"Sukkubus II" von Ohrwell - Teil 1

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    • "Sukkubus II" von Ohrwell - Teil 1

      Sein K?rper hing in diesem Geflecht aus Kabeln und Schl?uchen wie in einem Spinnennetz. Atmung, Herzschlag, sein ganzer Organismus wurde nur noch von Maschinen wahrgenommen. Eigentlich war er bereits tot. Aber jemand zahlte daf?r, dass er am Leben blieb. Keiner stellte fragen und so lange es niemandem auffiel, kam auch niemand auf den Gedanken. ?Er hei?t Paul Stuart?, sagte der Arzt bei der Visite.
      ?Erstaunlich, dass er es ?berhaupt bis hierher geschafft hat.?, erwiderte die Schwester.
      Der Arzt ?berflog das Krankenblatt und schien sie gar nicht geh?rt zu haben. Die Werte wurden immer schlechter. Aber sie schienen nie die kritische Grenze zu erreichen. Immer, wenn er glaubte, jetzt k?me der Exitus, raffte Paul sich noch einmal auf und lebte weiter. ?Wie lange k?nnen wir ihn in diesem Zustand erhalten??
      Der Arzt kaute nachdenklich auf einem Kugelschreiber herum. Sein Blick und die Bewegungen seines Unterkiefers erinnerten an ein Schaf auf der Weide, dessen stoische Ruhe schon als enervierend zu bezeichnen war.
      ?Wie? Was haben sie grad eben gesagt, ich hab nicht zugeh?rt.?
      Arschloch, dachte die Schwester f?r sich. ?Ich fragte, wie lange er das noch aushalten wird??
      ?Solange die Natur ihm nicht den Stecker rauszieht, tun wir gar nichts. Die Hirnaktivit?t ist vorhanden. Also bleibt er an der Maschine.?
      Der Arzt wandte sich um und verlie? gru?los den Raum. Als die Schwester sicher war, dass er schon den Korridor hinunter ging, machte sie eine abf?llige Geste und pr?fte noch einmal alle Ger?te. Irgendwie tat ihr der Mann leid, der sicher nicht um seiner selbst Willen diese Qualen erleiden musste. Sie blickte durchs Fenster in die Nacht hinaus. Eine einsame Gestalt stand am anderen Stra?enrand. Dann verlie? auch sie das Zimmer. H?tte sie einen Moment l?nger am Fenster gestanden und die Gestalt n?her betrachtet, dann w?re ihre das grellbunte Kost?m und die wasserstoffblonden Haare vielleicht aufgefallen.

      Lola f?hlte es. Mit Paul ging es zu ende. Das war auch kein Wunder, denn er war blo? ein Mensch. Und der einzige Grund, warum sie ?berhaupt zum Leben erwacht war. Die letzten Jahre schien das auch auszureichen. Aber Menschen sterben. Und nun schien auch Pauls Zeit gekommen zu sein. Nacht f?r Nacht machte sie Jagd auf M?nner, um ihnen das Liebesleben auszusaugen. Doch sie brauchte Pauls Lebensenergie. Die anderen Kerle waren nur der Sprit f?r ihren Plastikk?rper, Paul war die Z?ndkerze. Sie liebte Paul. Allerdings auf eine makabere Weise. Ungef?hr so wie ein Parasit seinen Wirt liebte, wenn er der einzige ist, von dem man satt wird. Eines Nachts, nachdem sie es ihm wieder einmal ordentlich besorgt hatte, lag sie lange noch wach, stierte an die Decke. Sie hatte Angst. Er war nicht mehr der j?ngste, obwohl er jeden jungen Stecher schlagen konnte. Und irgendwie steckte von diesem unheiligen Leben, das statt einer Batterie nun unter Lolas Doppel-D-Br?sten pulsierte, auch in ihm. Aber er war nicht wie sie f?r die Ewigkeit gebaut worden. Sie hatte oft dar?ber nachgedacht, wie sie ihn zu ihresgleichen machen konnte. Dann w?re alles kein Problem mehr. Doch das funktionierte bei ihm einfach nicht. Und eines Tages lag er keuchend auf dem Boden. Einen Arzt konnte sie nicht rufen, sie lebten mehr oder weniger im Untergrund. Im grunde blieb ihr gar keine andere Wahl. Es war ein Deal, ein gef?hrlicher Deal, den sie eingegangen war. Aber nur so konnte sie ihr Leben retten (und ja, es konnte auch nicht schaden, wenn Paul was davon hatte). Und trotzdem, wenn sie hier allein in den dunklen Stra?en wandelte, verfluchte sie den Tag, an dem sie Fitch Junior das erste Mal traf.

      Der Wagen hielt vor dem Museum. Ein Mann im Anzug und breitem Hut stieg aus und schritt die Stufen zum Haupteingang hinauf. Er blickte sich kurz um, dann klopfte er mehrmals. Es dauerte einen Moment, als ein alter Mann ihm ?ffnete. Er musterte den n?chtlichen Besucher einen kurzen Moment und erkannte G.I. Fitch II.
      ?Wir haben sie schon erwartet?, die Stimme war br?chig und verstaubt. Der Mann trat ohne ein Wort ?ber die Schwelle und blickte den ?lteren an, wie er sorgsam die T?r abschloss. ?Bitte folgen sie mir?
      Die beiden M?nner durchquerten die gro?e Halle, in der zahlreiche Ausstellungsvitrinen standen. Ganz im hintersten Winkel verbarg sich eine unscheinbare T?r, durch sie hindurchschl?pften. Eine schmale Treppe f?hrte in die unteren Geschosse des Geb?udes. Fitch junior blickte nach unten und st?hnte bei dem Anblick dieser endlosen Stufen.
      ?Haben sie schon mal daran gedacht, einen Aufzug hier einzubauen??
      Der ?ltere Mann blieb abrupt stehen und blickte ihn h?hnisch an.
      ?Die M?chte, die das da unten schufen, existierten schon zu einer Zeit, als noch nicht einmal Stufen existierten.?
      Wie lange sie gebraucht hatten, wusste er nach den Dutzenden Treppabs?tzen nicht mehr zu z?hlen. Es w?re sicherlich schneller gegangen, wenn der alte Mann vor ihm nicht gewesen w?re. Aber endlich waren sie unten angelangt und standen vor dem Portal.
      ?Treten sie nur ein. Die Mitglieder sind alle versammelt.?
      Der gro?e Zeremoniensaal war ?berw?ltigend. Die Altmeister sa?en um einen gro?en Mamortisch versammelt. Der Vorsitzende erhob sich, als Fitch junior eintrat.
      ?Seien sie uns willkommen.?
      Fitch junior hielt nicht viel von Traditionen, daher ging er ohne Umschweife auf den Vorsitzenden zu. Ein kurzes H?ndesch?tteln, dann wies man ihm einen Platz zu.
      ?Ich m?chte noch einmal im Namen meiner Kollegen ihnen unser Beileid zum Verlust ihres Vaters aussprechen.?
      Fitch II. schien gelangweilt ?ber diese hohlen Phrasen.
      ?Er war ein alter Dreckssack und ein geiler Hurenbock, mein alter Herr. Sparen sie sich also ihr Getue.?
      Der Vorsitzende wirkte ?ber dieses ungeb?hrliche Gerede gar nicht erbost. Ein d?nnes L?cheln spielte ?ber seine Lippen. ?Ohja, das war er. Und sie schlagen ganz nach seiner Art aus, mein Lieber.?
      ?Kommen wir nun zum Gesch?ft. Sie wollen etwas und ich liefere es ihnen.?
      Der Vorsitzende nickte zufrieden. ?Allerdings f?rchte ich, dass ihr Angebot ein wenig zu sp?t gekommen ist.?
      Fitch II. stockte: ?Wie meinen sie das??

      Das L?cheln des Vorsitzenden wurde immer breiter, je aufgeregter Fitch aufgrund dieser Neuigkeit wurde. ?Nun es hat den Anschein, als g?be es noch einen Interessenten.?

      Die Lagerhalle war dunkel. Zwei kleine Lichtkegel tanzten um die Kisten herum.
      ?Wo ist sie nun, Larry??
      ?Sie muss hier irgendwo sein, Arnie. Der Typ hat es jedenfalls gesagt.?
      Die beiden Gauner verloren sich fast in diesem Kartonlabyrinth. Dann endlich fand sie, wonach sie gesucht hatten. Die Kiste hatte die Gr??e eines Sarges. ?Steht irgendwas drauf??
      ?Moment, ich seh mal nach?
      Arnie leuchtete auf das Etikett: Lady Mona, Copyright Fitch Corp.?
      Gemeinsam legten sie die Kiste auf den Boden. Dann z?ckte Larry sein Messer und durchschnitt die Klebestreifen. Jede Menge F?llmaterial platzte aus allen N?hten. Arnie griff tiefer hinein. Seine Finger ertastete etwas.
      ?Oho, Mann, Wahnsinn, das f?hlt sich ja wirklich wie echt an.?, lachte Arnie.
      ?Halt hier keine Reden, hol sie raus.?
      Arnie brummte und zog behebig die Plastikpuppe aus der Kiste. Einen Moment zuckte er zusammen, als er in das Gesicht mit dem weit aufgerissenen Mund blickte.
      ?Schei?e, ich dachte schon??
      ?Die ist doch nicht echt!?, knurrte Larry.
      ?Los, lass sie uns zum Auto bringen.?

      Der Fremde sa? in seinem Auto und wartete vor der Lagerhalle. Er hatte den Tanz der Lichtkegel durch die Fenster beobachtet. Als sie ruhiger wurden, wusste er, dass sie die Puppe gefunden hatten. Er stieg aus dem Wagen, kn?pfte sich den Mantel zu und ging ein paar Schritte auf die Halle zu. In seiner Hand hielt er ein altes Papyrus mit Hieroglyphen. Er entrollte das Schriftst?ck und begann in einer alten Sprache eine merkw?rdige Litanei zu rezitieren.

      ?Oh Mann, die ist aber f?r ne Sexpuppe verdammt schwer.?, st?hnte Larry
      Arnie kicherte in sich hinein. ?Halts Maul, Saftsack!?
      Auf einmal gab es kein Weiterkommen. Larry und Arnie stutzen. Hatte sich die Puppe irgendwo verheddert? Larry leuchtete den Weg zur?ck, ob sie vielleicht irgendwas mitschleifen w?rden. Aber da war nichts. Arnie sp?rte, wie seine H?nde, mit denen er Monas Arm hielt, auf einmal warm wurden. Ein kalter Stich durchfuhr seine Wirbels?ure und die Angst trocknete seine Kehle aus.
      ?Larry!?
      Doch als Larry sich umdrehte, war es schon zu sp?t. Er sah vor Entsetzen nur das blendend wei?e Grinsen, das im Schein der Lampe aufblitzte.
      ?Wollen wir eine Party feiern, Jungs??

      Der Fremde rollte das Papyrus wieder ein, als er die beiden M?nner in der Halle schreien h?rte. Er ging raschen Schrittes auf die Lagert?r zu und verbarrikadierte sie mit einer M?lltonne. Wild h?mmerten F?uste gegen das T?rblatt, immer wieder unterbrochen von Schreien und St?hnen. Der Fremde ging zum Auto und setzte sich wieder ans Steuer. Es dauerte knapp 15 Minuten, als die T?r aufgebrochen wurde. Eine weibliche Gestalt kam auf ihn zu. Die Beifahrert?r wurde ge?ffnet und eine rothaarige Frau mit einladenden Rundungen nahm neben ihm platz.
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!

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