Das Labor im „Rheintor“

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 3.920 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag (2. April 2017 um 12:05) ist von Matze.

  • Auf dem Hochseil des Kunstzirkus ist nicht viel Platz: Event–Ausstellungen und trendige Messen mit immer jüngeren Künstlerstars geben weltweit den Ton an. Da müssen sich selbst Museen etwas einfallen lassen, um ihre nicht immer taufrischen Sammlungen aufmerksamkeitswirksam zu präsentieren.

    Was die Artisten der Ausstellungsreihe „Rheintor“ - Linz am Rhein verbindet, ist der Rhein. Alles im Fluß, in Fluß. Das Fachidiotentum ist perdü, das Labor
    dokumentiert die Durchlässigkeit zwischen den Kunstgattungen. Diese Artisten interessieren sich für eine Kunst, die nicht illustriert, sondern anders
    politisch relevant ist. Es sind Künstler, die sich für Lebensentwürfe und das Zusammenleben interessieren und nicht für standardisierte Wege. Diese Art zu
    arbeiten befreit diese Artisten von der Massenidentität, die just in der globalisierten Gesellschaft entsteht. Diese Artisten machen keine Kunst, um
    Antihelden einer Subkultur zu sein, sondern vor allem, um die Sinngebung durch Kunst zu retten, um unter der Arbeit zu zeigen, was es bedeutet als Individuen zu überleben.

    Der Geist, so hat Hegel gelehrt, ist nicht ein Ruhendes, sondern vielmehr „das absolut Unruhige, die reine Tätigkeit.“ Die Geisteswissenschaften definieren
    sich mit und über Sprache, und die Sprache ist die stärkste Klammer, die die Geisteswissenschaften zusammenhält. Eine starke Klammer ist angesichts der
    Vielfalt der geäußerten Ansichten über Sinn und Zweck der Geisteswissenschaften auch vonnöten. Kants Kritik der Vernunft muß in 21. Jahrhundert zu einer Kritik der Kultur werden. Es liegt ausschließlich an den Artisten, sie müssen gegen den Nivellierungstrend andere Maßstäbe setzen. Artisten wie Klaus Krumscheid, Andreas Noga, Charlotte Koons, Joachim Paul, Stephanie Neuhaus, Theo Breuer, Birgit Jensen, Francisca Ricinski, Almuth Hickl, Stan Lafleur, Dietmar Pokoyski, Enno Stahl, Haimo Hieronymus, A.J. Weigoni, Denise Steger, Peggy Neidel, Katja Butt, Heidrun Grote, Jürgen Diehl, Bernhard Hofer, Peter Meilchen, Thomas Suder und Jesko Hagen pflegen die Kunst des Möglichen – desjenigen Möglichen, das Wirklichkeit werden kann.

    "Close your eyes and see", forderte Nam June Paik mit der Installation "Global Groove" und fordert eine innere Versenkung als die Abkehr von der Oberflächlichkeit. Paiks Aufforderung lässt sich auch im Medienzeitalter verstehen: als Einladung nämlich, alltägliche Bilder und Gedanken eine Zeit
    lang auszublenden, um die Sinne für etwas anderes, Neues oder auch "unerhört Visuelles" zu schärfen.

    Während die Frage: Was will uns der Maler sagen, verpönt ist, wird die Frage: Was wollen die Bilder? durch den Fragenden geadelt. Daß Bildern ein bestimmtes
    Wollen eingeschrieben sein kann. Bilder stellen so etwas wie "Lebensformen" dar, "die durch Begierden, Sehnsüchte angetrieben werden" – geht einher mit einer Negierung des Künstlers.

    Die Reihe beginnt mit „Heimspiel“ von Klaus Krumscheid / Lyrik von Andreas Noga

    15. Januar ab 17.00 Uhr „Rheintor“ - Linz am Rhein

    Das Rheintor im Netz: http://www.panoramio.com/photo/3082811

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

    Einmal editiert, zuletzt von Matze (9. Januar 2011 um 12:57)

  • Nach dem erfolgreichen Auftakt der Reihe mit dem “Heimspiel” von Klaus Krumscheid
    und einer Lesung von Andreas Noga steht am 19. Februar ab 17.00 Uhr die nächste
    Veranstaltung ins Haus, bzw. das Rheintor.
“Keine Einsicht ohne R(h)einsicht”
    lautet der Titel der Veranstaltung der Artistin Charlotte Kons und des Buchstabenmenschen
    Joachim Paul.

    Die Vielschichtigkeit der Arbeiten von Charlotte Kons läßt staunen. Man möchte es
    dem Theaterunternehmer Louis Jacques Mandé Daguerre gleichtun, dieser reichte
    bei öffentlichen Präsentationen seiner Daguerreotypien Vergrößerungsgläser
    herum, um das Staunen über die Detailtreue dieser Bilder noch weiter anzuheizen.
    Was sich in ihren bisher bekannten Arbeiten und auf anderen künstlerischen
    Feldern dieser vielseitigen Artistin angedeutet hat, nimmt Kons in den
    aktuellen Bildern auf, das konsequente Spiel mit Form und malerischer
    Komposition. Die Photos zu „Keine Einsicht ohne R(h)einsicht“ bildet einen
    Kontrapunkt jenseits des von den Polen Form und Inhalt abgesteckten Feldes in
    dem sie sonst operiert. Kons stellt eine weit verbreitete Vorstellung von
    Photografie in Frage: Als ein Spiegel der Wirklichkeit gebe sie wieder, was
    einmal tatsächlich so gewesen sei. Alfred Stieglitz zählte auch zu den ersten
    Photografen, die das Medium aus dem Dienst der Realitätswiedergabe zu befreien
    suchten; seine meditativen Wolkenstudien, „Equivalents“ genannt, kann man als
    impressionistische Stimmungsbilder deuten, die den Himmel als Projektionsfläche
    nutzen. Gerade durch ihren genauen Blick wird deutlich, wie zentral für Kons
    Arbeiten sonst Themen und Inhalte sind. Diese Artistin variiert ihre künstlerische
    Positionen mit starker Geste: die Flüchtigkeit aller Dinge. Die Assoziationen
    im Kopf des Betrachters angesichts dieser Ambivalenzen verselbständigen sich.
    Fügt sich ein Gesamtbild zusammen?

    Die Photos zu „Keine Einsicht ohne R(h)einsicht bewegen sich zwischen einem
    rheinischen Formalismus und persönlich gehaltenen Serien. Es entsteht ein Feld,
    das man angesichts seiner Nüchternheit, wenn nicht gar Leere nur mit Zögern ein
    Bild nennen möchte. Kons erbringt mit dem Einblick in ihr aktuelles
    Forschungslabor den Beweis für die Lebendigkeit ihres Werks. Ihre Bilder
    reflektierten mit dokumentarischer Coolness eine postmoderne, dem ökonomischem
    Kalkül völlig unterworfene Lebenswelt, dabei geht es nicht um Beanstandung,
    sondern um Bestandsaufnahme. Dies verleiht ihren Aufnahmen die Aura und das
    poetische Pathos. Photografische Wirklichkeit muß, mit allem was daraus folgt,
    auf dem Adjektiv betont werden. Alle diese Bilder sind dazu gemacht, unseren
    Blick auf hintersinnige Weise zu verführen und hierbei den Glauben an eine ins
    Bild getretene Wirklichkeit grundlegend zu irritieren. Und vor allem sind sie
    eine Aufforderung, bei Betrachtung der Photografie doch noch einmal ein
    Vergrößerungsglas zur Hand zu nehmen.


    Matthias Hagedorn

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Wer dem Wort zugetan ist – und damit der Sprache, dem Geist und der Vernunft der
    darf mit Fug und Recht Buchstabenmensch
    genannt werden. Von einem Homme de
    lettres erwartet man ebenso wie vom Scharfrichter, daß er sich ständig
    entschuldigt. Dieser muß Abbitte leisten, weil er zu tödlich ist, jener, weil
    er nicht tödlich genug ist. Joachim Paul setzt sich bewußt mit seinen Essays
    zwischen die Stühle, weil er gegen den intellektuellen Mainstream bürstet. Er
    weist damit den Verdacht zurück, seine Essays seinen zu klein und zu
    nebensächlich, eine seltsame, irgendwie veraltete Form des Journalismus. Seine
    Essays sind kein langer Roman, auch keine wissenschaftliche Abhandlung, im
    Idealfall aber verbindet er die Qualitäten der Gattungen. In seinen Essays geht
    die abstrakte Reflexion mit der einnehmenden Anekdote einher, er spricht von
    Gefühlen ebenso wie von Fakten, er ist erhellend und zugleich erhebend.

    Versuchsplattform für sein Schreiben ist der vordenker.de. Gegründet wurde dieses Forum von Joachim
    Paul in der Mediensteinzeit 1996. Zuverlässig versammeln sich dort Dichter und
    Denker. Joachim Paul erforscht Gebiete, die über den Rand der Buchstaben und
    Texte hinausreichen. Sie dehnen sich in gewisser Weise indes sogar über die
    Grenzen von Geist und Vernunft hinaus aus. In der Tradition Montaignes versteht
    er den Essay als Versuch, gibt diesem aber den naturwissenschaftlichen Sinn des
    Experiments, der experimentellen Versuchsanordnung und zugleich die
    existenzielle Bedeutung des Lebensexperiments und vertieft beides so ins
    Abgründige, dass aus dem Versuch sowohl die Versuchung wie der Versucher und
    das Versucherische sprechen. Welche labyrinthischen Gedankengänge bei diesem
    Auswahl– und Transformationsprozess durchlaufen werden, wie schnell ein brauchbarer
    Gedanke zu Abfall und Nebensächliches fruchttragend werden kann, beschrieb
    Joachim Paul in seinen Essays.

    http://www.vordenker.de/

    Eine Werkschau von Joachim Pauls Arbeit als Musiker findet sich unter: http://www.vordenker.de/metaphon.htm

    19. Februar ab 17.00 Uhr im Rheintor, Linz

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Wie kaum eine andere Werkstattgalerie in Deutschland hat ‘Der Bogen’ immer großen
    Wert auf die handwerkliche Erarbeitung von Künstlerbücherm gelegt. Von den
    Materialbüchern des Jürgen Diehl, über die »Schland-Box« von Peter Meilchen,
    bis hin zu den Haimo Hieronymus und A.J. Weigonis Erkundungen über die
    Möglichkeiten der Linie zwischen Schrift und Zeichnung findet sich eine
    Vielfalt des Ausdrucks, die ihres Gleichen sucht.


    Diese Tradition wird nun fortgesetzt durch Stephanie Neuhaus mit ihrem neuen Künstlerbuch. In »Fund
    a Mente« geht Stephanie Neuhaus einen Schritt weiter, nutzt Zinkplatten
    als Hochdruck und beschränkt sich konsequent auf die Trennschärfe
    zwischen Schwarz und weiß. Der Titel verweist darauf, dass die Grundlagen
    der Betrachtung schwankend geworden sind, was bleibt sind Schnitte
    und Ausschnitte. Der Betrachter konstruiert seinen Sinnzusammenhang
    selbst.

    Das gebrochene Schwarz der Drucke lässt das neue Künstlerbuch
    authentisch erscheinen, denn überall könnten diese Brüche entstehen. Mit
    der Zeit ‚liest’ man sich sogar in diese eigene Ästhetik ein.

    Die kurze Form ist auch Haimo Hieronymus einen Versuch wert. Seine
    sprachlichen »Miniaturen« gehen ins Aphoristische. Als Sprach-Bildner prägt Haimo Hieronymus
    visuelle Sprachskizzen, Polaroids der Erinnerung. Und dies in Form
    eines Künstlerbuchs, das über die Edition Das Labor bestellt werden kann.

    Am 19. Merz wird Haimo Hieronymus aus den „Miniaturen“ und seinem neuen
    Künstlerbuch „Aquatik“ ab 17.00 Uhr im Rheintor, Linz lesen.



    »Fund a Mente« von Stephanie Neuhaus in der Edition Das Labor 2011

    »Aquatik« von Haimo Hieronymus in der Edition Das Labor 2011
    »Miniaturen« von Haimo Hieronymus in der Edition Das Labor 2009

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Die Malerei sei “stumme Poesie”, die Poesie hingegen “beredte Malerei”, hieß es im klassischen
    Altertum, als man über den Wettbewerb der als verwandt betrachteten Künste
    nachdachte. Birgit Jensens Bilder sind schweigsam, und doch scheinen sie zu uns
    zu sprechen. Unsagbar schwer aber ist es, ihre Sprache in die Sprache der Laute
    und Schriftzeichen zu übersetzen. Völlig schlüssig ist daher in ihrer Arbeit
    die Auseinandersetzung mit Künstlerbüchern, das Moment zeitgebundener
    Subjektivität, das in diesem Verfahren steckt, ist einzugestehen. Es findet ein
    Korrektiv einzig in dem selbst wiederum schwer zu erfassenden Geist der Zeit,
    in der das Bild geschaffen wurde.

    In einer Situation, wo Preisrekorde auf Auktionen regelmäßig mit künstlerischer
    Bedeutung verwechselt werden, bietet sich die Arbeit an Künstlerbüchern als
    Nebenschauplatz an. Künstler- Maler- oder eben Künstlerbücher findet man nicht
    in einem Supermarkt für Bücher.

    Künstler wie Jensen sind individualistische Zeitgenossen. Weil ihre Bücher so
    selten sind und meist nur in kleinen Auflagen, werden diese auch als ˜rare
    books” bezeichnet. Das Künstlerbuch hat es beim Betrachter schwerer als
    das Bild. Man muß es aufschlagen und kann es nicht an die Wand nageln. Jensens
    Künstlerbücher sind so vielsprachig und vielschichtig wie die Sprache der
    modernen Kunst und wie die der menschlichen Kommunikation überhaupt. Wenn diese
    ausgestellt werden, so handelt es sich immer um einen Kompromiss, denn das Buch
    will gelesen, berührt werden, hier muß man es allerdings schonen. Jensens
    Künstlerbücher sind ein eigenständiges Genre der bildenden Kunst.


    Bestechend in ihrer Andersartigkeit und von hohem äthetischem Reiz sind die
    kurzen Geschichten und poetischen Splitter in dem Band “Auf silikonweichen
    Pfoten”. Erzählungsbände fordern vom Leser mehr Konzentration als Romane: immer
    neue Namen, immer neue Konflikte.

    Auf den ersten Blick wirken diese Texte wie kleine Knäuel. Die Gedanken und
    Sätze laufen hier in verschiedene Richtungen, scheinen weder Anfang noch Ende
    zu haben. Das alles ist mehr als erträglich, weil Francisca Ricinski dafür eine
    Sprache hat, die sich auf nichts ausschließlich einläßt, sondern immer mit
    Augenzwinkern erzählt.

    Bisweilen machen ihre Sätze Faxen, springen von hier nach dort, wieder zurück
    und auch mal absichtsvoll daneben. Über feine Wortschleifen und
    Bedeutungsverschiebungen verschlingt diese Rede sich immerzu neu - und läuft
    doch voran.

    Ein wundersames Buch. Und sehr anders. Handlung gibt es fast keine, dafür
    handelt es von umso gewichtigeren Dingen, vom Leben zum Beispiel und vom Tod
    und den Toten und davon, was das alles miteinander zu tun hat. Über alldem und
    um all das herum bilden Humor und Traurigkeit eine Dichotomie, die das Ganze
    auch da, wo es wirklich ernst ist - und wahrscheinlich ist es das fast das
    ganze Buch über -, nicht ins Bierernste kippen lässt. Ihre Prosa ist raffiniert
    genug, seine Form nicht einfach zu behaupten, sondern auch zu zeigen, was sie
    überwinden will. Wer ihren besonderen Ton schätzt, jene Mischung aus Märchenanklängen,
    sprachschöpferischem Furor, gepflegter Schnoddrigkeit und etwas manierierter
    Erdenschwere, der wird mit den silikonweichen Pfoten erstklassig bedient.
    Durchgehend erweist sie sich als Meisterin des zwar nicht düsteren, aber doch
    gedrückten Tons.

    Eines Stils, der traurig, aber niemals sentimental ist. In der vermeintlichen
    Nähe zeigt sich zugleich die Ferne.

    Gegen Ende wird der Ton dieser Kurzgeschichten ambivalent: Härte, gedämpft
    durch Sentimentalität; Grobheiten mit einer Beimischung von Herzensgüte. Dem
    Spiegelkabinett können wir bei Francisca Ricinski nicht entrinnen. Das es ist
    der Kern ihres Denkens: Versöhnung von sich ausschließenden Kräften, sie zeigt,
    dass die Seele mit der Zauberkraft der Kunst und der Phantasie überleben kann.

    Das lyrische und das reflektierende Ich sind bei Francisca Ricinski eins. Sie
    haben sich gemeinsam aus dem Korsett der Konvention gelöst.

    Anders als diese möchte, widersprechen sie einander nicht. Sie bestärken
    einander. Ihre Prosa kennt wohl die Frage, aber nicht die Antwort, es sei denn
    Hölderlins “Was bleibet aber, stiften die Dichter”. Manches mag dann weniger
    werden und vieles uns abhanden kommen, die Dichtung aber bewahrt es, indem das
    Verlorene zur Kunst wird. Verklärung ist nicht die Sache von Ricinski, jedoch
    die Entdeckung von Schönheit noch in den winzigsten Gegenständen und Gesten.

    16. April “malschreiben” ab 17.00 Uhr im Rheintor, Linz. Mit Birgit Jensen, mit Francisca Ricinski.

    Ankündigungen und Künstlerportraits: http://editiondaslabor.blogspot.com/


    Das Rheintor im Netz: http://www.panoramio.com/photo/3082811

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Die Deutsche Kritik neigt dazu, klüger als die Kunst sein
    zu wollen. Sozusagen die Kunst und noch etwas mehr. Dabei ist sie natürlich
    immer weniger, sie reduziert das Vieldeutige, kappt den semantischen Überhang,
    indem sie es auf einen Nenner bringt. Auch wenn sich die Kritik selbst
    künstlerisch gibt, praktiziert sie Reduktion, sie schließt aus. Die
    Überheblichkeitsgeste der Kritik ist ihre Kompensation dieses Umstands. Sie
    weiß das naturgemäß selbst, und sie ärgert sich grün vor Neid. Deshalb auch oft
    dieser Furor sowohl des Verrisses wie des Lobs. „Ist doch nur Kunst!“, könnte
    man dagegenhalten, tut doch keinem weh. Aber in beiden Fällen sind es
    Machtdemonstration, die umso forcierter ausfallen, je deutlicher der Kritiker
    dem Künstler zu verstehen geben will, daß er den längeren Füller hat. Insofern
    steckt noch in der größten Laudatio ein Kern Verachtung.

    Dies zu ändern ist im Jahr 2001 der Kunstförderer Ulrich
    Peters angetreten und hat mit dem „Hungertuch“ einen Künstlerpreis gestiftet,
    der in den zehn Jahren seinen Bestehens von Künstlern an Künstler verliehen
    wurde. Es gibt im Leben unterschiedliche Formen von Erfolg. Zum einen gibt es
    die Auszeichnung durch Preise und Stipendien, zum anderen die Anerkennung durch
    die Kolleginnen und Kollegen. Dies manifestiert sich in diesem Künstlerpreis
    mit spielerischer Leichtigkeit.

    Die Sprache ist die stärkste Klammer, die uns zusammenhält. Ein
    starker Zusammenhalt angesichts der Vielfalt der geäußerten Ansichten über Sinn
    und Zweck des künstlerischen und kulturellen Lebens. Kants Kritik der Vernunft
    muß im 21. Jahrhundert zu einer Kritik der Kultur werden. Es liegt nicht
    ausschließlich an den Artisten, sie aber müssen gegen den Nivellierungstrend
    andere Maßstäbe setzen. Künstler wie Barbara Ester, Tom Täger, Peter Meilchen,
    Tom Liwa, Haimo Hieronymus, Manuel Quero, Almuth Hickl, Holger Benkel, Katja
    Butt, Pia Lund, A.J. Weigoni, Thomas Suder, Peter Engstler, Woon–Jung Chei,
    Denise Steger, Joachim Paul und Eva Kurowski pflegen die Kunst des Möglichen –
    desjenigen Möglichen, das Wirklichkeit werden kann.

    Bei aller Abgeklärtheit und Reife sind diese Artisten ein Leben
    lang Wahrnehmende mit der Fähigkeit, das Wunderland des Konkreten täglich neu
    zu entdecken: kommunikativ, intellektuell, kreativ, emotional. Wie die Forschung
    sind sie bereichernd für die subjektive Entwicklung und für die Visionskraft
    der Gemeinschaft. Sie führen eine Debatte für die gesellschaftliche
    Wertschätzung der Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern – auch und gerade
    dann, wenn die Ergebnisse unbequem sind und uns herausfordern, irritieren oder
    schockieren.

    Die Dokumentation zum Künstlerpreis erscheint mit einem Originaldruck von Haimo Hieronymus bei der Edition Das Labor, Mülheim 2011

    Zu den Würdigungen im Einzelnen: http://www.vordenker.de/hungertuch/index.html

    Ein Essay zum Preis: http://www.bookrix.de/_title-de-matt…hungertuch-8220

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Die ersten Gäste der neuen Veranstaltungsreihe LiteraturClubDüsseldorf (LCD) sind die Berliner Schriftstellerinnen Monika Rinck und Daniela Seel, sowie die Domstädterin Marie T. Martin.

    Die Berlinerin Monika Rinck ist in der jüngeren deutschen Literatur momentan wohl die einflussreichste Dichterin, die neben dem Schreiben von Gedichten, Prosastücken und Essays, immer auch zwischen den Künsten agiert, die zeichnet und performt oder alles zusammen, wie bei der von Monika Rinck mitbegründeten "rottenkinckshow", einem furiosen Bühnenprogramm aus Kunst, Musik und Literatur.

    Die Dichterin Daniela Seel bislang vor allem als die Initiatorin und Möglichmacherin der jungen Berliner Literaturszene bekannt, als Verlegerin des kookbooks Verlages, der inzwischen eine feste Institution geworden ist, stellt in Düsseldorf ihren soeben erschienen Gedichtband „ich kann diese stelle nicht wieder finden“ vor und zeigt hier ihre wichtige, eigenständige poetische Position.

    Die Autorin Marie T. Martin, hat am Leipziger Literaturinstitut studiert und schreibt groteske Prosaminiaturen, Gedichte und Erzählungen. Diesen Frühling hat sie im Leipziger Poetenladen Verlag ihren Debütband Luftpost vorgelegt, aus dem sie am 3. Mai 2011 lesen wird. Sie erzählt darin von Luftpostbriefen sowie von Frauen, die in Kleiderschrank wohnen und von fliegenden Zitronenpressen. Ihre Erzählungen und Prosaarbeiten leuchten die kleinen menschlichen Abgründe genau aus und verblüffen auf eine höchst amüsante und leihtfüßige Art und Weise.


    3. Mai 2011, LCD - LiteraturClubDüsseldorf. Salon des Amateurs, Grabbeplatz.

    Einlass 20:00, (pünktlicher) Beginn: 20:30h, Eintritt: 5 EUR

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Ein Formerfinder trifft auf einen Allegorienschöpfer. Als gegenseitig befruchtender Dialog
    zwischen bildender und lyrischer Kunst sollte man das neue Künstlerbuch
    »Prægnarien« verstehen. Hieß es früher „Wer nicht hören will, muss fühlen.“,
    könnte man jetzt einfach behaupten „Wer nicht fühlend sehen will, muss lesen.“

    Idiosynkrasie, schrieb Jürgen Habermas in seiner "Theorie des kommunikativen Handelns", ist privatistisch und
    irrational. Letzterem zumindest scheinen A.J. Weigoni und Haimo Hieronymus
    zuzustimmen, wenn sie über ihr neues Künstlerbuch »Prægnarien« sagen, es habe
    nichts mit Logik zu tun.

    Hieronymus mag das Individuelle des Strichs, empfindet im Glattgebügelten
    reiner Ideenkunst beliebige Langeweile und gähnende Austauschbarkeit. Weigoni
    verachtet die Bewertungskultur der Medien. Beide Artisten wollen als Künstler
    nicht bewundert, sondern in treusorgender Ironie betrachtet werden, ein
    Augenzwinkern nicht ausgeschlossen.


    Als Formenfinder verknüpft Hieronymus bei dem Künstlerbuch »Prægnarien«
    Drahtzeichnungen von formierten und deformierten Figuren mit Prägedrucken.
    Bilder sind für ihn taktiler Stoff, kein abstraktes Anschauungsmaterial.
    Material, das zerstört werden kann, um es neu zu fügen, andere Gedanken zu
    formulieren, neue Zusammenhänge zu erschließen. Hieronymus zerlegt den Wert
    des Authentischen und differenziert klar nach dem, was anwesend und was
    anschaulich ist. Dabei entsteht ein subtiler Dialog zwischen Bild und
    Betrachter, zwischen Materie und Fügung. Anstatt eines beliebigen Dekors der
    Geschwindigkeit entsteht eine leise Schwingung, eine Vibration in der
    Oberfläche von Bild und Text. Diese fügt das Bild zusammen, nicht Linien
    oder Linienkonstrukte für sich: Sie sind eingebunden in eine Gesamtabsicht
    der Komposition. Aufgelöste Flächen in beständigem Schwingen, im Gespräch
    mit den Lineaturen.

    Weigoni veranstaltet in diesen »Prægnarien« ein furioses Stimmenkonzert aus
    Reimen und Kalauern, den Tücken der deutschen Grammatik und ihren
    Wortzusammensetzungen. Es gibt in diesen Gedichten Buchstaben als etwas
    Hörbares und Buchstaben als etwas Sichtbares. In der künstlerischen
    Auseinandersetzung treffen sich Weigoni und Haimo Hieronymus regelmäßig an
    der Grenzlinie, dort, wo Schrift in Zeichnung übergeht und dort, wo der
    Zeichenstift in die Notate übergeht. Unser Visualisierungssystem benutzt
    Linien, um die Dinge zu begrenzen und damit zu zeigen, dass sie da sind.
    Aber wenn das System nicht weiß, was etwas ist, dann kann es das auch nicht
    erkennen und dir sagen, was es ist. So ergibt sich für den Nutzer des Buches
    die Notwendigkeit der Begreifbarkeit eines Schattens

    Weigoni und Hieronymus gehen daran, dass Exotische zu vereinnahmen und das
    Randständige in die Lyrik des 21. Jahrhundert in Form des Künstlerbuches
    »Prægnarien« einzugemeinden. Ausnahmeweise gaben sie Habermas Recht, die
    Exekutive einer auf den privaten Raum ausgerichteten bürgerlichen
    Distinktionsmaschinerie hört gemeinhin auf den Namen "Guter Geschmack".

    Begleitet werden Weigoni und Hieronymus bei der
    Veranstaltung in Linz von Philip Bracht. Dieser Posaunist ist Teil der Band
    accord on bleu, die dieses Jahr die CD Funkreich veröffentlicht hat. Er
    beschäftigt sich mit Jazz und Funk Improvisationen und geht dabei meisterhaft
    mit seiner Hupe um. Durch die absolute Spielfreude, die Sucht nach Musik und
    seine fast schon penetrante Bühnenpräsenz (Fans sprechen von einer absoluten
    Rampensau) schafft er es die Zuhörer mitzureißen. Ihn von der Bühne zu kriegen,
    wenn er einmal angefangen und die richtige Laune hat, ist fast unmöglich. Bei
    einem seiner legendären Konzerte machte er erst nach fünf Stunden Schluss und
    das auch nur, weil er dazu genötigt wurde. Das kann ein heiterer Abend werden...

    30. Juli „Praegnarien“ von Haimo Hieronymus und A.J. Weigoni, ab 17.00 Uhr im Rheintor, Linz


    Ankündigungen und Künstlerportraits: http://editiondaslabor.blogspot.com/

    Das Rheintor im Netz: http://www.panoramio.com/photo/3082811


    Mehr über Künstlerbücher: http://http://www.bookrix.de/_title-de-matt…uenstlerbuecher

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Einer fragmentierten Welt eine neue Struktur durch Denkgitter geben, dieser Aufgabe
    stellt sich die Künstlerin Denise Steger. Die Flut der Bilder, die das
    Internetzeitalter bestimmt: Verkleinerungen und die dem entsprechende
    Vermehrung optischer Reize sowie die Schnelligkeit der Bildübermittlung -
    erfordern ein neues Sehen und ein anderes Denken, welches zukünftige
    Generationen sicher beherrschen werden. Ihre Werke brauchen dieses ‘neue
    Hinsehen’ als Voraussetzung für das Bildverständnis. Stegers Kunst liegt nicht
    in der Beschränkung, sondern darin, sich der Vielfalt zu stellen. Die Tendenzen
    der ‘Reduktion’ in der Kunst des 20. Jahrhunderts werden von ihr zu Beginn des
    21. Jahrhunderts umgekehrt: Komplexität wird bei dieser Artistin zur formalen
    und inhaltlichen Grundlage.

    Ihr Studium der Kunst-, Literatur und Musikwissenschaften an der Universität Bonn
    führte die Artistin zur Auseinandersetzung mit Kunstprinzipien des Mittelalters
    und system-theoretischen Interpretationsansätzen. In ihren künstlerischen
    Arbeiten entwickelt sie Konzepte, in denen korrespondierende Bild- und
    Objektsysteme unter thematischen und persönlichen Aspekten ausgewählt und auf
    vielfältige Weise kombiniert werden. Diese Tätigkeiten erstrecken sich von
    kleinformatigen Zeichnungen bis zu raumgreifenden Installationen. Die
    Bildordnung erfolgt im ‘freien Raum’ - bestimmt durch Farbflächen und
    Liniengerüste.

    Ihren Denkgittern liegen Baugitter zugrunde, deren Stäbe sie teilweise herausbrach,
    teilweise mit Objekten und Bildern füllte, sie mitten in einen Raum stellt oder
    hängt. Auf diese Art und Weise ergibt sich ein durchlässiger Bildgrund, der
    alles, was im Raum geschieht und gesagt wird, sei es Musik, Literatur, Bewegung
    und natürlich den Raum selbst, in sich aufnimmt und weitergibt. Die Vielfalt
    der Schöpfung in ihren Systemen und in der Verbindung von Systemen ist ein
    Beweggrund zur Darstellung. Individualität und Einzeldarstellungen treten
    zurück gegenüber einer Gesamtschau jenseits der real erfassbaren Welt. Stegers
    Bilder und Objekte stehen nicht für sich selbst, sondern werden unter
    thematischen oder auch persönlichen Aspekten in größere Zusammenhänge gestellt.

    Das Brennglas der Sprache

    Wann ein Gedicht gelungen ist, läßt sich pauschal kaum mehr sagen. Eine normative Poetik ist seit 250 Jahren ein
    undurchsichtiges Unterfangen. Die Gedichte von Peggy Neidel sind interessant, weil sie eine
    Ganzheitlichkeit von sinnlicher Erfahrung und von Sprachgenauigkeit und von
    Welterfahrung haben. Bei ihrer polytropischen Lyrik tut sich ein Riß auf, in
    dem ein Abgrund sichtbar wird, in dem uns die Folgen der Aufklärung
    zurückgelassen haben. Die Freuden des Lebens treffen auf das Leid der
    Geschichte. Man liest überall Zeichen der Vergänglichkeit, der Verlassenheit
    und der Bedrohung des Gewöhn­lichen und hält erschrocken inne.


    Deutungsvarianten tragen immer Unwägbarkeiten in sich. Neidel Klangrede negiert die romantische
    Immanenzen keineswegs. Es tönt ein von Trauerklang gefärbtes Indiz dafür, daß
    hier etwas zu Ende geht, was noch nicht zu Ende gelebt, geschweige denn zu Ende
    gedacht war: Vom Sehnen erzählen ihre Gedichte. Und genau das ist es, was hier
    geschieht. Die Menschen sehnen sich. Diese Augenblicke des jähen Erkennens,
    diese Augenblicke der Vergewis
    ­serung, daß die Einsam­keit des Menschen in der Welt nicht aufhebbar ist, haben sich in die
    Gedichte von Peggy Neidel eingeschrieben.

    20. August “Denkgitter” von Denise Steger, mit Peggy Neidel ab 19.30 im Rheintor,
    Linz am Rhein
    Ankündigungen und Künstlerportraits: http://editiondaslabor.blogspot.com/

    Das Rheintor im Netz: http://www.panoramio.com/photo/3082811

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

    Einmal editiert, zuletzt von Matze (14. August 2011 um 13:45)

  • Katja Butts Kunst fordert den Betrachter heraus, mehr von
    dem, was er sieht, auch ernst zu nehmen. Wir leben in einer bilderreichen Zeit
    und lassen uns von einer Pixelflut durch die Tage schwemmen. Die Videokünstlerin,
    Zeichnerin und Photographin Katja Butt befragt die umbaute Bewegung in einem
    Akt der Dissidens und bringt damit Bewegung in die starre Architektur. Transformation,
    lautet das Stichwort.

    Die raumbezogenen Videoinstallationen von Katja Butt
    verwandeln die statische Architektur des Ausstellungsortes in ein dynamisches
    mediales Gefüge, in dem Außen und Innen, Oben und Unten, Gestern und Heute zu
    einer Einheit werden. Eindringlich minimalistische Videobilder werden zu
    rhythmisch strukturierten Sequenzen komponiert, die sich über mehrere Monitore
    hinweg zu einem geschlossenen Ablauf verbinden. Der einzelne Monitor
    funktioniert als gestalterisches Element und jenseits einer untergeordneten
    Funktion als neutraler Rahmen der Begrenzung eines Bildfeldes. In der
    Präsentation verschmelzen Raum, Bild und pointiert gesetzte Akustik zu einer
    neuen Dimension, zu einem eigenständigen Körper, dessen einzelne Bestandteile
    voneinander abhängig sind und sich gegenseitig beeinflussen. Am Ende bleibt die
    Kamera im wahrsten Sinne des Wortes ein Werkzeug, ein Instrument, das man
    beherrschen muß, um mit ihm Sinnlichkeit darzustellen. Der Eros der Kunst von
    Katja Butt liegt in der Biologie der Existenz: der puren Freude und der Lust an
    Fleisch und Geist! Es verbleiben Pfeile mit Widerhaken, die lange im Gedächtnis
    des Betrachters verankert bleiben.

    Heidrun Grote ist es leid, nur als Gesichtsverleiherin
    gefragt zu sein. Als darstellende Künstlerin, liebt sie die Literatur und leiht
    ihre Stimme gern einer Rolle, aber genauso gern einem Dichter. Daher ist
    Heidrun Grote das vernehmliche Gehör zu schenken. Diese Rezitatorin ist eine
    ironische Realistin, sie hat eine Stimme, die alle Nuancen der Welt- und
    Ich-Erfahrung aufnimmt und in Sprachklang umsetzt. Sie bringt die
    Ausdrucksebenen von Sprache und Gesang so amüsant wie gekonnt zum Schwingen.
    Grote trägt Literatur nicht einfach vor, sie gestaltet und verwirklicht sie.


    Es gibt keine Stimme, zu der wir uns neutral verhalten
    können: Entweder wir lieben sie oder nicht. Grote hat wie kaum eine Rezitatorin
    sonst begriffen, daß Literatur Mundwerk im buchstäblichen Sinn ist: Es entsteht
    im Rachenraum. Da zischt und schnattert, da hämmert's und gurgelt es. Manchmal
    versteht man nicht den Sinn, aber die Gedichte sind durch den Sprachgestus und
    -duktus immer evident. Unangestrengt schafft sie gesprochene Sprachkunstwerke.
    Das Mondäne vereinigt sich mit dem Musikalischen, der Intellekt mit dem
    Sinnlichen. Ihre Stimme erzeugt eine atemberaubende Intimität. Sie ist weich
    und schwingend wie der Körper einer Katze, und sie kann kalt leuchten wie
    Mondschein. Aber vor allem ist sie groß, wenn sie leise spricht. Dann bricht
    sie manchmal und zeigt raue Stellen; sie entzieht sich in Momenten der
    Heiserkeit, um dann umso schöner wiederzukommen.

    17. September „Wasserkur“ von Katja Butt, Rezitation, Heidrun Grote ab 17.00 Uhr im
    Rheintor, Linz

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Zu einem begehrten Sammlerstück entwickelt sich die Vorzugsausgabe von »Die Angst perfekter
    Schwiegersöhne«. Haimo Hieronymus hat das Cover mit einem Holzschnitt versehen.
    Der Artist verwendet damit eine traditionelle Drucktechnik um eine Graphik zu
    erzeugen. Zur Herstellung des Druckstocks hat der Künstler von einem glatt
    gehobelten Holzbrett mit Schneidemessern die nicht druckenden Teile entfernt
    und die erhabenen Teile danach eingefärbt und abgedruckt. Der Abdruck erfolgt
    durch eine Druckpresse. Hieronymus schneidet einen Holzblock so, daß eine etwa
    zwei bis vier Zentimeter starke Platte entsteht, deren Fasern in der Richtung
    der Bildfläche verlaufen. Am Ende dieses Prozesses bleiben die Linien und
    Flächen der Zeichnung als Grate, Stege oder Inseln stehen. Bei diesem so
    genannten Schwarzlinienschnitt wird die Figuration durch schwarze Linien auf
    weißem Grund gebildet. Den fertige Druckstock färbt Hieronymus mit Druckfarbe
    ein, was durch Aufdrücken eines faustgroßen, getränkten Ballens geschieht oder
    häufiger noch durch Überrollen mit einer Walze.

    „Liebevolles Verstehen“ möchte man diesem Eigenbrödler gerne unterstellen, doch Herr Nipp
    würde unwirsch abwinken. Das absichtlose Herumstromern in den eigenen
    Befindlichkeiten und den Bequemlichkeiten der Anderen ist im Prinzip ein Akt
    fortgesetzter Selbstvergewisserung. Mit Luhmann’scher Akribie betreibt
    Hieronymus eine Art von Mikro-Ethnologie, er fügt anschließend die Satz- und
    Wahrnehmungssplitter in »Die Angst perfekter Schwiegersöhne« zu etwas zusammen,
    das entfernt einem Handlungsablauf ähnelt. Sich dem Jetzt aussetzend, ohne die
    dahinter liegende Geschichte zu vergessen.

    Herr Nipp sucht in einer entgrenzten Welt Grenzen in sich. Es bleibt eine Vorstellung, die
    betreten werden kann. Man kann diesen Raum durchschreiten, die Welt da draußen
    vergessen, sich einfach auf die Situation einlassen, mit eigenen Bildern, den
    Gerüchen und dem leicht gedämpften Klang der Außen- und Innenwelt. Im Zeitalter
    der kulturellen Globalisierung und Traditionsverschiebungen bleibt der Mensch
    als strauchelndes Wesen auf den Straßen der Zivilisationen zurück und sucht
    nach den Bruchstücken seiner selbst. Der allseits flexible Mensch des 21.
    Jahrhunderts in seiner Geworfenheit ist das Thema von Hieronymus.

    »Die Angst perfekter Schwiegersöhne«, Edition Das Labor 2011

    Die limitierte Sonderausgabe mit Holzschnitt kostet 25,- Euro. Die Das “normale” Buch kostet 9,80 Euro.

    Ausführliche Information bietet ein Artikel im Bücher-Wiki:
    http://undefined

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Am 22. September 2000 startete die Wanderausstellung „UnderCover“ in Linz am
    Rhein, Standort Rheintor. Die nächsten Stationen waren die Werkstattgalerie Der
    Bogen in Arnsberg, mercure-Arts in Köln, der Kunstwechsel in Siegen, das Casino
    in Bad Mülheim, die Mini-Pressen-Messe in Mainz und die Galerie Andreas Brüning
    in Düsseldorf. Nun kehren die Arbeiten an ihren Ausgangspunkt zurück.

    Das kleine Format ist bei bildenden Künstlern nicht sehr beliebt in einer Welt, in
    der Aussagen nur noch auf Plakatwänden auffallen, so scheint es. Das CD-Format
    ist 120 x 120 mm ein, kleines Format, das einen Versuch wert ist.

    UnderCover sind und bleiben Minus-Bücher, schwarze Löcher der Buchmarktgalaxy. Sie stellen
    sich den Kriterien ISO 2108-1972 und DIN 1262 mit all dem entgegen, was sie
    auszeichnet: das Spiel mit den Gesetzen von Literatur, Handwerk und Markt.

    UnderCover lugt über Grenzen als Multiple hinaus, wenn man Sprach- und Ordnungsmotive
    durch die Gattungen dekliniert: Rauminstallationen entstehen mit und/oder den
    Objektbüchern, die einen neuerlichen Zugriff auf das Medium Sprache ermöglichen.

    10. Dezember „UnderCover“ im Kunstverein, Linz am Rhein
    mit einer Lesung von Thomas Görden

    Beteiligte Artisten: Tom Täger - Komposition & Produktion; Ioona Rauschan - Regie,
    A.J. Weigoni & Eva Kurowski - Rezitation; Marina Rother als Senora Nada;
    Lin Chung, Leeds; Klaus Urbons, Mülheim; Jürgen Diehl, Bruchhausen; Mike
    Grunzke, Linz am Rhein, Marcel Hardung, Düsseldorf; Margarete Hesse, Berlin;
    Haimo Hieronymus, Neheim; Sab Hoffmann, New York; Almuth Hickl, Düsseldorf;
    Karl-Heinz Hosse, Arnsberg; Klaus Krumscheid, Heeg; Mischa Kuball, Düsseldorf;
    Julia Lohmann, Düsseldorf; Martini, Dortmund; Peter Meilchen, Arnsberg;
    Stephanie Neuhaus, Niederense, Deborah Phillips, Berlin; Dietmar Pokoyski,
    Köln; Andreas Roseneder, Austria; Denise Steger, Linz am Rhein; Thomas Suder, Düsseldorf.

    Am 10. Dezember erscheint der Katalog »Rheintor Linz - Anno Domini 2011«, der das
    Rheintorprojekt dokumentiert.

    Ergänzend ein Essay als E-Book: http://www.bookrix.de/_title-de-matt…kultur-betriebs

    UnderCover:http://www.bilder-raum.de/html/werke.html

    Kunstverein Linz: http://www.kunst-verein-linz.de/am-rhein.html

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

    Einmal editiert, zuletzt von Matze (4. Dezember 2011 um 09:10)

  • Zu begehrten Sammlerstücken entwickeln sich die Buchgestaltungen von Haimo
    Hieronymus. Er hat die letzten Bucher der Edition Das Labor mit Holzschnitten
    versehen. Der Artist verwendet damit eine traditionelle Drucktechnik um eine
    Graphik zu erzeugen. Zur Herstellung des Druckstocks hat der Künstler von einem
    glatt gehobelten Holzbrett mit Schneidemessern die nicht druckenden Teile
    entfernt und die erhabenen Teile danach eingefärbt und abgedruckt. Der Abdruck
    erfolgt durch eine Druckpresse. Hieronymus schneidet einen Holzblock so, daß
    eine etwa zwei bis vier Zentimeter starke Platte entsteht, deren Fasern in der
    Richtung der Bildfläche verlaufen. Am Ende dieses Prozesses bleiben die Linien
    und Flächen der Zeichnung als Grate, Stege oder Inseln stehen. Bei diesem so
    genannten Schwarzlinienschnitt wird die Figuration durch schwarze Linien auf
    weißem Grund gebildet. Den fertige Druckstock färbt Hieronymus mit Druckfarbe
    ein, was durch Aufdrücken eines faustgroßen, getränkten Ballens geschieht oder
    häufiger noch durch Überrollen mit einer Walze.

    In limitierte und handsignierte Auflage erhältlich sind diese Preziosen:

    http://editiondaslabor.blogspot.com/2011/12/rheint…omini-2011.html

    http://editiondaslabor.blogspot.com/2011/12/der-ku…hungertuch.html

    http://editiondaslabor.blogspot.com/2011/12/herr-nipp.html

    Erhältlich über: Werkstattgalerie Der Bogen, Tel. 02932 203 130

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Das Hungertuch wird verliehen in der Martinskirche, Linz am Rhein am 23. März 2013 ab 16.00 Uhr

    An:
    Swantje Lichtenstein, Lyrik
    Pyrolator, Musik
    Eun-Sik Park, Choreographie
    Salon Atelier, Künstlergruppe

    Begleitet durch eine Ausstellung zum Thema „Hungertuch“ von Roland Baege, Anne
    Bekker, Katrin, Eßer, Stefan Gutsche, Haimo Hieronymus, Nico Jarmuth,
    Jascha Fidorra, Natalie Röder, Ilona Edit Kohut, Alischa Diana Leutner,
    Frederic Roos, Silke Schönfeld und Astrid Sophie Wilk.

    Im Jahr 2001 wurde mit dem „Hungertuch“ vom rheinischen Kunstförderer Ulrich
    Peters ein Künstlerpreis gestiftet, der in den zehn Jahren seines
    Bestehens von Künstlern an Künstler verliehen wird. Es gibt im Leben
    unterschiedliche Formen von Erfolg. Zum einen gibt es die Auszeichnung
    durch Preise und Stipendien, zum anderen die Anerkennung durch die
    Kolleginnen und Kollegen. Letzteres manifestiert sich in diesem
    Künstlerpreis.

    Die Sprache ist die stärkste Klammer, die uns zusammenhält.
    Ein starker Zusammenhalt angesichts der Vielfalt der
    geäußerten Ansichten über Sinn und Zweck des künstlerischen und
    kulturellen Lebens. Kants Kritik der Vernunft muß im 21. Jahrhundert zu
    einer Kritik der Kultur werden. Es liegt nicht ausschließlich an den
    Artisten, sie aber müssen gegen den Nivellierungstrend andere Maßstäbe
    setzen.

    Künstlerinnen und Künstler wie Barbara Ester, Tom Täger,
    Peter Meilchen, Tom Liwa, Manuel Quero, Haimo Hieronymus, Almuth Hickl,
    Holger Benkel, Katja Butt, Pia Lund, A.J. Weigoni, Thomas Suder, Peter
    Engstler, Woon–Jung Chei, Denise Steger, Joachim Paul, Eva Kurowski,
    Swantje Lichtenstein, Pyrolator, Eun-Sik Park und das Salon Atelier
    pflegen die Kunst des Möglichen – desjenigen Möglichen, das
    Wirklichkeit werden kann.

    Bei aller Abgeklärtheit und Reife sind
    diese Artisten ein Leben lang Wahrnehmende mit der Fähigkeit, das
    Wunderland des Konkreten täglich neu zu entdecken: kommunikativ,
    intellektuell, kreativ, emotional. Wie die Forschung sind sie
    bereichernd für die subjektive Entwicklung und für die Visionskraft der
    Gemeinschaft. Sie führen eine Debatte für die gesellschaftliche
    Wertschätzung der Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern – auch und
    gerade dann, wenn die Ergebnisse unbequem sind und uns herausfordern,
    irritieren oder schockieren.

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

  • Der vordere Buchdeckel ist mit einem original Holzschnitt bedruckt. Vielleicht liegt ja in solcher Art Gestaltung eine Zukunft des Buches angesichts der digitalen Möglichkeiten. Das Buch als Objekt.

    Jan Kuhlbrodt


    Wie
    kaum eine andere Galerie in Deutschland hat ‘Der Bogen’ in Arnsberg
    immer großen Wert auf die handwerkliche Erarbeitung von Künstlerbüchern
    gelegt. Unbeirrt setzen diese Artisten den kulturbetrieblichen Trends
    die unleugbare, virtuell nicht reproduzierbare Schönheit bibliophiler
    Buchausgaben entgegen, verbunden mit einem entschleunigten Prozess der
    Entstehung des Buches und einer exklusiv begrenzten, jedoch auf
    Nachhaltigkeit angelegten Verbreitung.


    Das benjaminsche Diktum
    der Aura eines Kunstwerks reicht von den Materialbüchern des Jürgen
    Diehl, über die Schland-Box von Peter Meilchen, bis hin zu Haimo
    Hieronymus und A.J. Weigonis Erkundungen über die Möglichkeiten der
    Linie zwischen Schrift und Zeichnung findet sich eine Vielfalt des
    Ausdrucks, die ihresgleichen sucht.Das benjaminsche Diktum der Aura
    eines Kunstwerks reicht von den Materialbüchern des Jürgen Diehl, über
    die Schland-Box von Peter Meilchen, bis hin zu Haimo Hieronymus und A.J.
    Weigonis Erkundungen über die Möglichkeiten der Linie zwischen Schrift
    und Zeichnung findet sich eine Vielfalt des Ausdrucks, die ihresgleichen
    sucht.


    Mit dem Holzschnitt präsentiert Haimo Hieronymus eine
    handwerkliche Drucktechnik, er hat sie auf die jeweiligen Cover der
    Gedichtbände von A.J. Weigoni gestanzt hat. Bei dieser künstlerischen
    Gestaltung sind “Gebrauchsspuren” geradezu Voraussetzung. Man kann den
    Auftrag der Farbe auf dem jeweiligen Cover direkt nachvollziehen, der
    Schuber selber ist genietet. Und es gibt keinen Grund diese Handarbeit
    zu verstecken.


    Alle Exemplare sind zusammen mit dem auf vier CDs
    erweiterten Hörbuch erhältlich. Darauf auch die Produktion Unbehaust,
    sie provoziert mit einem stream–of–consciousness durch Inhalte und nicht
    durch Dolby–Surround. Der Mülheimer Komponist Tom Täger hat
    ausschließlich Papiergeräusche verwendet. Die Asiaten verehren das
    Papier für diese Schwäche, Papier hat sich auf die Seite unserer
    Verwundbarkeit und Sinnlichkeit gestellt. Papier fühlt sich angenehm an
    und riecht gut. Papierseiten entsprechen dem menschlichen Lesetempo,
    unserem Rhythmus.


    Präsentation am 22. April, ab 17:00 Uhr im Kunstraum Krumscheid, Rheintor Linz, Burgplatz 1 / 53545 Linz am Rhein

    Ich bin ein Amateur, weil in dem Wort Amateur das Wort Amour steckt.

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