Gruselkabinett - 65 - Gesellschafterin gesucht

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    • Gruselkabinett - 65 - Gesellschafterin gesucht



      Gruselkabinett - 65 - Gesellschafterin gesucht

      Zum Inhalt:
      Bella Rolleston beschließt, als Gesellschafterin zu arbeiten, um sich und ihre Mutter zu ernähren. Da die junge Frau keinen Beruf gelernt hat, hofft sie, über eine renomierte Vermittlungsagentur eine Stelle zu bekommen. Lange Zeit passiert nichts, doch eines Tages trifft Bella dort auf die uralte Lady Ducayne. Diese sucht gerade eine junge Dame, die sie auf ihrer Reise nach Italien begleiten soll. Begeistert stimmt Bella zu, ohne zu ahnen, was sie erwartet.


      Zur Produktion:
      "Good Lady Ducayne", wie die Geschichte von Mary Elizabeth Braddon(1837-1915) im Original heißt, ist der erste Beitrag der britischen Autorin in dieser Reihe. Auch wenn sie hierzulande so gut wie unbekannt ist und im Rest der Welt ebenfalls ziemlich in Vergessenheit geraten sein dürfte, waren ihre Bücher damals absolute Verkaufsschlager und das genreübergreifend. Die Zeit überdauert haben noch am ehesten ihre Kriminal- und Gespenstergeschichten. "Gesellschafterin gesucht" nimmt dabei eine Sonderstellung ein, denn hier handelt es sich eher um eine Mischung aus Terror- und Kriminalgeschichte.
      Drehbuchautor Marc Gruppe beginnt das Hörspiel zwar mit einer von ihm zusätzlich geschriebenen starken Eröffnungszene, doch danach hält er sich strikt an die literarische Vorlage, lediglich die Zofe wurde von Francine in Florence umbenannt.
      Die Handlung selbst verläuft eher gemächlich, doch die immer wiederkehrenden nächtlichen Alpträume der Hauptdarstellerin liefern durchaus den gewünschten Gruselfaktor. Viele Hörer werden vermutlich recht schnell zu wissen glauben, was es mit Lady Ducayne auf sich hat, aber dazu sei gesagt: es ist nicht alles so wie es scheint. Die originalerzählung gibt es nicht einzeln nachzulesen, sie ist aber in der folgenden Kurzgeschichtensammlung enthalten (gutenberg.net.au/ebooks06/0605261.txt).
      Daß mir diese doch relativ gemütlich erzählte Geschichte so viel Spaß gemacht hat, liegt nicht zuletzt an der ausgefeilten Produktion durch Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Die Sprecher sind sauber aufgenommen und jederzeit gut verständlich, selbst in der akustisch hervorragend gemachten Sequenz, bei der Bella das Gespräch zwischen Mr.Carton und Miss Manders nur belauschen kann. Jede Szene ist mit adäquaten Geräuschen unterlegt worden, um eine individuelle Atmosphäre zu schaffen, und dementsprechend bekommt man mal Vogelzwitschern und Gräserrauschen, dann wieder Möwengekrächze und Meeresbrandung zu hören. Die Musikalische Begleitung variiert von düster und schwer bis zu hell und fröhlich, und wenn am Schluß Geigen ertönen, weiß der Hörer, daß es wohl ein Happy-End geben wird. Besonders interessant fand ich diesmal den Einsatz einer Ziehharmonika. Das klang zwar zuächst ungewöhnlich, passte aber hervorragend zum Geschehen.


      Zu den Sprechern:
      Erwähnte ich schon, daß mich die Sprecherauswahl bei Titania immer wieder aufs Neue begeistert? Was für ein Hörerlebnis! Christian Wolff(Erzähler) besticht durch gute Betonung und ruhige Stimme. Obwohl ich eigentlich kein großer Freund von Erzählern bin, hat mir Wolff wirklich gut gefallen, da er mich mit seinem Vortrag zeitweilig an Hörspiele aus den 1970/80er Jahren erinnerte. Julia Stoepel(Bella Rolleston) sprüht nur so vor Leben, und ihre erfrischende Naivität bringt viel Leichtigkeit in das Hörspiel. Dem gegenüber bildet die Leiterin der Vermittlungsagentur, Susanne Tremper(Miss Torpinter), einen passenden Kontrast. Tremper ist perfekt als alte, etwas überkandidelte Dame, die sich ihrer gesellschaftlichen Position wohl bewusst ist. Ingrid Van Bergen(Lady Adeline Ducayne) hatte ich bisher immer nur auf der Leinwand gesehen, aber ihre akustische Präsenz ist mindestens genauso beeindruckend. Ihre etwas kratzige Stimme und der leicht lauernde Unterton eignen sich einfach wunderbar für die Rolle. Patrick Wolff(Dr. Herbert Stafford) verkörpert perfekt den jungen, ernsthaften Mann, der bereit ist, um seine Liebe zu kämpfen, ebenso wie Janina Sachau(Lotta Stafford) seine leicht amüsierte Schwester, die den Hörer mit ihrer sanften Aussprache gefangen nimmt. Sprachliches Highlight ist diesmal für mich Rolf Berg(Dr. Parravicini) als herrlich fieser, skrupelloser Arzt, dessen hämische Lache geradezu ansteckend ist. In weiteren Nebenrollen treten Anja Kruse(Florence) als die Zofe mit französischem Akzent, Dagmar von Kurmin(Miss Manders), die schwatzhafte alte Jungfer und Lothar Didjurgis(Mr. Carton), der überbesorgte ältere Geistliche mit der wohlklingenden Stimme, auf. Abgerundet wird die Sprecherriege durch kurze aber eindrucksvollen Auftritte von Hildegrad Meier(Miss Tomson) und Susanne Uhlen(Miss Blandy), Bellas Vorgängerinnen.


      Fazit:
      Schauerromantik par excellence!

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      OTR-Fan
    • Oh-ja, ein wirklich tolles Perlchen, dieses Hörspiel; mit einer phantastischen Julia Stoepel.

      Schon zu Beginn der Geschichte habe ich wirklich mit Bella mit gelitten. Völlig mittellos, ihr letztes Geld zusammen kratzend, trifft sie auf diesen Drachen von Vermittlerin, in der Hoffnung auf eine gute Anstellung und ein besseres Leben; ich hätte fast heulen können. Julia spielt das so unglaublich realistisch.

      Die bei der Musik zum Einsatz kommenden ruhigen Töne sind perfekt auf die Erzählweise und Wolff, auch unter Berücksichtung der Soundkulisse zugeschnitten. Dramatisch, mitreißend "schaurige" Momente haben mich total überzeugt.