"Sukkubus" von Ohrwell - Teil 3

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Thema Cookies finden Sie hier und in unserer Datenschutzerklärung

    • "Sukkubus" von Ohrwell - Teil 3

      Pete Sansburgh sa? in seinem Wagen, den er auf der Stra?enseite gegen?ber vom Haus geparkt hatte. Er bl?tterte in einem Magazin und blickte dabei immer wieder zum Haupteingang. Auf seinem Beifahrersitz t?rmten sich bereits Schokoriegelpapier und Fast-Food-Verpackung. Er wartete schon eine Stunde auf sein Zielobjekt. Aber der kleine dickliche Privatdetektiv wusste, das Geduld beim Observieren eine der wichtigsten Eigenschaften war. Er war gerade bis zur H?lfe der Zeitschrift angelangt, als sich die Fl?gelt?r ?ffnete. Er sah, wie Paul Stuart auf den B?rgersteig trat, sich den Mantel zukn?pfte und dann die Stra?e hinaufging, vermutlich zur n?chsten Bushaltestelle. Die bisherigen Ermittlungen hatten ?ber Stuarts Vergangenheit nichts aufregendes zu tage gebracht. Er war ein Angestellter in einem gut gehenden Unternehmen, verdiente ausreichend und war auch sonst ein eher als bieder zu bezeichnender B?rger. Keine Auff?lligkeiten, die ihn aktenkundig h?tten werden lassen. Doch Sansburgh wusste, je heller das ?u?ere war umso schw?rzer lag das Innenleben verborgen. Nach allem was ihm Maggie ?ber diesen Mann erz?hlt hatte, war er nicht astrein. Nun folgte Phase 2, keine besonders legale Mission, aber sie w?rde ihm helfen, mehr ?ber das Zielobjekt herauszufinden. Als Stuart nicht mehr zu sehen war, stieg er aus und lief hin?ber zum Haus. Im Treppenhaus war alles ruhig. Nur ein Fernseher lief irgendwo. Die ersten Stufen nahm Sansburgh eher gelassen, doch schon im 1.Stock musste er sich am Handlauf nach oben ziehen. Schlie?lich stand er etwas aus der Puste vor Stuarts T?r. Er zog ein Etui mit Dietrichen aus der Tasche und machte sich am Schlo? zu schaffen. Ein leises Klicken und die T?r stand offen. Sansburgh stutzte ein wenig, ihm war, als h?tte er ein Ger?usch geh?rt. Er blickte sich nerv?s im Flur um, doch da war keiner. Das Appartment war schlicht eingerichtet, eine kleine K?che, Badezimmer, Wohn- und Schlafzimmer. Der K?hlschrank war haupts?chlich mit Fertiggerichten aufgef?llt, das Bad und die Abwasch waren sauber. Ein Pedant, so hatte ihn Maggie Sansburgh beschrieben. Komisch, dass sich dann ein solcher Typ dann mit einer Sexpuppe vergn?gt, dachte der Detektiv. Dann ging er ins Schlafzimmer. Das Bett war ordentlich gemacht und mit einer Tagesdecke ?berspannt. Sansburgh grinste. Auf dem Bett sa? sie, in ihrem Neglige und ihren Strapsen. Wartete auf ihren Liebhaber, bis er wieder von der Arbeit zur?ck kam. ?Stell lieber das Essen warm, Sch?tzchen. Wenn ich hier fertig bin, wandert dein Lover in den Bau.?, Sansburgh stand neben dem Bett und t?tschelte den Kopf der Puppe. Sansburgh zuckte zur?ck. In seinen Fingern versp?rte er ein Kribbeln, wie von einem elektrischen Schlag. ?Hat der Trottel den Stecker nicht rausgezogen.?, fluchte er. Er durchsuchte Regale und Schubladen, fand aber nichts au?ergew?hnliches, au?er einer Rechnung von Sexy Toys. ?Mann, billig bist du nicht grade, S??e. Ob dein Paulie auch wirklich was kriegt f?r sein Geld.?
      Sansburgh war entt?uscht. Er hatte nichts gefunden, was Stuart mit dem Mord an Andrew Barton in Verbindung br?chte. F?r diesen Fall hatte er aber einen zweiten Auftrag von Maggie bekommen. ?Tut mir leid, Missie, aber du hast dich mit der falschen angelegt.?
      Er ging zum Bett und trug die Puppe ins Badezimmer. Dann legte er ihren Plastikk?rper in die Badewanne und zog ein kleines Spr?hfl?schchen Spiritus aus seiner Tasche. Aus der anderen holte er sein Feuerzeug heraus. ?Keine Bange, wird nicht wehtun, geht ganz schnell vorbei.?
      Sansburgh ?ffnete den Verschlu? und go? das Fl?schchen ?ber den Kopf der Puppe aus.
      ?Wollen mal sehen, wie hei? du wirklich bist, Baby!?
      Das Feuerzeug klappte auf.
      Lolas Hand schnellte vor, griff sich die von Sansburgh und brach mit einem Ruck sein Handgelenk auseinander.
      Der Detektiv fiel r?ckw?rts zu Boden und blieb schreiend vor Schmerz auf der Badematte liegen. Seine Hand baumelte nur mehr an Hautfetzen herunter. Lola entstieg der Wanne, schritt ?ber Sansburgh, die Abs?tze ihrer Schuhe tief in seinen R?cken vergrabend. ?Tut mir leid, Fettsack, aber du hast dich mit der falschen angelegt.?, ert?nte ihre elektronische Stimme. Sie ging in Pauls Schlafzimmer und ?ffnete einen Wandschrank. Dort bewahrte er seine Baseball-Ausr?stung auf. Sie nahm den Schl?ger heraus und ging wieder zu Sansburgh. Er versuchte sich aufzurichten und blickte in das verf?hrerisch-grinsende Gesicht von Lola. Ihre roten Lippen entbl??ten eine Reihe makelloser Z?hne. Vor Schmerz waren ihm Tr?nen aus den Augen geschossen und so sah er nur undeutlich, wie sie ihre Arme hob.
      ?Keine Bange, wird nicht wehtun, geht ganz schnell vorbei.?, wiederholte sie seine Worte.
      Mit mechanischer Pr?zision sauste das Metall immer wieder auf Sansburghs Kopf nieder. Schon nach dem ersten Schlag glaubte Lola ein Knirschen zu h?ren. Sansburgh schrie noch einmal kurz auf. Das Brechen des Sch?delknochens war ein langgezogener Ton, der mit Blutspritzen sein Ende fand. Doch Lola h?rte nicht auf. Sie deformierte seinen Kopf solange bis die graue Gehirnmasse hervorquoll. Als von Sansburghs Gesicht nur mehr ein blutiger Gewebeklumpen ?brig blieb, lie? sie den Schl?ger fallen. Lola blickte auf die Leiche hinab, so als betrachte sie ein Kunstwerk. Pl?tzlich spielte die Nationalhymne als Klingelton. Es kam aus Sansburghs Brusttasche. Lola z?gerte einen Moment, dann ging sie ran.
      ?Sansburgh, sind sie das? Haben sie etwas bei Paul gefunden??
      Lola hatte die Stimme nur einmal geh?rt, aber sie war tief in ihrem Mikrochip gespeichert. ?Sansburgh, sind sie da??
      Offenbar hatte sie Maggie untersch?tzt, ein Fehler gewi?, aber einer von denen, der sich leicht korrigieren lie?e. Sie legte auf.

      Das B?ro des alten Mannes setzte sich aus alten M?beln zusammen, die von einem spiegelnden Glanz aus Holzpolitur ?berzogen waren. Detective Harrison wurde langsam ungeduldig. Der Fall entwickelte sich immer komplizierter. Die enthauptete Leiche von Doc Leslie im Leichenschauhaus hatte dieselbe Entstellung wie Andrew Barton, nur war seine Leiche daf?r wie durch Zauber verschwunden. Harrison kam einfach nicht weiter in dieser Angelegenheit. Ein Gl?ck, dass die Presse die ganze Geschichte noch nicht aufgebauscht hatte, aber das war nur mehr eine Frage der Zeit. Es musste endlich ein Erfolg her, eine hei?e Spur, irgendetwas, das dieses R?tsel l?ste. Maggie Barton klang verst?ndlicherweise erregt am Telefon, als er ihr vom Verschwinden der Leiche berichten mu?te. Und Harrison hatte das untr?gliche Gef?hl, das sie selbst auf eigene Faust etwas unternehmen wollte. Davon war ihr abzuraten, doch wie blo?. Sie schien eine von den Frauen zu sein, die sich nur schwer etwas ausreden lie?en und selbst Gefahr nicht scheute. Bewundernswert, dachte er heimlich f?r sich. Endlich kam der alte Mann aus einer Seitent?r und bat Harrison vor dem Kamin platz zu nehmen. Er hielt ein Buch in der Hand, das er auf seinen Scho? legte.
      ?Es tut mir leid, das sie so lange warten mussten, aber ich habe es nicht gleich finden k?nnen.?
      ?Am Telefon haben sie mir gesagt, sie w?ssten, wer Andrew Barton umgebracht hat, Professor Manovsky.?
      Der alte Mann r?ckte seine Brille zurecht und nickte.
      ?Oh ja, Detective, das kann ich in der Tat.?, er blickte ihn dabei tief an, so als erwarte er Applaus.
      ?Nun??
      Der Professor wirkte etwas pikiert, offenbar wusste der Polizist seine Hilfe nicht wirklich zu sch?tzen. F?r einen Moment war ihm danach, sein Wissen nicht preiszugeben.
      ?Sagt ihnen der Name Pygmalion etwas??
      Harrison sch?ttelte den Kopf.
      ?In der griechischen Mythologie war er ein Bildhauer, dem es gelungen war, eine lebensgro?e Frauenfigur aus Elfenbein zu formen, die an Sch?nheit einer lebenden in keinster Weise nachstand. Die Skulptur war so lebensecht, dass er sie fortan wie ein richtige Frau behandelte, er gab ihr auch den Namen Galatea. In seinem Liebesrausch flehte er zu den G?ttern, Galatea zum Leben zu erwecken. Aphrodite erh?hte seine Rufe und die Skultpur wurde lebendig. Bald darauf nahm er sie zur Gemahlin??
      ??und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute, usw. Ist ja alles sehr interessant, Herr Professor.?, unterbrach Harrison, ?aber was hat das mit dem Mord zu tun??
      Manovsky machte unter seinem m?chtigen Schnauzbart ganz d?nne Lippen.
      ?Ich komme schon noch darauf. Vor einem Jahr, wie ihnen bekannt sein d?rfte, ist Gerald Irwin Fitch ganz pl?tzlich verstorben.?
      Bei diesem Namen klingelte es Harrison sofort. ?Sie meinen den Pornoindustriellen G. I. Fitch. Ja ich erinnere mich. War ne w?ste Geschichte. Hatte Millionen gescheffelt, die er jedoch wieder in zahlreichen Prozessen ausgeben musste.?
      ?Ja, mein alter Freund Fitch war kein Kostver?chter, sein Leben war wie soll ich sagen, gepr?gt von w?sten Ausschweifungen und Orgien. Da? er dabei mit dem Gesetz in Konflikt geraten musste, war nur eine Frage der Zeit.?
      ?Glauben sie es besteht ein Zusammenhang zwischen Fitchs Tod und dem Mord??
      ?Fitch war wie besessen, seine Grenzen auszuloten. Es k?mmerte ihn dabei nicht, ob er selbst Schaden nahm oder anderen Schaden zuf?gte. Das war wohl auch der Grund, warum wir dann keinen Kontakt mehr pflegten. In diesem seinem letzten Jahr wollte er mit etwas auf dem Erotikmarkt Eindruck machen, wie es die ganze Welt noch nie gesehen hat. Eine k?nstliche Sexsklavin, die alles bisherige in den Schatten stellen sollte.?
      Harrison fing an langsam eine Ahnung zu bekommen, worauf der alte Mann vor ihm hinauswollte. Und es reute ihn gleich, ihn ?berhaupt angeh?rt zu haben
      ?Sie meinen eine Plastik-Sexpuppe hat Andrew Barton umgebracht.?
      Harrison stand auf und wollte gehen.
      ?Bitte, Detective, ich wei? wovon ich rede.?, er deutete auf das Buch. ?Dies hier ist der Beweis. Es ist Fitchs Tagebuch. Darin spricht er von teuflischen Ritualen, von Besessenheit und anderen grauenvollen Dingen. Leider steht nicht drinnen, ob es ihm gelungen ist, diese Galatea zum Leben zu erwecken. Aber wenn es so ist, dann haben sie es mit einem f?rchterlichen Mordinstrument zu tun.?
      Der Professor zuckte zusammen, als die T?r krachend ins Schlo? fiel.
      ?Sie werden es schon sehen, Detective. Sie werden es schon sehen
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!
    • Ich staune fr?hlich, lieber Ohrwell, sch?n wie geschickt Du ein Geflecht einzelner Str?nge knotest ...

      Br?test Du schon l?nger ?ber diesem Ausflug [nicht doof gemeint, w?rde mich nur lebhaft interessieren, da das was man Plotkonstruktion schimpft ... Jo immer zu Verzweiflung trieb und auch noch treiben w?rde] ?

      Wirklich sehr sch?ne, beeindruckende Zusammenf?hrung einzelner Handlungsebenen,
      wie Jo findet ...

      Danke f?r das Teilen, Jo malt sich gespannt.
      Memento Mori

      "Blutbücher sind wir Leiber alle ; wo man uns aufschlägt : lesbar rot." Clive Barker.
      [Tentakeltanz im Märchenpark]

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Skeli ()

    • Original von Skeletorlacht
      Ich staune fr?hlich, lieber Ohrwell, sch?n wie geschickt Du ein Geflecht einzelner Str?nge knotest ...

      Wirklich sehr sch?ne, beeindruckende Zusammenf?hrung einzelner Handlungsebenen,
      wie Jo findet ...

      Danke f?r das Teilen, Jo malt sich gespannt.


      Vielen Dank f?r das nette Lob.


      Original von Skeletorlacht

      Br?test Du schon l?nger ?ber diesem Ausflug [nicht doof gemeint, w?rde mich nur lebhaft interessieren, da das was man Plotkonstruktion schimpft ... Jo immer zu Verzweiflung trieb und auch noch treiben w?rde] ?


      Ich schreibe eigentlich schon seit meiner Teenie-Zeit, haupts?chlich f?r mich selbst. Ein breiteres Publikum habe ich bisher nur ab und zu erreicht. Bei der Geschichte fing es eigentlich damit an, da? ich ganz ins Blaue hineinschreiben wollte, aber dann doch Platz einplante, um das ganze nicht zur Sackgasse gerinnen zu lassen. Aber ich kenn das auch, wenn man vor dem PC sitzt und sp?rt, wie sich das Hirn zusammenkrampft, weil es einen anst?ndigen Plot zu Wege bringen soll.
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!
    • Das ist wirklich sch?n verwoben,
      konnte mich [fr?her] auch nie dem Reiz einer Schreibmaschine, oder auch der ersten [eigenen] Textverarbeitungsmaschine [das war auch irgendwie Magie], entziehen ... nur baute ich immer auf recht sandigem Grund, setzte unbeschwert und unbedarft die Segel ... auf zu Reisen ... die leider schnell abgebrochen werden mussten [da ein paar Gedanken- und oder Wortspiele ... irgendwann nicht mehr tragen]

      Kings Autobiographie: Das Leben und das Schreiben fand ich recht herrlich,
      hatte einmal das Gl?ck eine recht ausf?hrliche ArteDoku mit und um ihn zu sehen
      und
      es ist einfach zu sch?n ?ber was f?r ein [nat?rlich sprudelndes] Erz?hltalent dieser Mensch gebietet, wie sch?n er Orte mit Anekdoten, Erinnerungen, Geschichten f?llt [seiner Umwelt, seiner Eigenen, der seiner Phantasie],
      bestimmt ein Vergn?gen mit ihm am Lagerfeuer den Echos des Waldes zu lauschen ...

      Hatte Edgar W. nicht so ein sch?nes SituationsGl?cksRad ?
      Das w?re auch etwas f?r mich ...

      Alles Gute Dir

      [male mich gespannt wie es weitergeht und vielleicht magst Du ja ein wenig ?ber Deine Schreiberfahrungen, Schreibgewohnheiten plaudern ... z.B. schreibst Du eher nach Lust und Laune, oder setzt Du Dir feste Zeiten?]
      Memento Mori

      "Blutbücher sind wir Leiber alle ; wo man uns aufschlägt : lesbar rot." Clive Barker.
      [Tentakeltanz im Märchenpark]