Revenants - Wenn die Toten reisen - Kapitel 3

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    • Revenants - Wenn die Toten reisen - Kapitel 3

      Der Friedhof von Davisport war mehr als alt, fast schon historisch, denn er vereinigte ein paar Jahrhunderte Menschheitgeschichte. Prunk und Glamour waren hier ebenso vertreten wie einfache Holzkreuze und Pappkartons, die in der ausgemergelten Erde verrotteten. Der Friedhofsg?rtner f?llte gerade seine Gie?kannen am Brunnen auf, als er eine Greisin aus den Augenwinkeln ersp?hte. Auch wenn nachts der Friedhof f?r Besucher verboten war, so gab es eine Person die ihn zu jeder Tages und Nachtzeit aufsuchen durfte. Sofort stellte der G?rtner die Kannen ab, ri? sich die M?tze vom Kopf und machte vor der alten Frau einen tiefen Diener. Sie ignorierte die Geste und ging gru?los an ihm vorbei. Nicht im Traum h?tte der Mann gewagt, die alte Baba Yaga vom Gottesacker zu vertreiben. Sie war in Davisport keine Unbekannte; die meisten Leute gingen zu ihr hin, um sich die Karten legen zu lassen. Und was die Baba Yaga weissagte, ging auch immer in Erf?llung. Aber sie hatte noch andere F?higkeiten. Wenn es boshafte Zeitgenossen gab, die ihren Mitmenschen gerne etwas B?ses wollten, dann war Baba Yaga die richtige Adresse. Meist studierte sie dann die Zeitungen und las mit offener Schadenfreude, wenn einer ihrer Fl?che wieder einmal zur vollen Entfaltung kam. Das verschrumpelte Weiblein ging auf einem alten Kr?ckstock und trug ein fettiges, vergilbtes Sommerkleid. Augen und Mund waren nur K?rper?ffnungen, die sich unter den Falten nur erahnen lie?en. Ihre Nase war zu einem breiigen Klumpen zusammengeschlagen worden, als sie noch ein Kind war. Aber sie hatte sich ger?cht und heute schmorte der T?ter in seiner ganz privaten H?lle. Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Mit zittrigen Bewegungen senkte sie ihr breites Ges?? langsam auf die Grabplatte und zupfte dabei ihren Rock zurecht, unter dem zwei d?rre Beine hervorlugten, die mit Krampfadern so gro? wie Stromkabeln ?bers?t waren. Sie hob den Stock und klopfte ungeduldig auf den Grabstein.
      "Na was du alter Hurensohn! Komm endlich rauf, ich hab nicht ewig Zeit."
      Ein Scharren und Schaben erklang unter dem Marmor. Baba Yaga sp?rte die Vibration, die sie und die Grabplatte ein wenig zur Seite ruckten. Ein dunkler Spalt ?ffnete sich und eine knochige Hand kam zum Vorschein.
      "Na Angus, was hast du mir zu berichten? Wie l?ufts denn so bei euch?"
      Eine hohle Stimme drang aus dem Grab: "Es ist ein Knochensack aufgestanden, der noch blutig ist."
      Das war Friedhofsslange f?r einen k?rzlich Verstorbenen, der wieder von den Toten zur?ckgekehrt war.
      "Nicht m?glich. Ich wurde nicht informiert. Warum h?re ich erst jetzt davon."
      Die Frage h?tte sich Baba Yaga eigentlich schenken k?nnen und sie wu?te das auch. F?r die Toten spielte Zeit keine Rolle mehr. Was gestern oder vor 100 Jahren geschehen war, das war so ziemlich dasselbe.
      "Was gedenkst du nun zu tun, Gebieterin?"
      Angus war ein ganz besonderer Kunde von Baba Yaga gewesen. Er wollte reich und m?chtig sein und hatte die Hexe um Hilfe gebeten. Sie hatte auch prompt geliefert was er verlangte. Leider hatte er das kleingedruckte dabei ?bersehen und so hatte er seinen Platz in der Ewigkeit gegen eine dauerhafte Anstellung als Informant bei ihr eingeb??t. "Ich mu? zuerst Erkundigungen einholen. Wo lag der Fl?chtende denn?"
      "Reihe 33, Zeile 7, Grab 9"
      Die Grabplatte wurde wieder geschlossen und Baba Yaga erhob sich schwerf?llig. Sie hatte das Grab schnell gefunden und konnte trotz der Dunkelheit den Namen erkennen.
      "So, so, du glaubst, du kannst dich einfach so aus dem Staub machen, mein Kleiner. Aber das haben meine 5 toten Ehem?nner auch geglaubt. Aber Baba Yaga l??t sich nicht verarschen."
      Knurrend und Schimpfworte in die Nacht br?llend, die jeden die Haare zu Berge stehen h?tten lassen, machte sich Baba Yaga auf den Heimweg. Es wurde wieder still auf dem Friedhof von Davisport. Auf dem Grabstein stand folgender Name: Jason Miles!
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!
    • Wirklich sehr sch?n geschrieben Ohrwell. Mir pers?nlich gef?llt Revenants von der Story her einen Tick besser als Sukkubus. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich bisher ?u?erst sp?rlichen Kontakt zu Gummipuppen hatte; Lola und Mona sind mir ein wenig zu aufgeblasen ;) . Jason Miles dagegen ist mir jetzt schon ans Herz gewachsen. Bin gespannt, was so alles auf ihn zukommt. :]
      Der Tote sah einen Narren sitzen, der mit blutigen Händen Kartenhäuser baute. Ein Luftstoß fegte sie um, aber der Narr baute immer weiter. (Manfred Kyber: Nachruhm)