Im Hoerspieltalk wird derzeit mal wieder angeregt über das Thema "illegale Downloads" diskutiert. Angeregt durch einen offenen Brief, den Simeon Hrissomallis (R&B Company) auf der labeleigenen Seite veröffentlichte. Hintergrund: Offenbar hat ein Kunde, der im labeleigenen Shop ein Hörspiel bestellte, es direkt im Anschluss daran auf einem illegalen Board hochgeladen und somit zur ebenso illegalen wie kostenlosen Verfügung gestellt. Besonders stach dabei heraus, dass es auf dem Board einen User gab, der denselben Nickname - "kaifalke" - benutzte, wie er auch in normalen Hörspielforen, so wie diesem hier, immer wieder auftauchte. (Womit aber noch nicht gesagt ist, dass es sich dabei um ein und dieselbe Person handeln muss.)
[Update: Der User "kaifalke", der auf den normalen Boards unterwegs ist, hat offenbar mittlerweile selbst veranlasst, dass der Account des Beschuldigten, der den gleichen Nickname benutzte, auf dem illegalen Board gesperrt wurde.]
Wie das so ist, kochen dabei die Emotionen hoch und neben Hörspielmacher Hrissomallis meldeten sich auch weitere Macher zu Wort, darunter der Autor Gunter Arentzen, Dennis Rohling vom Hörplanet, Thomas Birker von DLP und Marco Göllner von Zaubermond. Andere Macher, die daher von manchen als "besonders professionell" geachtet und geschätzt werden, meldeten sich dazu (noch) nicht öffentlich zu Wort.
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass jemand, der sehr viel Zeit, Nervenkraft, Kreativität und nicht zuletzt Geld in die Produktion eines künstlerischen Werkes legt, zu Recht einen Wutanfall bekommt, wenn andere dieses Werk sozusagen stehlen. Oftmals zerbrechen sogar persönliche Beziehungen darüber, dass ein Künstler sich weiterhin mit ganzer Kraft und ganzem Engagement seiner Arbeit widmen will, was Außenstehende nicht nachvollziehen können oder wollen. Vom eigenen Partner belächelt und nicht ernst genommen oder in heftige Streitereien verwickelt zu werden, ("Du hast ja nie Zeit für mich!"), für die harte, zeit- und kostenintensive Arbeit, den ganzen Stress dann als "Belohnung" und Krönung des Ganzen auch noch ohnmächtig mitansehen zu müssen, dass die eigene Arbeit schließlich "gerippt" und illegal downgeloadet wird... ist mehr als bitter. Zusätzlich zu den Anfeindungen evtl. Konkurrenten, Rezensenten und Fake-Kritiken bei Amazon u.a., die die Macher ertragen müssen. Und, da es ums Geld geht, um das man geprellt wird, kann das illegale Kopieren für manchen Macher schnell existenzgefährdende Ausmaße annehmen.
Oftmals wird den illegalen Konsumenten ein fehlendes Unrechtsbewusstsein unterstellt. Ihre Handlungen werden mit Ladendiebstahl gleichgesetzt. Dabei wird ein Umstand außer Acht gelassen: Dass nämlich schon vor der Zeit des Internets "illegal kopiert", aufgenommen und verfielfältigt wurde. Nicht ohne Grund zahlen Kunden auf leere Tonträger, früher (Video- oder Audio-)Cassetten, heute CD- und DVD-Rohlinge eine GEMA-Abgabe.
Die moderne Technologie macht es (für die Macher: leider) möglich, dass solche Kopien und Verfielfältigungen heute auf Knopfdruck und sehr viel schneller erfolgen können. Und ein weiteres wird außer Acht gelassen: Wer eine CD aus einem Geschäftsregal stiehlt, der hinterlässt eine Lücke im Regal und nimmt widerrechtlich ein physisches Objekt an sich. Wer eine Datei kopiert, hinterlässt die Ursprungsdatei jedoch unbeschadet an Ort und Stelle. Er "nimmt nichts weg", im physischen Sinne eines Diebstahls. Das ist keine Entschuldigung oder Rechtfertigung für die Downloader, aber vermutlich der psychologische Hintergrund, weshalb Downloads von ihnen nicht als etwas Schlimmes oder Verwerfliches angesehen werden.
Wer ein Kopiergerät für Obst und Gemüse hätte, würde damit durch den Supermarkt gehen, hier und da ein paar Äpfel und Bananen und Kartoffeln "kopieren" und nach Hause tragen, ohne dass das Obst und Gemüse in der Auslage deswegen weniger würde. Er hätte zu essen, und machte sich keine Gedanken darum, ob der Supermarkt bald schließen müsse, "weil das ja alle so machen, na und?"
Kürzlich besuchte ich einen Freund, der sich ein Amazon Kindle zugelegt hatte. Stolz präsentierte er mir sage und schreibe 3000 (!!!) Bücher, die er als Datei vorliegen hatte. Das sind 3000 Bücher, die man in hundert Jahren noch nicht lesen kann und wird. Vor allem aber 3000 Titel, die er nicht bezahlt hat! Früher hätte man vielleicht noch gesagt: "Wer liest schon einen ganzen Roman am PC?" Heute, dank eBook-Reader, alles kein Problem mehr. Ob die Autoren dank fehlender Tantiemen dann noch (in Zukunft) von ihrer Kunst leben und überleben können... diese Frage stellt sich niemand.
Da kommt man sich schon fast "blöd" bei vor, wenn man die 26,00 Euro für den neuen Dan Brown-Roman bezahlt. Ich habe mir das Buch gekauft, aber mit einem wirklich komischen Gefühl an der Kasse: "Bin ich eigentlich bescheuert, so viel Geld für ein Buch auszugeben, in Zeiten, wo das Geld so knapp ist und es alles für lau im Netz gibt?" Aber da bin ich wohl noch etwas "old school".
Im Internet stehen auf einschlägigen Seiten Kinofilme zum kostenlosen Stream bereit, oft, bevor der Film überhaupt ins Kino kommt. (Und wer streamt... kann man den mit einem Ladendieb gleichsetzen, der eine DVD mitgehen lässt? Da stellt sich wieder diese Frage.) Dasselbe gilt für Musik-Alben, Hörbücher und eben auch Hörspiele, die als (illegale) Streams oder Downloads angeboten werden.
Die ersten, die zu spüren bekamen, wie sehr die Zahlen durchs Internetdownloaden in den Keller gingen, waren die Pornoproduzenten. Dank Internet war und ist Pornographie sofort und schnell und permanent zugänglich. Die Nachfrage unglaublich hoch. Die Bereitschaft, dafür auch Geld zu bezahlen, ist gegen Null gesunken. Warum für etwas bezahlen, was es auch jederzeit und überall kostenlos gibt? Ob legal oder illegal... ganz egal. Große "Porno-Stars", wie es sie in den 70ern und 80ern gegeben hat, wird es heute kaum noch geben. (Das, was sie zu bieten haben, unterscheidet sich auch nur unwesentlich von dem, was "das Mädchen von Nebenan" zu bieten hat. Mit dem Unterschied, dass das "Mädchen von Nebenan" ihren Film in zwei, drei Tagen fertig hat und dafür 600 Euro bekommt. Monatelange Produktionen und Drehtage und Millionengagen für die Darsteller sind längst passé.)
Das Internet, denke ich, wird weiterhin eine ganze Menge verändern und eine große Herausforderung darstellen, durch Fragestellungen über Recht und Unrecht und Erreichbarkeit und viele Fragen mehr, die es so vorher noch nicht gegeben hat. Vor ein paar Jahren hieß es immer: "Copy kills music." Die Antwort der Konsumentenmasse war: "Na und? Wayne...?"
Traurig, aber wahr. Bleibt für die Macher nur die Möglichkeit, weiterhin in den sauren Apfel zu beißen und sich zwischendurch immer wieder "Luft zu verschaffen", durch Wutausbrüche - oder es eben dranzugeben und sich ein neues Betätigungsfeld zu suchen. Leidenschaft für die Kunst ist das eine. Überleben, das ist etwas völlig anderes.
[Update: Der User "kaifalke", der auf den normalen Boards unterwegs ist, hat offenbar mittlerweile selbst veranlasst, dass der Account des Beschuldigten, der den gleichen Nickname benutzte, auf dem illegalen Board gesperrt wurde.]
Wie das so ist, kochen dabei die Emotionen hoch und neben Hörspielmacher Hrissomallis meldeten sich auch weitere Macher zu Wort, darunter der Autor Gunter Arentzen, Dennis Rohling vom Hörplanet, Thomas Birker von DLP und Marco Göllner von Zaubermond. Andere Macher, die daher von manchen als "besonders professionell" geachtet und geschätzt werden, meldeten sich dazu (noch) nicht öffentlich zu Wort.
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass jemand, der sehr viel Zeit, Nervenkraft, Kreativität und nicht zuletzt Geld in die Produktion eines künstlerischen Werkes legt, zu Recht einen Wutanfall bekommt, wenn andere dieses Werk sozusagen stehlen. Oftmals zerbrechen sogar persönliche Beziehungen darüber, dass ein Künstler sich weiterhin mit ganzer Kraft und ganzem Engagement seiner Arbeit widmen will, was Außenstehende nicht nachvollziehen können oder wollen. Vom eigenen Partner belächelt und nicht ernst genommen oder in heftige Streitereien verwickelt zu werden, ("Du hast ja nie Zeit für mich!"), für die harte, zeit- und kostenintensive Arbeit, den ganzen Stress dann als "Belohnung" und Krönung des Ganzen auch noch ohnmächtig mitansehen zu müssen, dass die eigene Arbeit schließlich "gerippt" und illegal downgeloadet wird... ist mehr als bitter. Zusätzlich zu den Anfeindungen evtl. Konkurrenten, Rezensenten und Fake-Kritiken bei Amazon u.a., die die Macher ertragen müssen. Und, da es ums Geld geht, um das man geprellt wird, kann das illegale Kopieren für manchen Macher schnell existenzgefährdende Ausmaße annehmen.
Oftmals wird den illegalen Konsumenten ein fehlendes Unrechtsbewusstsein unterstellt. Ihre Handlungen werden mit Ladendiebstahl gleichgesetzt. Dabei wird ein Umstand außer Acht gelassen: Dass nämlich schon vor der Zeit des Internets "illegal kopiert", aufgenommen und verfielfältigt wurde. Nicht ohne Grund zahlen Kunden auf leere Tonträger, früher (Video- oder Audio-)Cassetten, heute CD- und DVD-Rohlinge eine GEMA-Abgabe.
Die moderne Technologie macht es (für die Macher: leider) möglich, dass solche Kopien und Verfielfältigungen heute auf Knopfdruck und sehr viel schneller erfolgen können. Und ein weiteres wird außer Acht gelassen: Wer eine CD aus einem Geschäftsregal stiehlt, der hinterlässt eine Lücke im Regal und nimmt widerrechtlich ein physisches Objekt an sich. Wer eine Datei kopiert, hinterlässt die Ursprungsdatei jedoch unbeschadet an Ort und Stelle. Er "nimmt nichts weg", im physischen Sinne eines Diebstahls. Das ist keine Entschuldigung oder Rechtfertigung für die Downloader, aber vermutlich der psychologische Hintergrund, weshalb Downloads von ihnen nicht als etwas Schlimmes oder Verwerfliches angesehen werden.
Wer ein Kopiergerät für Obst und Gemüse hätte, würde damit durch den Supermarkt gehen, hier und da ein paar Äpfel und Bananen und Kartoffeln "kopieren" und nach Hause tragen, ohne dass das Obst und Gemüse in der Auslage deswegen weniger würde. Er hätte zu essen, und machte sich keine Gedanken darum, ob der Supermarkt bald schließen müsse, "weil das ja alle so machen, na und?"
Kürzlich besuchte ich einen Freund, der sich ein Amazon Kindle zugelegt hatte. Stolz präsentierte er mir sage und schreibe 3000 (!!!) Bücher, die er als Datei vorliegen hatte. Das sind 3000 Bücher, die man in hundert Jahren noch nicht lesen kann und wird. Vor allem aber 3000 Titel, die er nicht bezahlt hat! Früher hätte man vielleicht noch gesagt: "Wer liest schon einen ganzen Roman am PC?" Heute, dank eBook-Reader, alles kein Problem mehr. Ob die Autoren dank fehlender Tantiemen dann noch (in Zukunft) von ihrer Kunst leben und überleben können... diese Frage stellt sich niemand.
Da kommt man sich schon fast "blöd" bei vor, wenn man die 26,00 Euro für den neuen Dan Brown-Roman bezahlt. Ich habe mir das Buch gekauft, aber mit einem wirklich komischen Gefühl an der Kasse: "Bin ich eigentlich bescheuert, so viel Geld für ein Buch auszugeben, in Zeiten, wo das Geld so knapp ist und es alles für lau im Netz gibt?" Aber da bin ich wohl noch etwas "old school".
Im Internet stehen auf einschlägigen Seiten Kinofilme zum kostenlosen Stream bereit, oft, bevor der Film überhaupt ins Kino kommt. (Und wer streamt... kann man den mit einem Ladendieb gleichsetzen, der eine DVD mitgehen lässt? Da stellt sich wieder diese Frage.) Dasselbe gilt für Musik-Alben, Hörbücher und eben auch Hörspiele, die als (illegale) Streams oder Downloads angeboten werden.
Die ersten, die zu spüren bekamen, wie sehr die Zahlen durchs Internetdownloaden in den Keller gingen, waren die Pornoproduzenten. Dank Internet war und ist Pornographie sofort und schnell und permanent zugänglich. Die Nachfrage unglaublich hoch. Die Bereitschaft, dafür auch Geld zu bezahlen, ist gegen Null gesunken. Warum für etwas bezahlen, was es auch jederzeit und überall kostenlos gibt? Ob legal oder illegal... ganz egal. Große "Porno-Stars", wie es sie in den 70ern und 80ern gegeben hat, wird es heute kaum noch geben. (Das, was sie zu bieten haben, unterscheidet sich auch nur unwesentlich von dem, was "das Mädchen von Nebenan" zu bieten hat. Mit dem Unterschied, dass das "Mädchen von Nebenan" ihren Film in zwei, drei Tagen fertig hat und dafür 600 Euro bekommt. Monatelange Produktionen und Drehtage und Millionengagen für die Darsteller sind längst passé.)
Das Internet, denke ich, wird weiterhin eine ganze Menge verändern und eine große Herausforderung darstellen, durch Fragestellungen über Recht und Unrecht und Erreichbarkeit und viele Fragen mehr, die es so vorher noch nicht gegeben hat. Vor ein paar Jahren hieß es immer: "Copy kills music." Die Antwort der Konsumentenmasse war: "Na und? Wayne...?"
Traurig, aber wahr. Bleibt für die Macher nur die Möglichkeit, weiterhin in den sauren Apfel zu beißen und sich zwischendurch immer wieder "Luft zu verschaffen", durch Wutausbrüche - oder es eben dranzugeben und sich ein neues Betätigungsfeld zu suchen. Leidenschaft für die Kunst ist das eine. Überleben, das ist etwas völlig anderes.
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