Hörspielerfahrungen Teil 3: Das Krimi-Phänomen ;-)

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    • Was hier bisher (glaube ich) noch zu kurz gekommen ist, es gibt grundsätzlich mehrere Arten von Strukturen: figurenbasierte Geschichten (A) und plotbasierte Stories (B), normalerweise in unterschiedlichen Anteilen, selten in Reinkultur.

      A) Die 3? leben oft genug von den Flaxereien der Figuren, (seltener ihren dunkleren Seiten, aber da gab's mal was mit Bob bei einer verdächtigen Psychologin ...) denen der Krimifall eine Bühne bietet. Das selbe gilt wohl für Holmes und Watson u.a.
      Wenn die Chemie der Figuren stimmt, man ihnen einfach auch mal eine Szene ohne Action zuhört und Spaß hat, dann tritt der Rest der Story zurück. Weil die Figuren (auch bei Soaps) sowas wie Freunde sind, und mit Freunden teilen wir auch nicht nur die spektakulären Momente. Die 3 ? lösen einen Fall, den es ohne sie nicht gäbe (und bisweilen sind die Fälle auch genau so simpel gestrickt)

      B) Andere Reihen oder Einzelhörspiele wechseln jedes Mal die Figuren, weil sie die Konstellationen entsprechend des Plots auswählen, um die jeweiligen Geschichten (am besten mit Überraschungseffekt) bestmöglich zu präsentieren. Für eine bestimmte Story braucht man einen Telepathen, also kommt einer vor. Beim nächsten Mal brauche ich einen PIloten, Zack her damit!
      Hier wird mitunter auch zum schlechten Ende gegriffen, für meinen Geschmack ein wenig zu oft und zu schnell.

      C) Und dann gibt es GoT, das im Grunde nur die alternative Version der Rosenkriege ist (mit einer zunehmenden Menge an Magie). Figuren erfüllen ihren Zweck, leben sich ein paar Kapitel aus und werden nach dem Auftritt weggeworfen oder reanimiert, wie es G gefällt (ist in den Büchern extremer als in der Serie). Weder figurenzentrierte Erzählweise, noch plotbasierte Erzählweise (der Metaplot mit dem Winter und den weißen Wanderern wird ja schon recht früh angedeutet) sondern eine vielfältig dargestellte Alternativgeschichte, die beides mischt.
      Neu: :buerowinke:
      Therme, Morde, Sahnetorte 1: (Cosy Crime)
      "Das Skelett im Kurpark"

      Audiobuch (Lübbe Audio ) gelesen von: Frauke Poolman, Sarah Liu, Kordula Leiße
      978-3-7540-0583-5

      Auch als Taschenbuch und eBook.
    • @Linda: Danke für die Einblicke. Da sieht man wie komplex doch vieles ist.


      Linda schrieb:

      Wenn die Chemie der Figuren stimmt, man ihnen einfach auch mal eine Szene ohne Action zuhört und Spaß hat, dann tritt der Rest der Story zurück.
      Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen. Wenn es sich um ein tolles Duo, Trio oder was auch immer ist und man diesen sehr gerne zuhört, dann kann auch schon mal die Geschichte selbst schwächeln und man hört ihnen trotzdem gerne zu. Rode und Gröger sind in meinen Ohren so ein Duo, die über manch schwächere Geschichte Dank ihrer fast schon stegreif-artigen, "spritzigen" und frischen Unterhaltung hinweg trösten können. Bei den ??? ist es in meinen Ohren fast schon so, dass zu viel Augenmerk auf die Interaktionen zwischen den Dreien gelegt werden. Hier wäre es schön wenn die eigentlichen Geschichten wieder stärker in den Vordergrund gerückt werden. Dann wäre wohl auch die Laufzeit wieder knackiger.



      Linda schrieb:

      Und dann gibt es GoT
      Wofür steht die Abkürzung?
    • Interessante Anmerkungen @Linda Ich finde allerdings die übergroße Fokussierung auf Protagonisten fast durchweg problematisch. Gelungen ist ein Werk, wenn sowohl Figuren als auch die sie umgebende Handlung funktionieren. Oft genug trifft das aber nicht zu, und nur eins von beidem gelingt befreidigend. Natürlich tragen starke Charaktere gut über eine schwächere Handlung. Aber sie können sie auf Dauer nicht ersetzen. Umgekehrt verhält es sich genauso. Was nützt die beste Plotidee, wenn mich die etablierten Figuren daran hindern, sie auch bestmöglich umzusetzen. Ich würde das das Tatort-Problem bezeichnen. Da habe ich oft schon Folgen gesehen, bei denen die Grundidee super war, die Umsetzung dagegen schwach, weil die Kommissare eigentlich nicht zu der famosen Idee passten. Irgendwann halten die dann nur noch die Handlung auf. Oder behindern sie sogar.

      Insofern würde ich mal in Zweifel ziehen, ob eine rein figurenbasierte Geschichte (ist ja eigentlich ein Widerspruch in sich) überhaupt funktionieren kann. Wenn man einen Gegensatz figurenbasiert versus plotbasiert kreierte, hieße das ja, es gäbe Hörspiele, die (wenigstens so gut wie) ohne Plot auskämen. Das dürfte wohl kaum möglich sein. Eher ist die Frage, worauf der Autor seinen Schwerpunkt legt. Und hier sollte sich wohl beides in Summe ungefähr die Waage halten. Sonst wird's eben irgendwie krumm und letztlich unbefriedigend.
      Denke ich jedenfalls.

      @Markus G.

      GoT = Game of Thrones :)
    • Bei manchen Hörspielen überkommt mich durchaus das Gefühl, dass sie ohne Plot auskommen, aber das ist dann nicht unbedingt ein Lob... hüstel.

      Natürlich ist jede Geschichte für sich aus verschiedenen Elementen zusammengemischt (das meinte ich mit den unterschiedlichen Anteilen) und jeder Autor hat persönliche Vorlieben. Bei mir ist es etwa so, dass das eine (Plot in dieser Form) nur mit dem anderen (genau den Figuren und ihren Zielen) funktioniert, und wenn es nicht gerade eine thematische Auftragsarbeit ist, bedingt sich beides. Trotzdem steht bei mir am Anfang eines Projekts, im Ideenstadium, immer entweder eine Figur /Gruppe oder ein Ereignis (Vorfall oder zukünftige Entwicklung bzw das Ende) oder eine Impression und von da aus entfaltet sich erst die Geschichte.

      Aber, als Beispiel für eine reine Figurengeschichte wäre da etwa eine Lovestory zu nennen, ein Genre, dass mir im Hörspiel bislang nicht begegnet ist. Sowas hat oft kaum einen nennenswerten Plot, wenn es nur um Irrungen/Wirrungen der Paarfindung geht, kann man von Glück sagen, noch einen Wendepunkt zu entdecken, vor dem Happy End. Manche finden das interessant genug ... sonst wären die Buchhandlungen und DVD-Regale ja auch halb leer, aber vielleicht ist es auch kein Zufall, dass dieses Genre bislang noch nicht die Gehörgänge stürmte.

      Oder Entwicklungsgeschichten sind auch immer sehr stark figurenzentriert. Junge Frau lernt zaubern, junger Mann emanzipiert sich ... natürlich gibt es auch äußere Dinge, die die Entwicklung beeinflussen, aber der Fokus liegt doch eher auf dem Innenleben und der Figur selbst.

      Aber ich will nicht zu weit ab vom Krimithema schweifen ...
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    • Und @Markus G. - ich teile in etwa deine Meinung über besagte Jugendkrimiserie, und was Holmes/Watson angeht, die mag ich ohnehin.
      Als ich in die HSP-Szene eingestiegen bin, habe ich die ersten 120 Folgen ??? oder so täglich in 2 Portionen gehört, jeweils eine Folge vom Anfang (Kindersprecher) und eine vom Ende der Reihe (erwachsene Sprecher). Der Unterschied, die "Füllerszenen" mit Geflaxe bei den Neuen, im Vergleich zu den strafferen Anfängen war schon frappant.
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    • @Linda

      Ah, okay, jetzt habe ich verstanden, wie Du es meintest. Der Unterschied ist, ob sich der Plot quasi von außen entwickelt und die Figuren in sie hineingeworfen werden oder ob er sich aus der Persönlichkeit oder Situation der Protagonisten heraus entwickelt. Das ist wohl ein Stückweit auch wieder eine Sache des Schwerpunkts, denn akkurat voneinander zu trennen ist so etwas wohl bei wirklich guten Geschichten nicht. Zumindest gibt es wohl Wechselwirkungen. Wenigstens in den meisten Fällen.
      Als Beispiele für die unterschiedlichen Schwerpunkte fallen mir, allerdings im Fernsehbereich, Breaking Bad oder The Sopranos auf der einen oder Game of Thrones oder auch The Walking Dead auf der anderen Seite ein. Die Erstgenannten sind nur mit den jeweiligen Protagonisten wirklich denkbar, bei den Letztgenannten liegt der Schwerpunkt bei der fiktiven Serienwelt und den in ihnen herrschenden Bedingungen, mit denen sich im Zweifel immer wieder neue Figuren herumschlagen müssen.
    • Ein übersehener aber interessanter Punkt des genannten Krimi-Phänomens ist doch: warum sind (eigentlich) immer die ERMITTLER -- seien sie nun Kommissare, Privatdetektive, Nonnen oder neugierige Neuntklässler -- im Zentrum des Ganzen?

      Wie sehe es mit einer Serie (nicht ganz so drastisch wie Caine, aber) mit einem Verbrecher als Helden aus? Würde die ankommen?
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      Billionäre bauen Festungen -- die Klimakatastrophe ist Realität!
    • So was in der Art gab es doch schon bei "Hercule Flambeau" von Maritim.
      Und ist das nicht auch so bei der Serie "Wayne McLair (- Der Meisterdieb)"?
      ich finde solche Konzepte immer mal ganz erfrischend, der "Bösewicht"-Protagonist darf nur wahrscheinlich nicht zu krass, brutal, massenmörderisch oder was auch immer sein. Man sollte ihn irgendwo noch mögen, sich ein bisschen mit ihm identifizieren können. Meiner Meinung nach zumindest.
    • Interplanar schrieb:

      Ein übersehener aber interessanter Punkt des genannten Krimi-Phänomens ist doch: warum sind (eigentlich) immer die ERMITTLER -- seien sie nun Kommissare, Privatdetektive, Nonnen oder neugierige Neuntklässler -- im Zentrum des Ganzen?

      Wie sehe es mit einer Serie (nicht ganz so drastisch wie Caine, aber) mit einem Verbrecher als Helden aus? Würde die ankommen?
      Ich mag das sehr gerne. Wie @Agatha schon schrieb, sollte der Verbrecher trotzdem irgendwie "likeable" sein oder man sollte seine Beweggruende verstehen koennen und man sollte schon in der Lage sein, dass man sich mit den Hauptpersonen identifizieren kann. Ich sehe da z.B. Sopranos, Breaking Bad, Better call Saul, Dexter, Hannibal oder die Netflix show "The Fall" oder auch andere Geschichten, welche die tieferen Zusammenhaenge der dunklen Seele beschreiben. Oder auch mal eine Serienkillerserie, aus der Sicht des Serienkillers, was deren Gefuehlslage beschreibt, und welche Gedankengaenge sie auf ihren schrecklichen Taten begleiten.

      Da sehe ich noch eine Luecke im Hoerspiel die ich gerne gefuellt sehen wuerde.
    • Cherusker schrieb:

      Oder auch mal eine Serienkillerserie, aus der Sicht des Serienkillers, was deren Gefuehlslage beschreibt,
      Bei der "Weissen Lilie" gibt es doch auch diesen Killer (mir fällt gerade der Name nicht ein), der trotzdem noch ganz sympathisch wirkt bzw. dessen Beweggründe zu dem zu werden, was er nun ist, ja auch im Hörspiel thematisiert werden.
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