Gruselkabinett - 79 - Lodoiska

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    • Gruselkabinett - 79 - Lodoiska



      Gruselkabinett - 79 - Lodoiska

      Zum Inhalt:
      Oberst Alfred Lobenthal sieht sich gezwungen, mit Frau und Kindern aufs Land zu ziehen. Als er geschäftlich nach Schwerin muss, freut sich seine Familie, daß sich eine Frau mit ihrem Diener im nahegelegenen Wald niederlässt. Besonders die beiden Kinder scheinen einen Narren an der neuen Nachbarin gefressen zu haben, obwohl diese immer nur Trauerkleidung und Handschuhe trägt. Doch schon bald kommen Gerüchte über die Frau auf.

      Zur Produktion:
      Neben so bekannten und beliebten Autoren wie Sir Arthur Conan Doyle, Bram Stoker oder zuletzt H.P. Lovecraft, bemüht sich Titania auch immer wieder, heutzutage vergessene Schriftsteller erneut dem Hörspielpublikum zugänglich zu machen. Dieses Mal stellen sie uns ein Werk von Theodor Hildebrand (eigentlich Johann Andreas Karl [Christoph] Hildebrandt(13.04.1763 - 25.11.1846)) vor. Dieser übte ab 1794 das Priesteramt aus und verfasste nebenher über einhundert Romane und Erzählungen.
      Der hier zugrundeliegende Roman "Der Vampyr oder Die Todtenbraut. Ein Roman nach neugriechischen Volkssagen" erschien erstmals 1828 in zwei Bänden. Da die Geschichte schon recht alt ist, sind alle verfügbaren Kopien im Internet, die man zum Beispiel unter babel.hathitrust.org/cgi/pt?id…1066900497;view=1up;seq=9 finden kann, in altdeutscher Schrift verfasst. Doch ein Vergleich mit der Vorlage lohnt sich durchaus. Um die ursprünglich ca. zweihundert Seiten lange Vorlage vertonen und auf nur einer CD unterbringen zu können, musste der Originaltext natürlich zwangsläufig gekürzt werden. Diese inhaltlichen Straffungen beziehen sich zwar hauptsächlich auf teilweise stark ausufernde Beschreibungen, doch auch was den Ablauf angeht, wurden einige Veränderungen vorgenommen. So hat beispielsweise Helene Lobenthal schon viel früher eine unbestimmtes Gefühl der Furcht. Ich persönlich bevorzuge jedoch den neuen Aufbau, da ich finde, daß das Grauen so viel unterschwelliger anwächst und sich die Spannung besser entwickeln kann. Daß einige Personen fehlen, die Sprache behutsam modernisiert wurde und die beiden Kinder, statt Wilhelm und Julien, nun Mädchen namens Mina und Julchen sind, spielt für den Ablauf keine Rolle. Die Umbenennung der Folge nach ihrer Hauptfigur, dürfte zwei Gründe haben. Zum einen gab es ja bereits eine Veröffentlichung mit dem Titel "Die Totenbraut"(Gruselkabinett 07) und zum anderen hätte der usprüngliche Titel auch schon zu viel verraten.
      Die Produktion an sich ist natürlich bestens gelungen, und die musikalische Untermalung, mittels verschiedenster Instrumente, begleitet den Hörer konstant. Je nach Szene setzen die Produzenten Marc Gruppe und Stephan Bosenius entweder bedrohlich klingende Töne ein oder unterstreichen das Geschehen mit einem ganzen Orchester. Besonders der Einsatz des Chores ist hervorzuheben, da er die Atmosphäre entscheidend mitgestaltet. Selbstverständlich gibt es auch wieder eine Fülle verschiedenster Geräusche, bei denen vom Vogelgezwitscher über das Läuten der Schlossturmglocke, bis hin zum Kratzen einer Schreibfeder auf Papier alles vorhanden ist. Ich persönlich empfand vor allem die Laute, welche bei Lodoiskas Nahrungsaufnahme eingespielt werden, als besonders gelungen.

      Zu den Sprechern:
      Wer Titania kennt, weiß, daß man sich nicht nur darauf verlassen kann, eine Spitzencast zu hören, sondern daß immer wieder auch eher ungewöhnliche Sprecher oder Sprecherinnen eingesetzt werden. Doch dazu später mehr. Hasso Zorn(Erzähler) ist eine ausgezeichnete Wahl, und obwohl ich Erzähler eigentlich weniger mag, fand ich es beinahe bedauerlich, daß seine knarrige Stimme hier relativ wenig zum Einsatz kommt. Sascha Wussow(Alfred Lobenthal) überzeugt als leidenschaftlicher Liebhaber und Familienvater, den seine Vergangenheit einholt, aber sprecherisches Highlight sind diesmal eindeutig die Damen. Susanne Uhlen(Helene Lobenthal) ist einfach großartig als liebende Ehefrau und Mutter, die in den Strudel der Ereignisse gezogen wird. Ihre letzten Sätze, die sie scheinbar unter größter Anstrengung hervorstößt, dürften wohl niemanden kaltlassen. Interessanterweise war es gerade Frau Uhlen, die in der Kinderserie "Die Märchenbraut" ihre Stimme der bei uns damit bekanntgewordenen tschechischen Schauspielerin Jana Nagyova(Lodoiska) geliehen hat. Soweit mir bekannt ist, handelt es sich hier um Frau Nagyovas ersten Auftritt als Hörspielsprecherin, der ihr gleich mehr als gelungen ist. Ihr charmanter Akzent passt ganz hervorragend zu ihrer tragischen Rolle, die sie mit einem gehörigen Maß an Bedrücktheit spielt. Dieter Brandecker(Unteroffizier Werner) ist klasse als älterer Soldat, der seinem ehemaligen Vorgesetzten und dessen Familie absolut ergeben ist. Gleiches gilt auch für Axel Lutter(Ladislaus), der zwar nicht so viel Text hat, aber mit glaubhaftem russischen Akzent und krächzender Stimme trotzdem ein gelungenes Portrait des unfreundlichen Dieners von Lodoiska abliefert. Arianne Borbach(Lisette) verkörpert die neugierige, immer treue Dienerin der Familie Lobenthal, und Claus Thull-Emden(Dr. Wildenau) ist der junge Arzt, der den Ereignissen hilflos gegenübersteht. Die beiden Kindersprecherinnen, deren Potential noch längst nicht ausgeschöpft ist, werden adäquat von Lene Bierstedt(Julchen Lobenthal) und Hanna Bierstedt(Mina Lobenthal) dargestellt.


      Fazit:
      Klassische Gruselkost, mit Besonnenheit modernisiert.


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      OTR-Fan
    • :danke: für die schöne Rezi, MoAs! Interessante Infos über die Originalgeschichte, ich glaube, den Namen des Autors habe ich noch nie gehört. Offenbar wusste man sich auch schon damals gut zu gruseln. ^^
      Mir hat das Hörspiel sehr gut gefallen! :] Gute Idee, die den Titel in Lodoiska umzuwandeln, auch wenn dieser Name hier absolut unüblich und ein bisschen sperrig für ein Hörspiel ist. So bleibt mehr Spannung erhalten und mich hätte Vampir auch gleich abgeschreckt, ich bin da immer noch übersättigt. Die Musik war sehr schön und stimmungsvoll, und ich mag den Akzent von Lodoiska.
      Alles in allem :thumbsup:
    • Uff, die Folge nimmt einen ja wirklich mit! :arg1:
      War inhaltlich ein bisschen 'ne Mischung aus "Totenbraut" und "Blutbaronin" - plus diverser weiterer Gruselelemente! :panic:
      Die Sprecher fand ich sehr gut ausgesucht, Jana Nagyova ganz besonders!
      Warum aus den beiden kleinen Jungs hier Mädchen werden mussten :gruebel: ...naja...wahrscheinlich stand die dritte Generation der Bierstedts gerade so schön zur Verfügung. ;)
      Die Sätze, die Lodoiska (ich finde den Namen als Titel für das Hörspiel abolut prima :thumbup: , alleine schon, weil er so geheimnisvoll-fremd klingt!) Helene gegenüber immer wieder von sich gibt, sind sowas von heftig, diese Frau hätte ich mit absoluter Sicherheit nicht in mein Haus eingeladen, egal in welcher vermeintlichen Not sie gewesen wäre. :hirni:
      Doch, da haben die Herren Gruppe und Bosenius wieder ein richtiges Schätzchen ausgegraben! :zustimm:
      Und die Musikauswahl ist diesmal auch ganz besonders gelungen.
    • Weshalb bricht der Oberst mit seiner Familie so überstürzt auf, um an einem anderen Ort leben zu wollen? Dieses Geheimnis bestimmt die Geschichte des 79. Hörspiels des Gruselkabinetts, das lange Zeit recht geschickt mit den Geschehnissen in der Vergangenheit spielt und den Hörer so neugierig bei der Stange hält. Als in der neuen Heimat die geheimnisvolle Lodoiska auftaucht, lichtet sich der Nebel der Vergangenheit Stück für Stück mehr und als Hörer erahnt man zunehmend die Motive und Geheimnisse hinter der vordergründigen Handlung. Allerdings erst Stück für Stück in vollem Umfang. Das ist meines Erachtens nach eine der großen Stärken der Geschichte, die insgesamt zwar abwechslungsreich und lebendig erzählt wird, aus heutiger Sicht aber ansonsten nicht allzu sehr unter den typischen Motiven von Gruselgeschichten hervorsticht wie es ja beispielsweise die Geschichten eines H. P. Lovecraft heute noch immer tun. Gut, das kann man der Geschichte angesichts des Alters natürlich nicht zwingend zum Vorwurf machen, führte bei mir aber dazu, dass ich jetzt nicht in einen richtigen Begeisterungssturm verfallen bin. Trotzdem: dadurch, dass man lebendig und abwechslungsreich erzählt, und eben die geheimnisvolle Vergangenheit längere Zeit aufrecht erhalten kann, unterhält das Hörspiel trotz der nicht ganz kurzen Spieldauer von fast 80 Minuten ziemlich gut.


      Dazu tragen natürlich neben den schönen Klängen, die man von Titanias Gruselkabinett bestens kennt, wie immer die erstklassig agierenden Sprecher bei. Hasso Zorn als Erzähler ist immer eine gute Wahl. Zusätzlich kommt mit Dieter Brandecker als Werner ein zusätzlicher Ich-Erzähler in manchen Situationen mit ins Spiel. Dieser Erzählermix funktioniert hier ausgezeichnet. Nebendem überzeugt Dieter Brandecker als Werner auch in seinem aktiven Rollenpart. Sehr gelungen vor allem auch Jana Nagyova als Lodoiska, welche die ihr auferlegte Rolle der verzweifelten Liebenden sehr überzeugend spielt und durch ihren leichten Akzent zudem das passende osteuropäische Flair mitbringt. Und auch die weiteren Sprecher wie Sascha Wussow oder Susanne Uhlen stehen dem qualitativ in nichts nach.


      Fazit: Eine Geschichte, die von den Ideen her zwar nicht besonders hervorsticht, die aber abwechslungsreich erzählt wird und den Hörer mit der geheimnisvollen Vergangenheit gut bei Laune zu halten weiß.