Prof. Sigmund Freud - 03 - Versehrung
Volkan Adanalic, ein ehemailger Soldat, hat sich auf dem Turm der Wiener Votivkirche verschanzt und bedroht alle, die sich auf dem Kirchplatz zeigen. Um ein Blutvergiessen zu vermeiden, holt Karl Gruber, gegen den Widerstand seiner Polizeikollegen, Professor Freud zu Hilfe. Dieser soll den psychisch Kranken zur Aufgabe überreden.
Auch Professor Freuds jüngster Fall ist kein gewöhnlicher Krimi. Statt einer aufwendigen Tätersuche, konzentriert man sich hier ganz auf die psychologische Motivation des Scharfschützen. Die Spannung der Geschichte ergibt sich aus dem Zeitdruck, unter dem Gruber und Freud stehen, da die übrigen Polizisten darauf drängen, die Angelegenheit schnell und wenn nötig auch mit Gewalt zu beenden.
Der Ablauf ist flüssig und weitgehend ohne Längen gestaltet, einzig auf die wiederkehrenden Gespräche mit dem Ladeninhaber, bei dem sich Gruber einquartiert hat, hätte man ruhig verzichten können. Produktionstechnisch ist die Folge wieder auf allerhöchstem Niveau. Die Musik ist immer stimmig und die Geräuschkulisse so ausgeprägt, daß der Hörer das Gefühl bekommt "live" dabei zu sein. In diesem Zusammenhang sind auch die beiden Musiker Arianne Spiegel (Cello) und Burak Özdemir (Fagott) zu nennen, deren präzises Spiel erheblich zur Atmosphäre beiträgt. Sonja Harths Arbeit bei Schnitt und Klanggestaltung ist makellos und sorgt für einen kontinuierlichen Spannungsbogen, sowie einen Sound, der perfekt zum Geschehen passt. Der erläuternde Kommentar von Frau Dr. Salwa Meier ist diesmal direkt auf das Hörspiel bezogen, und es gelingt ihr sogar, einen Bezug zur Gegenwart herzustellen.
Im Booklet sind neben den Stabangaben auch auch drei Abhandlungen zu den Themen Votivkirche, Mistelbacher und Wien nach dem ersten Weltkrieg nachzulesen.
Neben den auch schon in den vorangegangenen Folgen überzeugenden drei Hauptdarstellern Hans Peter Hallwachs(Sigmund Freud), Felicitas Woll(Anna Freud) und Andreas Fröhlich(Karl Gruber), kommen diesmal unter anderem Thomas Schmuckert(Volkan Adanalic), Romanus Fuhrmann(Rittmeister Stadlmeyer) und Jürgen Thormann(Polizeipräsident Schober) zum Einsatz. Schmuckert macht seine Sache gut, bleibt aber, im Vergleich zu den anderen Darstellern, etwas farblos. Von den drei Genannten ist Fuhrmanns Darstellung die kraftvollste. Sein Rittmeister klingt so, wie man ihn sich vorstellt: hart, unnachgiebig und überheblich. Lobenswert ist auch Dorka Gryllus(Blanka Adanlaic) Interpretation der Ehefrau. Sie versteht es, mit ihrer Betonung in wenigen Sätzen dem Hörer begreiflich zu machen, wie fremd ihr nicht nur Wien, sondern letztlich auch ihr eigener Mann ist. Etwas schade fand ich, daß man nicht erfährt, wer die kleine Tochter gesprochen hat. Ihre Rolle ist zwar kurz, sollte aber doch mit einer Namensnennung gewürdigt werden, da ihr Spiel sehr natürlich klingt.
Fazit: Für mich die bisher beste Folge aus der Reihe um Professor Sigmund Freud.
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