Gruselkabinett - 78 - Das Ding auf der Schwelle

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    • Gruselkabinett - 78 - Das Ding auf der Schwelle



      Gruselkabinett - 78 - Das Ding auf der Schwelle

      Zum Inhalt:
      Edward Pickman Derby ist schon seit geraumer Zeit Insasse des Sanatoriums von Arkham. Da er keine lebenden Verwandten mehr hat, wurde seinem besten Freund Daniel Upton die Betreuung seiner Angelegenheiten übertragen. Dieser Upton fährt nun eines Abends in die Anstalt und erschießt Derby scheinbar vollkommen grundlos. Im Gefängnis erklärt er anschließend seinem bestürzten Sohn, warum er glaubt, nicht seinen besten Freund, sondern jemand ganz anderen getötet zu haben.


      Zur Produktion:
      Da Titania hier bereits zum sechsten Mal ein Werk von Howard Phillips Lovecraft (20.08.1890 – 15.03.1937) vertont, erspare ich mir eine ausführliche Vorstellung des Autors und belasse es bei dem Verweis, daß die Geschichte "The Thing on the Doorstep" erstmals im Januar 1937 (also nur knapp zwei Monate vor seinem Tod) in dem Magazin "Weird Tales" erschienen ist. Wer mehr über Lovecraft und sein Werk erfahren möchte, der wird im Internet außerdem sehr schnell und umfangreich fündig.
      Erfreulicherweise ist auch diese Erzählung im amerikanischen Public Domain und kann von jedem, der des Englischen mächtig ist, unter en.wikipedia.org/wiki/The_Thing_on_the_Doorstep nachgelesen und mit der Hörspielbearbeitung durch Drehbuchautor Marc Gruppe verglichen werden. Ich denke, ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, daß Gruppe einmal mehr dicht an der Originaltextvorlage bleibt, ohne dabei deren charakteristischen "Ich" Erzähler-Modus zu übergehen. Der Großteil der Handlung erfolgt in Form eines Rückblicks, bei dem Gruppe die Beschreibungen und Geschehnisse in Dialogform überträgt. Damit sorgt er, unter Beibehaltung von Lovecrafts charakteristischem Stil, trotzdem für die notwendige akustische Abwechslung. Übrigens ist die Hörspieleröffnung sehr viel dramatischer ausgefallen als in der Kurzgeschichte, da Gruppe den beschreibenden Text geschickterweise in eine gespielte Szene umgewandelt hat. Wer allerdings ein Actionhörspiel erwartet, wird enttäuscht sein. Denn wie bei Lovecraft üblich, ist es die Anhäufung düsterer, spärlich beschriebener Ereignisse, die hier das Grauen erzeugt.
      Die Produktion von Marc Gruppe und Stephan Bosenius ist einfach Honig fürs Ohr. Nach wie vor gelingt es nur wenigen Produzenten, eine derart dichte, authentische Klangkulisse zu schaffen. Für die Musik kommen die unterschiedlichsten Instrumente zum Einsatz, von Geige über Klavier, bis hin zu Triangel, um nur einige zu nennen. Die Szenen werden entweder durchgehend und beinahe unterschwellig von einem Hintergrund-Instrument illustriert oder in besonders dramatischen Momenten sogar von einem ganzen Orchester begleitet. Genauso abwechslungsreich wie die Musik, sind auch die Geräusche ausgefallen. Passend zum Geschehen bilden prasselnder Regen, entfernter Donner oder Meeresrauschen eine adäquate tonale Untermalung. Die Klassiker, wie Käuzchenrufe oder Windgeheule, sind selbstverständlich ebenfalls vertreten. Besonders unheimlich empfand ich die Schreie der Wahnsinnigen, obwohl diese strenggenommen unter die Sprecher fallen.


      Zu den Sprechern:
      Zugegebenermaßen gefiel mir Helmut Winkelmann(Daniel Upton) in der Eröffnungsszene nicht ganz so gut. Ich hielt seine knarrige Stimme hier noch für etwas zu alt, was sich aber im Laufe der Handlung vollständig relativiert hat. Dafür dürfte nicht zuletzt sein hervorragendes Spiel verantwortlich gewesen sein, denn Winkelmann versteht es gekonnt, alle erforderlichen Gefühle natürlich darzustellen. Peter Lontzek(Edward Derby Upton) hat die etwas undankbare Aufgabe, hauptsächlich als Stichwortgeber für seinen Vater zu fungieren, was ihm auch souverän gelingt. Sprecherisches Glanzlicht ist eindeutig Stefan Krause(Edward Pickman Derby) mit seinem Portrait des vor Angst Wahnsinnigen Freundes. Es ist einfach faszinierend, seinem emotionalen Wechselbad zu lauschen, wobei sein panisches Geschrei gegen Ende des Hörspiels jedem Hörer unter die Haut gehen dürfte. Jürgen Thormann(Mr. Derby) macht Spaß als alter Mann, der mit brummeliger Stimme über die Verlobte seines Sohnes schimpft, und Marius Clarén(Dr. Thorndike) überzeugt als junger Arzt, den Uptons Tat entsetzt. Gleiches gilt für Axel Lutter(Wilkes) als treuer Butler, der bereitwillig Auskunft gibt und Joseline Gassen(Mrs. Sargent) in der Rolle der äußerst wortkargen Dienerin. Weitere Nebenrollen sind besetzt mit Fabian Oscar und Marc Gruppe als kurz auftretende Polizisten sowie Patrick Bach als hilfsbereiter Angestellter der Telephongesellschaft. Außerdem ist da noch Dieter Brandecker(Polizeichef), der mit heiserer Stimme einen von den Ereignissen völlig verblüfften Beamten spielt.

      Fazit:
      Werkgetreue Umsetzung eines Klassikers unter den Horrorkurzgeschichten, die den Hörer das Fürchten lehrt.

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      OTR-Fan

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von MonsterAsyl ()

    • Ich kannte die Geschichte bisher nicht und bin entsprechend ganz unvoreingenommen an das Hörspiel herangegangen.
      Fand die Produktion, wie eigentlich immer beim Gruselkabinett, absolut toll!
      Alles auf den Punkt, die Musik nicht zu aufdringlich, sondern genau passend, die Geräuschkulisse üppig, die Sprecher absolut professionell.
      Da kann man mittlerweile schon kaum noch was drüber schreiben, ohne sich zu wiederholen. :schulter:
      Inhaltlich hat mir die Story auch gut gefallen, es ist zwar schon relativ früh klar, warum Daniel seinen alten Freund töten muss, aber das tut dem unterschwelligen Grauen eigentlich keinen Abbruch. :schreck:
      Schließlich opfern er und auch Edward sich einem Schicksal über das sie keinerlei Kontrolle haben bzw. einem Feind, dem sie nicht wirklich gewachsen sind.
      Darauf zu erfahren, was denn nun schlußendlich auf der Upton-Türschwelle lag, habe ich sehr gespannt gewartet - und wurde auch nicht enttäuscht! :ups:
    • Erstmal vielen Dank für eine weitere wirklich feine Rezension, lieber @MonsterAsyl: :blume: :green:

      MonsterAsyl schrieb:

      Zugegebenermaßen gefiel mir Helmut Winkelmann(Daniel Upton) in der Eröffnungsszene nicht ganz so gut. Ich hielt seine knarrige Stimme hier noch für etwas zu alt, was sich aber im Laufe der Handlung vollständig relativiert hat. Dafür dürfte nicht zuletzt sein hervorragendes Spiel verantwortlich gewesen sein, denn Winkelmann versteht es gekonnt, alle erforderlichen Gefühle natürlich darzustellen.

      Das ging mir absolut genauso. In der Eröffnungsszene dachte ich noch "Oh nein....", aber an Herrn Winkelmanns Darstellung gibt es schlussendlich wirklich gar nichts zu meckern: super Darbietung :thumbsup:

      Agatha schrieb:

      Inhaltlich hat mir die Story auch gut gefallen, es ist zwar schon relativ früh klar, warum Daniel seinen alten Freund töten muss, aber das tut dem unterschwelligen Grauen eigentlich keinen Abbruch. :schreck:

      @Agatha: ja, wie so oft bei Lovecraft, das findet man ja wirklich häufig in seinen Stories. Ich bin trotzdem froh, dass man sich bei Titania diesbezüglich an die Vorlage gehalten hat, denn wie du schon sagst: das unterschwellige Grauen ist trotzdem da und steigert sich kontinuierlich bis zum schaurigen Finale :thumbup:

      Die Musik ist ohne Frage sehr schön, wie immer bei Titania, ich hätte sie mir allerdings ein klein wenig düsterer gewünscht.


      Als nächste HSP-Vertonug bitte bitte "Die Farbe aus dem All" :!: :]
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • So, nachdem ich das Hörspiel gehört habe, hab ich mir nun die Rezi zu Gemüte geführt. :danke2: MoAs, sehr gelungen und treffend!
      Ein 1 A-Hörspiel, ganz großes Schauerkino für die Ohren! Ich finde Lovecraft manchmal etwas dröge, aber hier kriecht einem die Gänsehaut ganz langsam den Rücken hinauf. Sehr schön, sehr stimmungsvoll!! :thumbsup: