Liebe Hörgrusler, bis zum 4 Mai konntet ihr Fragen sammeln für ein Interview mit Klaus Lauer-Wilms, dem Regisseur von Peter Lundt - *hier klicken zum Nachlesen*
Und hier ist es nun, das von Hightop - nochmals herzlichen Dank an dieser Stelle! - (schriftlich) geführte Interview mit euren Fragen!

Hallo Klaus,
die Profi-Hörer von Hörgruselspiele.de haben ein paar kritische Fragen zu der PL-Produktion, aber zuerst möchte ich mal meine Fragen loswerden, die mich schon lange interessieren. Hier meine Fragen:

1. Wie wird man eigentlich Regisseur?

Dazu wird man irgendwie gemacht. Ich bin ja von Haus aus eher auf der Bühne gewesen und habe den Regisseuren zumindest versucht Folge zu leisten. Als ich mit meiner Geschäftspartnerin beschloss hörformat zu gründen, hatten wir auch mit externen Regisseuren gearbeitet. Die ersten beiden Folgen sind von Mark Hertel (PL1) und Angelika Scharf (PL 2) geleitet worden. Erst ab Folge 3 haben wir uns mangels finanzieller Mittel dazu entschlossen, die eigenen Ressourcen zu nutzen. Doch Regisseur wurde ich erst, als ich von „fremden“ Auftraggebern gebeten wurde die Regie zu übernehmen. Die WolfGäng von Lübbe. Also, quasi, wie die Jungfrau und so.



2. In den ersten beiden Folgen haben Marc Hertel und Angelika Scharf die Regie geführt und wie ich finde haben die einen tollen Job gemacht - die Folgen sind doch sehr gut!

Beide haben tolle Arbeiten gemacht. Es war für uns schlicht eine Frage der Finanzierbarkeit. Es war ja schon bald klar, dass wir, finanziell gesehen, einen langen Atem brauchen werden - ein DoppelHerz - wenn wir es schaffen wollen aus den Miesen zu kommen.

3. Ab der dritten hast denn Du das Zepter in die Hand genommen, wie kam es zu dem Wechsel?

s.o.

4. Was sind die größten Unterschiede zwischen der Arbeit Deiner Vorgänger und Deiner?

Mark ist Regisseur für Film und Fernsehen. Er ist ein guter Freund von Arne Sommer. Das hat auch sehr gut geklappt. Unterm Strich würde ich sagen, dass er sehr, sehr intensiv gearbeitet hat. Das tut einer Folge durchaus gut, ist aber für die Finanzseite ein ständiger Balanceakt. Da wir nicht die Mittel großer Produzenten haben, mussten wir umdenken.
Angelika Scharf kommt aus der Synchron-Branche. Mit ihr haben wir das erste Mal in Hamburg produziert. Sie geht sehr über die Sprache und hatte prima Kontakte in die Sprecher-Szene. Doch die Preise waren für uns - über alles – immer noch zu hoch. Daraufhin hat mich Almuth überredet, die Regie zu machen. (Ein großer Posten weniger) Gleichzeitig sind wir zu Fährhauston gewechselt, was bis heute unser „Heimatstudio“ ist. Die machen einen super Sound, haben pfiffige Geräusche und beim Preis sind sie auch weit mitgegangen.

5. Wenn Du „Carte Blanche“ hättest, mit wem würdest Du gerne als Sprecher für die hoffentlich bald erscheindende nächste Folge arbeiten ?

Das kommt natürlich immer sehr auf die Folge selbst an. Welche Charaktere zu besetzen sind. Aber insgeheim würde ich gern mal mit Ulrich Tukur arbeiten oder Andreas Fröhlich. Oliver Rohrbeck hatten wir ja schon. Das war eine tolle Zusammenarbeit!
Die Stammbesetzung ist mir aber lieb und teuer und unverkäuflich.

6. Wäre PL nicht auch für`s TV geeignet? Es gibt schon so viele verrückte Typen im TV (Monk, Psych, Dexter, der Bulle von Tölz). Die sind entweder skurril, intuitiv, mörderisch oder einfach nur dick und lösen ihre Fälle, da wäre ein blinder Detektiv doch das, was der TV-Nation noch fehlt oder ist TV ein absolutes no go ?

Klar, wäre das möglich. Wenn morgen ein Sender anruft, stelle ich gern den Kontakt zu Arne Sommer her. Wir haben „nur“ die Hörspielrechte, aber auf jeden Fall wäre das eine super Chance.
Es gab 2008 mal eine amerikanische Miniserie – Blind Justice - mit einem blinden Ermittler. Das war aber irgendwie nicht so gut gelöst. Die Herausforderung liegt nicht nur in der Behauptung – der ist blind – sondern, dass das Besondere dieser Situation spannend erzählt wird, ohne in Klischees oder ein Randgruppen-Rühstück abzurutschen. Das soziale Mitleidsfernsehen gibt es schon zu genüge.

7. Wäre es nicht mal an der Zeit einen Fall von PL zu erschaffen, der als Zwei- oder Dreiteiler angelegt ist? (Man ist dann angefüttert vom ersten und würde ja gezwungenermaßen die zweite und dritte Folge kaufen, um zu erfahren wie es ausgeht…)

Ja, das ist eine spannende Idee. Da sollten wir mal drüber nachdenken.

8. Gibt es eigentlich für Hörspielproduktionen Fördergelder vom Staat oder anderen Organisationen ähnlich wie beim Film?

Ja und nein! Wir haben damals für Folge 1 tatsächlich eine Förderung von der Medienstiftung Schleswig-Holstein erhalten. Unter der Bedingung, dass wir das Hörspiel in den „privaten Rundfunk“ bringen werden. Das haben wir auch tatsächlich geschafft. Delta Radio hat unsere Folge 1 am 1. Weihnachtabend, ich glaube das war 2005, gesendet in ganz vielen Kleinteilen. Das Hörspielvergnügen blieb ein bisschen auf der Strecke. Aber es hat funktioniert. Andere Möglichkeiten kenne ich nicht!

9. Wäre Productplacement eingebaut in die Dialoge eine Möglichkeit Geld für Hörspielproduktionen zu aktivieren ?

Gute Idee, haben wir auch schon mal gedacht und die „Großen“ der Szene sind da sicher besser geeignet. Ich kenne das aus alten englischen Radiohörspielen. Da wurde das Hörspiel immer von einem bestimmten Werbepartner präsentiert, mal ein Weinhändler, dann ein Autohaus oder ein Lampenhersteller. Die Idee ist prinzipiell super, aber unsere Strahlkraft doch eher gering!

10. Welche Hörspiele haben dich beeinflusst?

Keine. Ich komme aus einem Haushalt mit drei Kindern, indem das Geld nicht locker saß. Wir haben früh die Hörspiele im Radio gehört. Zumindest, soweit ich mich daran erinnern kann. Ich sehe uns vor der Kiste sitzen und den Geschichten lauschen. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals mehr als drei Platten besessen haben, mit Winnetou, Peterchens Mondfahrt und Peter und der Wolf. Erst als das Hörbuch vor 10 Jahren Trend wurde und natürlich mit den eigenen Kindern, kam ich an das Medium heran. Die Drei ???, Harry Potter, Nebenbei Liebe. Aber nicht so, dass ich damit schlafen gehen würde. Ich liebe die Stille und bin dennoch fasziniert über Geschichten, die „nur“ im Kopf abgehen, wenn man hört.

11. Was sind Deine Top 5 der besten Hörspiele ever?

Keine Ahnung! Ich bin ein Außenseiter – habe zu wenig gehört, um von mir behaupten zu können, ich sei ein Hörspiel-Hörer!

12. Was war das letzte Hörspiel, welches Du gehört hasst und wie war‘s?

s.o.



Und hier nun die Fragen der Hörgruseler - ich habe die einfach mal so übernommen, damit Du auch die teilweise vorhanden Frustration der Forenmitglieder selbst erlesen kannst - im Kern meinen es aber alle Gut und wollen einfach mehr Peter Lundt Hörspiele haben.:]
Hier also die Fragen der Forenpeople:

*dot* Fragt: - wie hat das Publikum auf die Anfrage von neulich (Peter Lundt, was tun?) reagiert?

Es gibt sie, die Fans von Peter Lundt und Anna Schmidt. Das war uns wichtig! Denn wir wissen nicht, wie viele da draußen sind und die CDs hören und auch bereit sind unsere Geschichten zu kaufen. Die Reaktionen waren durchweg sehr, sehr positiv. Wenn gleich es nicht viele waren, die uns geschrieben haben. Was es wiederum sehr schwierig macht einzuschätzen, ob eine nächste Folge wirtschaftlich tragfähig wird.

- wie ist der Stand der Dinge diesbezüglich? Gibt es neue Pläne?

Wir wollen produzieren!!! Und wenn nichts dazwischen kommt, werden wir im Herbst eine neue Folge veröffentlichen! Es gab viele gute Anregungen, wie zum Beispiel das Crowdfunding oder für das Geocaching. Wir müssen sehen, was für uns umsetzbar ist, aber es hat uns super motiviert in diese Richtung weiterzugehen.

- wie kam eigentlich die Comic-Sache beim Publikum an?

Der Comic war eine Kooperation zwischen dem Autor – Arne Sommer und dem Carlsen Verlag. Zahlen habe ich dazu nicht. Kann ich also keine Aussage treffen. Mal sehn, ob da noch ein weiterer Band realisiert wird.

Bite fragt:

wird es so etwas wieder geben? folge,n vielleicht 20 minuten kürzer als das original , zum download um sich ein urteil zu bilden?
Ich kann den Unmut verstehen, der Aufkommt, wenn man zu wenig Infos bekommt. Das ist für mich immer ein Balanceakt. Seit Anfang des Jahres sind wir wieder ganz auf uns gestellt. Die Suche nach dem richtigen Weg hält an und wir freuen uns über die Anteilnahme der Hörer und Fans. Ich bitte dabei um euer Verständnis, dass ich nicht jeder Spur konsequent nachgehen kann, auch wenn sie gut gemeint ist. Ich muss ja noch die Butter und das Brot verdienen gehen. Aber! Ich bearbeite alle Anfragen umgehend. Da bietet es sich an, wenn ich, wie jetzt, auf Fragen eingehen kann.
Es ist wichtig mit euch im Gespräch zu bleiben, weil das kreativen Input gibt, aber das Wichtigste im Moment ist - neue Käufer zu finden.
Die Gratis-Aktion läuft bis Ende Mai. So etwas wird es wieder geben. Doch alles, was wir gratis abgeben, tut auch weh und macht es unterm Strich noch schwieriger.
Wir versuchen den Radio-Markt neu zu denken. Wenn über diese Schiene drei Euro reinkommen könnten, wird es mit weiteren Folgen einfacher. Was wir am liebsten machen, ist produzieren! Und wenn es nötig ist dafür die Werbetrommel zu rühren und uns gratis zu verstreuen, tun wir auch das.
In den Foren sind wir wirklich sehr sparsam vertreten. Nicht, dass wir auf Fragen nicht gern antworten, aber es ist schon komisch selbst aktiv die Dinge zu posten. Ich tue mich schon bei facebook schwer und da macht das jeder. Wenn jemand Fragen hat - her damit - kurze E-Mail! Die Antworten können gern auch zitiert, weitergeleitet und öffentlich gemacht werden. Da haben wir nix zu verbergen. Und wenn wir mal, wie jetzt, so geballt Rede und Antwort stehen sollen -klar -das mach ich gern!
Crowdfunding – das Thema muss sehr gut vorbereitet werden. Dazu braucht es einen professionellen Trailer und ein klares Konzept. Das ist eine spannende Sache, doch für den Moment, glaube ich, noch zu früh. Es war für uns dennoch wichtig, die Reaktionen zu bekommen.
Seit der Loslösung von der Lauscherlounge als Kooperationspartner für Marketing und Vertrieb ist es für uns unglaublich wichtig rauszufinden, wer tatsächlich PL kauft. Und wenn wir rausfinden, dass die nächste Folge von 2000 Leuten gekauft werden könnte – würde – wird - dann, ja dann sähe es rosig aus. Doch wir bewegen uns zwischen 300 und 800. Das ist nicht katastrophal, aber knapp vorbei am Selbstbetrug!
Der Download ist ein nettes Ergänzungsgeschäft, doch nur davon die Kosten decken zu müssen, wäre noch viel schwieriger als mit dem Verkauf von CDs. Daher ist es wichtig weiterhin CDs anzubieten und zu verkaufen. Seit ein paar Wochen haben wir ja noch die PL T-Shirts im Angebot. Wer Interesse hat 12,- Euro inkl. Versand! Das ist ein Schnäppchen. Kurze E-Mail an post@hoerformat.de
Starlord sagt/fragt: Peter Lundt hat für mich keine gute Aufmachung – sprich Cover und Gestaltung. Konnte mich daher nicht für die Serie begeistern. Meine Frage: Könnte man die Covers nicht Interessanter gestalten? Sowie die Covers aussahen dachte ich immer das seien Hörbücher.

Die Cover sind, wie ich finde, genial!!! Der Reihencharakter wird super schön deutlich und das Highlight ist der Titel jeweils in Blindenschrift! Es ist hochwertig – teuer leider auch - und wir haben auch darüber schon nachgedacht, ob wir uns die Kosten nicht sparen und Jewel-Cases in Plastik machen sollten. Die kosten nur einen Bruchteil! Unsere Entscheidung: Nein, es muss uns gefallen was wir da tun. Und wenn wir schon nix dran verdienen – dann darf es wenigsten schön sein. Schade wenn es Dich nicht anspricht.

Sylphida fragt: Wie ist denn das - gibt' s zu allen Folgen 2 Cover oder wie oder was?

Es gibt die alten Cover, die wir gemacht haben, als wir noch ganz allein vor uns hin produziert haben. Mit Beginn der Kooperation mit der LL (2009) wurden die Cover neu gestaltet und sind nun in der aktuellen Optik Standard. Wir haben noch etliche Altbestände auf Lager. Was damit geschieht ist noch völlig unklar.
MonsterAsyl fragt: - Sind weitere Liveaufführungen geplant und wenn ja, auch außerhalb von Hamburg? (z.B. Ruhrgebiet)

Live-Auftritte sind eine Herzensangelegenheit. Doch da werden wir wohl auch nicht um eine Entscheidung kommen. Entweder das Ganze noch professioneller aufzuziehen oder weiter so mal hier und mal da aufzutreten. Das sind alles sehr willige Kollegen, die zu vielen Schandtaten bereit sind, aber endlos können wir deren Bereitschaft nicht strapazieren und sie mit uns durch das Lande treiben. Ich würde mich riesig freuen, wenn wir es schaffen wenigstens hier vor Ort in Hamburg regelmäßig auf der Bühne zu spielen – mit Live-Musik, Live-Geräuschen und viel Spaß. Der Sprung in andere Bundesländer wird noch warten müssen. Berlin hatten wir ja schon ein paar Mal. Doch das war auf Einladung und von LL. Außerdem ist das gefühlt ein Katzensprung!

- Wann gehts weiter??? Ich hab Lundtentzug!

Wir machen weiter! Wir machen weiter! Wir machen weiter! Ich weiß nur noch nicht wie genau! Aber ich weiß, dass wir weiter machen wollen!!!!!

NEXUS fragt: wie kam man auf die Idee eines blinden Kriminalisten? .... was war Grund ? , was Hintergrund ?

Die Idee kam von Arne Sommer. Dazu muss man wissen, dass ich, als ich die Idee hatte Hörspiele produzieren zu wollen, weil ich mir das toll vorstellte, keinen Stoff hatte, den ich hätte produzieren können. Ich bin dann rumgezogen und habe nach Skripten gesucht. Bis ich auf die Idee verfiel den Drehbuchautorenverband anzusprechen. Ich dachte mir, dass es viele Drehbücher geben müsse, die nicht produziert wurden und hoffte auf entsprechende Vorschläge. Was kam, war Arne Sommer. Er kam mit der Idee – Hörspiel – Blinder Detektiv – Hamburg. Am Lautsprecher sind wir alle in derselben Situation wir die Hauptfigur. Ganz gleich, ob die Augen offen oder geschlossen sind, wir können die Bilder nur vor dem inneren Auge entwickeln. Das fand ich großartig. Das hat mich fasziniert und tut es bis heute. Daraufhin schrieb er die erste Folge und von da an immer weiter…

Bite fragt außerdem: warum ist der Preis so hoch? (und somit nicht konkurrenzfähig) andere können auch billiger!!

Der Preis ist nicht hoch! Ganz gleich was andere sagen oder tun! Entweder sind es die üblichen Big-Player der Szene, mit denen kann man kleine Produzenten nicht vergleichen. Oder es ist einfach nur ruinös! Wer einen super Sound erwartet, Profisprecher, ein professionelles Äußeres, der sollte den Zehner dafür investieren. Ich kann verstehen, dass auch 10 Euro ne Menge Geld ist. Alternativ bleibt nur der günstigere Download - doch das ist nicht das, was wir ausschließlich wollen!

Hörgruselspiele.de und ich möchten uns schon mal im voraus bei Dir bedanken das Du Dir die Zeit nimmst uns ein bisschen hinter die Kulissen der Traumfabrik blicken zu lassen.

Vielen Dank Dir, dass ich auf eure Fragen eingehen durfte. Das ist super. Gern wieder! Herzliche Grüße aus dem Lundt-Büro! Klaus


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Das Team von Hörgruselspiele bedankt sich auch sehr herzlich bei Klaus Lauer-Wilms für die offenen Antworten!
Wir wünschen uns bald neue PL-Folgen!!!