Langweilig, mopsig, ungruselig und öde: Dämonenstimmen in Hörspielen

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    • Evil schrieb:

      Was mir damals ganz gut gefallen hat, war in Gabriel Burns 5 -Nachtkathedrale- die Szene, als Aron Cutter aus Yello Ma spricht. Das war wirklich sehr unheimlich gemacht! Cutters Stimme klang ganz furchteinregend und verzerrt. Das war so düster gemacht, dass es mir fast kalt über den Rücken gelaufen ist! Eine der besten Szenen in einem Hörspiel überhaupt.
      DER Effekt war wirklich gut. Dafür verstehe ich bei den Auftrittem des "Flüsterers" so gut wie nichts. Warum wurde der überhaupt gepitcht? Er heißt doch "der Flüsterer", nicht "die Zombiestimme"...
    • Ich habe dazu ja schon seit langem eine Theorie, auch wenn das jetzt natürlich etwas genereller wird als auf die Stimme von Dämonen bezogen, denn sie lautet: Horror und Grusel funktioniert im Hörspiel nicht! Oder bei mir nicht. Ich will euch auch sagen wieso: Nach meiner Empfindung geht Horror oder Grusel zu weit mehr als zwei Dritteln auf das Visuelle und der karge Rest macht dann das Akustische aus. Nach der Theorie würde ein Horrorspielfilm auch noch zum Fürchten oder Gruseln führen, wenn du ihn tonlos siehst, allein durch die Bilder. Oder anders gesagt: Wie verdammt gut muß der Ton, die Effekte, die Geräusche sein, damit sie das Bild ersetzen können? Und das muß die Aufgabe sein. Der Ton muß so gut sein, dass er auf das Bild verzichten kann, er muß so gut sein, dass das Bild, welches im Kopf des Hörers entsteht, reicht und er muß so gut sein, dass dem Hörer auf intelligente Art und Weise klar wird, was gerade passiert ist. Genau das schafft kaum ein Hörspiel, damals wie heute - mit wenigen Ausnahmen, die hier schon teilweise angesprochen wurden.
      Und dann bin ich bei @*dot*: Grusel oder Horror wird ziemlich oft einfach nur dadurch erzeugt, dass die komplette Geräuschkulisse raufgefahren wird, das Monster brüllt wie Sau, das Opfer schreit wie am Spieß, es werden ein paar Kampf- und Splatter-Geräusche eingestreut - Ruhe, vielleicht hört man noch jemand ein letztes Mal Luft ausatmen ... Monster hat gemordet, Opfer ist tot. Das ist mir zu einfach, da kommt bei mir kein Horror auf, mich gruselt's auch nicht, kann höchstens sein, je nach dem in welcher Umgebung ich gerade hörte, dass mir die Lautstärke zu unangenehm wurde.

      Ich bin jetzt nicht kreativ genug, um zu sagen, wie es besser ginge? Aber echter Horror, Grusel, muß in meinem Empfinden unangenehm sein, ich möchte ihm nicht lange ausgesetzt sein, ich möchte ihn nicht lange aushalten müssen, muß ein bißchen an meinen Nerven zerren und das alles tut es halt nicht, wenn man paar Sekunden die Geräusche hochfährt und dann ist's vorbei. Da muß mehr kommen!
      Was jetzt die reinen Dämonenstimmen anbetrifft, wenn man jetzt von Tonstudio Braun losgeht bis zu den heutigen Produktionen, dann darf eine Dämonenstimme schon elektronisch verzerrt sein, ich für meinen Geschmack würde sogar sagen, sie muß verzerrt werden. Weil wenn dir das Bild fehlt, dass der Dämon, der da auf dich zukommt, aussieht wie dreimal durch den Fleischwolf gedreht und dann mit einer wie auch immer ausgesuchten aber normalen menschlichen Stimme zu dir spricht, dann geht ja wieder ein Effekt flöten, der dich gruseln lassen sollte. Es sei denn, es ist die Art und Weise und das was er spricht, ist mir persönlich aber noch nicht begegnet.

      Jetzt treibe ich mich hier zwar rum, aber ihr lest schon heraus, dem Genre Horror oder Grusel bin ich nicht sehr zugetan, ich hör' mir zwar vieles an, aber wenig flasht mich wirklich. Deswegen kann ich euch auch wenig positive Beispiele geben, bis auf eines: Das Pidax-Hörspiel "GRËUL - Die Legende erwacht". Hier wird lange darauf hingearbeitet, dass der Hörer weiß, aus welcher Ecke das Monster kommt - bis er es auf ein Mal nicht mehr weiß ;) Und das ist wirklich gut gemacht. Der Hörer wird in guten Glauben gelassen, er ist auf der sicheren Seite, er hat alles im Griff und plötzlich ist jeder Halt weg ;) So habe ich es empfunden und das schafft ein beklemmende Atmosphäre, ein kurzes, plötzliches Unwohlsein, welches für mich so eine Art Horror oder Grusel ausmacht.
    • Wiebitte schrieb:

      Ich habe dazu ja schon seit langem eine Theorie, auch wenn das jetzt natürlich etwas genereller wird als auf die Stimme von Dämonen bezogen, denn sie lautet: Horror und Grusel funktioniert im Hörspiel nicht!
      Mit dieser generellen Thematik hatten wir uns vor Jahren u.a. schon mal in diesem Thread beschäftigt: Ein Plädoyer für das Grusel-Hörspiel 2.0, und ich meine, auch nochmal an anderer Stelle. :denk:


      Wiebitte schrieb:

      und das schafft ein beklemmende Atmosphäre, ein kurzes, plötzliches Unwohlsein, welches für mich so eine Art Horror oder Grusel ausmacht.
      Guter Punkt, durch reines Monster-/ Täter-/ Opfer-Geschrei oder Splatter-Sounds erzeugt man für den heutigen Durchschnittserwachsenen keinen Horror oder Grusel mehr, dazu sind wir alle diesbezüglich zu abgebrüht. ;)
      Es muss da ein psychologisches Moment hinzukommen, diffuse Angst, wie z.B. in Psychothrillern, ein Grauen, eine Beklemmung, welcher Art auch immer, ein Mit-Leiden mit den Figuren. Das will erst mal aufgebaut sein, und genau da liegt sehr häufig auch der Hase im Pfeffer. ;)
    • Agatha schrieb:

      Guter Punkt, durch reines Monster-/ Täter-/ Opfer-Geschrei oder Splatter-Sounds erzeugt man für den heutigen Durchschnittserwachsenen keinen Horror oder Grusel mehr, dazu sind wir alle diesbezüglich zu abgebrüht. ;)
      Jein, es geht mir nicht ums "Abgebrüht" sein. Es geht mir persönlich darum, dass echter Horror aus zwei Komponenten besteht: Optisch und akustisch. Für mich persönlich hat das Optische das absolute Übergewicht, wie ich vorher schrieb, deutlich mehr als zwei Drittel. Oft im Film erlebt, dass ein Monster leise, heimlich mordet, ohne dass du viel hörst, aber das Bild dazu ist echt gruselig. So, beim Hörspiel fällt das Optisch weg, in meinem Gleichnis fehlt also mehr als zwei Drittel an Effekt und ich meine, das kannst du auch nicht ersetzen, in dem du das Szenario von einem Sprecher oder Protagonisten beschreiben läßt - weil du es optisch viel besser hinbekommst, z.B. eine abgehackte Hand durch's Bild fliegen zu lassen, als es jemand erzählen oder erklären zu lassen, dass da jetzt eine Hand durch's Bild fliegt ;)
      Bedeutet für mich, ein Hörspiel, welches ja nur die Akustik als Stilmittel hat, muß sehr viel intensiver, sehr viel gewaltiger mit Eindrücken umgehen, muß mehr auf's Gemüht gehen, auf die Nerven, beklemmend, unangenehm, muß das vielleicht auch langsam und immer wieder und wieder aufbauen - als es nur für 10 Sekunden in einem Moment zu entladen, indem jemand kurz mal alle Regler nach oben schiebt ;) Das ist mir zu einfach. Das Akustische muß so gut gemacht sein, dass du dir möglichst viele Prozente durch den Wegfall des Optischen wieder zurückholst. Von mir aus mit Psycho-Spielchen oder was es sonst für Tricks gibt, aber ja, ich bin da völlig bei dir, mit reinem Geschrei und alle Regler nach oben holst du eben niemand mehr hinterm Ofen vor, jedenfalls keinen Erwachsenen ;)

      Deswegen war ich ja auch so gespannt, als Contendo sein "Next Level Horror" angekündigt hat, "Horror Tales" - "härtere Gangart. mehr Horror, der noch stärker unter die Gänsehaut geht." Ich war skeptisch, obwohl ich Contendo echt was zugetraut habe. Ergebnis: Ich war echt enttäuscht.
    • @Wiebitte Danke für Deine schönen Beiträge! Zum Thema Dämonenstimmen finde ich generell klassische Dämonen ala Sinclair ungruselig, egal ob die Stimmen nun verzerrt sind oder nicht. Wenn jedoch unbedingt Dämonenstimmen auftauchen, dann sollten sie eher nicht verzerrt und akustisch verfremdet sein. Ich erinnere an das Monster bei den TSB-Hörspielen im Intro. Das war Herr Seidel. Auf meine Frage wieso er so klang, meinte er, er war verkühlt und hatte es mit den Bronchien :) Ich finde hier überhaupt, dass ruhige, langsam und normal sprechende Dämonen deutlich unheimlicher und gefährlicher klingen als irgendwelche verzerrten Stimmen. Auch dass sie dauernd Monologe halten müssen, macht sie für mich komplett ungruselig. Haben dann eher etwas von einem Staubsaugervertreter.

      Zum Thema Grusel funktioniert nur Optisch, würde ich sogar das Gegenteil behaupten. Am gruseligsten sind gerade diese Filme wo man wenig sieht, wenig erkennt und wo die Phantasie eingeschalten werden muss. Daher sind Hörspiele gerade zu prädestiniert für Gruselhörspiele. Weil hier die Phantasie einsetzt und diese ist viel stärker als irgend ein visueller Reiz. Wie man Grusel erzeugen kann, ist mannigfach. Hast Du schon Das Lufer-Haus gehört? Für mich Gruselstimmung Nummer 1. Ganz andere Zugänge haben zum Beispiel PAVOR, welches ich auch für sehr gruselig halte. Ein weiteres für mich sehr gruseliges Hörspiel, das aber einen ganz anderen Weg geht, ist Die Familie des Vampirs von TITANIA. Und auch Monster 1983 von Ivar Lwon Menger hat in Staffel 1 sehr gruselige Szenen, wo ich gebannt lausche. Zu guter letzt sei auch noch die Döringsche „Methode“ erwähnt, oftmals mit dem Dampfhammer, aber manchmal auch sehr wirkungsvoll, weil er eben sehr „optisch“ wie im Kino an die Szenen heran geht. Der Anfang oder Das Dämonenhaus sind für mich Paradebeispiele dafür und seine Gruselreferenzen. Auch die altbackenen aber dafür sehr atmosphärischen Hörspiele von TSB seien hier erwähnt. Teufelsuhr ist für mich eine wunderbare gruselige Geschichte, perfekt von TSB inszeniert.

      Zum Abschluss sei erwähnt, dass für Gruselhörspiel auch die Höratmo eine Rolle spielt. Zu Mittag bei strahlendem Sonnenschein wird es mit Grusel niemals funktionieren. Es ist ein Genre der Nacht. Licht aus, Mitternacht, alleine im Haus und schon wird Das Lufer-Haus für Gänsehaut sorgen. Garantiert ;)
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