Pilze. Schauerroman. Viertes Kapitel

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    • Pilze. Schauerroman. Viertes Kapitel

      -Vier-

      Das Innere des Ladens erinnerte Tim an den M?rchenpark in Disney Land, durch den sie, also er mit Pa und Mom, seiner echten Mom, vor nicht einmal zwei Jahren gefahren waren. In einem sich drehenden K?rbis waren sie auf Schienen quietschend vorbei an Schneewittchen, Alice, Bambi, Dornr?schen und jeder Menge Zwerge gefahren, die mit mechanischen Bewegungen gewunken und ihnen Dinge wie ?Beware the Jabberwock, my son! The jaws that bite, the claws that catch!? nachgerufen hatten. Es gab allerdings einen gewichtigen Unterschied zwischen den nach Plastik riechenden Heile-Welt-Kulissen von Disney Land ? er hatte die ganze Zeit ?ber gewusst, dass ihm dort nichts wirklich gef?hrlich werden konnte ? und Fungonis Reich: Hier war nichts aus Plastik, nichts aus Pappmach?, sondern alles echt?
      Pilze, sie waren ?berall, in allen Gr??en, Formen und Farben. Sie wuchsen aus den Rillen des Bodens, sprossen aus den W?nden und hingen sogar von der Decke herab. Einige strahlten in einem wei?-bl?ulichen phosphoreszierendem Licht, andere sonderten in regelm??igen Abst?nden einen z?hen Schleim ab, der in langen F?den von der Decke hing und in dem zahlreiche Fliegen und K?fer verzweifelt um ihr Leben strampelten
      Tim fiel das Atmen schwer. Ein von pulsierenden Adern bedeckter Pilz mit einem keulenf?rmigen Hut d?nstete unter r?chelnden Lauten gr?ne Wolken aus, die tr?ge durch den Raum waberten. Die Luft roch streng und bissig, eine Mischung aus Toilette und Tiernahrungsgesch?ft.
      ?Herzlich willkommen in meiner bescheidenen H?tte?, sagte Fungoni mit einem breiten Grinsen, das ganz und gar nicht fr?hlich wirkte. ?Gefallen dir meine Freunde??
      ?Ja, Sir, sie sind ? ausgesprochen einmalig!?, beeilte sich Tim zu sagen. Wenn ich nicht innerhalb von drei Minuten hier raus bin, dachte er, dann ersticke ich entweder oder einer von diesen mutierten Champignons frisst mich auf.
      ?Ausgesprochen einmalig, das hast du gut gesagt, ja, du w?rdest staunen, wenn ich dir jeden von jeden pers?nlich vorstellen w?rde, die meisten von ihnen sind nicht einmal habilitierten Mykologen bekannt, die machen Sachen, ha!? Fungoni zeigte eine Reihe dunkler, von einem haarfeinen, wei?en Geflecht bewachsener Z?hne und r?lpste ? er schien es selbst ?berhaupt nicht zu merken. ?Der dort zum Beispiel, ich nenne ihn Claude, weil er mich an einen aufgeblasenen, arroganten Franzosen erinnert? ? Er zeigte auf den Pilz mit den pulsierenden Adern, der die gr?nen Wolken ausstie? ? ?der pflanzt sich ?ber den gr?nen Staub fort, den er aushustet ? alles Sporen, du solltest es nicht einatmen, weil Claude sonst in deinem Inneren Fu? fassen wird, er wird dir buchst?blich aus den Ohren herauswachsen. Und das ist keine Freude, das kannst du mir glauben??
      Tim w?rgte und duckte sich unter einer der gr?nen Schwaden hindurch. ?Sie sagten, dass ??, setzte er vorsichtig an.
      ?? Ich dir helfen werde, jawohl, Tim, das tue ich. Ich gebe dir etwas mit, das dieser Juliet einen Denkzettel verpasst, der ihren gl?nzenden Lipgloss-Mund etwas schweigsamer macht. Ich wei? nicht, ob du wei?t, was sie mit deinem Vater anstellt, nachts im Bett, du bist noch jung, aber ich kann mir bildhaft vorstellen, dass es dich in den Wahnsinn treibt ? was w?rde deine Mutter nur dazu sagen!? Ohne dass das L?cheln aus seinem teigigen Gesicht verschwunden w?re, ahmte er Juliets Laute t?uschend echt nach: ?Oh, oh, oh, ja, Peter, Peter, ja??
      Tim biss sich auf die Zunge, er schmeckte Blut, seine Stimme war kaum mehr als ein Fl?stern: ?H?ren sie bitte auf damit, aufh?ren, sofort??
      Aber Fungoni h?rte nicht auf. Als w?re er besoffen schwankte er an den bizarren Pilzen vorbei in den hinteren Teil des Raumes; einige Pilze bogen ihre langen Stiele vor ihm wie Butler, die sich verneigten. ?Peter, oh, Peter, ja, gib?s mir!?, st?hnte er dabei und stie? glucksende Laute aus.
      ?H?ren Sie auf damit!?, schrie Tim und presste sich die H?nde auf die Ohren. Es war zu viel f?r ihn. Er konnte sich vieles anh?ren, aber nicht das. Wenn sein Vater nicht die glorreiche Idee gehabt h?tte, mit ihm nach Illinois umzuziehen, dann w?ren er und Juliet sich niemals ?ber den Weg gelaufen. Und sie h?tten weiterhin einmal in der Woche zu Moms Grabstein gehen, eine frische Rose darauf legen und ein Gebet sprechen k?nnen. Ach Mom, dachte er verzweifelt, warum musstest du sterben und dabei sah er ihr abgemagertes Totensch?delgesicht vor sich und h?rte ihre zerbrechliche Stimme, wie sie sagte: ?Oh, Timmie, ich habe dich so lieb, Timmie?? Und dabei hatte sie ihm ?ber die Hand gestreichelt, viel zu fest, und die Maschinen, an die sie angeschlossen war, hatten gepiepst und gerattert. Auf eine groteske Art und Weise hatten sie ihn an R2D2 und C3PO aus ?Krieg der Sterne? erinnert: "Master Luke, ich beherrsche eine Menge intergalaktischer Sprachen und Codes, aber ich bef?rchte, f?r diese Frau kommt jede Hilfe zu sp?t. Die Chancen stehen eins zu einer Trilliarde..."
      ?Du brauchst nicht weinen?, sagte Fungoni. Ohne dass Tim es gemerkt hatte, stand der gro?e Mann pl?tzlich wieder neben ihm. Eine Hand, die sich wie ein feuchter Schwamm anf?hlte, legte sich auf seine Schulter. ?Bald schon wird dein Dad neue Priorit?ten setzen!?
      Er wusste nicht, was das Wort ?Priorit?t? bedeutete, aber es h?rte sich gut an und er sprach es im Geiste nach wie eine Zauberformel ? Priorit?ten, dein Dad wird sich neue Priorit?ten setzen, Priorit?ten ?, w?hrend er Fungonis Pilzh?hle verlie? und ?ber den Markusplatz zur?ck zum Hotel lief. Er hatte jetzt das Gef?hl, dass alles gut werden w?rde, auch wenn er sich keinen klaren Begriff davon machen konnte, wie dieses ?Gute? konkret aussah.
      In seiner rechten Hosentasche befand sich die kostbare Spielkarte von Marzok, dem Killertroll aus ?Kill da? Beast?, in seiner linken aber steckte ein kleiner Beutel aus rotem Samt, der Inhalt war nach Fungonis Worten ?etwas ganz besonderes?, etwas, das nach seinen Worten ?die L?sung des Juliet-Problems? darstellte.

      Professor Fungoni lebt in einer sehr merkw?rdigen Umgebung, das kann man wohl nicht anders sagen. Umgeben von Pilzen scheint er ganz in seinem Element zu sein. Aber was mag er dem kleinen Tim wohl gegeben haben, was befindet sich in dem Stoffbeutel? Und vor allem, was wird Juliet sagen (oder schreien), wenn sie damit konfrontiert wird? Bald mehr davon... Im f?nften Kapitel von Pilze.

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von Professor Fungoni ()

    • Wirklich fantastisch Professor; absolut beeindruckend geschrieben! :daumenhoch: Irgendwie am?sant, unheilahnend und absto?end zugleich. Solltest du mal ein Buch herausbringen, werde ich mir auf jeden Fall ein Exemplar sichern. Hoffe auf baldigen Nachschub der Pilz-Geschichten-Kuriosa! :]
      Der Tote sah einen Narren sitzen, der mit blutigen Händen Kartenhäuser baute. Ein Luftstoß fegte sie um, aber der Narr baute immer weiter. (Manfred Kyber: Nachruhm)
    • Original von Professor Fungoni
      Original von Ohrwell
      Was wohl in dem roten Samtbeutel ist?


      Ich bef?rchte, dass Tim von Professor Fungoni weder Gummib?rchen noch ein neues Spiel f?r seine Playstation Portable erhalten hat 8)


      Die Bef?rchtung habe ich leider auch. Ich denke es wird f?r das Liebesspiel von James und Juliet so f?rderlich sein wie Rizinus?l. :D
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!
    • Mein werter Professor, wann k?nnen wir wohl mit der Fortsetzung rechnen? Ich w?rde schon sehr gerne wissen wollen, was denn in dem Stoffbeutel ist! Und wie es weiter geht und ?berhaupt.... :)
      Der Tote sah einen Narren sitzen, der mit blutigen Händen Kartenhäuser baute. Ein Luftstoß fegte sie um, aber der Narr baute immer weiter. (Manfred Kyber: Nachruhm)
    • Liebe Beo, danke f?r den Hinweis, ich hatte ja einiges zu tun und habe dar?ber meine Geschichte ganz aus den Augen verloren. Ich werde sie diese Tage aber reaktivieren und um ein neues Kapitel erg?nzen ... Bin selbst gespannt, wie die Handlung weitergehen mag, ich habe sie ja nat?rlich noch nicht komplett fertig ausgedacht ...
    • Hauen sie in die Tasten ihrer Geschichtsklaviatur gesch?tzter Prof.
      Ich habe hier auch siebenunddrei?ig Masters ... die gerne w?ssten ...
      was es mit diesen Prof. auf sich hat
      und mehr.

      Alles Gute.
      Memento Mori

      "Blutbücher sind wir Leiber alle ; wo man uns aufschlägt : lesbar rot." Clive Barker.
      [Tentakeltanz im Märchenpark]
    • Original von Professor Fungoni
      Ich werde sie diese Tage aber reaktivieren und um ein neues Kapitel erg?nzen ...

      HURRA!! :freu2: Ick freu mir drauf :]
      Der Tote sah einen Narren sitzen, der mit blutigen Händen Kartenhäuser baute. Ein Luftstoß fegte sie um, aber der Narr baute immer weiter. (Manfred Kyber: Nachruhm)
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