Der Tempel
nach H.P. Lovecraft
Titania Medien 2009
Sprecher
Erich Räuker, Dennis Schmidt-Foß, Andreas Mannkopff, Bodo Wolf, Tommy Morgenstern, Tom Vogt und David Turba
Rezension
Die lange erwartete neue Lovecraft-Folge des Gruselkabinetts, endlich! Und meine Erwartungen wurden mehr als nur erfüllt.
Die ohnehin sehr gruselige Vorlage Lovecraft's wurde von Titania Medien, wie nicht anders gewohnt, behutsam und überzeugend fürs Hörspiel bearbeitet. Man merkt dem Hörspiel keinesfalls an, dass die Vorlage eher dialogarm ist und sich, wie für Lovecraft so typisch, auf Monologe des Ich-Erzählers konzentriert.
Beim ersten Durchlauf hatte ich allerdings ein Problem, welches mich immer wieder von der Geschichte ablenkte: wieso, zum Holledröpschen, nennt der erste Offizier Klenze den Kapitän immer "Herr Kalläu"? Dieser hat sich doch dem Hörer mit "Karl Heinrich Graf von Altberg-Ehrenstein" vorgestellt....?
Beim zweiten Durchlauf habe ich das Rätsel dann gelöst: oha, ach so...militärische Ränge und ihre Abkürzungen...Klenze nennt ihn nicht "Kalläu"....sonder "K-Leu" = Kapitän Leutnant. Oh weh!
Nachdem dieser Ablenkungsfaktor also ausgeschlossen war, konnte ich mich ganz auf das Hörspiel konzentrieren, endlich.
Der Tempel ist die Geschichte des deutschen U-Bootes U29, dessen Mannschaft in den Kriegswirren des ersten Weltkrieges auf See dem Grauen anheim fällt. Seit dem Erbeuten einer Elfenbeinstatue gehen an Bord merkwürdige Dinge vor sich, die Mannschaftsmitglieder scheinen langsam den Verstand zu verlieren...vor Angst. All dies gipfelt in einer Meuterei, bei der die Mannschaft verlangt, das Boot verlassen zu dürfen, was Altberg-Ehrenstein murrend gestattet. Er selbst als Kapitän und Patriot bleibt natürlich an Bord, und nur sein 1. Offizier Klenze bleibt ihm treu ergeben.
An dieser Stelle beginnt ein beklemmendes Kammerspiel und der eigentliche Hauptteil der Geschichte. Nach einem Maschinenschaden zeigt sich, aus welchem Holz die beiden so unterschiedlichen Männer geschnitzt sind. Während sie hilflos unter Wasser treiben, erliegt Klenze der klaustrophobischen Enge des schwimmenden Sarges U29 und verliert, wie die Mannschaft vor ihm, langsam den Verstand, während der K-Leu eisern das Gesicht des unerschütterlichen Militärs aufrecht erhält.
Hier liefern dann auch Erich Räuker und Dennis Schmidt-Foß eine Performance par Excellence, vor allem Letztgenannter spielt sich in manchen Szenen die Seele aus dem Leib. Während eines Tauchganges, bei dem ihm unheimliche Dinge auf dem Meeresgrund offenbart werden, sagt er einmal über Funk "Schrecklich!". In diesem einen Wort liegt so viel Angst, dass mir die Haare zu Berge standen. Sehr intensiv, sehr glaubhaft. Ganz dickes Lob an alle Sprecher!
Story und Umsetzung: 5 Sterne
Am Rande: mit Erich Räuker und Tom Vogt hätten wir beide deutsche Stimmen des Voyager-Steuermannes Tom Paris an Bord...die Welt ist klein
Sound, Musik, Geräusche
Tjaaaaa...was soll man noch großartig Neues zur Produktion einer Gruselkabinett-Folge sagen?
Wie gewohnt wird das Ohr mit allerfeinstem Sound verwöhnt, und zwar in jeder Hinsicht. Die Sprachaufnahmen sind glasklar und in authentischem Stereo-Panorama zu hören, die Musik kann es, ebenfalls wie gewohnt, durchaus mit jedem Hollywood-Filmscore aufnehmen. Auch die Geräusche klingen absolut echt und versetzen uns in die klaustrophobische Enge eines alten U-Bootes....authentischer, als einem lieb ist!
Ich weiß nicht, ob dieses Geräusch aus einem Archiv kommt, oder ob es handmade für diese Folge erzeugt wurde....irgendwann fängt es an, zu klopfen...an die Außenwand des U-Bootes...in mehreren 100 Metern Tiefe!
Bei diesem Geräusch bin ich so sehr erschrocken, dass zusätzliche Beleuchtung im Raum notwendig wurde. Ich musste dabei immer an den alten Horror-Shocker "Bis das Blut gefriert" denken....und mit diesem donnernden, schallenden Klopfen werden wir auch nach einem schrecklichen Finale auf dem Meeresgrund aus der Geschichte entlassen. Armer Herr K-Leu...wirklich kein Grund zur Freude....umso mehr für uns, wenn wir das gute Stück gleich nochmal von vorne hören
Musik und Geräusche: 5 Sterne
Cover
Siehe oben.
Meiner Ansicht nach eines der schönsten, wenn nicht DAS schönste Cover der Serie. Auf einen Blick weiß man ungefähr, was einen erwartet, wobei ich es sehr begrüße, dass man das Cover nicht ZU reißerisch gestaltet hat...keine Seeungeheuer oder was auch immer für Kreaturen, lediglich die schwachen Lichter in den Gebäuden unter Wasser wispern einem leise, aber eindringlich ins Ohr, dass hier unten etwas nicht stimmt...ganz und gar nicht stimmt!
Im übrigen die altbekannte Ausstattung, 2-seitiges Booklet mit Sprecher-und Produktionsdaten.
5 Sterne (aufgrund des phantastischen Covermotives, eine etwas dickere Ausstattung mit Sprechergallerie etc. wäre natürlich nett!)
Fazit
SO mag ich meinen Lieblingsautor in der Hörspielfassung! Die für mich beste Lovecraft-Adaption bis heute, Lovecraft würde sie auch gemocht haben
Beklemmendes Kammerspiel zweier Spitzensprecher in klaustrophobischer Atmosphäre, untermalt mit authentischen Geräuschen und gänsehautförderndem Score, präsentiert in einem für 2009 absolut angemessenen Sound - TOP! Absoluter Kauftipp!
5 von 5 Sternen / Schulnote 1
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nach H.P. Lovecraft
Titania Medien 2009
Auf hoher See 1917: In den Kriegswirren eskaliert die Situation an Bord des deutschen U-Bootes U29. Hat das merkwürdig aggressive Verhalten der Mannschaft etwas mit einer aus Elfenbein geschnitzten Statue eines Lorbeer-bekränzten Jünglingshauptes zu tun, die der Hand eines toten feindlichen Seemannes entwunden wurde??
Sprecher
Erich Räuker, Dennis Schmidt-Foß, Andreas Mannkopff, Bodo Wolf, Tommy Morgenstern, Tom Vogt und David Turba
Rezension
Die lange erwartete neue Lovecraft-Folge des Gruselkabinetts, endlich! Und meine Erwartungen wurden mehr als nur erfüllt.
Die ohnehin sehr gruselige Vorlage Lovecraft's wurde von Titania Medien, wie nicht anders gewohnt, behutsam und überzeugend fürs Hörspiel bearbeitet. Man merkt dem Hörspiel keinesfalls an, dass die Vorlage eher dialogarm ist und sich, wie für Lovecraft so typisch, auf Monologe des Ich-Erzählers konzentriert.
Beim ersten Durchlauf hatte ich allerdings ein Problem, welches mich immer wieder von der Geschichte ablenkte: wieso, zum Holledröpschen, nennt der erste Offizier Klenze den Kapitän immer "Herr Kalläu"? Dieser hat sich doch dem Hörer mit "Karl Heinrich Graf von Altberg-Ehrenstein" vorgestellt....?
Beim zweiten Durchlauf habe ich das Rätsel dann gelöst: oha, ach so...militärische Ränge und ihre Abkürzungen...Klenze nennt ihn nicht "Kalläu"....sonder "K-Leu" = Kapitän Leutnant. Oh weh!
Nachdem dieser Ablenkungsfaktor also ausgeschlossen war, konnte ich mich ganz auf das Hörspiel konzentrieren, endlich.
Der Tempel ist die Geschichte des deutschen U-Bootes U29, dessen Mannschaft in den Kriegswirren des ersten Weltkrieges auf See dem Grauen anheim fällt. Seit dem Erbeuten einer Elfenbeinstatue gehen an Bord merkwürdige Dinge vor sich, die Mannschaftsmitglieder scheinen langsam den Verstand zu verlieren...vor Angst. All dies gipfelt in einer Meuterei, bei der die Mannschaft verlangt, das Boot verlassen zu dürfen, was Altberg-Ehrenstein murrend gestattet. Er selbst als Kapitän und Patriot bleibt natürlich an Bord, und nur sein 1. Offizier Klenze bleibt ihm treu ergeben.
An dieser Stelle beginnt ein beklemmendes Kammerspiel und der eigentliche Hauptteil der Geschichte. Nach einem Maschinenschaden zeigt sich, aus welchem Holz die beiden so unterschiedlichen Männer geschnitzt sind. Während sie hilflos unter Wasser treiben, erliegt Klenze der klaustrophobischen Enge des schwimmenden Sarges U29 und verliert, wie die Mannschaft vor ihm, langsam den Verstand, während der K-Leu eisern das Gesicht des unerschütterlichen Militärs aufrecht erhält.
Hier liefern dann auch Erich Räuker und Dennis Schmidt-Foß eine Performance par Excellence, vor allem Letztgenannter spielt sich in manchen Szenen die Seele aus dem Leib. Während eines Tauchganges, bei dem ihm unheimliche Dinge auf dem Meeresgrund offenbart werden, sagt er einmal über Funk "Schrecklich!". In diesem einen Wort liegt so viel Angst, dass mir die Haare zu Berge standen. Sehr intensiv, sehr glaubhaft. Ganz dickes Lob an alle Sprecher!
Story und Umsetzung: 5 Sterne
Am Rande: mit Erich Räuker und Tom Vogt hätten wir beide deutsche Stimmen des Voyager-Steuermannes Tom Paris an Bord...die Welt ist klein
Sound, Musik, Geräusche
Tjaaaaa...was soll man noch großartig Neues zur Produktion einer Gruselkabinett-Folge sagen?
Wie gewohnt wird das Ohr mit allerfeinstem Sound verwöhnt, und zwar in jeder Hinsicht. Die Sprachaufnahmen sind glasklar und in authentischem Stereo-Panorama zu hören, die Musik kann es, ebenfalls wie gewohnt, durchaus mit jedem Hollywood-Filmscore aufnehmen. Auch die Geräusche klingen absolut echt und versetzen uns in die klaustrophobische Enge eines alten U-Bootes....authentischer, als einem lieb ist!
Ich weiß nicht, ob dieses Geräusch aus einem Archiv kommt, oder ob es handmade für diese Folge erzeugt wurde....irgendwann fängt es an, zu klopfen...an die Außenwand des U-Bootes...in mehreren 100 Metern Tiefe!
Bei diesem Geräusch bin ich so sehr erschrocken, dass zusätzliche Beleuchtung im Raum notwendig wurde. Ich musste dabei immer an den alten Horror-Shocker "Bis das Blut gefriert" denken....und mit diesem donnernden, schallenden Klopfen werden wir auch nach einem schrecklichen Finale auf dem Meeresgrund aus der Geschichte entlassen. Armer Herr K-Leu...wirklich kein Grund zur Freude....umso mehr für uns, wenn wir das gute Stück gleich nochmal von vorne hören
Musik und Geräusche: 5 Sterne
Cover
Siehe oben.
Meiner Ansicht nach eines der schönsten, wenn nicht DAS schönste Cover der Serie. Auf einen Blick weiß man ungefähr, was einen erwartet, wobei ich es sehr begrüße, dass man das Cover nicht ZU reißerisch gestaltet hat...keine Seeungeheuer oder was auch immer für Kreaturen, lediglich die schwachen Lichter in den Gebäuden unter Wasser wispern einem leise, aber eindringlich ins Ohr, dass hier unten etwas nicht stimmt...ganz und gar nicht stimmt!
Im übrigen die altbekannte Ausstattung, 2-seitiges Booklet mit Sprecher-und Produktionsdaten.
5 Sterne (aufgrund des phantastischen Covermotives, eine etwas dickere Ausstattung mit Sprechergallerie etc. wäre natürlich nett!)
Fazit
SO mag ich meinen Lieblingsautor in der Hörspielfassung! Die für mich beste Lovecraft-Adaption bis heute, Lovecraft würde sie auch gemocht haben
Beklemmendes Kammerspiel zweier Spitzensprecher in klaustrophobischer Atmosphäre, untermalt mit authentischen Geräuschen und gänsehautförderndem Score, präsentiert in einem für 2009 absolut angemessenen Sound - TOP! Absoluter Kauftipp!
5 von 5 Sternen / Schulnote 1
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... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's