen. Da werde ich mich mal umsehen, wo ich die Hörspiele kaufen kann. Agatha Christie Hörspiele sind ja eher rar gesät ;)
    • Das sind definitiv vier Hörspiele, die es wert sind, sie zu kennen.
      Ich habe "Mord im Pfarrhaus" Und "Alibi" zusätzlich noch als Hörbücher, und trotzdem fand ich die Hörspiele sehr unterhaltsam!
      Über "Die Mausefalle" braucht man gar nicht viel zu sagen, von der dürften die meisten ja wenigstens den Titel kennen. ;)
      Die in einer deutschen Hörspielfassung "serviert" zu bekommen, hat mich besonders gefreut! :zustimm:
    • @MonsterAsyl

      Eine kleine Information kann ich übrigens auch beitragen. Es stand ja in Frage, wer bei der "Fuchsjagd" die Mrs. Boyle gesprochen hat. Das dürfte die wunderbar grantige Lina Carstens gewesen sein, die leider schon 1978 (allerdings hochbetagt) verstorben ist.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Audiophilius ()

    • Und auch noch mal durchgehört...

      Der Mord an Roger Ackroyd (NDR 1956)
      Ein früher Vertreter, und trotzdem immer noch einer der besten. Der Roman wurde auf eine knappe Stunde heruntergekürzt, doch es ist alles Wesentliche enthalten, allenfalls könnte man beanstanden, daß der Erzähler (auch gemessen an der Rolle, die er letztendlich in der ganzen Angelegenheit spielt) zuviel Text alleine bewältigen muß, da werden ganze Szenen (etwa das Gespräch mit der Zofe Ursula) nur von ihm erzählt, statt in Dialogform dargeboten. Das riecht etwas nach Sparen bei den Sprechergagen, doch dafür wird in den Hauptrollen richtige Qualität geboten.

      Dr. Shepard, der uns den Fall erzählt, wird von Charles Regnier (bekannt aus einigen Edgar Wallace- und Dr. Mabuse-Filmen) gegeben, und er liefert eine in jeder Beziehung treffende Interpretation des Charakters. Unterstützt wird er dabei von Joseph Offenbach als Hercule Poirot, der ebenfalls eine hervorragende Besetzung ist und sogar einen überzeugenden Akzent liefert. Etwas verschwendet ist Hans Paetsch als Roger Ackroyd, der naturgemäß schon recht früh aus der Geschichte ausscheidet.

      Die Inszenierung ist recht Old School, Musik ist keine vorhanden, dafür eine (gerade für die damalige Zeit) sehr üppige Geräuschkulisse. Durch den hohen Erzählanteil ergibt sich so ein leichter Zwitter aus inszenierter Lösung und richtigem Hörspiel, dabei aber durchaus weniger angestaubt als neuere Vertreter. Empfehlung!

      Die Fuchsjagd (BR 1958)
      Ein Klassiker, besser bekannt als "Die Mausefalle", den man für den deutschen Markt angepaßt hat (statt "Three Blind Mice" wird das hierzulande bekanntere "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" verwendet). Auch diese Vertonung ist recht betagt, und irgendwie ist sie... sehr schlecht gealtert. Möglicherweise liegt es am dumpfen Klang der CD, oder auch an der spartanischen Soundkulisse, aber irgendwie hat man ständig den Eindruck, daß es aus den Lautsprechern staubt. So bleiben lediglich die spannende Story und die wirklich guten Sprecherdarbietungen (u. a. Robert Graf, Lina Carstens und Eleonore Noelle), ein behutsames Remastering des Originalbandes könnte da vielleicht Wunder wirken.

      Mord im Pfarrhaus (BR 1970)
      Durchaus nicht so schlimm, wie ich es von früher in Erinnerung hatte. Miss Marples Debüt, 1970 vom BR in Szene gesetzt, basiert allerdings nicht auf dem gleichnamigen Roman, sondern auf der Theaterfassung, die zeitgleich auch für's Fernsehen produziert wurde (Ingrid Capelle spielt in beiden Fassungen die Pfarrersfrau Griselda, ihr Mann Hans Quest war Regisseur der Filmfassung und spricht im Hörspiel den Pfarrer und Paula Denk übernahm in beiden Versionen die Miss Price-Ridley).

      Die inhaltlichen Unterschiede halten sich in Grenzen, auffällig sind die von der Romanfassung abweichenden Namen einiger Personen, und daß man die nötigen Kürzungen überbrückte, indem Miss Marple stellenweise (etwas unbeholfen) als Erzählerin eingesetzt wurde. Ansonsten läuft der Plot recht flott ab, trotz 90 Minuten Spielzeit unterhält die Geschichte durchaus, sofern man keine aktuellen Produktionen als Vergleich heranzieht. Damals war halt alles etwas ruhiger und gemütlicher, was sich auch in der Untermalung niederschlägt. Musik ist gar keine vorhanden, die Effekte eher zweckdienlich (und vermutlich handgemacht), man hat tatsächlich fast den Eindruck, einer Theateraufführung zu lauschen. Schritte, Türenschlägen, etwas Glockengeläut und während Miss Marples Erzählpassagen Vogelgezwitscher (da sie sich dabei in ihrem Garten befindet).

      Störend sind hier allerdings 3 Faktoren, und die sind nicht gerade gering:
      Da wäre zunächst Erika von Thellmann (wer?) als Miss Marple. Die kann man allenfalls noch als zweckdienlich durchwinken, eine ältere Frauenstimme halt, mit dem seinerzeit noch weit verbreiteten Hang zum rollenden "R". Da Miss Marple - abgesehen von ihrer Erzählerfunktion - allerdings hier eher unter "ferner liefen" agiert und es am Ende relativ überraschend ist, daß sie den Fall klärt, hätte man doch besser eine Sprecherin mit etwas mehr "Gravitas" und Sympathie besetzen müssen, die der Bedeutung der Figur gerecht geworden wäre. Allerdings schlägt sich von Thellmann wenigstens besser als Inge Langen in der TV-Fassung.
      Punkt 2 wäre das Dienstmädchen Mary, dem Edith Hancke ihre unverkennbar nervige Stimme leiht. Hier kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß man zufällig einen "großen Namen" parat hatte und ihm eine Bühne geben wollte, denn Hanckes Tom Jones-Eskapaden und ihre ewige Nörgelei sind weder witzig, noch tragen sie zum Fall bei. Anstelle des Pfarrers hätte ich ihre Kündigung eher mit einer Flasche Champagner gefeiert, anstatt sie zum Bleiben zu beknieen.
      Der letzte Punkt wiegt allerdings am Schwersten - man hat, wie auch für die Fernsehfassung, die mehr als altertümliche Theaterübersetzung von Peter Goldbaum verwendet, die mit eingedeutschten Anreden (Herr, Frau, Fräulein - ja, auch Fräulein Marple!) und merkwürdigen Begriffen wie "Hilfspfarrer" (noch nie von Kaplan gehört?) nervt. Immerhin werden dafür wenigstens die Namen korrekt ausgesprochen.

      Besetzung und Regie ist kein Vorwurf zu machen, sind doch einige renommierte Schauspieler (neben den bereits genannten noch Elmar Wepper, Hanne Wieder und Jürgen Goslar) dabei, und die verstanden damals ihr Handwerk.

      Nicht so schlecht, wie in meiner Erinnerung, aber selbst nach damaligen Maßstäben wäre da trotzdem etwas Luft nach oben gewesen. Wenigstens die in den 50ern aufgekommene Unsitte der eingedeutschten Anreden (die bei der Filmsynchronisation schon in den 60ern ausgemerzt wurde) hätte man korrigieren können. Dennoch - immerhin ist es das einzige verfügbare Miss Marple-Hörspiel in deutscher Sprache (es gibt noch eine WDR-Vertonung von "Die Tote in der Bibliothek" aus dem Jahre 1957, aber an die ist wohl nicht dranzukommen), da wollen wir mal nicht so sein...

      Die spanische Truhe (ORF 1995)
      Ein recht kurioses Werk, das nicht so recht weiß, was es sein will...

      Die Bearbeitung nimmt teilweise die vom SWR später geradezu totgerittene "Kunstform" der szenischen Lesung vorweg. Zwar gibt es keinen Erzähler, der alles totlabert, aber der Text bleibt zu 90% am Original kleben, lediglich einzelne Absätze wurden in wörtliche Rede umgewandelt und ein paar Szenenübergänge selbst getextet. Die Bearbeitung ist somit werkgetreu, wenn auch etwas trocken geraten, da eigentlich nichts passiert, außer, daß Poirot nacheinander alle an dem Fall beteiligten Personen abklappert und plötzlich eben die Lösung weiß.

      Die Sprecher.. Joh mei, es ist halt eine österreichische Produktion, da bleibt es dann nicht aus, daß die Beteiligten eher nach Wiener Kaffeehaus als nach Good Old England klingen, aber das sagt ja nichts über die Leistungen an sich aus. Doch die sind leider auch recht durchwachsen. Macht Gustl Weishappel als Hercule Poirot noch eine ganz gute Figur, kann man das vom Rest der Besetzung leider kaum sagen. Paßt der nüchtern-emotioslose Ton von Alexandra Tichy als Miss Lemon noch ganz gut zur Rolle, ist er bei den anderen Personen eher unangemessen. Speziell Klaus Martin Heim als Inspektor Miller geht mit einer Emotionslosigkeit ans Werk, als würde er das Wiener Telefonbuch vorlesen. Doch auch der Rest ist nicht besser, da wird emotionslos und im Schneckentempo vorgetragen und nach jedem Satz eine bedeutungsschwangere Pause gemacht. Im normalen Tempo hätte das Hörspiel vermutlich weniger als 45 Minuten anstatt der hier veranschlagten 60 gedauert.

      Keine Vorwürfe muß sich die Effekteabteilung gefallen lassen. Zwar beschränken sich die "richtigen" Geräusche meist auf ein Türenschlagen und Schritte, dafür wurde sehr sauber mit Hintergrund-Atmos gearbeitet, so daß sich der Zuhörer auch immer am rechten Ort wähnt. Weniger schön leider die Musik, die klingt eher nach ARD-Vorabend-Krimiserie als nach klassischem Krimi.

      Ein Kuriosum, einerseits mit durchaus moderneren Ansätzen, dann wiederum in der Schauspielführung geradezu unbeholfen. Nette, äußerst "unaufgeregte" Unterhaltung, aber ich verstehe jeden, den angesichts der teilweise einschläfernden Darbietungen die Ungeduld packt.