"Sukkubus" von Ohrwell - Teil 1

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    • "Sukkubus" von Ohrwell - Teil 1

      Als er sie das erste Mal im Schaufenster erblickte, war er sofort von ihr begeistert. Sie hatte das gewisse Etwas, das man nicht auf Anhieb erkl?ren konnte, es aber sofort verstand, wenn die Gelegenheit g?nstig war, eben ein Augenblick, den man nicht fordern, sondern sich nur w?nschen konnte. Er betrat den Laden und war ?berrascht, wie gepflegt es im Verkaufsraum aussah. Auch die anderen Personen, die wie er zwischen den Regalen wandelten, sahen nicht aus wie die Kunden, die man ?blicherweise in solchen Gesch?ften vermutet h?tte. Er f?rchtete schon, dass ein Verk?ufer oder noch schlimmer eine Verk?uferin auf ihn lauern w?rde, um ihm die eine Frage zu stellen: Kann ich ihnen behilflich sein, bei dem was sie suchen. Doch das brauchte ihn niemand zu fragen, er wusste bereits was er wollte und er ging schnurstracks auf sie zu. Er nahm sie, ging mit ihr zur Kassa und bezahlte. Dann verlie? er mit einem gro?en, blickdichten Karton das Gesch?ft und eilte wie noch nie zuvor in seinem Leben nach Hause. Kaum war die Eingangst?r seines Appartments geschlossen, ri? er die Verpackung auf und legte sie behutsam auf das Sofa. Sie war perfekt, sch?ner als ein Traum oder die weit entfernte Wirklichkeit.

      Der Abend schien doch noch viel versprechend zu werden, dachte Maggie bei sich. Sie sa? an der Bar und hatte ein Glas Wein vor sich stehen, an dem sie hin und wieder nippte. Hin und wieder blickte sie sehns?chtig auf die brodelnde Tanzfl?che, aber heute schien sich kein Kavalier zu zeigen, um mit ihr das Tanzbein zu schwingen. Sie wollte eigentlich schon austrinken und nach Hause gehen, als sie pl?tzlich jemand fragte: ?Verzeihung, darf ich mich zu Ihnen setzen.? Sie blickte hoch und sah einen Mann Ende 30, gro? gewachsen, nicht zu stark durchtrainiert, aber auch keine Speckr?llchen oder Anzeichen von Doppelkinn. Ein sanfter Duft von Minze strich ihr um die Nase. Seine H?nde waren genauso gepflegt wie sein gesamtes ?u?ere. Und doch, ein klein wenig sch?chtern wirkte er, wie er da neben ihr auf dem Barhocker sa?, bedacht, sie nicht mit seiner Anwesenheit auffallend zu bel?stigen. ?Laut, was??, sie verstand nur Bruchst?cke, aber er meinte wohl, dass die Musik in dem Lokal ziemlich laut sei. Zu laut, um wirklich ein Gespr?ch anfangen zu k?nnen. Sie nickte und l?chelte. Entweder man ist sich sympathisch oder man ist es nicht. Ganz entscheidend sind die ersten Sekunden. Also vorsichtig sich herantasten. M?nnchen und Weibchen langsam zusammen kommen lassen. ?Eigentlich wollte ich sie fragen, ob sie noch etwas trinken m?chten. Aber ich sehe, sie sind schon im Aufbruch.?
      Gute Beobachtungsgabe, das war schon sein erster Pluspunkt. ?Vielleicht k?nnen wir uns ja noch woanders einen Drink genehmigen, wo es nicht so ?bervoll ist.?
      Der Vorschlag gefiel ihr, aber vorsichtig, ganz so einfach will sie es ihm nicht machen.
      ?Ich wei? nicht.?, mal sehen wie er sich damit tut.
      ?Bitte bleiben sie, wenigstens auf einen Drink noch.?
      Hartn?ckig der Junge, dachte Maggie, er gibt nicht so schnell auf.
      ?Also gut. Ich hei?e ?brigens Maggie. Maggie Barton?
      Sie reichte ihm die Hand und er widerte. Ein sanfter H?ndedruck.
      ?Paul, Paul Stuart. Freut mich sie kennenzulernen, Maggie.?

      Das Appartment roch penetrant nach Verwesung. Detective Harrison hielt sich ein Taschentuch vor den Mund, als ihn der Officer ins Schlafzimmer f?hrte. Die Leiche lag ausgestreckt auf den Laken wie eine ausgewickelte Mumie. Harrison staunte immer wieder, wie sehr sich ein menschlicher K?rper durch den Tod verformen konnte, aber dieser hier sah aus, als verrottete er schon mehrere Jahre. ?Der Mann ist bestimmt keine 12 Stunden tot.?, berichtete der Polizeiarzt. Harrison blickte ihn an. ?Das ist nicht ihr Ernst.?
      ?Ich verstehe es auch nicht. Es sieht fast so aus, als w?re ihn ihm jegliche Fl?ssigkeit regelrecht verdunstet. Genaueres kann ich erst nach der Autopsie sagen.?
      Harrisons Blick wanderte durch den Raum, bis er an einem Punkt Halt machte. Er hob mit dem Gummihandschuh etwas auf. ?Immerhin wissen wir, dass er vor seinem Tod noch Geschlechtsverkehr hatte.?
      ?Ja, aber Sex k?nnen wir wohl als Todesursache ausschlie?en.?

      Wie es genau gekommen war, dass sie in seiner Wohnung gelandet waren, wusste Maggie nach den vielen Drinks nicht mehr zu sagen. Sie wollte nicht v?llig besoffen mit ihm ins Bett steigen, aber dann hatte sie sich doch hinrei?en lassen. Eine fast magische Anziehung hatte sie all ihre Sicherheitsvorkehrungen vergessen lassen. Dabei predigte sie immer ihren Freundinnen, sich nie ohne R?ckendeckung auf solche One-Night-Stands einzulassen. ?Kannst du mir sagen, wo das Bad ist. Ich m?chte mich nur mal eben ein wenig frisch machen.?
      ?Klar, den Gang runter und dann die letzte T?r. Ich geh solange ins Schlafzimmer.?, sagte Paul.
      Mit leicht wankendem Schritt folgte Maggie dem Weg und fand das Badezimmer. F?r einen Junggesellen sehr reinlich, selbst im Rausch war das nicht zu ?bersehen. Das kalte Wasser lie? den Ballon, zu dem sich ihr Kopf aufgepumpt hatte, ein wenig Luft ab und ihr Blick wurde wieder etwas klarer. Sie ging wieder zur?ck zu Paul und fing schon auf dem Weg, sich von einigen Kleidungsst?cken zu entledigen. Zum Schlu? stand sie nur noch in ihrer Unterw?sche im T?rrahmen und blickte auf das ger?umige Bett.
      ?Wir haben schon auf die gewartet.?
      So schnell war Maggie noch nie n?chtern geworden. Das Licht war im Schlafzimmer zwar sehr schwach, darum dachte sie zuerst, dass da noch jemand neben Paul im Bett lag. Doch die Frau hatte etwas zu knalligbuntes Make-Up aufgetragen, ihre Haare gl?nzten wie lackiert und ihr Mund war unnat?rlich weit aufgerissen, so da? sie eine Banane quer h?tte schlucken k?nnen. ?Ah, komm doch S??er, ich will dich ganz tief in mir sp?ren.?, sagte eine elektronische Stimme, die sie entfernt an einen Handyklingelton erinnerte. Angewidert drehte sich Maggie um und suchte eilig ihre Kleidung wieder zusammen. Paul verstand zuerst nicht, stieg aus dem Bett und warf sich den Morgenmantel ?ber.
      ?Was ist los, Maggie. Was tust du da??
      ?Ausgerechnet ich mu? auf eine Typen wie dich reinfallen.?
      Paul runzelte die Stirn, anscheinend verstand er es wirklich nicht.
      ?Du glaubst doch nicht, dass ich mit einem Kerl in die Kiste steige, der eine Barbiepuppe fickt.?
      Die Stirnfalten wurden noch tiefer vor Ungl?ubigkeit.
      ?Aber, was ist denn dabei. Wir k?nnen doch einfach einen Dreier draus machen.?
      Maggie stockte. ?Sag mal hast du sie noch alle??
      Sie zog sich rasch ihre Sachen an, schl?pfte in ihre Schuhe und schritt schnellen Schrittes zur T?r. Paul folgte ihr dabei, versuchte sie zum Bleiben zu ?berreden.
      ?Bitte, Maggie, da ist wirklich nichts pervers dabei. Sie f?hlt sich an wie echt.?
      ?Du bist einfach nur widerlich. Ich verschwinde. Versuch mich blo? nicht, anzurufen.?
      Die T?r knallte ins Schlo? und Paul stand allein in der Dunkelheit. Er schob den Riegel vor die T?r und wankte zur?ck ins Schlafzimmer. Sein Kopf war hochrot als w?re er einem Stakkato aus Ohrfeigen ausgesetzt gewesen. M?de lie? er den Morgenmantel sinken und legte sich zur?ck ins Bett. Einige Minuten lag er so da, den Blick an die Decke und sinnierte vor sich hin. Er drehte sich zu Lady Lola hin?ber. Ihr breiter Mund schien mit einem Mal nicht mehr l?stern zu grinsen, sondern verzog das aufgemalte Gesicht zu einer Grimasse.
      ?Du hast doch geh?rt. Sie will nicht mit uns schlafen. Was h?tte ich denn tun sollen.?
      Die gl?sernen Augen funkelten zornig, so als w?rden Laserstrahlen aus ihnen ausbrechen und alles in Brand stecken.
      ?Bitte sieh mich nicht so an. Ich wei?, dass ich nicht so mit der T?r ins Haus h?tte fallen d?rfen. Der Alkohol war schuld.?
      Paul r?ckte n?her an den Plastikk?rper heran. Sacht strich seine Hand an der makellosen Taille entlang und suchte seinen Weg langsam zum Oberk?rper hinauf.
      ?Allein war es doch bisher immer sch?n mit uns. Warum das ?ndern??
      Paul schrie als h?tte sich etwas in ihn verbissen. Noch bevor er ihre straffen Silikonbr?ste erreichen konnte, hatte ihn eine st?hlerne Klaue am Handgelenk gepackt. Lola sprang auf und dr?ckte den entsetzten Mann auf die Matratze. Wie ein tollw?tiges Tier fletschte sie ihre strahlend wei?en Z?hne. Paul versuchte krampfhaft Luft zu bekommen, denn die Silikonbr?ste lagen jetzt wie mehrere Tonnen Blei auf seinem Oberk?rper.
      ?Du bist ein j?mmerlicher Versager, Paul Stuart!?, kreischte die elektronische Stimme in Lolas Kopf. ?Das habe ich schon gemerkt, als du vergeblich versucht hast, die Batterien in mich einzuf?hren, von anderen Dingen ganz zu schweigen.?
      ?Bitte, Lola, verzeih mir, nur dieses eine Mal.?
      ?Anscheinend ist dir immer noch nicht klar, das ich inzwischen eine andere Energiequelle brauche. Wenn Dir an Deinem Leben etwas liegt, solltest Du bei der n?chsten zum Schu? kommen. Sonst??, Lola knirschte mit ihrem Plastikgebi? und der Druck ?bertrug sich derma?en auf Pauls Handgelenk, dass er das Gef?hl hatte, die Puppe w?rde es ihm zerquetschen. Doch dann lie? sie ihn mit einem Ruck aus, dass er winselnd aus dem Bett fiel. Sie blickte besorgt ?ber die Kante auf ihn herab, wie ein Kind, das sich Sorgen um ihr Spielzeug machte. ?Ich will nicht schon wieder auf Beutezug gehen m?ssen, Paul. Das kannst du nicht von mir verlangen?, Lola hatte wieder den erotischen Unterton in ihrer Stimme, der sie unwiderstehlich machte. Diese Augen, sie hatten diese Sanftmut zur?ck gewonnen, die ihn sogar den Schmerz vergessen lie?. Fast schien sie Tr?nen zu verstr?men, so als t?te es ihr leid. Die Konstrukteure hatten wirklich an alles bei ihr gedacht. Sogar ihr Ku? war feucht, den sie Paul auf den Mund legte. Sie stand auf und ging mit wiegenden Schritten ins Wohnzimmer. Im Halbdunkel sah Paul ihre geschmeidigen Formen t?nzeln. Wie ein gepr?gelter Hund folgte er seiner Herrin, die sich lasziv auf dem Sofa ausgestreckt hatte. Er kniete sich zu ihren F??en, rollte sich f?rmlich zusammen, um Demut zu ?ben
      ?Ich werde eine passende f?r uns finden, Lola, das habe ich dir geschworen.?
      ?Das wei? ich, Darling. Das wei? ich doch.?, sagte sie und streichelte z?rtlich seinen Kopf, den sie zwischen ihre Schenkel bettete.

      Fortsetzung folgt...
      Und die dämonischen Mächte des Grauens suchen sich schon wieder ein neues Opfer!

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Ohrwell ()

    • Sehr unheimlich und ?berraschend lachte mir just die Fratze von Lola,
      Stimmungsschwankungen solcher Natur bereiten mir wirklich sanftes entsetzen und dann von einer ~ Einsamen Unterhalterin ...

      Danke f?rs teilen, das ist, glaube ich, wirklich eine Novit?t, ein junger Mann der dem Sirenensang einer beseelten [?], d?monischen Plastikliebesgespielin verf?llt, der es nun nach mehr als nur sch?der Batteries?ure gel?stet und die nun zunehmend ein anderes Gesicht offenbart ...

      Male mich wirklich gespannt, da gerade auch der Leichenfund [sehr gelungen] mir nun doch Fragen aufwirft ...

      Alles Gute
      Memento Mori

      "Blutbücher sind wir Leiber alle ; wo man uns aufschlägt : lesbar rot." Clive Barker.
      [Tentakeltanz im Märchenpark]