Erschienen April 2011 bei Titania Medien
Inhalt:
Nach einem schweren Sturm entdeckt die Besatzung des Schiffes Bheopte ein umher treibendes, herrenloses Wrack. Im Sonnenuntergang beschließen sie, dort an Bord nach dem Rechten zu sehen. Ein – wie sie erkennen müssen – lebensgefährliches Unterfangen…
Sprecher:
Erzähler: Friedrich Georg Beckhaus
Dr. Dark: Johannes Berenz
Constance Main: Antje von der Ahe
Eleanor Main: Almut Eggert
Captain Gannington: Hans Teuscher
Mr. Berlies: Stefan Kaminski
Mr. Selvern: Michael Deffert
Matrosen: Jan Panczak, Patrick Rochee
Meinung:
Wie entsteht Leben? Beruht alles nur auf chemischen Prozessen oder bedarf es des göttlichen Funkens? Der Einstieg mutet – für eine Schiffsgeschichte - zunächst etwas seltsam an, die philosophische Frage bekommt im Verlauf der Erzählung jedoch eine interessante Bedeutung.
Die Geschichte selbst ist eine Jugenderinnerung des gealterten Schiffsarztes Dr. Dark (bitte vom trashigen Horror-Namen nicht täuschen lassen, der Doktor ist absolut seriös!), mit dem wir zurück ins Jahr 1900 reisen, um uns an Board des Passagierschiffs Bheopte zur Überfahrt von England nach Shanghai zu begeben. An Board befinden sich neben einer durchweg sympathischen Mannschaft auch zwei nette Damen: Die fröhliche Constance und ihre altjüngferliche Tante Eleanor.
Das erste Highlight der Geschichte ist ein schweres Unwetter, das der Bheopte und ihrer Besatzung alles abverlangt. Die Geräuschkulisse ist sehr stimmungsvoll - ich glaube, es sind sogar ein paar Spritzer Gischt aus meinen Boxen getropft - und Captain Gannington läuft zu Hochform auf.
Nach dem Sturm entdeckt die Besatzung der Bheopte ein ebenfalls stark mitgenommenes und offensichtlich verlassenes Schiff, eine "Herrenlose", die sofort das Interesse der abenteuerlustigen Constance weckt. Die Mannschaft bricht zu einer Besichtigung auf - das zweite Highlight der Folge - und ab hier bekommt das Hörspiel auch die erhoffte schaurige Note. Die Beschreibung der von Seegewächsen überwucherten Bark ist sehr anschaulich und lässt eindrucksvolle Bilder im Kopf entstehen. *schauder* Für meinen Geschmack hätte man die Erkundung der Herrenlosen allerdings noch gruseliger gestalten können - sei es durch fesselndere Musik oder besorgtere Stimmen der Personen. Bei der Entdeckung
maikäfergroßer Seeläuse
Insgesamt fehlt es dem Hörspiel an Spannungsbögen, die Handlung gestaltet sich zwar unterhaltsam, aber meist eher unspektakulär. Dies liegt vielleicht auch daran, dass viele und vor allem wichtige Teile des Geschehens durch die beteiligten Personen geschildert werden - ein "Problem", das es bei einer visuellen Umsetzung der Geschichte so nicht gegeben hätte.
Die Sprecher der Folge bringen alle tolle Leistungen, die Besetzung bzw. die Regieanweisungen finde ich aber nicht ausnahmslos gut. Der alte Dr. Dark mit einer angenehmen großväterlichen Stimme (Friedrich Georg Backhaus) ist ein toller Erzähler, und auch der junge Doktor (Johannes Berenz) sowie Hans Teuscher als Captain Gannington gefallen mir sehr, wobei der Captain ruhig noch etwas raubeiniger hätte sein können. Die stets muntere und unbekümmerte Art von Constance Main (Antje von der Ahe) macht sie zwar sympathisch, trägt jedoch gerade an Board der Herenlosen dazu bei, dass eine wirklich beängstigende Stimmung nicht aufkommen mag. In diesem Fall hätte ich mir ein bisschen mehr schreckhaftes "Frauen-Klischee" gewünscht.
Das Cover, das mir sehr gut gefällt, passt übrigens gut zur Stimmung des Hörspiels. War das Holländer-Cover wild und unruhig, kommt die Herrenlose ruhig und gemessen daher...nur eine Tarnung?!
Fazit:
Da ich (Geister-)Schiffsgeschichten ohnehin mag, hat mir auch Die Herrenlose Freude bereitet. Dem Hörspiel gelingt es nur bedingt, den Zuhörer zu packen, etwas mehr Spannung hätte nicht geschadet und wäre bei der sehr ansprechenden Grusel-Thematik durchaus drin gewesen. Sollte Die Herrenlose einmal verfilmt werden - wofür sich die Story hervorragend eignen würde - wäre ich sofort im Kino! Trotz ein paar Punktabzügen ein schönes Hörspiel nicht nur für Bootsmänner und Leichtmatrosen.