Hörspiele als schlechtes Vorbild

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    • @Hardenberg Danke für den ausführlichen Beitrag. :hutheb: Ich habe mich ja auch schon zu der von Dir angesprochenen Problematik geäussert. Allerdings sehe ich das etwas anders. Ich will aber nicht schon wieder die Diskussion um das Wort "Neger" neu entfachen. :sinclair: Das hatten wir schon zur Genüge. Deshalb und nur deshalb will ich einen Absatz von Dir herausstellen:

      Hardenberg schrieb:

      Was würde sie selbst heute dazu sagen, wenn man sie darauf anspräche (mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob dieses Wort im Original überhaupt eine gleichwertige Entsprechung hat). Würde sie nicht sehr wahrscheinlich sagen: Es geht darum, dazustellen, dass Pippis Vater König in einer exotischen Gegend ist - ob man nun das veraltete und heute als diskriminierend wahrgenommene Wort nimmt oder den Südseekönig, das macht keinerlei Unterschiend?
      Um diese Frage zu beantworten empfehle ich dringend as DLF Feature über Pippis Kinder, welches ich im Radiobereich vorgestellt hatte, zu hören. Teile der Bewohner Papua Neu-Guineas sprechen nämlich "unser Deutsch", eine kreolische Variante des Deutschen. Es ist davon auszugehen, daß das Wort "Negerkönig" auch deshalb so 1:1 bei Lindgren vorkommt und sie sich tatsächlich (für mich verständlich) darüber überhaupt keine Gedanken gemacht hat.


      OTR-Fan
    • Hardenberg schrieb:

      Das Problem ist halt: Man kauft ein Hörspiel und rechnet ja nicht damit, dass dort etwas geschieht oder erzählt wird, das vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, fragwürdig ist. Wenn man es vorher weiß, kann man entsprechend damit umgehen. Aber wenn man es eben nicht weiß, hat man vielleicht später ein "böses" Erwachen.

      Schadet es nun den Kindern, wenn sie so etwas hören?
      Nunja, ich weiß nicht, ob man das Wort mittlerweile aus den Pipi-Filmen, die sich Kinder seit zwei bis drei Generationen begeistert ansehen, herausgenommen hat, aber bei allem Positiven, das sich mein Nachwuchs (so ich welchen hätte) aus diesen Geschichten, sei es nun auf CD, MC, DVD oder im TV herausziehen könnte, wäre ich wohl nicht allzu besorgt, dass es gerade das Wort "Negerkönig" so sehr verinnerlicht, dass sich daraus negative Folgen ergeben könnten. Pipi ist eine Art "Märchen", da geht manches, was sonst nicht möglich ist, und da wird vielleicht auch mal anders gesprochen.
      Eltern leben ja auch vor, wie man sich ausdrückt - und was man bitte eher nicht sagt!
      Allerdings bin ich da wohl auch nicht ganz die richtige Person, um zu beurteilen, inwieweit man einem 6-8jährigen Kind solche Wörter als "früher gang und gäbe, heute aber besser nicht mehr zu benutzen, weil das schwarzhäutigen Menschen gegenüber diskriminierend ist" erklären kann.
      Wie sehr achten Grundschüler darauf, wie stark kommt ein solches Wort überhaupt in ihr Unterbewusstsein und lässt sie womöglich später gedankenlos zu dem Schimpfwort greifen?
      Oder machen wir Erwachsenen uns zu schnell zu viele Sorgen über solche Dinge in Kinderbuch-Klassikern?


      Contendo schrieb:

      Was haben wir uns damals geschämt...öh...nö, haben wir nicht. Wir haben uns nur verwundert die Augen gerieben, warum bei ???/TKKG usw. alles als okay durchgewunken wird (und dort werden ja quasi in jeder Folge von den Protagonisten Straftaten begangen und das nicht zu knapp),
      Das halte ich ja jetzt für leicht übertrieben. ^^
      Und der Rezensent, der Euer TU 2 entsprechend harsch abgeurteilt hat bezüglich dieser "Straftat", weißt Du denn, ob der ähnliche Aktionen bei DDF oder TKKG gut fände und da nicht genauso streng wäre? :schulter:
      Dass das Gros "durchwinkt", heißt ja nun mal nicht, dass es jeder tut. ;)
      Ich denke zwar schon, dass wir alle ein ähnliches Moralempfinden haben, aber ganz sicher nicht durchweg genau dasselbe!
      Der eine lässt viel eher mal fünfe gerade sein als der andere - in jeder Hinsicht.
    • Agatha schrieb:

      Hardenberg schrieb:



      Contendo schrieb:

      Was haben wir uns damals geschämt...öh...nö, haben wir nicht. Wir haben uns nur verwundert die Augen gerieben, warum bei ???/TKKG usw. alles als okay durchgewunken wird (und dort werden ja quasi in jeder Folge von den Protagonisten Straftaten begangen und das nicht zu knapp),
      Das halte ich ja jetzt für leicht übertrieben. ^^ Und der Rezensent, der Euer TU 2 entsprechend harsch abgeurteilt hat bezüglich dieser "Straftat", weißt Du denn, ob der ähnliche Aktionen bei DDF oder TKKG gut fände und da nicht genauso streng wäre? :schulter:
      Dass das Gros "durchwinkt", heißt ja nun mal nicht, dass es jeder tut. ;)
      Ich denke zwar schon, dass wir alle ein ähnliches Moralempfinden haben, aber ganz sicher nicht durchweg genau dasselbe!
      Der eine lässt viel eher mal fünfe gerade sein als der andere - in jeder Hinsicht.
      Ja, hat er. Damals, wie heute. :)
    • @MonsterAsyl

      Danke für den Hinweis auf das Feature. Da werde ich mal nachrecherchieren. Klingt interessant.

      Ich wollte jetzt auch keine Grundsatzdebatte zum N.-Wort führen, sondern eher die Frage aufwerfen, wie so etwas einzuordnen ist und welche Sicht vielleicht auch Label haben können, wenn ihre Produkte sich vornehmlich an Kinder richten. Meist sind es ja die Erwachsenen, die die Hörspiele für ihren Nachwuchs kaufen. Und die wollen wohl alle keine böse Überraschung erleben, wenn sie ihr Kind das Hörspiel hören lassen. Mag ein Grund dafür sein, warum umstrittene TKKG-Folge nicht mehr neu aufgelegt wurden.
    • The Mad Hatter schrieb:

      Musste mich gerade wieder an diese eine Analyse erinnern, wonach die Donnelly-Serien bei den Kiddies zu linker Beeinflußung führen können.

      Welche Kinder- und Jugendhörspiele hätten denn da noch Potential für eine negative Beeinflußung?

      Gerade die Donnelly-Serien würde ich ja eher als ein Beispiel für eine mögliche positive Beeinflussung der jungen Hörer sehen, zumindest erinnere ich mich da an eine (zugegeben langzurückliegende) Studie, bei der herauskam, dass Hörer dieser Serien im Erwachsenenalter überdurchschnittlich sozial engagierter und politisch aktiver bzw. interessierter wären...

      Gab es denn da inzwischen eine neue Studie? :gruebel: Es wurden ja bis heute unzählige weitere Folgen produziert...
      Allerbesten Gewissens empfehle ich:
      DAGON von M. Winter
      Luxus-Ausstattung sowohl CD als auch LP
    • Rudolf Platte schrieb:

      The Mad Hatter schrieb:

      Musste mich gerade wieder an diese eine Analyse erinnern, wonach die Donnelly-Serien bei den Kiddies zu linker Beeinflußung führen können.

      Welche Kinder- und Jugendhörspiele hätten denn da noch Potential für eine negative Beeinflußung?
      Gerade die Donnelly-Serien würde ich ja eher als ein Beispiel für eine mögliche positive Beeinflussung der jungen Hörer sehen, zumindest erinnere ich mich da an eine (zugegeben langzurückliegende) Studie, bei der herauskam, dass Hörer dieser Serien im Erwachsenenalter überdurchschnittlich sozial engagierter und politisch aktiver bzw. interessierter wären...

      Gab es denn da inzwischen eine neue Studie? :gruebel: Es wurden ja bis heute unzählige weitere Folgen produziert...
      Dann bist du bestimmt selber ein linker Finger! =)
      Aber mal im ernst - Kritisiert werden ja regelmäßig und vielleicht nicht ganz zu unrecht die als antidemokratisch empfundenen Elemente. Das System ist korrupt, der Bürgermeister agiert selbstherrlich wie ein Diktator und überhaupt werden nahezu alle Autoritäten sehr pauschal infrage gestellt, ohne dass es ein Korrektiv zur Einordnung gibt. Man könnte das natürlich auch als starke Vereinfachung verstehen, damit die Kinder ein klares Bild bekommen, dass sie auch begreifen können. Aber dafür braucht man natürlich selber eine gewisse Medienkompetenz, die erstaunlich vielen Wissenschaftlern, Journalisten (die ja bei BB super wegkommen!) etc abgeht.
      Ein Vogel sitzt auf meinem Bein, dem schlag ich gleich die Fresse ein.
      Knarf Rellöm
    • marc50 schrieb:

      Rudolf Platte schrieb:

      The Mad Hatter schrieb:

      Musste mich gerade wieder an diese eine Analyse erinnern, wonach die Donnelly-Serien bei den Kiddies zu linker Beeinflußung führen können.

      Welche Kinder- und Jugendhörspiele hätten denn da noch Potential für eine negative Beeinflußung?
      Gerade die Donnelly-Serien würde ich ja eher als ein Beispiel für eine mögliche positive Beeinflussung der jungen Hörer sehen, zumindest erinnere ich mich da an eine (zugegeben langzurückliegende) Studie, bei der herauskam, dass Hörer dieser Serien im Erwachsenenalter überdurchschnittlich sozial engagierter und politisch aktiver bzw. interessierter wären...
      Gab es denn da inzwischen eine neue Studie? :gruebel: Es wurden ja bis heute unzählige weitere Folgen produziert...
      Dann bist du bestimmt selber ein linker Finger! =) Aber mal im ernst - Kritisiert werden ja regelmäßig und vielleicht nicht ganz zu unrecht die als antidemokratisch empfundenen Elemente. Das System ist korrupt, der Bürgermeister agiert selbstherrlich wie ein Diktator und überhaupt werden nahezu alle Autoritäten sehr pauschal infrage gestellt, ohne dass es ein Korrektiv zur Einordnung gibt. Man könnte das natürlich auch als starke Vereinfachung verstehen, damit die Kinder ein klares Bild bekommen, dass sie auch begreifen können. Aber dafür braucht man natürlich selber eine gewisse Medienkompetenz, die erstaunlich vielen Wissenschaftlern, Journalisten (die ja bei BB super wegkommen!) etc abgeht.
      Das generelle Infragestellen von Autoritäten von klein an führt ja vielleicht gerade auch zu dem kritischen Geist, der mehr auch zur Eigeninitiative motiviert, anstatt sich immer nur darauf zu verlassen, dass "die da Oben" sich schon um alles kümmern werden (und dann nur Herumzunörgeln, weil dem eben nicht so ist), aber Du hast recht, das müsste erzieherisch bewertet werden, was das vielleicht auch anrichten kann, vor allem bei Kindern, die in ihrem ersten Lebensjahren noch kein ausreichendes Urvertrauen entwickelt haben. Ich hatte die Analyse und Bewertung nur völlig anders in Erinnerung...
      Allerbesten Gewissens empfehle ich:
      DAGON von M. Winter
      Luxus-Ausstattung sowohl CD als auch LP
    • Gleich vorweg: Da ich nicht schon wieder die drölfzigste Debatte über den Gebrauch gewisser Ausdrücke in Vergangenheit und Gegenwart lostreten will, einige der in diesem Thread diskutierten Inhalte aber sehr lesenswert fand, greife ich mal den vor 13 Jahren geäußerten Urgedanken auf und beziehe mich auf das vom OP Angesprochene.

      Zunächst einmal muss klar unterschieden werden, inwieweit Kinder und Erwachsene Hörspiele jeweils rezipieren. Da wohl nahezu jeder von uns auch als Kind schon Hörspiele gehört hat, wird sich auch wohl jeder dunkel erinnern können, wie es mal gewesen ist. ^^ Ich finde es grundsätzlich interessant, dass selbst in der heutigen Zeit, wo das mediale Angebot gefühlt unendlich groß ist, von einigen immer noch angenommen wird, ausgerechnet Hörspiele hätten einen so hohen Anteil an Eindrücken, welche Kinder prägen, dass extra Studien durchgeführt werden, in denen Hörspiele auf "potentiell schädliche" Inhalte abgeklopft werden - und das zum Teil auch schon bei jahrzehntealten Serien. Wenn ich an meine kindliche Rezeption zurückdenke (und auch an Erfahrungsberichte von Leuten aus diversen Foren), kann ich zumindest für mich sagen, dass ich vieles gar nicht oder völlig anders wahrgenommen habe.

      Ich glaube nach wie vor, Kinder nehmen, sofern eine gewisse erzählerische Qualität vorhanden ist (sprich, die Kurzen nicht zu Tode langweilt), eher die positiven als die negativen Eindrücke von Hörspielen wahr, und von diesen werden sie auch geprägt (warum wohl funktioniert Nostalgie so, wie sie funktioniert ...? ;) ). Beispiel TKKG: Was Kinder normalerweise mitnehmen dürften, ist wohl weniger der Gedanke "Ja, genau, alle Ausländer sind so und so!", sondern eher das, was Stefan Wolf eigentlich wirklich vermitteln wollte, nämlich primär Einsatz gegen Unrecht und für Schwächere (dass sie diese eher ausgrenzen, als sich für sie einzusetzen, ist nämlich leider ein sehr weit verbreiteter Irrglaube), nebenbei dann auch noch für Umwelt und Tiere. Dabei ging Wolf mit der Moralkeule stellenweise etwas weit, besonders wenn es um Alkohol und Tabak ging (könnte sogar sein, dass mich das als Kind so genervt hat, dass ich als Erwachsener unterbewusst eine Art Trotzreaktion entwickelt habe ... :D ), aber die klischeehafte Überzeichnung von Figuren, die bei vielen zu einer Wahrnehmung von Diskriminierung geführt hat, kommt doch eher eher von Erwachsenen. Kinder sind einfach von Natur aus nicht so doof. ;) Dass er ein für die damalige Zeit bereits relativ konservatives Weltbild hatte und dieses stark mit eingebracht hat, kann man wohl kaum abstreiten, aber hat das kindlichen Hörern von damals wirklich geschadet? Entweder man bekam es in dem Maße nicht so mit, oder es stieß einem sauer auf, und in letzterem Falle hat man halt einfach aufgehört zu hören und fertig.

      Zu den drei ??? und der Telefonlawine: Uff, einen Begriff wie "Spammertum" aus der digitalen Zeit auf eine in den 1960er Jahren entwickelte und technisch im Grunde längst obsolete Ermittlungsmethode anzuwenden, ist zumindest mal 'ne originelle Idee. :D Sicher, realistisch ist die Methode nicht, da sie zum einen voraussetzt, dass jeder der Angerufenen vorab informiert ist, wer von den eigenen Freunden schon alles Bescheid weiß, damit nicht plötzlich hundert verschiedene Anrufe eingehen, und zum anderen, dass sich auch wirklich jeder beteiligt, was gewiss nicht der Fall sein dürfte. Im allerschlimmsten Falle haben das irgendwo mal ein paar Kinder aus Spaß ausprobiert und festgestellt, dass die Methode so nicht funktioniert, da gab's vielleicht Krach mit den Nachbarn und ein paar Mark extra auf die Telefonrechnung, und damit war das Thema dann durch. Hätte es damit größere Probleme gegeben, wäre das mit Sicherheit längst bekannt. Auch hier wieder - als Kind einfach für eine coole Sache gehalten, und als Erwachsener so unfassbar viel Schaden davongetragen, dass ich nicht mal Kettenbriefe weiterleite. ;)

      Zum Thema veraltetes Gesellschaftsbild: Also ich war bereits als Kind jemand, der Werke aus der Vergangenheit entsprechend einordnen konnte. Natürlich hätte ich keinen Vortrag über die gesellschaftlichen Verhältnisse im England der 1940er Jahre halten können, aber durch Sprachstil und technischen Stand wusste ich trotzdem, dass es ein ziemlich altes Werk war, wenn ich ein Fünf-Freunde-Buch gelesen habe. Parallel hab ich auch Bücher von Erich Kästner gelesen, die noch älter waren. Auch um die 1980er miterleben zu können, kam ich ein paar Jahre zu spät, trotzdem war mit bei TKKG wie bei DDF immer klar, dass deren Klassiker in einer Zeit vor meiner Geburt anzusiedeln waren. Ich würde behaupten, dass es für meine spätere Entwicklung sogar recht positiv war, schon als Kind gezeigt bekommen zu haben, dass sich sprachliche und kulturelle Normen eben auch wandeln, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das heutigen Kindern mehrheitlich schaden würde (deshalb bin ich auch kein Freund davon, die Vergangenheit nachträglich an die Gegenwart anpassen zu wollen) oder irgendwem von uns hier jemals geschadet hätte.

      So, laber, laber, Frittenbude, ich will eigentlich nur sagen: Man macht sich um mögliche Folgeschäden durch Kinderhörspiele einfach zuviele Gedanken. ^^
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