Kai Meyer - Loreley

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    • Kai Meyer - Loreley


      Bildquelle: Amazon


      Kai Meyer - Loreley

      4 CDs; 315 Minuten; EUR 26,99
      Produktion: Zaubermond



      Skript, Regie und Sounddesign: Marco Göllner

      Sprecher:
      Gertie Honeck, Anna Julia Kapfelsperger, Shandra Schadt, Lilli Martha König, Johannes Steck, Andreas Grothusen, Sebastian Schulz, Andreas Schmidt, Wolfram Mucha, Karlheinz Tafel, Jörg von Liebenfelß, Thomas Petruo, Kirstin Hesse, Uli Krohm, Michael Wiesner, Christian Gaul, Thomas Nicolai u. v. a.

      Inhalt:
      Auf einer Klippe hoch über dem Rhein ruft ein Mädchen aus einem vergitterten Brunnenschacht. Noch ahnt Ailis, die beim Burgschmied in die Lehre geht, nichts von dem dunklen Geheimnis der Gefangenen. Doch dann geraten Menschen in den Bann des Teufels in Kindsgestalt, und der magische Lockruf der Loreley droht, das Land ins Verderben zu reißen. Nur Ailis kann die Gefahr noch abwenden. Ihr Weg führt sie in das rätselhafte Reich des Spielmannszaubers …


      Kritik:

      Bei Zaubermond Audio lässt man die Kai-Meyer-Inszenierungen nicht abreißen: Nach "Die Geisterseher" und "Die Winterprinzessin" ist nun ein mittelalterlicher Fantasy-Roman rund um den Loreley-Mythos an der Reihe. Kai Meyer hat sich allerdings nicht die bekannteste Sage mit der Frau auf dem Felsen als Hintergrund für seine fantastische Geschichte gegriffen, sondern eine viel ältere, gruselige Version, die er im frühen 14. Jahrhundert zu Zeiten des Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen spielen lässt.

      Rund um die Loreley und Burg Rheinfels spielt die faszinierende Story, die sowohl Märchen- als auch Horrorelemente enthält und dabei das typische dichte Kai-Meyer-Flair transportiert, das die meisten seiner fantasievollen Werke auszeichnet.

      Das sich durch die ganze Geschichte ziehende Thema ist das des Hörens - das natürlich wie geschaffen für eine Hörspielumsetzung ist: die Protagonisten hat ein äußerst feines Gehör, und es geht außerdem um versteckte Melodien. Regisseur Marco Göllner hat deshalb auch besonderes "Ohren"merk auf die Klangkulisse gelegt. Das Hörspiel ist total auf Geräusche und Musik ausgerichtet, und als besonderen "Fingerabdruck" dieser Produktion kann man die abrupte Art des Ein- und Aus"schalten" der jeweiligen Geräusche ansehen: hier gibt es kein "Faden", sondern der Hörer wird spontan und überraschend mit Geräuschen konfrontiert. Ein absolut fesselnder Umgang mit Klängen wird hier präsentiert, der prima zur Geschichte passt.

      Ebenso überzeugend sind die eingesetzten Musiken, die viel Atmosphäre kreieren - von Harfe- bis hin zu Chor-Kompositionen. Äußerst überraschend ist der Einsatz des bekannten Stückes "River deep, mountain high", das man in diesem Hörspiel sicher nicht erwartet hätte - aber es passt toll zum Ganzen.

      Marco Göllner wartet auch im Cast mit vielen Überraschungen auf - mit positiven! Neben der weiblichen Erzählerstimme von Gertie Honeck, die mit ihrem Können viele Emotiotionsfacetten einbringt, sind vor allem die Besetzung der Hauptrolle der Ailis, Anna Julia Kapfelsperger, und die der zweiten Hauptrolle, Shandra Schadt als Fee, hervorragend. Daneben spielt die junge hochtalentierte Lilli Martha König als Echo herausragend, und auch die männlichen Rollen sind mit Johannes Steck, Wolfram Mucha, Andreas Grothusen und Andreas Schmidt entgegen der immer wieder in der Hörspielszene auftauchenden und schon oft "abgenutzt" wirkenden Stimmen grandios und sehr individuell besetzt.

      Ein weiteres Schmankerl ist auch die optische Aufmachung des vier CD starken Hörspiels: in einer Aufklapp-Box erwartet den Hörer zuerst eine Ansicht der Brunnenschachtwand, und im beiliegenden Booklet gibt es viele Produktions-Infos nachzulesen, die einen schönen Einblick in die Entstehung des Hörspiels geben.



      Fazit:

      Ein herausragendes Hörspiel - in vielerlei Beziehung: für Kai-Meyer-Fans und alle anderen offenen Ohren ein Hörtipp - und wohl einer der heißesten Anwärter auf das Hörspiel des Jahres!


      Infos und Hörprobe: zaubermond.de
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von gruenspatz ()

    • :danke: Vielen Dank wieder mal für eine sehr ansprechende Rezension, @gruenspatz: :blume:

      Ich habe das gute Stück gestern Abend gehört und konnte nicht aufhören, bevor die letzten Töne von CD 4 verklungen waren, ein großartiges Hörspiel und ganz sicher eines der besten & unterhaltsamsten des Jahres 2012 :]

      Gertie Honeck ist eine wahrer Ohrenlabsal, sie erzählt äußerst eindringlich, und in Verbindung mit den Klangeffekten auf der Stimme (Echos, Überschneidungen, Wiederholungen etc) übt ihre Stimme schon eine beinahe hypnotische Faszination aus!

      Mit am Besten haben mir die Szenen mit den Spielleuten (Wirtshaus etc) gefallen, und die Idee der "Spielmannswege" ist ganz besonders faszinierend und akustisch super umgesetzt!


      Aber auch ein paar kritische Anmerkungen: allzuviel ist ungesund.... so gelungen die Klangeffekte auch sein mögen und so sehr sie zur Atmosphäre beitragen: ich hatte leider oft Probleme, zu verstehen, was gesagt wird, da entweder Worte im Klang der Echos untergingen oder auch ganz oft die Geräuschkulisse so laut war, dass man die Erzählerin einfach nicht mehr verstehen konnte. Ich nehme an, dass hier (mal wieder) Kopfhörerpflicht besteht, vielleicht versteht man dann entsprechende Passagen besser? Wie auch immer: das kam leider öfter mal vor und hat mir den Spaß an ein paar Stellen etwas vergällt :schulter:

      Auch bei einigen Passagen der zu Recht gelobten Lilli König (als "Das Echo") konnte ich nur mit äußerster Konzentration einigermaßen verstehen, was gesprochen wurde. Nach meinem Geschmack (und Gehör) wäre hier ein kleines bißchen weniger mehr gewesen.

      Davon abgesehen jedoch empfand ich das HSP aber auch in jeder Hinsicht als Ohrenschmaus :) Superspannende Geschichte, schöne Dialoge, sehr gute Sprecher und der etwas experimentelle Umgang mit den Effekten / Geräuschen sind zu einer unterhaltsamen Einheit verschmolzen.

      Etwas befremdlich wirkten auf mich übrigens die erotisch angehauchten Eskapaden pupertierender, 15 Jahre alter Jungfrolleins ^^, das liegt aber wohl daran, dass ich diesbezgl. eher nicht zur anvisierten Zielgruppe gehöre, hehe :green:

      Wie auch immer: tolles Hörspiel, Kauftipp!
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • Mit den Klangeffekten geb ich dir recht, *dot*.
      Ich bin sehr schnell auf Kopfhörer umgestiegen, um alles zu verstehen. Mit diesen ist es dann aber auch ein wirkliches Erlebniss...
      Sie kam, sah, .... und stolperte

      The Turtle moves!
    • Cellardoor schrieb:

      Ich bin sehr schnell auf Kopfhörer umgestiegen, um alles zu verstehen. Mit diesen ist es dann aber auch ein wirkliches Erlebniss...


      Ah, gut zu wissen - ich bin kein Freund von Kopfhörern, höre lieber "offen" aus den Boxen, wobei ich guten Sound, Stereo-Dreieck und Krams schon schätze (und auch habe). :]

      Da mir das HSP aber eh gut genug gefallen hat, um es recht bald ein zweites Mal zu hören, werd' ich's dann eben mal mit Kopfhörern versuchen - finde es trotzdem schade, dass es quasi zur Pflicht wird :schulter:
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • Danke für eure Eindrücke. :)

      Ich bin totaler Fan von den Geistersehern und der Winterprinzessin :thumbsup: , daher habe ich mit gespannter Erwartung der Loreley entgegengefiebert.
      Leider kann ich die Begeisterung nicht so recht teilen.


      Ich habe das gute Stück gestern Abend gehört und konnte nicht aufhören, bevor die letzten Töne von CD 4 verklungen waren,
      ..tja, und ich habe CD 2 nun zu Ende gehört in diversen Anläufen und habe gar keine rechte Lust mehr auf die Fortsetzung. :sad:
      Sprecher, Klang, Atmosphäre - finde ich super! Auch die Musik ist toll. :daumenhoch2:
      Aber...ich mag schon die Hauptakteurin nicht...ein "George-Mädchen", das keines sein will, sich die Haare abschneidet und - ach nee - lesbische Neigungen hat. :rolleyes: Was ich auch gar nicht brauche, ist eine Szene wie diese:
      Spoiler anzeigen
      junges nacktes Mädchen menstruiert auf Kinderdämon..
      ja danke. *spei*
      Die Fantasy-Elemente haben mir bei den beiden anderen Meyer-Hörspielen auch mehr zugesagt.
      Hm, nee, leider zündet das Hörspiel nicht richtig bei mir, und das obwohl ich mich so drauf gefreut habe. :menno:
    • Kritik:

      Nun sind sie vorbei, die 320 Minuten an geballtem Hörspiel und die nunmehr dritte Kai Meyer Vertonung aus dem Zaubermond Verlag. Die Youtube Offensive im Vorfeld der Veröffentlich machte definitiv Lust auf mehr und die teilweise recht negativen Buch Kritiken des Kai Meyer Originals prallten recht belanglos an mir ab. Kann man doch schließlich Makel des Buches hervorragend in der Hörspielform ausmerzen. Was also erwartet den Hörer bei Loreley? Zum einen einmal eine von Zaubermond gewohnt dichte Inszenierung. Sound Musik und Effekte passen sich stimmungsvoll in das Geschehen ein. Überhaupt hat Marco Göllner viel Wert auf Stimmungen gelegt, welche das Hörspiel zu großen Teilen beherrschen. Sei es sphärische Musik der Band Elane oder das stark vertretene Harfenspiel Ralf Kleemanns, welches nahezu das komplette Hörspiel durchzieht. Hier verleiht man der Vertonung eine sehr ruhige, beschauliche Stimmung. Und genau diese ist es, die das Hörspiel gerade anfangs recht schleppend dahin plätschern lässt. Die Charaktere werden eingeführt und man lässt diesen viel Raum, sich zu entwickeln. So wirken einige Szenen recht lang, ohne dass die eigentliche Geschichte vorangetrieben wird. Ebenso muss man Meyers Sinn für Fantastik mögen, der in diese klassische Überlieferung Einzug gehalten hat und rein von der Idee her waren die Ansätze auch gar nicht schlecht. Hat die Story aber erst einmal Fahrt aufgenommen, kann sie über weite Strecken durchaus fesseln und gut unterhalten. Dafür aber hat der etwas abrupte und fast schon überhastete Schluss dieser Geschichte mich nicht gänzlich überzeugen können. Wie schon erwähnt, legt man bei der Machart gesteigerten Wert auf Stimmungen. Und eigentlich sind diese (man merkt, hier wurde durchaus ein Konzept umgesetzt) auch toll verwirklicht. Mir persönlich waren sie gerade bei der Thematisierung des „Echos“ aber ein wenig zu überladen. Hier sogar die Stimme der Erzählerin zu doppeln hat mich doch sehr gestört. Viel an der unterschwellig gewobenen Bedrohung der „Loreley“ geht leider verloren, indem man sowohl Stimmen als auch die unwirkliche Musikuntermalung aus dunklen, toten Tönen nach oben schraubt. Hier greift aber wohl wie sie oft der rein persönliche Geschmack und Eindruck. Auch ein wenig gestört hat mich der Umstand, dass bei Szenenwechseln, die gerade durch das Harfenspiel eingeleitet werden, die hintergründigen Soundeffekte wie Regen, Wind usw. ansatzlos abrechen oder einsteigen. Hier hätte mir ein sanfterer Übergang besser gefallen. Kommen wir zu den Sprechern von denen Loreley lebt. Es ist schön, hier verstärkt sehr unverbrauchte Stimmen zu hören, die bis auf die weiblichen Hauptrollen zudem auch ein gewisses Charisma besitzen. Auch fesselt Marco Göllners kleine Tochter Lilli Martha König in der Rolle des Echos mit ihrer inbrünstigen Darbietung. Die Kleine hat es wirklich drauf. Da muss man dem wohl sehr stolzen Papa wiederholt gratulieren. Schlussendlich sei gesagt „Loreley“ ist ein Zaubermond / Kai Meyer Hörspiel, wie man es kennt. Weniger komplexe Verschwörung, dafür einen Schuss mehr Fantastik. Toll produziert und umgesetzt. Makel, wenn man denn davon sprechen kann, sind die etwas schwächere Meyer Vorlage oder die Konzeption der Spielmannswege sowie des „Echos“. Schlussendlich kann ich „Loreley“ durchaus empfehlen. Mystische, irreale und unwirkliche Stimmungen treffen auf klasse Sprecher und beschauliche musikalische Untermalung. Falsch machen kann man hier wenig. Nur mögen muss man es.
      FFM-ROCK.DE
    • ..tja, und ich habe CD 2 nun zu Ende gehört in diversen Anläufen und habe gar keine rechte Lust mehr auf die Fortsetzung. :sad:
      Mir geht es ähnlich. Ich liebe alles von Kai Meyer und bisher haben mir alle Vertonungen zugesagt. Doch hier werde ich einfach nicht so recht warm. (bin noch bei CD1). Es kann aber auch an der Sprecherin der Hauptrolle (Anna Julia Kapfelsperger) liegen kann. Ich kann ihrer Stimme und ihrer Spielleistung nicht so recht etwas abgewinnen. Eine professionelle Sprecherin wäre da vielleicht besser gewesen.
    • Chris2710 schrieb:

      Es kann aber auch an der Sprecherin der Hauptrolle (Anna Julia Kapfelsperger) liegen kann. Ich kann ihrer Stimme und ihrer Spielleistung nicht so recht etwas abgewinnen. Eine professionelle Sprecherin wäre da vielleicht besser gewesen.


      Gerade, dass Marco Göllner hier mal unverbrauchte Sprecher/innen hat arbeiten lassen macht das Hörspiel so genial.
      Die beiden Mädels machen ihre Sache klasse. Professonalität gibt's genug, wird auch irgendwann langweilig immer die selben Leute zu hören.
      Schön, dass Göllner und Ehrhart sich getraut haben.
    • Gerade die beiden Sprecherinnen (+ der Kindersprecherin) haben mir besonders gut gefallen. Zumal es auch Stimmen waren, die man wirklich gut auseinanderhalten konnte. Für mich ist es das beste Meyer-Hörspiel seit der Alchimistin.
    • Gerade, dass Marco Göllner hier mal unverbrauchte Sprecher/innen hat arbeiten lassen macht das Hörspiel so genial.
      Die beiden Mädels machen ihre Sache klasse. Professonalität gibt's genug, wird auch irgendwann langweilig immer die selben Leute zu hören.
      Ich bezog mich ja nur auf Anna Julia Kapfelsperger. Der Rest ist sehr gut gecastet. Ich finde man hätte für diese Rolle einfach jemand anderen nehmen sollen. Ich gebe dir in dem Punkt recht, dass diese Abwechslung gut ist und wir haben so viele tolle Sprecher, die aber nicht genutzt werden. Nur in diesem Fall ist es halt mein subjektives Empfinden. :smile:
    • Naja, wenn man mit einer Stimme nicht warm werden kann - egal aus welchem Grund - dann ist das wie mit nem Schauspieler, den man nicht mag - der Film, das HSP kann noch so gut sein, aber die besetzte Rolle geht halt nicht .... da kann er/sie noch so professionell oder unverbraucht sein, das hilft alles nix. :smile:
      .


      Ersteller des 1. Beitrages : 2010,11,12+13


      :nex1: :nex2:
    • Dann möchte ich auch nicht mit meiner Meinung hinterm Berg bleiben:

      Nach "Die Geisterseher" und "Die Winterprinzessin" ist im Oktober im Zaubermondverlag eine weitere vertonte Geschichte aus der Feder Kai Meyers erschienen. Hinter die Regler dieses 320 minütigen Kolosses hat sich erneut Marco Göllner (bekannt u.a. durch die "Dorian Hunter" Serie) begeben. Vier randvoll bepackte CDs verweisen sicherlich auf kein Hörspiel für zwischendurch. Der Hörer sollte sich definitiv auf eine lange Geschichte einlassen können, ohne dabei zu viele Pausen einzubauen. Bringt er diese Bereitschaft mit, erwartet ihn ein außergewöhnliches Hörspiel. Versprochen.

      Die Geschichte spielt am Rhein zur Zeit des 14. Jahrhunderts. Kai Meyer hat sich von der Ballade rund um die Nixe auf dem Felsen sicher inspirieren lassen. Allerdings würzte er diese Ballade zusätzlich mit der Geschichte zweier Mädchen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Weiterhin bettet er Burg Rheinfels und seine Umgebung in eine dezent aufgedrückte Fantasy Welt ein. Wer jetzt bereits an verklärte Liebesgeschichten aus dem Mittelalter denken muss, den kann ich ansatzweise beruhigen. Zwar gibt es einige lüsternde Szenen, die jedoch wiederum eigentlich einem subtilen, bösartigen Zweck dienen. Einige Szenen empfand ich als durchaus eklig und schockierend. Jedoch muss man "Loreley" zusprechen, dass es in der heutigen Zeit ebenfalls eine Kunst ist, den abgestumpften Horror-Höhrer zu einer Gänsehaut zu verhelfen. Ich empfehle jedenfalls niemandem dieses Hörspiel während der Autobahnfahrt zu lauschen, wie ich es kürzlich getan habe...
      Besonders die Erzählstruktur möchte ich loben. Die Szenenwechsel sind in meinen Augen gekonnt in Szene gesetzt und man knüpft recht zügig an vorhergegangene Cliffhanger an. Meine Befürchtung, dass mich das Ende enttäuschen könnte, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Zwar dürfte das abrupte Ende nicht jedermanns Sache sein, aber für mich schließt sich der Kreis der Geschichte.

      Ein großes Lob möchte ich Herr Göllner bei der Auswahl der Sprecher aussprechen. Man hat auf viele, unverbrauchte Stimmen gesetzt. Diese sind aber durch die Bank weg stimmlich hervorragend ausgebildet worden. Besonders hervorheben möchte ich Gertie Honeck. Man hängt von der ersten bis zur letzten Minute einfach an ihren Lippen. Sie schmeichelt dem Ohr mit ihrer sinnlichen, weichen Stimme und kann im nächsten Moment die fiesesten Dinge mit einer unglaublichen Härte beschreiben. Ich wünsche mir, dass sie noch häufiger in Hörspielen oder in Hörbüchern zu vernehmen sein wird.
      Aber auch die anderen Stimmen wissen zu gefallen. Richtig amüsiert haben mich die Spielmänner.

      Die Produktion kann sich wirklich sehen lassen. Die Musik drängt sich niemals auf, sondern passt sich der jeweiligen Situation hervorragend an. Gleiches gilt für die Geräusche. Einige Stimmeffekte bewegen sich hingegen auf einem sehr schmalen Grad. Oftmals wird ein Satz wie ein Echo wiederholt oder er wabert wie schwarze Materie im Raum herum. Hier wurde der Einsatz oftmals bis auf die Spitze getrieben. Einen groben Ausrutscher sucht man jedoch vergebens, da bei konzentriertem Zuhören alles verständlich bleibt.
      Was mir noch lange in Erinnerung bleiben wird, ist der Gesang des Echos. Dieses Thema hat sich tatsächlich in mein Hirn gefressen und mich immer wieder dazu aufgefordert, das Hörspiel weiter zu hören. Dem Echo erlegen zu sein, kann also wirklich schön sein.

      Fazit:

      Ein großartiger, dunkler Ohrenschmaus wird uns mit "Loreley" geboten. Wer sich nach einem besonderen Hörerlebnis sehnt und sich nicht vor ein wenig Fantasy gruselt, der sollte unbedingt einen Blick auf dieses Hörspiel werfen. Es war bisher das Beste, was ich dieses Jahr zu hören bekommen habe.


      (6 von 6 Punkten)
    • Habe mir das Hörspiel jetzt kürzlich doch mal angeschafft und muss sagen, dass es mir hier ähnlich ging wie Syl.
      Ich bin mit dem Inhalt nicht sonderlich "warm" geworden.
      Musste mich zwar nicht durch die Handlung quälen, sondern wollte schon nach jeder Hör-Pause wissen, wie es denn nun weitergeht, aber wirklich sympathisch fand ich keine der Figuren, nicht einmal Ailis, die Protagonistin.
      (Warum spricht man sie hier eigentlich permanent "Ailíes" aus, ich wäre vorher, beim Lesen des Namens, automatisch davon ausgegangen, es heiße "Áilis" und war entsprechend irritiert. :S )
      Eine ziemlich böse Geschichte, die Kai Meyer da um die Loreley-Sage und den Lurlinberg am Rhein herumgesponnen hat, sehr düster, schwarz-romantisch und mit vielen regelrechten Horrorelementen.
      Dass er dann noch Titania und das eher tückische Feenreich bemühte (wenn auch nur in erzählender Form) und dazu diese dunkle, mörderische, Edelstein-jagende Bruderschaft mit viel Feuer, Mord und Opferungen einbaute, war mir teilweise schon fast zu überladen.
      Denn der an sich schon genügend furchteinflößende eigentliche Feind ist hier ja ein vermeintlich niedliches, kleines Mädchen, das tödliche "Echo" in seinem Brunnenschacht-Gefängnis, das sich seiner Umwelt bedient, wie es ihm in den dämonischen Sinn kommt und dabei geradezu über Berge von Leichen geht. :schreck:
      Positive Gegenwelt (mal abgesehen von ihrem Schmiede-Lehrmeister) und einzige Helfer Ailis' im Kampf gegen diese dunkle Macht: die Spielleute, allen voran der "Lange Jammrich".
      Gut gefiel mir dabei Meyers Idee der "Spielmannswege", die es den Musikern ermöglichen, sich ohne größeren Zeitverlust von einem Ort zum anderen zu bewegen.
      Aber abgesehen vom Inhalt, der nun einmal Geschmackssache ist (und ich mag halt längst nicht alles von K. Meyer), wurde das Ganze natürlich äußerst opulent umgesetzt: ein Soundtrack, der seinesgleichen sucht, denn hier dreht sich ja ohenhin bereits inhaltlich alles um Gehör, Melodien, Töne, Gesang - und dem wird in der Umsetzung bestens entsprochen.
      Diverse Instrumente, viele unterschiedliche Musikstücke, Geräusche, Halleffekte, Klänge - wirklich ein Fest für das geneigte Ohr, wenn auch manchmal anstrengend, z.B. sobald das "Echo" seine todbringenden Weisen anstimmt. :pinch:
      Die Sprecher/Innen sind größtenteils sehr unverbraucht, aber trotzdem absolut souverän, mir gefiel lediglich Andreas Schmidt als "Jammrich" stimmlich nicht, den Rest fand ich perfekt ausgesucht. Allen voran die damals erst 6jährige Lilli Martha König als mal kindlich-niedliches, mal boshaft-gefährliches Echo und Anna Julia Kapfelsperger als die burschikose Ailis.
      Den "Ohrkanus" gab es damals sicher verdient :zustimm: , aber damit das Hörspiel auch für mich zu den top Vertretern seines Genres zählen würde, hätte mich die eigentliche Geschichte stärker bewegen, mir einfach besser gefallen müssen müssen.
      So blieb ich ihr gegenüber, trotz aller Gänsehaut-Momente, immer eher distanziert.
    • Mit Loreley habe ich jetzt meine persönliche Kai-Meyer-Hörspiel-Trilogie-an-drei-Wochenenden beendet.

      Ich muss ganz ehrlich sagen; auch ich bin mit diesem Hörspiel nicht so richtig warm geworden.

      Einerseits ist die Story durchaus faszinierend und ich habe ganz gespannt zugehört.
      Die Spielleute sind wirklich ein sehr interessanter Gegenpart zum Echo.
      Und natürlich wollte ich unbedingt wissen wie es weitergeht.

      Andererseits gab es Szenen, bei denen ich gedacht habe: "Was soll denn dieser Schei.. das jetzt?
      Das Auftauchen von Fees Vater und der acht Kuttenträger zum Beispiel habe ich als völlig deplatziert und unpassend empfunden.
      Auch die von Sylphida geschilderte Szene gehört dazu.

      Die grandiose Soundkulisse ist Fluch und Segen zugleich.
      Gerade zu Beginn habe ich das Zuhören als sehr anstrengend empfunden,
      die Erzählerin und das kleine Mädchen sind über dem Klangteppich oftmals kaum zu verstehen.
      Später ging es dann; entweder weil es besser wurde oder weil ich mich daran gewöhnt hatte.

      Apropos Erzählerin: Gertie "Captain Janeway" Honeck ist für mich das Highlight dieses Hörspiels.
      Sie ist einfach großartig und wäre für mich der einzige Grund, dieses Hörspiel noch einmal zu hören.

      Gruß, Frank
      Wo Leidenschaft ist, da ist auch Hoffnung.
    • Frank schrieb:

      Das Auftauchen von Fees Vater und der acht Kuttenträger zum Beispiel habe ich als völlig deplatziert und unpassend empfunden.
      Auch die von Sylphida geschilderte Szene gehört dazu.
      Eben! Dieser gesamte Handlungsstrang um die Sekte und ihre Suche nach dem Stein, der Mord und dann die "Selbstopderung", damit das Feuer bis zum Mond reichen soll :augenroll: usw., das war mir zu unausgegoren, und das hat für mich die eigentliche "Loreley"-Geschichte nur unnötig aufgeblasen. Fast so, als hätte K. Meyer die Figuren nur für noch mehr Action und vor allem Buchumfang ;) mit reingepackt.

      Frank schrieb:

      Später ging es dann; entweder weil es besser wurde oder weil ich mich daran gewöhnt hatte.
      Ich hatte auch den Eindruck, dass es später nicht mehr so gravierend war, aber vielleicht auch einfach nur, weil "Echo" ja ab einem bestimmten Zeitpunkt kaum noch mit ihrer Kinderstimme spricht.
      Und die Sounds/ Gesänge sind ja auch nicht immer gleich dröhnend.

      Gertie Honeck heben ja viele hervor, wenn man so die Rezensionen zum Hörspiel liest.
      Ich fand sie gut, aber nicht herausragend. :)
    • Buh, das ist eines meiner Lieblingshörspiele. Gerade wie die Geräusche hier eingesetzt wurden, fand ich als Experiment grossartig. Von der Story gibt es natürlich bessere Meyers. Da gefiel mir die erste Staffel (also die ersten vier Folgen) von der Alchimistin am besten.
    • Für mich steht halt die Geschichte im Vordergrund. ;)


      Agatha schrieb:

      Und die Sounds/ Gesänge sind ja auch nicht immer gleich dröhnend.
      Apropos Gesang.
      Ein Titel wurde auf Englisch gesungen. Fand ich völlig daneben. :thumbdown:



      Die Alchimistin steht übrigens auch noch auf meinem Merkzettel (aber das dauert noch etwas).

      Gruß, Frank
      Wo Leidenschaft ist, da ist auch Hoffnung.
    • Tolkien schrieb:

      Da gefiel mir die erste Staffel (also die ersten vier Folgen) von der Alchimistin am besten.
      Hey, da hast Du, was die Meyers angeht, einen ganz anderen Geschmack als ich. :)
      Ich fand die erste Staffel der "Alchimistin" aufgrund der - sorry! - ekelhaften, breit ausgewalzten Inzest-Thematik :kotz: ziemlich daneben.
      Fantasy-Story hin oder her.
      Habe zwar alle Teile (noch aus der Zeit meiner Hörspiel-Viel-Käufe) und höre sie auch gelegentlich mal durch, aber ich muss da echt stellenweise schwer die Zähne zusammenbeißen und frage mich, was K.M. geritten hat, als er sich das ausdachte. :pinch:
      "Die Unsterbliche", also die zweite Staffel, finde ich besser.
      Aber es gefällt halt jedem was anderes, und das ist ja auch vollkommen okay!
    • Agatha schrieb:

      Tolkien schrieb:

      Da gefiel mir die erste Staffel (also die ersten vier Folgen) von der Alchimistin am besten.
      Hey, da hast Du, was die Meyers angeht, einen ganz anderen Geschmack als ich. :) Ich fand die erste Staffel der "Alchimistin" aufgrund der - sorry! - ekelhaften, breit ausgewalzten Inzest-Thematik :kotz: ziemlich daneben.
      Fantasy-Story hin oder her.
      Habe zwar alle Teile (noch aus der Zeit meiner Hörspiel-Viel-Käufe) und höre sie auch gelegentlich mal durch, aber ich muss da echt stellenweise schwer die Zähne zusammenbeißen und frage mich, was K.M. geritten hat, als er sich das ausdachte. :pinch:
      "Die Unsterbliche", also die zweite Staffel, finde ich besser.
      Aber es gefällt halt jedem was anderes, und das ist ja auch vollkommen okay!
      Dann ist Game of Thrones bestimmt auch nichts für Dich. Stimmts, @Agatha?

      Da schläft ja Cersei mit ihrem Bruder, Craster mit seinen Töchtern und Jon Schnee mit seiner Tante! :drueck2: :knutsch: :kiss2: