Robinzak (LP/Teldec)
Vorbemerkungen:
Am 25.08.1973 startete das ZDF eine neue Kindersendung mit dem Titel Robinzak. In der gab es zwei wiederkehrende Figuren. Robinzak war in jeder Folge ein anderes Kind zwischen 8 und 12 welches Fragen beanwortet haben wollte. Dazu stieg es in eine Art Raumanzug (siehe Cover) und spielte ein Kind vom anderen Stern, dem man möglichst präzise antworten sollte. Unterstützt wurde das jeweilige Kind durch den kleinen Roboter Telezak, der passend zur Frage, auf seinem Bildschirm Filme ablaufen lies. Die Serie umfasste 30 Folgen und wurde bisher nicht auf DVD oder Blu veröffentlicht. (Das heisst eine Folge wurde doch veröffentlicht und zwar auf dem Set "Retro TV Kids-Box". Diese ist inzwischen aber leider unerschwinglich teuer geworden.) Lediglich die dazugehörigen Bücher sind noch erhältlich.
Es ist inzwischen zwar über 40 Jahre her, aber ich weiß noch das ich mir diese Serie sehr gern angesehen habe. Zu dieser Zeit gab es natürlich noch keine erschwinglichen Videorecorder für den Privathaushalt, was die Firma Telefunken dazu veranlasste im Rahmen seiner "Tom & Della Club" Reihe mehrere Hörspiele, basierend auf TV Sendungen, zu veröfentlichen. Dazu zählten unter anderem Arpard der Zigeuner, Flash Gordon, Popeye oder eben Robinzak. Etliche dieser Vertonungen, die immer individuel produziert worden sind, also keine O-Ton Hörspiele waren, stammen von dem einzigartigen Konrad Halver.
Inhalt:
Horst ist doof. Das finden jedenfalls die anderen Kinder, denn Horst ist immer sehr aggressiv und deshalb will auch keiner mit ihm spielen. Sein strenger Vater hält ihn für einen Versager und als er sich auch noch mit Hassan, einem Jungen marokanischer Herkunft, anfreundet hängt der Haussegen endgültig schief.
Produktion:
Dieses Hörspiel von Konrad Halver erschien 1975, also kurz nach Beendigung der TV Ausstrahlung und ich muss sagen ich finde es verblüffend, wie gut ihm diese Hörspieladaption gelungen ist. Ablauf und die Art und Weise der Präsentation der Geschichten wurden eins zu eins beibehalten und selbst als Erzähler hält sich Konni sehr zurück. Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Art in der er auf die Unterschiede zur TV Produktion eingeht. Direkt zu Beginn des Hörspiels äussert eines der Kinder seine Verwunderung darüber, das Telezak auf einmal sprechen kann (in der TV Serie konnte er das nicht, sondern hat einfach nur die Filme abgespielt.). Konnis Antwort." Das ist ja eine Schallplatte und da muss ich ab und zu ein wenig erzählen." Darauf die Kinder:" Aber wenn es zu langweilig wird, schalten wir ab!". Ebenfalls sehr amüsant finde ich den Schluss der ersten Seite. Da möchte ein Kind seine Frage beantwortet haben, aber Konni sagt nur:"Nein, kann ich nicht, da die erste Seite nun zu Ende ist und ihr die Schallplatte umdrehen müsst." Die Geschichte selbst handelt von Horst, den keiner leiden kann und die Gründe warum er so ist wie er ist. Das Ganze wird sehr eindrucksvoll anhand diverser Spielszenen erläutert und zum Schluss erkennen die anderen Kinder, daß er eigentlich gar nichts dafür kann und sie ihn darum doch als Freund haben wollen. Interessanterweise spielt hier das Thema Ausländerfeindlichkeit eine zentrale Rolle und somit ist dieses Hörspiel auch leider wieder aktuell. Ich war schon ein wenig überrascht, mit welcher Vehemenz hier diverse Vorurteile verbal ihren Ausdruck finden. Ich möchte jetzt keine Beispiele nennen, aber ich bin mir ganz sicher, daß es diese Wortwahl heutzutage nicht mehr geben würde.
Die Produktion an sich ist einfach, aber effektiv gestaltet worden. Geräusche wurden meistens nicht extra eingespielt, sondern einfach mit den Aussenaufnahmen aufgenommen, während Konni (?) die Kinder auf einem Spielplatz befragt. Ausnahmen sind die Szenen bei Horst zu Hause, bei denen eine tickende Uhr und ähnliches eingespielt worden sind. Die Zwischenmusik stammt zwar von Wolfram Burg, aber das musikalische Highlight ist eindeutig der von Konrad Halver und Carsten Bruhn (Captain Future) entworfene Titelsong, den Konni auch selbst singt.
Auch wenn es sich hier nicht um eine Europa Produktion handelt, sind doch einige Namen dabei, die man auch von deren Produktionen kennt. Wie schon erwähnt, ist Konrad Halver eher weniger zu hören, aber wenn dann kann man ihm den Spaß an dieser Produktion jederzeit anhören. Susanne (Susanne Wulkow) agiert ein wenig schnippisch, während Michaela (Michaela Pressler), Martin (Martin Düwel) und
Stefan (Stefan Chrzescinski) teilweise ein bisschen altklug daher kommen. Erfeulicherweise ist der "Ausländer", Hassan (Thomas Hinck) kein radebrechender Akteur mit künstlichem Akzent, sondern ein vollkommen natürlich klingender Junge, der ein lupenreines Deutsch spricht und Horst (Lutz Schnell) ist klasse in der Rolle des Ausenseiters, mit dem keiner spielen will. Sprecherisches Highlight sind für mich aber sein Vater (René Genesis) und seine Mutter (Marianne Warnecke). Genesis ist einfach super als vollkommen verbohrter und überaus hartherziger Vater, der den Rest der Familie brutal unterdrückt und das gilt auch für Warnecke, die unter ihm zu leiden hat und erst am Ende des Hörspiels den Mut aufbringt ihrem Gatten zu widersprechen. Ebenfalls sehr gut gefallen haben mir die Kinder der Rahmenhandlung, da sie keine "Profis" sind und vollkommen natürlich agieren dürfen. Sie versprechen sich schon mal, oder schweifen ein wenig ab.
Fazit:
Perfekte Adaption der gleichnamigen TV-Serie, mit einem Thema das heute leider immer noch aktuell ist.
Fünf von fünf möglichen
Daten:
Sprecher: (Telezak-Spielhandlung)
Susanne - Susanne Wulkow
Michaela - Michaela Pressler
Martin - Martin Düwel
Stefan - Stefan Chrzescinski
Hassan - Thomas Hinck
Horst - Lutz Schnell
Sein Vater - René Genesis
Seine Mutter - Marianne Warnecke
Sprecher: (Rahmenhandlung)
Telezak - Konrad Halver
und die Kinder Michaela, Sabine, Thomas, Claudia, Andreas, Martina, Christian und Knut
Regie - Konrad Halver
Musik - Wolfram Burg
Titellied - Carsten Bruhn & Konrad Halver
Tonmeister - Klaus Bohlmann
Tontechnikerin - Angelika Anhalt
Spielzeit - 31 Minuten 54 Sekunden
Teldec LP - 6.22108 AF
Teldec MC - 4.22108
OTR-Fan