Revenants - Wenn die Toten reisen - Kapitel 1

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    • Revenants - Wenn die Toten reisen - Kapitel 1

      Das St?dtchen Sinfield lag in einem Talkessel, an dessen W?nden sich dunkle W?lder wie Efeu in Schlangenlinien emporrankten. Es f?hrte nur eine Strasse dorthin und die verlief durch eine enge Schlucht. Wie drohende Steinh?nde hingen die Abh?nge ?ber dem Asphalt, so als w?rden sie jeden Augenblick herabfahren, um die Autos wie Fliegen unter sich zu zerquetschen. Jason sa? in einem Autobus, der gerade die Passage passierte. Hinter der Ank?ndigungstafel ?Willkommen in Sinfield? tauchte pl?tzlich ein Warnschild auf: ?Vorsicht!? las Jason. Einen Moment war Jason verwirrt. Wer wollte ihn warnen? Und wovor? ?Vorsicht, Steinschlag!?

      Jason vertrieb den Gedanken wieder und betrachtete das Busticket in seiner Hand. Es war in seiner Tasche schon ziemlich zerknittert. Ich hoffe du bringst mir Gl?ck, denn das war mein letztes Geld, dachte er. Jemand hatte es ihm in sein Jackett gesteckt (offenbar Bill, denn er war ihm noch vom letzten Mal etwas schuldig; und der gute Bill hielt immer seine Versprechungen, und in alle Ewigkeit Schulden zu haben, war ihm zuwider). Endlich hielt der Bus, nachdem er eine gro?e Schleife im Kreisverkehr gezogen hatte, am Hauptplatz. Die wenigen Fahrg?ste zogen und zerrten ihre Koffer und Taschen aus der Gep?ckablage. Jason erkundigte sich, wo das B?ro des B?rgermeisters zu finden war und machte sich dann auf den Weg. Ein leicht korpulenter Mann in Flanellhemd und Jeans sa? an einem Schreibtisch und tippte gerade in eine Tastatur. Als er Jason in der T?r stehen sah, l?chelte er ihn an. ?Ah, Mr. Miles, wie sch?n. Seien sie herzlich willkommen in Sinfield?, sagte der Mann, sprang eilig auf und sch?ttelte ihm die Hand. Er bot Jason den Platz ihm gegen?ber an und setzte sich wieder. ?Ich hoffe, sie hatten eine angenehme Reise.?
      ?Danke, vielen Dank, Mr. Nolan.?
      ?M?chten sie vielleicht etwas trinken??
      ?Nein, danke.?
      ?Oder etwas essen. Ich kann ihn schnell was aus unserem Restaurant holen lassen.?, Nolan griff sofort zum Telefon.
      ?Ist nicht n?tig, ich, ?, hab unterwegs was gegessen.?, log Jason und wunderte sich ein wenig. Nolan schien von schlichtem aber freundlichem Gem?t zu sein. Wie ein Kind rutschte er grinsend auf seinem Stuhl herum, als w?rde jeden Moment etwas Gro?artiges geschehen. Die W?nde seines B?ros gingen ?ber von kleinen Glasrahmen, in denen ein bunter Schmetterling konserviert lag. Jason runzelte beim Anblick der toten Insekten die Stirn. Es war ihm, als k?nnte er h?ren, wie ihre Fl?gel unter dem Druck knirschten.
      ?Ich bin so froh, dass sie zugesagt haben, Mr.Miles. Wissen sie, der Posten ist schon so lange ausgeschrieben, ich hab schon gar nicht mehr daran geglaubt.?
      Jason nickte, dachte nur bei sich, dass ihn das keineswegs wunderte. Die Gegend war so abgelegen, dass sich hierher kaum jemand freiwillig verirrt h?tte.
      ?Unser St?dtchen ist so abgelegen, es ist ein Wunder, wenn sich ?berhaupt Fremde hierher verirren.?, wiederholte Nolan fast wortw?rtlich Jasons Gedanken.
      ?Wir sind nat?rlich sehr stolz auf unser Kraftwerk. Durch die geographische Beschaffenheit ist es bis jetzt nicht gelungen, uns von au?erhalb mit Strom zu versorgen. Aber das hat uns wiederum unabh?ngig gemacht.?, Jason merkte, dass B?rgermeister Nolan bei diesem Thema voll in seinem Element war, also tat er ihm den Gefallen und fragte weiter.
      ?Womit l?uft ihr Kraftwerk eigentlich? Das haben sie mir bis jetzt eigentlich nicht erkl?rt.?
      ?Methan. Wir haben sehr viele Farmer in der Gegend, die uns mit reichlich Bioabfall beliefern. Auch von au?erhalb kriegen wir hin und wieder Lieferungen. Tja, w?re h?tte gedacht, dass man aus Dung wahres Gold machen k?nnte, nicht wahr??
      Jason nickte nur. ?Wenn ich sie richtig verstanden habe, beginnt mein Dienst um 20 Uhr und endet um 5 Uhr morgens. Wann kann ich anfangen??
      Nolan war ?berrascht, jedoch von der freudigen Art. ?Wenn sie m?chten, k?nnen sie heute abend schon beginnen. Aber sind sie sich wirklich sicher? Ich meine, sie werden ganz alleine da drau?en sein. Es ist niemand sonst im Werk.?
      Genau das war es, wonach Jason gesucht hatte. Ein Ort, an dem er allein war.
      ?Ich mu? hier nur noch den Papierkram f?rs Personalb?ro fertig machen. Sagen wir in einer guten Stunde, dann k?nnen wir r?ber fahren.?, sagte Nolan begeistert.
      Jason wollte schon aufstehen, als Nolan noch etwas einfiel: ?Achja, eins darf ich nicht vergessen ihnen zu sagen: es wird zwischen 23 Uhr und Mitternacht eine Nachtlieferung kommen. Sie brauchen sich um nichts zu k?mmern, lediglich das Haupttor zu ?ffnen und den Truck reinzulassen. Der Fahrer macht den Rest. In dieser Zeit brauchen sie auch keinen Rundgang ums Gel?nde zu machen.?
      Nun war es Jason, der ?berrascht war. ?Wieso??, er hatte schon immer die Angewohnheit, die Dinge zu hinterfragen. Er konnte es einfach nicht auf sich beruhen lassen. Sowohl in der Schule als auch im Job brachte er jeden damit auf die Palme. Nolan hatte das nicht erwartet und fing an nerv?s zu werden. ?Nun ja, eine, wie soll ich mich ausdr?cken?, stotterte er. ?Vorsicht!?, fiel es ihm endlich ein, ?eine Vorsichtsma?nahme.? Jason sah im Gehen wieder das Warnschild vor sich. Das seltsame Gef?hl, doch nicht alles ?ber seinen neuen Job zu wissen, blieb ihm noch eine ganze Weile.
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!