Von Äpfeln und Birnen - Die Grenzen guter Hörspiel-Kritik

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    • Vielleicht sollte man mal von diesen zwei Einzelpersonen wegkommen, um den Blick nicht zu verwässern. Denn dass bei einer Negativrezension persönliche Befindlichkeiten eine Rolle spielen, ist ja letztlich bloß eine Unterstellung. Kann ja nichts anderes sein.

      Man kann ja schließlich auch persönliche Befindlichkeiten haben und, davon losgelöst, ein Hörspiel durch und durch schlecht finden. Was hier zutrifft, können letzten Endes höchstens die Rezensenten selbst beantworten. Und niemand sonst.

      Ich bin ja durchaus auch ein Freund der differenzierten Meinungsäußerung, aber wenn es nun mal partout nichts Positives, das wirklich ins Gewicht fällt, zu konstatieren gibt, dann muss man es sich ja auch nicht aus falsch verstander pc aus den Fingern saugen, nur um krampfhaft auf einen Pluspunkt verweisen zu können, oder?
    • @Hardenberg: Danke für den Hinweis. Sollte Fader auf meine Fragen antworten, würde ich mich gegebenenfalls noch einmal melden, ansonsten habe ich alles geschrieben, was ich zu diesem Thema schreiben wollte. Mehr habe ich ohnehin nicht vor.
    • Hardenberg schrieb:

      Ich bin ja durchaus auch ein Freund der differenzierten Meinungsäußerung, aber wenn es nun mal partout nichts Positives, das wirklich ins Gewicht fällt, zu konstatieren gibt, dann muss man es sich ja auch nicht aus falsch verstander pc aus den Fingern saugen, nur um krampfhaft auf einen Pluspunkt verweisen zu können, oder?
      Da muss man sich dann aber wahrscheinlich, schon rein um eine Kritik verfassen zu können, durchquälen.
      Und ehrlich gesagt sowas würde ich mir nicht freiwillig antun. Denn dafür ist mir meine Zeit zu schade.

      @Hardenberg ich weiß das ist auch nur ein "Extrem-Beispiel" aber für mich braucht es schon ein Mindestmaß an Qualität um nicht nach 10 Minuten abzuschalten. Und da sind wir dann wieder bei "Subjektivität".
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Ben Kenobi schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Ich bin ja durchaus auch ein Freund der differenzierten Meinungsäußerung, aber wenn es nun mal partout nichts Positives, das wirklich ins Gewicht fällt, zu konstatieren gibt, dann muss man es sich ja auch nicht aus falsch verstander pc aus den Fingern saugen, nur um krampfhaft auf einen Pluspunkt verweisen zu können, oder?
      Da muss man sich dann aber wahrscheinlich, schon rein um eine Kritik verfassen zu können, durchquälen.Und ehrlich gesagt sowas würde ich mir nicht freiwillig antun. Denn dafür ist mir meine Zeit zu schade.

      @Hardenberg ich weiß das ist auch nur ein "Extrem-Beispiel" aber für mich braucht es schon ein Mindestmaß an Qualität um nicht nach 10 Minuten abzuschalten. Und da sind wir dann wieder bei "Subjektivität".

      Ist ja auch völlig legitim, es so zu empfinden.
      Aber sobald ich es als Rezi schreibe, sollte ich es auch argumentativ untermauern können. Persönliche Befindlichkeiten des Kritikers zu unterstellen, ist kein Argument, denn man kann ihm letztlich nicht in den Kopf schauen, sondern so etwas nur mutmaßen. (Auch wenn ich persönlich es für wahrscheinlich halten mag, dass so etwas mit hineinspielt.)

      Man muss also schon in die Materie einsteigen, auf die Argumente eingehen und versuchen, sie zu entkräften, anstatt sich darauf zu beschränken, die mangelnde Redlichkeit des Rezensenten in den Fokus zu rücken, so evident sie einem persönlich erscheinen mag. Wohlgemerkt: Wenn man andere erreichen möchte mit seinen Worten, sollte man Argumente ins Feld führen. Im Selbstgespräch reicht auch alles andere. Das Bauchgefühl hat dann immer recht. =)

      Aber davon ab: Ich werde hier ganz sicher nicht den Verteidiger der Hörspielkammer geben, aber Argumente müssen schon plausibel sein, finde ich, und nicht bloß auf den Einzelfall hin ausgerichtet.


      @Luke Danes

      Klar, so rum kommt's bei mir auch gar nicht mal so selten vor... =)
    • Markus G. schrieb:

      Wie ich Dir bereits in meiner Antwort auf Dein Posting geantwortet habe, erwarte mir von einer Rezension, dass Stärken und Schwächen gegenüber gestellt werden, sodass ich mir als Leser ein Bild davon machen kann, was der Autor als gut und was er als schlecht empfunden hat. Wenn, wie Du schreibst, handwerkliche Fehler darin vorhanden waren, dann sollte er diese genau so aufzählen, wie die Stärken der Produktion. Sein Resümee sollte dann eine abschließende Meinung beinhalten.
      Da muss ich sagen, das hat absolut nichts damit zu tun, was ich von einer Rezension erwarte. Das ist für mich eine Erörterung im Rahmen eines Schulaufsatzes eines 15-Jährigen.

      Jegliche Rezension, die schablonenhaft Punkte abarbeitet, Sprecher toll, Cover schön gezeichnet, Regie erkennbar oder auch nicht, ist aus meiner Warte per se wertloser Schrott. Oder um es netter zu sagen, der Schulaufsatz eines 15-Jährigen.

      Als Beispiel für eine gute Rezension würde ich diese anführen.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Hardenberg schrieb:

      Aber davon ab: Ich werde hier ganz sicher nicht den Verteidiger der Hörspielkammer geben, aber Argumente müssen schon plausibel sein, finde ich, und nicht bloß auf den Einzelfall hin ausgerichtet.
      Also sobald eine Rezi den Hauch von persönlichen Amositäten hat, sehe ich es nicht mehr als Rezension an, sondern als getarntes Bashing.
      Und gerade bei den Beiden ist es wohl zu offensichtlich. Ich an Thomas Stelle hätte schon lange gerichtlich auf die Sache geantwortet. Denn mit Zitatrecht oder Satire hat das nichts mehr zu tun.
      Bestes Beispiel dafür, der BGH (Urt. v. 20.12.2007 - Az.: I ZR 42/05: PDF) hat entschieden, dass das Zeigen von Fernseh-Ausschnitten in der bekannten Fernseh-Show "TV-Total" eine Urheberrechtsverletzung ist. Und nichts anderes betreiben die Greenskulls.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Horace Pinker schrieb:

      GrimReaper schrieb:

      Als Beispiel für eine gute Rezension würde ich diese anführen.
      Meh, da is ne Paywall vor. :thumbdown:
      Oh, sorry, ich dache, dass auch Nicht-Abonnenten der SZ zehn Artikel im Monat frei haben.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Ben Kenobi schrieb:

      Bestes Beispiel dafür, der BGH (Urt. v. 20.12.2007 - Az.: I ZR 42/05: PDF) hat entschieden, dass das Zeigen von Fernseh-Ausschnitten in der bekannten Fernseh-Show "TV-Total" eine Urheberrechtsverletzung ist. Und nichts anderes betreiben die Greenskulls.
      Die einen haben die Kammer über die sie reden gar nicht gesehen, die anderen das Hörspiel um das es geht, gar nicht gehört, wieder andere das Urteil, das sie zitieren, nicht gelesen.

      Natürlich sind die Hörspielkammern ein selbständiges Werk gemäß § 24 Abs. 1 UrhG. Und damit hat sich jegliche Diskussion über die Legalität der Ausschnitte erübrigt, aber es ist ein freies Land, jeder kann klagen so viel er lustig ist.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Horace Pinker schrieb:

      Mag sein, muss man sich aber für registrieren.
      Blöd. Ich such beizeiten ein anderes Beispiel raus, jetzt :wech:
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • GrimReaper schrieb:

      Natürlich sind die Hörspielkammern ein selbständiges Werk gemäß § 24 Abs. 1 UrhG.
      Dafür bedarf es aber einer gewissen Schöpfungshöhe vom neuen Werk , was bei ca. 70% an Dauer liegt. Das erfüllen die Zwei in den meisten ihrer Kammern an nun mal nicht. Denn es sind meist mehr als 50% an urheberrechtlichem Material was da in den Videos ist. Auch kann man den Beleidigungen leicht eine persönliche geistige Schöpfung absprechen.

      Jedenfalls ist die gesamte Wiedergabe der Ausschnitte eh nicht mehr vom Zitatrecht gedeckt, wenn die Anzahl der wiedergegebenen Werke den Zitatzweck überschreitet. Und es darf die Verwendung nicht dazu führen, dass die Werke des Urhebers nicht mehr erworben werden brauchen, da das zitierende Werk fast den gesamten Inhalt betrifft, vgl. Wandtke/Bullinger – Lüft, § 51 UrhG Rn. 6,7.

      Dann kommt noch die kommerzielle Verwertung des urheberrechtlichen Materials durch die Schaltung von Werbung bei YT hinzu. Was in dem Fall z.B. eine Abtretung der Einnahmen an Dreamland bedeuten würde
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Bitte jetzt nicht wieder zu sehr in den Einzelfall abdriften. :) Ob die Hörschnipsel gesendet werden dürfen oder nicht, ist in zuuuu ausführlicher Breite nicht mehr so ganz im Thema... :zwinker:

      Aber das Rezi-Beispiel hätte mich jetzt auch interessiert. @GrimReaper
    • Markus G. schrieb:

      Leider gab es zu diesen von mir aufgeführten Kritikpunkten an besagter „berechtigter Kritik“ keine Entgegnung. Es hätte mich interessiert wie oft sich @Fader das Hörspiel angehört hat und wie er zu meinen Aussagen zu der von ihm ausgewählten Hörspielszene steht

      Markus G. schrieb:

      Hier würde mich zunächst interessieren ob @Fader das Hörspiel als Ganzes gehört hat? Ich gehe davon aus, dass dies nicht der Fall war. Die hier abgegebene Kritik ist nicht nur an den Haaren herbeigezogen sondern auch schlichtweg falsch. Wieso kommt jemand auf die Idee, dass es sich hier um eine 16-Jährige handelt? @T-Rex hat eine vollkommen richtige Antwort darauf gegeben. Es handelt sich hierbei um die Sekretärin/Liebhaberin des Magiers. Er würde sich strafbar machen, hätte er eine minderjährige Liebhaberin. Daneben kann man davon ausgehen, dass auch Sekretärinnen deutlich älter als 16 sind. Daneben wird die Sprecherin Katharina von Daake heuer 30 Jahre alt, ist also auch im realen Leben weit weg ein Kind zu sein. Von daher liegt man voll daneben wenn man meint sie sei 16 Jahre alt. Was das "schleppen" von Koffern betrifft, so gab es deshalb keine "Ächz"-Geräusche, weil erstens diese Szene extrem kurz war und weil die Koffer aus meiner Sicht gar nicht schwer waren. "Sie" beschwert sich nicht weil die Koffer so immens schwer sind, sondern weil man ihr als "Dame" nicht gewillt ist, zu helfen. Sie beschwert sich erst dann, als der Butler ihrem Wunsch nach Hilfe verneint. Sie fürchtet um ihr Ansehen als Dame. Sie sieht sich wohl mehr als Ehefrau als als Assistentin. Und gerade in dieser Szene wird ihr bewusst, dass sie einfach nur ein nützliches Anhängsel und Liebhaberin aber keine gleichberechtigte Partnerin ist. Und dies tut ihr weh. Und dies ärgert sie massiv. Aber nicht weil das Gewicht des Koffers so schwer war. Bei richtig schweren Koffern hätte man als Hörer Mitleid mit der Armen gehabt. So aber wird eher doch das Bild von einer leicht verwöhnten Frau geschaffen, die sich als Dame sehen möchte und nicht gewillt ist zu arbeiten. Aus meiner Sicht hat es also durchaus seine Berechtigung, dass man hier auf Stöhn-Geräusche verzichtet hat.
      Beides sind für mich ganz typische Beispiele dafür, dass man sich durch das unbedingte Finden wollen von Fehlern vom eigentlichen Hörspiel und der Geschichte nicht nähert sondern sich meiner Meinung davon entfernt.
      Ich habe das Hörspiel nicht komplett gehört (das aber auch nie behauptet). Die Erklärung kann ich akzeptieren, und in der Tat wäre das mal ein Beispiel, bei dem es die Hörspielkammer mit der Sorgfalt leider nicht so genau genommen hat. Zu behaupten, das Hörspiel zeige hier eine 16jährige, wo dies nicht etabliert wurde, wäre dann eine Falschaussage und echt kontraproduktiv.

      Hardenberg schrieb:

      Und @Fader hat das Thema ganz sicher nicht angeschnitten, um Unfrieden zu stiften.
      So ist es.

      Hardenberg schrieb:

      Dadurch wird jedes Mal das eigentliche Thema verwässert und den beiden, die man eigentlich marginalisieren will, viel mehr Bedeutung beigemessen, als sie ansonsten überhaupt bekommen hätten, wenn es hier einfach nur um das von Fader eingeführte Thema gegangen wäre, das er im Folgenden sogar präzisiert hat.

      Und sein Hauptanliegen war ja: Es wird nicht inhaltlich einer Kritik begegnet, um sie zu entkräften. Man beschränkt sich auf demonstrative Empörung. Die ich, wie gesagt, im Einzelfall sogar nachvollziehen können mag. Aber durch die Reaktionen hier wird seine These einweiteres Mal untermauert: Auch hier geht es nicht wirklich um die Sache.
      Das ist (mit der Ausnahme jetzt von @Markus G.) auch weiterhin idR so. Und das finde ich eben schade.Der Ton macht die Musik, aber ich glaube, dass auch in einem weniger kontrovers daherkommenden Format die Kritik an Einzelpunkten von den Verteidigern ihres Lieblingshörspiels auch nicht auf der Sachebene geführt würde. Vielleicht ja auch, weil es deutlich weniger Mühe macht, pauschal zu verteidigen.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Horace Pinker schrieb:

      Unabhängig vom Thema halte ich diese Entscheidung für absolut falsch.
      Vielleicht sollten wir das Thema auslagern und es da diskutieren.
      Ich halte es nämlich für völlig richtig, das man fremdes Material nicht einfach verwenden darf.
      Schon gar nicht um sich einfach nur drüber lustig zu machen.
      Und gerade Raab durfte ja schon des öfteren zahlen bzw. das hat sicher Pro7 zahlen müssen ;) .
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Wow, welche eine epische Diskussion! Das straft ja die Behauptungen von @Fader Lügen, es würde hier nicht diskutiert ... :zwinker:

      Ich will mal ein Beispiel mit Hörprobe geben aus einem von mir geschriebenen Hörspiel:

      Hier ist der Text laut Manuskript:

      Der Wirt stellt etwas auf die Theke, Miles zahlt mit kleiner Münze. Dann geht er zum Tisch, an dem Edward sitzt. Er stellt die Getränke auf die Tischplatte.

      MILES HENDON
      So, hier.
      (macht Anstalten, sich zu setzen)
      Das heiße Wasser mit etwas Bier --

      EDWARD
      (ins Wort)
      Halt! Mr. Hendon, ich bin Ihnen dankbar, aber Sie müssen doch wissen, dass niemand am Tisch des Prinzen von Wales sitzen darf.

      Und hier kann man es hören:
      interplanar.de/ip-cms/wp-content/uploads/MT-PuB-Snippet.mp3

      Liest man den letzten Satz im Text, wird einem klar, wie er betont werden muss:
      "... aber Sie müssen doch wissen, dass niemand am Tisch des Prinzen von Wales sitzen darf".

      Wie hört man es?
      "...aber Sie müssen doch wissen, dass niemand am Tisch des Prinzen von Wales sitzen darf."


      Ein kleiner Regiefehler, aber es ist einer, und handwerklich nicht zu entschuldigen oder in Richtung "das gehört so" zu deuteln. Der Text gibt eine Betonung vor, und jemand (im Zweifelsfall Regie) hat nicht drauf geachtet, den Sprecher auf die Fehlbetonung hinzuweisen. Solche Fehler gibt es natürlich auch bei Brandis & Co., und in der Regel wird man von uns keine maue Verteidigung zu hören bekommen, denn wir wissen es idR auch schon selbst, wo es klemmt und bedauern es, dass wir aus irgendeinem Grund (Sprecher nicht verfügbar, massiver Zeitdruck) den Fehler nicht mehr nachbessern konnten.

      In der Diskussion hier darf diese Sicht auch noch Gehör finden: ich denke, ein Produzent sollte sich alle Mühe geben und Stolz daran setzen, so wenig wie mögliche dieser Fehler zuzulassen. Ganz klappt das nie, aber mit mehrfachem Lektorat, aufmerksamen Sprechern und achtsamer Regie und Toning. kommt man einer ganzen Menge auf die Spur. Wenn es eine Entschuldigung für Nachlässigkeit gibt, habe ich sie jedenfalls noch nicht gefunden (--> und bin dankbar, wenn jemand beim Suchen hilft).
      Offizielle Website / Instagram
      Billionäre bauen Festungen -- die Klimakatastrophe ist Realität!
    • Fader schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Und sein Hauptanliegen war ja: Es wird nicht inhaltlich einer Kritik begegnet, um sie zu entkräften. Man beschränkt sich auf demonstrative Empörung. Die ich, wie gesagt, im Einzelfall sogar nachvollziehen können mag. Aber durch die Reaktionen hier wird seine These einweiteres Mal untermauert: Auch hier geht es nicht wirklich um die Sache.
      Das ist (mit der Ausnahme jetzt von @Markus G.) auch weiterhin idR so. Und das finde ich eben schade.Der Ton macht die Musik, aber ich glaube, dass auch in einem weniger kontrovers daherkommenden Format die Kritik an Einzelpunkten von den Verteidigern ihres Lieblingshörspiels auch nicht auf der Sachebene geführt würde. Vielleicht ja auch, weil es deutlich weniger Mühe macht, pauschal zu verteidigen.

      Deswegen auch mein Hinweis, dass man sich nicht zu sehr auf dieses eine Beispiel konzentrieren sollte. Als wenn die These widerlegt ist, nur weil das eine Beispiel nicht zündet. Ich habe aus der betreffenden Reihe ja nun auch kürzlich erst drei Folgen gehört, und da finde ich die These, dass dort eine Vielzahl handwerklicher Mängel aufzufinden sind, nun nicht sonderlich steil, auch wenn jetzt vielleicht das eine Beispiel mit der Koffer tragenden Frau daneben gegriffen war (und es darüber hinaus auch Folgen geben mag, die passabel oder sogar großartig sind).

      Mag ja durchaus sein, dass die Leute von der Hörspielkammer bei Thomas Birker genauer hinschauen und sich mit Freude auf jedes Detail, das auch nur im Ansatz nach einem Fehler aussieht, stürzen, um es zu in ihrem Format zu verbraten. Und dass ihre persönliche Abneigung ihre Motivation bestimmt.

      Die überreiche Darlegung dieser beiden Mutmaßungen führt aber beständig am Kern von Faders Aussagen vorbei: die fehlende inhaltliche Auseinandersetzung mit der Kritik selbst. Zu sagen, das sei Zeitverschwendung, ist mir persönlich zu fadenscheinig. Denn es ist ja eine ebensolche Zeitverschwendung, seine Meinung über die Kammer und ihre Besetzung beständig quer durch alle Threads zu betonen - und dennoch tun es einige mit Leidenschaft, ohne daran müde zu werden. :zwinker:

      Nein, ich sehe da ein tieferreichendes Phänomen: nämlich eine weitreichende und grundsätzliche Unlust in Internet-Communitys, sich substanzvoll inhaltlich auseinanderzusetzen. Es gibt da, wie ich finde, in Teilen auch keine gesunde Streitkultur mehr. Mit Streit als sachlichem Widerstreit von Meinungen, bei dem einander Argumente entgegengehalten werden und man auf die Thesen des Gegenübers eingeht und versucht, den anderen von seinem Standpunkt zu überzeugen (jedoch nicht versucht, sie aufzuzwingen).

      In meiner Beobachtung sind viele Internet-User nur mehr daran interessiert, sich selbst zu bespiegeln, Statements und Kommentare abzugeben, die für sich stehen und unangetastet bleiben sollen. Es wird aus dem Bauch heraus argumentiert, ohne sich die Mühe zu machen, das eigene Bauchgefühl auch mit nachvollziehbaren Begründungen zu unterfüttern. Alles wird dann relativ, alles eine Frage des persönlichen Geschmacks. (Das ist ein Stuhl. - Nein, das ist ein Baum. - Ist halt meine Meinung.) Auf diese Weise entzieht man sich natürlich jeglichem Diskurs und jeder echten Diskussion. Und auf Widerspruch reagieren dann viele pampig oder beleidigt, als komme es einer persönlichen Erniedrigung gleich, nicht einer Meinung zu sein. Da wird dann auch jede Meinungsverschiedenheit aufgebläht zu "Krawall" oder "schlechter Stimmung" - obwohl es eben nur eine engagierte Auseinandersetzung in der Sache ist, bei der man mal leidenschaftlich wird, vielleicht auch hin und wieder (in gewissen Grenzen) polemisch, aber hinterher einander (im Geiste) die Hand reicht und es wieder gut sein lässt.

      Oder es geht dann in die andere Richtung: Es wird entwertet. Manchmal offen und aggressiv mit übelsten Beleidigungen, Provokationen oder Kränkungen, manchmal eher subtiler. Statt sich argumentativ auseinanderzusetzen, wird das Gegenüber persönlich oder moralisch entwertet. Das spart eine Menge Zeit, denn dann muss ich mir nicht die Mühe machen, auf die Inhalte des fragwürdigen Subjekts überhaupt einzugehen, sondern ich erkläre das Gegenüber einfach zur persona non grata und erkläre somit auch alles, was diese Person äußert, für nichtig.

      Und so, wie dies in allen Bereichen des Internets anzutreffen ist, wo zu bestimmten Themen gepostet werden kann, findet sich dieser "Geist" auch bei Rezensionen oder im nachträglichen Umgang damit sehr oft. Auch da ist es einfacher, den Rezensenten zu entwerten, ihm die Befähigung oder die Legitimität abzusprechen, als sich - wenigstens auch! - inhaltlich mit dem auszueinanderzusetzen, was er schreibt.

      Manchmal habe ich den Eindruck, dass manche Menschen - und das nicht nur im Internet - in einer Art Blase leben, mit nichts als sich selbst als Mittelpunkt ihrer Welt - und allen anderen, die zu Statisten degradiert sind und die Rolle haben, das Ich in seiner Selbstwahrnehmung zu stützen. Alles, was diesem Zweck widerstrebt, muss seiner Legitimität beraubt werden, damit das Bild von sich selbst unangetastet bleibt.


      Dabei folgt aus der Frage des Umgangs mit Kritik ja die eigentlich wirklich interessante Thematik, die ja auch von Fader angesprochen wurde und auf die, wie ich finde, viel zu wenig eingegangen wurde, weil man sich stattdessen lieber in den immer gleichen Vorwürfen gegenüber der Hörspielkammer (die ja durchaus legitim sein mögen, aber eben offtopic sind) erging:

      Was folgt aus schlechten Rezis? Und was folgt aus dem schlechten Umgang mit Rezis?

      Natürlich geht es nicht darum, dass man die eine schlechte, weil weichgespülte Rezi als die große Gefahr stilisiert wird, die den unwissenden Interessenten zu einem Fehlkauf verleitet und er sich dann später, enttäuscht und angewidert, vom kommerziellen Hörspiel abwendet, weil er entrüstet ist, was ihm das als Fünf-Sterne-Produkt untergejubel wurde.

      Es geht natürlich darum, was für eine Außenwirkung es haben könnte, wenn es eben nicht nur eine Kritikerstimme ist, die unterschiedslos alles bejubelt und keine Abstufungen vornimmt, sondern viele. Wenn also der Anschein erweckt wird, dass alle Hörspiele irgendwie nahezu gleich gut sind.

      Nun mag es ja durchaus Hörer geben, die tatsächlich alles oder nahezu alles irgendwie gut finden, was sie auf die Ohren bekommen. Aber selbst jene sollten doch in der Lage sein, zwischen den einzelnen Produktionen inhaltlich und handwerklich zu differenzieren, so dass es einen Unterschied gibt zwischen einer durchschnittlichen TSB-Folge und Macbeth von Audible (um jetzt mal zuzuspitzen).
      Wenn ich bei einem Rezensenten den Eindruck habe, er sieht keine Unterschiede, sondern findet letztlich alles im Fazit okay, dann sind die Ausführungen für mich persönlich überhaupt nicht hilfreich. Und ich würde noch weitergehen: In meinen Augen erweisen sie der Kunstform Hörspiel einen Bärendienst.

      Denn wenn alles irgendwie okay ist, ist nichts mehr wirklich gut. Dann gibt es keinen großen Unterschied mehr zwischen Meisterwerk und Hörspiel-Gurke - und alles wabert auf einer Welle der Beliebigkeit.

      Und da frage ich mich: Wen seine vorgebliche Liebe zu Hörspielen dazu verleitet, eigentlich alles irgendwie gut zu finden, es mit Umsetzungen, mit handwerklichen Fehlern, ja sogar mit Mängeln bei der Umsetzung nicht so genau zu nehmen - welchen qualitativen Stellenwert hat bei solchen Leuten dann das Hörspiel als Kunstform?

      (Und das ist tatsächlich als Frage gemeint!)

      Hinter dieser aus meiner Sicht: Beliebigkeit bei der Beurteilung von Hörspielen könnte auch eine verkappte Gleichgültigkit dieser Kunstform gegenüber stecken, die sie zu einem Massen-, einer Art Fast Food-Produkt degradiert, das sich einer ernsthaften Würdigung und Bewertung sowieso entzieht, weil es per Definition eh minderwertig ist. So wie ich ja auch keinen großen Gedanken an einen Schokokuss oder die Portion Fritten verschwende, die ich quasi im Vorbeigehen in mich hineinstopfe.

      Wenn für mich ein Hörspiel nur ein kleines Glied innerhalb eines dauerhaft ablaufenden Klangteppichs ist, der beständig laufen muss, um mich von meinen inneren Dämonen oder der Eintönigkeit des Alltags abzulenken, etwas, das mich nicht zu sehr beschäftigen darf, sondern in erster Linie leichte Unterhaltung sein soll, die man nebenher konsumieren kann, dann - in der Tat - käme mir wohl ein Korinthenkacker, der sich voll und ganz auf ein Hörspiel einlässt und die Wirkung, die es auf ihn gemacht hat, im Nachgang zu analysieren versucht, wohl auch vor wie ein missmutiger Nerd, der sich krampfhaft an irgendwelchen Kleinigkeiten hochzieht.

      Es könnte aber auch sein, dass ein Korinthenkacker ein anderes Verhältnis zu dem pflegt, was er hört.
      Nicht unbedingt besser oder schlechter - aber eben anders.

      Interplanar schrieb:

      In der Diskussion hier darf diese Sicht auch noch Gehör finden: ich denke, ein Produzent sollte sich alle Mühe geben und Stolz daran setzen, so wenig wie mögliche dieser Fehler zuzulassen. Ganz klappt das nie, aber mit mehrfachem Lektorat, aufmerksamen Sprechern und achtsamer Regie und Toning. kommt man einer ganzen Menge auf die Spur. Wenn es eine Entschuldigung für Nachlässigkeit gibt, habe ich sie jedenfalls noch nicht gefunden (--> und bin dankbar, wenn jemand beim Suchen hilft).

      Danke für Deinen gehaltvollen Beitrag!
      ich finde es super, dass Du noch einmal aus der Sicht des Hörspielmachers klarstellst, wie hoch die eigenen Ansprüche eines Skriptautors und Regisseurs sein können - vielleicht sogar sollten.

      Ich finde ja, mit zu viel Buddie-Mentalität und zu viel daraus abgeleiteter Nachsicht schadet man der Kunstform Hörspiel auf lange Sicht. Niemandem ist damit gedient, Produktionen grundlos hochzuloben. Man kann sie ja gern trotz ihrer Unzulänglichkeiten loben, aber diese doch nicht ausblenden.

      Außerdem ist das in meinen Augen auch eine Klatsche für jeden wirklich richtig großen Hörspiel-Künstler, wenn ich die Unterschiede zwischen dem exzellent recherchierten, szenisch komponierten und liebevoll vertonten Meisterwerk und dem irgendwie okayen 08/15-Hörspiel, das in einer Art Fließbandarbeit wegproduziert wurde, nicht mehr aufzuzeigen weiß - oder vielleicht sogar selbst gar nicht mehr wahrnehme.

      Andererseits kann ich aber auch die Lust am Verriss, die einige zu erkennen geben, nicht nachvollziehen. Eine Produktion scharf zu kritisieren, die einen aus bestimmten Gründen gepeinigt hat - okay!
      Aber wer ein Hörspiel als Mittel zum Zweck (des Frustabbaus) nutzt, ist letztlich nicht besser als ein Gefälligkeitsrezensent, der sich beim Produzenten anbiedern möchte.