Gruselkabinett - 101 - Verlorene Herzen

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    • Gruselkabinett - 101 - Verlorene Herzen



      Gruselkabinett - 101 - Verlorene Herzen

      Zum Inhalt:
      Der elfjährige Stephen Elliot hat Glück im Unglück, denn sein älterer Cousin Mr. Abney nimmt den Waisenjungen bei sich in Aswarby Hall auf. Unterstützt von der Haushälterin Mrs. Bunch, gewöhnt sich Stephen auch schnell an die neue Umgebung. Alles scheint in bester Ordnung, doch eines Nachts macht er eine unheimliche Entdeckung: In einem ehemaligen Badezimmer hört er ein Mädchen schluchzen...

      Zur Produktion:
      Nach "Der Eschenbaum" und "Zimmer 13" (Gruselkabinett 71 & 92) ist dies die dritte Vertonung einer Geschichte des englischen Schriftstellers Montague Rhodes James (01.08.1862 – 12.06.1936). "Lost Hearts", so der Originaltitel, erschien 1904 in der Sammlung "Ghost Stories of an Antiquary" und gehört vermutlich zu den bekannteren Werken des Autors. Wenn man die literarische Vorlage im englischen Original im Internet nachliest (ebooks.adelaide.edu.au/j/james/mr/antiquary/chapter2.html) und mit dem Hörspielskript von Marc Gruppe vergleicht, fallen einem sofort die Unterschiede in der Erzählstruktur auf. Während sich die Spannungskurve bei James bis zum grausigen Höhepunkt steigert und somit gradlinig verläuft, gelingt es Gruppe, allein durch Abänderung der Szenenreihenfolge, bereits in der Mitte des Hörspiels einen ersten Klimax zu schaffen. Auch der Einstieg in die Handlung könnte verschiedener nicht sein. Wo James mit einer eher drögen Erzählpassage beginnt, um den passenden Hintergrund zu schaffen, bekommt der Hörer bei Gruppe alle notwendigen Informationen in Form eines Dialoges zwischen Stephen und seinen Mitreisenden. Diese Eröffnungssequenz, in der vieles nur angedeutet wird und die den jungen Reisenden doch sehr bedrückt, erinnert stark an die Kutschenszene einer bekannten, alten Dracula-Vertonung und bietet einen wesentlich effektiveren Zugang zum Geschehen. Im weiterern Verlauf gibt es dann immer mal wieder Dialoge und Passagen, die so zwar nicht bei James vorkommen, die Geschichte aber zügig vorantreiben. Gerade diese "neuen" Gespräche zwischen den Protagonisten sind es nämlich, die einiges zu der schaurigen Grundstimmung beitragen. Interessanterweise ändert Gruppe gegen Ende hin noch einmal die Reihenfolge zweier Szenen. Im Hörspiel wird nämlich zunächst Mr. Abneys Schicksal präsentiert und dann folgt die Erklärung dafür, bei James ist es genau umgekehrt. Welchen Ablauf man nun bevorzugt, bleibt wahrscheinlich Geschmackssache, denn beide Versionen fuktionieren. Ich persönlich finde die von Gruppe interessanter, obwohl es bestimmt auch Hörer gibt, die eine nachträgliche Erklärung als aufgesetzt empfinden.
      Produktion und Regie fallen für mich makellos aus. Die eingesetzten Melodien sind, entsprechend der Handlung, eher tragend, manchmal aber auch regelrecht wuchtig ausgefallen. Neben dem Synthesizer kommen vor allem traditionelle Instrumente, wie Geige, Harfe und Klavier zum Einsatz; sogar ein Orgel ist zu hören, und es ertönt gleich zu Beginn ein sehr stimmungsvoller Choral.
      Zu dem satten Klangbild gehören aber auch jede Menge stets natürlich wirkender Geräusche. Da ist die Kutsche mit Gespann, Vögel zwitschern, Geschirr klappert und das obligatorische Käuzchen schreit ebenfalls kurz. Besonders gut gefallen hat mir, daß für Herd- und Kaminfeuer unterschiedliche Sounds verwendet wurden. Selbstverständlich gibt es auch auch einige akustische Effekte, so werden beispielsweise weiter entfernte Personen leiser, quasi aus dem Hintergrund, eingespielt, und Sätze hinter verschlossenen Türen klingen absichtlich dumpf.

      Zu den Sprechern:
      Timmo Niesners(Erzähler) Stimme hat einen warmen Klang und passt gut als erwachsene Ausgabe des kleinen Stephen. Die Besetzung von Kinderrollen ist nicht ganz einfach, da den jungen Sprechern meist die Erfahrung und Ausdrucksstärke ihrer älteren Kollegen fehlt. Alexander Mager(Stephen Elliot) hat zwar schon etwas Bühnenerfahrung sammeln können und war auch schon für Titania bei den Hörspielen "Das Gespenst von Canterville" und "Die Schneekönigin" tätig, aber trotzdem steht er erst am Anfang seiner Karriere, und das gilt es zu berücksichtigen. Dies ist seine erste größere Sprechrolle, und ich finde, er macht seine Sache recht ordentlich. Gerade seine noch vorhandene und teilweise durchaus hörbare Unsicherheit, beziehungsweise seine etwas schüchterne Art, den Text zu sprechen, passen zu seiner Rolle als Elfjähriger, der gerade beide Eltern verloren hat und nicht weiß, was ihn im Haus seines älteren, völlig unbekannten Kusins nun erwartet. Uli Krohm(Mr. Abney), Stephens Kusin, wirkt gegenüber seinem Mündel immer freundlich, doch der seltsame Unterton, der dabei in seiner Stimme mitschwingt, steht in starkem Kontrast zu seiner vordergründig netten Art. Kaspar Eichel(Mr. Parkes) ist ausgezeichnet als heiser klingender Diener, ebenso wie Dorothea Walda(Mrs. Bunch) als mütterliche, alte Haushälterin, die den Jungen gleich unter ihre Fittiche nimmt. Liv Auhage(Phoebe Stanley) kann mit ihrem Schluchzen Steine erweichen, und in ihren Warnungen liegt auch immer etwas Drohendes. Mindestens ebenso gut ist Lando Auhage(Giovanni Paoli) als einsamer, hungriger Waisenjunge, den ein grausames Schicksal ereilt. Helmut Krauss(Mitreisender) und Ulrike Möckel(Mitreisende) sind die beiden freundlich interessierten Fahrgäste in der Kutsche, deren Anmerkungen und Kommentare den kleinen Stephen doch etwas beunruhigen. Detlef Bierstedt hat einen Kurzauftritt als ungeduldiger Kutscher.

      Fazit:
      Mitreißende und bis zum Schluss spannend erzählte Gruselgeschichte.

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      OTR-Fan
    • Äh, so ganz und gar nicht! Eine Liebesgeschichte gibts hier nicht. Sorry, wenn ich durch meine Inhaltsangabe diesen Eindruck erweckt haben sollte. Das Mädel auf dem Cover sieht älter aus, als die um die es geht. Die Kinder sind nämlich alle erst 11 Jahre alt. =)


      OTR-Fan
    • Eine Liebesgeschichte gibts hier nicht. Sorry, wenn ich durch meine Inhaltsangabe diesen Eindruck erweckt haben sollte.
      Inhalstangabe? Muß man die etwa auch lesen???? Die ist soooo lang. Ich hab nur den Titel gelesen. :devil2: =) :dumm: :wech:
      Menschlichkeit ist nur noch eine dunkle Erinnerung...
    • Ich kannte die Geschichte ja schon vom Nachtmahr-Hörspiel her, war aber gespannt, wie Titania sie umsetzen würde.
      Mir hat diese Version hier auch richtig gut gefallen, mehr kann ich nicht sagen.
      Schaurig und ergreifend von Anfang bis Schluss!
      Und ich fand auch den Kinder-Sprecher des Stephen nicht so schlimm, wie es teilweise in anderen Rezis dargestellt wurde, wo man scheinbar die gesamte Qualität des Hörspiels nur an dieser einen Stimme festmacht. :augenroll:
      Gebe zu, im ersten Moment dachte ich auch: 'Hey, der Kleine klingt irgendwie bisschen unbeholfen.', aber dann ging es mir genau, wie MoAs weiter oben schreibt.
      Ein Kind, das sich in einer solchen Situation befindet: Eltern tot, ohne jede soziale Absicherung, neben der Alternative, zu seinem viel älteren Kusin zu ziehen, bliebe ihm nur noch das Waisenhaus (von 1811 :wech: ), in der Kutsche zusätzlich verunsichert durch zwei fremde Erwachsene, denen es allein gegenübersitzt, später im Haus nirgendwo andere Kinder oder Tiere zur Ablenkung, stattdessen übelste Träume und Begegnungen... :arg1:
      Da KANN man doch gar nicht wie ein fröhlicher Lausebengel ;) drauf sein, auch nicht stimmlich.
      Da ist man unbeholfen, kleinlaut, ängstlich - und genau so hört sich Alexander Mager häufig an.
      Hinzu kommen die teilweise wirklich langen Sätze, aber die wirken auch bei den erwachsenen Sprechern und Sprecherinnen manchmal ein bisschen gestelzt.
      Liegt halt wohl an der Vorlage. :schulter:
      Soundmäßig ist das Ganze absolut toll geworden, schon von Beginn an! :thumbup:
      Und auch der Spannungsaufbau hat mir gut gefallen.
      Lediglich die ja erst 11jährige Phoebe ist auf dem Cover etwas zu alt geraten, denn sie sieht ja eher wie 17+ aus. ;)
      Obwohl ich, wie schon an anderer Stelle geschrieben, das Bild toll finde! :daumenhoch:


      @Evil: Und hier dann mal eine Hörspielsprecher-Frage für den Quizzmasta - wie versprochen. :biggrin:
      Ein paar Jahre vor diesem Titania-Hörspiel von "Verlorene Herzen" gab es ja schon mal eines dazu vom Label Nachtmahr. :thumbup:
      Welcher sehr bekannte Sprecher hat darin die Rolle des Mr. Abney übernommen, was ein bisschen ungewöhnlich war, da man ihn ansonsten eher von positiven Rollen her kennt?
    • Danke für die Frage Agatha. Ja wer war das wohl? Vielleicht hätte ich nicht so viel Börns und Hunter hören sollen, dann Wüßte ich es jetzt! =)
      Warte, ich muß überlegen..... Hhhmmmm warte, es war mein Nachbar, der Herr Müller. Richtig? *Nachdenk*

      Nein, jetzt hab ichs! Es war der Herr Wenzel ausm Supermarkt! Bin ganz sicher das es der Herr Wenzel war! Ach so, mit Vorname? Nee den weiß ich net. Schade.
      6? :huepf:
      Ich überreiche die Frage an die @Sylphida: da sie mehr hört als ich.
      Aber danke dass du mich net vergessen hast liebste Agatha. :klimper:
      Menschlichkeit ist nur noch eine dunkle Erinnerung...
    • Ich überreiche die Frage an die @Sylphida: da sie mehr hört als ich.

      Ey, Du Spielverderber!
      Aber wir sollen Deine Fragen beantworten!
      Das nenne ich mit schlechtem Beispiel vorangehen. :pue2:
      Zumal man das hier im entsprechenden Rezensionsthread (Die Rezi war übrigens von Lapicida) leicht findet, wenn man nur ein bisschen die Suchfunktion bemüht. :augenroll: