"Sukkubus" von Ohrwell - Teil 4

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    • "Sukkubus" von Ohrwell - Teil 4

      Detective Harrison trat in das Foyer des kleinen Motels und blickte sich suchend um. Der Portier, ein Milchgesicht mit Zahnspange und speckigem Hawaii-Hemd, kritzelte mit einem Kugelschreiber in einer Zeitung herum. In einem Nebenraum sa? ein dicker Mann mit Halbglatze und Unterhemd in einem Sessel. Das flackernde Blau des Fernsehger?ts lie? sein Gesicht im Halbdunkel wie eine Totenmaske aussehen. Der Polizist ging auf den Portier zu und wartete bis er ihn ansah. Doch er hob nicht einmal den Kopf. Harrison blickte an seiner Schulter vorbei auf das Schl?sselbrett. Alle Schl?ssel bis auf Nr.7 hingen auf ihren Haken. Harrison richtete seinen Blick wieder auf den Portier, der ein ziemlich d?mmliches Grinsen aufsetzte. Der Polizist blickte auf die Zeitung und sah, dass sie nur aus Kreuzwortr?tseln bestand. Matt gl?nzte die Klingel auf dem alternden Holz. Harrison wollte schon ausholen, als der Portier pl?tzlich seine Hand sch?tzend vorschnellen lie?.
      ?Das w?rde ich nicht tun, Mister?, seine Augen war dunkel und tief in den Augenh?hlen versunken.
      ?Warum nicht??
      Der Portier zog die Mundwinkeln auseinander und entbl??te das klobige Metallger?st, das seine Z?hne in Reih und Glied hielt.
      ?Sie st?ren meinen Gro?vater nur bei seiner Lieblingsshow.?
      ?Was f?r eine hat er denn??
      Der Mann, der trotz seiner noch jungen Jahre, schon ziemlich an Haarsaufall litt, sog seinen Speichel zischend durch die Spange und schluckte ihn dann.
      ?Kann ich was f?r sie tun, Mister??
      ?Ich m?chte zu Nr.7. Ist sie zuhause??, fragte Harrison.
      Harrison blickte zur Seite und sah den alten Mann, wie er im T?rrahmen stand. Er war schlecht rasiert, sein Haarkranz war durch das lange Sitzen zerzaust, so als h?tte er den Finger in die Steckdose gehabt. Der Portier bemerkte ihn und scheuchte ihn wieder in den Nebenraum.
      ?Geh wieder rein, Opa. Ich kl?r das hier schon. Sieh lieber wieder fern.?
      Der alte Mann drehte sich wieder langsam um seine Achse und schlurfte mit quietschenden Schritten zur?ck.
      ?Ja, sie ist da. Soll ich ihnen den Weg zeigen??, fragte der Portier.
      ?Nein, ich finde mich schon zurecht.?, antwortete Harrison m?rrisch. Er war froh, die Metallfratze nicht mehr vor der Nase zu haben.
      Er schritt den Korridor entlang zu den Appartments. Der Portier blickte ihm nach, bis er um eine Ecke bog. Dann nahm er wieder den Kugelschreiber zur Hand und dachte nach. "Umgekehrte Moralvorstellung mit 10 Buchstaben", dachte er laut nach. Dann fing er an, ein Wort in die Blockzeile zu schreiben: PERVERSION.

      Harrison stand vor Nr.7. Er lauschte kurz. Kein Ger?usch. Er klopfte. Nichts regte sich. Er drehte den T?rknauf und fand das Appartment nicht verschlossen vor. Im Zimmer brannte kein Licht. Nur der Lichtkegel von der Gangbeleuchtung bahnte einen Weg ins Dunkel.
      ?Hallo? Maggie? Sind sie hier??
      In der Stille war etwas. Es schien keine Form zu haben und wich geschickt dem Licht aus. Doch je l?nger Harrison in der T?r stand, desto mehr Details schienen sich zu materialisieren.
      ?Kann ich reinkommen??
      In der Stille bewegte sich etwas. Harrison verstand es als ein Nicken. Er ging hinein und schlo? die T?r.
      ?Ich habe ihre Nachricht erhalten. Warum sind sie nicht aufs Revier gekommen??
      Seine Augen fingen an, sich an die Dunkelheit zu gew?hnen. Ein Blitz stach in seine Augen kurz, als Maggie die kleine Lampe anknipste.
      ?Nehmen sie platz, Detective.?, sagte sie mit einer Grabesstimme.

      Die Lampe beschien nur die Umrisse ihres K?rpers. Ihr Gesicht war hinter ihren Haarstr?hnen, die fast wie Nebel wirkten, verschwunden. Harrison w?hlte den Stuhl ihr gegen?ber und wartete.
      ?Was wollten sie mir sagen??
      Maggie blieb stumm. Wie eine Statue aus Marmor.
      ?Sie wissen, dass sie mir vertrauen k?nnen. Ich habe mir gro?e Sorgen um sie gemacht.?
      Sie hob den Kopf ein wenig und der Nebel lichtete sich f?r einen Moment. Harrison erschrak.
      Sie wirkte ausgezehrt und m?de. Die Ringe unter ihren Augen lie?en darauf schlie?en, dass sie einen H?llentrip durchgemacht haben musste.
      ?Ich werde es ihnen erz?hlen, Harrison. Aber ich f?rchte es wird ihnen nicht gefallen.?

      Maggie war in ihrer Wohnung und hielt das Handy in der Hand. Sie hatte immer wieder versucht, Sansburgh zu erreichen. Aber es lief nur die Mailbox. Die junge Frau begann allm?hlich unruhig zu werden. Was hatte er nur entdeckt? Wurde er vielleicht von Stuart ?berrascht? Das Warten machte sie fast krank und so beschlo? sie, selbst nach dem rechten zu sehen. Sie holte ihren Mantel und verlie? eilig die Wohnung. Auf dem Flur blickte sie sich kurz um. Ihr war f?r Sekunden, als ob sie Schritte hinter sich geh?rt h?tte. Nat?rlich war es nur Einbildung, aber das Gef?hl, verfolgt zu werden, lie? sie nicht los. Sie sah wieder nach vorne zum Fahrstuhl. Sie legte einen Zahn zu, so als ob das Erreichen des Lifts ihr eine Sicherheit geben k?nnte. Sie dr?ckte die Rufautomatik und trat von einem Bein aufs andere. Nur langsam setzte sich der Kabinenkorb in Bewegung. Maggie wagte nicht hinter sich zu blicken. Doch dann hielt sie es nicht aus und ri? den Kopf herum. Der Flur war leer. Also wirklich nur eingebildet. Die beiden Liftt?ren schwangen auseinander. Als Maggie einsteigen wollte, sp?rte sie eine Hand an ihrer Kehle, die sie zur?ckstie?. Sie fiel r?ckw?rts zu Boden und landete hart. Als sie die Augen nach oben richtete, schien es, als h?tte man ihr Eiswasser in die Adern gepumpt. Und die K?lte lie? sie erstarren, als sie das makellose Plastikgesicht erkannte, das sich auf Stuarts Bett ausgebreitet hatte.
      ?Hallo, Schlampe, ich soll Dir sch?ne Gr??e von Sansburgh ausrichten. Er sagt, ich soll ein Auge auf dich werfen.?
      Lola griff mit ihrer Hand in eine Tasche und warf ihr etwas Glitschiges zu. Instinktiv fing Maggie es auf. Sie wagte nicht zu atmen. Schreiend lie? sie es wieder fallen: Sansburgh ausgesch?lte Aug?pfel. Der Schrecken l?ste den Krampf und sie stolperte zu ihrer Wohnung zur?ck. Lola schien ihre Flucht nicht zu st?ren. Hastig schlo? sie die T?r auf und lie? sie schnell wieder zu krachen. Sie legte die Kette vor und wankte noch bleich vom Entsetzen in die K?che. Hier musste sich doch irgendetwas finden lassen. Etwas womit sie sich verteidigen konnte. Sie h?rte, wie die T?r aufgebrochen wurde.
      ?Komm raus, komm raus, wo immer du bist. La? uns mit Puppen spielen, meine S??e. Ihre Haare b?rsten und ihnen den Kopf abrei?en.?, in die elektronische Stimme hatte sich eine Kindermelodie hineingemischt. Maggie hielt gerade den Gasanz?nder in der Hand, als sich Lolas Hand in ihren Haaren festkrallte. W?tend wirbelte die Puppe sie durch die ganze K?che, schleuderte sie durch eine Durchreiche. Keuchend blieb Maggie auf dem Wohnzimmerteppich liegen. Schwarze Blitze zuckten vor ihren Augen und sie nahm nur mehr bruchst?ckhaft wahr, wie sich Lola ?ber sie beugte.
      ?Ich werde Dir Dein Herz herausrei?en und es Stuart schenken. Was kann ein M?dchen ihrem Liebsten denn sch?neres schenken, als ein Herz.?
      Maggie roch den Brennspiritus. Lola war voll davon. Der Gasanz?nder, er lag in greifbarer N?he. Lolas Hand sauste auf ihren Brustkorb zu, ihre Fingern?gel bohrten sich in ihre Haut, bis Blut kam. Maggie konnte den Z?nder mit ihren Fingerspitzen schon ertasten. Nur noch Millimeter, dann hatte sie ihn. Lolas Hand schabte schon durch das Fleisch. Endlich konnte Maggie ihn ergreifen. Sie hielt das Ger?t an Lolas Kopf und dr?ckte den Knopf. Der kleine Funke lie? die grellblonde M?hne sofort in Flammen aufgehen. Lola sprang schreiend auf und versuchte sich die brennende Haare auszurei?en. Doch dadurch fing immer mehr von ihrem K?rper Feuer. Bald war sie nur mehr eine einzig lodernde Fackel. Blind vor Schmerz taumelte sie durchs Zimmer auf das Fenster zu. Krachend barste das Glas, als sie sich einfach hinausfallen lie?. Maggie versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Nur schwer konnte sie sich zum Fenster schleppen. Als sie auf die Stra?e blickte, sah sie zu, wie Lady Lola verbrannte.
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Ohrwell ()

    • Oh Danke, guter Ohrwell.
      [Male mich sehr gespannt, werde aber wohl erst morgen den Sessel in Kaminn?he r?cken k?nnen und Lesebrille, Pfeifchen und ... hurra]
      Memento Mori

      "Blutbücher sind wir Leiber alle ; wo man uns aufschlägt : lesbar rot." Clive Barker.
      [Tentakeltanz im Märchenpark]
    • Good bye, good old Lola ...

      Sch?n morbides Bild des Motels, man kann sich den schmierigen Hauswirt, den in flackerlicht geworfenen Gro?parpa, recht [unangenehm] lebendig ausmalen [ein trauriger Hauch von Degeneration]

      Den Zeitsprung hast Du erneut sehr geschickt eingef?delt, lieber Ohrwell,
      "Auge auf Dich werfen", "Ihre Haare b?rsten und ihnen der Kopf abrei?en", King h?tte Lola B?sm?llig genannt ...

      Danke f?r das Teilen, sehr unheimlich und sch?n gewoben ...
      male mich sehr gespannt auf das Prospektiv ... ja.
      Memento Mori

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