Gruselkabinett - 120 & 121 - Der Unsichtbare

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    • @CheruskerDas mit der "Schreckensherrschaft" steht so genau bei Wells: Hier ein Zitat aus dem Roman, Kapitel 27: Die Belagerung von Kemps Haus:


      Projekt Gutenberg schrieb:

      Kemp las eine seltsame Botschaft, die mit Bleistift auf ein fettiges Blatt Papier geschrieben war. »Sie sind erstaunlich energisch und klug gewesen,« lautete der Brief, »obgleich ich mir nicht denken kann, was Sie dadurch gewinnen wollen. Sie sind also gegen mich. Einen ganzen Tag lang haben Sie mich gejagt, Sie haben versucht, mich um die Nachtruhe zu bringen. Aber Ihnen zum Trotz habe ich gegessen, Ihnen zum Trotz habe ich geschlafen und das Spiel beginnt erst. Es fehlt nichts, als die Schreckensherrschaft anzukündigen. Diese meine Botschaft kündigt den ersten Tag an.
      Der Roman ist von 1897, und der Wissenschaftler eine, durch äußere Umstände und auch das eigene Wesen, größenwahnsinnig gewordene, absolut skrupellose Figur.
      Dass er da schlussendlich von "Reign of Terror" (im Original) spricht, ist für seine Entwicklung irgendwo schon folgerichtig.
      Für mich gibt es da keinen störenden Bruch.
      Ob einem eine solche Geschichte nun gefällt oder nicht, das bleibt natürlich komplette Geschmackssache. :zustimm:


      OTR-Fan
    • Ich habe es mir an den Feiertagen mit meinen Gruselkabinett-Weihnachtsgeschenken bequem gemacht. Der Unsichtbare war für mich eine kleine Enttäuschung. Ich empfand auch sehr vieles recht belanglos. Den Beginn fand ich noch sehr gut, spannend und ganz klein wenig unheimlich. Der Unsichtbare bekommt seine Ecken und Kanten und der Sprecher gibt den unsympathischen, aggressiven und rüpelhaften Menschen sehr gut wider. Aber irgendwann fehlt dann der Höhepunkt. CD2 ist dann ganz anders aufgebaut, kann mich aber noch weniger überraschen. Es erinnert mich ein wenig an Wallace und Mabuse. Ich finde hier hätte man durchaus stärker Schwerpunkte und vor allem Höhepunkte ausarbeiten können. Auch die Stimmung hätte etwas düsterer und unheimlicher sein können. Auf Grund des "Namens" und des "Autors" hätte ich mir viel mehr erwartet.
    • Puh, jetzt habe ich auch endlich mal in den ersten Teil dieses Hörspiel hineinhören können...

      Und ich kann nicht sagen, dass ich begeistert wäre. Die Handlung tritt fast die ganze Zeit über auf der Stelle, es strotzt nur so vor überflüssigen oder sich wiederholenden Szenen, und Teile des Ensembles klingen wie Knallchargen, die in irgendeinem Provinztheater eine Klamotte auf die Bühne bringen.

      Und dann die Art und Weise, wie die Geschichte umgesetzt wurde... Das ist ja wohl wirklich Hörspiel aus dem letzten Jahrhundert - aber eben nicht im besten Sinne, sondern das alles fühlt sich bloß dröge und verstaubt an. Ständig Selbstgespräche und plump beschreibende Äußerungen der handelnden Personen. O Gott, da hebt sich der Stuhl. - Und jetzt bewegt sich die Tür!

      Sorry, aber das ist uninspiriert und wirkt einfach nur hingeschludert.

      Allein der Anfang: Drei Mal schickt Gruppe die Hauswirtin zum Gast - und immer wieder sagt der: Lassen Sie mich in Ruhe! - Ja, wir haben es verstanden: Der Gast ist schroff, hat etwas zu verbergen und will seine Ruhe haben. Das war aber eigentlich schon beim ersten Mal klar.

      Und was treiben da eigentlich diese kieksenden und völlig unauthentisch spielenden Sprecher wie Lutz Reichert oder Claus Thull-Emden? Streckenweise klingt das wie eine von diesen deutschen Verwechslungs-Klamotten aus den 70'ern mit Theo Lingen, bei denen durch übertriebenes Spiel auch immer signalisiert werden musste: Achtung, jetzt wird's komisch!

      Dass das Hörspiel bis zum Ende des ersten Teils kein Totalausfall ist, verdankt sich der guten Leistung der Hauptsprecher Simon Böer, Marianne Mosa und Matthias Lühn, die über weite Strecken die Mängel famos, wenn auch nicht lückenlos überspielen - auch wenn letztere beiden nun wirklich nicht unbedingt wie ein Ehepaar klingen, sondern eher wie Mutter und Sohn.

      Was mich aber mehr noch als alles andere, nicht nur hier, sondern bei vielen Gruselkabinett-Hörspielen der letzten Jahre massiv stört, ist diese unentwegte Dampfplauderei!
      Freilich, ein Hörspiel lebt (unter anderem) von Dialogen. Aber das heißt nicht, dass man sich allein darauf bedchränken sollte. Es gibt noch mehr Stilmittel. Und diese zu finden und gekonnt einzusetzen, ist die Kunst des guten Hörspielmachers.

      Im Gruselkabinett allerdings wird nicht mal mehr der Versuch unternommen, die Handlung auf andere Weise als über Dialoge voranzutreiben. Unmengen an Smalltalk, beschreibenden Einschüben, die die Dialoge völlig unauthentisch klingen lassen und ein übergroßer Hang zum Floskelhaften (Wenn's sein muss!) vermiesen mir hier wirklich oft den Hörgenuss.

      So werden allenthalben brillante und herausragende Vorlagen einfach mit Umsetzungen als fader Durchschnittskost oder gar überflüssigen Hörspielen einfach sinnlos verbraten.

      Schade.
      Denn dass Marc Gruppe es drauf hat (hätte), hat er ja schon oft bewiesen.
      Aber das ist wohl der Preis, den man zahlen muss bei einem so hohen Ausstoß, bei dem pro Hörspiel nicht mehr genügend Zeit für Sorgfalt und Detailliebe bleibt.