"Die Prüfung" von Ohrwell - Teil 1

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    • "Die Pr?fung" von Ohrwell - Teil 1

      ?Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen. In ungef?hr 30 Minuten wird in diesem Raum ein Mord geschehen. Opfer und T?ter sind bereits anwesend. Sobald die Pause vorbei ist, beginnen sie unverz?glich mit ihren Ermittlungen. Wer innerhalb von 4 Stunden den Fall gel?st hat, bekommt die h?chste Punktezahl, alle anderen m?ssen mit einer schlechteren Bewertung rechnen. Mittelm??igkeit wird nicht geduldet. Und denken sie immer daran: den perfekten Mord gibt es nicht.?
      Stille. Betretene Blicke wechselten unter den Studenten. Bevor eine fragende Hand aufzeigen konnte, verlie? Professor Lindbrecht das Podium und verschwand durch die T?r in der R?ckwand. Keiner hatte damit gerechnet, am wenigstens Rebecca. Sie hatte einen Test erwartet, ja, aber schriftlich, 10 oder mehr Fragen und alles nur ?ber die graue Theorie aus dem Lehrbuch, die sie nur so lala verstand. Unruhig und heftig diskutierend verlie?en die 10 Studenten den Seminarraum und begaben sich in das marmorierte Foyer. Dort ging die Diskussion bei Automatenkaffee und Zigaretten weiter. ?Der hat sie doch nicht mehr alle.?, meinte Lars ?rgerlich und zog st?rker am Filter. ?Davon war nie die Rede, das ganze Semester ?ber nicht.?
      ?Nun ja, also ich finde, es ist doch mal was anderes.?, erwiderte Martha und blickte herab lassend auf Lars. Er blies schnaubend wie ein j?hzorniger Drache den blauen Rauch aus seinen N?stern. ?Wie bitte? Reine Schikane ist das. Aber bitte wenn du meinst??, seine Stimme wurde pl?tzlich ganz hoch, als er das Du betonte. Rebecca hatte den beiden zugeh?rt, aber zugeh?rig hatte sie sich nie gef?hlt, zu niemandem in der Gruppe. Sie war unscheinbar, fast durchsichtig wie ein Luftgeist. Lars und Martha sa?en nur zuf?llig immer zwei Sitze neben ihr. ?ber H?flichkeitsfloskeln und Smalltalk war es nie weiter hinaus gekommen. Doch auch bei den beiden schien sich inzwischen eine Kluft aufgebaut zu haben. Offenbar hatten sie ihre Beziehung abgebrochen, dachte Rebecca. Sex ist eben nicht genug. W?hrend die anderen Teilnehmer des Kriminologie-Seminars eine Karriere als angehende Ermittler ansteuerten, hatte sie dieses Seminar lediglich aus Tradition gew?hlt. Sie sah sich im sp?teren Beruf als juristische Assistentin. Willst Du Ritter oder Knappe sein, hatte ihr Gro?vater immer gesagt, an vorderster Front k?mpfen oder im Hinterland bleiben. Ein Leben als Knappe empfand sie als bequemen Posten und das Hinterland erschien ihr wesentlich sicherer als die Front. Ihr Gro?vater nickte nur mild l?chelnd. Sie wusste, dass er entt?uscht war, auch wenn er sich redlich bem?hte, sie das nicht sp?ren zu lassen. Rebecca blickte auf ihre Uhr: 10 Minuten waren schon vergangen. Kaltes Ziehen breitete sich in ihrem Bauch aus. Sie wollte am liebsten zur Toilette, sich in der Kabine einschlie?en und warten, bis alles vorbei war. Da? was sie am meisten verabscheute, waren solche Dinge, wo Spontanit?t gefragt war. Sie sp?rte schon, wie sich ihr R?cken zu verkrampfen begann. Pl?tzlich stand Rebecca alleine in der Menge. Lars und Martha mussten ihr irgendwie abhanden gekommen sein. Typisch, wieder nicht aufgepasst, dachte sie. Rebecca setzte sich auf die Stufen zum Seminarraum, um noch einmal das Buch von Prof. Lindbrecht durchzubl?ttern. Vielleicht fand sie darin noch etwas, dass ihr bei ihrer Pr?fung helfen konnte.
      ?Na, schon nerv?s??, sagte eine freundliche Stimme. Erschrocken fuhr Rebecca hoch und lie? dabei ihr Buch fallen. Vor ihr stand Ulrich, ausgerechnet Ulrich. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, hatte er sich geb?ckt und ihr das Buch aufgehoben. ?Na, so schlimm wird?s schon nicht werden.? Sie musste hart um ihr inneres Gleichgewicht k?mpfen. Schon lange hatte sie auf eine passende Gelegenheit gewartet, um mit ihm zu sprechen und nun sa? sie da wie ein verliebtes Schulm?dchen und brachte keinen Ton mehr heraus. Hoffentlich lief sie nicht rot an. ?H?r mal, wenn du willst, ein paar von uns gehen nach dem Seminar noch was trinken. Kannst ja mitkommen, wenn du magst.?
      ?Nat?rlich, sehr gerne.?
      In dem Augenblick, da sie das laut aussprach, bereute es sie schon wieder. Aber da hatte Ulrich auch schon zufrieden genickt und war wieder zu den anderen gegangen. Eigentlich h?tte sie sich freuen sollen, aber lieber w?re es ihr gewesen, mit ihm allein zu sein. Doch wenn andere dabei waren, hatte sie wieder Bedenken, ob sie sich nicht zum Idioten machte. Sie richtete ihren Blick wieder auf Seite 187 von Professor Lindbrechts Handbuch zur praktischen Anwendung der Kriminologie bei der Aufkl?rung von Kapitalverbrechen. Doch sie las nicht wirklich die gedruckten Worte, am liebsten w?re sie vor Scham in diesem 1000 Seiten starken W?lzer versunken. Hoffentlich bin ich das Opfer, dachte sie mit einem Mal, und ein kurzes Lachen brach aus ihr aus. Peinlichkeiten kann man nur auf diese Art tilgen. Pl?tzlich zuckten alle Seminarmitglieder gleichzeitig zusammen, als w?ren sie Marionetten, die alle an denselben F?den hingen. Ein Knall, ein lauter Knall drang durch die gro?e Fl?gelt?r. Er klang bedrohlich, als wolle er die Luft zerrei?en. Rebecca lie? sich einfach nach vorne fallen und kam b?uchlings zum Liegen. Ein gellender Schrei. Ein zweiter Knall. Einige warfen sich auf den Boden, andere duckten sich nur, die Arme ?ber den Kopf zusammengeschlagen. Dann war es wieder ruhig. Im ersten Augenblick wagte keiner sich zu bewegen. Es vergingen ein paar Minuten, bis endlich Martha die Frage stellte: ?Geh?rt das zum Test??
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!
    • Klasse, lieber Ohrwell, ein Mitratekapitalverbrechenkrimi im universit?ren Milieu ?

      Werde schon einmal Ausschau nach : "Professor Lindbrechts Handbuch zur praktischen Anwendung der Kriminologie bei der Aufkl?rung von Kapitalverbrechen" halten

      und freue mich lebendig auf Fortsetzung

      Danke f?r das Abenteuer.
      Memento Mori

      "Blutbücher sind wir Leiber alle ; wo man uns aufschlägt : lesbar rot." Clive Barker.
      [Tentakeltanz im Märchenpark]
    • Ich will mich nicht nur auf ein Genre festlegen, drum versuche ich es mal mit einem Krimi. Aber keine Bange f?r die Freunde des gepflegten Grauens, ich t?ftle auch wieder an einer Horror-Story. Ob es eine Fortsetzung von "Sukkubus" wird oder ein neues Kapitel im Reich des Schreckens steht noch nicht fest.
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!
    • Male mich als gro?en Freund des fr?hlichen Mords [oh weh],
      dem ein ganz eigener, realer Grusel innewohnt
      [man denke nur an die ein oder andere Motivation, diese oder jene Charakterstudie und und und dem kann auch viel sozialkritischer Moment innewohnen]

      ach, bin sehr gespannt, guter Ohrwell
      meine Neugier hei?t geweckt.
      Memento Mori

      "Blutbücher sind wir Leiber alle ; wo man uns aufschlägt : lesbar rot." Clive Barker.
      [Tentakeltanz im Märchenpark]