Interview mit Marc Gruppe & Stephan Bosenius von Titania Medien

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    • Interview mit Marc Gruppe & Stephan Bosenius von Titania Medien

      Nachdem hier auf meine anderen Interviews immer hingewiesen wurde, bin ich mal so frei und weise auf ein weiteres Interview hin.

      „Opernhaft und fast ein bisschen plüschig“ - so bezeichnen Marc Gruppe und Stephan Bosenius in einem ausführlichen Interview ihre Hörspiele. Ihrer Einladung in ihr Hildener Studio bin ich äußerst gern gefolgt, sodass wir in gemütlicher Atmosphäre über Dagmar von Kurmin, den „Schimmelreiter“, Hörspielkritiken und die wohl schlimmste Szene, die in ihren Hörspielen jemals vorgekommen ist, gesprochen haben.


      Bild Copyright: So-Min Kang


      Das Interview gibt es seit heute auf meiner Homepage zu lesen: Interview mit Marc Gruppe & Stephan Bosenius
      :besserwisser:
    • Danke für dieses äußerst lesenswerte Interview.

      Die Abschnitte, in denen es um die Kritik geht, fand ich, wie so oft bei Hörspielmachern, ein wenig enttäuschend. Natürlich verstehe ich, dass man als Kreativer nicht gern Kritik liest, doch nicht hinter jedem, der etwas für nicht gut befindet, steckt ein frustrierter Hater, der nur um des Verrisses willen kritisiert.

      Ich finde auch die Bemerkung vom Interviewer etwas unlauter, gegenüber einem Kritiker zu hinterfragen, warum er denn etwas hört, wenn er doch wiederholt enttäuscht wurde. Nach dieser Logik dürfte es ja kaum mehr negative Kritiken geben, weil dann immer nur die am Ball bleiben und ihre Meinung kundtun, die eine Produktion gut finden.
      (Warum räumt man Hörspielmachern eine solche Sonderrolle zu? Bei Musik und Literatur würde auch niemand auf die Idee kommen, einem Rezensenten vorzuhalten, er müsse es ja nicht hören. Von den professionellen Rezensenten, die manchmal sehr hart mit den Vorlagen umgehen, gar nicht sprechen. Das zeugt von einer sehr seltsamen und für mich nicht sehr professionellen Haltung.)

      Man kann ja durchaus eine starke Verbundenheit zu einer Reihe haben und dennoch seit geraumer Zeit davon enttäuscht - aber nichtsdestotrotz der Hoffnung anhängen, dass es wieder besser wird.
      So geht es zB mir. Ich habe das Gruselkabinett immer geliebt! Aber seit einer geraumen Zeit hat sich für mein Empfinden ein Stückweit Routine eingeschlichen, und viele neuere Produktionen sind durchaus kritikwürdig.
      So kann es eben sein, dass zu meinen vielen sehr positiven Meinungen zu dieser Reihe mittlerweile auch mal die eine oder andere negative Äußerung hinzutritt.

      Die professionelle Distanz, Kritiken nicht bloß als Ausdruck aggressiven Hatens zu sehen, sondern vielleicht auch mal aus einer Vielzahl von Äußerungen einen leichten Meinungstrend heruaszudestillieren und dann wenigstens zu erwägen, ob etwas dran sein könnte, hielte ich schon für sinnvoll. Auch aus dem Anspruch des Künstlers heraus, sich selbst stetig verbessern oder wenigstens nicht nachlassen zu wollen. Ein schlichtes Ignorieren birgt dagegen das Risiko, dass man sich irgendwann in einer Blase befindet, durch die man nur noch die Meinungen hindurchlässt, die einem genehm sind. Das kann auch zur Stagnation oder zu Verklärung von Mängeln führen. (Wohlgemerkt: kann!)

      Insofern sehe ich nicht die sachliche Negativkritik als Problem.

      Viel eher gehörte doch wohl kritisiert, dass die nicht schreiben, denen es gefällt.
    • Ich weiß ja nicht, ob das wirklich so ist.
      Ich glaube, es ist eine grundsätzliche Tendenz, dass für schlecht befundene Werke/Zustände eher zu einem Statement mobilisieren als gute. Ich weiß gar nicht, warum das so ist. Bei meinen Rezis hat es mir eigentlich immer mehr Spaß gemacht, ein Hörspiel zu loben, als eines deutlich zu kritisieren. Allerdings ging diese Freude nicht so weit, etwas als gut zu befinden, was ich für misslungen halte.

      Auf der anderen Seite gibt es die Neigung, detailreiche und insofern konstruktiv gemeinte Kritik einfach mit primitiven Zweizeilern und von mir aus wirklichen Hater-Kommentaren in einen Topf zu werfen, anstatt sich dem schmerzhaften Prozess zu stellen, die Kritik mal als solche wahrzunehmen. (Man kann sie dann ja im Zweifel immer noch als unzutreffend oder für die persönliche Sicht nicht entscheidend einordnen.)

      Aber davon abgesehen, hat es mich sehr gefreut, mal wieder von den beiden zu lesen. Das Gruselkabinett ist noch immer mit Abstand die Reihe, zu der ich am häufigsten greife und die mir die meisten und besten und konstantesten Hörvergnügen beschert hat - wenn dies bei mir auch hauptsächlich auf die ersten ca. achtzig Hörspiele zutrifft und ich mir wünschen würde, dass man zu dem zurückkehrte, was ich sls die "alte Qualität" bezeichne: weniger Folgen nacht Art Cthulhu oder 20.000 Meilen unter dem Meer und dafür mehr, mehr, mehr vom Range der Ewigen Jugend.
    • Super Interview. Ich habe es mit grossem Interesse gelesen. Also mir kamen dke Gruselkabinett-Macher sehr sympathisch rüber.

      Schade das sie sich nicht mehr wirklich die Kritiken der Hörer antun, denn ich glaube schon das sie von der Machart mehr an die ersten 70 Folgen anknüpfen müssen um zu altem Glanz aufzulaufen.
    • @DerPoldi Vielen Dank für das direkte Verlinken hierher, mein Lieber! :kumpel:
      Und erst recht vielen Dank für das ausführliche, informative Interview!

      "Das indische Tuch" ist übrigens bis heute mein Lieblings Wallace-Hörspiel, im Verein mit "Die blaue Hand". :thumbup:

      Interessant auch die Frage des "Lizenzen Einkaufens" und dass es den Agenturen häufig zu viel der Mühe ist, die für Anfrager herauszusuchen.

      Ja, ein "Rebecca"-Hörspiel wäre schon sehr schön gewesen, das stand ja auch hier bei uns ganz oben auf der Wunschliste.
      Aber ich bin nach wie vor ein riesiger Fan des Musicals :love2: , und wenn dessen Produktion schuld daran sein sollte, dass die Aufführungsrechte nicht wieder vergeben werden, ist mir die Musik-Fassung doch ausnahmsweise noch um einiges wichtiger als ein mögliches Hörspiel!

      Das Dilemma mit Karstadt kann ich mir gut vorstellen, dort gab es bei uns früher etliche Hörspiele :thumbup: , noch bevor die Elektromärkte wie Saturn oder Mediamarkt auch auf dem Land aus dem Boden schossen. Und es wurde entsprechend viel gekauft.

      Hm, der "Schimmelreiter" als Lieblingsfolge, das ist bei mir die einzige, die ich bisher nicht kenne. =)

      Und ich bin dann auch mal gespannt, wie das mit den Holmes-Geschichten wird, die eigentlich mit einer anderen Hauptfigur erschienen sind, dann aber umgeschrieben wurden.
      :S

      Die Empfindlichkeit gegenüber negativen Kritiken kennen wir ja eigentlich von allen Labels, das ist hier sicher nicht ausgeprägter.
      Grundloses "Verreißen" ist immer ärgerlich und gemein, sinnvolle Beanstandungen sollte man schon akzeptieren und nicht zu dünnhäutig reagieren, auch wenn man noch so stolz auf das "Baby" ist. :schulter:
    • Erstmal vielen Dank für die Rückmeldungen zum Interview.


      Hardenberg schrieb:

      Ich finde auch die Bemerkung vom Interviewer etwas unlauter, gegenüber einem Kritiker zu hinterfragen, warum er denn etwas hört, wenn er doch wiederholt enttäuscht wurde. Nach dieser Logik dürfte es ja kaum mehr negative Kritiken geben, weil dann immer nur die am Ball bleiben und ihre Meinung kundtun, die eine Produktion gut finden.
      (Warum räumt man Hörspielmachern eine solche Sonderrolle zu? Bei Musik und Literatur würde auch niemand auf die Idee kommen, einem Rezensenten vorzuhalten, er müsse es ja nicht hören. Von den professionellen Rezensenten, die manchmal sehr hart mit den Vorlagen umgehen, gar nicht sprechen. Das zeugt von einer sehr seltsamen und für mich nicht sehr professionellen Haltung.)

      Man kann ja durchaus eine starke Verbundenheit zu einer Reihe haben und dennoch seit geraumer Zeit davon enttäuscht - aber nichtsdestotrotz der Hoffnung anhängen, dass es wieder besser wird. So geht es zB mir. Ich habe das Gruselkabinett immer geliebt! Aber seit einer geraumen Zeit hat sich für mein Empfinden ein Stückweit Routine eingeschlichen, und viele neuere Produktionen sind durchaus kritikwürdig. So kann es eben sein, dass zu meinen vielen sehr positiven Meinungen zu dieser Reihe mittlerweile auch mal die eine oder andere negative Äußerung hinzutritt.


      Die professionelle Distanz, Kritiken nicht bloß als Ausdruck aggressiven Hatens zu sehen, sondern vielleicht auch mal aus einer Vielzahl von Äußerungen einen leichten Meinungstrend heruaszudestillieren und dann wenigstens zu erwägen, ob etwas dran sein könnte, hielte ich schon für sinnvoll. Auch aus dem Anspruch des Künstlers heraus, sich selbst stetig verbessern oder wenigstens nicht nachlassen zu wollen. Ein schlichtes Ignorieren birgt dagegen das Risiko, dass man sich irgendwann in einer Blase befindet, durch die man nur noch die Meinungen hindurchlässt, die einem genehm sind. Das kann auch zur Stagnation oder zu Verklärung von Mängeln führen. (Wohlgemerkt: kann!)

      Insofern sehe ich nicht die sachliche Negativkritik als Problem.

      Das wäre in dem Fall dann wohl Ich.

      Vielen Dank für deine Reaktion auf das Interview und deine Meinung, die ich jedoch insgesamt nicht teile. Zunächst einmal ist es von Medium völlig unabhängig, sei es nun bei einem Buch, bei Musik oder eben bei Hörspielen - es macht nun mal keinen Sinn und ist auch eher unfair, ein Produkt zu rezensieren, zu dem man eine negative Grundeinstellung hat. Sollte ein Musikmagazin, das sich mit Independent-Bands beschäftigt, ausführlich und negativ zu einer Schlagerproduktion äußern, ist es eben unfair, weil man den Musikstil an sich nicht mag und andere Maßstäbe an die Musik setzt, als es andere Leute tun würden, für die diese CD gedacht ist. Oder noch einen Schritt weiter weg: Wenn sich ein Restaurantkritiker, der absolut keine Pilze mag, sich ein Jägerschnitzel bestellt und dann dem Restaurant trotz guter Fleischqualität, überzeugendem Service und hübschen Ambiente darüber beschwert, dass ihm sein Essen nicht geschmeckt hat, ist dies unfair. Wenn man nun schon seit zahlreichen Folgen eine negative Einstellung zum Gruselkabinett hat und dann vielleicht auch schon etwas voreingenommen an die Sache herangeht, ist es irgendwann nicht mehr fair dem Label gegenüber, dauerhaft negative Rezensionen einzustellen und damit potenzielle Kunden abzuschrecken. Nicht falsch verstehen: Wenn mal eine schlechte Kritik dabei ist, weil ihm die Folge aus dem und dem Grund nicht gefallen hat, sollte diese Meinung natürlich veröffentlicht werden, genauso wie die sonst positiven Anmerkungen zu den Folgen. Wenn man aber, wie in dem angesprochenen Fall, von den letzten 23 an 17 Folgen scheinbar keinen Spaß mehr an der Serie hatte, sollte die Frage erlaubt sein, ob nicht vielleicht die Zeit gekommen ist, sich zu verabschieden, die tollen vorigen Folgen in guter Erinnerung zu behalten und nicht weiter sein bitter verdientes Geld für Sachen auszugeben, mit denen man nichts mehr anfangen kann. Es ist natürlich jedem seine alleinige Entscheidung, wofür man sein Geld ausgibt, mir persönlich erscheint dies aber einfach als wenig sinnvoll.

      Im Übrigen haben Titania Medien ja auch sehr deutlich gemacht, dass sie durchaus eine „Vielzahl von Äußerungen“ aufnehmen – aber eben nicht ausschließlich auf den Verkaufsplattformen, sondern auch Meinungen, die ihnen beispielsweise per E-Mail zugetragen werden. Sie haben zudem den „Anspruch des Künstlers“ erwähnt – aber gerade dieser sollte sich doch nicht am aktuellen Meinungsbild ausrichten, sondern an der eigenen Überzeugung, wie etwas zu sein hat, was man zum Ausdruck bringen will. Gerade dann würde sich doch die von Deine kritisierte Routine, eine Gleichförmigkeit einschleichen. Es ist natürlich ein schmaler Grat, der da gegangen wird, da die Serie natürlich auch nur bei kommerziellem Erfolg weiter Bestand haben kann. Aber solange genügend Menschen Freude an den Produktionen haben, was unter anderem auch an stetigem Absatz und Verkaufszahlen bemessen werden kann, kann der eingeschlagene Weg so furchtbar falsch ja nicht sein.

      Wir stimmen in unserer Meinung aber zumindest in dem Punkt überein, dass die sachliche Negativkritik nicht das Problem ist – dies hat auch niemand behauptet, weder im Interview noch sonst irgendwann. Allerdings dürfte die Grenze zwischen vollkommen sachlicher und emotionaler, an die eigenen Erwartungen gebundener Kritik nicht immer klar auszumachen sein.

      Noch ein Kommentar in eigener Sache: Von professionellen im Sinne von hauptberuflichen Rezensenten ist dabei übrigens nicht die Rede gewesen, die dürften im Hörspielbereich auch sehr rar gesät sein. Dennoch sei an dieser Stelle einmal angemerkt, dass das Zugestehen von anderen Meinungen in Richtung vieler Verfasser von Rezensionen auch oft nicht zugestanden wird. Oft wird mit viel Vehemenz gegen positive Meinungen angegangen und Behauptungen aufgestellt, man würde Gefälligkeits- oder Jubelrezensionen verfassen, damit „der Strom an kostenlosen Rezensionsexemplaren nicht abreißt“. Ich bin schon aus den Serien ausgestiegen, die mir partout nicht gefallen haben – obwohl ich weiterhin kostenlos mit weiteren Hörspielen versorgt worden wäre. Aber auch für mich ist es ein Hobby, das ich mit schönen Dingen verbringen möchte – warum also meine Zeit mit etwas verschwenden, das mir nicht gefällt? Wir reden hier von Lebenszeit, die mir am Ende auch niemand zurück gibt und die möchte ich nicht mit Dingen vertun hinter denen ich nicht hundertprozentig stehe. Dass es mir aber tatsächlich gefallen könne, davon wird nicht ausgegangen, das kann ja gar nicht sein – denn schließlich hält ja jeder seine eigene Meinung für die richtige. Wer meine Rezensionen aber aufmerksam ließt, wird darin auch immer wieder Kritikpunkte finden – seien es langwierige Passagen, eine zu offensichtliche Auflösung, ein Sprecher, der zu hölzern wirkt. Das wird auch durchaus von den jeweiligen Produzenten so wahrgenommen, zumindest sind so die Rückmeldungen. Doch ein Hörspiel besteht immer aus vielen Aspekten, und nur weil mir einer davon nicht gefallen hat, ist ja nicht die ganze Produktion schlecht. Was ich in den Rezensionen schreibe, ist nicht mehr und nicht weniger als meine eigene Meinung, und die sollte mir und auch den anderen Rezensenten zugestanden sein.

      Wenn ich irgendwann merken würde, dass ich es tatsächlich nur noch mache, um alles kostenlos zu bekommen, wäre der Zeitpunkt gekommen, um poldis-hoerspielseite zu schließen. Denn das ist tatsächlich nicht der richtige Ansatz zum Betreiben solch einer Seite. Das würde auch ohne großen Abschied passieren. Ich würde mich privat bei ganz vielen Leuten für die großartige Unterstützung bedanken, die sie mir in den letzten Jahren haben zukommen lassen und dann einfach die Segel streichen.
      :besserwisser:
    • Hallo @DerPoldi

      auch ich danke für die sachliche Rückmeldung. :)

      Und auch ich sehe, dass unsere Standpunkte in manchen Punkten nicht überein zu bringen sind. Vor allem an der Stelle, an der Du sinngemäß die These aufstellst, man sei nach mehreren Negativkritiken als jemand zu betrachten, der eine Serie oder Reihe grundsätzlich nicht möge und insofern nicht objektiv oder gar fair. Dem kann ich nur bedingt zustimmen, denn entscheidend ist ja, welches die Gründe für die jeweilige Ablehnung sind. Ist es ein bloßes "Mag ich nicht" oder ist es eben ein "Mag ich nicht, weil..."
      Das ist nämlich der entscheidende Unterschied. Es sollte Argumente geben - und Kriterien, nach denen man ein Werk beurteilt. Und das sollte in der Rezi dann auch deutlich zu erkennen sein.

      Und natürlich ist es möglich, etwas bei Folge 1 schlimm zu finden und ebenso noch bei Folge 100 - und es ist trotzdem sachlich und legitim.

      Nach Deiner Logik dürfte ja kein Shakespeare-Connaisseur eine Meinung zu Groschengrusel haben, nur weil er Trash ablehnt. Er lehnt ihn aber doch nicht einfach so ab, sondern wohl aus guten Gründen, die für Folge 1 ebenso zutreffen mögen wie für Folge 99. Und die kann man doch nicht einfach als unfair abtun, nur weil sie über viele Folgen Bestand haben. Es gibt halt unterschiedliche Perspektiven. Und das darf und muss man doch auch so dokumentieren.

      In einem Punkt gebe ich Dir aber ausdrücklich recht: Man darf sehr wohl die Motivation von Menschen infrage stellen, denen es ausschließlich eine Freude zu sein scheint, Hörspiele jedweder Art und Prägung zu verreißen und die nie mal auch durch eine positive Rezension auffallen. Nur - das sind eben nicht die meisten. Das sind wenige. Und die mögen auffallen, weil insgesamt wenig rezensiert wird - womit wir wieder bei meiner Anfangsthese wäre: wahrhaft kritikwürdig ist das Schweigen der (angeblich) begeisterten Massen, nicht so sehr das Getöse einzelner Frustrierter.

      Mir scheint da von manchem Hörspielmacher gar nicht mehr differenziert zu werden zwischen jenen, die bloß stänkern, und jenen, die sich viel Mühe machen, ihre Kritik auch detailreich auszuformulieren. Alles, was Negativkritik ist, ist unlauter und "Gehate". Diese Weltsicht ist mir zu simpel.

      Zumal man ja auch weiß, dass das Problem der Gefälligkeits- oder der gekauften/manipulierten Meinungsäußerungen auf den bekannten Plattformen mindestens ebenso problematisch (wenn nicht noch problematischer) ist als die aus Bosheit oder Konkurrenzdruck abwertenden Äußerungen.

      Ich möchte niemandem unterstellen, Gefälligkeitsrezensionen zu verfassen. (Ich habe das auch Dir nicht vorgeworfen; das möchte ich klarstellen, denn Du schneidest das Thema ja in Reaktion auf meinen Beitrag an!)
      Aber natürlich darf man hinterfragen, warum ein Label gratis Rezensionsexemplare an Leute verteilt, die dann ihre Hörspiele bewerten sollen.
      Sie machen dies sicher nicht aus reiner Menschenfreude. Sondern sie erhoffen sich repräsentative Positivbewertungen, mit denen sich werben, auf die sich verweisen lässt. Werden die guten Bewertungen vom Label gefordert? Sicherlich nicht. Aber natürlich wird versucht, sich die Psychologie zunutze zu machen: Es ist nun mal etwas anderes, ob ich mir mein Hörspiel unabhängig vom Label selbst kaufe und es dann bewerte - oder ob ein Label mich "auserwählt", vielleicht sogar weil ich der Reihe so positiv verbunden bin, mich mit Aufmerksamkeit und Bedeutung bedenkt, mit persönlicher Wertschätzung, und mir die Hörspiele vor allen anderen zur Verfügung stellt. Natürlich verändert sich dadurch ein Stückweit die Perspektive. Die Wahrscheinlichkeit, sich, vielleicht auch unbewusst, davon umgarnen zu lassen und diese Voraussetzung in eine "objektive" Bewertung einfließen zu lassen, ist sicher sehr hoch. Und ich bewundere jeden, der von sich nach ehrlicher Prüfung sagen kann, dass das alles bei ihm ganz und gar nicht verfängt und überhaupt keine Rolle spielt.

      Ich glaube nur nicht, dass das die Regel ist. Sondern eher die Ausnahme.

      Umd zuletzt:
      Für mich persönlich zeichnet die Glaubwürdigkeit und Relevanz eines Rezensenten auch aus, dass ich sowohl positive wie auch negative Bewertungen finde, denn nur aus der Essenz von beidem lässt sich herauslesen, was für ihn ein gutes Hörspiel ist. Und nur daran kann ich als Leser wirklich ermessen, ob die Rezis der jeweiligen Person für mich von Aussagewert sind, weil die Kriterien einigermaßen übereinstimmen.

      Lese ich dagegen von einer Person nur lobende oder nur verreißende Rezis, so bleibt das Bild unvollständig, denn die zugrunde gelegten Kriterien offenbaren sich nicht völlig. Und alles droht, einer gewissen Beliebigkeit zum Opfer zu fallen. Zeigt mir der Rezensent dagegen, was er warum gut findet (und im anderen Fall eben, was nicht), wagt er sich aus der Deckung - und bildet ein Positivbild ab, das ich als Leser mit der deutlichen Kritik an einem anderen Hörspiel in Einklang bringen kann/könnte. Womit sich so etwas wie ein Gesamtbild ergibt.

      Und ich sehe eigentlich keinen guten Grund, warum einzelne Hörspielmacher oder Rezensenten, die ihrerseits, wie Du schreibst, in der Kritik stehen, die Meinungshoheit darüber innehaben sollten, wann und unter welchen Umständen es legitim sei, eine auch kritische Rezension zu verfassen und wann nicht. :zwinker:

      Darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein, wie man an uns sieht - und sofern man sich müht, überzeugend zu argumentieren, stehen diese Meinungen dann gleichberechtigt nebeneinander. Und manchmal bleibt als Conclusio dann nur die schlichte Einsicht: Was uns eint, ist unsere Uneinigkeit. :zwinker:

      In diesem Sinne: :kumpel:

      :)
    • Heute habe ich endlich Zeit gefunden mir das sehr ausführliche Interview durchzulesen. Wie schon die beiden letzten Interviews von @DerPoldi so fand ich auch dieses wirklich sehr informativ. Man merkt schon wie viel Mühe dahinter steckt, man trifft sich persönlich, nimmt dafür sehr viel Zeit in Kauf und stellt wie ich finde auch durchaus gute Frage. Wie schon bei den anderen Interviews angemerkt, wird wahrscheinlich jedem noch eine zusätzliche Frage einfallen, aber das liegt in erster Linie am persönlichen Geschmack. Vieles wurde mit den Fragen angesprochen und sehr viel Information damit zum Leser transportiert. Die Anmerkung, dass der Niedergang von Karstadt, den es bei uns in Österreich nicht gab, einen solch großen negativen Einfluss auf die Hörspielbranche hatte, habe ich so gar nicht wahrgenommen. Viele Erklärungen warum und weshalb sie sich so verhalten bzw. entschieden haben, fand ich sehr schlüssig, wie auch warum man 20000 Meilen in die Reihe aufgenommen hat. Die Thematik "Kritik", wie sie ja hier auch diskutiert wird, habe ich sehr nachvollziehend empfunden. Und auch wenn ich mich über jedes Label und jeden Macher freue, der sich hier zu uns gesellt, so finde ich, dass die Beiden es sehr gut Hand haben und nach außen hin sehr gut, nahe zu perfekt mit Kritik umgehen. Sie lassen sich nicht auf Diskussionen ein, sie akzeptieren, dass man es nicht jedem Recht machen kann, sie gehen ihren Weg, nehmen Lob und Kritik wahr, bleiben aber ihrem Stil treu. Sie haben jene Distanz zum Kunden, der oftmals eingefordert wird und der vor allem große Verlage und Labels auszeichnet. Dass sie sich hier jetzt zum Thema Kritik geäußert haben und ihre persönliche Meinung vertreten, dass sie es nicht nachvollziehen können, wenn jemand eine Serie/Reihe kauft, deren Hörspiele man schon lange nicht gut findet und sich dann mit negativen Kritiken ständig zu Wort meldet, ist dem Nachfragen von Poldi geschuldet. Sie geben diese Meinung ja nicht bei jeder Gelegenheit wie eine "beleidigte Leberwurst" zum Besten. Kritiker werden auch nicht angefeindet sondern im schlimmsten Falle ignoriert. Ja, mir gefällt ihre Einstellung und ihr eingeschlagener Weg. Auch wenn ich es ehrlich bedauere nicht ab und an hier mit Ihnen plaudern zu können. Aber wie bei den GK ziehen sie auch hier ihr Ding durch.

      @DerPoldi: Danke auch für den Einblick warum und weshalb Du manches rezensierst und manches eben nicht. Das deckt sich auch mit meiner Einstellung wenn ich mir mal die Mühe mache eine Rezension zu schreiben.
    • Ich bedanke mich auch für das Interview.

      Besonders gut fand ich das hier mal so klar gegen diese Negativkritiken Stellung bezogen hat. Ich habe auch manche davon gelesen, sachliche Kritik ist in meinen Augen etwas anderes. Ich würde meine positive Kundenmeinung auch nicht bei Amazon einstellen weil ich schon mehrfach mitbekommen habe das man dann abgewatsch wird warum man das Hörspiel den bloß gut finden könne. Eine sehr traurige Endwicklung das es machen Menschen Spaß macht so dermaßen auf dem Schaffen anderen Leute rumzutrampeln.
    • Abgewatscht?
      Also wenn jemand auf meine überbordende Lobpreisung der Ewigen Jugend mit Unverständnis, Kritik oder sogar einem blöden Spruch reagiert hätte, wäre mein erster Gedanke gewesen: Na und - wen juckt's?

      Wenn man sich öffentlich mit einer Meinung vorwagt, muss man damit leben können, dass andere es anders sehen und dies auch mitteilen. Dann kann man in einen Austausch treten oder die Erwiderung an sich abperlen lassen. Aber deswegen ein Werk, das man schätzt, nicht mehr durch sein Lob supporten und stattdessen die Negativbewertungen beklagen?

      Empfinde ich als so wenig hilfreich wie den sprichwörtlichen Selbstmord aus Angst vor dem Tod. :zwinker:
    • Ich muss auch sagen, dass ich noch nie mit Lob zurück gehalten habe. Ich schreibe aber nie bei Amazon etwas. Warum weiß ich gar nicht so genau. Wahrscheinlich weil ich mit dem Posten in Foren voll ausgefüllt bin ;)
    • Hardenberg schrieb:

      Wenn man sich öffentlich mit einer Meinung vorwagt, muss man damit leben können, dass andere es anders sehen und dies auch mitteilen. Dann kann man in einen Austausch treten oder die Erwiderung an sich abperlen lassen. Aber deswegen ein Werk, das man schätzt, nicht mehr durch sein Lob supporten und stattdessen die Negativbewertungen beklagen?
      So ist es. Wenn ich meine Meinung kund tue, gehe ich grundsätzlich auf keinen weiteren Austausch (Kritik) ein, weil dies für meine Begriffe einer Rechtfertigung gleicht. Und für subjektives Empfinden gibt es dies nicht. Meist münden diese Dialoge in Diskussionen, die dann irgendwann nur noch ad absurdum geführt werden.
    • Hardenberg schrieb:

      Wenn man sich öffentlich mit einer Meinung vorwagt, muss man damit leben können, dass andere es anders sehen und dies auch mitteilen. Dann kann man in einen Austausch treten oder die Erwiderung an sich abperlen lassen. Aber deswegen ein Werk, das man schätzt, nicht mehr durch sein Lob supporten und stattdessen die Negativbewertungen beklagen?
      Genau das!
      Obwohl es trotzdem ärgerlich ist, wenn man dann auf Boards gelegentlich sogar (Nick)namentliche Nennungen von Usern aufgereiht liest, die ja alles immer nur abfeiern würden :augenroll: .
      Das finde ich, gerade unter Usern, die sich fast alle, wenn auch nicht persönlich, so doch aber durch das Posten in den paar noch aktiven Foren kennen, schon fast sowas wie "unkollegial".
      Bei Amazon lässt es sich natürlich noch viel besser und "anonymer" über andere herziehen, die "Wie kann man nur!" für DEN Schrott 4 oder 5 Sterne gegeben haben! Die müssen doch total geschmacksverirrt sein :thumbdown: , mindestens aber vom Label beauftragt. :pfeifen:
      Es gibt einfach zu viele Leute (und oft sind das auch gerade die, die am lautesten schreien ;) ), die meinen, ihre Ansichten seien allgemeingültig - und wer zu sehr davon abweicht, muss irgendwie falsch gepolt sein - oder halt ein Lügner "im Namen" des Labels. Wahlweise. ;)
      Na, ich finde, wir müssen uns ja alle nicht gerade lieben und immer einer Meinung sein - aber man sollte sich doch irgendwie respektieren!

      Aber damit genug :off: meinerseits in diesem Thread. :)
    • Aktuell scheine ich mehr in Listen auf weil ich zu viel "nöle" und "kritisiere". Wie sich die Zeiten ändern. Früher war ich mehr für das Abfeiern "verschrien". In Wahrheit dreht man es halt gerne so wie man es braucht und versucht Menschen in Schubladen zu stecken (Dauernöler, Abfeierer, "gekaufte" Rezensenten usw.). Dass es sich dabei aber schlicht und einfach um eine einzelne Meinung unter sehr vielen verschiedenen Meinungen handelt, die oftmals auch mit Argumenten begründet ist, geht in solchen Diskussionen schnell unter. Es ist einfacher in Schubladen zu denken als sich mit dem Argument auseinander zu setzen. Wobei dies gerade NICHT für Titania gilt. Sie halten sich aus solchen Diskussionen raus, versuchen niemanden zu "manipulieren" und reagieren auch nicht (böse, angefressen) auf Kritik jeder Art. Vorbildlich, wie ich finde :thumbup:
    • Agatha schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Wenn man sich öffentlich mit einer Meinung vorwagt, muss man damit leben können, dass andere es anders sehen und dies auch mitteilen. Dann kann man in einen Austausch treten oder die Erwiderung an sich abperlen lassen. Aber deswegen ein Werk, das man schätzt, nicht mehr durch sein Lob supporten und stattdessen die Negativbewertungen beklagen?
      Genau das!Obwohl es trotzdem ärgerlich ist, wenn man dann auf Boards gelegentlich sogar (Nick)namentliche Nennungen von Usern aufgereiht liest, die ja alles immer nur abfeiern würden :augenroll: .
      Das finde ich, gerade unter Usern, die sich fast alle, wenn auch nicht persönlich, so doch aber durch das Posten in den paar noch aktiven Foren kennen, schon fast sowas wie "unkollegial".
      Bei Amazon lässt es sich natürlich noch viel besser und "anonymer" über andere herziehen, die "Wie kann man nur!" für DEN Schrott 4 oder 5 Sterne gegeben haben! Die müssen doch total geschmacksverirrt sein :thumbdown: , mindestens aber vom Label beauftragt. :pfeifen:
      Es gibt einfach zu viele Leute (und oft sind das auch gerade die, die am lautesten schreien ;) ), die meinen, ihre Ansichten seien allgemeingültig - und wer zu sehr davon abweicht, muss irgendwie falsch gepolt sein - oder halt ein Lügner "im Namen" des Labels. Wahlweise. ;)
      Na, ich finde, wir müssen uns ja alle nicht gerade lieben und immer einer Meinung sein - aber man sollte sich doch irgendwie respektieren!

      Aber damit genug :off: meinerseits in diesem Thread. :)
      Naja, es gibt da diese "Spezialisten", die der Meinung sind, nur schlechte Rezis sind echte Rezis. Dass es auch einfach Hörspiele gibt, die begeistern, das kann ja nicht sein! Nie im Leben! Nur bei Hörspielmacher XY! ;)