Revenants - Wenn die Toten reisen - Epilog

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    • Revenants - Wenn die Toten reisen - Epilog

      Der alte Houngan sa? auf der Parkbank in einem zerschlissenen Anzug, ohne Schuhe und geno? die k?hle Morgenluft. Zu seinen F??en schnarchte sein Hund Sam, ein verlauster Mischling, der auch schon mal bessere Zeiten gesehen hatte wie sein Herr. Sein Kiefer war eine Ruine aus abgebrochenen, stumpfen Z?hnen. Dennoch war Sam schnell beim Zubei?en, als neulich eine junge Gang glaubte, den Schwarzen ausrauben zu k?nnen. Houngan h?tte gern das Gesicht der Kids gesehen, als Sam sich wie ein K?nigstiger aufb?umte und sie mit Klauen und Kiefern verdroschen hatte. Aber Houngan konnte es nicht sehen, denn er war blind, seit seiner Geburt. Doch schon im Mutterleib, jedenfalls prahlte er gern damit, war er mit einer Gabe gesegnet, die ihn damals einen Voodoo-Priester aus dem Nachbardorf aufhorchen lie? - und das war jenseits der Prahlerei. Der alte Papa Doc erkannte, was in dem blinden Jungen steckte und bat die Eltern, Houngan als Lehrling zu ?berlassen. Die Eltern waren nicht besonders ungl?cklich dar?ber, denn einen Esser weniger im Haus zu haben, der ohnehin keiner Arbeit nachgehen konnte, aber von einem anderen versorgt zu wissen, war kein schlechtes Gesch?ft. So lernte Houngan die Kunst des Voodoo und lernte sehr gut.
      "Du dreckiger Hundesohn!", schrie eine alte, ihm wohl vertraute Stimme.
      Er brauchte wirklich keine Augen, er nahm seine Umwelt auch so wahr (vermutlich sogar besser als mancher Sehende).
      "Ich freu mich auch, Baba-Yaga", sagte er.
      Die alte Frau schnaufte gest?tzt auf ihrer Kr?cke wie eine alte Dampflok. Als sie die Parkbank erreicht hatte, drehte sie sich schwerf?llig um ihre eigene Achse und senkte langsam ihr breites Ges??.
      Das Holz der Bank knirschte leise.
      "Oh, haben wir wieder etwas an Gewicht zugelegt.", Houngan schmunzelte.
      "Halt die Klappe, alter Penner!"
      Er lachte, bis sein Lachen in ein Husten ?berging. Er spuckte aus und traf dabei die Schuhe eines Passanten.
      "Ich mags nicht, wenn man in meinem Revier wildert.", knurrte Baba.
      "Du redest von Jason Miles nehme ich an?"
      "Von wem denn sonst?"
      Houngan sp?rte wie sein Kreuz langsam wieder schmerzte. Er versuchte sich anders hinzusetzen, um die Stelle nicht zu belasten. Ein Andenken an die Begegnung mit einer Peitsche, als er noch ein junger Mann war. Das war eigentlich der einzige Grund, warum Baba-Yaga den alten Voodoo-Priester respektierte. Er trug ebenso viele Narben mit sich herum wie sie. Und er war der einzige Mann, mit dem sie ins Bett gegangen war, ohne dass sie ihn wie eine Gottesanbeterin vertilgt hatte. Menschen mit romantischen Neigungen h?tten vielleicht gesagt, dass sie ein Liebespaar (immer noch) waren. Aber Houngan wu?te, genau wie Baba, dass so etwas keine Zukunft gehabt h?tte.
      "Ach Baba,..."
      "Nix Baba, ich bin stinksauer. Wer gibt dir das Recht?"
      "Er hatte es nicht verdient. So zu sterben. Die Lichtzehrer m?ssen eine Lektion bekommen. Und vielleicht, ja vielleicht ist er die Antwort auf all unsere Fragen."
      Er verstand es (als einziger), Baba Yaga zum Staunen zu bringen. Manchmal kam eine Weisheit von ihm ans Tageslicht, wie es man nur von alten B?chern her kannte, die l?ngst vergessen waren oder nicht f?r geschrieben gehalten wurden. Sie wollte gerne weiter in ihrer Wut kochen. Aber irgendwie ging das nicht mehr. Houngan suchte immer noch die passende Sitzposition, aber irgendwie wollte es nicht gelingen.
      "Komm, du alter Penner. Ich hab was zuhause, was deinen R?cken besser macht." Sam stand auf und folgte seinem Herrn und der alten Frau.
      Sie verstand es ebenfalls (als einzige), Houngan zu ?berraschen. Unter ihrer rauhen, manchmal frivolen Schale schlug doch ein gutes Herz. Aber sie w?rde sich trotzdem irgendwie f?r seinen Faux-pas r?chen, und wenn es nur mit Freundlichkeit war.
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!