Gruselkabinett - 76 - Das Teufelsloch

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    • Gruselkabinett - 76 - Das Teufelsloch



      Gruselkabinett - 76 - Das Teufelsloch

      Zum Inhalt:
      Schon als Kinder gingen die drei Freunde Sarah, Abel und Eric immer zum sogenannten Teufelsloch, einer Vertiefung im Boden einer Höhle, durch die das Wasser von der Flut fontänenartig hochgedrückt wird. Inzwischen erwachsen geworden, haben sich die beiden jungen Männer in Sarah verliebt. Da sie sich nicht für einen von beiden entscheiden kann und damit der Dorftratsch endlich aufhört, macht ihre Mutter Abel und Eric einen ungewöhnlichen Vorschlag.


      Zur Produktion:
      Bei der Erzählung "The Coming of Abel Behenna" von Abraham "Bram" Stoker(08.11.1847-20.04.1912) handelt es sich bereits um die insgesamt siebte Folge der Reihe 'Gruselkabinett', die auf einer Geschichte des weltberühmten Autors beruht. Erstmalig und posthum veröffentlicht wurde "Das Teufelsloch" 1914 von Stokers Witwe Florence in dessen dritter Kurzgeschichten-Sammlung: "Draculas Gast". Bei "Das Teufelsloch", bzw. "Abel Behennas Rückkehr", so der Titel der deutschen Übersetzung, tauchen allerdings keine Vampire auf, sondern es geht um Liebe und Eifersucht mit "gruseligem" Ende, was die Story zu einem lupenreinen Vertreter der Schauer-Romantik macht. Daß sie trotzdem so viele beklemmende Momente enthält, ist allein Marc Gruppes gekonnter Adaption zu verdanken.
      Während der ursprüngliche Text, welchen man zum Vergleich auch im Internet unter bramstoker.org/txt/stories/03guest/06behenna.txt nachlesen kann, ziemlich dröge verläuft, gelingt es Gruppe, die Spannung kontinuierlich zu steigern. Das beginnt schon beim titelgebenden Teufelsloch, das Stoker schlicht als Flagstaff Rock bezeichnet. Außerdem wurden die heutzutage eher steif wirkenden Dialoge behutsam modernisiert. Im Gegensatz zu Stoker, der sich ganz auf seinen "schockierenden" Schluss verlässt, steigert Marc Gruppe Schritt für Schritt das Grauen, indem der Hörer Hörer bei ihm zusätzlich Erics Wahnvorstellungen miterlebt. Am besten wirkt jedoch das von ihm leicht nuancierte Ende, das weitaus beeindruckender gestaltet ist, als in der literarischen Vorlage. Lediglich der meiner Meinung nach recht unwahrscheinliche Punkt, daß Sarah das Seil wiedererkennt, trübte für mich den positiven Eindruck ein wenig.
      Bei diesem Hörspiel wird besonders deutlich, wie wichtig eine gute Produktion ist, um das Geschehen optimal zu unterstützen. Musikalisch setzten die beiden Produzenten Marc Gruppe und Stephan Bosenius ganz auf tragende und langsame Klavierweisen, welche die wachsende Dramatik angemessen verdeutlichen. Die Geräuchkulisse, die unter anderem aus Möwengeschrei, Meeresbrandung und pfeifendem Wind besteht, entspricht der Kargheit des Handlungsortes und sorgt beim Hörer mehr als einmal für Frösteln. Als zusätzlichen Effekt werden die Stimmen in der Höhle und der Kirche mit entsprechendem Hall unterlegt.


      Zu den Sprechern:
      Genau wie in Stokers Kurzgeschichte, gibt es auch hier einen allwissenden Erzähler, der von Titania mit Horst Naumann besetzt wurde. Der inzwischen 87jährige Schauspieler dürfte den meisten ebenfalls durch seine Synchronarbeit bekannt sein. Auch ist ihm die Rolle des Erzählers nicht neu, da er bereits unter anderem für die Edgar Wallace-Serie von Europa diesen Part übernommen hat. Seine ruhige, etwas getragene Art ist genau richtig, um das sich anbahnende Drama zu beschreiben. Benedikt Weber(Abel Behenna) verkörpert perfekt den typischen "Gewinnertyp", der scheinbar mühelos mit allen Herausforderungen fertig wird, und Jacqueline Belle(Sarah Trefusis) besticht mit ihrer Darstellung des zwischen zwei Männern hin- und hergerissenen Mädchens. Sprecherisches Highlight ist aber zweifellos Stefan Günther(Eric Sanson) als zutiefst sensibler, von Eifersucht zerfressener junger Mann. Günther gelingt es jederzeit, die charakterlichen Veränderungen bzw. Entwicklungen seiner Figur glaubhaft darzustellen, und sein Leiden durch die Wahnvorstellungen ist beinahe schon anrührend. Gut gefallen hat mir auch Marion Hartmann(Mrs. Trefusis) als Sarahs bestimmende, vor allem aufs Geld fixierte Mutter, deren fragwürdige Idee im Prinzip zur späteren Katastrophe führt. Mogens von Gadow(Mr. Wyler) ist ebenso gut als älterer Mann, der seiner Besorgnis mit brummiger Stimme Ausdruck verleiht wie Beatrice Richter(Mrs. McMan) in ihrer Rolle der neugierigen, geschwätzigen Nachbarin. In weiteren Nebenrollen treten noch Ingrid Steeger(Mrs. Willows) als besorgte Ladenbesitzerin und Niels Clausnitzer als gütiger Dorfpfarrer auf.


      Fazit:
      Für alle Freunde der Schauer-Romantik ein echter Ohrenschmaus, Horrorfans dürfte die Geschichte etwas enttäuschen.

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      OTR-Fan
    • So, auch mal gehört mittlerweile. :)
      Ja, ist halt ein höchst dramatischer Liebes-Streit um dasselbe Mädchen mit schaurig-romantischem "Flair".
      Den Reihentitel "Gruselkabinett" darf man hier nur sozusagen als Oberbegriff sehen. :)
      Aber mir hat die Geschichte trotzdem gefallen, die Sprecher sind alle sehr passend ausgesucht und die Soundeffekte großartig - man hat wirklich stellenweise das Gefühl, an einem sturmgepeitschen Meeresufer zu stehen. :thumbup:
      Allerdings ist die in der Rezi bereits angesprochene Szene mit dem Seil, das Sarah aus vollkommen unerfindlichen Gründen wiedererkennen kann ?( , wirklich seltsam und schwer nachzuvollziehen.
      Hat bei mir, was die Atmosphäre anging, ein etwas unbefriedigendes Gefühl hinterlassen, genau wie die Szene
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      mit dem (angeblichen) toten Schwein, das schätzungsweise Abel gewesen sein dürfte :gruebel: ,
      deren Sinn man auch selbst ergründen muss.
    • Nun auch gehört und Spaß gehabt. :] Gefällt mir um einiges besser als Das Feuer von Asshurbanipal, und auch das angesprochene Hörbuch hatte ich als eher dröge in Erinnerung. Wirklich schön inszeniert und besetzt, ich mochte besonders Horst Naumann und die beiden Bräutigame. Die Szene mit dem ist wirklich etwas merkwürdig und mehr als über das
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      Seil mit Wiedererkennungswert
      habe ich mich über die Tatsache gewundert, wie gefügig sich Sarah in dieses merkwürdige Abkommen begibt, Mutters unmoralisches Angebot. Überhaupt regt mich die Geschichte zum Grübeln an...wer hat denn an dem Drama Schuld? Die Mutter, das entscheidungsunfähige Töchterlein, Eric
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      der seinen Rivalen ins Meer sinken lässt
      oder Abel
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      der seine Geliebte ohne zu zögern mit dem Nebenbuhler zurücklässt
      ? :denk: Ganz spannend, wie ich finde.
      Und: Was hättet ihr gemacht?? ?( :piks:

      Alles in allem ein schönes, schauer-romantisches bzw. -dramatisches Hörspiel. :danke:
      Auch danke MoAs für die interessanten Hintergrundinfos, immer fein, was du da einbaust. :)

      Und :tschuldigung: für die vielen Spoiler. ^^
    • ...habe ich mich über die Tatsache gewundert, wie gefügig sich Sarah in dieses merkwürdige Abkommen begibt, Mutters unmoralisches Angebot.
      Hm, das Ganze spielt halt im ausgehenden 19.Jhd., da hat man als braves, junges Mädchen noch das getan, was Mama wollte. ;)
      Und nachdem die beiden Männer sich ja auch auf das Spielchen einlassen... ^^
      Aus heutiger Sicht kann man wohl nicht mehr fragen, wie hätte ich da gehandelt.
      Und in die Situation, zwei einander quasi ebenbürtige, potentielle Ehepartner gleich stark zu lieben, dürften auch die wenigsten kommen.
      Ich kenne jedenfalls niemanden, der sich da mit ähnlichen Problemen hätte rumschlagen müssen. =)
      Schuld sind wohl alle ein bisschen, wobei Stoker da ja auch den :devil2: noch kräftig mitmischen und alles zum schlimmstmöglichen Ausgang führen lässt.
      Ach ja, die Szene mit dem wiedererkannten Seil :wirr2: ist eine Erfindung von Marc Gruppe. :)
    • Ich musste bei dieser Folge mehr an Anne denken als an das Gruselkabinett. Die Folge war wieder sehr gut gemacht, bot viel Herz-Schmerz in einer unglücklichen Dreierbeziehung und hatte ein schön gruseliges, unheimliches und trauriges Ende zu bieten. Keine Folge, die ich so rasch wieder hören werde, aber ab und an kann auch so eine unglückliche Liebesgeschichte Spaß machen.
    • Ich liebe diese Folge ja - und das obwohl ich sie durchaus in mehreren Punkten angreifbar finde. Aber irgendwie berührt sie etwas in mir.
      Ich höre sie regelmäßig ein, zwei Mal im Jahr. Und immer mit großer Freude. :)
    • @Markus G. Du hast Dir da etliche Folgen ausgesucht, die ich auch bald mal wieder hören werde, weil ich sie ebenfalls schon lange nicht mehr im Player hatte.
      Selbiges gilt z.B. für den "Grabhügel", da kann ich mich eigentlich nur noch daran erinnern, dass es die Figur des Sohnes in der Vorlage gar nicht gab, sondern M. Gruppe den hinzugefügt hat, um ständige Monologe oder lange Erzählpassagen zu vermeiden.
      Danke für die Anregung! :thumbup:
    • Hab die Folge heute nach etliche Jahren mal wieder gehört und sie hat mir wieder gefallen. Vor allem weil es keine klassische Gruselgeschichte ist wie man sie im Gruselkabinett vermuten würde.

      Vor allem Stefan Günther als Eric liefer eine phänomenale Leistung und die Soundeffekte während des Sturmes waren großartig. Ein Hörspiel was bestimmt wieder mal in meinem Player landen wird.
    • Klassisch, tragisch, überkonstruiert, ÖDE!

      IMHO sicher die schwächste Folge der 80er-Dekade, ob es nun die unrealistischen Verhaltensweisen der Personen (auf den von der Mutter verlangten Kuhhandel würde doch kein vernünftiger Mensch eingehen!), die minutiös vorhersehbare Story oder die Klischee-Charaktere von Beatrice Richter, Ingrid Steeger und Mogens von Gadow sind, hier plätschert alles nur überraschungsfrei vor sich hin, und es gibt auch wieder das (seinerzeit fast schon charakteristische) abgehackte Ende.

      Produziert ist das Ganze zwar einigermaßen sauber, aber auch das kann nicht wirklich darüber hinwegtäuschen, daß man hier eine Daily-Soap inszeniert, als ob sie Shakespeare wäre. Sicher kann man die Geschichte auch als Parabel sehen (womit man den mechanisch ablaufenden Plot und die kaum über "Plot-Device" hinauskommenden Charaktere entschuldigen könnte), aber für philosophische Gedankenspielchen sollte man sich doch besser eine Serie aussuchen, die nicht "Gruselkabinett" heißt.

      Den Sprechern mache ich noch nicht mal einen Vorwurf, die machen nur ihren Job (wobei Steeger und Richter in ihren Sketchshows deutlich besser aufgehoben waren), die Crux ist hier einfach wieder mal die suboptimale Vorlage, ein Problem, das sich praktisch schon seit "Northanger Abbey" durch die Serie zieht. Gute Geschichten (und die hier ist nicht mal besonders gut) ergeben nicht zwangsläufig gute Hörspiele.
    • Bämm! Da haut mal einer mit Lust in den Begeisterungssturm! =)

      Ich gebe zu bedenken, dass nicht allein das Was darüber entscheidet, ob einem ein Hörspiel gefällt, sondern auch das Wie - und damit ist nicht nur die handwerkliche Umsetzung gemeint. Manchmal - wie hier - ist die Handlung angreifbar, das Hörspiel überzeugt jedoch trotzdem durch die erzeugte Stimmung. Ich mag das Hörspiel auch. Sicher nicht die beste Folge der Reihe, aber ich mag die Atmosphäre sehr.

      Geht mir übrigens auch bei anderen Reihen so. Bei DDF mochte ich etwa den unheimlichen Drachen, den lachenden Schatten und das Bergmonster immer besonders gern, obwohl die Handlung nahezu Stuss ist. Aber die Atmosphäre ist für meinen Geschmack einmalig.

      Aber Geschmäcker sind halt verschieden. :)