Also dies eine mal vorausgeschickt:
Zu den Grenzen guter Hörspielkritik kann es unterschiedliche Ansichten geben. Die einen sehen sie früher, die anderen später überschritten, das ist eine Frage des persönlichen Maßstabes, und innerhalb eines Threads wie diesem können wir trefflichst darüber diskutieren, warum für den einen diese Grenze früher, für den anderen später und für einen ganz anderen niemals erreicht wird.
Was aber in meinen Augen nicht hilfreich ist, ist eine Haltung, die für sich vereinnahmt, objektive Wahrheiten zu formulieren. Mir fällt das in Diskussionen häufiger auf: Dann wird plötzlich nicht mehr der eigene Standpunkt mit einem Ich denke..., Ich finde..., Ich meine... vertreten, sondern dann heißt es plötzlich: Man sollte..., man muss... oder Es ist...
Und das stört mich doch empfindlich. Mag sein, dass das so nicht gemeint ist, aber so kommt es doch oft rüber, wie ich finde.
Hier hat niemand eine objektivere Wahrheit zu verkünden als alle anderen, sondern wir alle vertreten unsere Meinung. Und um sie zu vertreten, sollte man mit Argumenten kommen und nicht mit moralischen Appellen. (Wobei man natürlich auch moralisch argumentieren kann.)
Und was das angeht, stimme ich @Fader voll und ganz zu:
Das fällt mir generell in Internetforen und -kommentaren auf. Es gibt einerseits eine große Lust an der Kommentierung und andererseits eine große Trägheit, was die argumentative Untermauerung seiner persönlichen Meinung angeht.
Und gerade wenn die Moral ins Feld geführt wird, habe ich nicht selten den Eindruck, dass da auch ein gewisser Relativismus bemüht wird, der die Moral beständig nach der eigenen Perspektive ausrichtet.
Also: Wir sind hier alles erwachsene Menschen, und die verschiedenen Standpunkte stehen erst einmal gleichberechtigt nebeneinander. Und dem sollte man in der Auseinandersetzung auch Rechnung tragen. Und dann kann man ja gern engagiert darüber diskutieren.
Denn letztlich: Wer entscheidet denn, ob eine Kritik gerechtfertigt ist oder nicht? Ich? Fader? Markus G.? Oder GrimReaper?
Natürlich nicht. Jeder entscheidet es für sich selbst.
Und dann können wir bei unserer persönlichen Schlussfolgerung weit auseinanderliegen und darüber diskutieren, warum wir es unterschiedlich sehen. Wir können auch versuchen, einander zu überzeugen. Aber wir müssen immer davon ausgehen, dass die unterschiedlichen Ansichten bestehen bleiben. Und dem anderen im Zweifel auch seinen anderen Standpunkt zugestehen. Das kommt mir doch hin und wieder zu kurz.
Wenn Markus G. und Agatha auf unperfekte Hörspiele stehen, sich nicht daran stören, wenn zum Teil holprige Sprechereinsätze den Handlungsfluss hemmen oder das Skript Schwächen aufweist oder auch sonst etwas nicht so richtig rund ist - und vielleicht auch noch Spaß dabei haben, dann sei es ihnen zugestanden. Wer bin ich, das zu kritisieren?!
Wenn aber andere für sich andere Maßstäbe anlegen, dann ist das, verdammt nochmal!, ebenso zu respektieren, und dann empfinde ich es als Anmaßung, ihnen vorzuhalten, sie hätten ein paar Schritte zurückzutreten und das Gesamtwerk aus der Distanz zu betrachten.
Ich empfinde so etwas als Anmaßung, weil es die Meinung des anderen degradiert, entwertet - unterstellt, dass bei der Kritik eine falsche, eine inadäquate, eine unfaire Perspektive zugrunde gelegt wurde. Und das kann ich nicht so stehen lassen.
Wie einige andere hier, bin ich ein Freund handwerklich gut gemachter Hörspielproduktionen. Lausige Sprecher, grottige Skripts und amateurhafte Soundunterlegung empfinde ich nicht als drollig oder lustig. Mich nervt so etwas.
Ich möchte sorgfältig und professionell gemachte Hörspiele, mit einer Gesichichte ohne riesenhafte Logikbrüche, handwerklich top produziert und mit Sprechern besetzt, die den Plot adäquat transportieren und sich der von ihnen dargestellten Figur gewachsen zeigen.
Ein in meinen Augen schlechter Hörspielmacher kann selbstverständlich ein guter Mensch sein.
Aber ein guter Mensch ist eben nicht automatisch ein guter Hörspielmacher.
Und ich trenne diese Kategorien strikt.
Ich habe vor kurzem ein Hörspiel gehört, das Nachfolger einer der beliebten Folgen des Neon-Grusels sein möchte, und es war nun wirklich unter allen Gesichtspunkten, unter denen ich ein Hörspiel betrachte, schlecht. Reich-Ranicki hätte es in seiner unnahchahmlichen Art wohl "überflüssig" genannt. Und ich könnte zig, zig, zig Argumente nennen, warum ich dieses Hörspiel über die Maßen furchtbar fand.
Und warum sollte ich das nicht auch so schreiben?
Meine Ansicht, dass es eines der schlechtesten Hörspiele war, die ich je gehört habe, sollte die Freude eines anderen, dem dasselbe Hörspiel total gut gefällt, doch nicht schmälern. Warum also fällt es vielen so schwer, vom eigenen Standpunkt abweichende Meinungen einfach mal stehenzulassen, ohne sie bloß moralisch zu entwerten - und sich stattdessen argumentativ mit ihnen auseinanderzusetzen, wenn man es denn partout anders sieht.
Denn das ist es ja, was @Fader ganz richtig schreibt: viel zu oft bleibt gerade das aus.
Bei SchleHaZ war das ganz deutlich zu erkennen. Da gab es zig Kommentare bei amazon und auch im Hörspieltalk zum Thema, aber so gut wie gar nicht wurde den Rezensionen inhaltlich begegnet.Dabei hätte es da durchaus genügend Ansatzpunkte gegeben. Man beließ es vielfach bei moralischer Empörung, der nicht selten ein Gebaren und eine Wortwahl nachfolgten, die dem Kritisierten in nichts nachstanden.
Und ich finde, man darf es sich nicht zu leicht machen und die Aktionen von SchleHaZ und auch der Hörspielkammer einfach unter Verächtlichmachung oder Hetze oder Klamauk einstufen. So einfach ist das alles nun doch nicht. Wie @GrimReaper ganz richtig schreibt: Es gibt halt mehr als Schwarz oder Weiß.
Klar, beide Formate zeigen Züge von Verächtlichmachung und Hetze. Sehe ich auch so.
In beiden Formaten sind aber auch zahlreiche Argumente aufgeführt, die das Kritisierte dokumentieren und erklären.
Hier allein unsachliches Gebashe zu unterstellen, ist für mich eine unzutreffende Simplifizierung des Ganzen.
Und bei dem, was ich bisher sowohl von SchleHaZ als auch von der Hörspielkammer gesehen und gehört habe, sehe ich vieles, was nachvollziehbar dargestellt ist. Die Sachkritik, die angeführt ist, ist eigentlich immer plausibel hergeleitet.
Davon zu trennen ist die Stilfrage. Und da wiederum bin ich bei vielen der Kritiker. Der Umstand, dass sie selbst Hörspielmacher waren und nun gegen ehemalige Mitberwerber schießen (zur Zeit von SchleHaZ waren sie ja sogar noch selbst im Geschäft), hat mehr als "Geschmäckle". Hinzu kommen diese ganzen grellen Aktionen gegen Thomas Birker und bestimmte Foren-User, die ich völlig überzogen, geschmacklos und/oder peinlich fand. Mit diesem Theater haben sie ein Stückweit die Glaubwürdigkeit verspielt, die sie nun bei ihrem auch humorig gemeinten Rezi-Format eigentlich brauchten.
Und die Art und Weise der Darstellung ist mir persönlich einfach zu grell und teilweise zu derb, um von mir ernstgenommen werden zu können.
Dabei wäre es eigentlich das entscheidende Kapital, dass sie selbst einmal Hörspiel gemacht haben und darum wissen, was geht und, vor allem, wie. Aber dieses Pfund wird kaum ausgespielt. Für mich geht es viel zu sehr unter in den aufmerksamkeitserheischenden schrillen Performances, die vor allem Dennis Rohling immer zeigt.
Michael Eickhorst scheint da den sachlicheren Part zu geben, und dieser behagt mir denn doch deutlich mehr.
Dennoch - auch mir gefällt die Prämisse dieses Formats nicht: nämlich sich ausschließlich der vermeintlichen Hörspiel-Gruken zuzuwenden, um sie spektakulär verreißen zu können. Selbst wenn ich es sachlich im Einzelfall nachvollziehbar finde. Wenn man sich selbst als Kämpfer für das Gute und Schöne sieht, dann empfände auch ich es als glaubwürdiger, wenn man durch Positivbewertungen und Negativbewertung den eigenen Gesamtmaßstab aufzeigte. Sonst könnte der Eindruck von Beliebigkeit entstehen - und auch der der schlichten Lust am Niedermachen.
Und hier offenbart sich für mich der eigentliche Knackpunkt bei der Hörspielkammer ebenso wie bei SchleHaZ: Sie definieren sich über das Schlechte, das sie eigentlich doch marginalisieren wollen - jedenfalls behaupten sie das -, sie verschaffen ihm erst eine Bühne und graben dazu irgendwelche fast schon scheintote Produktionen aus, um lustvoll der Finger in die Schwachstellen zu legen. Relevanz dadurch, dass sie sich den Markt anschauen, wie er sich aktuell zeigt, und dann auf die wichtigsten Neuerscheinungen eingingen, von mir aus gern auch mit bissigem Humor, aber eben auch mit sachlich nachvollziehbarer Argumentation und einem in sich stimmigen Maßstab, so dass ihre Produktionen eben mehr sind als Unterhaltung, sondern auch eine Art Orientierung bieten, gewinnt das Ganze nicht.
Es ist letztlich in erster Linie Comedy für Hörspiel-Nerds. So sehe ich es jedenfalls.
Das kann man mal anschauen. Man verpasst aber auch nichts, wenn man es nicht tut.
Angesichts des Aufwands, der betrieben wird, ist das doch recht wenig.
Und was die Hörspielkritik insgesamt angeht, muss ich leider @GrimReaper recht geben. Was da in Teilen abgeliefert wird, schmeckt tatsächlich sehr nach Gratis-PR für die Hörspiel-Label, die sich durch den Versand von Rezi-Exemplaren ihre Rezensenten gefällig machen. Natürlich ist das eine Unterstellung. Es kann ja nur eine sein. Aber ebenso wie ich bei der Hörspielkammer den Kopf schüttle, weil man sich über die Negativ-Rezi definiert, schüttle ich den Kopf über so manchen Fließband-Rezensenten, der eigentlich jedes Hörspiel in den Himmel lobt und bei dem es, lege ich mal den Maßstab zugrunde, eigentlich kein Gut und Schlecht mehr gibt, sondern nur noch ein einziges Irgendwie okay.
Und so etwas entwertet in meinen Augen die richtig guten Hörspiele.
Ja, ich fand 20.000 Meilen unter dem Meer ein absolut scheußliches und verschnarcht langweiliges Hörspiel. Das habe ich deutlich so geschrieben und ich habe mir viel Mühe gemacht, diesen Eindruck mit vielen Argumenten zu untermauern. Dass das Marc Gruppe und Stephan Bosenius einen Stich versetzen mag, kann ich nachvollziehen, und natürlich bringt es mir keinen Spaß, ihnen einen mitzugeben. Aber ich fand das Hörspiel nun mal schlecht.
Ewige Jugend dagegen, aus derselben Reihe, fand ich grandios. Ein Hörspiel, das mir von der ersten bis zur letzten Minute Spaß geabracht hat und das ich immer wieder gern höre. Für mich Kategorie: Besser geht's nicht. Und auch hier habe ich mir viel Mühe gegeben, diesen Eindruck zu erläutern.
Erst in dieser Spannweite meines persönlichen Eindrucks wird doch das Lob wirklich ehrlich.
Mal ehrlich: Wessen Lob freut mich persönlich mehr? Das eines gefälligen Freundes, der mir eh immer spiegelt, dass ich alles gut mache, egal was ich ihm vorsetze? Oder das eines Menschen, bei dem ich weiß, der ist gnadenlos ehrlich und würde mir auch sagen, wenn er es schlecht fänd?
Auch hier kann man natürlich unterschiedlicher Ansicht sein. Aber ich folge da meinem eigenen inneren Kompass.
Zu den Grenzen guter Hörspielkritik kann es unterschiedliche Ansichten geben. Die einen sehen sie früher, die anderen später überschritten, das ist eine Frage des persönlichen Maßstabes, und innerhalb eines Threads wie diesem können wir trefflichst darüber diskutieren, warum für den einen diese Grenze früher, für den anderen später und für einen ganz anderen niemals erreicht wird.
Was aber in meinen Augen nicht hilfreich ist, ist eine Haltung, die für sich vereinnahmt, objektive Wahrheiten zu formulieren. Mir fällt das in Diskussionen häufiger auf: Dann wird plötzlich nicht mehr der eigene Standpunkt mit einem Ich denke..., Ich finde..., Ich meine... vertreten, sondern dann heißt es plötzlich: Man sollte..., man muss... oder Es ist...
Und das stört mich doch empfindlich. Mag sein, dass das so nicht gemeint ist, aber so kommt es doch oft rüber, wie ich finde.
Hier hat niemand eine objektivere Wahrheit zu verkünden als alle anderen, sondern wir alle vertreten unsere Meinung. Und um sie zu vertreten, sollte man mit Argumenten kommen und nicht mit moralischen Appellen. (Wobei man natürlich auch moralisch argumentieren kann.)
Und was das angeht, stimme ich @Fader voll und ganz zu:
Fader schrieb:
Bei der Schlehaz-Diskussion ist mir immer wieder aufgefallen, dass die, die die Verrisse vom Hörplanet für unfair und ungerechtfertigt hielten, sich idR nie die Mühe machten, die einzelnen kritisierten Punkte zu widerlegen. Was mich zum Schluss führte, dass diesen die Kritikpunkte einfach (a) nicht aufgefallen oder (b) ihnen unwichtig gewesen waren. Das heißt aber nicht, dass sie nicht berechtigt wären.
Das fällt mir generell in Internetforen und -kommentaren auf. Es gibt einerseits eine große Lust an der Kommentierung und andererseits eine große Trägheit, was die argumentative Untermauerung seiner persönlichen Meinung angeht.
Und gerade wenn die Moral ins Feld geführt wird, habe ich nicht selten den Eindruck, dass da auch ein gewisser Relativismus bemüht wird, der die Moral beständig nach der eigenen Perspektive ausrichtet.
Also: Wir sind hier alles erwachsene Menschen, und die verschiedenen Standpunkte stehen erst einmal gleichberechtigt nebeneinander. Und dem sollte man in der Auseinandersetzung auch Rechnung tragen. Und dann kann man ja gern engagiert darüber diskutieren.
Denn letztlich: Wer entscheidet denn, ob eine Kritik gerechtfertigt ist oder nicht? Ich? Fader? Markus G.? Oder GrimReaper?
Natürlich nicht. Jeder entscheidet es für sich selbst.
Und dann können wir bei unserer persönlichen Schlussfolgerung weit auseinanderliegen und darüber diskutieren, warum wir es unterschiedlich sehen. Wir können auch versuchen, einander zu überzeugen. Aber wir müssen immer davon ausgehen, dass die unterschiedlichen Ansichten bestehen bleiben. Und dem anderen im Zweifel auch seinen anderen Standpunkt zugestehen. Das kommt mir doch hin und wieder zu kurz.
Wenn Markus G. und Agatha auf unperfekte Hörspiele stehen, sich nicht daran stören, wenn zum Teil holprige Sprechereinsätze den Handlungsfluss hemmen oder das Skript Schwächen aufweist oder auch sonst etwas nicht so richtig rund ist - und vielleicht auch noch Spaß dabei haben, dann sei es ihnen zugestanden. Wer bin ich, das zu kritisieren?!
Wenn aber andere für sich andere Maßstäbe anlegen, dann ist das, verdammt nochmal!, ebenso zu respektieren, und dann empfinde ich es als Anmaßung, ihnen vorzuhalten, sie hätten ein paar Schritte zurückzutreten und das Gesamtwerk aus der Distanz zu betrachten.
Ich empfinde so etwas als Anmaßung, weil es die Meinung des anderen degradiert, entwertet - unterstellt, dass bei der Kritik eine falsche, eine inadäquate, eine unfaire Perspektive zugrunde gelegt wurde. Und das kann ich nicht so stehen lassen.
Wie einige andere hier, bin ich ein Freund handwerklich gut gemachter Hörspielproduktionen. Lausige Sprecher, grottige Skripts und amateurhafte Soundunterlegung empfinde ich nicht als drollig oder lustig. Mich nervt so etwas.
Ich möchte sorgfältig und professionell gemachte Hörspiele, mit einer Gesichichte ohne riesenhafte Logikbrüche, handwerklich top produziert und mit Sprechern besetzt, die den Plot adäquat transportieren und sich der von ihnen dargestellten Figur gewachsen zeigen.
Ein in meinen Augen schlechter Hörspielmacher kann selbstverständlich ein guter Mensch sein.
Aber ein guter Mensch ist eben nicht automatisch ein guter Hörspielmacher.
Und ich trenne diese Kategorien strikt.
Ich habe vor kurzem ein Hörspiel gehört, das Nachfolger einer der beliebten Folgen des Neon-Grusels sein möchte, und es war nun wirklich unter allen Gesichtspunkten, unter denen ich ein Hörspiel betrachte, schlecht. Reich-Ranicki hätte es in seiner unnahchahmlichen Art wohl "überflüssig" genannt. Und ich könnte zig, zig, zig Argumente nennen, warum ich dieses Hörspiel über die Maßen furchtbar fand.
Und warum sollte ich das nicht auch so schreiben?
Meine Ansicht, dass es eines der schlechtesten Hörspiele war, die ich je gehört habe, sollte die Freude eines anderen, dem dasselbe Hörspiel total gut gefällt, doch nicht schmälern. Warum also fällt es vielen so schwer, vom eigenen Standpunkt abweichende Meinungen einfach mal stehenzulassen, ohne sie bloß moralisch zu entwerten - und sich stattdessen argumentativ mit ihnen auseinanderzusetzen, wenn man es denn partout anders sieht.
Denn das ist es ja, was @Fader ganz richtig schreibt: viel zu oft bleibt gerade das aus.
Bei SchleHaZ war das ganz deutlich zu erkennen. Da gab es zig Kommentare bei amazon und auch im Hörspieltalk zum Thema, aber so gut wie gar nicht wurde den Rezensionen inhaltlich begegnet.Dabei hätte es da durchaus genügend Ansatzpunkte gegeben. Man beließ es vielfach bei moralischer Empörung, der nicht selten ein Gebaren und eine Wortwahl nachfolgten, die dem Kritisierten in nichts nachstanden.
Und ich finde, man darf es sich nicht zu leicht machen und die Aktionen von SchleHaZ und auch der Hörspielkammer einfach unter Verächtlichmachung oder Hetze oder Klamauk einstufen. So einfach ist das alles nun doch nicht. Wie @GrimReaper ganz richtig schreibt: Es gibt halt mehr als Schwarz oder Weiß.
Klar, beide Formate zeigen Züge von Verächtlichmachung und Hetze. Sehe ich auch so.
In beiden Formaten sind aber auch zahlreiche Argumente aufgeführt, die das Kritisierte dokumentieren und erklären.
Hier allein unsachliches Gebashe zu unterstellen, ist für mich eine unzutreffende Simplifizierung des Ganzen.
Und bei dem, was ich bisher sowohl von SchleHaZ als auch von der Hörspielkammer gesehen und gehört habe, sehe ich vieles, was nachvollziehbar dargestellt ist. Die Sachkritik, die angeführt ist, ist eigentlich immer plausibel hergeleitet.
Davon zu trennen ist die Stilfrage. Und da wiederum bin ich bei vielen der Kritiker. Der Umstand, dass sie selbst Hörspielmacher waren und nun gegen ehemalige Mitberwerber schießen (zur Zeit von SchleHaZ waren sie ja sogar noch selbst im Geschäft), hat mehr als "Geschmäckle". Hinzu kommen diese ganzen grellen Aktionen gegen Thomas Birker und bestimmte Foren-User, die ich völlig überzogen, geschmacklos und/oder peinlich fand. Mit diesem Theater haben sie ein Stückweit die Glaubwürdigkeit verspielt, die sie nun bei ihrem auch humorig gemeinten Rezi-Format eigentlich brauchten.
Und die Art und Weise der Darstellung ist mir persönlich einfach zu grell und teilweise zu derb, um von mir ernstgenommen werden zu können.
Dabei wäre es eigentlich das entscheidende Kapital, dass sie selbst einmal Hörspiel gemacht haben und darum wissen, was geht und, vor allem, wie. Aber dieses Pfund wird kaum ausgespielt. Für mich geht es viel zu sehr unter in den aufmerksamkeitserheischenden schrillen Performances, die vor allem Dennis Rohling immer zeigt.
Michael Eickhorst scheint da den sachlicheren Part zu geben, und dieser behagt mir denn doch deutlich mehr.
Dennoch - auch mir gefällt die Prämisse dieses Formats nicht: nämlich sich ausschließlich der vermeintlichen Hörspiel-Gruken zuzuwenden, um sie spektakulär verreißen zu können. Selbst wenn ich es sachlich im Einzelfall nachvollziehbar finde. Wenn man sich selbst als Kämpfer für das Gute und Schöne sieht, dann empfände auch ich es als glaubwürdiger, wenn man durch Positivbewertungen und Negativbewertung den eigenen Gesamtmaßstab aufzeigte. Sonst könnte der Eindruck von Beliebigkeit entstehen - und auch der der schlichten Lust am Niedermachen.
Und hier offenbart sich für mich der eigentliche Knackpunkt bei der Hörspielkammer ebenso wie bei SchleHaZ: Sie definieren sich über das Schlechte, das sie eigentlich doch marginalisieren wollen - jedenfalls behaupten sie das -, sie verschaffen ihm erst eine Bühne und graben dazu irgendwelche fast schon scheintote Produktionen aus, um lustvoll der Finger in die Schwachstellen zu legen. Relevanz dadurch, dass sie sich den Markt anschauen, wie er sich aktuell zeigt, und dann auf die wichtigsten Neuerscheinungen eingingen, von mir aus gern auch mit bissigem Humor, aber eben auch mit sachlich nachvollziehbarer Argumentation und einem in sich stimmigen Maßstab, so dass ihre Produktionen eben mehr sind als Unterhaltung, sondern auch eine Art Orientierung bieten, gewinnt das Ganze nicht.
Es ist letztlich in erster Linie Comedy für Hörspiel-Nerds. So sehe ich es jedenfalls.
Das kann man mal anschauen. Man verpasst aber auch nichts, wenn man es nicht tut.
Angesichts des Aufwands, der betrieben wird, ist das doch recht wenig.
Und was die Hörspielkritik insgesamt angeht, muss ich leider @GrimReaper recht geben. Was da in Teilen abgeliefert wird, schmeckt tatsächlich sehr nach Gratis-PR für die Hörspiel-Label, die sich durch den Versand von Rezi-Exemplaren ihre Rezensenten gefällig machen. Natürlich ist das eine Unterstellung. Es kann ja nur eine sein. Aber ebenso wie ich bei der Hörspielkammer den Kopf schüttle, weil man sich über die Negativ-Rezi definiert, schüttle ich den Kopf über so manchen Fließband-Rezensenten, der eigentlich jedes Hörspiel in den Himmel lobt und bei dem es, lege ich mal den Maßstab zugrunde, eigentlich kein Gut und Schlecht mehr gibt, sondern nur noch ein einziges Irgendwie okay.
Und so etwas entwertet in meinen Augen die richtig guten Hörspiele.
Ja, ich fand 20.000 Meilen unter dem Meer ein absolut scheußliches und verschnarcht langweiliges Hörspiel. Das habe ich deutlich so geschrieben und ich habe mir viel Mühe gemacht, diesen Eindruck mit vielen Argumenten zu untermauern. Dass das Marc Gruppe und Stephan Bosenius einen Stich versetzen mag, kann ich nachvollziehen, und natürlich bringt es mir keinen Spaß, ihnen einen mitzugeben. Aber ich fand das Hörspiel nun mal schlecht.
Ewige Jugend dagegen, aus derselben Reihe, fand ich grandios. Ein Hörspiel, das mir von der ersten bis zur letzten Minute Spaß geabracht hat und das ich immer wieder gern höre. Für mich Kategorie: Besser geht's nicht. Und auch hier habe ich mir viel Mühe gegeben, diesen Eindruck zu erläutern.
Erst in dieser Spannweite meines persönlichen Eindrucks wird doch das Lob wirklich ehrlich.
Mal ehrlich: Wessen Lob freut mich persönlich mehr? Das eines gefälligen Freundes, der mir eh immer spiegelt, dass ich alles gut mache, egal was ich ihm vorsetze? Oder das eines Menschen, bei dem ich weiß, der ist gnadenlos ehrlich und würde mir auch sagen, wenn er es schlecht fänd?
Auch hier kann man natürlich unterschiedlicher Ansicht sein. Aber ich folge da meinem eigenen inneren Kompass.