Hörspiele als schlechtes Vorbild

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    • Hörspiele sind wie alle anderen Medien auch, sowohl eine Reflektion der Gesellschaft als auch eine Reflktion der aktuellen Zeit mit derem weiten Spektrum an Sichtweisen. Es ist fraglich, in wieweit man ein Kunstobjekt (wie einen Film, ein Buch oder ein Hörspiel) herausgelöst von der Gesellschaft und der Zeit in der es enstanden ist sehen kann. Z.B. das N Wort. Das wurde bis in die 60er noch ganz normal benutzt, weil die meisten sich dabei gar nichts gedacht haben. Dass man damit eine ganze Minority-Gruppe beleidigt war vielen nicht bewusst. Deswegen wurde das Wort auch in Film und Buch benutzt, da es in der Zeit auch benutzt wurde. Ist das 10 kleine N..... Lied rassistisch? Darueber kann man diskutieren. Ob das zu etwas sinnvollem führt ist wahrscheinlich eher fraglich.

      Oder James Bond. Da könnte Sean Connery‘s James Bond schon x mal wegen sexueller Belästigung verklagt werden. Die modernen James Bond sehen ganz anders aus. Somit sind auch Hörspiele ein Spiegelbild der Gesellschaft im ihrer Zeit und was im Moment akzeptabel ist und manchmal reizt man das auch aus.

      Auch prägen Hörspiele mit ihren Welten, die sie erschaffen, schon unsere eigene Wertevorstellung (wie jedes andere Medium auch). Wieviel davon wirklich unsere Aktionen und Einstellungen wirklich langfristig verändern können, ist fraglich. Vielleicht verstärken sie nur die schon vorhandene Sichtweise.

      Z.B. TKKG. Das ist schon eine ganz bestimmte altmodische Sichtweise die dort angelegt wird. Eine moderne Gesellschaft reflektiert diese Serie nicht.
    • Schön geschrieben @Cherusker! Hörspiele sind immer auch eine Momentaufnahme und dokumentieren die „Zeit“ mit allem Drum und Dran. Sie sind Zeitzeugen und Zeitdokumente, daher ist es fatal sie nach heutigen Maßstäben zu „zensurieren“ (bis zu einem gewissen strafrechtlichen Grad“ selbstverständlich, denn alles kann man natürlich auch nicht als Kunst tolerieren). Abgesehen davon, wer weiß was man in 30 Jahren über jetzige Hörspiele, ihre Ausdrücke, Verhaltensweisen und und und sagen wird. Wir wissen es heute auch nicht besser, so wie man es damals nicht besser wusste. Wer weiß auch in welche Richtung die Gesellschaft mit ihren Normen und Werten gehen wird. Vielleicht ist der Verzehr von Tieren in 50 Jahren, als Beispiel, absolut verpöhnt und man blickt auf unsere heutige Zeit mit großem Grausen und Abscheu.
    • S.R.-Fan schrieb:

      Das waren wirklich Kinderhörspiele @Agatha? Ich habe die damaligen "üblichen" Kinderserien gar nicht so brutal in Erinnerung. Meine Hochzeit der Kinderhörspiele war aber auch so Mitte bis Ende der 80er Jahre.
      Okay, der "Kommissar" waren Jugendhörspiele, aber da haben die kleineren Geschwister doch in der Regel auch einfach mitgehört.
      Bei mir sind auch meine kleineren Kusinen mit dabei gewesen, wenn ein Hörspiel lief, die haben wir doch nicht extra aus dem Zimmer geschickt. ;)
      Bei dem "Vergewaltigungshörspiel" weiß ich nicht mehr, für welches Alter das gedacht war, sicher auch eher für Jugendliche.

      Hier ist z.B. mal der Link zu einem Cover der "Kommissar"-Reihe, die es aber nur auf drei oder vier Folgen brachte: Im Schatten der Tat
    • Es kommt wohl auch auf jeden selber an wie weit man beeinflussbar ist. Z.B., ich habe ein sehr interessantes Interview mit einem Psychologen gelesen, der die Situation an der Amerikanisch-Mexikanischen Grenze beschrieben hat, dass Kinder illegaler Einwanderer von ihren Eltern getrennt werden. Ein Aspekt, der mit neu war und was dieser Psychologe hervorhob, sind die Langzeitschaeden der Kinder. Kinder in ihrer Kindheit, vor allem fruehen Kindheit, bilden sich ihr Weltbild. Und ein Schluesseleindruck ist, ob die Welt an sich gut ist oder ob die Welt unfair und ist. Ich denke, dass ist ein wichtiger Aspekt der Persoenlichkeitsbilding, der auch viel EInfluss auf unsere spaeteren Aktionen und Meinungen hat. Vertrauen haben z.B. Personen, die in ihrer Kindheit eine Welt als fair und gut wahrgenommen haben viel eher als jemand der die Welt als unfair wahrgenommen hat.

      Kann ein Hoerspiel nun einen Hoerer beeinflussen, ob die Welt eher fair und gut oder eher unfair und boese ist? Das glaube ich eher nicht. Den geringen Einfluss, den ein Hoerspiel auf die Persoenlichkeit hat, ist eher ein Strohhalm auf der Waagschale, auf der schon viele Saecke mit Mehl liegen.
    • Cherusker schrieb:

      Kann ein Hoerspiel nun einen Hoerer beeinflussen, ob die Welt eher fair und gut oder eher unfair und boese ist? Das glaube ich eher nicht. Den geringen Einfluss, den ein Hoerspiel auf die Persoenlichkeit hat, ist eher ein Strohhalm auf der Waagschale, auf der schon viele Saecke mit Mehl liegen.
      Sehe ich genau wie Du und sicher auch die allermeisten hier.
      Das bisschen guten oder schlechten Einfluss, den die von den meisten Kindern nur gelegentlich mal gehörten Hörspiele haben dürften, ist doch verschwindend gegenüber dem, was sie sonst im Laufe ihrer Entwicklung so an Positivem oder Negativem erleben.
      Und das war auch früher bei uns nicht anders. :)
    • Es gibt meines Erachtens aber schon Sendungen, die einem Schaden können. Ich habe eine Sendung mit meinem Sohn geschaut und in der Sendung bekam der Held durch Einwerfen von einer Superpille Superkräfte. Normalerweise hat diese Pille starke Nebenwirkungen (es ist halt eine Droge) aber das besondere an der Person war, dass er diese Nebenwirkungen nicht gespürt hat. Das kann schon gefährlich sein und das verharmlost meiner Meinung nach die Einnahme von gefährlichen Performance-Drugs.
    • Vor allen Dingen finde ich ja krass, was die Dinger gekostet haben: 18 DM pro Stück! :pinch:
      Dafür konnte man sich bestimmt gleich mehrere Kitschromane, Westernheftchen und Kinokarten kaufen.
      Wo war da also der Anreiz für die durch diesen "Schund" Infizierten? :zwinker:
      Damals dürften knapp 20 Mark ja in etwa so viel wie heute 30 € gewesen sein...stolzer Preis für ein "Belehrungshörspiel". :pfeifen:
      Darauf musste man erst mal kommen, um die Jugend vor verderblichen Einflüssen zu bewahren.
      Der Christophorus-Verlag war damals ja noch ein rein religiöser.

      @Cherusker Der Scan kommt aus dem "Handbuch der katholischen Filmkritik" vom April 1959.
      So was steht bei MoAs auch im Regal. :biggrin:
    • Oh, interessant.
      Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass solche "Erziehungsplatten", zumal bei DEN gesalzenen Preisen, damals von irgendwem, außer ein paar besorgten Eltern mit zu viel Kleingeld :zwinker: , gekauft wurden.
      Waren sicher keine Renner, die Dinger, aber es ist schon kurios zu sehen, was es so alles im Laufe der Jahrzehnte auf dem Hörspielsektor gab. :zustimm:
    • Interessanter Thread, den ich erst jetzt entdecke.

      Es gibt ja immer wieder mal auch die Stimmen, die generell bei künstlerischen Werken aus anderen Zeitpochen, eine gewisse Anpassung wünschen, um sie quasi zu entschärfen. Und immer gibt es bei dieser Erörterung jenen Zwiespalt: auf der einen Seite möchte man die Originalität des Kunstwerkes nicht antasten, andererseits möchte man dem Umstand Rechnung tragen, dass bestimmte Personengruppen sich durch Plot oder Ausdruck beleidigt oder diskriminiert fühlen oder die Art der Geschichten einen negativen Einfluss auf die Kindesentwicklung nehmen könnte.

      Ich finde, beide Perpektiven verdienen es, betrachtet zu werden, ohne dass man gleich aufschreit und etwas als abwegig oder übertrieben brandmarkt.

      Nach meinem Empfinden muss man da stark differenzieren. Und dabei sind die Fragen entscheidend:

      Ist der zeitliche Kontext, in dem es spielt, bei der Rezeption erkennbar?
      Und wen richtet sich das jeweilige Werk überhaupt?

      Für mich scheidet bei dieser Frage Kunst für Erwachsene schon mal aus. Ich mag zwar ein persönliches Empfinden haben, ob die "Moral", die in einem solchen Werk transportiert wird, in meinen Augen vorbildhaft ist oder gute Konsequenzen zeitigt, aber da ich von jedem Erwachsenen ein gewisses Maß an Abstraktionsvermögen und Reflexion erwarte und außerdem kein Freund bevormundender Reglements für mündige Bürger bin, sehe ich hier kein Problem, dem mit Zensur oder "Cleaning" beizukommen wäre - auch wenn ich im Einzelfall Teile des Werkes aufgrund der von meiner Ansicht abweichenden Grundhaltung nicht teilen mag. Da ist Toleranz gefragt, und auch an der Reibung an anderslautenden Auffassungen schult sich ja das eigene Urteil bzw. Urteilsvermögen. (Was leider viele vergessen.)

      Und es ist schon mal gar nicht problematisch, wenn das zugrundeliegende Werk dann auch noch aus einer ganz anderen Zeitepoche spielt und diese dann auch halbwegs realistisch darstellt. Im Gegenteil: So etwas ist dann ja von besonderem Wert, wenn man so ein authentisches Zeitdokument vorliegen hat.

      Schwierig wird es eben erst dann, wenn sich ein Werk - hier besonders Film, Hörspiel, Buch - explizit an Kinder richtet und von ihnen konsumiert wird. Dann stellt sich nämlich die Frage, inwieweit Handlungsanteile, die heute als moralisch fragwürdig erachtet werden, obwohl sie dies vielleicht zu anderen Zeiten nicht oder wenigstens in weiten Teilen der Bevölkerung nicht waren, heute noch dazu fähig wären, von dem Kind als "normal" betrachtet und insofern unbewusst übernommen zu werden.

      Natürlich kann man auch da bei einigen Werken sagen: Ist halt eine andere Zeit gewesen. Aber ein Kind kann das nicht reflektieren und wird dies so wahrnehmen, als wäre es "normal". Weil es erst mal alles, was es vorfindet, als "normal" empfindet. Erst viel später dämmert einem Menschen, dass bestimmte Dinge eben nicht normal sind - oder es zumindest nicht sein sollten.

      Wo dabei die Grenze des Vertretbaren, auch des Erträglichen ist, darüber kann man dann natürlich trefflichst streiten.
      Ich kann mich erinnern, dass etwa Peter Lustig in seiner Löwenzahn-Sendung in den 80'ern auch gern mal ein Glas Wein getrunken hat - etwas, was heute wohl eher nicht mehr vorkommt; dabei verherrlicht ein Glas Wein ja nicht gleich das Saufen. Aber es gibt halt viele Empfindlichkeiten, die wohl zu berücksichtigen sind, und die Bereitschaft, sich mit seiner Meinung einzubringen, sie vielleicht auch lautstark zu bekunden, ist wohl auch deutlich gestiegen - und ehe man sich mit dem Gezeter irgendeines Teils der Gesellschaft auseinandersetzen muss, denkt man in den Redaktionen vielleicht: Ach, ist eh nicht wichtig; lassen wir weg!

      Ist das nun gut oder schlecht?
      Kommt halt auf die Perpektive an.
      Sicherlich gibt es gute Gründe auch für ein rigoroseres Vorgehen, denn wo ist die Grenze: das Glas Wein ist nicht schlimm. Aber wie wäre es, wenn sich der Moderator einer Kindersendung dazu auch noch eine Zigarette anzünden würde?

      Bei Hörspielen ist das ähnlich. Oft wird ja TKKG ins Feld geführt, und es wird behauptet: So war das damals eben. Aber genau das bezweifle ich. Es mag dieses Denken in Teilen der Gesellschaft noch in den Köpfen gewesen sein, aber eine Gleichsetzung von "Zigeunern", Obdachlosen oder Punks mit lichtscheuem Gesindel war wenigstens in der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, und bei den Leuten, die mich geprägt haben, durchaus NICHT normal. Natürlich gab es Anfang der 80'er noch viele Vorurteile, die es so heute nicht mehr gibt, wiel die Gesellschaft insgesamt viel weiter gekommen ist, aber dieses beinahe schon demonstrative Herausschreiben von Vorurteilen ist schon etwas Besonderes in der deutschen Medienlandschaft. Und ich frage mich tatsächlich, wie es sein kann, dass da nicht schon damals jemand auf die Idee gekommen ist, den Autor mal zu Seite zu nehmen und mit ihm das transportierte Weltbild zu erörtern.
      Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe als Kind einige der ersten TKKG-Folgen sehr gern gehört und fand sie unterhaltsam. Aber vieles, was heute kritisiert wird, auch wenn es im Einzelnen nicht selten übertrieben erscheint, ist mir damals schon als unschön aufgefallen: Die stereotype Darstellung von Tarzan/Tim und Gabi als Held/schützenswertes Hascherl; der Hand zur Gewalt beim Protagonisten; extremes Schwarzweißdenken bei der Darstellung der handelnden Figuren; usw.

      Heute erkenne ich, dass das der Grund war, warum ich recht schnell das Interesse an TKKG verlor. Damals wusste ich nicht, woran das lag.

      Und man darf ja nicht vergessen: Die drei ??? sind sogar noch älter als die drei ???, wirken aber heute ungleich moderner als etwa TKKG. Erstunlich finde ich sogar, dass selbst die Figuren damals schon weiter waren: Hört man sich nämlich mal die drei Fragezeichen Kids an, bemerkt man schnell, dass eine so starke und vorbildliche Frauenfigur wie Tante Mathilda im vergleich zu den Klassikern heute nur noch zu einer oberbetüdelnden, völlig Betulichen Hausmama verkommen ist, bei der sich im Leben alles nur ums Kirschkuchen-Backen dreht. Da hat man den Eindruck, dass die Kids-Folgen aus den Sechzigern stammen und die Klassiker von heute, und ich frage mich, was die Autoren geritten hat, diesen Charakter so zu verschandeln.

      Aus eigenem Erleben kenne ich folgendes Beispiel - und deshalb schwanke ich auch bei der Bewertung dieser Frage:

      Wir haben ein O-Ton-Hörspiel von Pippi Langstrumpf gekauft, das unser Sohn sehr liebt. In diesem wird jedoch an einer Stelle, als es um den Vater geht, ganz unbekümmert das mittlerweile schon berüchtigte Wort "Negerkönig" benutzt. Nun wird das nicht näher erläutert, und es spielt im Grunde für den Rest auch gar keine Rolle, aber das Wort fällt nun mal., und ich muss gestehen, dass ich jedes Mal innerlich zusammenzucke, wenn ich es höre. Ich weiß, dass es nicht diskriminierend gemeint ist, weiß aber auch, dass etwas nicht diskriminierend gemeint sein muss, um zu verletzen und zu diskriminierend. Wer in anderem Kontext vielleicht schon rassistisch beleidigt wurde, wird, wenn etwa sein Kind ganz unbedarft dieses Hörspiel hört, ganz anders darauf reagieren als ich. Mal abgesehen davon, dass dies sicher nicht von Astrid Lindgren beabsichtigt wurde. Was würde sie selbst heute dazu sagen, wenn man sie darauf anspräche (mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob dieses Wort im Original überhaupt eine gleichwertige Entsprechung hat). Würde sie nicht sehr wahrscheinlich sagen: Es geht darum, dazustellen, dass Pippis Vater König in einer exotischen Gegend ist - ob man nun das veraltete und heute als diskriminierend wahrgenommene Wort nimmt oder den Südseekönig, das macht keinerlei Unterschiend?

      Ich denke schon. Zumal Pippi Langstrumpf ja eher als das Gegenteil eines reaktionären Kindercharakters dargestellt wird.

      Das Problem ist halt: Man kauft ein Hörspiel und rechnet ja nicht damit, dass dort etwas geschieht oder erzählt wird, das vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, fragwürdig ist. Wenn man es vorher weiß, kann man entsprechend damit umgehen. Aber wenn man es eben nicht weiß, hat man vielleicht später ein "böses" Erwachen.

      Schadet es nun den Kindern, wenn sie so etwas hören?
      Natürlich nicht direkt. Keiner hört TKKG und wird dann gleich zum prügelnden Tarzan, der Obdachlose "Penner" nennt und jeden "Zigeuner" für einen Verbrecher hält. Es sind eher die unterschwelligeren Dinge, die transportiert werden können - zumal wenn sie im relaen Leben keine Entsprechung finden. Ein Wort wie "Neger" ist eben heute nicht normal, nicht okay - und wenn wir ehrlich sind, ist es das schon in den 80'ern nicht gewesen. Wir als Erwachsene können das einordnen. Kinder nicht. Und wenn sie dieses Wort ganz unverfänglich hören, kann das dazu führen, dass sie es als "normal" empfinden. Und wenn ich als Erwachsener es dann einzuordnen versuche, dann kann gerade in dieser Einordnung der Reiz der Grenzüberschreitung liegen. Muss nicht, aber kann.

      Insofern sehe ich diesen gesamten Themenkomplex deutlich kritischer, wenn es sich um Hörspiel für die Kleinsten und Kleinen handelt, auch wenn ich ansonsten sehr entschieden gegen moralisch motivierte Eingriffe in die Kunst bin.

      Wie seht Ihr das?
    • Wie schrieb Detlef Kurtz damals zu Team Undercover 2?
      "Die Autoren schießen am Anfang ein wenig unbedacht über das Ziel hinaus. Um in ein neues Abenteuer zu geraten, brechen die Titelhelden ein, um geheimnisvolle Briefe zu kopieren. Die Helden einer Jugendserie haben immer – ob gewollt oder nicht – eine gewisse Vorbildfunktion, daher ist das wirklich nicht in Ordnung und hätte anders gelöst werden müssen. Nach den doch recht zweifelhaften Anfang geht es aber normal weiter."

      Was haben wir uns damals geschämt...öh...nö, haben wir nicht. :) Wir haben uns nur verwundert die Augen gerieben, warum bei ???/TKKG usw. alles als okay durchgewunken wird (und dort werden ja quasi in jeder Folge von den Protagonisten Straftaten begangen und das nicht zu knapp), aber da bei TU 2 die Tochter den Schlüssel des Vaters benutzt, um ohne sein Wissen das Gebäude zu betreten, ist das nach wie vor für uns harmlos und nicht kinderschädigend. :)

      Da fanden die Kinderhörer unseres Stadtteils die Szene in TU 6 im Hülser Park mit den Clowns viel unheimlicher...weil sie es mit dem tatsächlichen Hülser Park in Verbindung brachten.
    • Okay, das finde ich jetzt - so wie es sich in dem Zitat darstellt - auch übertrieben, denn dieses geheime Eindringen in verlassene Häuser und Herumschnüffeln usw.. gehört ja bei solcher Art Geschichten wirklich auch dazu - und es wird ja auch zu jeder Zeit deutlich, wie das einzuordnen ist. Die Kinder brechen ja nicht ein, um Omas Sparstrumpf zu stehlen und das Geld dann sinnlos zu verplempern.

      Aber daran merkt man schon: Es gibt da unterschiedliche Empfindlichkeiten, und es ist schwierig, da eine einheitliche Grenze zu finden. Darum oben mein Hinweis auf das diskriminierende Element. Das wäre für mich die Grenze - jedenfalls bei Hörspielen, die sich explizit an Kinder richten.

      Aber man kann da ja auch an anderer Stelle ansetzen: Wir haben hier noch ein altes Buch mit Grimms Märchen, herrlich altbacken, mit kitschigen Illustrationen. Mein Sohn mochte dieses Buch. Doch die Geschichten habe ich beim Vorlesen nicht selten abgeändert, um die Grausamkeiten, die wie selbstverständlich darin vorkamen, ein bisschen aufzufangen. Letzten Endes ist das A und O sowieso immer der Austausch mit dem Kind. Wenn ich solche Passagen mitbekomme und sie dann einordne, kann das Kind adäquat damit umgehen. Erst wenn es allein damit konfrontiert wird und es eben dieses erläuternde Regulativ nicht gibt, wird es schwierig. Doch je älter ein Kind wird, desto realistischer ist es, dass eine solche Situation des unbegleiteten Konsums mal auftritt.