Warum gruseln wir uns?

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    • Warum gruseln wir uns?

      Auf SPON gab es einen hochinteressanten Kommentar, den ich auszugsweise zitiere:

      Zitat entfernt, Urheberrecht! - Syl


      Falls es in der Höhle des Löwen Leser gibt, die auch mal selbstkritisch über ihr Hobby diskutieren können und wollen, freue ich mich auf eine Diskussion über diesen Gedankenstrang. Nur bitte keinen "jeder Jeck ist anders" ... :zwinker:
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Bitte keine Zitate. :hutheb:
      ACHTUNG: Keine Presseartikel zitieren!

      Ich habe das Zitat entfernt - lest es bitte auf der verlinkten Seite nach, es geht um Post 2 von BallastStoffel vom 8.05.2011 13:18.
      Der Autor stellt u.a. die These auf, dass man sich beim Gruseln bestätigt fühlt, dass es anderen viel schlechter geht als einem selbst und dass der Mythos, man könne das Böse besiegen bestärkt wird.

      Sicher eine interessante Diskussionsgrundlage. :]
    • Ich finde sowas meist sehr polemisch.

      Der Kommentar hätte auch von M. Reich-Ranicki sein können, der Unterhaltsames nur unterhaltend findet, solange es höchst faktiv literarisch ist.

      Alles hat (mind.) 2 Seiten und so auch seine Meinung - was bedeutet, dass zu 50% nicht ganz verkehrt ist, was er behauptet, aber eben auch nur zum Teil. Denn es würde bedeuten, dass jemand, der Spaß hatte, anderen keinen Spaß gönnt und selber nie wieder Spaß haben darf - und das ist einfach zu einfach. Ich kenn genügend (oder kannte sie, wenn sie schon verstorben sind), die auch lange nach dem Krieg noch "Soldatenlieder" gesungen haben, ohne wieder Krieg oder andere Gewalt haben zu wollen und auch auf Jahrmärkten Schießbuden besucht haben oder Enkelchen ne Pistole zu Karneval oder einen Panzer zu Weihnachten geschenkt haben ..... Und womit jeder seine Zeit "verschwendet" bleibt ja immer noch jedem sein Ding, solange es niemand anderes dadurch "belästigt" wird.

      Ich dürfte nie weider feiern, weil jährlich weltweit soundsoviele (tödliche) Unfälle passieren und ich immer vor Augen haben müsste, wie schlimm das Feiern ausgehen KANN.

      etc.

      etc.

      etc.
      .


      Ersteller des 1. Beitrages : 2010,11,12+13


      :nex1: :nex2:
    • Sylphida schrieb:

      Ich habe das Zitat entfernt - lest es bitte auf der verlinkten Seite nach, es geht um Post 2 von BallastStoffel vom 8.05.2011 13:18.
      Der Autor stellt u.a. die These auf, dass man sich beim Gruseln bestätigt fühlt, dass es anderen viel schlechter geht als einem selbst und dass der Mythos, man könne das Böse besiegen bestärkt wird.

      Sicher eine interessante Diskussionsgrundlage. :]

      Hm. Solange es auch darum geht, was ich hervorhob (und das jetzt im Orkus liegt). Um das Böse als Mythos ging es mir nicht.

      Es geht mir eher darum, wie in dem Kommentar zum Presseartikel (leider umständlich aufzurufen, und ich verstehe, dass die Bereitschaft dazu gering ist) erwähnt, dass der Wunsch nach Gruselstoff, der in erster Linie in der Darstellung fremden Leidens Nahrung findet, idR nur bei Menschen zu finden ist, die solche Erfahrungen nicht im wirklichen Leben durchlaufen mussten. Das zitierte Beispiel zum weißen Hai ist lesenswert. Was ich hier paraphrasiere, ist unvollständig, deswegen bitte nachlesen.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • (Zum Kommentar: ) Hm - jemand, der von einem Hai angefallen wurde, guckt sich nicht Der weiße Hai an. Ein Soldat mit Kriegstrauma guckt keine Kriegsfilme. Ein Vergewaltigungsopfer wird keinen Film mit Vergewaltigungen gucken. So weit, so gut.
      Aber was sagt mir das als Horrorfilmliebhaber? Natürlich mache ich ungern im echten Leben die Bekanntschaft eines Monsterkillers. Möchte auch nicht einer Pandemie oder einem Krieg zum Opfer fallen. Etc.
      Trotzdem "verleumde" ich doch nicht "mein Dasein", weil ich als Nicht-Opfer Filme mit derartiger Thematik gucke.
      Die Beurteilung, was eine "sinnvolle Beschäftigung" ist, sollte zudem jedem selbst überlassen bleiben.
    • ich kann den kommentar auch nicht nachvollziehen.

      wie auch schon bei spon jemand schrieb, mit dieser begründung ließe sich nahezu alles diskreditieren. nebenbei nicht nur filme, sondern jede art unterhaltung. und das ist für mich dasd stichwort: es geht um unterhaltung. genauso wie bei krimis, komödien, liebesfilmen geht es um unterhaltung, sei es durch lachen, weinen, gruseln etc.

      unterhaltung hat es zu fast allen zeiten gegeben, der grusel/horror ist nur eine variante davon
      I can't get behind the Gods, who are more vengeful, angry, and dangerous if you don't believe in them! Why can't all these Gods just get along? I mean, they're omnipotent and omnipresent, what's the problem?
    • Ich glaube, die Menschen gruseln sich (dann und wann) mal ganz gerne, um aus dem grauen Alltag mit seinen starren Regeln und Normen und Vorschriften und Begrenzungen ausbrechen zu können. Außerdem wirkt es belebend und energetisierend auf diese Weise mitzuerleben, wie der Held einer Story Hindernisse und Gefahren überwindet. Handelt es sich dabei um ganz reale und erfahrbare Hindernisse, kann das schon spannend und aufregend genug sein. Handelt es sich aber um "übernatürliche" oder metaphysische Gefahren, wirkt das oft noch faszinierender, weil es etwas ist, was den alltäglichen Erfahrungshorizont übersteigt.

      Wenn es im Haus spukt, nützt es bekanntlich nicht besonders viel, die Feuerwehr zu rufen.

      Der Mensch wird in solchen Geschichten auf sich selbst, auf sein eigenes instinktgetriebenes, emotionales und ursprüngliches Wesen zurückgeworfen. Also auf das Unbekannte, das in seinem Unterbewusstsein schlummert. Und davor haben die meisten Menschen die allergrößte Angst, denn da hinein sperren sie ihre wahren Wünsche, Sehnsüchte, Gedanken, Gefühle und Absichten. In diese "Büchse der Pandora" werden Erfahrungen und Erinnerungen verdrängt und gewaltsam unterdrückt.

      Diese "Dinge" manifestieren sich nun gerade in Gruselgeschichten als "äußere" Geschehnisse oder Umstände. Das Unfassbare und Unbegreifliche wird somit plötzlich greifbar und fassbar. Das ermöglicht eine Konfrontation auf wachbewusster Ebene. Und das erzeugt im allerersten Wiedererkennen einen furchteinflößenden Schauder. In diesem Moment wird der Mensch zu Caliban, der sein grässliches Äußeres zum ersten Mal in einem Spiegelglas erblickt.

      Schließlich aber wird das konfliktgetriebene Drama aufgelöst, indem die Alpträume vernichtet, überwunden und besiegt werden. Wie in der klassischen Vampirsaga: Der Vampir ist mächtig, wenn er sich im Schutz der Nacht bewegt. Aber sobald die Sonne aufgeht, zerfällt er zu Staub.
      Das negative Prinzip kann nicht bestehen und ist in seiner Schein-Existenz ans positive Prinzip gekoppelt. Um zu sagen: Im Licht wirfst du einen Schatten, der aber ist von dir und deiner Gestalt und dem jeweiligen Einfallwinkel des Lichts abhängig. Er selbst jedoch kann allein nicht existieren. Du wirfst einen Schatten. Aber der Schatten wirft nicht dich. Licht gibt es unabhängig von Schatten. Schatten ist aber immer abhängig von Licht.
    • American Beauty schrieb:

      Schließlich aber wird das konfliktgetriebene Drama aufgelöst, indem die Alpträume vernichtet, überwunden und besiegt werden. Wie in der klassischen Vampirsaga: Der Vampir ist mächtig, wenn er sich im Schutz der Nacht bewegt. Aber sobald die Sonne aufgeht, zerfällt er zu Staub.
      Das negative Prinzip kann nicht bestehen und ist in seiner Schein-Existenz ans positive Prinzip gekoppelt. Um zu sagen: Im Licht wirfst du einen Schatten, der aber ist von dir und deiner Gestalt und dem jeweiligen Einfallwinkel des Lichts abhängig. Er selbst jedoch kann allein nicht existieren. Du wirfst einen Schatten. Aber der Schatten wirft nicht dich. Licht gibt es unabhängig von Schatten. Schatten ist aber immer abhängig von Licht.

      Oder man könnte auch sagen --> ohne Licht gibt es NUR Schatten. Das erreichst Du, indem Du einfach das Licht ausmachst.

      Ich glaube, die Qualität von Abenteuergeschichten, in denen es um die Konfrontation mit dem furchteinflößenden Unbekannten geht, lässt sich daran messen, ob man als Hörer oder Leser sich ermutigt fühlt, den eigenen Dämonen im Innern gegenüberzutreten. Das ist die Botschaft, die seit Jahrtausenden weitergegeben werden muss, von Generation zu Generation, auf dem Weg der Geschichten. Wenn ich das in der aufs Außen projizierten Form jedoch nur als Auserwählte(r), vielleicht auch noch begabt mit übersinnlichen Kräften (bspw. als Geisterjäger), überhaupt schaffe, wo hilft mir das?

      Angst und Terror haben eine biologische Funktion. Das bewusste Handeln wird reduziert, um instinktgesteuerten Reaktionen Vorteile zu verschaffen, oder auch reglos zu verharren, wenn das Erfolg verspricht. Anders als beim Leistungssport ist es jedoch nicht so, dass das regelmäßige Stimulieren dieser Emotionen ihrem Zweck entgegenkommt. Wie bei der Aufnahme von Stimuli wie Nikotin oder Koffein lässt die Wirkung nach, weil Gewöhnung eintritt. Vielleicht ist es ein Symptom einer Gesellschaft, die sich (zum Glück) nicht täglich mit allgegenwärtigem gewaltsamem Tod auseinandersetzen muss. Aber ich halte den regelmäßigen Konsum von Grusel- insbes. aber Horrorstories in der Tat nicht für vergleichbar "harmlos" wie ein Krimi mit bestraftem Täter am Schluss. Und das hat überhaupt nichts mit Spießigkeit zu tun. Ich glaube einfach, dass das, was wir uns zuführen, in uns Spuren hinterlässt.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Manche leute wollen sich eben nicht gruseln, weil es ihnen zu stressig ist. Die schauen eben keine Horrorfilme. Ähnlich wie mit Drogen, die brauchen den Kick nicht, als lassen sie die Finger davon.

      Bei Horrorfilme grusel ich mich nur noch selten (auser bei Hai-Thrillern und Insidious). Es ist eben nur ne Unterhaltung und vielleicht auch ne Sucht.

      Andere machen Bungie Jumping, das könnte ich jetzt nicht. Ich denke wir tun es eben, um unsrem langweiligen immerwiederkehrenden Alltag zu entkommen und um was zu erleben!

      Der Reiz ist eben beim gruseln verlockend. Andere wiederum ist es einfach zu blöde oder trauen sich einfach nicht, weil sie Angst haben, dann nie wieder richtig schlafen zu können.
      Menschlichkeit ist nur noch eine dunkle Erinnerung...
    • Gegen gepflegten Grusel habe ich generell nichts einzuwenden, aber wenn ich so die Nachrichten einschalte, dann habe ich da meistens kein Bock mehr drauf. Lieber was Fröhliches, was zum Lachen oder was Schönes, was die Laune hebt und einen durch den dunklen Winter rettet.

      Kein Stress.
    • Sasei schrieb:

      Evil, ich meinte eher, dass ich nicht begründen kann, warum gruseln Spaß macht. Da hab ich mich missverständlich ausgedrückt...

      Der Spaß kommt durch die Gewissheit das man in keiner Gefahr ist... Und durch das Gruseln baut der Körper ja auch stress ab... Genau wie weinen und lachen bei Filmen... Denk ich jetzt mal....
      Sie kam, sah, .... und stolperte

      The Turtle moves!
    • Ich hab den Bericht nur überflogen...
      Von meiner Warte aus: Das ist einfach die faszination am Grauen selbst, etwas irreales was man nicht selbst erlebt oder erleben kann, ein gutes Stück Voyeurismus und der sogenannte Kick. Ist doch ein Klasse Gefühl wenn man sich so richtig derbe verjagt das einem fast das Herz stehen bleibt. Das ist mal was anderes, abwechslung, ja auf jeden Fall. Das puscht einen richtig auf. Fast wie eine Droge! Was das abstumpfen betrifft: Das ist wirklich so. Man stumpft mit mit der Zeit ab, leider. Der einzige Film der letzten Jahre wo ich so richtig das flattern bekommen habe war Martyrs. Der zweite Film den ich furchtbar gruselig finde ist "Wenn die Gondeln Trauer tragen", der baut eine echt morbide Stimmung auf...Das Ende...AAAAAAHHHH.... :ups: Ansonsten noch Geisterfilme...die real wirken ala Paranormal Activity. Ich weiß finden viele langweilig...man muß sich richtig drauf einlassen...Licht aus...Kopfhörer schön laut...das knallt! ^^
      Streßabbau, wie Evil schon meinte...ja, dem kann ich 100% zustimmen! So ganz genau kann ich das aber auch nicht erklären. ich mochte das Thema Horror immer schon. Selbst als Kind. Das hat mich einfach wahnsinnig fasziniert. Das Böse strahlt ja auch eine gewiße Faszination aus. Ich hab mich als Kind zb. nie für Spielzeugautos oder so nen Kram interessiert. Meine Spielsachen bestanden zum größten Teil aus Spinnen, Skeletten und irgendwelchen Monstern! ^^
      Achja und Plastiksoldaten...die haben so schön mit grüner Flamme gebrannt beim zündeln! Ich glaub ich erzähl jetzt nix mehr sonst kommen noch die Männer mit der Zwangsjacke vorbei...
      ;)

      Naja, andere Leute gehen zum Streßabbau ins Stadion um sich gegenseitig auf den Kopf zu hauen, dann lieber ein paar Horrorfilme, Bücher, Hörspiele...das ist nicht so anstrengend! :pinch:
      Psychische Probleme nach außen projezieren wie es ein Kommentator anspricht...Blödsinn. Dann müßten ja alle Drehbuchschreiber, Romantipper und Konsorten bekloppt sein. Mag es auch geben, keine Frage, aber verallgemeinern kann man bei keinem Thema.
      10 Millionen Menschen spielen "Killerspiele", EINER davon rastet aus. Wer ist Schuld? Das Spiel? Neeeee.

      Das Böse dargestellt in Filmen, Romanen und co. hat ja auch immer einen Machtfaktor. Wer hat sich nicht schon mal vorgestellt, zB. "Der Pate" zu sein. Oder Darth Vader, Fred Kruger und Konsorten. "Furchtbare" Menschen sind ja auch furchtbar interessant da sie nicht der Norm entsprechen. Alles was ungewöhnlich ist, ist interessant.

      Zur These: Man schaut sich gerne an das es Leuten schlechter geht als einem selbst.
      Finde ich gar nicht so abwegig! Darauf basieren ALLE Reality-Soaps, DSDS-Shows, Bauer sucht Frau und Konsorten. Warum schaut man sich sowas an? Weil man sehen will wie dämlich Leute sich verhalten, wie dumm sie sind, wie asozial sie sind, ob sie noch Zähne im Mund haben und wie sie sich vor der Kamera vollkommen zum Trottel machen. Darauf basiert das ganze Konzept. Mag bei Horrorfilmen "teilweise" auch so sein, nur das man/einige dort sehen wollen wie sie auseinandergerupft werden. Bei mir zwar nicht (...unbedingt, manchmal schon), aber ich kenne einige Leute die in die Kategorie passen. Verallgemeinern kann man natürlich hier auch nicht. Aber wenn ich so manche Reviews und Berichte auf etlichen Boards lese...kommt das ganz klar zum tragen. Voyeurismus macht ja auch Spaß.

      Erstmal
      :hutheb: