Beiträge von Andy-C

    Nun ja, ähnlich wie bei den Rauchverboten, bei denen es ja auch nicht darum geht, die Raucher sondern die Nichtraucher zu schützen, sollen nicht wir Weißbrote und Kartoffeln, sondern die Betroffenen, die man früher mal als N~ oder Z~ oder ähnliches bezeichnet hat, vor der verletzenden Sprache geschützt werden. Das wird etwas sein, das wir nie vollständig werden nachvollziehen können, weswegen der Versuch an sich, mal ein bisschen genauer auf die Sprache zu achten, durchaus ehrenwert ist. Da muss man schon auch mal ein bisschen Empathie für Andere mitbringen, auch wenn’s schwerfällt. Aber in typisch deutscher Manier (wo wir gerade bei Klischees und Vorurteilen sind :zwinker:) schießen da einige wieder weit übers Ziel hinaus, und ob Dunkelhäutige sich tatsächlich von einem unbestreitbar älteren, fiktiven, sich selbst nicht allzu ernst nehmenden Hörspiel (dessen Handlung sich auch noch 1903 zuträgt, und bei dem die Baluba in Person Kabora Bassas doch insgesamt gar nicht schlecht wegkommen) wirklich verletzt fühlen, darf sicherlich bezweifelt werden. Aber wie gesagt: Das können wir nicht wirklich nachvollziehen.
    Aber ohne Frage hätte der DLF das alles wesentlich eleganter lösen können.

    So, als hoffentlich letzter Kommentar (zumindest von mir) in dieser Sache:

    Auf eine Art Beschwerde an den DLF meinerseits kam heute folgende Antwort:

    Zitat

    Sehr geehrter Herr ...,

    danke für Ihre Nachricht. Ich kann ihre Irritation verstehen - die Folge 55 hätte in dieser bearbeiteten Form und ohne Disclaimer nicht online gehen dürfen - das war ein interner Kommunikationsfehler, das Audio war nicht für eine Veröffentlichung freigegeben.

    Wir haben uns dazu entschlossen, die Folge 55 nicht zu veröffentlichen, da sie besonders drastische rassistische Sprache und Handlung enthält, u.a. viele N-Wörter und diese Inhalte über längere Zeit nicht kritisch kommentiert oder aufgelöst werden.

    mit freundlichen Grüßen,

    Jakob Schumann
    Redaktion Kriminalhörspiel
    Ressort Hörspiel
    Abteilung Hörspiel Feature Radiokunst
    Deutschlandfunk Kultur

    Und das alles wegen ein paar N-Wörtern (die übrigens nur von nachgewiesenen Rassisten (Spargo) und Mördern benutzt und von unseren Helden (Van Dusen) "nur" wiederholt werden).
    Da hat Koser an anderer Stelle aber schon ganz andere Klischees bedient...

    Hier ebenso. Liegt aber daran, dass mir meist wichtige Informationen fehlen (hier z.B., was Pfandleiher mit angebotenen Uhren machen). Die Sache mit dem verschwundenen Lottogewinner war nun aber tatsächlich ziemlich offensichtlich. Und der Fehler mit den Fingerabdrücken kam mir auch nicht zum ersten Mal unter. (Zumal man mit dem wiederholten Hinweis auf das Laden nun wirklich mit der Nase drauf gestoßen wurde.)

    Aber naja, den Fall fand ich jetzt eh nicht so doll. :schulter:

    Ja, ganz sicher kein Meilenstein, obwohl alle Beteiligten (v.a. die „Mumien“ Spitzner, Weißbach, Czarski und „Imperator“ Heyne) eine tolle, höchst vergnügliche Show abliefern. Aber wir kommen jetzt leider in den Bereich, wo Koser nach über 50 Fällen halt auch nix Bahnbrechendes mehr eingefallen ist…
    Die Methode ist ungewöhnlich genug, dass man nicht drauf kommt, aber wer der/die/das Täter/in ist, ist – mangels anderer ernstzunehmender Verdächtiger – wieder einmal ziemlich schnell klar. Zumal der/die Darsteller/in diese Type in der Reihe schon öfter gespielt hat (und wieder spielen wird). Mir ist diesmal zum ersten Mal aufgefallen, dass der/die Täter/in am Schluss entkommt und man nicht erfährt (und es Van Dusen und Hatch anscheinend auch herzlich egal ist), was aus ihm/ihr wird!
    Klugschei…ender Nachtrag (da Koser und Clute auf den CDs das ja nicht mehr liefern können): Mit Alfred Russel Wallace (Helmut Heyne) hat Koser mal wieder eine historische Persönlichkeit ins Hörspiel geschmuggelt. Sir Roderick Spargo ist zwar erfunden, aber ekelhafte, skrupellose Typen wie ihn, gab’s in der Kolonialzeit reichlich.

    Jetzt hat’s also auch der DLFK gemerkt und die Folge 55 nachgereicht.


    Die Denkmaschine 55
    Professor Van Dusen und der Mord im Club

    Kriminalhörspiel von Michael Koser
    unter Verwendung der Charaktere von Jacques Futrelle


    Inhalt:
    London, September 1903: Im West End treffen Professor Van Dusen und Hutchinson Hatch im altehrwürdigen Globetrotter Club auf einige Herren, die sich zum Mittagsschlaf in den Lesesaal zurückgezogen haben. Während Hatch noch über die „Mumien“ spottet, die in dieser „Leichenhalle“ schnarchen, fällt ihm buchstäblich eine Leiche vor die Füße: Afrika-Forscher Sir Roderick Spargo. Bei den Ermittlungen ist der berühmte Amateurkriminologe auf die Zeugenaussagen der anderen Clubmitglieder angewiesen, deren Wahrnehmungsfähigkeit altersbedingt leicht eingeschränkt ist. Eine geheimnisvolle Holzschnitzerei führt auf die Spur einer jungen Schwarzen. Die Tatsache, daß sie in einer Völkerschau als Kannibalin auftritt, verstärkt den Verdacht – zumindest aus der nicht ganz vorurteilsfreien Sicht der noblen Altherrengemeinschaft. Doch die Denkmaschine trüge nicht ihren Namen, wenn es ihr nicht auch in ihrem 55. Fall gelänge, mit Hilfe ebenso schlichter wie bestechender Logik den Tathergang zu rekonstruieren.


    Mit
    Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus Van Dusen – Friedrich W. Bauschulte
    Hutchinson Hatch – Klaus Herm
    Inspektor Smiley - Rolf Marnitz
    Kabora Bassa – Ursula Heyer
    Anthony Pomeroy - Wolfgang Condrus
    Toddles - Heinz Spitzner
    Mandrake - Herbert Weißbach
    Pimpernel – Otto Czarski
    King Cole Boloski - Hans Werner Bussinger
    Wallace - Helmut Heyne

    Ton und Schnitt: Ingeborg Goergner und Georg Fett
    Regieassistenz: Ulrike Brinkmann
    Regie: Rainer Clute
    Produktion: RIAS Berlin 1989


    Quellen: ARD-Hörspieldatenbank, DLRK, PVD-Seite

    :download:

    Na, da hat sich der DLFK ja mal wieder so gar nicht mit Ruhm bekleckert:
    Dass das Hörspiel angesichts der Thematik und damals halt noch üblichen Wortwahl nicht unkommentiert online gestellt werden konnte, war ja klar, aber die Verantwortlichen haben sich diesmal den teilweise schon üblichen Disclaimer gespart und stattdessen einfach das Hörspiel selbst verstümmelt. Sämtliche N-Wörter plump und kunstlos rausgeschnitten, was selbstverständlich zu extrem unschönen Löchern führt (und bei jemandem, der/die das Hörspiel nicht schon kennt, wahrscheinlich sogar zu Verständnisproblemen).
    Tja, jetzt wo Koser sich nicht mehr wehren kann, kann man’s ja machen.

    Zuständiger Redakteur: In die Ecke und in Grund und Boden schämen!

    Die Denkmaschine 56
    Professor Van Dusen spielt Weihnachtsmann

    Kriminalhörspiel von Michael Koser
    unter Verwendung von Charakteren von Jacques Futrelle


    Inhalt:
    New York, 23./24. Dezember 1900: Im New Yorker „Magischen Hexagramm“, einem Club hochkarätiger Zauberkünstler, ist einer der begehrten sechs Plätze zu vergeben. Bei Zauberer Elliot bewerben sich drei Kandidaten, die ihr Handwerk gleich gut beherrschen. Also soll eine Prüfung entscheiden: Ein Objekt soll eskamotiert, weggezaubert, werden. Allerdings kein x-beliebiges, sondern Lady Liberty, ein Diamant von 243 Karat, der größte und teuerste Klunker in den Vereinigten Staaten. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen und der Aufsicht von Detective Sergeant Caruso soll der Zauber im Modern Museum of Art gerade beginnen, als auf der Straße ein Schuss fällt. Schon ist Lady Liberty verschwunden, aber keiner der drei Konkurrenten will’s gewesen sein. Caruso ist am Ende und sucht Unterstützung bei Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus Van Dusen, dem „Amateurkriminologen ohnegleichen“, wie sein Begleiter Hatch spottet, der wiederum ein Thema für eine seiner brillanten Reportagen im Daily New Yorker wittert. Und das alles einen Tag vor Weihnachten 1900!


    Mit
    Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus Van Dusen – Friedrich W. Bauschulte
    Hutchinson Hatch – Klaus Herm
    Det. Sgt. Caruso - Heinz Giese
    James William Elliot – Hans Teuscher
    Franklin S. Krouthouse - Heinz Rabe
    Evelyn Latorre - Christiane Leuchtmann
    Wachtmeister Dallas - Klaus Jepsen
    Wärterin Denver – Nina Herting
    Allison Bishop - Jutta Kausch

    Ton: Ingeborg Goergner und Georg Fett
    Regieassistenz: Sylvia Rauer
    Regie: Rainer Clute
    Produktion: RIAS Berlin 1989

    Quellen: ARD-Hörspieldatenbank, DLRK, PVD-Seite

    :download:

    Nun ja, jahreszeitlich ein bisschen verquer, aber was soll’s.
    Es bleibt die Frage, warum der DLFK die Folge 55, den Mord im Club, einfach kommentarlos überspringt…

    Mal wieder einen echten (in mehrfacher Hinsicht) Klassiker entdeckt, von dem ichbisher noch gar nichts wusste:
    Aus dem Leben David Copperfields von Charles Dickens (WDR 1957)
    (In dem Threat könnte man auch mal den Autoren erwähnen, der steht da nirgends (außer in den Tags, und die ignorier’ ich meist großzügig))

    Zeittypisch ziemlich spartanisch, praktisch keine Musik, kaum Geräusche, nur Mono- und Dialoge, aber das ist mir viel lieber als der aufgeblasene Bombast manch neuerer Produktion. Und immerhin werden die Mono- und Dialoge von vielen der bekannten Theater- und Hörspiel-Stimmen gehalten, die man auch aus den Paul-Temple- und Karl-May-Hörspielen des WDR jener Jahre kennt (und so manchem „Mucks“), einschließlich eines kurzen Auftritts eines etwa 13-, 14jährigen Christian Brückner (noch nicht als „The Voice“ zu erkennen).
    Ja, erfordert schon ein bisschen Ausdauer und Konzentration (da ich das krank im Bett gehört habe, fehlt mir ehrlich gesagt, hier und da ein Stück), ist mitunter amüsant aufgrund der recht eigenwilligen Aussprache mancher englischer Namen (Und NIEMAND schlägt Jens Wawrczeck als Uriah Heep in der 2006er HR-Produktion!), aber David war mir sowieso schon immer viel lieber als der doch reichlich sentimentale Oliver Twist.

    Passend zur Sedisvakanz mussten heute noch einmal die Illuminati (2009) ran.


    Mir wird der Film immer in Erinnerung bleiben wegen eines des letzten (leider schon/noch etwas vernuschelten) Einsätze Arne Elsholtz’ für Hanks, und weil ich den Täter damals schon im Trailer erkannt hatte. (Keine Angeberei, ich schwöre! Die Figurenkonstellation legte das einfach nahe. Natürlich war’s kein „Der war’s! Definitiv!“, sondern eher ein „Das war bestimmt der!“) Spaß hat der Film trotzdem gemacht, damals wie heute! Man darf die ganzen Dan-Brown-Verschwörungs-Thriller halt bloß nicht ernst nehmen, sonst kommt man auf Abwege!

    Ich kenne das Hörspiel schon.

    Hat dir dir deine damalige Frage

    - Wieso musste von Humboldts Begleiter Bonpland jetzt ausgerechnet Franzose sein?

    eigentlich mal jemand beantwortet?
    Ansonsten schei…e ich gern mal wieder ein bisschen klug:
    Bonpland musste Franzose sein, weil Aimé Bonpland eben am 29. August 1773 in La Rochelle, Frankreich, geboren wurde. Nicht nur Humboldt und Gauß sondern auch anderen beiden Hauptfiguren Bonpland und Eugen Gauß (und auch viele weitere Nebenfiguren) sind historische Personen (sicherlich für das Buch fiktionalisiert [-->], aber trotzdem).

    Hier ist ein Märchen von übermorgen.
    In der ARD-Mediathek über „Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion“ gestolpert, und die kompletten sieben Folgen der ersten und bekanntesten deutsche Science-Fiction-Fernsehserie Raumpatrouille von 1966 an diesem Wochenende durchgebincht.


    Ach ja, Wasserhähne, Bleistiftanspitzer, Bügeleisen, Plastikbecher, komische Tänze im Starlight-Casino, (relativ) bescheidene Trickaufnahmen (obwohl: Von der Farbe abgesehen waren die Tricks bei der ungefähr gleichzeitig entstandenen originalen Enterprise jetzt auch nicht so viel besser), unvermeidlicher Zickenkrieg um den Helden, bornierte Generäle mit dem Finger am Abzug und ein Sicherheitschef, der – schon weil von Friedrich Joloff, dem Udo Schenk der 60er, gespielt – immer etwas zwielichtig rüberkommt und dabei im ganzen Generalstab der Vernünftigste und Besonnenste ist.
    Hach, das waren noch Zeiten…!

    Gerade ganz frisch:

    Gollum liest Kafka!
    In der neuesten Ausgabe des Podcasts Schreiben und Schreddern des „Kleinkünstlers“ Marc-Uwe Kling (’Schuljung, Marc-Uwe! :zwinker:), diesmal zum Thema Hörbücher, war – vor Publikum! – Andreas Fröhlich zu Gast.
    Es ging um das Einsprechen von Hörbüchern (auch ein bisschen Hörspiel und Synchron), Sprechtechniken, Angstwörter, berlinernde Werwölfe und das Finden, Wiederfinden und KI-technische Erzeugen oder Verändern von Stimmen und vieles mehr. Dazu ein paar vorgelesene Geschichten von Kling, Moers u.a.
    Etliches ist hier sicher schon bekannt (die alte Geschichte von der Peter/Bob-Umbesetzung, wie Fröhlich zu Gollum kam), aber alles ist höchst vergnüglich.

    So fing der Tag doch gut an!

    Der MDR bringt in seiner Lesezeit gerade Jurek Beckers Jakob der Lügner, gelesen von Pinkas Braun.

    Schwieriges Thema sicherlich, deprimierender Stoff, aber mit Witz und einer gewissen Leichtigkeit erzählt. Manche könnten das noch aus der Schule kennen. Die berühmte Verfilmung von Frank Beyer von 1974 war bekanntlich der einzige DDR-Film, der je für den Oscar nominiert war. Ich hatte den Stoff (vor laaanger Zeit) mal als Ein-Personen-Theaterstück kennengelernt.

    Wenn ich ganz ehrlich sein soll, hab’ ich damit auch nur wegen Pinkas Braun angefangen. Ein Schweizer als Leser einer deutschen Geschichte über polnische Juden im Ghetto ist sicher erst einmal keine naheliegende Wahl, aber ich mag Brauns Stimme, der hätte mir auch das in diesen Fällen so gern bemühte Telefonbuch vorlesen können. Und so häng’ ich jetzt am Haken. Damit werd’ ich sicher eine Weile beschäftigt sein, das ist schließlich nichts, was man mal einfach so weghört.