Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

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    • Grins, es geht umgehend mit dem Chef aller Ermittler weiter:



      Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


      Cover der Derrick Collectors Box 2, welche die Folgen 16-30 enthält © by More Home Entertainment


      Folge 30 - Yellow He (Deutschland 1976)

      Der erfolgreiche Unternehmer Dr. Georg Rabes (Wolf Ackva) wird erschossen, weder sein Geld noch die Papiere fehlen. Erika Rabes (Maria Schell) trauert nicht um ihren getöteten Ehemann, die Beziehung war schon länger erkaltet. Albert Rabes (Karl Lieffen), der bisher wenig erfolgreiche Bruder des Ermordeten, hat ganz offensichtlich ein Verhältnis mit der (un)lustigen Witwe. All diese Vorfälle beeindrucken Alberts Sohn, der von allen nur Ali (Martin Semmelrogge) genannt wird, nicht sonderlich. Der junge Mann ist frisch verliebt, er will seine neue Freundin Yellow He (Susanne Beck) schnellstmöglich heiraten. Zwar ergeben sich diverse Verdachtsmomente, doch eine wirklich heisse Spur bleibt aus, Derrick kommt nicht zum Zuge. Helga Schirrmayer (Liane Hilscher) war die Sekretärin des ermordeten Dr. Rabes, sie stand ihrem Chef sehr nahe. Als ihr Ex (Arthur Brauss) betrunken bei ihr auftaucht, hoffen Derrick und Klein auf einen neuen Ermittlungsansatz...

      "Yellow He" fährt eine dicke Ladung grotesker Charaktere auf. Martin Semmelrogge stolpert als debiles Söhnchen durchs Szenario, seine neue Flamme mit dem merkwürdigen Spitznamen verdreht ihm gehörig den Kopf. Karl Lieffen kommt mindestens genauso knallschotig rüber, ein armes Würstchen, nun auf dem Sprung an die Macht, hatte er doch gegen seinen Bruder nie eine Chance auf die Firmenleitung. Maria Schell zeigt sich vordergründig gefühlskalt, spielt eine innerlich längst gebrochene Frau, die kurzzeitig einen Silberstreif am Horizont zu erblicken glaubt. Volker Eckstein sehen wir als windig-schleimiges Bürschlein, Arthur Brauss als unsympathischen Säufer, Günther Stoll einmal mehr als Helferlein.

      Die Auflösung mag ein wenig zu waghalsig konstruiert anmuten. Sie passt aber meiner Meinung nach vortrefflich zu den merkwürdigen Charakteren, die sich hier quasi die Klinke in die Hand geben. Zbynek Brynych wandert auf dem schmalen Grat zwischen Seriösität und Popanz, mit "Yellow He" ist ihm erneut eine gute, unterhaltsame Folge gelungen. Kein Höhepunkt, aber ein solider Ausklang der zweiten DVD-Box.

      7/10 (gut)




      Cover der Derrick Collectors Box 3, welche die Folgen 31-45 enthält © by More Home Entertainment


      Folge 31 - Hals in der Schlinge (Deutschland 1977)

      Die Geschwister Heli (Helga Anders) und Ingo (Willi Kowalj) kommen von einer Party mit Freunden zurück. Heli findet den Aktenkoffer ihres Vaters am üblichen Platz vor, doch das Familienoberhaupt ist nicht auffindbar. Sehr merkwürdig, denn sonst läuft alles nach einem bekannten Schema ab. Nachdem Schwester und Bruder fast das komplette Haus durchsucht haben, macht Heli schliesslich eine grauenhafte Entdeckung. Auf dem Dachboden findet sie ihren Vater, er baumelt leblos an einem Strick. Der sofort herbeigerufene Hausarzt kann nur noch den Tod feststellen, sämtliche Anhaltspunkte weisen auf einen Selbstmord hin. Heli ist jedoch fest davon überzeugt, dass ihr Vater sich nicht umgebracht hat, sie schaltet die Polizei ein. Derrick ist skeptisch, denn eine Befragung in der Firma des Toten, fördert finanzielle Schwierigkeiten von grösseren Ausmaßen ans Licht. Zusätzlich berichtet der langjährige Mitarbeiter Herr Ludemann (Herbert Fleischmann) von der Niedergeschlagenheit seines Chefs. Heli besteht mit Nachdruck darauf, ihr Vater wurde ermordet! Der vermeintliche Selbstmord geht Derrick nicht aus dem Kopf, noch hat er den Vorgang nicht endgültig abgehakt...

      Helga Anders und Willi Kowalj überzeugen als Geschwister, die mit sehr unterschiedlichen Gemütern ausgestattet sind. Heli ist beharrlich und klug, während Ingo eher wankelmütig und gängelbar angelegt wurde. Herbert Fleischmann sehe ich immer gern, Günter Strack ist als abstossender Baulöwe im Spiel. Ulrich Beiger gibt sich in einer kleinen Rolle die Ehre, er wird vom schelmischen Derrick vorgeführt. Christine Kaufmann hat ebenfalls nur einen kleinen Part erwischt, sie mutet lediglich wie hübsche Dekoration an. Ihr ahnt es bereits, auch Günther Stoll darf nicht fehlen, darf diesmal sogar Derrick begleiten, während Harry kurzzeitig in die Röhre schaut.

      Für eine von Alfred Vohrer inszenierte Folge, mutet "Hals in der Schlinge" sehr bodenständig und regelrecht "seriös" an. Der reisserische Titel kann nicht darüber hinwegtäuschen. Vohrer baut auf bewährte und frische Gesichter, ihm stand ein gut aufgelegtes Ensemble zur Verfügung. Die Zusammenhänge sind vielleicht ein wenig zu leicht durchschaubar, diverse Details verhindern aber den Absturz in ein zu simples Konstrukt. Die Kulissen sind mit Bedacht gewählt, stets eine Stärke von Vohrer. Für mich sind Helga Anders, Willi Kowalj und Herbert Fleischmann die Stars dieser Episode. Aus heutiger Sicht wirkt die -damals selbstverständliche- Rollenverteilung der Geschwister Heli und Ingo fast schon befremdlich, doch dank der Anlage ihrer Rolle, kann Helga Anders diese Strukturen aufbrechen, sogar teilweise umkehren. Vohrer kann auch ernsthaft, mir gefällt dieses Gesicht des Regisseurs, obschon ich seine Wüstheiten liebe. Die dritte Box eröffnet auf gewohnt gutem Niveau.

      7/10 (gut, Tendenz zu 7,5/10)

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

    • Cover des Schubers der Erstauflage © by e-m-s


      Die Gruft der toten Frauen (Großbritannien 1965, Originaltitel: Devils of Darkness)

      Böser Franzose aus der Hölle

      Der Brite Paul Baxter (William Sylvester) ist in Frankreich unterwegs. Bekannte des Reisenden logieren im selben Hotel, sie kommen auf sehr merkwürdige Art zu Tode. Einheimische berichten von fürchterlichen Umtrieben und satanischen Ritualen, doch Baxter hält die Warnungen für unsinnigen Aberglauben. Verdächtig erscheint ihm allerdings das Verhalten von Inspector Malin (Peter Illing). Der zuständige Gesetzeshüter scheint nicht besonders an einer genauen Untersuchung der Todesfällle interessiert. Wieder in der Heimat angekommen, erwartet Baxter die Särge mit den Leichen, er will eine Obduktion durchführen lassen. Tatsächlich überkommt den abklärten Herrn langsam ein unbehagliches Gefühl, denn die Särge verschwinden samt Inhalt spurlos. Längst weilt Graf Sinistre (Hubert Noël) in der Nähe, er will um jeden Preis das magische Medallion wieder in seinen Besitz bringen, welches Baxter in Frankreich als Fundstück an sich nahm. Während Paul weitere Nachforschungen anstellt, spitzt sich die Lage nach und nach zu. Die Wohnung des Schriftstellers wird in dessen Abwesenheit durchwühlt, ein befreundeter Wissenschaftler verstirbt unter rätselhaften Umständen. Soll sich Baxter endlich Inspector Hardwick (Victor Brooks) anvertrauen, oder wird ihn der Kriminalbeamte für einen irren Spinner halten? Im Verborgenen spinnt Graf Sinistre sein teuflisches Netz, doch Paul soll Schützenhilfe von unerwarteter Seite erhalten...

      Abseits der Klassiker und Perlen von Hammer, Amicus und Tigon, entstanden im Großbritannien der sechziger Jahre hier und da weitere Gruselfilme. Regisseur Lance Comfort verdiente sich seine Sporen in anderen Genres, tatsächlich beschreitet "Devils of Darkness" teilweise andere Wege. Der Schwerpunkt wurde nicht ausschliesslich auf eine gepflegte Horroratmosphäre gelegt, oft mutet der Film wie ein gewöhnlicher Thriller an. Durchaus ein interessanter Ansatz, leider geht die Rechnung nicht ganz auf. "Die Gruft der toten Frauen" ist immer dann am stärksten, wenn sich die Handlung typischen Horrorelementen hingibt. Sicher, wenn während der Eröffnungssequenz eine Fledermaus aus einem gesprengten Sarg entflieht, haut man dem Zuschauer die volle Klischeebreitseite vor den Latz. Aber genau diese Momente sind auf den Punkt inszeniert, erfreuen das Herz des Genrefans. Die Vampirthematik vermischt sich mit okkulten Ritualen, die in ein stimmungsvolles Finale münden. Der tatsächliche Schlusspunkt hätte vielleicht -selbst für einen Klischeeverehrer wie mich- eine Spur kreativer sein dürfen.

      Die Besetzung muss ohne die geschätzen Stars auskommen, die man in zahlreichen Horrorschätzen dieser Zeit antrifft. Freilich muss dies nicht zwangsläufig ein Hemmschuh sein, warum sollen frische Fratzen nicht auch einen guten Job abliefern können. William Sylvester spielt die Hauptrolle mit solider Sachlichkeit, ein wenig mehr Griffigkeit und Eigenständigkeit wäre wünschenswert. Hubert Noël gibt den satanischen Blutsauger mit nahezu androgyner Kälte, wirkt daher meist eine Spur zu glatt, kann nicht auf ganzer Linie überzeugen. Immerhin bietet man mit Carole Gray und Tracy Reed hübsche Damen auf, die der "vampirischen Beziehungskiste" eine interessante Schlagseite verleihen. Peter Illing und Victor Brooks sollen nicht unerwähnt bleiben, besonders Illing erfreut mit seiner putzigen Verschrobenheit. Insgesamt ein brauchbares Ensemble, dem es ein wenig an echten Glanzpunkten mangelt.

      Ich schrieb es bereits weiter oben, der Streifen punktet immer dann, wenn er sich auf die erwarteten Horrorzutaten einlässt. Ich will aber nicht die kleinen Höhepunkte unterschlagen, die sich neben dem Grusel eingeschlichen haben. Wenn eine Antiquitätenhändlerin (Rona Anderson) in ihrer dem Ladenlokal angeschlossenen Wohung eine Party feiert, kommt eine herrlich bunte und turbulente "Swinging Sixties Stimmung" auf, die man einfach mögen muss. Die Kameraarbeit ist gelungen, die musikalische Untermalung ebenso. Auf den ersten Blick mag "Die Gruft der toten Frauen" ein unscheinbarer Streifen sein, der zu wenig Horroratmosphäre ins Wohnzimmer transportiert. Gibt man dem Flick jedoch eine faire Chance, präsentiert er sich als kleine Wundertüte, aus der sich feiner Grusel, knuffige sechziger Jahre, hübsche Frauen, Eifersuchtsdramen und eine nahezu märchenhafte Farbenpalette ergiessen.

      Dank der lobenswerten DVD aus dem Hause e-m-s, kann man "Die Gruft der toten Frauen" in schöner Qualität geniessen. Bei der Erstauflage steckt das Amaray in einem Schuber, ein kleines Booklet rundet das Paket ab (Dieser Titel ist als #8 der Reihe "DER PHANTASTISCHE FILM" erschienen). Sicher, der Film ist kein Höhepunkt seines Genres, es gibt weitaus besser gelungene Werke aus dieser schönen Zeit. Trotzdem verdient dieser sympathische Streifen Aufmerksamkeit, wobei er sich ganz klar an Liebhaber richtet, Einsteiger und Gelegenheitsglotzer werden bei Hammer und Amicus besser bedient.

      Mag ich! (6/10)

      Lieblingszitat:

      "Schwört im Namen des Satans, euch den Mächten der Finsternis zu unterwerfen!"

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

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    • Die Perlen der vergangenen Nächte diesmal in Ultrakurzform:


      • Blut für Dracula (Großbritannien 1966, Originaltitel: Dracula: Prince of Darkness)

      Obwohl rund acht Jahre zwischen "Dracula" und der Fortsetzung "Blut für Dracula liegen ("Dracula und seine Bräute" ohne Christopher Lee nicht berücksichtigt), knüpft Terence Fisher quasi nahtlos an sein Meisterwerk an. Christopher Lee kommt ohne Worte aus, wirkt dafür aber umso bösartiger. Francis Mattews und Andrew Keir stellen sich dem Blutsauger als dynamisches Duo entgegen, Barbara Shelley macht eine reizvolle Entwicklung durch. Die Kulissen sind prächtig, die Atmosphäre wundervoll. Der Vorgänger mutet eine Spur märchenhafter an, doch weiterhin ist die Handschrift von Terence Fisher klar und dominant.

      Schon vor einigen Jahren war "Blut für Dracula" als Bestandteil der schönen "Hammer Edition" erschienen. Nun hat Anolis eine "Special Edition" nachgelegt, die mit reichlich Bonusmaterial und einer schicken Verpackung auftrumpft. Die Bildqualität lässt (fast) keine Wünsche mehr offen, mehr geht auf DVD kaum, kleinere Fehler sind in diesem Fall sowieso nicht dem Datenträger anlastbar. Ehrensache, natürlich musste auch die neue Auflage in meine Sammlung.

      Ein wunderschöner Hammer-Klassiker für die Ewigkeit! Dicke 9/10 (überragend!)


      • Draculas Rückkehr (Großbritannien 1968, Originaltitel: Dracula Has Risen from the Grave)

      Nun hat Freddie Francis das Ruder übernommen, was man dem Streifen deutlich anmerkt. Der Erotikfaktor steigt moderat an, der Blutgehalt ebenso. Zwar steht mit Rupert Davies ein kantiger Gegenspieler Draculas zur Verfügung, doch man überlässt die Hauptarbeit einem "Jungen Wilden" (Barry Andrews). Veronica Carlson weckt die finsteren Gelüste des Grafen, dem der garstige Sinn nach grausamer Rache steht. Christopher Lee erhebt nun wieder sein Organ, er wurde von Gerd Martienzen synchronisiert. Martienzen ist ohne Zweifel ein Könner, doch leider passt seine Stimme überhaupt nicht zu Chris Lee. Der englische Originalton ist ganz klar zu bevorzugen! Sicher, Dracula hat nicht viel zu sagen, doch gerade deswegen sollte man sich den O-Ton gönnen!

      "Draculas Rückkehr" wirkt frischer als die Vorgänger, der Film wird im "Hammer-Universum" ein wenig unterbewertet. Mir gefällt er mit jeder Sichtung besser. Die Wüstheit der siebziger Jahre kündigt sich an, die Traditionen der späten fünfziger/der ersten Hälfte der sechziger Jahre sind noch präsent. Da ich besonders die späte Phase der britschen Filmschmiede liebe, komme ich mit dieser Vorhut sehr gut zurecht. Übrigens ist die groteske Erweckung des Grafen ein echter Knüller, sind ruppiges (vorläufiges) Ende nicht minder prächtig!

      Die dritte Runde bietet eine sehr gute Fortsetzung, die allerdings durch die deutsche Synchro an Kraft verliert. 7,5/10 (gut bis sehr gut) für die deutsche Fassung / 8/10 (sehr gut) für die Originalfassung.


      Tatort: Fakten, Fakten... (517) (Deutschland 2002)

      Thiel und Boerne in ihrem zweiten Fall. Nicht ganz so stark wie der Auftakt "Der dunkle Fleck", aber eine gute und unterhaltsame Folge. Der Plot ist interessant, die Besetzung agiert auf gewohnt hohem Niveau. Thiel und Boerne sind hier noch nicht ganz so flapsig aufgelegt wie in späteren Fällen, doch insgesamt läuft es in Münster frisch und rund. "Alberich" ist sowieso grandios, Nadeshda knuffig, Staatsanwältig Wilhelmine Klemm fühlt ihren Zuarbeitern knarzig auf den Zahn. Die sehr faszinierende Vasiliki Roussi ist für mich die Augenweide der Folge, leider kommt sie nur kurz zum Zuge.

      Die erste "Thiel/Boerne-Box" bietet dem Fan vier Folgen an:

      - Der dunkle Fleck (511)
      - Fakten, Fakten (517)
      - 3x schwarzer Kater (543)
      - Der doppelte Lott (615)

      Damit hat man Zugriff auf die Fälle 1,2,3 und 8. Münster ist stets ein Garant für einen gelungenen Krimiabend!

      7/10 (gut) Eine vorsichtige Bewertung, da die Herren es noch deutlich besser können!

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling
    • Blap schrieb:

      Tatort: Fakten, Fakten... (517) (Deutschland 2002)

      Juhu :tanz: ENDLICH wieder mal jemand, der auch Tatort-Münster-Fan ist :stadiontroete:

      Schau doch mal HIER vorbei, Blap :]


      Danke für die Rezis, auch Dracula!!
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:

    • © by MGM

      The Train (Frankreich, Italien, USA 1964, Originaltitel: The Train)

      Kunstraub im grossen Stil

      Im August 1944 steht Paris die Befreiung durch die Truppen der Alliierten bevor. Ein Offizier der Wehrmacht und Kunstliebhaber namens Oberst von Waldheim (Paul Scofield), will um jeden Preis etliche Gemälde nach Deutschland schaffen. Es ist ihm völlig gleichgültig, dass es sich um Werke von Picasso, Miró und anderen Malern handelt, die von den Nazis als "Entartete Kunst" eingestuft wurden. Flugs werden die Bilder in Kisten verpackt, per Zug soll das unschätzbar wertvolle Transportgut ins Deutsche Reich geschafft werden. Paul Labiche (Burt Lancaster) arbeitet als Fahrdienstleiter bei der SNCF, gleichzeitig ist er aktives Mitglied in der Résistance. Zunächst ist er nicht sonderlich von der Idee angetan, womöglich viele Leben für die Rettung der Kunstschätze aufs Spiel zu setzen. Doch der leidenschaftliche Vortrag der Museumskuratorin Mademoiselle Villard (Suzanne Flon) hinterlässt Spuren, die Résistance will versuchen den Zug nicht nach Deutschland entkommen zu lassen. Eine erste Sabotage wird schnell aufgedeckt, der alte Lokführer Papa Boule (Michel Simon) bezahlt seine Tat mit dem Leben. Labiche wird mit der Reparatur der Lokomotive beauftragt, gleichzeitig setzt Oberst von Waldheim ihn als Lokführer ein. Mit allen Tricks versuchen die Widerstandkämpfer den Zug zu stoppen, umzuleiten oder irgendwie zu sabotieren. Die Mission fordert viele Menschenleben, doch weder die Résistance noch von Waldheim wollen nachgeben...

      John Frankenheimer ist mit "The Train" ein unterhaltsamer und überwiegend spannender Kriegs-/Actionmix gelungen. Der Film wurde mit ansehnlichem Aufwand realisiert, bietet eine ansprechende Atmosphäre und ist stark besetzt. Zwar bin ich auch Schwarzweiß-Produktionen zugetan, doch in diesem Fall wäre man IMHO mit Farbe deutlich besser unterwegs gewesen. Der Verzicht auf Farbe passt nicht unbedingt zur eher modernen Ausführung (bezogen auf den Zeitpunkt der Entstehung), trotzdem macht der Streifen auch in Schwarzweiß durchaus Freude.

      Immer wieder stellt man sich die Frage, ob der Erhalt/Besitz von Kunstwerken den Einsatz von Menschleben rechtfertigt. So packt die Dame aus dem Museum (Suzanne Flon) schliesslich die Nationalstolzkeule aus, um die Widerständler von der Wichtigkeit des Einsatzes zu überzeugen. Das Drehbuch zieht sich an dieser Stelle geschickt aus der Affaire, denn man stellt Mademoiselle als äusserst sympathisch und verständnisvoll dar. Liefert "The Train" eine Antwort auf die bohrende Frage? Nicht unbedingt, denn in erster Linie verlässt man sich dann doch auf die negative Wirkung der Nazis, die freichlich bestens als universelle Bösewichter taugen. Immerhin muss man einräumen, dass nicht alle Deutschen als stumpfsinnige Killermaschinen gezeichnet sind. Der Fanatismus des Oberst von Waldheim scheint sich zunächst nahezu ausschliesslich auf die Kunstwerke zu richten. Nach und nach wird diese Aussage ein wenig untergraben, doch letztlich scheint die Liebe zur Kunst tatsächlich die Triebfeder des Offiziers zu sein. Fehlgeleitet durch den rücksichtlosen Gebrauch von Macht, an der Schwelle zum Wahnsinn in perverser Unmenschlichkeit gipfelnd.

      Burt Lancaster taugt zum Helden, sein Spiel ist durchgehend solide. Die wahren Stars des Films sind für mich jedoch in den kleineren und größeren Nebenrollen zu finden. Der leider 2008 verstorbene Engländer Paul Scofield, ist mit seiner erstklassigen Darbietung für mich das schauspielerische Glanzlicht des Werkes. Je waghalsiger und verzweifelter der Widerstand versucht ihn zu sabotieren, umso fanatischer und rücksichtloser werden seine Gegenmaßnahmen. Im Finale wandelt er dann tatsächlich auf dem schmalen Grat zwischen Fanatismus und Wahnsinn, ich will aber nicht zu viel verraten. Wolfgang Preiss sehen wir als Major der Wehrmacht, der stets pflichtbewusst agiert, sich aber nicht blindwütigem Wahn hingibt. Michel Simon scheidet als "Papa Boule" frühzeitig aus, hinterlässt trotzdem einen nachhaltigen Eindruck. Charaktergesichter wie Howard Vernon, Donal O'Brien und Arthur Brauss runden das Ensemble ab. Suzanne Flon hat einen kurzen und sehr kraftvollen Auftritt, Jeanne Moreau überzeugt als selbstbewusste Betreiberin eines kleines Hotels.

      Für heutige Sehgewohnheiten mag "The Train" vielleicht ein wenig zu langsam in Fahrt kommen. Mir gefällt das Erzähltempo jedoch gut, Frankenheimer dreht beständig an der Spannungsschraube. Da ich sowieso eine Vorliebe für Filme hege, die irgendwie mit Zügen, Eisenbahn und dem "Drumherum" zu tun haben, hat der Flick bei mir leichtes Spiel. Nicht zu vergessen, dass die WWII-Thematik mich nicht minder fasziniert. Kein herausragender Beitrag, aber ansprechend und sehenswert.

      MGM hat sich mit der DVD nicht viel Mühe gemacht. Leider gehen die Major Label meist wenig sorgfältig mit ihren Backkatalogen um. So sucht man Boni vergeblich, abgesehen von einem Trailer. Die Bildqualität ist überwiegend brauchbar, doch in dunklen Szenen sind teils Streifen zu sehen, die horizontal durch das Bild laufen (Das liest sich schlimmer als es tatsächlich ist, man kann mit der Scheibe leben).

      7/10 (gut)

      Lieblingszitat:

      "Ich habe die Schnauze voll! Restlos voll!"

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling
    • Das kleine Grindhouse Double Feature

      © by Subkultur Entertainment

      Die Bestien (Kanada, Frankreich 1978, Originaltitel: Blackout)

      Von Tür zu Tür

      Ein Unwetter sorgt für einen umfassenden Stromausfall in New York. Unglücklicherweise verunfallt ein Transportfahrzeug der Staatsgewalt, dessen Ladung aus psychisch gestörten Gewaltverbrechern besteht. Unter der Fuchtel des cleveren Bürschleins Christie (Robert Carradine) macht sich der Abschaum davon, verschafft sich Zutritt zu einem in der Nähe gelegenen Wohnkomplex. Die Truppe zieht plündernd und mordend durch das Hochhaus, zunächst bleiben die Greueltaten ausserhalb des Gebäudes unbemerkt. Der pflichtbewusste Polizisten Dan Evans (James Mitchum) erblickt einen äusserst verdächtigen Vorfall, er macht sich sofort auf den Weg in das Wohnsilo. Da die Polizei momentan hoffnungslos überlastet ist, kann Evans nicht auf schnelle Unterstüzung seitens seiner Kollegen hoffen. Mutig stellt er sich dem Pöbel, zunächst nichts von den wahren Ausmaßen des Irrsinns ahnend...


      Der Schlächter (USA 1973, Originaltitel: A Scream in the Streets)

      Von Nummer zu Nummer

      Angst und Schrecken beherrschen Los Angeles, Frauen werden von einem wahnsinnigen Killer bestialisch ermordet! Die Polizisten Ed Haskell (John Kirkpatric) und Bob Streeker (Frank Bannon) machen Jagd auf den Mörder. Immer stärkerer Druck lastet auf den Schultern der Ermittler, die bei ihren Einsätzen auf perverse Freier und lüsterne Spanner treffen, den Killer aber nicht dingfest machen können. In schicke Frauenkleider gewandet, macht sich der Wahnsinnige derweil an weitere Opfer ran...

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      Aus dem Hause Subkultur Entertainment stammt die "Grindhouse Collection", die Ende des letzten Jahres mit dem Ted V. Mikels Filmchen "Astro Zombies" startete. Zwecks Bestückung der zweiten DVD aus dieser verheissungsvollen Reihe, hat man im Hause Subkultur ein knuffiges Double Feature geschnürt. Man präsentiert uns zwei sehr unterschiedliche Streifen, die trotz ihrer Gegensätze eine interessante Kombination abgeben.

      Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf "Die Bestien". Regisseur Eddy Matalon standen ein paar recht bekannte Gesichter zur Verfügung, darunter sogar ein gestandener Altstar wie Ray Milland. Der deutsche Titel tönt frech und reisserisch, lässt Rückschlüsse auf eine wüste Orgie aus Sex, Gewalt und Mettgut zu. Doch weit gefehlt, denn "Blackout" kommt als eher biederer, dabei durchaus recht solide inzenierter Streifen daher. Der angenemehmen Unterhaltung tut dies keinen Abbruch, klappern gehört schliesslich zum Handwerk. Pluspunkte sammelt der Flick durch seine stimmige Atmosphäre, nicht zu hart, nicht zu sleazig, aber immerhin düster (wen wundert es), vor allem ganz wundervoll "Siebziger". Robert Carradine spielt als Oberschurke vortrefflich fies auf. Ray Milland ist der beste Nebendarsteller, seine kantig-kauzige Darbietung verdient besondere Erwähnung. James Mitchum mutet als heldenhafter Cop ein wenig blass an, es wundert kaum, dass er nie aus dem Schatten seines Vaters Robert Mitchum treten konnte. Hier und da setzen die anderen Mitwirkenden ein kleines Ausrufezeichen, wirklich großartige Momente sucht man vergeblich.

      "Der Schlächter" ist ein ganz anderes Kaliber, hier tischt uns Subkultur eine lupenreine "Trash-Sleaze-Softsex-Bombe" auf. Die Hatz auf den irren Killer gerät zur belanglosen Nebensache, die Sause hangelt sich holpfig von Sexszene zu Sexszene. So erlebt der Film dann auch seinen absoluten Höhepunkt (ach was), während eines Besuchs in einem gepflegten "Massagesalon". Ein Freier mit offensichtlich perversen Neigungen, möchte das ausgewählte Nüttchen verkloppen, doch weder die Dame noch ihr Zuhälter zeigen sich darüber erfreut. Zunächst werden wir Zeuge einer extrem unerotischen Rödelei, bei der Sleazefans auf ihre Kosten kommen. Wer nun glaubt die Nummer sei damit abgehakt, muss sich eines besseren belehren lassen. Onkel Peitschenzucht will nun richtig auf die Kacke hauen, zieht dem Zuhälter eine Pulle über den Schädel, beginnt die Liebesdame mit einem Gürtel zu verdreschen. Alles ist unglaublich mies gespielt, die deutsche Synchronisation sorgt für Lachtränen, überzeugt euch selbst davon! Die Darsteller sind sowieso nicht der Rede wert, aber einige Damen erfreuen mit schmackhaften Fruchtkörben. Eine heisse Lesbenszene darf nicht fehlen, zur Handlung trägt sie selbstverständlich (fast) nichts bei. Aber wen stört das schon, bei diesen Einblicken...

      Ein braves Filmchen mit gelungener Atmosphäre, danach ein Haufen Mist aus dem Schmuddelregal. Per Menü kann man das Paket wunschweise als Double Feature starten, beginnend mit "Die Bestien". Diese Option ist sehr empfehlenswert, denn schaurig-schöne Trailer lassen die Sichtung zu einem kleinen Event werden, gelungene Gags sorgen für Schenkelklopfer (ich sag nur "Tourettinger", köstlich!!!). Es gibt etliche Werke aus den siebziger Jahren, die mir weitaus stärker am Herzen liegen (bezogen auf die Bereiche "Sleaze", "Sex", "Trash" etc.). Doch Subkultur hat sich ein grosses Lob dafür verdient, den Stoff aus der dritten Reihe für die Nachwelt zu erhalten. Das Material wurde sehr ansprechend aufbereitet, die Präsentation als Double Feature ist gelungen, gerade auch wegen der unterschiedlich angelegten Filme. Sehr gut gefällt mir das beliegende Booklet, in dem sich der geschätzte Pelle Felsch über seine ersten Begegnungen mit dem "Schmuddelkino" auslässt. In wohligen Erinnerungen schwelgt, nebenbei historische Fakten unterhaltsam erläutert. Lieber Pelle, bei deinen Zeilen geht mir das Herz auf! Da wir aus einem Jahrgang stammen, meine Liebe zum Film auch schon eine gefühlte Ewigkeit währt, finde ich mich in deinen Zeilen wieder. Danke dafür, ich freue mich schon jetzt auf die angekündigte Fortsetzung!

      Tja, wie soll man diese Filme in das unselige Zahlenraster pressen? "Gefühlte" 6/10, für die liebenswerte Aufmachung der DVD mindestens 8/10, für das Booklet die Höchstnote? Lassen wir solche Spielereien diesmal unberücksichtigt. Ich mag beide Filme, jeder hat mich auf seine Art unterhalten. Wenn die Jungs von Subkultur sich jetzt noch dazu entschliessen könnten, auf echte Amarays umzusteigen, statt zweitklassige Clone zu verwenden, wäre mein Glück nicht mehr mit Worten erfassbar. Hey, ich übertreibe, bei einem irren Sammler liegen sowieso Austauschhüllen parat, also will ich nicht an solchen Kleinigkeiten rumnörgeln (Warum tust du es dann? Schizo?). Eine Sache stört mich allerdings tatsächlich. Die Limitierung der Auflage halte ich (aus Sicht des Fans) nicht für glücklich, solche Perlchen sollten langfristig verfügbar sein! Aber der Repackwahn schlägt sicher irgendwann zu, dann sogar mit Berechtigung.

      Meine Lieblingszitate will ich nicht unterschlagen. Bei der Auswahl habe ich mich bewusst (ein wenig) zurückgehalten.

      "Oh Gott, die ganze Scheisse bricht zusammen!" (Die Bestien)
      &
      "Leg dich hin, du kleine Sau!" (Der Schlächter)

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling
    • Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


      Cover der Derrick Collectors Box 3, welche die Folgen 16-30 enthält © by More Home Entertainment


      Folge 32 - Eine Nacht im Oktober (Deutschland 1977)

      Rosy Kramer (Iris Berben) wird nach einem Discobesuch ermordet. Das Gewaltverbrechen geschieht in unmittelbarer Nähe des Anwesens ihres Arbeitgebers, sie bewohnte dort als Hausmädchen ein Zimmer. Sofort fällt der Verdacht auf den Handelsvertreter Steinbrink (Traugott Buhre), der die junge Frau in seinem Auto mitnahm. Weitere Ermittlungen untermauern den Verdacht, offenbar fiel Steinbrink bereits mehrfach durch unanmessene Zudringlichkeiten auf. Derricks Verdacht wird jedoch in eine neue Richtung gelenkt, als sich Dr. Lechner (Bernhard Wicki) mit Nachdruck in den Fall einmischt. Lechner war der Arbeitgeber des Mordopfers, sein energischer Einsatz mutet trotzdem befremdlich an...

      Traugott Buhre spielt als perverser Lustmolch großartig, Bernhard Wicki ist als knarziger Rechtsverdreher kaum weniger beeindruckend. Brigitte Horney überzeugt in einer Nebenrolle, Ella Büchi bringt einen ängstlich-verstörten Charaker gut rüber. Weitere Nebenrollen wurden ansprechend besetzt, in dieser Folge dominieren die Schauspieler das Geschehen.

      "Eine Nacht im Oktober" kann mit tollen Darstellerleistungen auftrumpfen, der Plot wirkt über weite Strecken vorhersehbar. Die gelungene Auflösung entschädigt allerdings für das -nur auf den ersten Blick- wenig clevere Drehbuch. Harry mutet eine Spur zu hohl an, Günther Stoll darf nicht fehlen, Derrick lässt sich nicht hinters Licht führen. Die "Discoszenen" versprühen jede Menge Nostalgiefeeling, insgesamt eine unterhaltsame Episode.

      7/10 (gut)


      Folge 33 - Offene Rechnung (Deutschland 1977)

      Drei ältere Herren und eine Dame in den besten Jahren stolpern durch die Nacht. Sie stützen eine fünfte Person, ihren schwer verletzten Freund Josef Toppe (Konrad Georg). Doch anstatt sofort einen Arzt zu rufen, legen sie den Schwerverletzten für dem Altenheim ab, in dem sie allesamt wohnhaft sind. Der Pförtner wird von den Alten unterrichet, dieser verständigt den Direktor, doch der Verletzte ist inzwischen verstorben. Schnell wird Derrick klar, dass Toppe nicht vor dem Heim getötet wurde, eine Blut- und Schleifspur spricht eine deutlich Sprache. Derrick fühlt den Freunden des Toten auf den Zahn, der kantige Kauz Robert Berger (Rudolf Platte) tut sich als Sprachrohr hervor, sein Verhalten weckt das Interesse des Oberinspektors. Lisa (Johanna Elbauer), die Enkeltocher des Opfers, berichtet von der guten Laune ihres Großvaters, den sie noch am Tage zuvor gesehen hatte. Laut Lisa erwartete Josef Toppe eine grössere Summe Geld, eine Nachzahlung seines ehemaligen Arbeitsgebers. Weitere Recherchen ergeben, dass eine solche Zahlung nicht in Aussicht stand. Woher erwartete Toppe Geld, was haben seine Freunde damit zu tun, wer trachtet einem alten Mann nach dem Leben? Viele Fragen ud wenig Antworten, dieser Fall ist selbst für Derrick eine verdammt harte Nuss...

      Hier bekommen wir eine packende Folge präsentiert, die mit einem tollen Drehbuch und einem wunderbar aufgelegten Ensemble wuchert. Gestandene Altstars wie Konrad Georg, Rudolf Platte, Rudolf Schündler und Rudolf Fernau trumpfen auf, besonders Rudolf Platte liefert eine tolle Leistung ab! Alf Marholm wird als konservativer Leiter des Altenheims mit für ihn unfassbaren Tatsachen konfrontiert. Klar, auch mein Liebling Günther Stoll darf nicht fehlen, der vierte Ermittler Echterding (Gerhard Borman) wird von Derrick erneut als Pfeife enttart (nicht im bösartigen Sinn).

      Bereits bei Folge 31 (Hals in der Schlinge) wirkte Alfred Vohrers Inszenierung erstaunlich bodenständig und regelrecht seriös. Anlass zur Panik bot dies nicht, obschon ich den typischen "Vohrer-Popanz" liebe, überzeugen und erfreuen auch seine ernsthafteren Arbeiten. "Offene Rechnung" stellt "Hals in der Schlinge" locker in den Schatten, zu dem grandiosen Ensemble gesellt sich ein tolles Drehbuch. Der Auftakt lenkt die Gedanken des Zuschauer in eine völlig falsche Richtung. Geschickt lässt man kleine Anspielungen auf den zweiten Weltkrieg fallen, doch hier ist etwas anderes im Busch, ich will nicht zu viel verraten. Der Score lässt ab und an aufhorchen, schreckt den Zuschauer sogar ein wenig auf. Peter Thomas wird als Komponist genannt, für ihn eine teilweise erstaunlich kreative Arbeit, welche die üblichen Strickmuster hinter sich lässt. Alfred Vohrer und Derrick, eine wohltuende Kombination. Mehr davon!

      8/10 (sehr gut)

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

    • © by Ascot Elite

      Der Teufel in Miss Jonas (Schweiz 1974, Originaltitel: Der Teufel in Miss Jonas)

      Herbert qualmt die Hose

      Miss Jonas (Christa Free) wird für ihre Sünden bestraft, sie endet unter dem Fallbeil. Wenig später findet sich die ständig spitze Dame im Arbeitszimmer des Teufels (Herbert Fux) wieder. Der Leibhaftige entdeckt jedoch einen Fehler in der Buchführung, Miss Jonas sollte erst ein wenig später in seinem Reich eintreffen. Ergo schickt der Herr der Hölle die junge Frau zurück auf die Erde, schliesslich muss die korrekte Abwicklung eingehalten werden. Kaum weilt Miss Jonas wieder unter den Lebenden, sucht sie Kontakt zu ihren alten Freunden, sie will ihre letzten Stunden mit voller Hingabe geniessen. Auch ihre Dienerin (Marianne Dupont) kann sich den Gelüsten ihrer Herrin nicht entziehen, obwohl sie die zahlreichen Liebhaber gern zu ihrer eigenen Verlustierung nutzen möchte...

      Erwin C. Dietrich präsentiert mit diesem kleinen SC-Filmchen ein Remake des HC-Klassikers "The Devil in Miss Jones" (USA 1973). Da der gute Herr Dietrich über eine ganz eigene, angenehm groteske Handschrift verfügt, wird sich seine Fassung vermutlich deutlich von der Vorlage unterscheiden. Leider habe ich das Original noch nicht gesehen, aber das lässt sich glücklicherweise korrigieren.

      Schon der Auftakt ist herrlich. Vermummte Gestalten legen Miss Jonas in Position, wirre Dialoge sausen auf unsere Ohren ein. Fast macht sich tatsächlich ein wohliger Anflug von Okkulthorror breit, doch man ahnt es bereits, hier wird man auf die Schippe genommen. Der übrige Film besteht überwiegend aus Gerödel, bewegt sich aber stets im Softbereich, von Pornographie kann also nicht die Rede sein. Man sollte nicht den Versuch unternehmen den Film ernsthaft zu hinterfragen. Wer sich für dezent schmuddeligen siebziger Jahre Stoff erwärmen kann, sich für die Nacktheit der attraktiven Hauptdarstellerin zu begeistern vermag, der könnte durchaus sein kurzweiliges Vergnügen mit dem Flick haben. Ok, Onkel Erwin will ein wenig Tiefsinn in die Sause schmuggeln, lässt Herbert Fux immer wieder in psychedelisch anmutenden Einschüben zum Zuge kommen. Aber seien wir ehrlich, mehr als simple Effekthascherei kommt dabei nicht rum. Doch wer erwartet bei einem Streifen dieser Gangart eine tiefschürfende Story, geistreiche Dialoge oder gar herausragende Leistungen der Darsteller?

      Die Besetzung lässt sich auf drei relevante Figuren reduzieren, die übrigen Mitwirkenden sind nur -mehr oder weniger- absonderliches Beiwerk. Christa Free gefällt mir sehr gut, folglich begrüße ich es sehr, dass sich die Dame quasi ständig nackt durch das Szenario bewegt. Meist findet ihre Bewegung in horizontaler Lage statt, unter oder auf ihrem jeweiligen Sexpartner. Fraulein Free ist ein üppig bestückte Person, deren Anblick meine Augen erfreut, die nicht nur wegen ihrer herrlichen Oberweite in mein Beuteschema passt. Herr Dietrich weiss was sich gehört, denn mit Marianne Dupont bietet er einen krassen Gegensatz zu Miss Jonas an. Dupont ist ein sehr schlankes (IMHO zu dürres) Blondchen, mit ihrer puppenhaften Schönheit wird sie sicher einige Betrachter erfreuen. Herbert Fux als Deibel ist eine Wucht. Hölle, der Mann ist so unglaublich hässlich und schmierig, da wird kein aufwändiges Make-up benötigt, getrost kann auf Hörner und Pferdefuss verzichtet werden. Diverse Knallschoten tauchen auf, tauchen ihren Pinsel ein, dampfen ab, fertig ist die lüsterne Laube.

      Ja, man könnte nun nach einer Message suchen, die innere Zerissenheit des Hauptcharakters thematisieren. Nur macht das meiner Meinung nach keinen Sinn, denn mehr als ein paar zaghafte Ansätze sind nicht erkennbar. Daher schrieb ich bereits weiter oben, hinterfragen bringt es in diesem Fall nicht. Spass macht "Miss Jonas" jede Menge, sofern man sich darauf einlassen kann, einlassen mag. Die Schauwerte werden in Form weiblicher Rundungen geboten, immer wenn Herbie auftaucht steigt der Unterhaltungswert deutlich an. Neben dem knuffigen Auftakt wird später eine psychedelische Szene im Wald geboten, in der die Protagonisten teils mit albernen Masken durch das Gehölz taumeln. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird so mancher Zeitgenosse vor Ärger in den Wohnzimmertisch beissen, als Sympathisant möchte ich am liebsten sofort selbst in den nahen Wald rennen. Erwin C. Dietrich inszeniert handwerklich solide, die Kulissen wirken zwar billig, muten aber nie wirklich schäbig an. So bleibt die Sleazedusche dann weitgehend aus, irgendwie versprüchen Dietrichs Werke eine sehr liebenswerte Naivität, wirken vermeintliche Provokationen eher bieder denn schockierend.

      "Der Teufel in Miss Jonas" hat mir gefallen, ich freue mich auf die Sichtung weiterer Filme von Erwin C. Dietrich. Lob verdient sich auch die DVD, die den Film in sehr ansprechender Qualität auf dem heimischen Bildschirm erstrahlen lässt. Der Bonusbereich fällt sehr dünn aus, hier gibt nur einen Trailer zu einem weiteren Film von Dietrich zu bewundern: Christa Free in "Blutjunge Masseusen" (der schon im Regal auf seine Defloration wartet, mein Bericht folgt zu gegebener Zeit).

      Mag ich! Will ich! Mehr davon! 7/10

      Lieblingszitat:

      "Bist Du des Teufels?"
      "Jaaaa..."

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

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      Horror rises from the Tomb (Spanien 1973, Originaltitel: El espanto surge de la tumba)

      Waldis Gegenpol

      Frankreich im 15. Jahrhundert. Alaric de Marnac (Paul Naschy) und seine Gefährtin Mabille de Lancré (Helga Liné) werden hingerichtet, ihren teuflischen Umtrieben damit ein (vorläufiges) Ende gesetzt. Inzwischen befinden wir uns in den frühen siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Hugo de Marnac (Paul Naschy), ein Kumpel (Víctor Alcázar aka Vic Winner), sowie deren attraktive Damen, treibt es nach einer rätselhaften Séance raus aufs Land, man sucht Hugos alten Famliensitz auf. Schon während der Anfahrt kommt es zu einem bedrohlichen Zwischenfall, der unangehme Rückschlüsse auf die "Freundlichkeit" der Einheimischen zulässt. Zwar glaubt Hugo noch immer nicht an übernatürliche Vorgänge, doch man macht sich auf die Suche nach den sterblichen Überresten seines Vorfahren. Als man eine kleine Kiste ausgräbt, beginnt die Situation nachhaltig und erbarmunglos zu eskalieren. Kann der schreckliche Alaric tatsächlich aus dem Totenreich zurückkehren? Eine Flucht scheint für Hugo und seine Freunde unmöglich, gierige Bestien umkreisen das Anwesen, der Schlinge des Grauens zieht sich gnadenlos zu...

      In Deutschland wurde "El espanto surge de la tumba" unter dem klangvollen Titeln "Blutmesse für den Teufel ausgewertet" und "Blutmesse der Zombies" ausgewertet. Als Naschy-Fan kommt man bei diesem Streifen voll auf seine Kosten, unter der Regie von Carlos Aured entfaltet sich ein herrliches Horrorspektakel! Die volle Breitseite wird auf den geneigten Zuschauer abgefeuert. Zunächst ein stimmungsvoller Auftakt im Mittelalter, bei dem wir der Hinrichtung von Alaric und Mabille beiwohnen. Während Alaric recht flott seinen Kopf verliert, wird Mabille zuvor nackig gemacht und ein wenig gepeitscht. Keine Angst, mit heutigen "Folterorgien" haben diesen Momente nicht gemein, selbst die blutigen Effekte sind von absolut liebenswerter Knuffigkeit. Durch den Sprung in die heutige Zeit (Ok, die Gegenwart vor knapp 40 Jahren), verliert der Film nichts von seiner wundervollen Atmosphäre. Ein wahrer Reigen ergiesst sich genußvoll über den Zuschauer. Zunächst böse Vorahnungen, eine schaurig-schöne Séance mit "Wackeltisch", auf dem Land erwartet unsere Helden das wahre Grauen. Fiese und kriminelle Landeier, zombifizierte Schergen der Verdammnis, gruftige Gewölbe, magische Gegenstände usw.. Vor allem aber Alaric de Marnac und Mabille de Lancré!

      Paul lässt sich nicht lumpen, schon im Prolog ist er in mehr als einer Rolle zu sehen. Herr Naschy ist in seinem Element, egal ob als freundlicher Womanizer Hugo oder satanisch-bizarrer Alaric. Die Rolle des Bösewichts bietet naturgemäß ein deutlich grösseres "Kultpotential", Alaric erfreut uns mit fiesen Fratzen und teuflischer Entschlossenheit. Alaric mutet wie das Gegenstück zu Naschys Paraderolle Waldemar Daninsky an. Waldemar war eine tragische Figur, während Alaric durch und durch vom Bösen angetrieben wird. Mit Vic Winner steht Paul Naschy ein solider "Co-Held" zur Seite, dessen Rolle im Laufe des Films an Gewicht gewinnt. Die Damenmannschaft sorgt für grosse Augen, so viele Schönheiten in einem kleinen Film, da kann selbst mancher Hammer-Flick nicht mithalten. Die grösste Attraktion ist unbestritten Helga Liné, bei deren Anblick mir der Atem stockt. Ihre Boshaftigkeit steht der von Alaric nicht nach, mit diabolischer Lust und Gier entnimmt sie ihren Opfern das pochendrote Leben. Emma Cohen gibt sich als Elvira ihrer alten Liebe Hugo hin. Mit ihrer kindlich-unschuldigen Schönheit fungiert sie als Gegenstück zu Helga Liné. So ist es kaum überraschend, dass die Damen sich im Finale einem entschlossenen Kampf stellen. Weitere Augenschmeichler runden den weiblichen Teil des Ensembles ab, die Herren werden durch diverse Knarzschädel ergänzt, die vorzüglich in das teuflische Treiben passen.

      Die Atmosphäre nimmt mich gefangen, ich liebe jede Sekunde dieser Sause! Immer wieder werden geschickt kleine Höhepunkte eingestreut. Beachtet z.B. die Szene, in der Paul und Emma von einer Horde untoter Schergen angegriffen werden, Zombiefeeling der besten Sorte macht sich breit. Doch es wäre ermüdend nun jeden Abschnitt des Films zu zerpflücken. Wer Filmen mit Paul Naschy zugetan ist, der kommt unmöglich an diesem Werk vorbei. Genauso wird der Streifen kaum jemanden überzeugen, der mit dem Output von Spaniens Oberknuffel noch nie etwas anfangen konnte. Der stimmungsvolle Score soll nicht ohne Erwähnung bleiben, das bedeutungsschwangere Georgel passt vortrefflich zu den gezeigten Geschehnissen.

      Mir liegt die US-DVD von BCI vor. Oben ist die normale Ausgabe abgebildet, ich besitze jedoch das Double Feature, welches aus "Horror rises from the Tomb" und "The Loreley's Grasp" besteht. Die DVDs an sich sind identisch, zu jedem Film liegt ein interessantes Booklet in englischer Sprache bei. Eine sehr empfehlenswerte Veröffentlichung, denn auch "The Loreley's Grasp" ist ein wundervoller Film. Dort darf man erneut die Schönheit von Helga Liné bestaunen, Regie führte Amando "Reitende Leichen" de Ossorio. Noch ein paar Worte zu "Horror rises from the Tomb". Carlos Aured und Paul Naschy waren ein gutes Team, Filme wie "Blue Eyes of the broken Doll" und "Die Todeskralle des grausamen Wolfes" untermauern diese Aussage. "Horror rises from the Tomb" wird auf der US-DVD übrigens in der Version mit Nacktszenen präsentiert, die für den spanischen Markt gedrehten Szenen (mit Kleidung) sind als Bonus enthalten. Auf BCI ist Verlass! Das Material wurde mit Sorgfalt aufbereitet, die Ausstattung der Scheibe ist ansprechend, sogar ein Audiokommentar mit Naschy und Aured ist an Bord, beide Daumen zeigen steil nach oben!

      8/10 (sehr gut) Dieser geballten Ladung Knuffigkeit kann (und will) ich mich nicht entziehen. Klar, die unzähligen "Wohlfühlpunkte" sprengen in diesem Fall die Skala!

      Lieblingszitat:

      "And when the seven Moons have passed on, and the rite be accomplished, you will become food for Lord Satan!" (Na, wenn das keine schönen Aussichten sind...)

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

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      Kampf um die Ehre (Hongkong, USA 1992, englischer Titel: Honor & Glory)

      Geldgier & Atomsprengkopf

      Jason Slade (John Miller) ist Chef einer Bank, doch er bekommt den Hals nicht voll. Der Handel mit einem gestohlenen Atomsprengkopf soll die Kassen füllen, Slade geht zur Wahrung seiner Interessen über Leichen. Die Journalistin Joyce Pride (Donna Jason) fühlt dem unangenehmen Burschen seit einiger Zeit auf den Zahn, will einen Betrug im grossen Stil entlarven. Ihre Schwester Tracey (Cynthia Rothrock) ist als FBI-Agentin tätig, auch sie nimmt die Witterung des skrupellosen Banksters auf...

      Die Inhaltsangabe habe ich in diesem Fall besonders knapp belassen, denn allzu viel Sinn macht der Flick von Godfrey Ho sowieso nicht. Man hat jede Menge Figuren in den Plot gequetscht, offenbart dabei aber fehlendes Gespür für Spannung und/oder einen irgendwie sinnvollen Erzählfluss. Die Szenen wirken lieblos aneinandergeklatscht, begegnen sich die mitwirkenden Schiessbudenfratzen, so kommt es im Regelfall zu einer zünftigen Klopperei. Nebenbei streut Ho eine Prise Familiendrama ein, platter habe ich "sowas" kaum jemals gesehen. Die DVD bietet den Film in zwei sehr unterschiedlichen Schnittfassungen an, wobei ich in diesem Fall der internationalen Variante den Vorzug gebe, denn die Version für Hongkong taumelt noch unrunder umher. Daher beziehen sich die folgenden Zeilen auf die internationale Auswertung. Vor ein paar Monaten hatte ich "Die Unbesiegbare" von Godfrey Ho im Player, in dem Cynthia Rothrock ebenfalls auf die Kacke hauen durfte. Während dieser Streifen wegen des hohen Trashgehalts wirklich für gute Laune sorgen konnte, ist "Kampf um die Ehre" in erster Linie belangloser Mumpitz. Trotzdem möchte ich den Film nicht mit Dreck bewerfen, denn ein gewisser Unterhaltungswert ist nicht von der Hand zu weisen. Hätte man das gedrehte Material ein wenig gekonnter geschnitten, wäre das Ergebnis sicher besser ausgefallen. Nun liegen lediglich zwei halbgare Fassungen vor.

      Tja, was soll man über Cynthia Rothrock schreiben? Frau Rothrock versprüht die Ausstrahlung einer "10€-Friseuse", aber sie ist auf ihre Art sympathisch. Mir fehlt jeder Anhaltspunkt, ich weiss nicht woher meine Zuneigung ihre Nahrung zehrt, doch ich mag den kleinen Quirl. Ähnlich ist es um Donna Jason bestellt, die ihrer Filmschwester tatkräftig zur Seite steht. John Miller kämpfte in "Die Unbesiegbare" an der Seite von Frau Rothrock, nun darf er den abgrundtief bösartigen Machtgeier raushängen lassen. Als Prügelfritze mag er einiges auf der Pfanne haben, sein "Schauspiel" spottet jedoch jeder Beschreibung. Besonders lustig wirkt er immer dann, wenn er extreeem böööse aus der Wäsche schauen soll (also in fast jeder Einstellung). Wirklich "hart" wirken seine Gesichtszüge nie, ich musste ständig an ein zorniges Baby denken, dem man Brechmittel in den Brei gemischt hat. Chuck Jeffreys sehen wir Leibwächter des Bösewichts, die übrigen Fratzen möchte ich nicht auflisten, sie sind völlig austauschbar und nicht wirklich der Rede wert.

      "Kampf um die Ehre" produziert nur heisse Luft, driftet aber leider nie in den totalen Irrsinn ab. Wen zum Henker soll dieser Streifen ansprechen? Ok, den einen oder anderen Cynthia Rothrock Fan (falls diese Spezies noch nicht ausgestorben ist), den "Hongkong-Klopper-Allesglotzer", aber sonst??? Aber wen kümmert das überhaupt? Ich mag den Mist. Sicher, der Film ist Abfall, leider nicht so trashig wie erhofft, ausufernde Härten sind bedauerlicherweise ebenfalls nicht auszumachen. Da ich schon seit längerer Zeit einen Pfahl im Kopf habe -anders ist es nicht erklärbar- hat mir dieser harmlose Unfug "irgendwie" Spass gemacht. Vielleicht ist es einfach pure Nostalgie, die durch das "VHS-Bild" der DVD zusätzlich gefördert wird. Man kann mit der gebotenen Qualität gut leben, die Hongkong-Version ist allerdings in deutlich schlechterer Verfassung, mutet wie ein vielfach kopiertes und abgenudeltes Tape an (was aber in diesem Fall auch nicht wirklich stört). Die Scheibe aus der "Eastern Sensation" Reihe von Voulez Vous bietet sogar ein Wendecover an, Flatschenneurotiker werden sich darüber freuen. Im Bonusbereich sind ein paar Trailer zu weiteren Titeln aus der Reihe zu bestaunen. Wer die unverschämte Behauptung aufstellt, dass in diesen Fällen die Trailer besser als die Filme seien... Dem mag ich nicht widersprechen, grrrrins.

      Vermutlich gibt es mindestens eine Million guter Gründe, diesen viertklassigen Film mit Anlauf in die Tonne des Vergessens zu treten. Nur sind die mir allesamt völlig egal! Ich mag den Flick, ich kann nicht anders.

      5/10 (inkl. jeder Menge Bonuspunkte)

      Lieblingszitat:

      "Ich kann einen atomaren Sprengkopf nicht von einem bulgarischen Dildo unterscheiden."


      ***

      In Ultrakurzform:

      Das Blut von Dracula (Großbritannien 1970, Originaltitel: Taste the Blood of Dracula)

      Der vierte Auftritt von Christopher Lee als Dracula, den er in insgesamt sieben Filmen für Hammer verkörperte. "Das Blut von Dracula" schliesst die fortlaufende Handlung der ersten vier Streifen ab, der folgende "Dracula - Nächte des Entsetzens" ist keine direkte Fortsetzung. Mit "Das Blut von Dracula" bin ich bisher nie richtig glücklich geworden, für mich ist es der einzige "Hammer-Dracula" mit nennenswerten Schwachpunkten. Doch mit jeder Sichtung erobert sich der Film ein wenig mehr Zuneignung, ist mir inzwischen sogar ans Herz gewachsen (Schwätzer, du liebst doch sowieso alle Hammer-Flicks). Zwar bleibt er noch immer spürbar hinter seiner Verwandtschaft zurück, doch seit einiger Zeit kann ich die starken Momente geniessen, die Schwächen besser ausblenden.

      Nach wie vor ist das Ende unbefriedigend, die Inszenierung von Peter Sasdy zu zaghaft, wird Christopher Lee nicht angemessen eingesetzt. Ferner fehlt an wirklich schönen Frauen, für eine Hammer-Produktion aus dieser Zeit erstaunlich. Doch es gibt einige Momente die allerbeste Hammer-Kost bieten, die für wohlige Gruselschauer der herrlichsten Sorte sorgen. Ralph Bates ist als Scherge des Bösen großartig, strahlt unfassbare Arroganz und dämonische Besessenheit aus. Die "Erweckungszeremonie" könnte kaum grandioser sein, ganz nebenbei entlarvt man die widerwärtige Doppelmoral der wohlhabenden Spießbürger.

      7,5/10 (Gut bis sehr gut, allerdings beinhalten diese Punkte einen deutlichen "Hammer-Bonus")

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling
    • Action am Wochenende


      © by Splendid

      Ninja - Revenge will rise (USA 2009, Originaltitel: Ninja)

      Der brave Boyka

      Casey (Scott Adkins) verlor als Kind seine Eltern, ein alter Kampfsportmeister (Togo Igawa) nahm das Kind auf und bildete es aus. Neben dem ehrgeizigen Masazuka (Tsuyoshi Ihara) ist Casey der beste Schüler des Meisters. Eines Tages verliert Masazuka während eines Schaukampfes gegen Casey die Kontrolle, der enttäuschte Sensei sieht sich genötigt seinen mißratenen Zögling aus dem Dojo zu verstossen. Masazuka geht verbittert und voller Hass, er verdingt sich als gut bezahlter Auftragskiller. Wenige Jahre später taucht er wieder auf, um mit Nachdruck seinen Posten als Nachfolger des Sensei einzufordern. Sofort läuten alle Alarmglocken des alten Herrn, um jeden Preis muss die antike Waffentruhe des Clans in Sicherheit gebracht werden. Casey und des Meisters hübsches Töchterlein Namiko (Mika Hijii), begeben sich flugs mit der heiligen Truhe in die USA, die dort in einem sicheren Safe eingelagert werden soll. Doch Masazuka ist nicht von seinem Plan abzubringen, die blutige Jagd auf die Reliquien hat begonnen...

      Regisseur Isaac Florentine und sein Star Scott Adkins sind ein gutes Team. Im Van Damme Vehikel "The Shepherd" durfte Adkins zwar lediglich als Sandsack für den Helden herhalten, doch als Yuri Boyka konnte er in "Undisputed 2" und "Undisputed III: Redemption" ordentlich aufs Mett klopfen. "Nina - Revenge will rise" verneigt sich vor den Ninja-Flicks aus den achtziger Jahren, Florentine mischt aus bewährten Zutaten einen schmackhaften Action-Cocktail. Das Drehbuch lässt sich zu keiner Zeit vom gradlinigen Kurs abbringen, die punktgenaue Inszenierung setzt den Plot erstklassig um. Freilich bleibt kaum Zeit dazu die Figuren mit wirklicher Tiefe auszustatten, doch damit würde man den Film sowieso nur sinnlos ausbremsen. So wird das Familiendrama des Helden quasi nebenbei aufgelöst, gestört hat mich diese Tatsache jedoch nicht. Die Fronten sind klar, die Helden sind ehrenhaft, der Bösewicht gnadenlos und nicht minder zielstrebig, zwischen diesen mächtigen Mühlsteinen wird scharenweise anonyme Metzelmasse aufgerieben.

      Scott Adkins konnte in seiner (bisherigen) Paraderolle Yuri Boyka beweisen, dass er nicht nur als Kampfsportler extrem fit ist. Fiesling Boyka ist ein Antiheld mit Charakter, Ecken und Kanten. Damit kann sein Part in "Ninja - Revenge will rise" nicht dienen, Adkins macht die mangelnde Tiefe der Figur mit seiner sympathischen Ausstrahlung wett. Natürlich mangelt nicht an eindrucksvollen Kampfszenen, doch Casey muss auch einstecken, ist nicht als unbesiegbarer "Superheld" gezeichnet. Mit Tsuyoshi Ihara hat der Streifen einen gut besetzten Bösewicht am Start, dem die Fiesheit geradezu aus jeder Pore seines Antlitzes zu dringen scheint. Masazuka schreckt vor keiner Methode zurück, legt sich ohne mit der Wimper zu zucken mit einem mächtigen Verbrechersyndikat ein, auf dessen Gehaltsliste er noch kurz zuvor weit oben stand. Held und Oberbösewicht sind somit klare Gewinner, wie es ist um die Nebendarsteller bestellt? Auch in dieser Hinsicht gibt es nichts zu meckern, lässt sich die unterhaltsame Actionsause nicht lumpen. Mika Hijii ist ein hübsches und zerbrechlich wirkendes Mädchen, selbstverständlich nicht nur die Tochter des Meisters, sondern auch das Herzblatt des Helden. Die Chemie zwischen Adkins und Hijii stimmt, man kann sich dem Charme des Duos nicht entziehen. Togo Igawa überzeugt als Sensei, viel besser hätte man diese Rolle nicht besetzen können. Igawa strahlt Güte, Klugheit und Besonnenheit aus, ganz wie es sich für einen Meister seiner Art gehört, die geschätzten Klischees werden auf ansprechende Weise bedient. Todd Jensen erlebt als Polizist einige Überraschungen, Miles Anderson überzeugt als krimineller Unternehmer mit Hang zum Wahnsinn.

      In rund 86 Minuten Laufzeit kommt keine Sekunde Langeweile auf. Daher läuft IMHO auch jegliche Kritik an den nur oberflächlich gezeichneten Charakteren ins Leere, denn der Film zielt ganz offensichtlich auf kurzweilige Action, trifft in seiner Disziplin voll ins Schwarze. Wenn ich einen nennenswerten Kritikpunkt anbringen möchte, dann betrifft dieser den Einsatz vom "Computerblut". Mit Pixelsäften werde ich mich vermutlich nie anfreunden, doch insgesamt sind die Effekte recht gut gelungen (vor allem wenn man bedenkt, dass das Budget nicht allzu gross gewesen sein dürfte). Während mich der hysterisch-technokratische "Ninja Assassin" nicht gänzlich überzeugen konnte, gewinnt "Ninja - Revenge will rise" sofort meine Zuneigung. Die Besetzung ist durch die Bank gut, der Härtegrad ansprechend, die Actionsequenzen gekonnt ausgeführt und ansprechend gefilmt. Diverse Übertreibungen gewinnen nicht die Oberhand, sondern sorgen dank ihrer geschickten Dosierung für zusätzlichen Unterhaltungswert (mich stören groteske Auswüchse sowieso nicht, im Gegenteil). Besonders herrlich ist der Moment, in dem Masazuka im "Batman-Stil" zu Boden schwebt, ich liebe es! Sehr knuffig das Aufnahmeritual des Verbrechersyndikats, aber bitte überzeugt euch selbst davon.

      Der Ninja-Film lebt! "Ninja - Revenge will rise" macht Lust auf mehr, vielen Dank an die Herren Florentine und Adkins! So muss gepflegte B-Action aussehen, der Flick ist ein echter Volltreffer! Beim Kauf ist darauf zu achten, dass die Blu-ray mit dem Siegel "Keine Jugendfreigabe" (FSK 18) gekürzt wurde! Die ungeschnittene Fassung trägt eine SPIO/JK-Freigabe, die Scheibe bietet ein solides Bild, ein paar kleine Boni ergänzen das Paket.

      Sehr gut! 8/10

      Lieblingszitat:

      "Lass sie einfach laufen."
      "Erst wenn du tot bist!"


      ***

      Danach hatte ich Lust auf einen weiteren Isaac Florentine Streifen, ergo wanderte "The Shepherd" mit Van Damme wieder in den Player. Sicher nicht ganz so stark als "Ninja - Revenge will rise", doch ebenfalls ein sehr gelungener B-Actioner. Van Damme spielt auf gutem Niveau, die Nebenrollen passen ebenfalls. Ich wiederhole mich gern: Auf Isaac Florentine ist Verlass!

      Gut bis sehr gut = 7,5/10

      ***

      Ferner war noch "Sabotage - Dark Assassin" (Kanada 1996) im Player. Mark Dacascos und Carrie-Anne Moss ärgern sich mit Tony Todd rum. Unterhaltsame B-Action, für Genrefans auf jeden Fall Pflicht. Die DVD aus dem Hause HDMV ist für kleines Geld zu haben.

      Oberste Mittelklasse = 6,5/10

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling
    • Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


      Cover der Derrick Collectors Box 3, welche die Folgen 16-30 enthält © by More Home Entertainment


      Folge 34 - Tod des Wucherers (Deutschland 1977)

      Minsch (Peter Kuiper) vergibt Kredite gegen Wucherzinsen, säumige Zahler setzt er gnadenlos unter Druck. Eines Tages findet Minschs Mitarbeiter Erich Winterhammer (Gerd Baltus), die Leiche seines unbequemen Chefs vor. Niemand ist über das gewaltsame Ableben des Kredithaies traurig, sogar seine Witwe (Ida Krottendorf) steht völlig offen zu ihrer Freude über den Tod des ekelhaften Gatten. Jeder der Minsch kannte könnte der Täter sein, Derrick forciert die Ermittlungen in Richtung des unterwürfigen, unsicheren Winterhammer. Der Buchhalter ist dem Lehrmädchen Hilde (Agnes Dünneisen) zugetan, überhäuft die junge Frau mit Geschenken. Sollte Winterhammer nicht haushalten, wo er doch gerade überraschend seinen Arbeitsplatz verloren hat...???

      Die ersten Minuten von "Tod des Wucherers" gehören zu den bisher stärksten Momenten der Serie. Peter Kuiper und Gerd Baltus spielen geradezu göttlich auf. Der cholerische und herrschsüchtige Kredithai drangsaliert seinen Buchhalter, der vor lauter Unterwürfigkeit nicht mehr aufrecht zu stehen vermag. Ich übertreibe nicht, schaut euch diese Körpersprache an, herrlich! Peter Kuiper war bereits in "Tod am Bahngleis" (Folge 5) fantastisch, hier zieht er erneut (obschon auf völlig andere Art) perfekt vom Leder. Es ist regelrecht schade, dass sich der von ihm gespielte Widerling nach wenigen Minuten verabschieden muss. Gerd Baltus darf seine Klasse über die gesamte Laufzeit präsentieren, Ida Krottendorf überzeugt als lustige Witwe. Agnes Dünneisen kann ich nicht so recht einschätzen, ihr Spiel kommt mir eine Spur zu hölzern vor. Günther Stoll hat man ein paar knuffige, launige Szenen gegönnt, am Tatort zieht er erstmal entspannt ein Lungenbrötchen durch.

      Könnte die Folge die Klasse der Anfangsphase halten, wäre sie vermutlich meine Nummer 1 im Rahmen der bisher gesichteten Episoden. Nach dem fulminanten Start bekommen wir es jedoch "lediglich" mit einer gewohnt soliden Folge zu tun, in der vor allem Gerd Baltus mit seiner Leistung auf sich aufmerksam macht. Interessant ist die Schilderung der Beziehung zwischen Buchhalter und Lehrling, die manches Klischee geschickt umgeht. Die Auflösung mutet nicht wirklich einfallsreich an, nach diesem Knüllerstart fast enttäuschend. Letztlich ist "Tod des Wucherers" nicht der erhoffte Überflieger, den die ersten Minuten dem Zuschauer vorgaukeln. Höchstnote für den Auftakt, grosses Lob für Kuiper und Baltus, zusätzliches Lob für darüber hinaus reichende Präsenz von Baltus, Abzüge für das flaue Finale.

      7,5/10 (gut bis sehr gut)

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

    • © by X-Rated

      Die Mörderbestien (Italien 1972, Originaltitel: La morte ha sorriso all'assassino)

      Ménage à trois und sonstige Umtriebe

      Ein adeliges Ehepaar beobachtet den Höllenritt einer Kutsche, der unter lautem Getöse in einen schrecklichen Unfall mündet. Für den Kutscher kommt jede Hilfe zu spät, doch man findet eine junge Frau (Ewa Aulin) nahezu unversehrt im Fahrgastraum des zerstörten Gefährts vor. Walter (Sergio Doria) und Eva (Angela Bo) von Ravensbrück nehmen die Verunglückte bei sich auf, flugs wird der Mediziner Dr. Sturges (Klaus Kinski) einbestellt. Die rätselhafte Schönheit kann sich offenbar an nichts erinnern, Dr. Sturges greift zu ungewöhnlichen Untersuchungsmethoden. Die die blonde Schönheit trägt ein Medallion, welches ihren vermutlichen Namen -Greta- preisgibt. Sturges erkennt jedoch weitere Schriftzeichen auf dem Schmuckstück. Voller Eifer gibt sich der Arzt seinen Forschungen hin, er glaubt endlich das Rätsel des ewigen Lebens entschlüsselt zu haben. Doch seine Freude über einen ersten erfolgreichen Versuch soll nicht lange währen. Von den grausigen Vorfällen im Kellerlabor des Medizinern haben die von Ravensbrücks keine Kenntnis. Schnell schliessen sie ihre attraktive Mitbewohnerin ins Herz, bieten ihr eine dauerhafte Unterkunft, ein neues Zuhause an. Eva entgeht jedoch nicht, dass ihr Gatte der neuen Mitbewohnerin über alle Maßen zugeneigt ist. Greta versteht es auch Eva um den Finger zu wickeln. Eines Tages ist der Bogen überspannt, von rasender Eifersucht angetrieben, lockt Eva die schöne Greta in die Gewölbe unterhalb des Schlosses. Von nun an gilt Greta als verschwunden, sämtliche Suchbemühungen der Polizei verlaufen im Sande. Doch das Grauen lässt sich nicht hinter eine Mauer sperren...

      Der kurze Einblick in den Inhalt gibt nur einen kleinen Teil der Vorgänge wieder, die uns Aristide Massaccesi aka Joe D'Amato in einer seiner frühesten Regiearbeiten auftischt. Natürlich bediente er auch die Kamera, erdachte die Story und war am Drehbuch beteiligt. Über D'Amatos Fähigkeiten als Regisseur streitet man sich noch in der heutigen Zeit, während selbst Skeptiker für seine Kameraarbeit meist voll des Lobes sind. Wie dem auch sei, ich konnte mich bisher (meist) mit den Werken des 1999 verstorbenen Filmemachers anfreunden.

      Möchte man für "Die Mörderbestien" eine Schublade aufziehen, so wird wohl Einigkeit über die Aufschrift "Horror" vorherrschen. Der Streifen kommt mit einer märchenhaften, verträumten Atmosphäre daher, ab und an kann D'Amato sich nicht beherrschen, streut kleine Ausbrüche in Form von Mettgut und Gegeifer ein. Diese Momente wirken -trotz ihrer grotesk anmutenden Ausführung- nicht wie krampfhaft erzwungene Fremdkörper, vielleicht fügen sie sich gerade aufgrund ihrer Obskurität vortrefflich ein. Der Plot bietet jede Menge Raum für ausufernde Diskussionen. Ist das alles nur an den Haaren herbeigezogener Mumpitz, oder vielmehr eine vielschichtige Erzählung, die sich nur dem aufmerksamen und aufgeschlossenen Filmfreund erschliesst? Ehrlich, ich bin mir da selbst nicht so ganz sicher, die Wahrheit (sofern es eine solche überhaupt gibt) liegt wohl irgendwo zwischen Genie und Stumpfsinn. Mich hat der Film von der ersten Sekunde an eingefangen, der großartige Score von Berto Pisano trägt einen nicht unerheblichen Teil dazu bei, auch wenn die Grenze zum Kitsch hin und wieder spürbar überschritten wird (oder genau deswegen).

      Die Besetzungsliste lässt sofort aufhorchen, steht doch der klangvolle Name Klaus Kinski an vorderster Stelle. Es ist kein Geheimnis, Kinksi konnte Kohle stets gut gebrauchen, spielte oft mit gelangweilter Routine seinen Stiefel runter. Tatsächlich wirkt er in der Rolle des Dr. Sturges nicht sonderlich motiviert, umso erstaunlicher mutet seine "treffsichere Präsenz" an, die seine Darbietung in einem absolut gelungen Licht erstrahlen lässt. Ein derart ausgeprägte und verblümte Unverschämtheit, kann sich nur ein echter Könner leisten, um nicht das abgegriffene Wort "Genie" ins Spiel zu bringen. Ewa Aulin ist die nahezu perfekte Besetzung für die Rolle der Greta von Holstein. Ihre puppenhafte Schönheit mutet gleichermaßen harmlos wie unheimlich an, schutzsuchend wie bedrohlich. Die zweite Schönheit namens Angela Bo hat kein leichtes Spiel, löst ihre Aufgabe aber mehr als zufriedenstellend. Sergio Doria wirkt recht unscheinbar, oft regelrecht blass. Auch dies entpuppt sich letztlich als gute Wahl, unterstreicht von Ravensbrücks Hilflosigkeit, lässt ihn zum Spielball der Ereignisse werden. Attilio Dottesio sehen wir als leitenden Ermittler, sein Gesicht wird jeder Freund des italienischen Genrekinos kennen. Es wäre schändlich den grossartigen Luciano Rossi nicht zu erwähnen, obschon er in der obigen Inhaltsangabe keine Erwähnung findet. Aber davon sollte man sich nicht täuschen lassen, ich wiederhole mich gern, der Film bietet weitaus mehr als man auf den ersten Blick vermuten mag.

      "Die Mörderbestien" kein völlig durchgedrehter Trip, aber dennoch weit, weit entfernt von der üblichen -von mir sehr geliebten- Gruselkost der siebziger Jahre. Ist D'Amato ein cleverer Scharlatan, der mit wenig Einsatz zum Ziel (Geld) kommen möchte, oder steckt in diesem Streifen wirklich Herzblut und sogar Anspruch, offenbart sich dem zugeneigten Betrachter ein echtes Kleinod? Egal welches Zahnrad den Takt in diesem Getriebe vorgab, mein Herz hat der Flick ohne Gegenwehr erobert. Der Horrorfilm der siebziger Jahre hat bei mir stets ein leichtes Spiel. Ob solides Handwerk von Hammer und/oder Amicus, ob knuffig-herzliche Mondsucht von und mit Paul Naschy, egal ob aus Großbritannien, Spanien oder Italien stammend (um die wichtigsten Säulen zu nennen), wie trist wäre die Filmwelt ohne diese Schätzchen! Mein altes Herz überspringt vor Freude ein paar Schläge, allein der Gedanke an meine Lieblinge bereitet mir grösste Wonne, jagt mir wohlige Schauer über den Rücken.

      Mir liegt die DVD aus dem Hause X-Rated vor, die sich in mittelprächtiger Verfassung präsentiert, aber immerhin die ungekürzte Fassung an Bord hat (im Gegensatz zu diversen Kaufhaus-DVDs). Leider befindet sich nur die deutsche Synchronisation auf der Scheibe, die dem Film nicht gerecht wird. Der italienische Originalton mit Untertiteln wäre mir in diesem Fall lieber. Zusätzlich stört ein leichtes Brummen, mit dem man sich aber abfinden kann. Als Verpackung dient eine -für das Label typische- grosse Hartbox, welche mit unterschiedlichen Covermotiven angeboten wurde. Die DVD geht als brauchbarer Kompromiß durch, eine verbesserte Neuauflage würde ich zu schätzen wissen.

      7/10 (gut) + viele Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte!

      Lieblingszitat:

      "Ich liebe das Landleben"

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling
    • Sylvester im Frühling

      Das Licht der Sonne wird von Tag zu Tag aggressiver, Hitze und die unerträglichen Qualen des Sommers kündigen sich an. Da muss ein vierfacher Sylvester für Zerstreuung sorgen...


      • The Expendables (USA 2010)

      Herr Stallone will es nochmal wissen. Für seine "Achtziger-Jahre-Action-Huldigung" versammelte er eine üppige Besetzung vor der Kamera, übernahm die Regie und natürlich auf die Hauptrolle. Sylvester Stallone präsentiert sich in guter Verfassung, glotzt nicht mehr so "botoxgeschädigt" wie in den letzten Jahren aus der Wäsche. Die zweite Hauptrolle wurde mit Jason Statham besetzt, wohl ein Zugeständnis an die jüngeren Zuschauer. Statham macht seine Sache gewohnt solide. Um nicht mit einer Auflistung aller Nebendarsteller zu langweilen, hier nur meine persönlichen Lieblinge:

      - Dolph Lundgren rockt als psychotischer Mordbube das Haus! Eine absolut herrliche Vorstellung! Dolph unterstrich bereits mit seinen kleinen Actionern der letzten Jahre seine Sonderstellung, er ist und bleibt mein Achtionheld #1!
      - Eric Roberts muss erwartungsgemäß als Bösewicht herhalten, was der alten Gesichtsruine vortrefflich gelingt.
      - Mickey Rourke darf als abgewrackter Ex-Söldner ein wenig philosophieren, Selbstreflexion auf der großen Bühne.

      Diverse Muskelfleischberge runden das Bild ab, Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger haben Miniauftritte. Der Film macht Spass, ein Geschenk an die Fans des Genres. An der Blu-ray gibt es nichts zu meckern.

      Zunächst 7,5/10 (gut bis sehr gut). Doch da geht noch was, die deutsche Synchronisation scheint den Film auszubremsen, die nächste Sichtung erfolgt im Originalton.

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      • First Blood (USA 1982)

      Rambos erster Auftritt ist ein unsterblicher Klassiker. Ich weiss wirklich nicht, wie oft ich den Film inzwischen gesehen habe. Gefiel er mir früher bereits sehr gut, gehört er inzwischen längst zum Kreis meiner absoluten Lieblinge. Der traumatisierte Vietnam-Veteran gerät in das Mahlwerk reaktionärer "Gesetzeshüter", doch die haben nicht mit der Kampfkraft des Spezialisten gerechnet. Brian Dennehy ist die perfekte Besetzung für den Part des Hinterwäldlersheriffs, Richard Crenna als Offiziersknallschote und Rambos Mentor ein Brüller, unglaublich welch köstliche Sätze er absondert. "Backwood-Action mit Message" der allerbesten Sorte!

      Hier kann es nur 10/10 setzen, alles andere wäre eine Frechheit.

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      • Rambo: First Blood Part II (USA 1985)

      Aus dem Steinbruch in den Dschungel, Rambo räumt auf! Sein "Freund" Trautman (Richard "Knallschote" Crenna) schickt Rambo wieder in sein altes Jagdgebiet, er soll dort vermisste Kriegsgefangene aufspüren. Doch die Herrschaften werden von einem widerlichen Polit-Schleimbeutel gef***t, Rambo muss alle Register ziehen um seine Kameraden zu retten. Mit Julia Nickson hat man Rambo eine hübsche Hilfskraft zur Seite gestellt, die für einen Anflug von Anmut und Romantik sorgt. Wie bemerkt Frau Nickson treffsicher: Rambo, you are not expendable. Früher liebte ich den zweiten Rambo sogar noch mehr als den Erstling. An meiner Begeisterung für diesen Film hat sich nichts geändert, obschon er inzwischen von seinem Vorgänger überholt wurde.

      9/10 (überragend)

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      • Rambo III (USA 1988)

      Wieder erhält Rambo besucht von Freund Trautman, doch diesmal verweigert er sich. Als Trautman jedoch in Afghanistan den bösen Russen in die Hände fällt, eilt Rambo seinem Ausbilder zur Hilfe. Der Streifen wurde damals von der Realität überrollt, denn die Russen machten sich aus Afghanistan davon, taugten unter Gorbi nicht mehr so recht als Bösewichte. Die Afghanen werden hier noch als mutige, unbeugsame Freihheitskämpfer gezeichnet, wie sich der Wind doch drehen kann. Bei "Rambo III" wurde mehr technischer Aufwand als bei den vorherigen Teilen betrieben, der Streifen reicht aber nicht ganz an die übermächtigen Vorgänger heran. Waren die Russen schon im zweiten Teil wenig freundliche Burschen, sind nun endgültig zu völlig perversen Schlächtern mutiert. Befremdlich in der Aussage, dennoch sehr unterhaltsam und mit knuffigen Sprüchen garniert.

      8/10 (sehr gut)

      Alle drei Flicks wurden im Originalton geschaut, die alte DVD-Uncut-Box von Kinowelt stellt mich nach wie vor völlig zufrieden.

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

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    • Die Fortsetzung der "Mega-Derrick-Sause"


      Cover der Derrick Collectors Box 3, welche die Folgen 16-30 enthält © by More Home Entertainment


      Folge 35 - Das Kuckucksei (Deutschland 1977)

      Der Transportunternehmer Eberhard Horre (Ralf Schermuly) erhält in seinem Büro einen erschreckenden Anruf. Am anderen Ende der Leistung befindet sich seine Ehefrau, die offenbar schwer verletzt in die Sprechmuschel röchelt, mit letzter Kraft ihren momentanen Aufenthaltsort preisgibt. Zusammen mit der herbeigerufenen Polizei betritt Eberhard Horre die Wohnung, doch für seine Gattin kommt jede Hilfe zu spät. Die Ermittlungen förden umgehend zu Tage, dass die Getötete nebenbei mit Prostitution eine Menge Geld verdiente. Horre und sein Bruder Alfred (Gerd Böckmann) sind äusserst erstaunt, denn niemand ahnte etwas vom Doppelleben des Mordopfers. Derrick lernt im Laufe seiner Nachforschungen auch die Eltern der Brüder Horre kennen. Besonders der Vater (Werner Hinz) macht mit kernigen Sprüchen auf sich aufmerksam, hat kein gutes Wort für die ermordete Frau übrig. Die Aussage einer Bekannten des Opfers, lässt Derrick die Familie Horre in einem noch verdächtigeren Licht erscheinen. Irmi Becker (Elisabeth Volkmann) berichtet darüber, dass ihre Freundin Angst vor den Horres hatte...

      Erneut eine Folge, in der sich Regisseur Alfred Vohrer von seiner seriösen Seite zeigt. Selbst der leichte Zug in Richtung Rotlicht bleibt erstaunlich brav, wird sogar geschickt ins Gegenteil umgekehrt. Die "Bösen" lauern hinter der gutbürgerlichen Fassade, Spiessbürger lassen ekelerregende Sprüche vom Stapel, bieten einen Blick auf ihr reaktionäres Gedankengut. Das Ensemble spielt auf gutem Niveau, Gerd Böckmann liefert als Schwager des Opfers die beste Leistung ab. Ralf Schermuly passt in seine recht unscheinbare Rolle, Werner Hinz nimmt man den widerlichen Betonschädel ohne Probleme ab, Ingeborg Lapsien und Benno Sterzenbach ergänzen die "Horror-Horres". Erwähnenswert ist der Auftritt von Alexander Kerst, der den ansonsten eher (zu) gradlinigen Plot deutlich bereichert, Elisabeth Volkmann kommt kurz zum Zuge.

      Ganz offensichtlich wird in "Das Kuckucksei" die Doppelmoral der "gutbürgerlichen Schicht" angeprangert. Vielleicht hätte man eine Spur subtiler vorgehen können, doch im Rahmen der überschaubaren Spielzeit von einer knappen Stunde, wirkt der Vorschlaghammer letztlich nicht allzu sehr überdosiert und donnert gekonnt ins Ziel. Die Auflösung ist im Detail nicht ganz so vorhersehbar wie ich zu Beginn befürchtete, doch insgesamt hat man schon interessanter konstruierte Fälle gesehen. Akzeptiert man jedoch die "Message" der Episode als deren primäres Anliegen, kann man von einer geglückten Mission sprechen. Immer wieder erfreut die Reihe mit bemerkenswerten Kulissen und Schauplätzen, in diesem Fall gönnt man uns einen Blick auf eine Teststrecke des Transrapid. Insgesamt eine solide Folge, doch von Vohrer erwarte ich "eigentlich" immer ein wenig mehr.

      7/10 (gut)

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

    • © by Boulevard Entertainment

      Hell comes to Frogtown (USA 1987, Originaltitel: Hell comes to Frogtown)

      Endzeitquark

      Nach einem Atomkrieg liegt die Zivilisation in Trümmern. Die grössten Probleme der verbliebenen Menschlein sind mutierte Frösche, mit denen man nicht unbedingt friedlich zusammenlebt, noch schwerer wiegt jedoch die Zeugungsunfähigkeit der meisten Überlebenden. Schwerenöter Sam Hell (Roddy Piper) hat gerade ein ganz anderes Problem, denn der übelst gelaunte Gesetzeshüter Devlin (William Smith) hat ihn in der Mangel. In letzter Sekunde wird Sam von Vetretern der Regierung befreit, er soll sich als potenter Zuchtbulle um den Erhalt der Menschheit bemühen. Kaum ist der entsprechende Vertrag unterzeichnet, tritt bei Sam schlagartig die Ernüchterung ein. Er soll in Begleitung seiner Aufpasserin Spangle (Sandahl Bergman) in den Bereich der Froschwesen vordringen, eine Wagenladung entführter Damen aus den Griffeln der Saugnäpfe befreien. Lediglich eine kampfstarke Soldatine begleitet das gewagte Kommando. An Flucht ist nicht zu denken, denn Sam wurde ein Gürtel mit speziellen Funktionen angelegt...

      "Hell comes to Frogtown" transportiert jede Menge Humor in das staubige Endzeitszenario, dass darunter die üblichen Genrestandards ein wenig leiden, kann man dem sympathischen Filmchen nicht wirklich ankreiden. Wenn unser Held Sam Hell und seine beiden Begleiterinnen endlich in Frogtown angekommen sind, punktet der Flick mit durchaus stimmungsvollen Kulissen. Grosses Lob verdient die Aufmachung der Frösche, die in der Tat ganz, ganz vortrefflich gelungen ist. Leider kommt dieser Part ein wenig zu kurz, ich hätte mir ein wenig mehr "Frosch-Action" gewünscht.

      Der als Wrestler bekannt gewordene Roddy Piper ist eine gute Wahl für die Besetzung der Hauptrolle. Man nimmt ihm den Möchtegern-Macho ohne Probleme ab, er nimmt sich selbst ein wenig auf die Schippe. Piper mag nicht unbedingt ein versierter Charakterdarsteller sein, doch immerhin vertraute ihm John Carpenter die Hauptrolle in "Sie leben!" (They Live, 1988) an. Auch die übrige Besetzung sorgt für gute Laune. William Smith sollte jedem Fan gepflegter B-Ware ein Begriff sein, obwohl er trotz mehr als 200 Filmrollen nie den grossen Durchbruch schaffte. Mir ist er aus diversen Bikerstreifen in bester Erinnerung. So war z.B. die Sichtung von "The Losers" (1970), einer der entscheidenden Grundsteine die meinen späteren Filmgeschmack prägten (Dieses Ereignis hat sich 1981 zugetragen). Obwohl inzwischen locker 30 Jahre ins Land gezogen sind, erinnere mich noch gut daran, wie die VHS-Cassette damals im dicken Toploader von Blaupunkt verschwand. Doch ich komme vom Thema ab. Smith überzeugt als kantiger Fiesling, die Rolle kommt seiner kantigen Erscheinung entgegen. Mit Rory Calhoun bietet man uns ein weiteres bekanntes Gesicht an, unter dem klangvollen Namen "Looney Tunes" legt er einen herrlich grotesken Auftritt hin. Blondchen Sandahl Bergman kennt man aus "Conan, der Barbar" (1982), mit dem Arnold Schwarzenegger zum Star wurde. Das Ensemble wird durch -mehr oder weniger- attaktive Damen abgerundet, leider gibt sich der Film eine Spur zu züchtig, ein wenig mehr nackte Tatsachen wären wünschenswert.

      Mit Endzeitfilmen kann man mich stets ködern, besonders die Vetreter aus Italien haben es mir angetan. Dieser Beitrag aus den USA muss sich zwar deutlich hinter meinen Lieblingen aus dem Stiefelland einordnen, für angenehme Unterhaltung wird aber während der gesamten Spieldauer von rund 86 Minuten gesorgt. Vielleicht ist "Hell comes to Frogtown" insgesamt eine Spur zu handzahm unterwegs, man hat den Schwerpunkt auf locker-lustige Unterhaltung gelegt, für Möpse und Mettgut blieb leider kein Platz. Schade, denn mit ein wenig mehr Mut und Wildheit im Gepäck, hätte der Streifen das Potential zum echten Knüller. Mir liegt das unten abgebildete Set vor:


      © by Boulevard Entertainemt

      Unter dem klangvollen Titel "The B-Movie Colletion", haben sich insgesamt zwölft Filme in dieser Box versammelt:

      • Return of the Killer Tomatoes
      • Elvira: Mistress of the Dark
      • Return to Horror High
      • The Creature
      • The Stuff
      • Crocodile
      • Hell comes to Frogtown
      • Rats
      • Slugs
      • Octopus
      • Spiders
      • Night of the Living Dead


      Das Set von Boulevard Entertainment enthält Scheiben von Anchor Bay, die nach dem ersten Eindruck mit guter Bildqualität punkten ("Hell comes to Frogtown" gibt in dieser Hinsicht keinen Anlass zu Kritik). Allerdings bietet "Frogtown" lediglich einen Trailer als Bonus, aber immerhin einen Audiokommentar. Der Ton liegt in englischer Spracher vor, Untertitel gibt es nicht. Mit einer halbwegs aktuellen Ausstattung sollte kein Anwender Schwierigkeiten bekommen, zur Sicherheit sei aber darauf hingewiesen, dass die DVDs die Filme in NTSC enthalten. Für Freunde knuffiger B-Movies ist die Box eine klare Empfehlung, die DVDs sind in zwölf Amarays untergebracht, die allesamt ein einer stabilen Kartonbox stecken. Alternativ ist ein platzsparendes Digistak zu haben, ferner sind die Scheiben auch einzeln zu bekommen. Momentan wird die Box z.b. bei Amazon.co.uk für schlappe £10.99(!!!) gehandelt, ein mehr als fairer Preis!

      Angenehm und sympathisch. 6/10

      Lieblingszitat:

      "Looks like your deal just got cancelled"

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

    • © by X-Rated

      Black Emanuelle und die letzten Kannibalen (Italien 1977, Originaltitel: Emanuelle e gli ultimi cannibali)

      Laura und Nieves nackt im Busch

      Bei ihrem "Undercovereinsatz" in einem Irrenhaus, stösst die Journalistin Laura (Laura Gemser) auf eine interessante Patientin. Auf dem Bauch der jungen Frau befindet sich eine rätselhafte Tätowierung, die auf einen Kannibalenstamm in Südamerika hinweist. Dieses Volk gilt seit mehreren Jahrzehnten als verschollen, doch dadurch wird Neugier der emsigen Gemse zusätzlich angestachelt. Zusammen mit dem Experten Professor Mark Lester (Gabriele Tinti) macht sich Laura auf in den Busch, ihr Boss übernimmt die Kosten für den Trip. Zunächst trifft Lester auf seinen alten Bekannten Wilkes (Geoffrey Copleston), von dessen Stützpunkt aus man sich tiefer in Dschungel begibt. Isabelle (Mónica Zanchi), Wilkes Tochter, kennt sich in der Gegend aus, sie beliefert per Boot jeden Monat eine Mission, auch die Nonne Schwester Angela (Annamaria Clementi) geht an Bord. Bei einem Zwischenstopp trifft die Gruppe auf den Jäger Donald McKenzie (Donald O'Brien), der mit seiner Gattin Maggie (Nieves Navarro aka Susan Scott) und einem Helferlein namens Salvadore (Percy Hogan) unterwegs ist. Die Ehe der McKenzies scheint schwer angeschlagen zu sein, Laura und Mark beobachten schmunzelnd, wie Maggie mit dem strammen Salvadore im Busch verschwindet. Bald sollen solche Problemchen zur Nebensache werden, denn tatsächlich machen Kannibalen die Gegend unsicher. Die "Reisegruppe" muss erste Verluste hinnehmen, der Ausflug in den Dschungel wird nun tatsächlich zum Horrortrip, zum Kampf ums nackte Überleben. Gibt es ein Entkommen aus der grünen Hölle...???

      Hach, es war wieder schön. Joe D'Amato wächst mir von Jahr zu Jahr mehr ans Herz, auch dieser Mix aus Erotik, Abenteuer und Kannibalengemetzel findet meine volle Zustimmung. Aus dem ursprünglichen deutschen Titel "Nackt unter Kannibalen", wurde im Zeitalter der DVD "Black Emanuelle und die letzen Kannibalen", was immerhin dem italienischen Originatitel 1:1 entspricht (Inzwischen ist der Film in etlichen Varianten erschienen, darunter auch wieder unter dem alten Titel). Der geschätzte Herr Aristide Massaccesi (Joe D'Amato) platzierte seinen Allerwertesten nicht nur auf dem Regiestuhl, er dachte sich die Story aus, schrieb am Drehbuch mit. Selbstverständlich übernahm er auch die Kameraarbeit, die bekanntlich sein ursprüngliches Arbeitsfeld darstellt. Wie immer dürfte die Regie D'Amatos von einigen Filmfreunden mit Skepsis betrachtet werden. Ich mag seinen Stil sehr, er schafft es stets seinen Werken eine ganz besondere Atmosphäre einzuhauchen. Schmuddel und Schund fängt kaum jemand so kunst- und stilvoll ein, ich liebe es! Über dem Treiben schwebt der locker-flockige Score von Nico Fidenco, der immer den richtigen Ton trifft.

      Wer sich mit Nacktheit und erotischen Szenen genrell nicht anfreunden kann/mag, sollte besser gleich die Finger von diesem Flick lassen (Oder sich endlich überzeugen lassen). Freilich nutzt D'Amato nahezu jede Gelegenheit, um seine attaktiven Damen nackt zu zeigen, teilweise im Nahkampf mit den anwesenden Kerlen, dazu streut der geschäftstüchtige Lustmolch ein paar (recht zahme) Lesbenszenen ein. Ich höre schon das übliche Gezeter, dass diese Momente die Handlung nicht voranbringen. Hey, die erotische Schlagseite gehört bei D'Amato eben dazu. Wenn die erotischen Szenen dann auch so ansprechend und schön ausgeführt sind, erfreuen sich meine entzündeten Augen sehr gern daran. Auch wenn ich Laura Gemser "eigentlich" nicht sonderlich attraktiv finde -sie ist mir schlicht und ergreifend zu dürr- kann ich mich der Anmut der dunklen Schönheit nicht entziehen. Dies scheint mir der richtige Zeitpunkt zu sein, um ein paar Worte zu den Darstellern zu schreiben. Wer sich bereits ein wenig mit dem italienischen Genrekino beschäftigt hat, wird sich über die ilustre Besetzungsliste freuen, beglückt über das Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern sein.

      Aus "Emanuelle" wurde in der deutschen Synchronisation "Laura". Laura Gemser wirkt hier nicht ganz so ausgemergelt wie ein einigen anderen Filmen, was ihrem Erscheinungsbild sehr zugute kommt. Zwar bin ich eher etwas üppigeren Rundungen zugeneigt, doch an den stehenden Saugvorrichtungen der Dame würde ich mich gern verlustieren, keine Frage (Contenance, altes Ferkel!). Wie dem auch sei, Frau Gemser spielt auch bekleidet überzeugend, die Rolle der mutigen Journalistin passt zu ihr. Mein sinnlicher Höhepunkt kommt jedoch in Form von Nieves Navarro daher. Nieves spielte in diversen Giallo-Perlen mit, für mich stand sie jedoch immer ein wenig im Schatten von Edwige Fenech. In den späten siebziger Jahren war sie jedoch zu einem ultrascharfen Geschoss gereift, erblühte in ihren späten Dreissigern/frühen Vierzigern zu voller Schönheit. Hier kommt sie als versoffenes Luder daher, nur durch die Gier nach Reichtum an ihren Gatten gefesselt. Wenn Nieves auf dem Nachtlager die Finger kreisen lässt, sorgt dieser Anblick für einen stark beschleunigten Puls, garantiert! Mónica Zanchi hat gegen die anmutige Laura und die wilde Nieves keinen leichten Stand, kann aber mit ihrer schüchtern angelegten Erotik auf sich aufmerksam machen. Beim geilen Joe bleibt auch das Nönnchen nicht verschont, doch Annamaria Clementi wird nur im Schlaf leicht bekleidet gezeigt, die Show überlässt man den bereits genannten Damen. Vor lauter Freude über Laura und Nieves, geraten die Herren der Schöpfung ein wenig in den Hintergrund. Unfair, denn Gabriele Tinti und besonders Donald O'Brien machen einen guten Job. Percy Hogan soll nicht unterschlagen werden, sein durchtrainierter Körper dürfte weibliche Zuschauer und interessierte Herren erfreuen. Die Kannibalen werden von kleinen, dünnen Männlein dargestellt, die laut D'Amato von den Philippinen stammen.

      "Nackt unter Kannibalen" ist ein kurzweiliges Vergnügen, aus den tiefen Häuserschluchten von New York, entführt uns der Film mitten in die grüne Hölle des Todes (die man gekonnt vortäuscht). Auf den ersten Blick mag es nicht auffallen, doch D'Amato hat einiges an Stoff in diesen Streifen gepackt. Ein stimmungsvoller Auftakt im Irrenhaus, inklusive einer blutigen Attacke als frühzeitiges Schockmoment, jede Menge knisternde Erotik, überzeugende Dschungelatmosphäre. Dazu blutige Kannibalenexzesse, die für empfindliche Zuschauer zu viel sein dürften, für den gierigen Gorebauern aber nicht ausufernd genug sein werden. Joe D'Amato gelingt es vortrefflich, aus den vorhandenen Zutaten ein sehr schmackhaftes Menü anzurichten, genau die richtige Mischung zu treffen. Dank der guten Besetzung und der handwerklich soliden Ausführung, ist der Film ein sehr liebenswerter Vertreter seiner Zunft geworden.

      Mir liegt die oben abgebildete DVD von X-Rated vor. Die Bildqualität möchte ich als mittelprächtig bezeichnen, leider wurde keine anamorphe Abtastung vorgenommen. Wie üblich kommt die Scheibe in einer grossen Hartbox ins Haus, die mit unterschiedlichen Covern erhältlich war. Es gab auch eine Ausgabe mit Bonus-DVD. Eine neuere Auflage stammt von XT, die mit jeder Menge Boni als "Remastered 3-Disc Edition" angeboten wird (Vielleicht werde ich mir die Variante von XT als Ergänzung beschaffen).

      Mag ich, will ich, gebt mir mehr! Zunächst ziehe ich 7/10 (gut), doch da ist noch Luft nach oben. Die zusätzlichen "Wohlfühlpunkte" muss ich nicht zusätzlich ins Spiel bringen, oder...?

      Lieblingszitat:

      "Aber keine Angst, ich treibe mich in keinem Irrenhaus mehr rum. Ich gehe nur zu den letzten Kannibalen."

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling

    • Kleine Hartbox von '84 Entertainment (Cover A) © by '84 Entertainment


      Tourist Trap (USA 1979, Originaltitel: Tourist Trap)

      Touri-Nepp der besonderen Art

      Fünf junge Leute, zwei Autos, eine Reifenpanne. Ein Bürschlein macht sich auf die Suche nach einer Tankstelle, gerät dabei in eine tödliche Falle. Verbleiben noch drei Damen und ein Männlein, deren Gefährt kurze Zeit später ebenfalls den Geist aufgibt. Während die drei Grazien ein Bad in einem idyllisch gelegenen See nehmen, taucht plötzlich ein seltsamer Typ auf, der sich als Mr. Slausen (Chuck Connors) vorstellt. Molly (Jocelyn Jones), Eileen (Robin Sherwood) und Becky (Tanya Roberts) sind zunächst ein wenig erschrocken, doch Mr. Slausen scheint lediglich ein verschrobener Kauz zu sein, der sich als harmlos und sogar hilfsbereit erweist. Der kantige Kauz unterhält ein bizarres Museum, dessen grösste Attraktion diverse Wachsfiguren darstellen. Slausen macht sich mit Jerry (Jon Van Ness) auf den Weg zum defekten Auto, er rät den Mädchen dazu auf jeden Fall im Haus zu bleiben. Selbstverständlich kann eine der Damen die aufkommende Neugier nicht unterdrücken. Sie will sich im nahegelegenen Nachbarhaus umsehen, denn dort soll Slausens Bruder leben. Als Eileen nicht zurückkehrt, läuten bei Molly die Alarmglocken, doch Becky hält die Angst ihrer Freundin für übertrieben. Während sich Becky und Molly auf die Suche nach Eileen machen, ist die junge Frau längst einem unvorstellbaren Grauen zum Opfer gefallen...

      Charles Band produzierte diesen kleinen Flick, etliche Jahre vor der Gründung seiner legendären "Full Moon" Filmschmiede. David Schmoeller gab seinen Einstand als Regisseur, später inszenierte er für Band z.B. den Full Moon-Klassiker "Puppetmaster" (1989). "Tourist Trap" ist ein Horrorstreifen mit Backwood-Atmosphäre, hält sich im Bezug auf Mettgut und Möpse aber weitgehend bedeckt. Die Stimmung erinnert mich an "Motel Hell" (1980), bei dem die Killer zwar auf andere Weise vorgehen, doch die groteske Schlagseite bringt die Filme sehr nahe zusammen. Ein gepflegtes Double Feature drängt sich in diesem Fall geradezu auf!

      Puppen spielen in "Tourist Trap" eine entscheidende Rolle, was bei mir für unzählige Gruselschauer sorgt. Was gibt es unheimlicheres als Puppen? Wenn sich vermeintlich starre Augen -die ins Nichts blicken sollten- plötzlich bewegen, bringen mich solche Momente an den Rand des Herzinfarkts. Fieses Gelächter ertönt aus grausigen Puppenfratzen, der Killer beherrscht die Telekinese, mir geht der Arsch auf Grundeis. Ohne Zweifel, die Puppen sorgen hier für den Horror, bei Verzicht auf ausufernde Gewalt. Eckschädel Chuck Connors erweist sich als gute Wahl für die Rolle des merkwürdigen Mr. Slausen, der befremdlicher als sein Kuriositätenkabinett anmutet. Ich kann wegen Spoilergefahr nicht weiter auf Connors eingehen, überzeugt euch also bitte selbst davon. Die Damenriege geizt leider mit Einblicken, was zumindest im Fall von Robin Sherwood und Tanya Roberts schade ist. Jocelyn Jones mag zwar die unattraktivste Dame im Ring sein, liefert aber die beste Leistung neben Chuck Connors ab. Ihre ängstliche und verklemmte Molly hat es dem wirren Mr. Slausen ganz besonders angetan, die beiden haben ein paar herrliche Szenen miteinander. Jon Van Ness fehlte es damals noch an Profil, doch er ergänzt die zentralen Figuren brauchbar.

      Der grosse Knüller ist "Tourist Trap" sicher nicht. Der Streifen punktet jedoch mit seinen gut ausgeführten "Puppeneffekten", einer insgesamt runden und intensiven Atmosphäre, einem starken Chuck Connors, die hübschen Mädchen sind das kleine Sahnehäubchen obendrauf. Ausdrücklich weise ich erneut darauf hin, dass der Film ein stimmiges Double Feature mit "Motel Hell" ergeben würde. Die Beschaffung der Flicks sollte keine Schwierigkeiten bereiten, denn auch "Motel Hell" wurde inzwischen offiziell in Deutschland veröffentlicht, CMV hat sich erbarmt. "Tourist Trap" liegt mir als DVD von '84 Entertainment vor, die Scheibe hinterlässt einen leicht zwiespältigen Eindruck. Der "Farbregler" wurde oft zu weit aufgedreht, die Kompression arbeitet nicht optimal, ferner spielte man offenbar mit Filtern rum. Ein Ausfall ist die DVD nicht, Qualitätsfetischisten sollten aber die Finger von dieser Scheibe lassen. Wie bei '84 üblich, wurde die DVD in diversen Hartboxen auf den Markt geworfen, so sollte jeder das "passende" Cover finden.

      Angenehm und sympathisch. Obere Mittelklasse = 6/10

      Lieblingszitat:

      "Er ist verrückt. Er wird uns alle töten."

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling
    • Lieber Blap :)

      was ich zwischendurch mal sagen wollte: ich kann zwar mit dem Großteil deiner vorgestellten Filme nichts anfangen, echt nicht mein Genre / Geschmack....lese aber trotzdem all deine Rezensionen gerne, weil ich finde, dass sie sehr gut und unterhaltsam geschrieben sind :]

      Außerdem mag ich dein differenziertes Bewertungssystem. Wenn ich da an so manche HSP-Rezi denke, die nach dem 10-Punktesystem erstellt wurde und das HSP eine 6 v 10 kassiert: das ist dann meist schon nichtempfehlenswerter Schrott und so....bei dir heißt das: sympathisch, obere Mittelklasse".....gefällt mir halt irgendwie echt gut :]

      Also danke für die bereits geposteten sowie die noch folgenden Rezis. Vielleicht ist ja i-wann auch mal was für mich dabei ;) ("Sie leben" wäre zB toll!) :klimper:
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • Moin!

      Danke! Geschmäcker sind unterschiedlich. Gut so, sonst wäre es ja furchtbar langweilig. Trotzdem rate ich stets dazu über den eigenen Tellerrand zu blicken, sich mutig auf neue Erfahrungen einzulassen.

      Die Bewertung per Zahlenraster bereitet mir Bauchschmerzen, da ich es nicht für angemessen halte, Kunst in ein solches Korsett zu pressen. Letztlich soll die Zahlenwertung als kleine Zusammenfassung dienen. Natürlich sind meine Kommentare und Bewertungen immer völlig subjektiv. Die Zahlenbewertungen haben nicht immer den gleichen "Wert". Z.B. wiegt eine 7/10 für einen schönen Horrorflick aus den siebziger Jahren (meist) mehr, als eine 7/10 für einen aktuellen Streifen. Daher erwähne ich oft die zusätzlichen "Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte".

      Hier eine kleine Übersicht, die Aufschluss über meine Auslegung der 1-10 Skala gibt: (Zusätzlich sind auch "Zwischennoten" wie z.B. 7,5/10 möglich)

      10/10 - Meinen absoluten Lieblingen vorbehalten. Filme die mir ganz besonders am Herzen liegen, mich (oft) schon seit vielen Jahren begleiten. Bei einer Erstsichtung ziehe ich 10/10 "eigentlich" (schreckliches Wort) nie.

      9/10 - Überragende Filme, bei denen ich vor Freude auf dem Sofa rumhüpfen möchte.

      8/10 - Sehr gut. Hier gibt es nichts zu meckern, erstklassige Unterhaltung.

      7/10 - Gut. Es mag kleine Kritikpunkte geben, doch diese sind zu vernachlässigen. Guter Stoff.

      6/10 - Obere Mittelklasse. Zwar läuft nicht alles rund, doch ich fühle mich noch immer angenehm unterhalten.

      5/10 - Mittelklasse - Die Kritikpunkte sind nicht mehr ausblendbar, doch es gibt noch immer genügend positve Ansätze.

      4/10 - Untere Mittelklasse - Kein Schrott, aber insgesamt schon recht enttäuschend

      3/10 - Schwach

      2/10 - Sehr schlecht, ein verdammtes Ärgernis

      1/10 - Unfassbare Sülze, eine einzige Qual.

      Glückerlicherweise habe ich im Laufe der Zeit ein recht gutes Gespür dafür entwickelt, welche Filme ich besser meiden sollte. Daher kommen Bewertungen unterhalb von 5/10 ziemlich selten vor.

      Brotherr des Satansordens von Blapderon™ & dreckiger, runtergekommener Lüstling