Hallo Gemeinde,
nach langer Zeit melde ich mich mal wieder.
Ich habe hier viel mitgelesen, habe aber teilweise nicht die Zeit oder Kraft aufbringen können, dauerhaft mitzudiskutieren. Dieser aktuelle Themenfaden aber bringt mich jetzt doch dazu.
in aller erster Linie bin ich schockiert.
Aber in keiner Weise über diese Kurzvideos, sondern die Reaktionen darauf.
Hier wird zum gefühlt allerersten Mal auf die Opfer der Maßnahmen, nicht die der Pandemie aufmerksam gemacht, denn die hatten bisher - zumindest in der breiten Öffentlichkeit - keine Stimme.
Man muss diese Aktion nicht gut finden, und selbstverständlich kann man sie auch kritisieren. Aber mit welch ungeahnter Aggression gegen die Akteure gehetzt wird (damit meine ich nicht das Forum hier, wenngleich Smeralda schon das erste Beispiel liefert, indem sie einen ihr unbekannten als Ar*geige betitelt) und sich kaum auf die Aktion als solche, sondern nur auf die Personen gestützt wird (nicht einmal vor der Forderung nach Berufsverbot von hohen Stellen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (!) wird zurückgeschreckt) erinnert fatal an totalitäre Regime. Denn besonders dort bekommt man existenzielle Probleme, wenn man die Regierung kritisiert.
Die Akteure und Initiatoren werden sofort in „AfD-Nähe“ oder „Querdenker-Nähe“ gerückt - praktisch, dann brauchen wir uns ja nicht weiter damit befassen.
Fakt ist, es leiden unzählige Menschen an den Corona-Maßnahmen, in den großen Medien werden aber fast nur die Toten, Kranken und das medizinische Personal thematisiert. Die 5-köpfige Familie mitten in der Großstadt, in der Papa nur noch im Homeoffice arbeiten darf, nebenher seine Kinder auch noch unterrichten darf, während die in der Gastronomie tätige Frau seit über einem Jahr praktisch einem Berufsverbot (!) unterliegt und somit kaum noch die Miete bezahlen kann (von der saftigen zu erwartenden Steuerrückzahlung mal abgesehen), diese Familie, die völlig am Ende ist, bekommt eben überhaupt keine Stimme. Jetzt weist mal jemand darauf hin, dass es noch andere Opfer gibt, und muss um seine berufliche Existenz fürchten?
Das ist eines Rechtsstaates nicht würdig!
Zumal zwei der in erster Linie angesprochenen (die Herren Spahn und Lauterbach) bereits Verständnis und Gesprächsbereitschaft signalisiert haben. Andere Länder (und das leider abgebrochene Tübingen-Modell) liefern genug Hinweise, dass es auch anders gehen könnte.
und noch ein Wort zum „Applaus von der falschen Seite“: Wenn ich jetzt bei jeder Äußerung Angst haben muss, es könnte mir jemand „von der falschen Seite“ zustimmen, dann ist die Meinungsfreiheit bereits tot. Und die „richtige Seite“ alleine schon dadurch irgendwo auch die falsche.
Wenn ich sage dass 2+2 vier ist und ein Gauland stimmt mir zu, dann werde ich nicht behaupten dass 2+2 gleich fünf ist, nur damit ich keinen Applaus von rechts bekomme.
Kurzum: Es gab mal Zeiten in denen man miteinander geredet hat. Inzwischen fast nur noch übereinander. Sehr schade.
Und noch ein Schlusswort: Ich werde mich jetzt NICHT dazu herablassen, die übliche Phrase von wegen „Ich bin ja kein Querdenker/AfDler blablabla“ anzuhängen. Alleine die Tatsache, dass so viele Menschen sich genötigt fühlen das zu tun, mach mir mehr Angst als die Pandemie und alle Maßnahmen.
in diese Sinne, Danke Jens, DAS war mutig.