Gruselkabinett - 75 - Weiß

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    • Gruselkabinett - 75 - Weiß



      Gruselkabinett - 75 - Weiß

      Zum Inhalt:
      Als der junge Arzt Dr. Charles Elveston im Jahre 1858 auf dem Weg zu einem Hausbesuch in einem Gasthof Rast macht, erlebt er etwas Ungewöhnliches. Vor dem gegenüberliegenden Anwesen hält eine Kutsche, deren Insassen von Kopf bis Fuß weiß gekleidet sind. Nachdem Charles vom Gastwirt erfährt, daß auch das nicht einsehbare Haus komplett in Weiß gehalten ist, fängt der Mediziner an, sich für dessen Bewohner zu interessieren. Schon bald muss er erfahren, welch grauenhaftes Geheimnis hinter der so harmlos anmutenden Farbe steckt.


      Zur Produktion:
      Es kommt mir wie gestern vor, daß ich meine Anmerkungen zur 50sten Folge der Reihe 'Gruselkabinett' verfasst habe, und nun sind wir bereits 25 Folgen weiter. Ich kenne ansonsten nur ein weiteres Label, das bei seinen Veröffentlichungen auf durchschnittlich eine Folge pro Monat kommt, ohne dabei allerdings die Qualität von Titania zu erreichen. Gefeiert wird die 75 mit der Geschichte einer inzwischen gänzlich unbekannten Autorin. Viel weiß man nicht von der in Irland geborenen und nach Kanada (später dann nach Australien) ausgewanderten Schriftstellerin Mary Fortune(1833-1909). Selbst ihre persönlichen Daten gelten als ungesichert und das, obwohl sie in über 40 Jahren mehr als 500 Detektivgeschichten geschrieben hat.
      Sie war nicht nur die Erste, die einen Serienhelden(Mark Sinclair) ermitteln ließ, sondern auch die Erste, die dafür die Ich-Perspektive wählte. Ebenfalls unbekannt ist das Ersterscheinungsdatum der hier zugrundeliegenden Geschichte "The White Maniac: A Doctor's Tale", einer ihrer wenigen Ausflüge in den Bereich des Phantastischen.
      Drehbuchautor Marc Gruppe zeigt sich, von ein paar behutsamen, leichten Änderungen und einigen zusätzlichen Dialogen abgesehen, gänzlich vorlagentreu. Dem Tempo der Kurzgeschichte entsprechend, steigert sich das Grauen nur sehr langsam, um dann am Ende umso heftiger hervorzutreten. Interessanerweise spielt es dabei auch kaum eine Rolle, daß der Hörer bereits zuvor deutliche Hinweise auf dessen Ursprung erhält, da die Thematik, nicht nur für die damalige Zeit, doch recht ungewöhnlich ist. In diesem Zusammenhang möchte ich unbedingt darauf hinweisen, daß Titania seit der letzen Folge auch immer den Originaltitel der Geschichte, auf der das Hörspiel basiert, oberhalb der Inhaltsangabe nennt. Dadurch haben es diejenigen leichter, welche die literarische Vorlage im Internet nachlesen möchten. Wie sooft, ist auch diese Novelle im englischen Original innerhalb des Gutenbergprojekts zu finden (gutenberg.net.au/ebooks06/0602781h.html).
      Ein Grund für den Erfolg der Reihe dürfte darin liegen, daß es Marc Gruppe und Stephan Bosenius seit ihrem ersten Hörspiel immer wieder gelingt, eine ganz eigene, dichte Atmophäre zu schaffen. Dazu werden die Spielszenen mit perfekt passenden Geräuschen unterlegt, die in einem klassischen Gruselhörspiel einfach nicht fehlen dürfen. Seien es Tiere (Hunde, Krähen und andere Vögel) oder die Umgebung (Stimmengemurmel, das prasselnde Kaminfeuer oder der stetig pfeifende Wind), alles wird akustisch präsentiert. Gleiches gilt für die Musik und die eingesetzten Instrumente. Während das Klavierspiel eher tragend wirkt und die Dramatik akzentuiert, vermitteln Harfe und Geige die Beschwingtheit einer frischen Liebe. Um den Inhalt noch realistischer und damit glaubwürdiger zu machen, kommen auch diverse Effekte zum Einsatz. So werden in einer Szene zu Beginn des Hörspiels die Stimmen der Beteiligten sehr leise eingespielt, um auf diese Weise den Eindruck von Entfernung zu vermitteln. Allerdings empfehle ich, die Lautstärke hier etwas höher zu drehen, sofern man das Ganze nicht über Kopfhörer genießt.


      Zu den Sprechern:
      Hauptdarsteller Johannes Raspe(Dr. Charles Elveston) agiert, genau wie in der Novelle, gleichzeitig auch als Erzähler des Geschehens. Beide Fuktionen erfüllt er über alle Maßen. Mit seiner wohlklingenden Stimme hat er die Sympathien direkt auf seiner Seite, und seine Wandlung vom neugierigen, etwas naiven Arzt hin zum schluchzenden Nervenbündel fällt durch sein mitreißendes Spiel umso intensiver aus. Ebenso nachhaltig beeindruckend ist Niels Clausnitzer(Duke de Rohan), der den Hörer mit seiner zunächst bedächtigen, etwas zögerlichen Sprechweise sofort gefangen nimmt. Auch sein Charakter erfährt einige Änderungen, und so wird aus dem eingangs noch leicht verschämt agierenden, älteren Adligen erst ein entrüsteteter und dann aufrichtig entsetzer Mann. Stephanie Kellner(Blanche dŽAlberville) als betörende Prinzessin mit sanfter Stimme ist eine ausgezeichnete Besetzung für ihren Part. Das gilt auch für Mogens von Gadow(Mr. Tanning) in seiner Verkörperung des gemütlichen, vor sich hinbrummelnden Wirts. Von den Nebenrollen fand ich Wolfgang Welter(Mat) als freundlichen Küster am besten. Die restlichen Auftritte fallen eher kurz aus. Zu hören sind noch Hans Bayer(Prinz dŽAlberville) als distinguierter und vom Schicksal gebeutelter französischer Adliger, Horst Naumann(Dr. Bernard) sowie Tim Schwarzmaier(Maurice) und Rolf Berg(Thomas), die zuvorkommenden Diener von Duke de Rohan bzw. Dr. Charles Elveston.


      Fazit:
      Tabubrechende Thematik, von Titania gekonnt in Szene gesetzt.

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      OTR-Fan