Die Zeitmaschine - Teil 1 & 2

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    • Die Zeitmaschine - Teil 1 & 2





      Die Aussicht, ab Januar 2017 wegen des dann weggefallenen Copyrights die Werke von H.G. Wells lizenzkostenfrei vertonen zu können, ließ Ende letzten Jahres gleich mehrere Label Hörspiele auf Basis von Romanen des berühmten Briten ankündigen. Dazu gehörte auch die Hörspielproduzent Oliver Döring. Und gerade auf dessen Wells-Adaptionen waren viele Fans besonders gespannt, eilt Döring doch der Ruf voraus, Macher von akustisch überaus eindrucksvollen Audioproduktionen zu sein. Mit Die Zeitmaschine liegt seit dem 29. September nun das erste von bislang drei angekündigten Hörspielen von Folgenreich und Oliver Döring vor, für die H.G. Wells die literarische Grundlage lieferte. Ca. 118 Minuten hat der Zweiteiler, der in vieler Hinsicht ein echter Döring ist, zugleich aber auch anders, als so mancher vielleicht erwartet haben dürfte.

      Zwar nimmt sich Döring die Freiheit, den Ausgangspunkt der Geschichte von Jahr 1899 in die 1970er zu verlagern, und aus dem im Buch namenlosen Zeitreisenden wird der Dozent Jack Milton, der auf dem Gebiet der Zeitdilatation forscht, doch ansonsten hält ich das Hörspiel recht eng an den Verlauf von Wells' Roman. Die Zeitreise ins Jahr 802701, die Begegnung mit den Eloi und insbesondere Weena, die Konfrontation mit den Morlocks, der Trip in eine sogar noch weiter entfernte Zukunft – nahezu alle zentralen Elemente dieses Klassikers der Science-Fiction-Literatur haben es in die Vertonung geschafft. Einzig die Sozialkritik von H.G. Wells – er hatte die Entstehung der Morlocks aus den elenden Lebensumständen der Arbeiter im England des späten 19. Jahrhunderts abgeleitet – ist im Hörspiel großteils auf der Strecke geblieben. Stattdessen behandelt der Subtext des Hörspiels das Spannungsfeld zwischen Mensch und Technologie, das Instrumentalisieren von wissenschaftlichen Erkenntnissen zu militärischen Zwecken und das Verhältnis zwischen Individuum und Gemeinschaft. Legte schon der Zeitreisende in der bekannten Verfilmung des Stoffes aus dem Jahre 1960 auf dem Weg in Jahr 802701 einen Zwischenstopp ein, so tut er dies im vorliegenden Hörspiel ebenfalls. Jenseits des 50. Jahrhunderts trifft er dort auf eine Gesellschaft ohne materielle Nöte, jedoch gleichzeitig auch ohne individuelle Freiheit, wo er schnell als Fremdkörper wahrgenommen und eiligst die Flucht durch die Zeit antreten muss. Und bekanntlich hat auch die auf den ersten Blick so sorgenfreie Welt der Eloi ihre schreckliche Schattenseiten. Wohin Jack während seiner Zeitreise auch kommt, das reine Paradies findet er nie. Vielmehr offenbart sich ihm im Zeitverlauf die Zukunft der Menschheit, analog zu deren Vergangenheit, als ein Wechselspiel aus Epochen technologischer, sozialer sowie kultureller Blüte und dunklen Zeitaltern des Krieges und des zivilisatorischen Rückschritts. Doch trotz aller Widrigkeiten hat die Menschheit stets überlebt und besitzt auch noch in 800.000 Jahren Potenzial zur Entwicklung, wie Jack, zuerst vom Verhalten der Eloi entmutigt, durch den Kontakt mit Weena schließlich realisiert. In seinem Wunsch, die geistig trägen Eloi wachzurütteln, ähnelt Jack mehr dem Zeitreisenden George aus George Pals Verfilmung als dem Protagonisten aus Wells' Roman, der sich eher in der Rolle des neutralen Beobachters sah.

      Dass Jack einen aktiveren Part einnimmt, kommt dem Hörspiel definitiv zugute, weil es dadurch erheblich an Dynamik gewinnt. Zu gefallen weiß darüber hinaus auch der Kniff, dass der Zeitreisende seine Erlebnisse mit einem Kassettenrecorder aufnimmt, da sich nun Spielszenen, Jacks Schilderungen gegenüber seinen Freunden und Tonbandaufnahmen abwechseln. Dem Bericht des Zeitreisenden verleiht dies mehr Lebendigkeit; lange monotone Erzählerpassagen werden geschickt vermieden. Hans-Georg Panczak spielt Jack Milton als einen Forscher, der begeistert ist von den Möglichkeiten seiner Erfindung, neugierig ist auf die Zukunft und den das, was er dort vorfindet, einigermaßen ernüchtert. Jack ist kein trockener Gelehrter, sondern ein geistig wie körperlich agiler Charakter, der die Handlung trägt und auch als Erzähler sehr gut funktioniert. Panczaks Berichte sind leidenschaftlich und Jack Miltons Wunsch, seine Freunde davon zu überzeugen, dass er ihnen die Wahrheit über seine Reise in Zukunft erzählt, jederzeit spürbar. Dieser Freundeskreis besteht aus Cabbs (Bernd Rumpf), Peter (Udo Schenk), Mr. Blank (Oliver Stritzel) und Mr. Chose (Reinhard Kuhnert), wobei Cabbs die Rolle des besten Freundes einnimmt, die im Roman Filby zukommt. Die vier Männer stehen ihrem Freund Jack durchaus wohlwollend gegenüber, bleiben ob seiner Geschichte jedoch bis zum Schluss skeptisch, was sie davon halten sollen. Dadurch bildet das Quartett einen gelungenen Kontrast zum Protagonisten des Hörspiels. In Weenas zarter Stimme dagegen spiegelt sich vor allem ihre kindliche Unschuld, und Luisa Wietzorek gelingt ein wunderbares Portrait dieser ungemein wichtigen Figur. Abgerundet wird der primäre Cast durch Susanna Bonaséwicz, die als resolute Mrs. Watchett die gute Seele des Hauses geben darf. Folgenreichs Hörspiele sind bekannt für ihre hochwertige Sprecherriege, und auchDie Zeitmaschine macht da keine Ausnahme, denn dem Label ist es wieder einmal gelungen, jede Rolle hervorragend zu besetzen. Unter Dörings Regie laufen alle Sprechschauspieler zu großer Form auf und lassen das Geschehen vor dem inneren Auge des Zuhörers lebendig werden. Ein Problem mit dem Spannungsbogen hat die Produktion dabei zu keiner Zeit, sondern weiß im Gegenteil ihre Spielzeit von fast zwei Stunden vielmehr dafür zu nutzen, eine Hörspieladaption vorzulegen, wie sie dieses bahnbrechende Werk der SF-Literatur verdient. Denn Oliver Döring - und das mag mache überraschen – hat erfolgreich der Versuchung widerstanden, die Handlung auf Action zu trimmen und mit einem überbordenden Sounddesign zu befrachten. Ohne Frage ist die Klangkulisse prächtig und verfehlt zu keiner Zeit ihre Wirkung (inklusive zweier Jumpscare-Momente, die Döring sich nicht verkneifen wollte), doch ist sie kein Selbstzweck, sondern stellt sich voll und ganz in den Dienst eines Hörspiels, dessen große Werktreue einer tiefen Verbeugung vor der visionären Kraft von H.G. Wells gleichkommt. Was leicht ein Hörspiel hätte werden können, das lediglich von Wells' Roman inspiriert wurde, ist stattdessen ein akustisches Erlebnis geworden, das sich eng an die Vorlage hält und daher problemlos als Beleg dafür dienen kann, dass Die Zeitmaschine auch 122 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung in Buchform nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat.

      Genau so, wie hier von Döring Die Zeitmaschine adaptiert hat, wünscht man sich die Vertonung eines berühmten Stoffes. Bei diesem Hörspiel greifen alle Elemente - von der Besetzung, über die Regie, die Klangkulisse bis hin zum Soundtrack – hervorragend ineinander und ergeben eine Audioproduktion, die Handcore-Fans von H.G. Wells und Liebhaber von exzellenten Hörspielen gleichermaßen überzeugen wird. Mit Das Imperium der Ameisen und Krieg der Welten wird es auf jeden Fall noch mindestens zwei weitere Wells-Hörspiele von Folgenreich geben. Nach Die Zeitmaschine darf man sich auf diese Adaptionen bereits jetzt schon riesig freuen.


      Die Zeitmaschine ist ein Hörspiel von Folgenreich/Universal Music Family Entertainment. Seit dem 29. September 2017 ist der Zweiteiler im Handel erhältlich.
    • danke für die tolle Rezi lieber SciFi Watchman :). Es hat Spaß gemacht sie zu lesen.

      Ich habe den Zweiteiler die Tage auch gehört (und hatte mir gut gefallen! ), wusste aber nicht wie nah es an dem Orginal war. Danke für die Antworten meiner nicht gestellten Fragen :D.
      "Alles ist sehr ungewiss, und genau das finde ich beruhigend"

      Too-ticki aus Winter im Mumintal

    • Danke auch von mir! Ich freue mich, dass Oli hier eine gute Mischung zwischen Altbewährtes und Neues gefunden hat und dass er das Sounddesign nicht zum Selbstzweck verwendet sondern um die Geschichte voran zu bringen.

      Ich bin gespannt wie es mir gefallen wird.
    • Ich bin auch begeistert.
      Wie immer bei "Imaga" wurde man nicht enttäuscht und mit grandiosem Hörspielkino belohnt.
      Über die Sprecher wie Hans-Georg Panczak oder Bernd Rumpf muss man nix sagen. Vor allem die Atmosphäre war Hammer, bin fand es teilweise richtig beklemmend. Vor allem Weena ist nur richtig ans Herz gewachsen.

      So darf es mit den restlichen Wellshörspielen gern weitergehen.
    • Ich habe noch ne Frage: @SciFi Watchman hat geschrieben: "Die Zeitmaschine ist eine Produktion von Imaga im Vertrieb durch Folgenreich/Universal Music Family Entertainment."

      Ok produziert ist das Teil von Imaga. Vertrieb ist durch Folgenreich. Aber wem gehoert die Produktion? Ist dies (a) ein Imaga-Produkt welches nur durch Folgenreich vertrieben wird, oder (b) ist dieses ein Folgenreich-Produkt, die Imaga in Auftragsarbeit fuer Folgenreich produziert hat?

      Vorne auf der CD steht ganz fett FOLGENREICH drauf und nicht IMAGA, welches fast das zweitere vermuten laesst. Ich hatte vorher eigentlich ersteres angenommen.
    • SciFi Watchman schrieb:

      Zwar nimmt sich Döring die Freiheit, den Ausgangspunkt der Geschichte von Jahr 1899 in die 1970er zu verlagern, und aus dem im Buch namenlosen Zeitreisenden wird der Dozent Jack Milton, der auf dem Gebiet der Zeitdilatation forscht,
      @SciFi Watchman ,
      Warum wurde die Handlung gerade in den
      70'er Jahren angesiedelt?
      Gibts da versteckte Hinweise?
      Hörst Du bitte noch einmal ganz genau hin, auch
      "zwischen den Zeilen"?

      danke!

      ..
      Interplanar: Du hörst nicht zu, Du bist dabei! :applaus:
    • @Markus G. : Vielen Dank für das Feedback. :thumbup: Aus meiner Sicht ist es Döring gelungen, einen klasssichen Roman mit modernen Mitteln in ein zeitgemäßes Hörspiel zu verwandeln. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Dir das Hörspiel sehr gut gefallen wird.

      @Haisuli : Auch Dir ein großes Dankeschön! :bow: Es freut mich, dass meine Rezension Dir einige Fragen beantworten konnte, ehe Du dazu kamst, sie überhaupt zu stellen. So soll es sein! :smile:


    • Die Zeitmaschine Teil 1 & 2

      Zum Inhalt:
      London, in den 1970er Jahren: Der Physiker Jack Milton behauptet gegenüber seinen Freunden, er habe eine Maschine erfunden, mit der man durch die Zeit reisen könne. Natürlich sind alle Anwesenden mehr als skeptisch und geben ihm 6 Tage Zeit, um seine Behauptung zu beweisen. Als die Freunde zum verabredeten Zeitpunkt wieder in seinem Haus eintreffen, fehlt von ihrem Gastgeber jede Spur, doch dann geht plötzlich die Tür auf, und Milton stolpert mit zerfetzter Kleidung in den Raum...

      Zur Produktion:
      Mit "Die Zeitmaschine" startet das Label Imaga, in Zusammenarbeit mit Folgenreich, eine neue Reihe von Hörspielen nach den Werken von H.G. Wells (21.09.1866-13.08.1946). Im Booklet sind bereits die nächsten Titel "Das Imperium der Ameisen" und "Der Krieg der Welten" abgebildet, und Co-Produzent Oliver Döring hat bereits angekündigt, daß im nächsten Jahr wahrscheinlich noch weitere Titel kommen werden.
      Doch zurück zur Zeitmaschine. Es ist ja erst kürzlich ein Hörspiel erschienen, welches ebenfalls auf Wells' berühmtem Roman basiert, und der eine oder andere Hörer wird sich nun fragen, ob er überhaupt erneut das Geld für "dieselbe Geschichte" ausgeben soll. Nun, das dürfte letztlich eine Geschmacks- und Geldbeutelfrage sein. Während sich die vorangegangene Adaption sehr stark am Buch orientiert und somit hauptsächlich Puristen zufriedenstellt, wählt Skriptautor Oliver Döring einen ganz anderen Ansatz. Zwar sind auch bei ihm alle "Eckpunkte" des Romans, von der Blume, die der Zeitreisende mitbringt, bis hin zur Reise ans Ende der Zeit, vorhanden, und auch der grobe Handlungsablauf ist ähnlich, aber ansonsten handelt es sich hier um ein komplett anderes Hörspiel.
      Die Unterschiede sind dermaßen vielfältig, daß sich ein Vergleich mit dem Roman von selbst verbietet. Daß Döring den Handlungszeitpunkt von den 1890er Jahren in die die 1970er verschiebt, bedeutet zwar eine bemerkenswerte Änderung, passt aber erstaunlich gut zu der Geschichte, denn zu dieser Zeit war vieles, gerade aus technischer Sicht, im Umbruch. So staunte die Menschheit über die Concorde als schnellstes Flugzeug der Welt, die ersten PCs kamen auf den Markt, und es drohte der Ausbruch des dritten Weltkrieges. Von dem Atomunfall in Harrisburg ganz zu schweigen!
      Die Eröffnung des Hörspiels, bei der Döring seinen Hauptdarsteller kurz in die "Zeitmaschine"-Verfilmung aus dem Jahr 1960 zappen lässt, ist einerseits als Verbeugung gegenüber der Popkultur und andererseits als liebevolle Hommage an den Kinoklassiker zu sehen. Apropos Huldigung. Coverdesignerin Michaela Ollesch hat sich für das Cover der ersten CD augenscheinlich von dem SF-Stummfilm "Metropolis" inspirieren lassen. Wer den Film gesehen hat, wird das Motiv des Arbeiters an der "Zeituhr" wiedererkennen.
      Wie schon erwähnt, folgt die Handlung in groben Zügen Wells' Vorlage, wobei der Skriptautor es vernünftigerweise vermeidet, die Zeitmaschine näher zu beschreiben, denn dadurch kann sie sich jeder so vorstellen, wie es ihm am besten gefällt.
      Im Rahmen seiner inhaltlichen "Modernisierung", lässt Döring den Zeitreisenden einen Kassettenrekorder zu Aufzeichnungszwecken mitnehmen, was Imaga die Möglichkeit bietet, zwischen Tonband- und "Live"-Aufnahmen hin und her zu wechseln.
      Da man sich entschlossen hat, das Hörspiel auf zwei CDs zu veröffentlichen, fällt die eigentliche Zeitreise sehr detailliert aus, und Döring nutzt die Gelegenheit, um verschiedene Halteorte und Epochen ansprechend zu vermitteln. Höhepunkt ist natürlich der Aufenthalt bei den Eloi und Morlocks im Jahr 802701, der ausführlich, aber nie langweilig präsentiert wird. Ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, daß hier auch diejenigen Hörer auf ihre Kosten kommen, welche die Geschichte eigentlich schon in und auswendig kennen.
      Bedingt durch seine Arbeit an einer bekannten Geisterjäger-Serie, bei der Action und akustische Effekte vorherrschen, gerät man möglicherweise zu schnell in Versuchung, Oliver Döring, der nicht nur für das Buch, den Schnitt und die Regie verantwortlich ist, sondern auch zusammen mit Alex Stelkens als Produzent agiert, in die Schublade "viel Spektakel" zu packen.
      Hier gibt es ebenfalls zwei Szenen, in denen die Hörer mit lauten Effekten erschreckt werden, doch diese sind kurz und knapp gehalten. Ansonsten wird das Geschehen eher unaufgeregt, aber dennoch stets pointiert vermittelt. Die musikalische Untermalung ist extrem abwechslungsreich gestaltet. Mal ertönt eine ruhige, fast sanfte Weise, dann wieder erklingen treibende Rhythmen, alles immer perfekt auf die Handlung abgestimmt. Genauso variantenreich wie die Musik, ist auch die Auswahl der Instrumente. So wechseln sich Streichinstrumente, Harfe und Klavier mit Chorälen und sphärischen Synthesizertönen ab. Besonders beeindruckend finde ich die dichte Geräuschkulisse, welche in jeder Szene eingespielt wird. Zu Beginn sind es eher vertraute Klänge, wie tickende Uhren, das Schaben von Kreide auf einer Tafel oder fröhliches Vogelgezwitscher, die im weiteren Verlauf durch eher ungewohnte Laute, wie die fremdartigen Urwaldgeräusche der Zukunft, die Phantasiesprache der Elois oder das Summen der Zeitmaschine ersetzt werden.
      Produktionstechnisches Highlight sind aber die sorgfältig eingesetzten Effekte, für die Oliver Döring zu Recht bekannt ist. So eröffnet er beispielsweise das Hörspiel mit unterschiedlich tickenden Uhren, die beinahe bis zur Schmerzgrenze laut werden. Besser kann man meiner Meinung nach nicht in die Materie einsteigen!
      Neben den wirkungsvollen Schocksequenzen, die ich nicht näher beschreiben möchte, um nicht vorab zuviel zu verraten, sind es vor allem die unauffälligen kleinen Dinge, auf die geachtet wurde, um größtmögliche Authentizität zu erzielen. So sind die MC-Aufnahmen mit dem für ein Band typischen Rauschen unterlegt, und bei dem Museumsbesuch die Stimmen mit Hall versehen worden. Unbedingt erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang noch den akustischen Kontrast zwischen dem engen, schon fast steril wirkenden Zimmer des Zeitreisenden auf der einen Seite und der offenen, vielfältigen Klangwelt der Zukunft auf der anderen.

      Zu den Sprechern:
      Genauso feinfühlig und liebevoll wie schon bei der Produktion, ist man auch bei der Auswahl der Sprecher vorgegangen und hat selbst kleinste Rollen prominent besetzt. Etwas schade finde ich allerdings, daß im Booklet nur fünf der über 20 Sprecher auch ihren Rollen zugeordnet und diese dann lediglich mit Vor- oder Nachnamen aufgeführt werden. Wie die vollen Namen lauten, erfährt man nur ganz nebenbei. Hauptdarsteller Hans-Georg Panczak(Jack) ist gleichzeitig auch mein sprecherisches Highlight. Da hier kein Erzähler eingesetzt wird, ist Panczak gezwungen, einiges an innerem Monlog abzuhalten, um den Hörer ausreichend über das Geschehen zu informieren. Diesen spricht er so natürlich, daß es kaum auffällt, geschweige denn stört. Überhaupt "lebt" Panzcak seine Rolle als sympathischer Wissenschaftler förmlich, und es ist u.a. seinem intensiven, glaubwürdigen Spiel zu verdanken, daß man "Jacks" Erlebnisse so gespannt verfolgt. Bernd Rumpf(Cabbs) verkörpert den skeptischen, aber interessierten Freund des Physikers, während Udo Schenk(Peter) den zweiten Freund, der Wells' "Philby" nachempfunden ist, mit Besorgnis in der Stimme intoniert. Die ältere, leicht reservierte, gestrenge Haushälterin wird von Susanna Bonaséwicz(Mrs. Watchett) dargestellt. Luisa Wietzorek(Weena) gelingt es, mit ihrer weichen Aussprache wie eine naive, noch sehr kindlich anmutende junge Frau zu wirken. Weiterere Nebenrollen, wie zwei erstaunte Passanten, zwei verwirrte Ordnungshüter, die Eloi, das Hologramm oder die Morlocks, wurden von Alexander Doering, Sascha Rotermund, Peter Groeger, Roland Wolf, Asad Schwarz, Nico Sablik, Jaron Löwenberg, Christina Puciata, Hans Bayer, Berenice Weichert, Marieke Oeffinger, Matthis Schmidt-Foß, Antje von der Ahe, Marianne Groß, Maximiliane Häcke, Juliane Ahlemeier, Marcus Staiger und Annika Gausche portraitiert. Joachim Kerzel spricht die Ansage.

      Fazit:
      Hörerlebnis der Extraklasse mit absoluter Kaufempfehlung!

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      OTR-Fan
    • Vielen Dank für die ausführliche Rezension. Ich habe mir das Hörspiel nun auch zugelegt und werde wohl Origin und Monster1983 nach hinten verschieben und zuerst die Zeitmaschine hören. Ich bin schon neugierig wie sie sich von der Titania-Version unterscheidet. Den Rezensionen nach gibt es ja einige Unterschiede. Interessant finde ich dies:

      MonsterAsyl schrieb:

      Die ältere, leicht reservierte, gestrenge Haushälterin wird von Susanna Bonaséwicz(Mrs. Watchett) dargestellt.
      Natürlich kann Susanna auf Grund ihres Alters diese Rolle sprechen, aber wenn man ihre Stimme als junge Teenagerhexe Bibi Blocksberg im Kopf hat, dann bin ich gespannt ob man mit ein und der selben Stimme Rollen sprechen kann, bei denen über 50 Jahre Unterschied liegen. Das passt wohl auch in diesem Thread: Passen Stimmen und Hörspielcharaktere immer zusammen?

      Ich bin gespannt :)
    • @SciFi Watchman. Danke fuers nachfragen. Jetzt ist alles klar. Ich wusste gar nicht, dass Oliver Doering noch Auftragsarbeit macht. Ich dachte, seitdem er sein Imaga Label hat, macht er alles unter dem Namen seines Labels und fuer sich selber. Aber es ist ja schoen, dass er das macht, denn das Hoerspiel scheint ja super zu sein. Ich werde es mir demnaechst bestellen.


      @Markus G. - Origin nach hinten schieben?? Geht gar nicht 8o :zwinker:

      Ich habe es bestellt und Amazon liefert es heute zum Veroeffentlichungstermin aus und ich fange heute abend an zu lesen. Viel Spass. Wenn du es gehoert/gelesen hast, sag mir mal, wie es dir gefaellt.

      @MonsterAsyl - Danke fuer die schoene Rezi. Da laeuft einem ja das Wasser im Mund zusammen.
    • Ich habe beide Rezensionen gern gelesen und sage :danke: dafür!
      Bin ebenfalls gespannt auf das Hörspiel und freue mich, dass es wohl doch anders sein wird als die Titania-Version.
      Nochmal einen Aufguss davon hätte ich jetzt auch nicht unbedingt gebraucht. :)


      Markus G. schrieb:

      Natürlich kann Susanna auf Grund ihres Alters diese Rolle sprechen, aber wenn man ihre Stimme als junge Teenagerhexe Bibi Blocksberg im Kopf hat, dann bin ich gespannt ob man mit ein und der selben Stimme Rollen sprechen kann, bei denen über 50 Jahre Unterschied liegen.
      Genau das dachte ich auch, als ich gelesen habe, dass ausgerechnet Susanna aka Bibi diese ältere Haushälterin spricht. :zustimm:
      Mal sehen, ob man da nicht schon unterschwellig darauf wartet, dass Mrs Watchett "Hexhex!" zu den Männern sagt. =)